Tag 2, Freitag
Über Nacht sind in Basel 27 cm Schnee gefallen – der bisherige Allzeitrekord für Basel im November ist damit geradezu pulverisiert worden (14 cm aus dem Jahr 1952).
Am Morgen dürften wohl unzählige Pendler böse überrascht worden sein – im Stadtgebiet Basel fuhr fast kein ÖV. Allmählich werden im Laufe des Vormittags die Buslinien in Betrieb genommen. Als erste Tramstrecke wird schließlich Dreispitz – Schifflände wieder befahren.
Münchensteinerstrasse, 12:15

Während die BLT bereits ab Betriebsbeginn wieder auf den Landabschnitten nahezu planmäßig gefahren ist, verkehrt die BVB zunächst nur mit der improvisierten Linie 16 vom MParc zur Schifflände parallel zur BLT-Linie 11, die ebenfalls diese Strecke befährt. Längst nicht überall sind die Bahnsteige und Haltestellen so gut geräumt wie hier.

Es ist kaum zu übersehen, dass bereits Tauwetter eingesetzt hat.
Ich beschließe, den Schnee außerhalb der Stadt zu genießen und nehme die Linie 10 Richtung Dornach.

Mein erstes TINA-Bild und dann gleich im tiefsten Winter – 4204 zwischen Baselstrasse und Walzwerk. Es ist nur ein kurzer Schneeschauer, der Wintereinbruch ist bereits wieder vorbei.

Bis wenige Tage vor dem Wintereinbruch blieb der Winter in Basel frostfrei und windarm. Dadurch fiel der Schnee auf viele noch belaubte Bäume, was das Risiko für Schneebruch massiv erhöhte.

Vorbildlich geräumt ist die Haltestelle Walzwerk, das Schneeräumfahrzeug hätte man mal nach Basel-Stadt abgeben sollen, wo es vielerorts völlig anders aussah…
Wintertraum in Arlesheim

Auch wenn die DFI noch nicht immer die Abfahrten der Realität abbilden, läuft der Betrieb hier im stabilen 7.5 min-Takt. Wie mir bereits auf der Fahrt aufgefallen ist, schließen viele Schranken nicht. Auch hier in Arlesheim Dorf rollt die TINA nach einem kurzen Halt über den BÜ mit geöffneten Schranken.
Sprung in die Innenstadt, ca. 15:00. Im fortschreitenden Nachmittag kann zunächst nur eine weitere Tramstrecke bedient werden. Die Tramlinie 1 fährt vom Depot Wiesenplatz via Dreirosenbrücke – Brausebad zum Bahnhof SBB.
Winterzauber am Rhein

Die Mittlere Brücke ist zu diesem Zeitpunkt nur durch teils sehr stark gefüllte Busse befahren. Wie gut zu erkennen ist, sind die Straßen zu diesem Zeitpunkt bereits völlig schneefrei und selbst viele Radfahrer sind wieder mühelos unterwegs. Nur die Inbetriebnahme weiterer Tramstrecken geht langsam voran.

Wenn Herbst auf Winter trifft, gibt es Schneebruch.
Es wird bis am späten Abend dauern, ehe wieder alle Tramstrecken befahren werden.
Hier ein kleiner Überblick von Medienberichten zum Thema, die auch den Hintergrund mehr oder weniger beleuchten.
https://www.blick.ch/schweiz/bern/nicht ... SYmbVyXDUg
https://www.srf.ch/play/tv/-/video/-?ur ... artTime=77
https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stad ... ld.2701722
https://news.sbb.ch/medien/artikel/1329 ... traechtigt
Eine umfangreiche Chronik über die vielfältigen Störungen im Basler Tramnetz findet sich auf dem Tramforum Basel:
https://www.tramforum-basel.ch/wbb5p/fo ... post156990
Es beginnt am Donnerstag mit einer havarierten Tram der BLT im Depot Hüslimatt und einer Weiche ohne Endlage am Claraplatz und endet mit einem Reisebus im Rasengleis am Samstag. Die Störungen sind mannigfaltig und reichen von Ästen in der Oberleitung, Autos mit Sommerreifen über Fahrzeugdefekte bis zu Kollisionen.
War es Blauäugigkeit? War es Übervorsichtigkeit? War es einfach auch ziemlich viel Pech? Auf jeden Fall war es eine ziemliche Blamage für BVB und Bernmobil, schließlich zeigen die Medienberichte, dass es bei BLT und VBZ unter ähnlichen Bedingungen viel besser lief, wohl vor Allem, weil diese beiden Betriebe einen Schneepflug vorhalten und durch die nächtliche Befahrung des Netzes die Oberleitung weitgehend schnee- und eisfrei hielten.
Und ja, die Bauart moderner Fahrzeuge spielt sicher auch eine Rolle. Wenn der Bordcomputer nicht die erwarteten 600 V bekommt, schaltet sich das Fahrzeug gern mal aus. Das hätte man mit alten Fahrzeugen sicher nicht gehabt. Ist halt wie in vielen Bereichen des Lebens - man gewöhnt sich an den Komfort der neuen Standards und wenn sie dann nicht funktionieren, bricht vieles zusammen, was früher ganz ohne funktioniert hat...
Die Diskussion, ob es notwendig und wirtschaftlich tragbar ist, für immer seltener auftretende Schneefälle einen Schneepflug vorzuhalten, wird man wohl noch einige Male führen. Fakt ist, man hätte sich vorbereiten können und man hätte in meinen Augen mehr machen können, um den Trambetrieb länger aufrechtzuerhalten und vor allem wieder früher aufzunehmen – und sei es nur, die nächtlichen BLT-Fahrten auch in die Stadt zu lassen. Und warum der Winterdienst in Basel-Land so viel besser war als in Basel-Stadt, sollte man auch hinterfragen – schließlich war der Wintereinbruch ja vergleichbar hart.
Und letztlich war es auch ganz viel Glück, dass bereits am Tag nach dem Schneefall das Tauwetter die Stadt schon wieder fast von allein vom Schnee befreit hat. Meine Vermutung ist, wären die Wetterverhältnisse ähnlich wie im Dezember 2023 in München gewesen und es hätte im Anschluss ein paar Tage zweistellige Minustemperaturen gegeben, hätte die Wiederinbetriebnahme des Tramnetzes in Basel mehrere Tage gedauert.
Tag 3, Samstag
Eigentlich wollte ich den Schnee noch auf der anderen Überlandstrecke nach Rodersdorf genießen. Doch die ist wegen einer Fahrzeugstörung gesperrt, also nochmal Richtung Dornach.
Die Sonne zeigt sich, der Schnee schmilzt bereits. Kurioser Kontrast zwischen Herbst und Winter
Die Schranken funktionieren wieder alle, der Betrieb läuft weitgehend unbehindert. Ein Tango verlässt Münchenstein Dorf
In der Stadt muss man den Schnee am Samstagnachmittag schon mehr oder weniger suchen. 6010 rollt den Jakobsberg hinab
Es folgt 6011
Bis am heutigen Montag ist der Schnee bis auf ein paar klägliche Reste schon wieder geschmolzen, die Temperatur zweistellig. Schade, dass der Winter nur so kurz zu Gast war. Schade, dass der ÖV so schlecht funktioniert hat…