[SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Entenfang
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von Entenfang »

Tag 24 Trondheim → Stockholm

Die Straßen sind noch leergefegt, als ich an diesem Samstagmorgen kurz nach sieben zum Bahnhof fahre.
Der Nachtzug aus Bodø ist bereits angekommen, interessanterweise mit Generatorwagen, den der Tagzug nicht braucht.
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Immerhin ein paar Fahrgäste sind im Talent mit gemütlicher Inneneinrichtung und großzügiger Bestuhlung.
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Ein kleines SB-Café gibt es auch.
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Mit +1 geht es los, da sich der Tf noch sein Frühstück beschaffen musste. Es sei ihm gegönnt. Unterwegs steigt eine schwer bepackte Gruppe Wanderer zu, die mit ihrer Ausstattung wohl mindestens eine Woche draußen überleben können. Kurz vor Stjørdal zweigt die Strecke dann von der Nordlandsbanen ab und führt allmählich in die Berge, vorbei an einsamen Siedlungen und unzähligen gefrorenen Felsen und Eiszapfen.
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Dass der Zug schließlich die Grenze nach Schweden überquert hat, fällt mir zuerst an den Oberleitungsmasten auf. Obwohl die Elektrifizierung auf norwegischer Seite seit Jahren geplant ist und die Strecke zeitweise außer Betrieb war, kann man noch immer keine entsprechenden Hinweise entdecken. Für den Personenverkehr war die Strecke nie von großer Bedeutung, heute fahren drei Zugpaare pro Tag, wovon nur zwei einen Anschluss in Schweden haben (außer an Tagen, an denen der Nachtzug Storlien – Malmö von Snälltåget verkehrt). Beim Umstieg fällt mir auf, dass im Talent doch ein paar mehr Fahrgäste waren, als ich zunächst vermutet habe.
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In Skandinavien wirken die Berge immer so viel höher als sie es tatsächlich sind
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Verkehrte Welt – die SJ fährt in Norwegen und Vy in Schweden. Das kann nur Ausschreibungsbahn sein.
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Im Bahnhof gibt es eine leere Kühltruhe…
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…und ein WC.
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Zunächst ist der Coradia Nordic ziemlich leer.
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Nett finde ich die Lounge hinter dem Führerstand.
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Ab Duved wird es dann richtig voll, fast alle Sitzplätze sind jetzt belegt. Hier sind Schwedens beliebteste Skigebiete.
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Die zahlreichen Seen entlang der Strecke sind zugefroren, eine Autofähre ist durch eine ausgeschilderte Piste direkt über das Eis ersetzt. Einige sausen mit ihren Schneemobilen über die Eisfläche.
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Da wir eine Weile hinter einem Schneeräumfahrzeug herfahren müssen, stehen zwischenzeitlich ein paar Bonusminuten auf dem Zähler, die jedoch bis Sundsvall wieder abgebaut werden.
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Ein Großteil der Fahrgäste steigt in den Zug nach Stockholm um, der bis auf den letzten Platz belegt ist. Allmählich wird der Schnee weniger und weniger und schließlich sind nur noch ein paar vereiste Reste übrig.
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Kurze Frischluftpause in Gävle
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Pünktlich auf die Minute endet die Etappe in Stockholm vor der Erdungsstange.
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Nachdem ich meinen Hunger gestillt habe, breche ich noch auf eine Nachtfototour auf. Ich fahre mit dem Bus, um mehr von der Stadt sehen zu können. Die MAN-Wagen sind in der ersten Reihe super zum Rausschauen, weil das Licht stark gedimmt ist. In Stockholm gilt beim Bus Vordereinstieg. Biep. Biep. Biep. Ein Jugendlicher hat keine Fahrkarte und sagt irgendetwas zum Fahrer. Der lässt ihn passieren. Türe zu, Blinker setzen, Blick in den Spiegel und weiter geht’s.
Kungsträdgården
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469 hält an der gleichnamigen Haltestelle, im Hintergrund die Säule am Sergels torg
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Wasservögel im Hafenbecken
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Parlament, Riddarholmen-Kirche und links der Königspalast
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St.-Jakobs-Kirche
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Ein vereister Park in Södermalm
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Blick von der St Eriksbron auf die nördliche Zulaufstrecke zum Hbf
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U-Bahneingang
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Odenplan mit Gustaf Vasa kyrka, der Platz wurde mit dem Bau des S-Bahntunnels vor wenigen Jahren umgestaltet.
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Auch unter der Erde merkt man den nachträglichen Zugang zur S-Bahn – da der Bahnsteig nicht breit genug ist, sind die Rolltreppen hintereinander angeordnet.
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Auf der Rückfahrt streckt mir ein Mann seine ausgestreckte Hand entgegen und dreht sich demonstrativ weg. Ob er einfach nur seine Abneigung gegenüber Menschen mit Kameras ausdrücken will oder ernsthaft befürchtet, ich könnte ihn durch den geschlossenen Objektivdeckel mit einer ihm abgewandten Kamera bei schummrigen Lichtverhältnissen in einem schwankenden Bus fotografieren, bleibt unklar.
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ET 474
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von ET 474 »

Entenfang hat geschrieben: 19 Mai 2022, 19:10 Da frage ich natürlich nach, was denn nun aus den unzähligen Plänen zum Wiederausbau des Netzes geworden ist. Fazit: Nichts, denn die Stadt hat Doppelgelenkbusse von VanHool beschafft und 2019 das komplette Busnetz überarbeitet. Eine Verlängerung der Tram z.B. durch das Zentrum bis zum Bahnhof sieht er auch skeptisch, denn dann würde es mehr Verzögerungen geben, die Kreuzungen könnten durcheinanderkommen und die heute sehr hohe Betriebsstabilität gefährden.
Über eine Rekonstruktion des alten Tram-Netzes (Tram heißt auf norwegisch übrigens Trikk) habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Allerdings muss auch bedacht werden, dass Trondheim selbst in seiner größten jemals da gewesenen Ausdehnung eher ein kleinerer Betrieb in der Größenordnung von etwa Dessau, Halberstadt, Nordhausen oder Plauen war. Der größte Teil des einstmals vorhandenen Netzes wird heute durch die Buslinie 2 bedient und auch die Buslinie 2 folgt inzwischen nicht mehr der ursprünglichen Führung nach Lade, weil der Stadtteil Lade inzwischen vollkommen neu überbaut worden ist. Eine Rekonstruktion der Trikk auf der ursprünglichen Trasse nach Lade dürfte daher ausgeschlossen sein. Eher würde die Trikk jetzt auf die neue Trasse der Buslinie 2 gelegt werden. Die Strecke nach Nonnegata wird heute durch die Buslinien 25 und 28 bedient und die Strecke nach Øya/Øyen wird inzwischen wieder durch die Buslinie 12 bedient, nachdem im Jahre 2015 auch diese Linie mangels Fahrgästen offensichtlich nur vorübergehend eingestellt worden ist. Bleibt nur offen, wie lange die Linie 12 dieses Mal in Betrieb bleibt, denn die Straßenbahn nach Øya/Øyen ist nicht umsonst als erste Strecke eingestellt worden. Øya/Øyen ist deshalb 2-sprachig, weil jeder Norweger in seiner örtlichen Lautverschiebung schreiben darf. Es gibt a->en Verschiebungen und umgekehrt, beide Schreibweisen sind richtig und zulässig. Hätten wir in Deutschland norwegische Rechtschreibung, dürfte ich ganz getrost Hamburch schreiben und das ist kein Fehler.
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Entenfang
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von Entenfang »

ET 474 hat geschrieben: 22 Mai 2022, 21:31 Über eine Rekonstruktion des alten Tram-Netzes (Tram heißt auf norwegisch übrigens Trikk) habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Allerdings muss auch bedacht werden, dass Trondheim selbst in seiner größten jemals da gewesenen Ausdehnung eher ein kleinerer Betrieb in der Größenordnung von etwa Dessau, Halberstadt, Nordhausen oder Plauen war. Der größte Teil des einstmals vorhandenen Netzes wird heute durch die Buslinie 2 bedient und auch die Buslinie 2 folgt inzwischen nicht mehr der ursprünglichen Führung nach Lade, weil der Stadtteil Lade inzwischen vollkommen neu überbaut worden ist. Eine Rekonstruktion der Trikk auf der ursprünglichen Trasse nach Lade dürfte daher ausgeschlossen sein. Eher würde die Trikk jetzt auf die neue Trasse der Buslinie 2 gelegt werden.
Eine kleine Betriebgröße sehe ich jetzt nicht grundsätzlich als Hindernis an, zumal man ja ohnehin schon eine Linie hat und nicht von 0 anfängt. Dass sogar kleinere Städte neue Netze bauen können, zeigt der 2015 eröffnete Betrieb im polnischen Olsztyn mit 10 km Streckenlänge.
Natürlich ergibt es wenig Sinn, alte Streckenführungen exakt zu rekonstruieren, wenn sich die Landnutzung inzwischen geändert hat. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass eine Verlängerung der vorhandenen Linie durch die Innenstadt zum Bahnhof deren Attraktivität steigern würde, dann vielleicht noch ergänzt um 1 oder 2 stark frequentierte Buslinien. Aber das dürfte angesichts der neu beschafften Doppelgelenkwagen jetzt unrealistisch sein.


Tag 25 Stockholm

Noch von meinem letzten Besuch ausstehend ist die Befahrung der Nockebybanan. Leider ist am Sonntag nur Takt 20, aber ich habe keinen weiteren Tag zur Auswahl. Eigentlich kann man in Alvik bahnsteiggleich von der stadtauswärts fahrenden U-Bahn zur stadtauswärts fahrenden Tram und umgekehrt umsteigen. Doch ausnahmsweise fahren heute alle Trambahnen von einem Gleis ab.
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Und wenig später erfahre ich auch, warum. Eigentlich wechselt die Tram an der ersten Station auf das rechte Gleis (die U-Bahn fährt genau wie die Eisenbahn links, sicher ein Relikt des in Schweden bis 1967 geltenden Linksverkehrs), doch heute geht es auf dem Gegengleis weiter. Und dann wird der Staffelstab abgegeben. Warum das interessante Betriebskonzept durchgeführt wird, kann ich nicht erkennen. Eine Baustelle ist nicht zu sehen.
Die Strecke führt vollständig straßenunabhängig durch ein Wohngebiet…
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…und endet schließlich in Ufernähe.
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Die Sankta Brigitta kyrka zieht meine Blicke an
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Ich mache einen Spaziergang an diesem sonnigen Tag. Jemand nutzt das Eis zum Schlittschuhlaufen, was anderen Passanten einen Ausruf des Schreckens entlockt. In der Tat sieht das Eis ziemlich brüchig aus. Das sieht der Schlittschuhläufer wohl bald auch so und kehrt um.
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Mit der nächsten Tram fahre ich zurück, lege noch einen Fotostop an der Staffelstabübergabestelle (wäre das nicht ein Wort fürs nächste Mal Hangman? Ich liebe die deutsche Sprache…) ein und nehme dann die U-Bahn zurück.
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2035 verschwindet bei Kristineberg unter die Erde
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Kunstwerke finden sich nicht nur in den unterirdischen Stationen
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Nachmittags möchte ich noch ein paar Trambilder am Strandvägen machen, der so schön im Licht liegt. Mein Bus startet mit +4 an der ersten Haltestelle und ich kann genau sehen, dass der Fahrer einfach gepennt hat, denn er stand die ganze Zeit in der Warteposition 100 m weiter. Der Fahrer telefoniert, während alle Fahrgäste brav ihre Fahrkarte scannen. Biep. Biep. Biep. Biepbiepbiep! Nochmal. Biep. Biep. Dann fährt er los, mit 20 bis 30, auch wo 50 erlaubt sind und telefoniert weiter. Überraschenderweise steigert das die Verspätung nur auf +6, bis ich nach einer Viertelstunde wieder aussteige.
Am Nordiska museet/ Vasamuseet sind Bus- und Tramhaltestelle hintereinander angeordnet und haben unterschiedliche Haltekantenhöhen. Obwohl die Haltestellen eigentlich klar angeschrieben sind, kommt es immer wieder zu Verwirrungen und Fahrgäste müssen vor- oder zurückrennen. Ob ich SL mal den Tipp geben soll, dass es genau dafür das Dresdner Combibord gibt?
https://de.wikipedia.org/wiki/Busbord#D ... _Combibord
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Hübsches Tor in den Lusthusportens park
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471 überquert die fotogene Djurgårdsbron
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Das Nordiska museet ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Stockholms und wäre meine Schlechtwetteralternative für diesen Tag gewesen.
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Die Tram kommt ziemlich unregelmäßig, ist von den zahlreichen Familien mit Kinderwagen, die vom Ausflug zurückkehren außerdem hoffnungslos überfüllt. In der Tram, die ich nehme, sind allein in einem Mehrzweck- und leider auch im Türbereich fünf Kinderwagen. Nur mit Mühe komme ich zwei Stationen später wieder heraus.
Fähre im Hafen am Nybroplan
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Ein Ersatzbus ist auch im Einsatz.
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Einfach mein Lieblingsmotiv in Stockholm – die Tram auf dem Strandvägen, der teuersten Wohnlage der Stadt
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Enten treiben auf Eisschollen
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Die tiefstehende Sonne verschwindet schnell hinter den nächsten Häusern, ich spaziere noch bis auf die Insel Skeppsholmen.
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Skeppsholmbron
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Blick nach Södermalm
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Ein mächtiges Ross in der Arsenalsgatan
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Dann fahre ich mit dem Bus nach Södermalm, er kommt mit +7. Ich kann es nicht beschwören, aber ist das nicht derselbe Fahrer, den ich vorhin hatte? Naja, vielleicht nur Einbildung, sehr wahrscheinlich ist es schließlich nicht… Im Gegensatz zu Göteborg vor drei Wochen sind Masken inzwischen nahezu vollständig aus dem öffentlichen Leben verschwunden.

Noch eine kleine süße Stärkung brauche ich, ehe ich ein paar Aussichtspunkte abklappere, die teilweise noch böse vereist sind, was freilich dem genialen Blick über die Stadt nicht schadet.
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Blick zur Insel Kastellholmen
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Vergnügungspark Gröna Lund
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Blick über das Viertel Sofia mit der gleichnamigen Kirche in der Mitte
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Zur blauen Stunde in See stechen, das könnte mir auch Spaß machen. Vielleicht sollte ich mal mehr Fährüberfahrten in die nächste Reise aufnehmen.
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Blick von der Danviksbron Richtung Globen, einem großen Stadion
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Eine gute Stunde später erreiche ich den Fähranleger. Die Richtung Zentrum habe ich um ein paar Minuten verpasst und ehe ich 25 min warte, nehme ich einfach die gerade einlaufende Richtung Ropsten. Eingesetzt wird auf diesem Kurs offenbar ein Schiff, dass normalerweise für Ausflugsfahrten genutzt wird, eine (unbediente) Bar besitzt und auf einen schwachen Schimmer gedimmtes Licht. Das soll nur zu meinem Vorteil sein, so kann ich nicht nur die Lichter der Innenstadt schwinden sehen, sondern sogar die Sterne und die dünne Mondsichel am klaren Himmel sehen, während das dunkle Wasser gegen das Schiff plätschert.

Trambrücke auf die Insel Lidingö in Ropsten
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Ich entscheide mich gegen die U-Bahn und nehme stattdessen wieder den Bus für die Rückfahrt und wie sich herausstellt, sind die Bustangenten hier tatsächlich oftmals gleichschnell oder sogar schneller als Umsteigeverbindungen mit der U-Bahn. Die Stockholmer Innenstadt ist doch recht kompakt und die Fahrzeiten mit dem Bus halten sich trotz 1000 Ampeln in Grenzen.
Ich steige 4 min vor Ablauf meiner 24h-Karte aus und widerstehe der Versuchung, nochmal in die U-Bahn einzuchecken und eine Runde zu fahren. Der Tag war lang genug, ich muss morgen wieder früh raus und die längste Etappe der Reise steht bevor.
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von ET 474 »

Entenfang hat geschrieben: 22 Mai 2022, 22:03 Natürlich ergibt es wenig Sinn, alte Streckenführungen exakt zu rekonstruieren, wenn sich die Landnutzung inzwischen geändert hat. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass eine Verlängerung der vorhandenen Linie durch die Innenstadt zum Bahnhof deren Attraktivität steigern würde, dann vielleicht noch ergänzt um 1 oder 2 stark frequentierte Buslinien. Aber das dürfte angesichts der neu beschafften Doppelgelenkwagen jetzt unrealistisch sein.
Als ich 2016 da war, habe ich von den Machbarkeitsstudien zur Rekonstruktion der Trikk gelesen. Diese kamen zu dem Schluss, dass die Rekonstruktion der früheren Strecken aufgrund der inzwischen geänderten Flächennutzung in Lade und schon damals geringen Fahrgastzahlen in Øya/Øyen nicht sinnvoll ist. Stattdessen sei eine Aufwertung der fahrgaststärksten Buslinien mit Doppelgelenkbussen sinnvoller, was zu der 2019 Neuordnung des Busnetzes geführt hat. Diese Buslinien werden jetzt gesondert mit den niedrigsten Nummern beworben und könnten zu einem späteren Zeitpunkt erneut der Grundstein für ein neues Straßenbahnnetz sein. Ein ähnlicher Weg wird in Aalborg gegangen. Auch dort sollte die fahrgaststärkste Buslinie durch eine Straßenbahn ersetzt werden, was aber aus Kostengründen zunächst auf einen spurgeführten Doppelgelenkbus reduziert worden ist. Im Gegensatz zu Trondheim wird in Aalborg jedoch nicht der Van Hool Exquicity 24, sondern der Solaris Trollino 24 beschafft. Der Solaris Urbino / Trollino 24 war auch in Hamburg und Salzburg für die fahrgaststärksten Buslinien im Gespräch, nur werden in Hamburg die Buslinie 5 und in Salzburg die Buslinie 3 jetzt durch U-Bahnen ersetzt. Es bleibt spannend, wie sich das in Trondheim und Aalborg weiterentwickelt, wenn eines Tages die Exquicities (Trondheim) und Trollini (Aalborg) aufgebraucht sind. Hoffentlich wird dann der Schritt zur Tram vollzogen.
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von Entenfang »

Tag 26 Stockholm → Basel

Für die kurze S-Bahnfahrt zum Hbf brauche ich nochmal eine Einzelfahrkarte, denn leider wird Interrail in Schweden nicht bei allen Bahngesellschaften anerkannt, unter anderem nicht bei der S-Bahn Stockholm. Viele Menschen warten bereits auf dem Bahnsteig, als der X2000 ein paar Minuten vor Abfahrt bereitgestellt wird.
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Fast alle Plätze sind belegt, aber in der 2. Klasse waren zumindest gestern Abend im Gegensatz zur 1. Klasse noch Fahrkarten zu bekommen.
Die planmäßige Abfahrtszeit verstreicht, doch nichts passiert. Nach ein paar Minuten gibt es eine Durchsage, ich verstehe nur etwas von tekniska problem. Mit +10 rollen wir schließlich los, wenige Minuten später bleibt die Stadt in der strahlenden Sonne zurück. Es liegt nur noch wenig Schnee, die Seen sind aber komplett zugefroren.
Nach rund einer Stunde kommen wir auf freier Strecke zum Halten, fahren dann langsam weiter, wahrscheinlich nicht schneller als 40. Auch die entgegenkommenden Züge schleichen dahin. Das Gebummel dauert eine ganze Weile, ehe wir wieder beschleunigen. Bis zum ersten Halt stehen schon +27 auf dem Zähler und diverse Anschlüsse sind weg. Abgesehen von den Anschlusszügen werden keine Infos auf Englisch erläutert, sodass mir das Problem unklar bleibt.
Die Zeit fließt dahin, die Landschaft fliegt vorbei, die Schneedecke weicht nur noch kleinen Resten im Schatten, das Eis wird dünner und das tiefblaue Wasser der Seen wird sichtbar. Abermals legen wir einen Abschnitt im Schneckentempo zurück und die Verspätung steigt weiter. Zum Glück habe ich in Kopenhagen zwei Stunden Mittagspause eingeplant und muss wegen der Verspätung nicht nervös werden.
Schließlich lasse ich den Winter leider komplett zurück, die Seen erstrahlen in der Mittagssonne. Wir überqueren die Öresundsbrücke und die Fahrt endet mit +30 in Kopenhagen. Der Müll wird bereits eingesammelt, während die letzten Fahrgäste den Zug verlassen, denn in 20 Minuten wird der Zug schon die Rückfahrt antreten.
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Ich gönne mir ein paar Teigtaschen beim Chinesen in Bahnhofsnähe und bin der einzige Europäer im Restaurant. Gemütlich kehre ich zum Bahnhof zurück und warte auf die Gumminase nach Hamburg. Kopenhagen hat eine sehr ruhige Bahnhofshalle, denn dort gibt es kaum Ansagen. Nur das Stimmengewirr der Passanten, das Scharren der Koffer und Flattern der Tauben sorgen für Hintergrundgeräusche. Die Abfahrtszeit rückt näher, noch ist kein Zug in Sicht. Er wird mit +4 angekündigt, kommt dann auch.
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Die im DB Navigator prognostizierte mittlere Auslastung stimmt, etwa die Hälfte der Sitzplätze ist belegt.

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Und weiter geht’s durch den sonnigen Nachmittag, der in einen sonnigen Abend übergeht. Wir sind wieder pünktlich, passieren die Grenze, während die Sonne gerade hinter dem Horizont verschwindet. Nanu, kein Betriebshalt, keine Polizei? Offenbar hat man wichtigere Aufgaben gefunden, als 50 km mit dem Auto durch die Gegend zu gondeln, um Ausweise an einer Grenze innerhalb des Schengenraums zu kontrollieren.

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Die Rendsburger Hochbrücke hebt sich als dunkler Schattenriss vor dem Abendrot ab, welch ein prächtiger Anblick. Aufgrund von Bauarbeiten in Hamburg wird der Zug ab Neumünster über Bad Segeberg und Bad Oldesloe umgeleitet, eine neue Streckenbefahrung für mich, aber leider schon im Dunkeln.
Hamburg rückt näher und die Ankunft wird angekündigt, doch dann gibt es erst noch Gebummel und Stop and Go, das sich ewig hinzieht. «Boah, das ist echt der langsamste Zug, den ich je erlebt hab», stöhnt jemand. Tatsächlich dauert es noch eine Viertelstunde, ehe wir mit +10 am Bahnsteig halten. Wegen der Bauarbeiten fahren nur sehr wenige Züge zum Hbf, auch mein NJ startet erst in Harburg. Also nehme ich die S-Bahn. Ich habe einen heftigen Kulturschock erwartet und so ist es auch – alle glotzen brav hinter ihrer FFP2-Maske aufs Handy, ein Mann labert ununterbrochen wirres Zeug vor sich hin, ein anderer Mann bittet in gleichgültigem Tonfall um eine Spende und zerrt beim Gehen durch den Waggon einen Hund hinter sich her.
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In Hamburg-Harburg wartet noch der NJ Richtung Österreich, der erst mit +5, dann mit +25 angekündigt wird.
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Einer der Schaffner zündet sich noch eine Zigarette an, doch blöderweise geht kaum eine Minute danach das Signal auf Fahrt und er kann sie nicht zu Ende rauchen. Abfertigung und ab geht’s in die Nacht.
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Nur von meinem NJ fehlt jede Spur, die Abfahrtszeit verstreicht, ohne dass es Infos gibt. Ich bekomme allmählich Durst, doch die nahe Umgebung gibt nur einen fast leeren Getränkeautomaten her – Red Bull ist dann vielleicht doch nicht die optimale Wahl für die Nachtzugfahrt. Auch die obligatorische Piss-Ecke nebst Baustellenzaun darf natürlich nicht fehlen, obwohl es hier ja sogar ein öffentliches WC gibt (was es in Skandinavien an nahezu jedem Bahnhof gibt).
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Und was will man dem potenziellen Fahrgast mit dieser Deko mitteilen?
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Als die Abfahrt 10 Minuten überschritten ist, verkündet Blechelse die Abfahrt mit +10. Wow, echt jetzt? Die Minuten verstreichen, Güterzüge rumpeln durch den Bahnhof, Metronome kommen und wenden. Ein Mann schiebt seinen Koffer auf und ab, eine halbe Stunde verstreicht. Blechelse verkündet nun +35. Im DB Navigator steht +35 wegen verspäteter Bereitstellung, na sag doch sowas nicht… Wieder verstreichen die Minuten. «Wann kommt unser Zug?», fragt ein Mädchen. Und immer mit dem Koffer auf und ab, auf und ab. Allmählich wird es kalt, wofür braucht man schon beheizte Warteräume? Die kosten nur Geld und man steckt sich mit Corona an. Da will ich einfach nur möglichst schnell durch Deutschland durchfahren, aber die Bahn will das nicht so wie ich es will. +45. «Wann kommt denn unser Zug endlich?»
Nach einigen weiteren Minuten dann die manuelle Ansage: «Auf Gleis 4 fährt ein: NJ nach Zürich, Abfahrt 21:04 Uhr.» Blechelse wiederholt das noch dreimal, dann taucht er endlich auf. Während ich mein Gepäck zur Tür schleppe, erkundigt sich das Pärchen vor mir: «Wissen Sie, wie die Tür aufgeht?» Rohe Gewalt ist die einzige Lösung bei Drehfalttüren und siehe da, es funktioniert.
Ich teile mir den Liegewagen mit einem Mann Mitte 30, der eigentlich erwartete dritte Fahrgast ist nicht gekommen. Er kommt aus Lübeck, fährt regelmäßig mit dem Nachtzug, mal zum Skifahren nach Österreich, mal zum Wandern in die Schweiz, mal mit Motorrad in den Süden. Jetzt fährt er eine Freundin bei Konstanz besuchen. Er hätte auch den Flixbus im Auge gehabt, für nur 21€ von Hamburg aus. «Aber zehn Stunden Bus fahren ist ja auch nicht so toll und wenn da einer Corona hat, hats ja nachher der ganze Bus.» Da würde er ein Abteil vorziehen. Für die Rückfahrt wäre der Liegewagen ausgebucht bzw. nur noch Frauenabteile verfügbar gewesen. «Das finde ich ganz schön diskriminierend, dass man keine reinen Männerabteile auswählen kann. Wenn ich keine andere Wahl gehabt hätte, hätte ich das trotzdem gebucht und das Ganze dann im Zug diskutiert.»
Dass die Autozüge der DB nicht rentabel genug waren, kann er überhaupt nicht nachvollziehen. «Bei dem Preis…» Als Motorradfahrer würde er jedenfalls die Nachtzüge sehr schätzen, denn 1000 km geradeaus fahren wäre sehr anstrengend und würde keinen Spaß machen. Bis zum Nordkap ist er auch schon gefahren, findet Norwegen ein tolles Reiseland. Viele Kurven, das wäre schön zu fahren und in der Motorradkleidung wäre das kühlere Wetter des Nordens viel angenehmer als Italien. «Auf unserer ersten Tour sind wir durch Schweden nach Norden gefahren und haben immer gedacht: ‘Ganz schön teuer hier!’ Was wirklich teuer ist, haben wir dann gemerkt, als wir in Norwegen angekommen sind!» Diese Beschreibung kommt mir von meiner ersten Skandinavienreise 2015 nur allzu bekannt vor. Inzwischen bin ich halt Schweizer Preise gewohnt, da schockt mich Norwegen auch nicht mehr wirklich. Wir kommen auf die Basler Fasnacht (sozusagen die dortige Interpretation von Karneval) zu sprechen und dass es auch Stimmen gab, die sie ein drittes Mal absagen wollten. Allerdings nicht wegen Corona (die meisten Einschränkungen wurden in der Schweiz bereits kurz nach meine Abreise Mitte Februar aufgehoben), sondern wegen des Kriegs in der Ukraine. «Ich feier lieber jetzt und genieße es, bevor der dritte Weltkrieg ausbricht.»
Wir halten in Bremen, der sternenklare Himmel zieht bald wieder vor dem Fenster vorbei. Zeit zum Schlafen.

Ich schlafe erfreulich gut, war auch müde genug. Auf das Klopfen der Schaffnerin reagiert mein Mitreisender viel schneller, obwohl ich unten bin und er oben ist. Meine Ohrstöpsel haben ganze Arbeit geleistet. Wie ich es schon gestern Abend befürchtet und beim Dösen vermutet habe, ist die Verspätung nicht abgebaut worden, ganz im Gegenteil. Und mit +78 endet die lange Reise schließlich da, wo sie begonnen hat.
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Die Lok zur Weiterfahrt nach Zürich wird bereitgestellt. Das Leben geht seinen gewohnten Gang weiter.
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Fazit

Die Herzlichkeit und Offenheit der Norweger habe ich genauso angenehm erlebt wie die der Schweden. In Nordnorwegen dagegen waren die Englischkenntnisse überraschend schlecht – damit habe ich nicht gerechnet, vermutlich arbeiten dort aber auch viele Ausländer.
Gar nicht begeistert waren wir von der Bausubstanz. Die Häuser sind oft hellhörig, haben keine Zentralheizung (nur elektrische Heizkörper oder -lüfter) und vor allem ist die Isolation unterirdisch. Dass man im hohen Norden, wo fast das gesamte Jahr geheizt wird, einfachverglaste Fenster verbaut, ist mir einfach unverständlich. Auch Lüften war immer wieder ein Problem – das scheint nicht vorgesehen zu sein. Entweder lassen sich die Fenster gar nicht oder nur geringfügig öffnen oder sie sind so zugestellt, dass man nicht drankommt. Auch wenn mein Gastgeber in Oslo meinte, dass Strom in Norwegen sehr teuer wäre, fällt es mir schwer, das zu glauben. An vielen Häusern, teilweise auch in den Wohnungen, brennen Tag und Nacht diverse Lichter und die ganzen Heizlüfter müssen einen immensen Stromverbrauch haben.
Und hoher Stromverbrauch bringt in Norwegen gewisse Tücken mit sich. Die maximale Leistung scheint in vielen Häusern relativ niedrig zu sein, denn in der einen Unterkunft durften nicht Waschmaschine und Heizung gleichzeitig laufen, in der nächsten nicht Backofen und Kaffeemaschine und die Sicherung ist uns beim Kochen auch zweimal geflogen…

Zumindest beschränkt sich Elektromobilität nicht nur auf Teslas – in Oslo und Trondheim ÖV-seitig leider hauptsächlich auf Elektrobusse, während Bergen stark auf den Stadtbahnausbau setzt. Zumindest sind in Oslo keine Streckenstilllegungen mehr zu befürchten, auch wenn der Gleiszustand vielerorts zu wünschen übriglässt und auch der Straßenzustand im Gleisbereich oft katastrophal ist. Anderswo in Norwegen werden dagegen spektakuläre und kostenintensive Straßenausbauten stark vorangetrieben und die Infrastruktur konsequent verbessert – da werden viele Milliarden in Tunnels gesteckt.
Die U-Bahn in Oslo dagegen hat im Gegensatz zur Tram eine Geschichte konsequenten Ausbaus hinter sich. Eigentlich ist der Begriff U-Bahn nicht wirklich passend, denn ein Großteil des 86 km langen Netzes verläuft oberirdisch. Dabei ist der historische Hintergrund recht interessant – das Osloer U-Bahnnetz geht vor allem im Westen der Stadt auf Vorortbahnen zurück, während im Osten der Stadt größtenteils schon als U-Bahn-Standard gebaut wurde. 1977 wurde der Innenstadttunnel eröffnet, allerdings waren die beiden Netze noch nicht miteinander verbunden, da im Osten mit Stromschiene, im Westen noch mit Oberleitung elektrifiziert war und die Züge aus dem Osten wendeten in einer unterirdischen Wendeschleife, die bis heute existiert. Später wurden die Westäste weitgehend auf U-Bahnstandard umgebaut, die Oberleitung durch eine Stromschiene ersetzt, BÜ aufgehoben und die Bahnsteige verlängert. Eine Ausnahme stellt lediglich die Strecke nach Frognerseteren dar, die noch zahlreiche BÜ und höhengleiche Querungen aufweist sowie Bahnsteige, die nur für 2 Wagen ausgelegt sind. Die Türen im ersten oder letzten Wagen bleiben dann beim Halt verschlossen.
Nach Jahrzehnten des Stillstands und endloser Verzögerungen soll nun auch endlich Trondheim – Storlien/ Stjørdal bis 2024 elektrifiziert werden. Man darf gespannt bleiben, ob es diesmal gelingt.
Für Norwegen gilt beim ÖV jedenfalls ein ähnlicher Grundsatz wie in Schweden – in den Großstädten ist er sehr gut, im dünn besiedelten Norden kommt man zwar in die größeren Orte, braucht aber viel Zeit und hat nicht viele Verbindungen zur Auswahl. Zur Routenplanung empfiehlt sich landesweit entur.no.

Mit meinem zweiten Besuch in Norwegen konnte ich mir einen langjährigen Wunsch erfüllen – nämlich die Streckenbefahrungen Bodø – Trondheim und Trondheim – Östersund – (Stockholm), die ich beide bereits für meine erste Skandinavientour in 2015 geplant hatte, aber aus Zeitgründen damals weglassen musste. Ich habe es nicht bereut. Ganz abgesehen davon bleibt auf der Liste meiner bisher besuchten Länder ganz klar Norwegen das einzige Land, dass landschaftlich mit der Schweiz mithalten kann.
Ein weiterer Punkt, in dem Norwegen wohl zusammen mit der Schweiz einsame Spitze ist, sind die Preise. Diese Reise dürfte das höchste Budget pro Tag gefordert haben, dass ich je auf einer Reise gebraucht habe. Norwegen ist völlig zurecht bekannt für die hohen Preise, auch wenn wir durch Selbstversorgung zumindest die absurden Kosten für Restaurants umgehen konnten. Allzu groß war der Preisschock für mich aber nicht, ich bin ja inzwischen Schweizer Preise gewohnt. ;)

„Skandinavien muss man mal im Winter gesehen haben“, habe ich schon vor Langem mal aus dem Verwandtenkreis gehört. Und ich kann dem nur zustimmen – mit kalten Temperaturen und widrigem Wetter sollte man aber keine Probleme haben. Autofahren im Winter ist auch nur was für Unerschrockene – Nebel, Schneesturm, Eis und Co. sind ständige Begleiter auf den winterlichen Straßen und einige Male hatte ich das Gefühl, dass die Einheimischen etwas überrascht waren, als wir von unserer Reiseroute mit den langen Autofahrten erzählt haben.

Der viele Schnee, die tiefstehende Sonne, die faszinierende Winterlandschaft, die Polarlichter – es fällt mir schwer, zu entscheiden, was mein persönliches Highlight war. Jedenfalls war es eine wunderbare Reise. Für mich bleibt ein weiterer Besuch im skandinavischen Winter weit oben auf der Reiseliste.


Statistik

Gefahrene Bahnkilometer: 5740
Planmäßige Gesamtfahrzeit: 66h 42 min
Reisegeschwindigkeit: 86 km/h
Gesamtverspätung (analog FGR): 127 min
Flugtickets: 322 €
Fahrkarten: 251 €
Reservierungen: 161 €
ÖPNV und Bus: 147 €
Fahrtkosten gesamt: 882 €
Kosten pro Bahnkm: 7,2 Cent
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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218217-8
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von 218217-8 »

Herzlichen Dank für diesen wieder äußerst informativen wie unterhaltsamen und hochwertig bebilderten Reisebericht! Nord-Skandinavien im Winter - das wäre auch was für mich. Aber da müsste ich wohl dicke Bretter bohren, um das bei meiner Freundin durchzusetzen ...
146225
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von 146225 »

Ich sage auch "Danke sehr!" - der Mensch für Nord-Nordeuropa im Winter bin ich zwar eher nicht, aber gelesen habe ich deinen Bericht trotzdem mit Interesse und sehr gerne!
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Stellwerk
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von Stellwerk »

Ein dickes Dankeschön! Wie immer eine ideale Mischung aus Infos über Verkehrstechnik und die Länder an sich, verbunden mit wunderschönen Bildern. BTW: Wenn es mit der Karriere mal nicht so klappen sollte, hast du noch ein zweites Standbein als begabter Reiseschriftsteller. :-)
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Jean
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von Jean »

Sehr sehr schöner Bericht. Danke.
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
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Entenfang
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von Entenfang »

Und ich danke euch für die positiven Rückmeldungen und Anmerkungen. :)
BTW: Wenn es mit der Karriere mal nicht so klappen sollte, hast du noch ein zweites Standbein als begabter Reiseschriftsteller. :-)
Ach, eigentlich bin ich ganz zufrieden. ;)
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Valentin
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von Valentin »

Mal wieder großen Dank für den ausführlchen bebilderten Reisebericht. Er ist so gut, daß er hier sogar nichteisenbahnaffine Leser gefunden hat.

Zu den Strompreisen in Norwegen;

Das Norwegische Strom-Netz ist in 5 Regionen eingeteilt. In der Region Nord-Norwegen ist der Preis spottbillig, In den anderen haben die Preise sich nach dem Bau leistungsfähiger Überlandleitungen zwischen den Regionen und Nationen den hohen Europäischen Preisen angeglichen. Erhalten müssen nun eine hohe Stromrechnung fürs früher so billige Heizen zahlen.
Das Netz von Nord-Norwegen ist dagegen nur mit relativ geringer Leistung an Mittelnorwegen, Schweden und Finnland gekoppelt. Der Strompreise liegt daher seit vielen Jahren konstant bei 10-15 €/MWh (EU: 200€/MWh). Auch die jetztige europäische Energie-Kriese hatte mangels leistungsfähiger Netzkoppelung keine Auswirkungen auf den Preis. Und die örtlichen Politiker sehen bei den damit drohenden Preissteigerungen auch keine Grund, neue leistungsfähigere Koppelstellen zu errichten.

/OT: Der Güterzug Narvik-China ist unterwgs. Kriegsbedingt umgeleitet über Rumänien und Georgien.
10bis10 jetzt - oder Rücknahme der damit begründeten Tariferhöhung.
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Entenfang
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Re: [SE][NO]Die Magie des Nordens - die Jagd nach Polarlichtern und der Ente der Begierde

Beitrag von Entenfang »

Valentin hat geschrieben: 30 Mai 2022, 22:58 Mal wieder großen Dank für den ausführlchen bebilderten Reisebericht. Er ist so gut, daß er hier sogar nichteisenbahnaffine Leser gefunden hat.
Schön zu hören, es ist ja durchaus ein beträchtlicher eisenbahnloser Teil dabei. Es ist mir glücklicherweise gelungen, den ÖV-technisch schwierigen Norden gut mit spannenden Zugfahrten weiter im Süden zu kombinieren und so diese interessante Reise daraus zu machen.
Valentin hat geschrieben: 30 Mai 2022, 22:58 Zu den Strompreisen in Norwegen;

Das Norwegische Strom-Netz ist in 5 Regionen eingeteilt. In der Region Nord-Norwegen ist der Preis spottbillig, In den anderen haben die Preise sich nach dem Bau leistungsfähiger Überlandleitungen zwischen den Regionen und Nationen den hohen Europäischen Preisen angeglichen. Erhalten müssen nun eine hohe Stromrechnung fürs früher so billige Heizen zahlen.
Das Netz von Nord-Norwegen ist dagegen nur mit relativ geringer Leistung an Mittelnorwegen, Schweden und Finnland gekoppelt. Der Strompreise liegt daher seit vielen Jahren konstant bei 10-15 €/MWh (EU: 200€/MWh). Auch die jetztige europäische Energie-Kriese hatte mangels leistungsfähiger Netzkoppelung keine Auswirkungen auf den Preis. Und die örtlichen Politiker sehen bei den damit drohenden Preissteigerungen auch keine Grund, neue leistungsfähigere Koppelstellen zu errichten.
Ja gut, da wundert mich gar nichts mehr. Wenn Strom nichts kostet, isoliert natürlich niemand sein Haus.

Valentin hat geschrieben: 30 Mai 2022, 22:58 /OT: Der Güterzug Narvik-China ist unterwgs. Kriegsbedingt umgeleitet über Rumänien und Georgien.
Danke für die Info! Der Krieg hat natürlich der Landbrücke Europa - China einen heftigen Dämpfer verpasst. Aber um die Route dieses Transportes nachzuvollziehen, habe ich durchaus mal etwas detaillierter auf die Karte schauen müssen. Dann wird die Fracht wohl per Schiff übers kaspische Meer von Kasachstan nach Aserbaidschan und dann nochmal per Schiff von Georgien nach Rumänien transportiert worden sein. Interessant, dass das ganze Umladen immer noch 3x schneller ist, als einfach die ganze Route per Schiff zurückzulegen.
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