Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
Benutzeravatar
218217-8
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2128
Registriert: 15 Jan 2011, 23:40
Wohnort: Heilbronn

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von 218217-8 »

Geht's euch auch so, dass da plötzlich zwei Beiträge fehlen? Gestern Abend war da doch noch der Beitrag mit Bildern vom Ausflug nach Königstein und eine Antwort darauf. Die sind jetzt verschwunden! Wenn ich die Maus auf der Startseite im Kasten "Recent Forum Topics" über das Thema halte, zeigt es im kleinen Textkästchen, das sich dann öffnet, auch den Text der verschwundenen Beiträge an. Aber im eigentliche Thema sind sie nicht mehr da. :shock: :shock:
Ist das Absicht oder ein Fehler? Wäre schade um die schönen Bilder und den interessanten Bericht.
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Stimmt, bei mir sind sie auch verschwunden?
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Nordlicht
Routinier
Beiträge: 313
Registriert: 07 Nov 2020, 18:22

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Nordlicht »

Definitiv - ich hatte auch noch eine Antwort zum letzten, nicht mehr sichtbaren Beitrag von Entenfang verfasst, die ist auch verschollen.
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Tag 4

Es ist kalt geworden. Seit meinem Anreisetag, an dem ich in der Winterjacke noch hoffnungslos geschwitzt habe, ist die Temperatur um 15° gefallen. Zum Glück habe ich auch die warmen Handschuhe eingepackt, denn heute weht zusätzlich noch ein eisiger Wind. Also der perfekte Tag für eine Wanderung…

Unser Ziel ist Königstein, dafür nehmen wir die ausnahmsweise pünktliche S-Bahn nach Höchst, um dort in die Wasserstoffzüge umzusteigen. Nicht.
Bild

Die Einführung der iLints war nicht ganz problemlos, aber zum Glück ließen sich von der BRB ein paar dLints auftreiben.
Die Nebenbahn führt zunächst durch dicht bebautes Gebiet und wird Mo-Sa im Halbstundentakt bedient. Die Strecke gehört der HLB, wird aber seit Dezember 2022 von Start (=DB) betrieben.
Es gibt viele Kreuzungsmöglichkeiten, näher am Taunus schlängelt sie sich dann steil durch den kahlen Wald hinauf. Wir steigen in Schneidhain aus.
Bild

Die geplante Wanderung führt quasi unmittelbar an einer guten Fotostelle vorbei, da lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, den wenig später pfeifend zurückkehrenden Zug festzuhalten.
Bild[

Bild

Blick zur Burgruine Königstein
Bild

Im Taunus ist über Nacht ein wenig Schnee gefallen
Bild

Bild

Bild

Eine hübsche Spiegelung gibt es im Forellenweiher
Bild

Vom Dettweiler Tempel gibt es einen guten Blick auf Frankfurt – die eisige Luft ist äußerst klar.
Bild

Die rauchenden Schlote des Industriegebiets Höchst
Bild

Allmählich ist uns ziemlich kalt, doch es bleibt noch reichlich Zeit bis zur nächsten Zugabfahrt. Abendliche Wolkenstimmung über Königstein
Bild

Bild

Nett hier…
Bild

Zurück am Bahnhof, ist bereits die blaue Stunde angebrochen. Der Bus rechts könnte von der Lackierung her von Postauto sein…
Bild

Die VT2E werden seit dem Betreiberwechsel nicht mehr gebraucht, keine Ahnung, ob die hier angesiedelte HLB-Werkstatt sich jetzt um die Start-Züge kümmert oder die aufwändig irgendwo anders hin überführt werden müssen…
Bild

In Höchst gelingt uns der nicht vorgesehene 2 min-Umstieg zur S-Bahn problemlos und die ist schon wieder pünktlich!


Tag 5

Heute ist Montag, vielleicht ist dann die Schlange am Maintower ja kürzer? Wir nehmen wieder eine ziemlich verspätete S-Bahn zur Taunusanlage.
Bild

Und tatsächlich haben wir einen guten Moment erwischt, müssen kaum warten und dürfen nach einer völlig unnötigen Sicherheitskontrolle in den Lift einsteigen, der uns über die Dächer der Stadt bringt.
Die Aussichtsplattform hat nur eine niedrige Brüstung, sodass man auch nachts gute Fotos machen kann – beim nächsten Mal dann.
Blick über den Hbf…
Bild

Bild

Bild

…zur Bleistiftspitze…
Bild

…über die Zeil…
Bild

…auf die schnurgerade Bahntrasse nach Darmstadt…
Bild

…zum großen Feldberg…
Bild

…zum Eschenheimer Turm…
Bild

…und auf die Baustelle zum Frankfurt 4 Tower, der leider den Blick auf die Altstadt verstellt.
Bild


Weiter geht’s zum Südbahnhof zur nächsten Streckenbefahrung – Richtung Offenbach Stadtgrenze. Die Linien 15 und 16 überlagern sich tagsüber unter der Woche größtenteils zum 5-Minuten-Takt.
Bild

Nach einem leicht überlandigen Abschnitt wird Oberrad erschlossen, wo durchaus Nachfrage vorhanden ist, da es keine Alternativen gibt. An der einen oder anderen LSA dauert es eine Weile, doch etwa eine Viertelstunde später erreichen wir Offenbach Stadtgrenze.
Bild
Dass das Fahrgastaufkommen hier bescheiden ist, wundert angesichts der unmotivierten Lage der Endstation wenig.

Wir laufen zur S-Bahnstation Kaiserlei, womit die Tarifzone Frankfurt gut ausgenutzt ist, denn beide Haltestellen liegen genau auf der Tarifzonengrenze.
Die S-Bahn befindet sich in einem Stadtentwicklungsgebiet.
Bild

Wir hätten uns gar nicht so sehr beeilen brauchen, denn die S-Bahnen sind mal wieder alle verspätet.
Dass wegen der Baustelle am Ledermuseum am Bahnsteig gewendet wird, trägt nicht gerade zur Betriebsstabilität bei.
Ein bisschen Tageslichtfällt auf den Bahnsteig.
Bild

Eines der begehrtesten Souvenirs in den Tagen von der OB-Wahl in Frankfurt waren wohl diese Wahlplakate:
Bild
Der Bahnbabo ist Straßenbahnfahrer und als parteiloser Kandidat und völliger Außenseiter angetreten. Leider hat es nur für Platz 4 (hinter CDU, SPD und Grüne) gereicht. Dennoch ist mir dieser Typ äußerst sympathisch…

„OB-Wahl in Frankfurt: Plakate vom „Bahnbabo“ begehrt
Mittlerweile seien sogar viele abgehängt worden. So sei das auch gedacht, findet Wirth, „weil es die coolsten und gechilltesten Plakate ever sind“. Für ihn sei es völlig in Ordnung, wenn die Kids sich diese sichern. Die Plakate der anderen Kandidierenden würden nur zerstört.“

https://www.fr.de/frankfurt/ob-kandidat ... 32995.html

In der Tat ist mir aufgefallen, mit welcher Brutalität jeder gegen seinen persönlichen Feind vorgegangen ist – kaum ein Plakat, egal von welcher Partei, das nicht halb heruntergerissen, beschädigt oder beschmiert ist. Welch hervorragende Basis für eine demokratische Wahl…

Nachdem wir wieder eine arg verspätete S-Bahn genommen haben, die deswegen am Hbf oben verendet, versuchen wir es nachmittags nochmal auf dem 17er.
Doch wieder ist keiner der eingetragenen Kurse ein P-Wagen.
040 und 213 am Bahnhof Louisa
Bild

Als nächstes steht die Streckenbefahrung zum Stadion auf dem Plan. Nur jeder zweite Kurs fährt bis dorthin, die anderen wenden bereits am Oberforsthaus. Auf dem Weg kommt es beinahe zum Unfall, denn die Gleise führen auf die MIV-Spur und in meinen Augen ist die Markierung eindeutig, dass die Tram hier wartepflichtig ist. Der Autofahrer bremst erst im allerletzten Moment und wäre fast der Tram in die Seite gefahren – auch wenn er eigentlich im Recht gewesen wäre, hätte er meiner Ansicht nach die Situation früher erkennen und abbremsen können.

https://www.google.de/maps/@50.0855841, ... 312!8i6656

Der Tramfahrer jedenfalls ist auch nicht unbedingt besonders regelkonform unterwegs und hatte bereits zuvor ein Halt zeigendes Signal an einem Fußgängerübergang überfahren, was durchaus auch beinahe zu einer gefährlichen Situation geführt hätte – die Fußgängerampel hat erst in dem Moment auf Grün geschaltet, als die Front schon den Überweg befahren hatte, sodass noch keiner der Fußgänger losgegangen ist.

Die rustikale Wendeschleife Oberforsthaus liegt am südlichen Stadtrand von Frankfurt
Bild

Hier geht es weiter zum Stadion
Bild

Die Tramhaltestelle Stadion ist wahrhaftig riesig und erinnert eher an einen Rangierbahnhof.
Bild

Im Veranstaltungsverkehr werden die S-Wagen auch in Doppeltraktion eingesetzt.

Die Haltestelle heißt offiziell Stadion (Straßenbahn) und liegt über einen Kilometer vom Bahnhof Stadion entfernt.

Eine Rangierfahrt kommt auf der Brücke zum Halten
Bild

Weder für den Ast nach Schwanheim noch für den zum Haardtwaldplatz reicht die verbleibende Zeit bis zu meiner Zugabfahrt, daher fahren wir über den Schweizer Platz zurück zum Hbf, wo ich mein Gepäck verstaut habe. Am Südbahnhof gibt es ärgerlicherweise keine Schließfächer.
Bild

Immer wieder schön – die Bahnhofshalle
Bild

Der ICE 79 kommt aus Hamburg und ich habe den Fahrtverlauf in den letzten Stunden argwöhnisch verfolgt – doch der Zug war die ganze Zeit pünktlich unterwegs und fährt auch überpünktlich in Frankfurt Süd ein.
Bild

Ich steige in den selbst im Wagen 1 recht gut ausgelasteten Zug ein und pünktlich geht es weiter ohne Halt bis Karlsruhe. Ich kann es gar nicht so recht glauben, dass wir es pünktlich bis Freiburg schaffen. Ein paar Minuten nach der Abfahrt ertönt der Dööödäääädööööö-Gong, der erfahrungsgemäß selten gute Nachrichten überbringt. Wenig später die Durchsage: «Liebe Gäste, derzeit ist die Strecke vor uns gesperrt, weil da jemand… ähm… aufgrund von Personen im Gleis. Wir werden in Bad Krotzingen anhalten und die Türen öffnen, damit Sie aussteigen können.» Der DB Navigator verkündet quasi zeitgleich +30 wegen Notarzteinsatz und damit ist eigentlich klar, dass es einen PU gibt. Wenn schon gleich die Türen geöffnet werden, wird die Sache wohl länger dauern. Wäre ja auch zu schön gewesen, mit DB FV tatsächlich einmal pünktlich anzukommen.

«Liebe Gäste, wir sind nun in Bad Krotzingen zum Halten gekommen, da die Strecke gesperrt ist. Wir wissen leider noch nicht, wie lange die Sperrung dauert. Derzeit gehen wir von 90 Minuten aus. Da der Bahnsteig zu kurz ist, können wir nicht alle Türen öffnen. Sie können im Zug nach vorne bis zu einem Wagen mit geöffneten Türen gehen. Ich informiere Sie natürlich, sobald mir weitere Informationen vorliegen.»
Der Plan, mein Abendessen daheim einzunehmen, ist hinfällig geworden und ich begebe mich direkt in den Speisewagen, bevor das noch zu viele andere tun und alles ausverkauft ist. Der Linseneintopf wird aus der Tüte in den Teller geschüttet und aufgewärmt – dafür schmeckt er ziemlich gut. Ich setze mich mangels freier Tische zu einer Schweizerin dazu, die aus der Nähe von Zürich stammt.
«So, uns liegen leider immer noch keine Informationen vor, wann es weitergeht. Sicher ist dagegen, dass wir nicht nach Zürich weiterfahren. Dieser Zug wird also in Basel enden und Sie können dann in einen anderen Zug nach Zürich umsteigen. Der letzte fährt um 0:13 Uhr, sodass wir noch ein bisschen Puffer haben.» Na halleluja, wenn man diese Aussage um 21:30 Uhr hört, kommt Freude auf…

Einige Fahrgäste verlassen den Bahnsteig Richtung Parkplatz, da sie wohl inzwischen einen privaten SEV organisiert haben. Im DB Navigator wird verkündet, dass man aktuell mit Busunternehmen abklären würde, ob ein SEV eingerichtet werden könne. Die SBB dagegen hat für Basel – Zürich einen Ersatzzug gestellt.

«Liebe Gäste, da wir nun eine Stunde stehen, haben Sie Anspruch auf Rückerstattung im Rahmen der Fahrgastrechte. Sie können diese direkt im DB Navigator geltend machen. Falls Sie lieber das alte Formular per Post wünschen, erhalten Sie es bei uns im Dienstabteil. Ausserdem erhalten Sie ein Wasser als Freigetränk, dass sie im Bordrestaurant abholen können. Wann es weitergeht, kann ich Ihnen leider immer noch nicht sagen.»

Die Zeit dümpelt dahin, während immer mehr Fahrgäste den Zug verlassen und irgendwie anders weiterkommen. Im DB Navigator steht knapp zwei Stunden nach Ereigniseintritt, dass leider keine Busse für einen SEV gefunden werden konnten. Tja, Pech, wer in Deutschland kein Auto hat und sei es nur, um sich abholen zu lassen, wenn mal wieder gar nichts geht…

Nach zwei Stunden folgt dann der Hinweis auf ein weiteres Freigetränk. Weitere Minuten verstreichen, dann wird die Streckenfreigabe in 20 Minuten erwartet. Das trifft dann auch ungefähr zu. «So, die Strecke ist nun wieder frei. Bitte steigen Sie wieder ein und informieren Sie Freunde und Verwandte, dass es weitergeht.»

«Hinweis für Reisende, die in der Schweiz weiter als Zürich, Olten, Bern oder Luzern wollen – bitte steigen Sie in Basel Badischer Bahnhof aus und wenden sich dort an die DB Information. Der Kollege erwartet Sie bereits und wird Ihnen Taxi- oder Hotelgutscheine geben.» Und mit +167 geht die Fahrt dann für mich zu Ende und hat damit fast doppelt so lange gedauert wie geplant.


Fazit

Nach längerer Pause mal wieder rege den deutschen ÖV genutzt – macht durchaus Spaß, man darf nur nicht erwarten, pünktlich anzukommen… Und ich weiß den Schweizer Standard auch wieder richtig zu schätzen ;)
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
218217-8
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2128
Registriert: 15 Jan 2011, 23:40
Wohnort: Heilbronn

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von 218217-8 »

Der Bus rechts könnte von der Lackierung her von Postauto sein…
Das ist eindeutig der Fall!
Auf dem Weg kommt es beinahe zum Unfall, denn die Gleise führen auf die MIV-Spur und in meinen Augen ist die Markierung eindeutig, dass die Tram hier wartepflichtig ist. Der Autofahrer bremst erst im allerletzten Moment und wäre fast der Tram in die Seite gefahren – auch wenn er eigentlich im Recht gewesen wäre, hätte er meiner Ansicht nach die Situation früher erkennen und abbremsen können.
§2(3) StVO: "Fahrzeuge, die in der Längsrichtung einer Schienenbahn verkehren, müssen diese, soweit möglich, durchfahren lassen."
Ob diese Regel durch Markierungen außer Kraft gesetzt werden kann, weiß ich auch nicht. Zumindest konnte ich nichts darüber finden, was für mich im Zweifesfall heißt, dass auch hier §2(3) gilt. Dafür spricht auch, dass vor dieser Stelle zweimal vor der Straßenbahn gewarnt wird: 1x mit Ankündigung "25m" und nochmal unmittelbar an der Stelle - letzteres Verkehrszeichen ist im Streetview-Link noch zu sehen.
Aber besonders glücklich ist das hier natürlich nicht gelöst.
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Neue Abenteuer aus Frankfurt

5 Tage vorher


Leider hat sich erst sehr kurzfristig entschieden, ob ich bereits am Donnerstagnachmittag losfahren kann oder doch erst am Freitag. Das macht es natürlich knifflig, denn ich möchte mein Fahrrad mitnehmen. Nunja, viele ICE mit freien Fahrradstellplätzen von Basel nach Frankfurt finde ich wahrlich nicht, doch eine Verbindung um 17:15 hat noch welche. Einziger Haken – ich möchte eine Bahnbonus-Freifahrt einlösen und Fahrrad-Stellplätze kann man online nicht separat buchen. Für die Rückfahrt am Montag finde ich einen ICE vom Frankfurter Flughafen mit freien Stellplätzen. Die Anfahrt mit dem NV ziehe ich auch in Betracht, aber sie dauert halt doppelt so lange und ich würde es erst um Mitternacht nach Frankfurt schaffen – sofern ich alle 3 Umstiege erreiche…
Also ab zum Reisezentrum am Badischen Bahnhof. Guten Tag, ich hätte gerne eine Fahrradreservierung für den ICE. „Für wann? Für nächstes Jahr?“
Haha, guter Witz. Tatsächlich sind beide Verbindungen verfügbar, wie ich sie herausgesucht habe und ich bekomme meine Fahrradstellplätze, anschließend buche ich die Freifahrt.

Tag 1

Die Türen schliessen am Badischen Bahnhof pünktlich, doch zunächst fahren wir nicht ab. Es vergehen noch ein paar Minuten, dann setzt sich der ICE endlich in Bewegung. Bis Freiburg bummeln wir noch ein paar Mal und stehen dann bei +10, im DB Navigator steht als Begründung Sperrung einer Brücke drin, was aber auch davor schon drinstand und auf die beschädigte Brücke an der Mörfelder Landstrasse hindeutet. Im Juli ist dort ein LKW in die Brücke gefahren und hat sie für den Eisenbahnverkehr unpassierbar gemacht. Der FV wird über Heidelberg – Darmstadt mit Ersatzhalt in Frankfurt Süd umgeleitet.
https://www.hessenschau.de/panorama/bes ... r-100.html
Seitdem dürfen auch keine ICE mehr in die Schweiz weiterfahren, denn dadurch ist es fast aussichtslos geworden, pünktlich in Basel anzukommen.
Es wird mir ewig ein Rätsel bleiben, warum man in Deutschland nicht sowas aufhängt. Das kostet fast nichts und würde so viel Kosten und Ärger ersparen…

Inzwischen ist die Brücke nach etwa 6 Wochen teilinstandgesetzt worden und 1 von 3 Gleisen wieder befahrbar, sodass der FV wieder den Regelweg fahren kann. In 2 Wochen soll es (in der Theorie) auch wieder ICE-Verbindungen in die Schweiz geben.
https://www.hessenschau.de/panorama/deu ... e-102.html

Durchgesagt wird eine Verspätung aufgrund von Las. Das WLAN ist so langsam, dass ich bei meiner Arbeit immer den Scrollbalken bewege und 1 bis 10s später bewegt sich das Bild, je nachdem, ob wir gerade in der Nähe einer grösseren Stadt sind oder nicht.
Bei der Fahrkartenkontrolle beschwert sich ein Mann, dass man sich ja echt nie auf die Bahn verlassen könne. Er kommt aus der Schweiz und musste schon eine neue Fahrradkarte kaufen, weil der vorherige ICE ab Basel kommentarlos ausgefallen wäre. Ich schaue nach, im DB Navigator steht Verspätung aus vorheriger Fahrt und Wende am Bad Bf.

Die Verspätung dümpelt weiterhin bei etwa +12 vor sich hin, in Baden-Baden steigen nochmal zwei Radfahrer zu, es gibt aber nur noch einen Stellplatz. Die beiden diskutieren, dass jemand offenbar ihren Platz unerlaubterweise belegt haben muss. Der Schaffner kommt, um sich das Problem anzusehen. Ein anderer Radfahrer bereitet sich gerade für den Ausstieg in Karlsruhe vor, sodass sich das Problem in Kürze von selbst lösen wird und von weiteren Nachforschungen abgesehen wird, wer wo wie falsch steht.

Mit +12 endet die Fahrt dann auch in Frankfurt Süd, am Bahnsteig gibt es keinen Aufzug, aber immerhin eine Rolltreppe, sodass ich nicht 25 kg Fahrrad + Gepäck schleppen muss.

Die Bahnhofsunterführung Frankfurt Süd war am Abend zuvor komplett unter Wasser gestanden, nachdem ein Starkregen innerhalb weniger Stunden 70 l/qm vergossen hat.
https://www.hessenschau.de/panorama/sta ... e-126.html
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Tag 2

Ein heisser Tag beginnt, doch am Vormittag ist es noch irgendwie halbwegs erträglich. Zeit für eine Fortsetzung der Streckenbefahrung des Frankfurter Strassenbahn- und Stadtbahnnetzes. Ich gehe zum Bahnhof Griesheim, wo heute die S-Bahnen nur halbstündlich statt viertelstündlich fahren, weil es eine Weichenstörung in Offenbach gibt. Auch sonst ist der Wurm drin, viele S-Bahnen wenden in Griesheim und fahren wieder stadtauswärts. Eine S-Bahn kommt eingefahren, «Nicht einsteigen» auf dem ZZA.
Bild

Alle werden rausgeworfen, ein paar Leute kommen angerannt, um noch schnell reinzuspringen. Die meisten lassen sich davon abhalten, ausser ein junger Mann, der krampfhaft versucht, die zulaufenden Türen zu blockieren. «Hee Amigo, nicht einsteigen!!!», ruft der Tf aus dem Fenster. Schliesslich sind keine Fahrgäste mehr im Zug, nicht, dass es eilen würde. Denn von der nachfolgenden S2, die eigentlich in 3 min kommen sollte, ist nichts zu sehen und es vergehen noch fast 10 Minuten, bis die endende S-Bahn das Gleis räumt und dann endlich auch die S2 mit +10 eintrifft.
Bild

Zwei Frauen um die 30 unterhalten sich. «Boah, ich hab so Verstopfung zurzeit.» «Dagegen hilft Pflaumensaft», meint die andere. «Gott, ich musste als Kind immer diese Trockenpflaumen essen, weil ich zu viel Süsses gegessen habe und dann immer Verstopfung hatte. Ich habe es gehasst… Ich hatte zu Beginn meiner Schwangerschaft so starke Verstopfung und konnte tagelang nicht aufs Klo gehen. Und dann waren wir am Abend auf einer Geburtstagsparty eingeladen und plötzlich musste ich aufs Klo. Ich war dann da sicher eine Stunde auf dem Klo und es ging richtig ab. Ich dachte mir nur – was habe ich denn jetzt gegessen? Das war echt unangenehm. Aber irgendwann reguliert der Körper das von selbst.»

Bild
Am Hauptbahnhof steige ich aus, gelange durch das Gewirr an Gängen, an deren Rand Menschen liegen und schlafen, wieder an die Oberfläche. Weiter geht es mit der Tram 11 in den äussersten Osten nach Fechenheim. Zunächst ist die Tram rappelvoll, doch bald leert es sich und ich kann mir einen Sitzplatz hinter dem Führerstand sichern und vorne rausschauen. Wie viel Geld könnte man mit einer guten Vorrangschaltung einsparen, aber die Flüssigkeit des Verkehrs (also Autoverkehrs) geht halt vor.
Freie Fahrt? Nicht immer…
Bild

242 an der Schießhüttenstraße
Bild

Die Wendeanlage liegt idyllisch direkt am Main
Bild

Noch einen detaillierten Blick in den Innenraum, Zweirichtungsfahrzeuge schränken dessen Gestaltung ein. In den älteren R-Wagen sind die Türen versetzt angebracht. Es gibt zwar viele Sitzplätze, aber kaum Mehrzweckflächen, was sich in Kombination mit der geringen Türanzahl von 3 pro Seite sehr negativ auf den Fahrgastwechsel auswirkt.
Bild

Bild

Einige Sitze sind immerhin klappbar, um zumindest eine Rollstuhlfläche zu schaffen.
Bild

Die S-Wagen haben gegenüberliegende Türen und größere Mehrzweckbereiche, der Gang ist durch die 2+2-Bestuhlung allerdings schmaler.
Bild
Dennoch überzeugen mich diese Fahrzeuge im Innenraum deutlich mehr, auch wenn die Türzahl weiterhin nur bei 3 pro Seite liegt.


222 erreicht die Hugo-Junkers-Straße im passenden Farbkleid zu den bunten Baumärkten und Möbelhäusern, die die ziemlich motivarme Hanauer Landstraße prägen.
Bild

024 durfte nach langer Wartezeit an der Ampel aus der Schleife ausfahren und die Rückfahrt antreten.
Bild

Wendeschleife Hugo-Junkers-Straße, die Tramlinie 10 wurde als U-Bahn-Ersatzverkehr während der Sperrung der U4 eingerichtet und verkehrt auf der Route Hugo-Junkers-Straße – Bornheim Mitte – Glauburgstraße – Konstablerwache – Hbf – Ginnheim.
Bild

Leider gibt es kaum S-Wagen in subaruvistablue, da fast alle mit Vollwerbung unterwegs sind. Interessant auch, dass das zweite Gleis, im Regelbetrieb nicht genutzt, gar keinen Bahnsteig hat. Hier muss man wirklich zum Einsteigen in die Linie 10 zwischen die Bahnen laufen.
Bild
Zum Glück erwische ich zur Weiterfahrt einen der S-Wagen, die im Gegensatz zu den R-Wagen klimatisiert sind.

225 in der schattigen Saalburgallee
Bild

Es folgt 038
Bild
Irgendwie verstehe ich die Vorfahrtsregelung hier nicht – wieso muss die Tram hier die Vorfahrt des Straßenverkehrs beachten – als Linksabbieger ist es eigentlich logisch, dass die Tram in Straßenmitte Vorrang hat…?

038 trifft 205
Bild

Was wäre Frankfurt ohne Trinkhallen?
Bild

Ein kurzer Abstecher zur nahegelegenen Wendeschleife Ernst-May-Platz, auch schön schattig, aber inzwischen läuft bei mir trotzdem nach ein paar Minuten der Schweiß…
Bild

Da kommt auch schon die nächste Tram, also hinein ins Kühle.
Bild

Bild

Ich fahre zurück bis zur Ostendstraße, womit dieser Streckenast auch abgehakt wäre. Nur einen kurzen Fußweg später finde ich mich bereits wieder eine Haltestelle zurück am Zoo wieder.
Bild

Bild

Ein schöner Platz mit Brunnen
Bild

Jetzt ist es Zeit, unter die Erde zu gehen und auch die U7 bis Enkheim noch mitzunehmen.
Die Gestaltung des Bahnhofs deutet unzweifelhaft auf den Zoo an der Oberfläche hin
Bild

Hühner auf dem Fahrkartenautomaten
Bild

Der Trennungsbahnhof Zoo ist wie zahlreiche U-Bahnhöfe in München dreigleisig ausgeführt, ungewöhnlich dagegen der „Mittelbahnsteig“ am 3. Gleis.
Bild

Und da kommt auch schon der nächste Zug
Bild

Bild

Die Endstation Enkheim ist als guter Umsteigeknoten angelegt
Bild

Anschließend fahre ich zurück zur Eissporthalle und von dort mit der Tram durch das Nordend bis zur Konstablerwache. Der Trambetrieb läuft recht stabil und einigermassen pünktlich, von der Konstablerwache fahre ich mit der S-Bahn zurück nach Griesheim.


Spätabends machen wir noch eine kleine Fahrradausfahrt und kommen am Bahnhof Rödelheim vorbei. Muffo meint: «Lass uns mal anhalten und schauen.» Information zu S5 nach Friedrichsdorf Taunus, Abfahrt 0:32, heute circa fünf Minuten später. So weit, so normal. Und plötzlich bricht Hektik aus. Ein Mann rennt vom Bahnsteig, eine Frau ihm hinterher. Dabei gibt sie ein merkwürdiges Geräusch von sich, eine Mischung aus Heulen und Jodeln. «Hmm, hat der was geklaut?», wundert sich ein wartender Mann und rennt dem flüchtenden Dieb hinterher. Wir nehmen mit unseren Fahrrädern die Verfolgung auf. Der Dieb sieht wohl schnell ein, dass seine Chancen nicht gut stehen, zwei rennenden und zwei radelnden Verfolgern zu entkommen und lässt die Tasche nach 100 m fallen. Muffo überreicht sie der Frau, die in Tränen ausgebrochen ist.
Deutschland, immer wieder ein Abenteuer…
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Tag 3

Heute ist es noch heisser, aber die Zeit soll nicht ungenutzt verstreichen, also brechen wir zu einer weiteren Tramstreckenbefahrung auf. Die S-Bahn kommt sogar pünktlich und ich kann auf den ersten Blick weder eine defekte Tür noch ein Graffiti entdecken, was ist denn heute los?!
Wenig später erreichen wir den Hauptbahnhof, in den verwinkelten Gängen liegen heute keine Menschen an der Seite.
Ausstehend sind die Strecken im Südwesten, zum Haardtwaldplatz und nach Schwanheim. Wir warten auf eine Tram über den Main und die nächste ist ein 17er mit Altfahrzeug. Da heisst es natürlich, eine Planänderung zu machen und bis in den Wald an der Oberschweinstiege zu fahren, um dort die Rückkehr abzuwarten.
Auch wenn ich das quietschbunte Frankfurt Design mag, geht nichts über diese gemütlichen roten Kunstledersitze…
Bild

Zisch. Klapp. Dongdong. Dongdong. Dongdong. Klapp.
Bild

Nicht nur bei Hitze ein schönes Motiv – 031 an der Oberschweinstiege
Bild

720 kommt zurück
Bild

Bild
Die Impftram-Beklebung hat wurde noch nicht entfernt.

Achtung, wilde Tram aus dem Unterholz!
Bild

Schöner Blick, doofe Brücke – seit der Modernisierung der Fußgängerbrücke muss man sich auf Zehenspitzen stellen und die Arme soweit nach oben strecken, wie es geht, um hier ein brauchbares Bild über die hohe Glaswand zu bekommen. 727 ist als zweiter, rein subaruvistabluer Altwagenkurs auf der Linie 17 eingeteilt.
Bild

Der Fußweg zurück zum Bf Louisa ist viel länger als die direkt verlaufenen Gleise und wir sind ziemlich geschwitzt, bis wir dort ankommen und 727 wenig später einfährt.
Bild

Die Mülleimer quillen von kleinen Getränkepackungen über – das sieht für mich fast nach tonnenweise Gratis-Minipackungen aus.
Bild

Bild
An der Stresemannallee müssen wir umsteigen, der 15er zum Haardtwaldplatz kommt als erstes. Die Abfahrt ist ebenfalls mit Altfahrzeug gekennzeichnet, es kommt allerdings ein R-Wagen offenbar direkt aus dem Depot, denn die Tram kommt von der Mainbrücke und nicht von der normalen Route der Linie 15, ist komplett leer und noch angenehm kühl.

Durch ein Wohngebiet führt die Strecke zum Haardtwaldplatz, eine klassische Frankfurter Wendeschleife mit Halt im engen Gleisbogen und Trinkhalle.
Bild

Von dort ist es nicht allzu weit bis zur Strecke nach Schwanheim, wo uns allerdings die Tram direkt vor der Nase wegfährt. Das Rasengleis ist dieses Jahr immerhin grün, auch wenn es furchtbar heiss ist. Oh, was kommt denn da? Einer der neuen Citadis-Wagen.
Bild

Uff, die Klimaanlage scheint aber nicht zu funktionieren, in der gut gefüllten Tram ist es wie im Tropenhaus. Die neuen Fahrzeuge haben eine zusätzliche Tür pro Seite, auf deren Gegenseite sich der Mehrzweckbereich befindet.
Bild
Gelbe Streifen über den Türen deuten in Frankfurt die Lage der Mehrzweckbereiche an.

Die Türen sind so aber sehr ungleich verteilt und die Wege zu den anderen beiden Türen bleiben weit. Wie in den S-Wagen gibt es 2+2-Bestuhlung.
Bild

Es gibt kleine Rampen, über die ich aber im Gegensatz zum Giruno nicht stolpere.
Bild

Bild

Direkt hinter den Führerständen gibt es nur Anlehnstützen und leider keine Sitze.
Bild

Die Klimaanlage scheint sich zu fangen und kühlt im Laufe der Fahrt immer besser oder es liegt einfach daran, dass sich die Tram leert. Auch aus diesen Schächten, welche die Beinfreiheit an den Fensterplätzen etwas reduzieren, strömt kühle Luft.
Bild

Natürlich gibt es auch die obligatorischen USB-Ladebuchsen, wobei ich mich da schon frage, ob USB-C nicht die bessere Wahl gewesen wäre… Aber vielleicht war das zum Zeitpunkt der Ausschreibung noch nicht als neuer Standard zu erwarten.
Bild

An der Endstation schauen wir uns noch ein wenig im Fahrzeug um. «Und was ist mit euch los?», fragt der Fahrer und kommt auf uns zu. Wir müssen aussteigen und dürften uns natürlich gern wieder in 10 Minuten umschauen, wenn er auf die Abfahrtshaltestelle vorgezogen hat. Jetzt müsse er erstmal aufs Klo.
Schon komisch, denn die Türfreigabe lässt er aktiviert, sodass man einfach wieder einsteigen könnte, aber naja…
In der Front gibt es anscheinend irgendeinen Sensor, möglicherweise ein Kollisionswarn- und Notbremsassistent.
Bild

Wie inzwischen üblich, wird auf Außenspiegel verzichtet und Kameras übernehmen diese Aufgabe.
Bild

Unser Bus kommt in wenigen Minuten, deswegen bleibt leider keine Zeit mehr für eine ausgiebige Erkundung.
Bild

Der Solaris ist ein Leuchtewunder mit grossen bunten Lampen über den Türen, welche die Freigabe oder das Schliessen anzeigen. Der Bus ist gut gefüllt. Während der Fahrt verkauft der Fahrer Fahrkarten oder versucht es zumindest, so genau lässt sich das nicht erkennen. Auf jeden Fall dauert der Vorgang ungewöhnlich lange. Offenbar kommt es zu Meinungsverschiedenheiten mit der älteren Frau und ihrer Enkelin, denn an der nächsten Haltestelle hält der Fahrer an, macht den Motor aus und kramt unter dem Lenkrad herum. Geld wird abgezählt und am Ende kommt man nach fast drei Minuten wohl zum Schluss, dass die beiden doch die richtige Summe gezahlt haben und der Fahrer bequemt sich, weiterzufahren. Es geht durch enge Wohnstrassen und fast an jeder Haltestelle steigt noch jemand zu, sodass aufgrund der zwei Kinderwagen kaum noch jemand durch die zweite Tür kommt. Und noch eine Barzahlerin, das wird sehr knapp für unseren 5-min-Anschluss Richtung Griesheim. In einer Kurve hält der Fahrer an, weil ein Auto zu weit vorgefahren ist und er wohl fürchtet, nicht rumzukommen. Er wartet, bis das Auto über den Gehweg vorbeigefahren ist. An einer Einmündung 50 m weiter wartet bereits ein anderes Auto. Der Busfahrer fährt gerade wieder an und das Auto aus der Einmündung fährt an ebenjene Stelle, wo zuvor das andere Auto gestanden hat. Der Busfahrer stöhnt genervt auf und verschränkt demonstrativ die Arme. «Oh Mann, andere fahren da einfach durch», kommentiert eine Frau. Ich finde es schwer einzuschätzen, aber es kommt mir durchaus recht eng vor und kann nachvollziehen, dass der Busfahrer abwartet. Das Auto fährt also auch über den Gehweg vorbei und genervt setzt der Fahrer die Fahrt fort. Durch die Aktion haben wir jetzt +6 und es sieht sehr danach aus, dass der Anschluss nicht funktionieren wird. An einer Haltestelle kommt jemand mit Kinderwagen aus dem Wald gerannt und der Busfahrer kann mit einer Vollbremsung noch irgendwie halb in der Busbucht, halb auf der Fahrbahn anhalten. Der Mann quetscht mit viel Mühe den Kinderwagen noch rein und blockiert die Tür, bis auch seine Frau mit Kind angelaufen kommen. An der nächsten Haltestelle sehen wir unseren Anschluss davonfahren und beschliessen, bis zum Bahnhof Höchst sitzenzubleiben, da wir sonst eine halbe Stunde warten müssten. Eigentlich ein Fall für die RMV 10 min-Pünktlichkeitsgarantie – nur leider sind Deutschlandtickets ausgeschlossen.
Im Busbahnhof Höchst parken zwei Autos neben den Haltestellen und blockieren damit die Busdurchfahrten. Huuuup! Huuuuuuuuuuuuup! Widerwillig rangiert das Auto umständlich ein paar Meter vor. Wir steigen endlich aus dem vollen Bus aus. Ein anderer will gerade losfahren, doch das Auto steht schon wieder im Weg. Huuup! Huuuuuuuuuup!
Bild
Ich mache ein Foto von der ganzen Situation, die fast schon einem gordischen Knoten gleicht. Da dauert es keine 10 Sekunden, bis mich der Fahrer des Autos anspricht. «Sie haben ein Foto gemacht, ja?» Allerdings, weil Sie falsch parken! «Ich parke gar nicht falsch, da vorne ist blablarhabarber.» Ich finde es bezeichnend, dass manchen Verkehrsteilnehmern ihr eigenes Fehlverhalten so gar nicht bewusst und Einsicht für die eigene Ignoranz Fehlanzeige ist. «He, guck mal da vorn, deswegen geht’s nicht weiter», bemerkt Muffo. Ein Gelenker ist einem PKW leicht seitlich in die Front gefahren.
Bild
Und übrigens – der PKW hätte hier gleich doppelt nicht fahren dürfen und ist nicht nur in den Bereich mit Verbot für Fahrzeuge aller Art – Linienverkehr frei gefahren sondern auch noch gegen die Einbahnstrasse. Was kann da schon schiefgehen?
Bild

Während wir zur S-Bahn gehen, fährt gerade das Auto, das zuvor die Busse blockiert hat, auf die Brachfläche, natürlich auch gegen die Einbahnstrasse.

Pünktlich bringt uns die S-Bahn zurück nach Griesheim.


Am Abend soll es noch für eine Streckenbefahrung und anschliessende nächtliche Fahrradtour in den Taunus gehen. Wir fahren durch die bleierne Schwüle zur Galluswarte.
203 kommt uns entgegen
Bild

037 am Fuße der Galluswarte
Bild

Die Warttürme waren übrigens Teil der Stadtbefestigung, von denen man das Umland überblicken und bei Gefahr die Bevölkerung warnen konnte.

Immobilienentwicklungsprogramm
Bild

Bild
Wir steigen in die S-Bahn nach Friedrichsdorf.
Bravo, wieder eine einigermassen pünktliche Fahrt, da ist der 5-min-Übergang zur RB nach Brandoberndorf gut zu schaffen. Zu unserer grossen Überraschung wartet nun tatsächlich einer der wasserstoffbetriebenen iLints aus uns.
Bild

Monatelang ist auf der Strecke gar kein Zug gefahren, weil die neuen Triebwagen nicht funktioniert haben, jetzt wird immerhin stündlich gefahren (anstatt in der HVZ annähernd viertelstündlich, sonst halbstündlich) und stündliche Busse ergänzen die Bahnen. Keine Glanzleistung, wenn man bedenkt, dass wir den iLint seinerzeit 2016 (!) auf der Innotrans begutachtet haben.

Es ist auffällig, dass die Türen mit dem Gepiepe sofort beginnen, sobald die Lichtschranke frei ist. Ich steige nochmal kurz aus und tatsächlich beginnt der Schliessvorgang nach kurzem Gepiepe unmittelbar nachdem ich die Lichtschranke geräumt habe. Ich halte eine Hand in die Tür, das Gepiepe hört auf, um sofort wieder zu beginnen. Ok, die Tür reagiert wirklich sehr schnell, mal eine Gegenentwicklung zu dem immer längeren Türschliessprozess. «Ich würd’ jetzt gern abfahren, wegen so ‘nem Scheiss haben wir ständig Türstörungen», unterbricht jemand brummelnd meinen Gedankengang und ich brauche einen Moment, um ihn als Tf zu identifizieren. Ehe ich etwas erwidern kann, ist er schon wieder weg.
Ich steige wieder ein und überlege, warum in Deutschland eigentlich alle so schlecht gelaunt sind. Ok, nicht alle, aber viele. Gerade bei der Bahn, aber nicht nur. Da taucht der Tf schon wieder auf. «Nicht böse gemeint, aber wegen sowas haben wir immer Türstörungen.» Ich bin immer noch verwirrt. Wegen Ein- und Aussteigen?! «Nee, wegen Leuten, die immer ihre Hand in die Tür halten, um sie offen zu halten.» Wieder verschwindet er grummelnd. Komische Türkonstruktion, die so leicht Störungen verursacht, denke ich laut. «Entenfang, du darfst hier keine Schweizer Standards erwarten», weist mich Muffo zurecht.
Seufz, ich habe eigentlich gar keine Erwartungshaltung mehr, wenn ich nach Deutschland komme und der einzige Grund, warum ich das mit einem gewissen Galgenhumor betrachten kann, ist dass ich es nur für ein paar Tage betrachten muss.

Da noch weitere Fahrräder eingeladen werden, setzen wir uns in den normalen Sitzbereich im Hochflurbereich hinter dem Führerstand in den Vierer zu einer Frau mit FFP2-Maske dazu. Die steht wortlos auf und zieht auf einen Klappsitz neben den Fahrrädern um. Gibt es hier eigentlich nur komische Menschen?

Leicht hinter Plan fahren wir ab. Oha, das ist mal ungewohnt… Der Klang des Motors klingt tatsächlich nach einer Mischung aus VT und ET, irgendwie passend. Die Beschleunigung ist eher die eines ET denn die eines VT. Positiv anzumerken ist, dass man die Klimaanlage scheinbar endlich etwas zähmen konnte und sie auf den Fensterplätzen nicht mehr so extrem zieht wie in den VT-LINT. Negativ anzumerken ist – falls man denn einen Fensterplatz erwischt, denn man hat zielsicher fast 50% Wandfensterplätze.
Bild

Die Wasserstoff- und Sauerstoff-Moleküle verbinden sich nicht nur in der Brennstoffzelle, sondern auch auf dem Sitzpolster zu Wasser.
Bild

Unter Wasser… äh den Sitzen gibt es eine Steckdose.
Bild

Und während wir fahren, zeigt sich noch ein weiterer unangenehmer Aspekt. Langsam, aber sicher drängt sich ein äusserst unangenehmes Fiepen in den Vordergrund und wir beschliessen, in den Mittelteil umzuziehen, der fast ausschliesslich Reihenbestuhlung aufweist, allerdings nicht weniger Wandfensterplätze. Hier ist es ruhiger und sanft gefedert rollen wir in den Abend.
Bild

Bild

Gut: Mit Haltegriff im Wagenübergang
Bild

Die Tische sind zwar klein, aber mit Vertiefungen für Getränke und einem kleinen erhöhten Rand zumindest gut durchdacht.
Bild

Die Tür zur 1. Klasse ist immerhin minimal abgedichtet…
Bild

…und bietet neben der abweichenden Polsterfarbe immerhin für die Fensterplätze Schmetterlingstische.
Bild

Mehrzweckbereich mit Klappsitzen (leider ohne Gurte für die Fahrradbefestigung) und auf der gesamten Fahrt nicht funktionierenden FIS.
Bild

Bild

Türbereich mit Feuerlöschern hinter der Sitzreihe, deren Position allerdings geradezu einlädt, davor größeres Gepäck zu verstauen.
Bild

Die Vierkantschlösser an den Klappfenstern sind mit Notöffnungen versehen, das sehe ich auch zum ersten Mal.
Bild

Erst Stolperfallen einbauen, um sie dann auffällig zu kennzeichnen – sehr sinnvoll…
Bild

Barrierefrei ist der Einstieg übrigens an vielen Bahnsteigen nicht, denn bereits seit 2010 ist der Streckenabschnitt Friedrichsdorf – Usingen zur Elektrifizierung und Integration in das S-Bahnnetz vorgesehen und daher mit 96 cm hohen Bahnsteigen ausgestattet. Aktuell läuft für die Elektrifizierung noch das Planfeststellungsverfahren. Im Zuge dessen soll auch ein gut 2 km langer Begegnungsabschnitt errichtet werden. Künftig muss dann also in Usingen umgestiegen werden – in der HVZ sollen in Lastrichtung aber weiter direkte Züge von Brandoberndorf bis Frankfurt (mit Wasserstoffzügen) erhalten bleiben, also wird es weiterhin nicht auf der ganzen Strecke barrierefreie Einstiege geben.
Die Strecke gehört dem Verkehrsverband Hochtaunus (VHT), der 1989 die vollständige Stilllegung durch den Kauf der Strecke von der Bundesbahn abwenden konnte. So blieb der regelmäßige SPNV auf dem Abschnitt Friedrichsdorf – Grävenwiesbach erhalten. 1999 wurde dann noch der Abschnitt weiter bis Brandoberndorf reaktiviert.

Bereits am ersten Halt in Köppern müssen wir die Kreuzung mit dem Gegenzug abwarten und fahren mit +6 weiter. In Usingen gibt es dann Tf-Wechsel, die meisten Fahrgäste steigen aus und mit +2 erreichen wir schliesslich bald unser Ziel. Ein Mann ist ganz begeistert, dass der Zug mit Wasserstoff angetrieben wird.
Zahlreiche Fördergelder muss es dafür gegeben haben und ganz dumm ist die Idee ja nicht, Wasserstoff aus dem Industriepark Höchst direkt zu verwenden.
Bild

Auch außen schwirren die Moleküle über den Zug
Bild

554 101 in Brandoberndorf, man beachte die 500er-Nummer als BR für Akku-Triebwagen
Bild

Dahinter befindet sich noch eine zweigleisige Abstellanlage, die restlichen 16 km bis nach Albshausen (an der Lahntalbahn) sind stillgelegt und diverse Brücken abgerissen worden. Eine Reaktivierung steht zwar zu Debatte, wurde aber zunächst als zu teuer abgetan. Wenn sich die Fahrgastzahlen dann auch wie auf dem reaktivierten Teil innerhalb von wenigen Jahren gegenüber den Bundesbahnzeiten verzehnfachen, könnte die Rechnung natürlich anders aussehen.

Abendstimmung im Taunus
Bild

Die Rückfahrt wird offenbar eine Minute zu früh angetreten und ich verpasse deswegen fast, meine Kamera zu zücken. Grüsse an den Tf!
Bild

Dann radeln wir in den Abend…
Bild

…erst auf Landstrassen, später auf einsamen Feldwegen in die Nacht. In der Ferne schimmern die Wolken in einem dunklen Orange von den Lichtern Frankfurts.

In Bad Camberg wird schliesslich das Ende der Tour verkündet, nun müssen wir allerdings fast 45 min auf den nächsten Zug warten.
Bild

Nachdem die DB die Ausschreibung für die Strecke Frankfurt – Limburg nochmal gewonnen hat, wurden die Dostos modernisiert und die 143 durch 146 getauscht.
Bild

Normalerweise wird hier von Limburg nach Frankfurt durchgefahren, doch zum Zeitpunkt meines Besuchs ist die Strecke zwischen Niedernhausen und Eppstein wegen einer kaputten Brücke gesperrt und im SEV bedient. Folglich ist keine Fahrradmitnahme möglich und es gibt Fahrrad-Ersatzverkehr von Niedernhausen bis Eppstein. In Eppstein wurde der einzige Tunnel der Main-Lahn-Bahn 2013 neu trassiert, doch man kann den alten noch deutlich sehen.
Bild

Bild
Mit einer fast leeren S-Bahn fahren wir zurück nach Griesheim, wo der spätabendliche Ausflug pünktlich endet.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 17445
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von 146225 »

Wenn der iLINT dasselbe Profil hat wie seine dieselgefeuerten Artgenossen ist es mit vollständiger Barrierefreiheit selbst bei gleicher Bahnsteighöhe eh nicht so weit her, denn (zumindest der Diesel-)LINT ist zu schmal, so dass ein vergleichsweise breiter Spalt zwischen Fahrzeug und Bahnsteigkante entsteht. Sinnvolle Spaltüberbrücker sind ja immer so eine Sache...für nicht so fitte Rollstuhl- / Rollatornutzende muss also oft vom Zugspersonal eine Klapprampe angelegt werden.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Benutzeravatar
Lobedan
Kaiser
Beiträge: 1466
Registriert: 01 Jan 2016, 15:02

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Lobedan »

Entenfang hat geschrieben: 11 Sep 2023, 19:19 Es ist auffällig, dass die Türen mit dem Gepiepe sofort beginnen, sobald die Lichtschranke frei ist. Ich steige nochmal kurz aus und tatsächlich beginnt der Schliessvorgang nach kurzem Gepiepe unmittelbar nachdem ich die Lichtschranke geräumt habe. Ich halte eine Hand in die Tür, das Gepiepe hört auf, um sofort wieder zu beginnen. Ok, die Tür reagiert wirklich sehr schnell, mal eine Gegenentwicklung zu dem immer längeren Türschliessprozess. «Ich würd’ jetzt gern abfahren, wegen so ‘nem Scheiss haben wir ständig Türstörungen», unterbricht jemand brummelnd meinen Gedankengang und ich brauche einen Moment, um ihn als Tf zu identifizieren. Ehe ich etwas erwidern kann, ist er schon wieder weg.
Ich steige wieder ein und überlege, warum in Deutschland eigentlich alle so schlecht gelaunt sind. Ok, nicht alle, aber viele. Gerade bei der Bahn, aber nicht nur. Da taucht der Tf schon wieder auf. «Nicht böse gemeint, aber wegen sowas haben wir immer Türstörungen.» Ich bin immer noch verwirrt. Wegen Ein- und Aussteigen?! «Nee, wegen Leuten, die immer ihre Hand in die Tür halten, um sie offen zu halten.» Wieder verschwindet er grummelnd. Komische Türkonstruktion, die so leicht Störungen verursacht, denke ich laut. «Entenfang, du darfst hier keine Schweizer Standards erwarten», weist mich Muffo zurecht.
Das ist ein Phänomen, das auch andere Fahrzeuge zeigen, kenne es vom Flirt 3 und beim Mireo habe ich es glaub auch mal beobachtet: Kann die Tür über eine bestimmte Zeit (oder nach x Schließversuchen) nicht mehr alleine zulaufen, gibt sie das dezentrale Schließen (vorübergehend) auf und wirft dem Tf eine Fehlermeldung ins Display. Im Regelfall schließt sie dann aber ganz normal, wenn die Türfreigabe zurückgenommen wird und die Blockade nicht mehr besteht bzw. spätestens, wenn danach nochmals eine Türfreigabe gesetzt und direkt wieder zurückgenommen wird.
Je mehr Einklemmschutz- bzw. Aufhalte-Vorrichtungen verbaut werden, desto mehr Potential für Störungen besteht natürlich. Wenn beim Stadler der Drucksensor vom Schiebetritt dauerbelastet ist, wirft er auch erstmal eine Türstörung ins Display, die aber in der Regel verschwindet, sobald der Tritt wieder unbelastet ist.
Gibt auch immer mal wieder Fahrzeuge, bei denen die Einklemmschutzsensoren ab Werk so empfindlich eingestellt sind, dass das reguläre Schließen der Tür den Sensor anspricht und die Tür deswegen einfach nicht dezentral schließen kann.
Entenfang hat geschrieben: 11 Sep 2023, 19:19 Erst Stolperfallen einbauen, um sie dann auffällig zu kennzeichnen – sehr sinnvoll…
Das sind keine Stolperfallen, sondern soll wohl ein Schutz für die Sitze sein, damit nicht ständig Fahrräder und andere Gefährte gegen die Polster stoßen und sie beschmutzen.
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Lobedan hat geschrieben: 11 Sep 2023, 20:50 Je mehr Einklemmschutz- bzw. Aufhalte-Vorrichtungen verbaut werden, desto mehr Potential für Störungen besteht natürlich.
Ja, das ist natürlich der Fluch der Technik.
Lobedan hat geschrieben: 11 Sep 2023, 20:50 Das sind keine Stolperfallen, sondern soll wohl ein Schutz für die Sitze sein, damit nicht ständig Fahrräder und andere Gefährte gegen die Polster stoßen und sie beschmutzen.
Hmm, eigentlich ist das ja gar kein Fahrradabteil. Aber trotzdem überzeugt mich die Erklärung nicht ganz, denn zum Polsterschutz hätte auch ein kleinerer Überstand gereicht.

Tag 4

Es ist tagsüber erwartungsgemäss wieder viel zu heiss für eine Fahrradtour, doch am späten Nachmittag kann man es einigermassen aushalten.
Die DB hat für die von ihr betriebenen Stadtbuslinien teilweise neue E-Busse von BYD angeschafft.
Bild

Angeblich wäre Dietzenbach so hässlich, habe ich mal gehört. Das klingt nach einem Fall, dem ich nachgehen muss. Abgesehen davon lässt sich die Stichstrecke mit dem Fahrrad gut mit einer weiteren Streckenbefahrung kombinieren. Also ab in die S2, die uns, zunächst sehr gut gefüllt, dann immer leerer werdend, pünktlich in den Südosten Frankfurts bringt. Ein Mann geht durch den Zug und überprüft die Mülleimer auf Dosen, steigt erfolglos am nächsten Halt aus, um schnell in den vorderen Triebwagen umzusteigen.
Die Wohnblocks am Rand von Dietzenbach erinnern tatsächlich an ein französisches Banlieu. Kaum ausgestiegen, kommt bereits der nächste Dosensammler – harte Konkurrenz hier.
Schön finde ich die Werbung für das längste E-Mobil der Region und da ist ja was dran – allzu oft ist E-Mobilität nur im Zusammenhang mit E-Autos gemeint…
Bild

Die Strecke endet hier einfach am Prellbock, hinter dem Bahnsteig gibt es noch Platz, um einen Zug abzustellen. Der nur 3 km lange Lückenschluss bis nach Urberach bietet sich geradezu an. Vor etwa 3 Jahren war der mal recht intensiv im Gespräch, seitdem scheint es ruhiger darum geworden zu
https://www.fr.de/rhein-main/offenbach/ ... 48530.html

Man darf gespannt sein, welches Projekt zuerst kommt, der S-Bahn-Lückenschluss oder der Umgehungsstraßen-Lückenschluss…
https://www.echo-online.de/lokales/krei ... en-2237237

Bild

Auf dem Rückweg Richtung Frankfurt passiert 423 819 das Banlieu von Dietzenbach
Bild

Wir werfen einen Blick auf das Mahnmal des Anschlags von Hanau im Jahr 2020.
Bild
In Hanau selbst ist es bis heute nicht gelungen, ein Denkmal zu errichten. Der Streitpunkt um den Ort ist weiterhin ungelöst.
https://taz.de/Mahnmal-fuer-die-Opfer-v ... /!5857051/

Hier beginnt die Fussgängerzone im 70er-Jahre-Stil mit dem gut besuchten Eiscafé sowie den sehr schönen Fachwerkhäusern, die einige kleine Gassen an der Kirche säumen.
Bild

Anschliessend führt uns der Weg an die Dreieichbahn, wo mir ein Hai um Sekunden entwischt. Der Umlauf davor war komplett ausgefallen. In Rödermark-Ober Roden sind die S-Bahnen hinter einem hohen Zaun samt Stacheldraht abgestellt, nur leider ist der Nutzen wohl begrenzt, wenn man einfach an der Zufahrt zur Abstellung über die Gleise zu den abgestellten Zügen gelangen kann.

Einzelne Schwellen auf der Dreieichbahn sind ganz neu und weitere liegen an der Strecke bereit. Bis vor Kurzem war die Strecke wegen dringender Bauarbeiten gesperrt.
Schaut man sich die Gleislage an, ist das Ergebnis nicht sehr vertrauenserweckend…
Bild

Bis zur nächsten Abfahrt bleibt Zeit, uns ein bisschen umzusehen.
Bild

Und dann kehrt der Hai aus Dieburg zurück.
Bild

Die Sonne nähert sich nun schnell dem Horizont, das Bild gelingt mir erfolgreich in den letzten Sonnenstrahlen bei Münster.
Bild

Weiter geht’s das letzte Stück bis Dieburg zum Bahnhof, wo wir unsere Fahrräder über die Treppen auf den Bahnsteig schleppen, denn die Aufzüge werden bis April 2023 modernisiert (das Bild entstand am 20.8.2023).
Bild

Während wir unsere Fahrräder zur richtigen Tür schieben, kommt eine ganze Gruppe Jugendlicher über die Gleise und klettert auf den Bahnsteig. «Wo kommt ihr eigentlich her?», spricht der Schaffner sie an. «Na von da.» «Hmm, und wie kommt ihr dahin?» «Wir waren die ganze Zeit da.» Es ist zwar unwahrscheinlich, dass der Schaffner ihnen das abnimmt und setzt sich wieder hin, um das unterbrochene Gespräch mit einer Frau wiederaufzunehmen.
Der Innenraum des LINK gefällt mir deutlich besser als der des LINT, eine ausführliche Begutachtung hatte ich mal im Allgäunetz gemacht.
viewtopic.php?p=730488#p730488


Unspektakulär verläuft die gut halbstündige Fahrt durch kleine Vororte und Wälder bis nach Dreieich-Buchschlag, wo ich aussteige, um den Rest mit dem Fahrrad zu fahren. Das grosse Fahrradabteil ist überraschend voll, es steigen Fahrradfahrer in grosser Zahl zu.
Bild

Bild

Der Hai entschwindet in die blaue Stunde und ich frage mich, was die Halbstarken an diesem Gleis hier machen. Da fährt die S-Bahn nach Frankfurt einen Bahnsteig weiter ein und sie haben es plötzlich sehr, sehr eilig.

Da es auf dem Weg liegt, darf ein Fotostop an der Oberschweinstiege nicht fehlen. Durch die nahegelegene, gleichnamige Gaststätte gibt es hier auch am späten Abend noch ein beachtliches Fahrgastaufkommen.
Bild

Nach einer Fahrt durch den dichten Wald geht es in die Stadt auf die Deutschherrenbrücke, meinem Lieblingsort in Frankfurt.
Zwei junge Männer passieren mich plaudernd, bleiben 20 m weiter stehen und küssen sich innig. Ein ICE rumpelt über die Brücke.
Bild

Blick auf Mainhattan
Bild

Ich lege nochmal einen kurzen Halt am Zoo ein, der Platz ist noch gut besucht.
Bild

Und was entdecke ich da – einen Trinkwasserbrunnen. Wie gut, dann kann ich ja meine Flasche mit kühlem Wasser auffüllen. Ich sehe sofort, dass der Boden um den Wasserhahn verdächtig trocken ist und da wundert es mich nicht mehr, dass der Wasserhahn nicht funktioniert. Schon bitter, wie sehr Deutschland an der Erfüllung so simpler Grundbedürfnisse wie Trinkwasser und öffentlichen Toiletten scheitert…

Stillleben in Alt-Bornheim
Bild

Letztes Ziel des Tages ist der stark umstrittende Modalfilter.
Die Frankfurter Stadtpolitik hat sich in den letzten Jahren sehr deutlich und konsequent für eine verbesserte und sichere Fahrradinfrastruktur eingesetzt, was durchaus erfolgreich war, wie ich von meinen eigenen Besuchen bestätigen kann. Aber was ist überhaupt ein Modalfilter? Das war meine erste Frage, als ich davon gehört habe. So sieht er aus:
Bild

Er filtert den Verkehr und lässt nur Radfahrer passieren, so die Idee. Am häufigsten werden dafür Poller angewendet. Dass dieser hier grundsätzlich mit dem Auto überfahrbar bleibt, ist auch so gewollt, um Rettungskräften die Anfahrt nicht zu erschweren.
Wie erwartet, sehen die einen wieder den Untergang des Einzelhandels, weil der Oeder Weg keine Durchfahrtsstraße mehr für Autos ist (man kann ja mit dem Auto weiterhin reinfahren…) und Lebensgefahr für die ganze Bevölkerung, weil Einsatzkräfte nicht mehr durchkommen würden, während die anderen die erste richtige Fahrradstraße Frankfurts loben.
https://www.fr.de/frankfurt/nordend-ort ... 94738.html
https://www.radentscheid-frankfurt.de/2 ... oeder-weg/
Offiziell handelt es sich noch um einen Verkehrsversuch und der hat ergeben, dass der Schleichverkehr durch das Wohnquartier zugenommen hat. Also justiert die Stadt nach und errichtet noch einen weiteren Modalfilter in Form von Pollern.
https://www.journal-frankfurt.de/journa ... 41088.html

Ich kann nur sagen – die Fahrradstraße ist super und bietet dank der Vorfahrt auf der deutlich abschüssigen Straße eine sehr attraktive und schnelle Verbindung ins Zentrum, denn die beiden Alternativrouten über die Eschersheimer und Eckernheimer Landstraße sind es wahrlich nicht.

Und da war da noch…
Bild

…die Straßenbrücke über die Bahngleise in Griesheim, wo jetzt leider zwei Buslinien einen Umweg über einen oft lange geschlossenen BÜ nehmen müssen, weil die Brücke marode ist, was deren Pünktlichkeit absolut nicht zuträglich ist.


Tag 5

Am Abend ist es Zeit für mich, zur Rückfahrt aufzubrechen. Einen Fahrradstellplatz habe ich nur ab Frankfurt Flughafen bekommen. Wir fahren durch den Wald hin und stellen fest, dass es gar nicht mal so einfach ist, den Eingang zum Fernbahnhof von draussen mit dem Fahrrad zu finden.
Überpünktlich fährt mein ICE aus Köln ein. Muffo meint: «Das Signal ist auf Fahrt gegangen bzw. auf dunkel, wegen LZB.» Mir fällt auf, dass die Fahrtanzeiger am Bahnsteig dunkel bleiben, was auch irgendwie plausibel ist, schliesslich zeigt das Asig ja keinen Fahrtbegriff. Was ich mich aber frage – die Fahrtanzeiger sind doch zur Unterstützung für das Abfertigungspersonal da, wie wissen die eigentlich, wann sie abfertigen sollen, wenn sie das Asig nicht sehen können und der Fahrtanzeiger dunkel bleibt?

Pünktlich geht’s los und die Fahrt verläuft absolut störungsfrei. Sie ist nicht nur pünktlich, sondern sogar an jedem Halt überpünktlich und endet mit -4 – auch sowas kann man bei DB FV erleben…
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Antworten