Romandie-Runde
Chur...............IR 35.......ab 7:16
Zürich HB ....................an 8:48
.....................IC 8........ab 9:02.......Basel SBB.......IC 61.......ab 8:56
Bern............................an 9:58......................................an 9:56
IR 15 ab 10:04
Lausanne an 11:16
IR 90 ab 11:21
Vevey an 11:35
CFF Fuß 400 m
Vevey Marché Schiff ab 11:45
St-Gingolph an 13:18
R 6121 ab 13:52
St-Maurice an 14:24
IR 90 ab 14:27
Aigle an 14:36
Bus 111 ab 14:50
Rennaz, hôpital an 15:07
Trolley 201 ab 15:12
Montreux an 15:34
IR 90 ab 15:48
Lausanne an 16:10
M2 ab 16:15
Lausanne-Flon an 16:17
LEB R ab 16:25
Bercher an 17:07
Bus 665 ab 17:15
Yverdon-les-Bains an 17:47
IC 5 ab 18:06
Biel.....................an 18:43.........Zürich HB.......an 19:56
..............IC 51.....ab 18:49....................IR 35..ab 20:12
Basel SBB..............an 19:53.........Chur...............an 21:47
Pünktlich verläuft die erste Etappe bis Bern, auch TramBahnFreak kommt ohne Zwischenfälle an. Weiter geht es im IC2000 Richtung Lausanne. Zunächst geht es durch eher unspektakuläre Hügellandschaft, doch es gibt keinen besseren Moment auf dieser Strecke als wenn sich nach dem Passieren des Tunnels hinter Puidoux plötzlich der Blick über den gesamten Genfersee öffnet.
Pünktlich erreichen wir Lausanne und steigen flugs in den IR 90 Richtung Brig um. Eine Viertelstunde am See entlang, dann steigen wir schon wieder aus. Nach ein paar Minuten Fussweg erreichen wir den riesigen Parkplatz am Seeufer. „Und ich dachte immer, den schönsten Platz der Stadt mit Autos zuzuparken, ist eine italienische Besonderheit“, kommentiert Trambahnfreak.
Wenig später trifft auch schon die Italie ein. Auf dem Genfersee werden einige wunderschön modernisierte Belle-Epoque-Schaufelraddampfer eingesetzt (allerdings nicht mehr mit Dampfantrieb).
Ein detaillierter Rundgang auf dem Schiff zeigt die Schönheiten im Detail. Es gibt zwei Restaurants, wobei das Oberdeck der 1.Klasse vorbehalten ist.
Treppe
Volle Kraft voraus
Besonders schön finde ich, dass man den Schaufelrädern bei der Arbeit zusehen kann.
Unterdeck
Rettungsmaßnahmen
Eine Tuba von Kaliber
Picknickecke im Oberdeck
Anderthalb Stunden geniessen wir an diesem Sommertag die Fahrt über den See.
Montreux ist ziemlich brutalistisch verbaut, die gesamte Nordküste ist sehr dicht besiedelt.
Hoch an den Hängen südlich des Sees steht dieses mächtige Kraftwerk.
Meine erste Vermutung war, dass es sich um ein Pumpspeicher handelt. Aber mit Schornstein?
Die nachträgliche Recherche ergab, dass es eines der wenigen thermischen Kraftwerke der Schweiz war. Bis 1999 wurde hier Schweröl verbrannt, seitdem steht es nutzlos in der Gegend herum. Der erhöhte Standort wurde gewählt, um die Luftverschmutzung aus dem Tal fernzuhalten, eigentlich gar nicht dumm.
Einen absolut genialen Ort hat der Erbauer des Schlosses Chillon gewählt.

Es kann auch besucht werden.
https://www.chillon.ch/de/
Die Standseilbahn im Hintergrund führt vermutlich zu einem schönen Aussichtspunkt, wobei auch die Aussicht von der Autobahn rechts sicher nicht übel ist.

Es handelt sich um die Standseilbahn Territet - Gilon. Man kommt auch mit der Zahnradbahn Montreux – Rochers-de-Naye dort hoch. Deren Trasse lässt sich im unteren Bereich ebenfalls gut erkennen.
Inzwischen haben wir das Südufer erreicht. Ein NPZ verlässt Bouveret nach St-Gingolph, im Hintergrund erkennbar.

Obwohl die höchsten Gipfel über 2000 m liegen, sind sie fast bis obenhin bewaldet. Es ist eine sehr warme Region mit hoher Baumgrenze.
Anlegestelle in Bouveret
Nachdem wir in St-Gingolph wieder an Land gegangen sind, tritt die Italie die Rückfahrt nach Vevey auf direktem Weg an und wird in 20 Minuten wieder an unserem Ausgangspunkt sein.

Die Stichstrecke hierhin lässt sich ohnehin nur sinnvoll mit dem Schiff in eine Rundfahrt integrieren, da kam das tolle Schiff gerade recht.
Seit 1998 ist die Strecke in Frankreich auf den 20 km bis Evian ohne Betrieb und inzwischen nicht mehr befahrbar. Die Gleisanlagen sind aber noch vollständig erhalten und eine Reaktivierung innerhalb der nächsten 5 Jahre angestrebt. Man darf gespannt sein.
St-Gingolph wirkt recht verschlafen und ein kleiner Bach trennt den Ort, der sich nahtlos über beide Länder erstreckt.
Zurück am Bahnsteig – auf der Brücke befindet sich bereits die Grenze.
Ein ziemlich reizvoll gelegener Endpunkt…
Nach gut einer halben Stunde besteigen wir die völlig leere Domino-Dotra. Der Zug bleibt leer und es wird nur ein Stundentakt angeboten – das will in der Schweiz schon was heißen. Ein Stundentakt von 6 bis 24h ist die übliche ÖV-Erschließung, in der Regel für alle Orte ab 300 Einwohner.
Und warum bitte ordnet man Sitze so an, dass man mit dem Rücken zum Fenster sitzt?
Der Werbespruch ist vielleicht ein bisschen sehr krass…

Ich gehe ja mit, dass das Wallis schön ist, aber muss man es deswegen gleich ins Herz eingravieren?

Schöner Spruch, den ich im deutschsprachigen Teil noch nicht gesehen habe. (Klasse respektiert, Strafe vermieden)
Das Rhônetal ist völlig flach und vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Es handelt sich um eine der wärmsten Regionen der Schweiz. Auf den Berghängen im Süden sind weder Almen noch Seilbahnen zu sehen, nur unberührter Wald.
Die Kreuzung mit der Schmalspurbahn nach Champéry übersehen wir, da diese über eine Straßenbrücke führt. In St-Maurice wird dann die Hauptstrecke nach Brig erreicht und wir wechseln zügig den Bahnsteig, um den bereits eingefahrenen IR 90 zu besteigen. Während dieser sich in Bewegung setzt, fährt der Gegenzug ein. PFEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIF! Mit einem Ruck, noch nicht vollständig am Bahnsteig, kommt der Gegenzug zum Stehen. Das hat sich nicht gut angehört. Wir schauen nach und tatsächlich – PU. Da haben wir nochmal Glück gehabt, gerade rechtzeitig weggekommen zu sein.
Eine weitere Frage, über die wird im Laufe des Tages stolpern, ist dieser schnurgerade Tunnel auf openrailwaymap.
https://www.openrailwaymap.org/?style=s ... 29&zoom=14
Manchmal sind auf der Karte Fehler drin, irgendwelche mysteriösen Striche im Nichts. Doch dieser Tunnel existiert tatsächlich, er ist sogar zugänglich. Es handelt sich um den Grubenzug des Salzbergwerks Bex.
https://www.salz.ch/de/salz-erleben/salzbergwerk-bex
Abermals dauert die Fahrt nur kurz, ehe wir in Aigle schon wieder aussteigen.
Der kapazitativ starke Zug aus 5 normalen Wagen und 8 Dostos sowie Sandwich-Re460 setzt sich wieder in Bewegung.
Ein riesiger Schmalspurbahnhof ist hier angegliedert.
Die vielen Fahrzeuge hätte man auch geplant wohl kaum besser aufstellen können.
Die tpc (Transport publics du Chablais) bedient das große Meterspurnetz in der Region.

Die Dents du Midi (Zähne des Südens) sind ein Bergmassiv bei Champéry unweit der Grenze zu Frankreich.
In dieser Region gibt es noch so viel zu entdecken, dass es eine eigene Reise wert ist, zumal sie aus unseren Heimatorten nicht gerade schnell zu erreichen ist.
Für uns geht es auf der Straße weiter, leider nicht in einer der Schmalspurbahnen, die sich durch die Gassen schlängeln, sondern mit dem Bus Richtung Rennaz.
[/url ]
In Rennaz steigen wir dann auf den Trolleybus um, der seine Wendezeit nicht an der Endstation Rennaz, village, sondern am wenige Hundert Meter weiter gelegenen Krankenhaus verbringt.
[url=https://flic.kr/p/2nuzc7D]

Die Wendeschleife ist im Hintergrund zu sehen und dahinter erheben sich die Dents du Midi. Warum der Bus die Wendezeit nicht an der Endstation verbringt, kann ich mir nicht erklären.
Und eine schön verglaste Fahrerkabine mit Sitzen gegen die Fahrtrichtung davor auch nicht.
Der erste Abschnitt bis Villeneuve wird im Akkubetrieb befahren, dann mit Oberleitung. Die Küste ist ununterbrochen dicht besiedelt und der Trolleybus bedient die Hauptstraße. Der dichte Verkehr quält sich durch die Orte, doch das ist im Fahrplan eingepreist und wir kommen pünktlich in der Nähe des Bahnhofs Montreux an.
Erstmal sind ein paar Treppen zu bewältigen, denn die Orte sind am Hang gebaut (und die Rolltreppe gerade kaputt).
Der Ort bietet eine spannende Mischung aus sehr schönen alten Gebäuden, brutalistischen Zweckbauten verbunden mit ein bisschen Verkehrschaos.
Die Strecke bei St-Maurice kann schon wieder genutzt werden, doch alle Züge werden über Gleis 3 umgeleitet und der IR 90 ist mit +8 angekündigt.
Die Strecke Lausanne – Brig ist auch für den GV von großer Bedeutung.
Daraus werden noch +10 und wir nutzen die Zeit für einen Blick in den Schmalspurteil.

So viele spannende Strecken, die noch auf Erkundung warten…
Im Tunnel hinten links verschwindet die bereits vom Boot gesichtete Zahnradbahn auf den Rochers de Naye, rechts daneben die Goldenpassline nach Zweisimmen.
Letzterer wartet bereits auf die Abfahrt, ab Dezember 2022 dann mit umspurbaren Triebwagen.
Am Bahnsteigzugang gibt es einen Überblick über den Streckenverlauf.

Mit +8 steigen wir heute zum dritten Mal in den IR 90 und glücklicherweise geht die Verspätung dank der zügigen Fahrweise des Tf auf +5 zurück, als wir in Lausanne eintreffen.
Wir sprinten durch die Unterführung. Ein Schild weist die Metro nach links aus, doch dort steht nur ein Baustellenzaun und es riecht nach Pisse. Also rennen wir weiter und gerade fährt ein Zug ein. Wir quetschen uns in den ziemlich überfüllten Wagen und fahren eine Station bis Flon. Dort befindet sich der neu gebaute Tiefbahnhof der Strecke nach Bercher.
Erst seit 2000 können die Züge bis hierhin fahren und direkten Anschluss an die Metro 1 (eigentlich eher eine S-Bahn, eröffnet 1991) sowie die gummibereifte Metro 2 (hervorgegangen aus einer Zahnradbahn, eröffnet 2008, links im Bild) bieten.
Oben baut Lausanne wieder eine richtige Tram, doch dafür bleibt keine Zeit mehr.
Auf der LEB (Lausanne–Echallens–Bercher-Bahn) werden Neufahrzeuge zweier Generationen von Stadler eingesetzt.
Der prellbockferne Triebwagen ist deutlich leerer. Pünktlich geht es steil bergauf, vermutlich ist die Topografie der Grund dafür, dass man die Strecke nicht bis zum SBB-Bahnhof führen konnte. Das erste Stück verläuft im Tunnel (früher tramähnlich durch die Stadt) und dann geht es durch weiterhin dicht besiedeltes Gebiet bergauf und der Genfersee verschwindet bald aus dem Blickfeld. Bis Echallens wird auf der eingleisigen Strecke ein Viertelstundentakt angeboten, danach geht es „nur“ noch halbstündlich durch ländliche Mittelgebirgslandschaft bis zum Endbahnhof Bercher. Von dort fällt das Gelände in alle Richtungen steil ab, was ein Grund sein könnte, warum die Bahnstrecke nie weitergebaut wurde. Wenn ihr noch nie etwas von der Bahnstrecke gehört habt – wir vor dieser Fahrt auch nicht, was einer der Gründe war, warum sie in die Rundfahrt mitaufgenommen wurde. Dankenswerterweise kann man sich im Zug einen Überblick über diese wenig beachtete Strecke verschaffen.

Bahnsteiggleich warten drei Postautos und bald geht es durch einsame Dörfer über schmale Landstraßen bis nach Yverdon-les-Bains, wo wir überpünktlich ankommen.
Über die Farbgebung des ansässigen Verkehrsbetriebs kann man streiten, aber auch hier bleibt noch eine Schmalspurstrecke offen.
Der IC nach St. Gallen ist mit +7 angekündigt. Oh nein, jetzt haben wir so viel Glück bis hierhin gehabt, da kann doch nicht mein letzter Anschluss platzen?
Stattdessen kommt erstmal ein Gz.

Erfreulicherweise wartet der IC nach Basel, mit +6 geht’s weiter. An den Unterwegshalten rennen Fahrgäste nach ihren Anschlüssen. In Delémont ist die Verspätung schließlich weg und eine schöne Tagestour finden pünktlich ihren Abschluss.
In diesem Sinne - war ein schöner Ausflug, danke Trambahnfreak fürs Mitfahren und bis zur nächsten Runde!

"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."
- vielleicht von Alexander von Humboldt, vielleicht auch nicht.