[HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

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[HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Entenfang »

Tag 1

Los geht es an einem mäßig warmen Abend im Mai. Ich bin mal nicht spät dran und passiere in aller Ruhe die Ankunfts- und Abfahrtsmonitore.
ICE nach Interlaken: +9
ICE aus Hamburg: +40
ICE nach Frankfurt: fällt aus wegen Verspätung aus vorheriger Fahrt

Und so geht das tagein, tagaus. Dass ICE weiter in die Schweiz fahren ist inzwischen eher die Ausnahme als die Regel. Und pünktliche ICE kann man wahrscheinlich an einer Hand abzählen.

Wow, ich bin 6 min vor Abfahrt auf dem Bahnsteig. Das habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Aber es lohnt sich, denn inzwischen kann man den Bahnhof fast ohne Gerüst bestaunen.
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Und dass ich schon den IC3 nach Zürich eine halbe Stunde früher genommen habe, zahlt sich aus – er führt einen Aussichtswagen mit, was zwar im Fahrplan hinterlegt ist, ich aber gar nicht bemerkt habe.
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Wenn eine Reise so startet, kann sie eigentlich nur gut werden.
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Zwei ältere Ehepaare sitzen in meiner Nähe. „Die dütsch Bahn isch echt a Sauhuufe. Aber do isch jo au nit viel besser. Was nützt denn ei WC, wenns kei WC-Papier hät?“
Der Schaffner kommt zur Fahrkartenkontrolle vorbei. Der Sprecher zeigt seine Fahrkarte am Handy vor und auch sein Halbtax. „Und von Ihnen auch, bitte“, sagt der Schaffner zu seiner Frau. „Du häsch des do au ufm Handy.“ Sie gibt ihm ihr Handy. „Login fehlgeschlagen“, verkündet er wenig später. „Ohohoh“, tadelt der Schaffner scherzhaft. Während der Mann versucht, den Login durchzuführen, hat seine Frau bereits ihre Plastikkarte herausgezogen und der Schaffner geht zufrieden weiter.

Pünktlich erreiche ich Zürich und habe somit eine gute halbe Stunde Zeit, der Auflösung des Taktknotens zuzuschauen.
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Bald darauf wird auch schon der Nachtzug bereitgestellt. Auf der Anzeige steht nur Wien, es sind aber auch Kurswagen nach Budapest und Prag dabei.
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Es herrscht reges Treiben auf dem Bahnsteig. Familien mit Kindern ziehen in ihre Abteile ein, Schaffner schicken unsichere Fahrgäste zum richtigen Zugteil. „Budapest? Weiter vorne.“ An der Spitze laufen noch 1. Klasse-Wagen der SBB als Sitzwagen sowie der einzelne Kurswagen nach Prag mit.
Während Letzterer eher schwach ausgelastet scheint, sind die Wagen nach Budapest gut genutzt. Ich teile mir das Liegewagen-Abteil mit drei Ungarn, vermutlich auf dem Nachhauseweg über das Brückentag-Wochenende. Viel Gepäck haben sie zum Glück nicht dabei, denn das zu verstauen ist im Liegewagen tückisch. Sehr gesprächig sind sie auch nicht, einer löffelt noch einen Joghurt im Gang im Stehen rein und schiebt eine Banane hinterher, der andere steht nur da und schaut beim Fenster raus. Der dritte bezieht seine Liege und legt sich hin, bevor wir den Bahnhof verlassen haben. Ich klappe meine Liege nochmal hoch, um anständig sitzen zu können. Denn auch wenn die Abteile leider auf der in Fahrtrichtung linken und damit auf der falschen Seite für den Zürichsee sind, ist es trotzdem ein schöner Start. Die dichte Besiedelung nimmt allmählich ab und schließlich heben sich nur noch die Bergketten schwach gegenüber dem Nachthimmel ab. Die Schaffnerin kommt die Fahrkarten einsammeln. Ein paar Abteile weiter sind zwei Ukrainer, die offenbar nicht für den Liegewagen reserviert haben. „You are going to Vienna? You have to ask the Austrian colleagues. We are going to Budapest. You cannot sleep here. Ukrainians can use the seat car." Die beiden ziehen also in den Sitzwagen um.
Spärliche Beleuchtung schmückt die Berghänge, bis wir Buchs erreichen. Der Lokwechsel dauert länger als geplant und es geht mit +10 weiter. Bis Bludenz holen wir wieder etwas auf, dann lege ich mich hin. Dafür muss ich nochmal die Schaffnerin kontaktieren, denn man kann die Liege nicht mehr selbstständig herunterklappen, wenn sie in Sitzposition verankert ist.
Ich spüre leichten Druck auf den Ohren, als es über den Arlberg geht, dann spüre ich nichts mehr.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Entenfang »

Tag 2

„Sehr geehrte Damen und Herren, wir erreichen in Kürze Wien-Meidling. Danke für Ihre Reise im Nightjet und wir wünschen Ihnen einen schönen Tag.“ Dann das Ganze nochmal auf Englisch und Französisch und nochmal wenige Minuten später am Hbf. Dann Stille, nur ein bisschen kalt war es im Abteil trotz Decke.

Dennoch habe ich recht gut geschlafen, wache erst wieder auf, als die Schaffnerin jedem von uns einen kleinen Apfelsaft und einen Keks zusteckt, was das Frühstück darstellt – sehr spärlich gegenüber dem Nightjet und sicher nicht genug, um gestärkt in den Tag zu starten. Vom Einstieg gestern Abend ist noch ein Kakao-Kokos-Gebäck übrig, das ich gleich hinterherschiebe. Wir sind bereits ein gutes Stück in Ungarn, lila blühende Felder ziehen vorbei und in der Ferne verschwindet die Silhouette der Alpen. Es ist bedeckt, doch die Wolkendecke wird löchriger, während die Fahrt weiter nach Osten geht. Sind wir zunächst noch pünktlich, sammeln wir kurz vor Budapest ein paar Bonusminuten (die der DB Navigator tatsächlich prognostiziert hat). Kleine Häuschen mit Gärten ziehen vorbei, Lärmschutzwände, Büroblocks. Mit +8 halten wir in Budapest-Keleti.
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Er ist ohne Zweifel einer meiner Lieblingsbahnhöfe, meine erste Ankunft 2011 in diesem Prachtbau mit seiner Akustik, welche die klangvollen ungarischen Ansagemelodien zu einem Konzerterlebnis werden lassen, werde ich niemals vergessen. Auch jetzt macht es mir Freude, den Gongs zuzuhören.
https://www.youtube.com/watch?v=4UE7-AZZ_GY

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Die große Ostungarnrunde lässt sich ganz ohne Umsteigen fahren
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Eine Frau bettelt und behauptet, Ukrainerin zu sein. Das werden später noch drei weitere behaupten und ich habe den starken Verdacht, dass das nicht stimmt. Gleich vier Mal werde ich angesprochen, für angeblich irgendwelche Kinderheime zu spenden, was höchstwahrscheinlich ebenso ein Betrug ist wie die Spenden für behinderte Kinder in Prag.
Nun muss ich erstmal meinen Koffer im Schließfach verstauen. Und das ist eine erhebliche Hürde, denn dafür braucht man 1200 Forint in Münzen. Im Bahnhof stehen leider nur Geldautomaten von Euronet und die kosten immer extra Gebühren – aber welche Wahl habe ich? Mangels Wechselautomat gehe ich zuerst zur U-Bahn, um mir eine 7-Tageskarte zu holen und bitte um Rückgabe mit einigen Münzen. Ich passe nicht auf und bekomme nur 1000 in Münzen, was mir aber erst auffällt, als ich schon wieder vor dem Schließfach stehe und es nicht benutzen kann. Andere Ausländer haben genau das gleiche Problem. Aufgrund der Hitze und des minimalistischen Frühstücks brauche ich mehr Zucker in meinem Kreislauf, also kaufe ich am Kiosk irgendeine Zuckerplörre und bitte abermals um Wechselgeld in Münzen. Hurra, jetzt habe ich endlich genug und es kann losgehen. Die ungarischen Wörter lese ich im Gedanken immer falsch, denn sz wird wie s ausgesprochen, s dagegen wie sch. Im Polnischen ist es genau umgekehrt. Die ungarische Sprache klingt auf jeden Fall sehr ungewohnt.

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Statt wie üblich im Zentrum zu starten und mich dann nach draußen vorzuarbeiten, mache ich es heute mal umgekehrt. Da ich im Kundenzentrum keinen topografischen Netzplan bekomme, versuche ich es im nächsten Buchladen. Im Stadtplan sind alle Linien eingetragen, damit kann ich leben. Dann nehme ich die Tram, es ist ein Ganz-Wagen. In den Genuss einer Klimaanlage kommen nur wenige Fahrgäste, die der Niederflur-Trambahnen und ganz weniger neuer Busse. Die meisten Fahrzeuge haben keine. Da es draußen nicht extrem heiß ist, wird die Fahrt durch die großen geöffneten Fenster angenehm. So kann ich auch das eine oder andere Bild machen.
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„Nur Huhn. Kein Unsinn.“

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Die Tram muss einige Male etwas länger an Ampeln warten, doch der große Vorteil ist, dass sie eigentlich immer ihre eigene Trasse hat und deswegen nie im Stau steht. Fast eine halbe Stunde dauert die Fahrt, die Prachtbauten weichen Wohnblocks, dann steige ich in den Bus um.
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Nach einer weiteren Viertelstunde bin ich in einem ruhigen Viertel mit großen Gärten.
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Zeit für ein Gulasch. Hier gibt es die Speisekarte zwar nur auf Ungarisch, doch man hilft mir gerne in einer Mischung aus Englisch und Deutsch und allzu schwierig ist die Verständigung nicht.
Ich bin über die Preise hier durchaus überrascht – Budapest ist teuer. In einem Außenbezirk von Prag hätte man ein vergleichbares Essen wahrscheinlich für nur die Hälfte bekommen.
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Gut ist es jedenfalls und so üppig, dass ich mir den Rest einpacken lasse und davon noch ein zweites Mal essen kann.

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Gestärkt fühle ich mich schon viel besser und laufe durch die Seitenstraßen, die von Obstbäumen gesäumt werden und keine richtigen Gehwege haben, zum Memento Park.
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Hierhin wurden die zahlreichen sowjetischen Denkmäler nach der Wende verbannt. Heroische Marschmusik empfängt mich am Eingang und die brutalistischen Statuen vervollständigen das Bild.
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1956 wurde beim Aufstand gegen die sowjetische Besatzungsmacht die Stalinstatue in Budapest abgesägt, sodass nur noch die Füße übrigblieben. Eine entsprechende Nachbildung steht ebenfalls im Museum.

Alles in allem eine sehr authentische Erfahrung, die mich sofort an Brest erinnert, nur dass hier die Kindersoldaten und die ewige Flamme fehlen. Aber es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Aktivisten der Volksaufstände aus den 50er-Jahren als Helden gefeiert werden, weil sie für Meinungs- und Pressefreiheit eingetreten sind, also genau das, was Orban in den letzten Jahren immer mehr eingeschränkt hat. Zum Zeitpunkt der Reise ist außerdem gerade in den Nachrichten bekanntgeworden, dass Orban aufgrund der ukrainischen Flüchtlinge den Notstand ausgerufen hat und dadurch per Dekret regieren kann.

Mit dem nächsten Bus geht es ein paar Haltestellen abwärts und da rollt auch schon die Tram herbei.
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Ich fahre die Strecke bis zum Ende, sie führt fernab der Bebauung entlang von Seen und durch Wald. Es ist eine sehr idyllische Trasse, deren Gleise sich allerdings in schlechtem Zustand befinden, sodass man nicht schneller als 25 km/h fahren kann und es manchmal heftig rumpelt. Generell scheint sich das Netz aber in einem guten Zustand zu befinden und es erlaubt aufgrund des hohen Anteils besonderer Bahnkörper hohe Geschwindigkeiten. Da es in Budapest auf vielen Strecken keine Wendeschleife gibt, verkehren die Tatras Heck-an-Heck gekuppelt.
4297 am Kamaraerdei Ifjúsági Park
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4052/4151
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An der Eckkneipe der Haltestelle Budafoki elágazás lege ich einen Zwischenstop ein.
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Spiegel helfen beim Abfertigen in der Kurve
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Weiter geht’s im Ganz-Wagen.
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Nächster Zwischenstop im Wohnblock-Viertel, wo ein Igel durch das Gras am Rand der Trasse raschelt.
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Während die Außenstrecken oft nur im Takt 15 bedient werden, kommt hier alle paar Minuten eine Tram, oft auch zwei hintereinander.
Im Tatrawagen
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Weiter geht’s mit dem Ganz-Wagen Richtung Innenstadt. Diese Altfahrzeuge aus den 60ern und 70ern wurden nie in einer anderen Stadt als Budapest eingesetzt.
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Nächster Zwischenstop: Hauszmann Alajos utca
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Die um einige Meter von der Kreuzung nach hinten versetzte Halteposition, ergänzt um Zäune, verhindert effektiv, dass Fahrgäste unachtsam vor die anfahrende Tram laufen.
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Blick aus dem Fenster am Móricz Zsigmond körtér…
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…und an der zentralen Markthalle.
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Endstation Deák Ferenc tér, fest in der Hand der Ganz-Wagen
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In der Mitte des Straßenzugs gibt es einen Grünstreifen
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Der Berufsverkehr staut sich in der Innenstadt, während links die Tram und rechts die Busse und Radfahrer auf jeweils einer eigenen Spur daran vorbeirauschen. So ist es richtig und Busse kommen einer nach dem anderen, weil die Metro 3 wegen Instandhaltungsarbeiten über Jahre außer Betrieb ist.
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Wie schade, dass man konsequent alle Tramlinien an der Oberfläche stillgelegt hat, als die U-Bahn eröffnet und ausgebaut wurde.

Vörösmarty tér
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Ich gönne mir ein Stück Dobos-Torte und einen Kaffee, die Wiener Kaffeehaustradition hat auch Budapest geprägt.
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Die drittälteste U-Bahn der Welt fuhr 1896 in Budapest – es ist die heutige Linie M1, eine klassische Unterpflasterbahn ohne Zwischengeschoss, mit kleinem Profil und kurzen Zügen.
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Zeit, mein Gepäck vom Bahnhof zu holen. Natürlich bleibe ich wieder in der faszinierenden Halle hängen, schaue dem Zug nach Szolnok bei der Abfahrt hinterher. Der einzige verspätete Zug auf der Ankunftstafel hat +90 und das ist der RJ aus München.
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Blick in die Häuserschluchten des jüdischen Viertels.
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Die innenstadtnahen nordöstlichen Stadtviertel werden von einem dichten Obusnetz durchzogen, wobei Hin- und Rückweg aufgrund der Einbahnstraßen oft in Parallelstraßen verlaufen.

Nach einem kleinen Abendsnack breche ich zur Nachtfototour auf. Die ursprünglich bereits für den frühen Nachmittag angedrohten Gewitter haben sich immer weiter nach hinten verschoben, doch obwohl der Himmel bedrohlich bedeckt war, sind nur ein paar wenige Tropfen gefallen. Alles sieht ziemlich trocken aus.
Ich nehme die M2, ein klassische Ostblock-Metro aus den 70er Jahren nach russischem Vorbild. Die Bahnhöfe extrem tief und mit schnellen Rolltreppen ausgestattet. Die Metrowaggonmasch-Züge sind allerdings inzwischen durch Neufahrzeuge von Alstom ersetzt worden.
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Das Parlament bei Nacht ist ein prächtiger Anblick und ich verbringe viel Zeit hier.
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Eingang zum Parlament
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Der Vorplatz ist vor einigen Jahren verkehrsberuhigt worden und wird nur von der donauparallelen Tramlinie 2 im dichten Takt überfahren.
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Auch der Blick über die Donau zur Fischerbastion kann sich sehen lassen.
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Blick Richtung Batthyány tér mit Kirche und Markthalle
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Blick zum Schlossberg
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Rund um den Szabadság tér gibt es ein ruhiges Wohnquartier mit alten Bäumen
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Auf dem Weg zum Deák Ferenc tér wird es allmählich wieder belebter.
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St.-Stephans-Basilika
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Mit der U-Bahn fahre ich zurück. Abgesehen vom menschlichen Drehkreuzersatz am U-Bahneingang wurde heute schon zweimal meine Fahrkarte kontrolliert. Ich erinnere mich noch von meinen ersten Besuchen in Budapest 2011 und 2013, dass an den U-Bahn-Zugängen ziemlich häufig kontrolliert wurde.
Mein Bahnjahr 2023
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Entenfang »

Tag 3

Auch heute erwartet mich wieder ein etwas zu warmer Tag mit mehr Sonne als Wolken. Ich fahre nochmal zum Parlament, um mit etwas Glück Restkarten für eine Führung abgreifen zu können. Das könnte ich auch, sofern ich des Italienischen oder Spanischen mächtig wäre, denn alle anderen Führungen sind ausverkauft.
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Vorbild und Modell
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Blick zur Margit híd
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Blick zur Fischerbastion bei Tageslicht
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1330 befährt den Kossuth Lajos tér
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Mangels passender Führung fahre ich eine Haltestelle weiter bis zum Ende der Donauparallele am Jászai Mari tér. Die Bahnen kommen recht unregelmäßig, von einem sauberen 5-Minuten-Takt sind sie weit entfernt.
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An vielen Haltestellen gibt es nur eine DFI für alle Haltepositionen. Pfeile zeigen an, von wo die jeweiligen Linien abfahren.
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Dann steige ich in einen der Mega-Combinos um und fahre bis Oktogon.
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Bei ihrem erstem Einsatz 2006 waren es mit 54 m die längsten Straßenbahnwagen der Welt, inzwischen mussten sie den Rekord an die ebenfalls in Budapest eingesetzten, 56 m langen Urbos abgeben. Die Combinos bedienen die Halbringlinien 4/6, welche auch immer wieder als fahrgaststärkste Straßenbahnlinien der Welt bezeichnet werden. Tagsüber wird alle 2 min gefahren, die Linie verkehrt täglich rund um die Uhr mindestens im 20-Min-Takt.

Die Prachtstraße Andrássy ut führt vom zentralen Verkehrsknoten Deák Ferenc tér bis zum Heldenplatz. Sie ist immerhin etwas flanierfreundlicher gestaltet als der brutalistische Unabhängigkeitsprospekt in Minsk. Unter den Bäumen kann man halbwegs angenehm laufen, während sich links die Autos anhupen.
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Unter der Straße verläuft die älteste U-Bahnlinie, die damals vorwiegend aus stadtgestalterischen Aspekten realisiert wurde.

Altes Haltestellenschild
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Der Heldenplatz ist ein typischer riesiger gepflasterter Platz ohne jede Aufenthaltsqualität, während der Verkehr auf 1000 Spuren um den Platz fließt.
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Dank der App BudapestGo weiß ich, dass bald ein Ikarus-Obus kommt, denn der Fahrzeugtyp ist bei der Live-Position praktischerweise auch gleich mithinterlegt.
Zuerst kommt ein Trollino…
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…und wenig später das Objekt der Begierde.
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Anschließend spaziere ich ein wenig im Városliget-Park.
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Das große Fotohighlight bei allen Passanten sind die beiden Entenküken.
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Eine Schildkröte schwimmt auch durch den Teich.
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Viele Schulklassen sind unterwegs, jetzt kommt die Jahreszeit der Klassenfahrten.
9100 vor dem Eingang zum Zoo
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Ich warte den nächsten Ikarus-Obus ab. Auf der Linie 75 scheint noch etwa jeder zweite Kurs einer zu sein, auf den meisten Linien dagegen sind sie komplett verschwunden. Einmal sehe ich auch einen Ikarus auf einer normalen Buslinie. Das Bild hat sich in den letzten 11 Jahren seit meinem ersten Besuch in Budapest stark gewandelt. Ich würde vermuten, dass damals die Ikarus-Wagen sowohl auf den normalen als auch den Obuslinien noch in der Mehrheit waren.
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Bssssssssszischrumms. Uuuuuuuuuuuöööööööööööschepperschepper.

Welch ein Sound.

Vom Heldenplatz geht es durch moderne Bürogebäude, dann Plattenbauten und zuletzt durch ein hippes Altbauviertel mit glutenfreien Bäckereien und hausgemachtem Hummus. In den Altbauvierteln gibt es fast nur Einbahnstraßen, deswegen wendet der Obus in Häuserblockschleifen. Ohne Endaufenthaltszeit geht es nach dem regen Fahrgastwechsel schon wieder auf die Rückfahrt.
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2027 am Jászai Mari tér, im Hintergrund der wegen Baustelle verhüllte Nyugati pályaudvar
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Für mich geht es mit der Linie 2 wieder entlang der Donau bis zum Fövám tér. Etliche Brückenzufahrten unterquert die Tram kreuzungsfrei, so auch hier die Zufahrt zur Szabadság híd.
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Auch wenn sich dadurch LSA-Wartezeiten vermeiden lassen, ist der große Nachteil die fehlende Verknüpfung zwischen den oben und unten verlaufenden Tramstrecken.

Hier lohnt sich der besondere Bahnkörper mal so richtig
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Nun sind es nur noch wenige Schritte bis zur zentralen Markthalle, einer meiner Lieblingsorte in Budapest, wenn auch inzwischen sehr touristisch. Nichtsdestotrotz kaufen an den bunten Marktständen auch noch zahlreiche Einheimische ein und Vieles ist nur auf Ungarisch angeschrieben. Ich brauche erstmal eine Stärkung und suche den bereits von meinen vorherigen Besuchen in Budapest bekannten Langos-Stand auf.
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Es ist der einzige Stand mit einer ewig langen Schlange und fast alle sprechen Deutsch. Die mehrfach überklebte Preisliste deutet darauf hin, dass man die Gelegenheit genutzt hat, die Preise touristengerecht zu erhöhen. Klassischerweise werden Langos allenfalls mit Creme fraiche und Käse gegessen, aber jetzt gibt es sie in 100 verschiedenen Varianten mit Tomaten, Salami und sogar süß. Und der Trick dieser vielen Zutaten ist, dass jede davon extra kostet. „Would you like some extra olives?“, erkundigt sich die Verkäuferin. „Yes, why not?“ Und noch davon und davon und davon und schon kostet der Langos fast 10€. Ich sage gleich, dass ich nur Creme fraiche und Käse haben möchte. „Some extra onions?“ Nein, immer noch nicht. Den Trick, ganz unschuldig nachzufragen, um mehr zu verkaufen, gibt es übrigens fast immer, wenn man in Budapest irgendwo essen geht. „Would you like a cardboard package?“ Die Verpackung ist nirgendwo auf der Preisliste zu finden, also sage ich ja. „That‘s 1900, please.“ Moooment. Wieso 1900? Der Langos kostet doch nur 1500. „The cardboard box is 400.“ Dreiste Abzocke, dann nehme ich halt keinen. Spart ohnehin Müll.
Doch das hat seine Tücken, wie ich bald feststelle. Man bekommt das fettige Ding auf einem dünnen Papier gereicht und ich bin noch nicht bei der Hälfte, da ist es schon durchgeweicht. Ich halte den Langos möglichst weit von mir weg, um mich nicht komplett einzusauen und schaffe es unfallfrei bis zum Schluss, allerdings sind meine Hände und mein Gesicht ordentlich verschmiert. Dafür gibt es ja Taschentücher und schon ist das Problem behoben.
Das WC wird von einer radiohörenden strengen Dame bewacht, die die 150 Forint pro Person einsammelt. An der Wand kleben mehrere Zettel „Cash only“. Dann schlendere ich durch die Marktstände, kaufe Grieben, Paprikapulver, Obst und Trockenfrüchte. Und die mit Orange gefüllten Schokoladenbälle, die ich mal in Tschechien gekauft habe, kann ich zu meiner Freude auch entdecken.
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Bei so vielen Sonderangeboten ist die Wahl nicht leicht…
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Mit gut gefülltem Rucksack gehe ich zur Tram, die rappelvoll ist. Bei Astoria steige ich zum Obus um, der zu meiner Unterkunft fährt. Er wendet ebenfalls in einer Häuserblockschleife und fährt dann durch eine äußerst enge, weil auf beiden Seiten zugeparkten, Straße zurück. Es gibt sogar extra Hinweisschilder, dass man nicht schlampig außerhalb der markierten Parkfelder parken soll. Schneller als mit 20 kommt der Bus trotzdem nicht durch und bald gar nicht mehr. Ein größerer Familienwagen steht mit Warnblinker im Halteverbot. Hup! Hup! Nichts passiert. Huuuuup! Huuuuup! Nichts. Der Fahrer funkt die Leitstelle an. Huuuuuuup! Huuup! Nichts zu machen. Es vergehen geschlagene 5 Minuten, ehe eine Frau mit Kleinkind auf dem Arm angerannt kommt. Manchen Personen sollte man einfach mal den Führerschein für ein halbes Jahr wegnehmen, damit sie kapieren, wie viel Spaß das macht, wenn man ewig auf den Bus wartet, weil der hinter einem warnblinkenden Falschparker feststeckt.

Am späten Nachmittag möchte ich eine kleine Schifffahrt unternehmen. Auch hier gilt Vorsicht, denn es gibt Boote, die in Kooperation mit den Verkehrsbetrieben fahren. Zwar werden nur Monatskarten und auch diese nur Dienstag bis Donnerstag anerkannt, doch die 4€ Zuschlag für einen ganzen Tag sind ein wahres Schnäppchen verglichen mit den anderen Touribooten, die für eine einstündige Tour ein Vielfaches abkassieren.
1439 hält am Vigadó tér vor dem Konzerthaus im Hintergrund
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Konzerthaus im Detail
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Das Boot ist gut gefüllt und der Blick auf die von der tiefstehenden Sonne angestrahlten Prachtbauten traumhaft.
Erzsébet híd mit Zitadelle und Freiheitsstatue
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Die Kettenbrücke ist zum Zeitpunkt meines Besuchs wegen Renovierungsarbeiten geschlossen
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Fischerbastion
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Parlament
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Margit híd mit Riesencombinos
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Dann wendet das Schiff leider schon wieder, nochmal geht’s am Parlament vorbei
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St.-Anna-Kirche mit Fischerbastion
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Treppe zur Fischerbastion
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Leider gibt es in Budapest keine richtig schöne Donaupromenade. Zwar kann man auf beiden Seiten am Ufer laufen, tut dies jedoch auf weiten Abschnitten direkt neben dem rauschenden Verkehr. Von der Tram dagegen ist der Ausblick auf beiden Seiten perfekt, weil sie leicht erhöht fährt.
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Szabadság híd mit zentraler Markthalle
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Die filigrane Brücke im Detail
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Ein sehr hübsches Gebäude mit einer gelungenen Kombination aus altem Lagerhaus und moderner Überdachung beherbergt ein Einkaufszentrum sowie eine Kunstausstellung.
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Nun sind wir schon am südlichen Teil der Halbringlinie 4/6 angelangt, ein Combino überquert die Petöfi híd
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Petöfi híd von unten
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Schließlich folgt das Nationaltheater…
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…und auf der anderen Donauseite der Unicampus.
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Gellért-Hügel im Gegenlicht
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Viel zu schnell bin ich wieder am Ausgangspunkt zurück.
Am Vigadó tér sind die Platzverhältnisse arg beengt, deswegen gibt es für die Fahrtrichtung Süden keinen richtigen Bahnsteig und man steigt direkt auf das Gegengleis aus.
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Richtung Norden ist die Halteposition versetzt (auf Höhe des Haltestellenschildes).

Die Erschütterungen haben dem Asphalt offenbar nicht gutgetan.
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1352 fährt vor der Kulisse der nordwestlichen Hügelketten in die Haltestelle ein
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Schließlich nehme wieder eine rappelvolle Tram, um einen geeigneten Ort zum Abendessen aufzusuchen. Geeignet ist relativ, den an der Eingangstür klebt ein Plakat, dass die Immobilie zu vermieten ist. Da ich etwas unter Zeitdruck bin, um noch vor Sonnenuntergang auf der Fischerbastion zu sein, nehme ich notgedrungen einen asiatischen Imbiss, womit ich perfekt daneben gegriffen habe und in der Mikrowelle aufgewärmtes Essen bekomme.

Dann geht es mit dem Bus nach oben und ich bin nicht der Einzige. Die Aussichtsterrasse ist voller Menschen, die den tollen Blick über die Stadt genießen. Es kommen immer mehr Menschen dazu, schließlich auch noch eine japanische Reisegruppe. Auch wenn die Sonne weitgehend hinter Wolken verborgen ist, gibt es eine sehenswerte Abendstimmung.
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Und die blaue Stunde macht auch was her und als die Beleuchtung des Parlaments erstrahlt, gibt eine Japanerin einen Ausruf des Erstaunens von sich.
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Ich schaue mich anschließend noch ein wenig in den Straßen um, doch da sie fast vollständig zugeparkt sind, gibt es kaum attraktive Fotomotive.
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Kleinbusse des türkischen Herstellers Karsan verbinden den Schlossberg mit der Stadt.
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Schließlich laufe ich talwärts zur Donau.
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Kurz darauf kommt die Tram, ein Deutscher streckt während des Haltes die Kamera durch die Tür nach draußen, um das Parlament festzuhalten. Ob das wohl ein gutes Foto wird?
Der Fahrer bremst am nächsten Halt so heftig, dass die Magneten fallen. Dann folgt eine Durchsage, dass sich die Abfahrt aus fahrplantechnischen Gründen noch etwas verzögert. Vermutlich haben wir Verfrühung. Über 3 Minuten vergehen, ehe wir zur nächsten Haltestelle rasen, wieder mithilfe der Magnetschienenbremse zum Halten kommen und abermals eine Minute abstehen.

Zuletzt lege ich noch einen Fotostop auf der Margit hid ein.
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Das schmucke Haltestellenschild
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Der Combino wird in der Kneipenmeile bald bis auf den letzten Platz gefüllt sein. Auf dem Weg zu meiner Unterkunft schwankt ein Besoffener über den Gehweg und rempelt voll in mich rein.
Mein Bahnjahr 2023
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Entenfang »

Tag 4

Bus frei für die heutige Fotorunde – 712 an der Wesselényi utca/ Erszébet körút
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Los geht es mit einem ziemlich vollen Combino bis zur nördlichen Endstation am riesigen Verkehrsknotenpunkt Szell Kalman tér. Die Fahrzeuge sind sehr stehplatzoptimiert, haben in meinen Augen aber zu wenig Türen, was den Fahrgastwechsel ausbremst und es schwierig macht, aus den Gängen nach draußen zu kommen.
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Blick über die weiträumige Haltestellenanlage
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Grundsätzlich ist die Fußwegführung gut durchdacht und führt zu den richtigen Querungsmöglichkeiten. Nur die Treppenabsätze sind furchtbar, zu lang für einen Schritt, aber zu kurz für zwei Schritte.
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Wendeschleife für den Castle Bus
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Als nächstes nehme ich den Tatrawagen bis Szent János Kórház. Eine nette Wendeschleife, in der es recht beschaulich zugeht.
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Erdbeerverkäufer
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Im kleinen Park rasten Tauben…
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…und Menschen.
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Nur ein kurzer Weg ist es zur Zahnradbahn.
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Mit Eröffnung im Jahr 1874 gehört sie zu den ersten der Welt. Sie ist als Tramlinie nummeriert und in den normalen Tarif integriert.
Ein großzügiges Mehrzweckabteil ermöglicht den Transport von Fahrrädern und Kinderwagen
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Unter der Woche wird Takt 20 angeboten, am Wochenende Takt 12. In der SVZ verkehrt sie teilweise als Anruf-Zahnradbahn.

Ende November wurde der Betrieb offenbar bis auf Weiteres eingestellt, um Instandhaltungsmaßnahmen durchzuführen. Der Erläuterungstext klingt irgendwie nicht so vielversprechend, ich rechne mit einer längeren Pause.
https://bkk.hu/hirek/2022/11/az-epitesi ... voje.8440/

Nicht alle Kreuzungsmöglichkeiten werden im Regelbetrieb gebraucht
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Die gesamte Fahrt dauert etwa eine Viertelstunde, sodass unter der Woche zwei Fahrzeuge ausreichen.
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Ankunft an der Bergstation
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Abermals nur einen kurzen Fußweg entfernt ist die Kindereisenbahn mit den gar nicht mal so kleinen Zügen, zumindest wenn man die Dresdner Parkeisenbahn gewohnt ist. Betreiber ist die MÁV.
Recht unscheinbar ist der Bahnhof
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Fahrkartenschalter
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Der stattliche Zug
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„Nicht pünktlich. Das ist ja wie bei der deutschen Bahn“, kommentiert jemand hinter mir, als die Abfahrtszeit verstreicht und nichts passiert. Das Signal steht auf Fahrt und der junge Fdl steht bereit, macht aber keine Anstalten, den Abfahrauftrag zu geben. Dann kommen noch ein paar von der Kasse und die grüne Kelle wird gezeigt.
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Langsam rollt der Zug an, dabei lautes Quietschen. Kreissignal. Wir kommen wieder zum Stehen. Neuer Versuch, selbes Ergebnis. Die beiden Tf springen von der Lok, kontrollieren die Bremsschläuche, werden offenbar fündig. Beim dritten Versuch rollt der Zug problemlos an.
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Die Grüße der Kinder am Stellwerk und am BÜ sind regelrecht militärisch. Das bemerkt auch der Deutsche hinter mir. „Also das soll mal jemand vom Personal in Deutschland verlangen. Da ist nichts mit Grüßen und so.“ Das würde ich zwar nicht unterschreiben und dass es in Deutschland weniger militärisch ist, sehe ich nicht unbedingt als Nachteil. Früher handelte es sich um eine Pioniereisenbahn, die Bilder erinnern mich an Pfadfinder.
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An diesem Freitag ist der offene Wagen etwa zur Hälfte besetzt und der geschlossene Wagen fast komplett leer. Die Strecke führt durch einen endlosen Wald stets abwärts.
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Wir passieren einen durchgeschalteten Bahnhof, doch etliche Bahnhöfe sind auch besetzt. Alle Bahnhöfe werden von einer erwachsenen Person mitüberwacht, doch die Kinder bekommen das einwandfrei hin. Ich frage mich, wie die eigentlich vor dem ersten Zug an ihre Arbeitsorte kommen.
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An einem Zwischenhalt steigt eine Schulklasse ein und der offene Wagen wird gut voll.
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Wir kreuzen den Gegenzug. Unter der Woche wird im Stundentakt gefahren, am Wochenende öfter. Da das Wetter die nächsten beiden Tage regnerisch werden soll, habe ich mich entschieden, diesen Programmpunkt vorzuziehen.
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Einen kurzen Moment lang hat man auch einen hervorragenden Blick über die Stadt
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Kurz vor dem Ende folgt noch ein kurzer Tunnel, dann ist das Ziel Hüvösvölgy erreicht.
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Ich erspähe, dass der Bahnhof sogar eine eigene Küche hat, die zudem eine beträchtliche Größe hat. So mangelt es den jungen Kollegen an nichts. Die Lok wird wegrangiert und kommt aus dem Betriebshof mit einem Güterwagen wieder, auf dem mehrere Jugendliche sitzen und ein Fahrrad sowie ein Segment einer Modellbahnanlage transportiert wird.
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Die Dieselloks stammen aus rumänischer Produktion
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Rangiertätigkeit
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Sogar eine Bahnhofskneipe gibt es
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Praktischerweise ist der Weg zur Tram nicht weit, auch hier ein großer Umsteigeknoten zu Bussen.
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Ich nehme den nächsten Tatrawagen, der sich zunächst ganz langsam durch eine enge Kurve schlängelt und dann eilig Richtung Zentrum braust. Doch ich steige nochmal aus, um mich zu stärken.
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Für den Nachmittag habe ich Szentendre auf dem Plan, ein kleines Städtchen nördlich von Budapest. Ich fahre mit der Tram zurück Richtung Szell Kálmán tér und bald wird sie rappelvoll. Dass auf dieser vermeintlich einsamen Strecke so viel los ist, hätte ich nicht gedacht. Und immerhin fahren hier drei Linien, sodass alle paar Minuten eine Tram kommt. Eine kurze Fahrt mit dem Combino, dann steige ich in die Vorortbahn (HÉV) um.
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Da meine Wochenkarte nur innerhalb der Stadtgrenzen gilt, suche ich den Fahrkartenautomaten auf. Dankenswerterweise zeigt er unter „beliebte Strecken ab diesem Ort“ die Erweiterungskarte Vorortbahn an, die es in Preisstufen 5 km, 10 km und 15 km gibt. Ich brauche die höchste Preisstufe und zahle dafür 80 Cent.
Zunächst kommt ein Verstärker, der nur bis an die Stadtgrenze fährt. Ich steige trotzdem ein und suche mir einen freien Vierer. Mal wieder erkenne ich meinen Fehler, als wir aus dem Tunnel draußen sind. Bereits oft habe ich beobachtet, dass auf einer Seite des Fahrzeugs die Sitzplätze viel schneller belegt werden als auf der anderen. Die Sonnenseite ist deutlich unbeliebter und das kann ich absolut verstehen. Trotz geöffneter Übersatzfenster ist es unangenehm heiß im Wagen.
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In Budapest gibt es vier separate Vorortbahnen, die zur MÁV gehören, aber nur über Verbindungsgleise mit dem restlichen Eisenbahnnetz verbunden sind. Aufgrund der Elektrifizierung mit Gleichspannung unterscheiden sie sich von regulären Bahnen. Früher gab es auf den Strecken auch Güterverkehr.
Eingesetzt werden vorwiegend in den 70er Jahren in der DDR gebaute Fahrzeuge.
Barrierefrei sieht anders aus…
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In Aquincum sagt der Tf irgendwas durch und da daraufhin alle aussteigen, tue ich das auch. Was das Problem ist, kann ich nicht erkennen und nachdem sich der Tf vergewissert hat, dass der Zug leer ist, fährt er weiter. Da ich ohnehin früher oder später auf den nächsten Zug hätte umsteigen müssen, betrifft mich die Störung weniger.
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Die Bahn fährt durch die Ruinen der römischen Siedlung.

Der folgende Zug bis zur Endstation ist deutlich stärker gefüllt, doch es gibt noch freie Plätze. Ein Schaffner geht später durch den Wagen, denn an einer Station gibt es keine Möglichkeit, Fahrkarten zu kaufen. Da der Zug nicht durchgängig begehbar und aus mehreren Wagen besteht, ist das ein mühsames Unterfangen.
Nur ein kurzes Stück zu Beginn führt entlang der Donau, dann folgt ein Stück entlang einer Ausfallstraße und schließlich führt die Strecke irgendwo durch die Häuser. Das Tempo ist recht gemächlich, vermutlich nie schneller als 80. Allmählich wird der Zug leerer, doch gar nicht wenige bleiben bis zur Endstation Szentendre drin.
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Ich suche das ÖPNV-Museum in Bahnhofsnähe auf und bemerke schnell, dass die Dreiviertelstunde, die mir bis zur Sperrstunde bleibt, hinten und vorne nicht reicht. Es gibt umfangreiche Bildersammlungen und Texte auch auf Englisch, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Schließlich werde ich freundlich darauf hingewiesen, dass der Feierabend naht. Ich kaufe noch eine Linienverlaufstafel und stecke sie in den Rucksack. Dabei steht sie zur Hälfte raus. Ohje, ich glaube, die wird nicht in meinen Koffer passen.

Alle Passanten drehen den Kopf nach mir um. Wolltet ihr schon immer mal auffallen wie ein bunter Hund und alle Aufmerksamkeit auf euch ziehen – steckt euch eine Linienverlaufstafel halb in den Rucksack und lauft damit durch die Szentendre.
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Der kleine Ort ist jedenfalls sehr sehenswert und als erstes gönne ich mir ein Stück Torte. Während ich die Rechnung begleiche, erkundigt sich die Bedienung, wo ich denn diese Linienverlaufstafel herhätte. Aus dem ÖPNV-Museum. „Very intresting, thank you.“ Dann spaziere ich weiter durch das schmucke Städtchen.
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Auf dem Rückweg setze ich mich einige Minuten auf eine Bank und lausche drei Musikern, die vor einem Restaurant spielen.

Dann ist es Zeit für die Rückfahrt.
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Ist der Zug anfangs noch schwach belegt, ändert sich das im Stadtgebiet von Budapest rasch. Bald sind alle Sitzplätze belegt und einige Fahrgäste stehen in den Einstiegsbereichen. Ich fahre bis zur unterirdischen Endstation Batthyány tér.
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Zur Eröffnung der Metro 2 wurde 1972 auch die HÉV um eine Station unterirdisch verlängert, um eine direkte Umsteigemöglichkeit zu schaffen.

Nun möchte ich mit der Tram weiterfahren. Ach Mist, die ist gerade abgefahren. Ich drehe meinen Kopf nach links. Na, vielleicht ist es doch nicht so schlimm. Das Parlament wird von den letzten Sonnenstrahlen beleuchtet.
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Blick über die Donau
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Mit einem Urbos fahre ich entlang der Donau bis Szent Gellért tér, um einen weiteren Aussichtspunkt aufzusuchen. Vielleicht klappt es ja heute mit den leuchtenden Wolken.
Die anderen Menschen dürfen sich noch weiter den Kopf nach meinem Linienverlaufsschild verdrehen, während ich den Gellért-Hügel erklimme. Ganz oben stehe ich plötzlich vor einem Baustellenzaun. Alles wird umgebaut und ist deshalb gesperrt. Also gehe ich wieder ein Stück zurück und finde doch noch einen geeigneten Aussichtspunkt, der von zahlreichen weiteren Menschen genutzt wird, die sich auf den Felsen verteilt haben. Leuchtende Wolken gibt es zwar nicht, doch der Blick über die Stadt, während langsam die Lichter angehen, hat trotzdem was.
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Blick zur Puskás Arena, die wie ein überdimensionales Ufo im Häusermeer wirkt, links davon ist der Bahnhof Keleti pályaudvar erkennbar.
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Szabadság híd
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Schließlich fahre ich zurück, um noch ein spätes Abendessen einzunehmen. Die Kneipenmeile in der Nähe meiner Unterkunft ist voller Menschen, die sich aufs Wochenende freuen.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Entenfang »

Tag 5

Heute möchte ich das ungarische Bahnsystem ein wenig auf die Probe stellen. Zuerst nehme ich die Tram 4/6 für wenige Minuten. Sie ist an diesem Samstagvormittag so voll, dass man kaum noch einsteigen kann. Menschmassen ergießen sich über die Kreuzung zum Nyugati-Bahnhof, als die Fußgängerampel endlich grün wird. Die LSA-Umlaufzeiten sind ziemlich lange und ich habe die Vermutung, dass die Linie 4/6 eine stärkere Priorisierung bekommt als andere Linien, denn hier steht man fast nie vor Ampeln, was auf anderen Linien durchaus häufiger vorkommt. Daher kommt sie recht regelmäßig, was bei einem so dichten Takt auch entscheidend ist.
Ab zum Fahrkartenautomaten, wie schon in der App bekomme ich für ein und denselben Zug zwei unterschiedliche Preise – einen für IC, einen für Schnellzug. Der Schnellzug kostet etwa 1 € weniger. Ich wähle die günstigere Variante. Als ich dann den Zug entlanglaufe, erkenne ich den Unterschied. Die IC-Wagen sind klimatisierte Großraumwagen, die Schnellzugwagen klotzgebremste 8er-Abteilwagen mit Übersatzfenstern. Da es heute angenehm kühl ist, fällt die Wahl nicht schwer. Die IC-Wagen sind deutlich voller und wenn es heiß ist, kann ich es nur allzu gut nachvollziehen, den geringen Aufpreis für einen klimatisierten Wagen zu bezahlen.
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Ich nehme den ersten Wagen hinter der Lok, gleichzeitig der vom Prellbock am weitesten entfernte und habe ein Abteil für mich.
Rangierabteilung
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Im Abteil findet man praktischerweise gleich Ausflugstipps, wenn man noch nach Inspiration sucht.
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Pünktlich geht es los und bald bleibt Budapest mit hohem Tempo zurück.
Ein bisschen Ostalgie gibt es an den Bahnhöfen noch, obwohl viele inzwischen modernisiert sind.
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In Cegled müssen wir den verspäteten Gegenzug abwarten, denn hier verlassen wir die Hauptstrecke Richtung Osten und es geht nur noch eingleisig weiter. So stehen +5 auf dem Zähler.
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Weiterhin zügig geht die Fahrt in den Süden, im Gegensatz zu Budapest muss es hier kürzlich ergiebig geregnet haben, denn überall gibt es größere Pfützen.
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Eine Regiojet-Lok auf Abwegen
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Bis Szeged sind wir wieder pünktlich.
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Schön finde ich die Gleissperren, die den Namen wirklich verdienen.

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In Szeged werden neben Tatras Pesa Swing eingesetzt.
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Fahrkarten kann man kontaktlos an Automaten im Fahrzeug kaufen. Schon wieder gerate ich in eine Fahrkartenkontrolle, ehe ich in der Innenstadt aussteige. Bald darauf folgt der Tram-Train, den ich in der Hausdurchfahrt am Aradi Vértanúk tere festhalte.
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Erst seit November 2021 gibt es dieses neue Verkehrsmittel in Szeged, zum Zeitpunkt meines Besuchs war noch Versuchsbetrieb mit kostenloser Mitfahrt.
Sowohl von der Lackierung als auch betrieblich kommt die Eisenbahn deutlich zur Geltung.
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Eingesetzt werden Stadler Citylink Gleichstrom/Diesel-Hybrid, die Fahrzeuge sind denen in Chemnitz ähnlich.
Zum Zeitpunkt meines Besuchs wurde größtenteils nur im Stundentakt gefahren, seit November 2022 wird ganztägig alle 30 min gefahren und am Wochenende sogar rund um die Uhr.
https://szkt.hu/wp-content/uploads/2022 ... C5%91l.pdf

Szeged hat ein dichtes elektrisches Verkehrsnetz, neben der Tram gibt es auch ein Obusnetz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9 ... ged_hu.png

Während meines Aufenthalts an einem Samstag habe ich nur bordeauxrote Niederflurwagen von Ikarus/ Škoda gesichtet. Ich gehe davon aus, dass es aber auch hochflurige Fahrzeuge geben muss, weil sich entsprechende Anmerkungen im Fahrplan finden.
T-461 am Ságvári Gimnázium
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Immer wieder regnet es ein bisschen, doch nach ein paar Minuten hört es schon wieder auf.
Eintrittstor zum Domplatz
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Der Blick in die Kathedrale lohnt sich jedenfalls.
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Die Innenstadt ist außerordentlich aufpoliert und es ist mir wirklich schleierhaft, warum ausgerechnet in Polen und Ungarn so EU-kritische Politiker gewählt werden. Zumindest für mich ist es offensichtlich, wie sehr diese Länder von der EU und den dadurch erhaltenen finanziellen Mitteln profitiert haben.
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Perfekte Bürgersteige mit Blindenleitstreifen
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Schöne Radwege
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Alles verboten außer Tram
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Ein historisches Fahrzeug dient in der Fußgängerzone als Café
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T-452 am Széchenyi tér
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Kleine Wegzehrung für die Statue
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Gibt’s in Szeged nur herausgeputzte Gebäude aus der Zeit von Österreich-Ungarn? Nein.
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Ich gönne mir noch eine kleine Stärkung und gehe dann zur nächsten Tramhaltestelle.
Hübsches Haltestellenschild, das MM steht für Doppelhaltestelle.
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T-461 an der Tisza Lajos körút
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Das nächste Fahrzeug ist ein Tatrawagen der Linie 3F, da steige ich doch glatt mal ein.
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Die Strecke wird bald eingleisig, führt aber auf besonderen Bahnkörper in der Straßenmitte, später in Seitenlage. Die Fahrgastzahlen sind überschaubar, als es aus der Stadt heraus und zum Friedhof geht. Dort muss die Kreuzung abgewartet werden und ich steige zwecks Foto aus, in der Hoffnung, nach dem Bild gleich wieder einsteigen zu können. Doch der Fahrer schließt die Türen schon lange, bevor der Gegenzug angekommen ist und so bleibe ich erstmal stehen. Schön zu erkennen ist die Gegenzuganzeige am Signal.
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Interessanterweise wird dieser Linienabschnitt am Wochenende mit Takt 20 häufiger befahren als unter der Woche, vermutlich wegen des Friedhofs. Der Gleiszustand ist zwar etwas rustikal, doch immer noch akzeptabel. Alle Haltestellen sind modernisiert.
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Die nächste Tram kommt komplett leer und ich fahre noch das letzte Stück bis zur Endstation. Gewendet wird in einem Wendedreieck.

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Schleifen scheinen in Ungarn irgendwie nicht so weit verbreitet zu sein. Die DFI hier erstaunt mich schon etwas. In Basel werden als Schwellenwert 300 Einsteiger/Tag angenommen, um eine DFI aufzustellen. Ich habe meine Zweifel, ob die hier erreicht werden.

Da meine Zeit recht knapp ist, schaue ich mich nach Alternativen um, um nicht wieder dieselbe Strecke zurückzufahren. Der Bahnhof Rókus, wo der Tram-Train vom Straßenbahnnetz auf die Eisenbahn wechselt, ist nur knapp 1 km entfernt. Der nächste Bus kommt allerdings erst in rund 15 min, also beschließe ich, zu laufen. Ich bin äußerst froh darüber, dass es heute kühler und bedeckt ist, denn der Fußmarsch zwischen Autohäusern und Tankstellen entlang einer Ausfallstraße hätte in der prallen Sonne noch viel weniger Spaß gemacht. Ich erwische gerade passend den Tram-Train auf der Rückkehr nach Szeged.
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Mir bleibt noch eine gute Dreiviertelstunde, ehe er zurückkehrt.
Betriebshofzufahrt
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Die Zeit möchte ich noch für eine Erkundung der 2012 fertiggestellten Tramneubaustrecke bis Európa liget nutzen. Man erkennt im Netzplan, dass sie erst später errichtet wurde, denn die Wohnsiedlung hat nun einen doppelten Anschluss an das Zentrum – in die eine Richtung mit dem schon vorher vorhandenen Obus, in die andere Richtung mit der neuen Tram.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9 ... ged_hu.png

Gleichzeitig stellt sie aber auch eine neue Verbindung her, nämlich die zur Szeged Plaza-Mall. Malls sind in Osteuropa durchaus wichtige Ziele und müssen in der Regel durch Netzanpassungen neu erschlossen werden, da sie oft am Stadtrand abseits der gewachsenen ÖPNV-Achsen liegen. Hier ist das recht gut gelungen, auch wenn ein kurzer Fußweg bleibt.
Die Wendeschleife direkt vor dem Einkaufszentrum wird dagegen nur noch selten genutzt, hier kam gerade zufällig eine Fahrschule vorbei.
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Grundsätzlich wird der ÖPNV in Szeged fast ausschließlich durch Tram und Obus abgewickelt. Für eine Stadt mit 160.000 Einwohnern sind drei Tram- und fünf Obuslinien plus den neuen Tram-Train ein Wort und sie decken nahezu das gesamte Stadtgebiet ab.
Der Innenraum der Pesa Swift ist stehplatzoptimiert und die schräg angeordneten Sitze konnte ich noch nie leiden.
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In der Wendeschleife Európa liget wird gerade an irgendwas gearbeitet, was die Weiterfahrt verzögert. Dann muss noch die Weiche von Hand umgestellt werden und als wir endlich an der Haltestelle ankommen, fährt gerade der dort wartende Kurs ab. Das ist ungünstig, denn die nächste Abfahrt ist erst in 12 Min. Das reicht nicht mehr, um zum Tram-Train umzusteigen. Ich schaue mich um und entdecke die Obushaltestelle. Der fährt zwar nicht ganz bis dorthin, wo ich hinmuss, aber er sollte früher kommen und lässt sich mit einem Fußweg von etwa 1 km zum Bahnhof Rokus kombinieren, während ich von der Tram schon früher umsteigen müsste und deshalb die Abfahrt definitiv verpasse. Doch auch diese Variante ist sportlich, für den Fußweg bleiben mir geschätzt 10 min. Ich habe keine Alternative und steige in den Obus ein, als er kommt. So komme ich auch noch zu meiner Obusfahrt in Szeged.
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Als der Obus abfährt, schimpft eine Frau mit Kinderwagen von hinten. Offenbar hat der Fahrer nur die erste Tür geöffnet, um mich einsteigen zu lassen, sie aber nicht aussteigen lassen. Es gibt eine kleine Diskussion, dann ist schon die nächste Haltestelle erreicht und sie kann aussteigen. Auch ich erreiche bald die Endstation in der Wohnsiedlung und nehme die Beine in die Hand. Gerade mit der Einfahrt des Tram-Train komme ich in der Haltestelle an – uff. Die Tram ist ziemlich voll und hat gleich zwei Zugbegleiter, die nichts tun außer sich mit ihren Handys zu beschäftigen. Fahrkarten können sie ja keine kontrollieren, da die Fahrt zum Zeitpunkt meines Besuchs kostenlos ist.
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Drei Jungs drücken sich die Nase an der Scheibe zum Führerstand platt. Ich habe den Verdacht, dass das Interesse der Bevölkerung an dem neuen Verkehrsmittel nicht nur deswegen so groß ist, weil es etwas völlig Neues ist, sondern auch, weil es vorläufig gratis ist. Während der Testphase kann der Tram-Train auf der gesamten Strecke kostenlos genutzt werden und das tun an diesem trüben Samstagnachmittag offenbar einige. Der Dieselmotor wird gestartet und dann geht es auch schon auf die Eisenbahnstrecke. Auf dem Infomonitor wird auch die Geschwindigkeit angezeigt und als die Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erreicht ist, jubeln die drei Jungs lautstark und werden daraufhin von ihren Eltern zurechtgewiesen. Die Faszination ist jedenfalls kaum zu übersehen.
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Den ersten Zwischenhalt erreichen wir mit -3, dann müssen wir an einem Kreuzungsbahnhof einen Gegenzug kreuzen und sind am nächsten Halt bei +4.
Dann geht es auf den Straßenbahnabschnitt in Hódmezövásárhely. Die Strecke schlängelt sich eingleisig auf besonderem Bahnkörper in Mittellage durch die Stadt. Zahlreiche Kreuzungen wurden zu Kreisverkehren umgebaut und die Tram fährt mitten durch die bunt blühenden Mittelinseln. In der Fußgängerzone gibt es noch eine Kreuzungsmöglichkeit, ehe es bis auf den Bahnhofsvorplatz weitergeht. Kaum jemand ist zwischendrin ausgestiegen und ich frage mich, ob der Tram-Train hier wirklich so ein großer Gewinn ist. Auf dem Eisenbahnabschnitt gibt es nur einen Zwischenhalt in Algyö, an einem Industriegebiet dazwischen rauscht die Bahn 200 m vorbei. Ein klarer Vorteil ist sicher die direkte Anbindung des Stadtzentrums in Szeged, da der Bahnhof eher innenstadtfern liegt. Szeged liegt nur wenige Kilometer von der serbischen und rumänischen Grenze entfernt, es gibt aber kein grenzüberschreitendes Bahnangebot. Die Bahnstrecke nach Serbien ist ungenutzt, die 5 km über die Grenze nach Rumänien abgebaut und obwohl gleich zwei Bahnstrecken bis ins letzte Dorf vor der Grenze regelmäßig bedient werden, klafft hier eine Lücke.

Ich habe mich schon gefragt, ob man wirklich in 2 min wenden will. Doch nein, da steht noch ein weiteres Fahrzeug, bereit zur Rückfahrt und aufgrund der eingleisigen Strecke jetzt ebenfalls zu spät dran. Ein paar Fahrgäste springen gleich in den Gegenzug, um zurückzufahren. Alles nett gemacht, am Fahrplan kann man sicher nochmal arbeiten, aber das muss sich auch alles noch einspielen.
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Die Haltestelle kann nachts verschlossen und als Abstellung genutzt werden. Das erscheint mir auf jeden Fall sinnvoll, da morgens die Verkehrsströme tendenziell eher stadtwärts verlaufen.
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Ein brandneues Verkehrsmittel für das schwer aussprechbare Hódmezövásárhely
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Während ich mich umschaue, verfliegen die Minuten. Ups, ich wollte ja schon in wenigen Minuten wieder zurückfahren. Dafür habe ich mir die Nebenbahn nach Szentes ausgesucht, von dort eine weitere Nebenstrecke bis Kiskunfélegyhaza, wo ich dann wieder in den Schnellzug/IC nach Budapest umsteigen kann. Mir bleiben drei Minuten bis zur Abfahrt, als ich den Bahnhof betrete. Es gibt einen Automaten und einen geöffneten Schalter. Schalter ist im Zweifel schneller, doch ich muss erklären, dass ich via Szentes fahren will und nicht den schnellsten Weg, der wieder zurück nach Szeged führen würde. Ich sage nur Szentes – Kiskunfélegyhaza – Budapest. Die Kollegin schaut mich etwas skeptisch an. Ich halte ihr die Verbindung auf dem Handy unter die Nase. „Budapest-Nyugati?“ Ich nicke. Sie tippt den Preis in den Taschenrechner ein und ich eile schleunigst zum abfahrtbereiten Zug. In der doppelten ungarischen Brotbüchse ist genau ein weiterer Fahrgast. Da geht es auch schon los. Alles klappert und scheppert und es ist heiß und stickig im Wagen. Es scheint so, als wäre eine Klimaanlage nachgerüstet worden, doch ich habe meine Zweifel, dass die einen Effekt hat, außer zu scheppern. Denn zu allem Überfluss läuft die Heizung auf Hochtouren. Ein geöffnetes Klappfenster wirkt am heutigen kühlen Tag Wunder.
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Gleich am nächsten Halt am Stadtrand hat der Triebwagen schon 5 min Aufenthalt. Der Zug von Szeged nach Békéscsaba hat +7 und irgendwie habe ich die Befürchtung, dass wir den Anschluss abwarten werden. Dem ist so und das ist für mich unvorteilhaft, da ich in Szentes nur 6 min Umsteigezeit habe.
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Am linken Bildrand ist die Tramhaltestelle zu sehen, in der wieder auf elektrischen Betrieb auf dem kurzen Innenstadtabschnitt umgestellt wird.

Dann geht es endlich mit +8 los, nachdem die 0 Umsteiger aufgenommen wurden. Die Strecke führt durch Felder und kleine Dörfer und mit 80 geht es sogar vergleichsweise zügig voran.

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Zahlreiche Rehe, Hasen und Fasane sind draußen in den Weiten Südungarns unterwegs, manche rennen eiligst davon, als der Triebwagen vorbeidonnert, andere beobachten nur neugierig. An einer Gänsefarm schrecken Hunderte Gänse auf und rennen davon.
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Die Haltezeiten dauern keine 10 s, wenn kein Fahrgastwechsel stattfindet und nur unwesentlich länger, als ein Mann einsteigt. So nimmt die Verspätung langsam ab.
Ich springe in Szentes schnell in den Anschlusszug, dieses Mal ein moderner Triebwagen, der für die Handvoll Fahrgäste völlig überdimensioniert wirkt.
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Mit +2 geht es weiter. Puh, ist das heute stressig… Wir passieren das Betriebswerk von Szentes, in dem unzählige Brotbüchsen abgestellt sind. Der Streckenzustand hier ist absolut katastrophal, der Triebwagen schwankt und scheppert bedrohlich über die schlechten Gleise, vermutlich mit 40 bis 60 km/h. Der Faltenbalg gibt ein nervtötendes Quietschen von sich. Hier ist das Land äußerst dünn besiedelt, die Felder weichen endlosen Weiden mit ein paar Kühen darauf und einige Wälder zu Abwechslung. Auch hier fühlen sich die Rehe, Hasen und Fasane wohl – zumindest so lange, bis der Zug angerumpelt kommt… Manche Hp liegen irgendwo auf dem Feld, in der Nähe nur ein einziger Hof.
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Es findet nur im einzigen nennenswerten Ort Csongrád Fahrgastwechsel statt. Dennoch steigt die Verspätung langsam wieder an. Ein Halt dauert mit dem modernen Triebwagen länger als mit den Brotbüchsen, denn alleine das Öffnen der Türen nimmt mehr Zeit in Anspruch als der gesamte Haltevorgang der Brotbüchse. Ob das der Grund für die Verspätung ist oder der Tf nicht unberechtigt aus Angst zu entgleisen langsamer als zulässig gefahren ist, lässt sich nicht klären.
So oder so, mit +4 rollen wir in Kiskunfélegyhaza ein und da kommt auch schon der Schnellzug nach Budapest.
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Jetzt ist er kürzer als heute Vormittag und ich bekomme kein eigenes Abteil. Die 120 km/h fühlen sich nach der Nebenbahn an wie ein Flug mit dem Düsenjet.
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Im Westen klart es auf, die Sonne wagt sich noch hervor. Was gibt es Schöneres, als beim offenen Fenster in den Sonnenuntergang zu fahren…
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Dieses Mal gibt es eine bunte Wolkenstimmung, ehe die blaue Stunde anbricht und die Häuser von Budapest beginnen.

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Überpünktlich erreiche ich Budapest und fahre mit einer wieder gut gefüllten Tram zurück.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Tram Regbg ? »

Eine kurze Anmerkung meinerseits. Du hast Recht. Ich wohne ja zeitweise in Csongrád. Die Strecke von Szentes nach Kiskunfélegyháza war zu dem Zeitpunkt deinen Besuches in miserablem Zustand. Sie wurde aber kurz nach deinem Besuch für ein paar Monate gesperrt und generalsaniert. Sie wurde erst Mitte August diesen Jahres wieder für den Verkehr freigegeben. Zugkreuzungen mit Verspätungen werden in Szentes generell abgewartet. Anders als in Kiskunfélegyháza. Die IC's warten Verspätungen der Nebenbahnen im allgemeinen nicht ab. Wie Du wahrscheinlich selbst in Kiskunfélegyháza festgestellt hast, steht der einfahrende IC noch nicht mal komplett am Bahnsteig bekommt der Gegenzug bereits Ausfahrt und fährt ab.
Also, ich habe kein Problem Hódmezővásárhely auszusprechen. :lol:

Nachtrag: Supi, die Forensoftware lässt jetzt auch das lange ungarische " ő " zu :P
Eine neue Strassenbahn für Regensburg ? Eine kluge Entscheidung !!
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Entenfang »

Tram Regbg ? hat geschrieben: 09 Dez 2022, 03:56 Eine kurze Anmerkung meinerseits. Du hast Recht. Ich wohne ja zeitweise in Csongrád. Die Strecke von Szentes nach Kiskunfélegyháza war zu dem Zeitpunkt deinen Besuches in miserablem Zustand. Sie wurde aber kurz nach deinem Besuch für ein paar Monate gesperrt und generalsaniert. Sie wurde erst Mitte August diesen Jahres wieder für den Verkehr freigegeben. Zugkreuzungen mit Verspätungen werden in Szentes generell abgewartet. Anders als in Kiskunfélegyháza. Die IC's warten Verspätungen der Nebenbahnen im allgemeinen nicht ab. Wie Du wahrscheinlich selbst in Kiskunfélegyháza festgestellt hast, steht der einfahrende IC noch nicht mal komplett am Bahnsteig bekommt der Gegenzug bereits Ausfahrt und fährt ab.
Danke für die Ergänzung - dann verlief die Generalsanierung ja recht zügig.


Tag 6

Mit der U-Bahn geht es zuerst zum Bahnhof, um mein Gepäck für den Tag loszuwerden. Doch was ist das – sämtliche Schließfächer sind voll. Da spricht mich auch schon ein Mann an, dass leider alles voll sei, es aber hier eine bediente Gepäckaufbewahrung gäbe. Wann denn mein Zug abfahre? Erst um 20:40. „Maximum five o´clock! Then we close.“ Mangels Alternativen willige ich ein, auch wenn ich dann nochmal zwischendrin zum Bahnhof zurückkehren muss.

Budapest ist bekannt für das Parlamentsgebäude, die Fischerbastion, die Markthalle und Langos – aber habt ihr gewusst, dass es in der Stadt auch Höhlen zu besichtigen gibt?
Dafür nehme ich nochmal die Vorortbahn HÉV.
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In Stadtnähe ist die Trassenführung fast wie eine Stadtbahn, aber die früh schließenden BÜ nerven und laden zu gefährlichen Querungen ein, um den Zug noch zu erreichen.
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Eine kurze Busfahrt später bin ich auch schon an der Szemlö-Höhle.

Für Ausländer gibt es einen Audioguide, denn die Führungen sind nur auf Ungarisch. Der Führer ist wirklich enthusiastisch und gibt sich alle Mühe, auch die Kinder und die Ausländer mitzunehmen, indem er Ratespiele miteinbaut und einige Punkte auch auf Englisch erläutert. So vergeht die Dreiviertelstunde im Handumdrehen und die musikalische Kostprobe ist ganz klar das Highlight. In den Höhlen sind ganzjährig 11° und annähernd 100% Luftfeuchtigkeit, sodass ich froh bin, dass es draußen heute auch kühler ist und es keinen Temperaturschock gibt. Dieses Klima wissen auch Fledermäuse zu schätzen, die hier überwintern und es gibt sogar Therapien für Asthmapatienten, da die Luft auch äußerst rein ist. Ursprünglich war geplant, die Höhle durch einen Aufzug vom 40 m höheren Hügel zu erschließen, doch obwohl der Schacht fertig ausgehoben wurde, kam es nie zu einer Fertigstellung. Stattdessen wurde ein künstlicher Tunnel gesprengt, den man heute benutzt.
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Über Leitern muss heute niemand mehr klettern, die Ersterkundung der Höhle muss dagegen ein sehr mühsames Unterfangen gewesen sein.
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Etwa 15 Minuten Fußweg liegt die Pál-völgyi-Höhle entfernt, was gut mit dem um 15 Minuten versetzen Führungsstart zusammenpasst. So nehme ich auch gleich die zweite Höhle mit, welche im Gegensatz zu ersten viel tiefer liegt und über steile Treppen und niedrige Gänge erkundet werden muss. Dennoch ist es freilich ein Kinderspiel verglichen mit den ersten Forschern, die im Schein ihrer Taschenlampen Schutthalden hochklettern und sich durch Spalten zwängen mussten. Die Besichtigungswege führen teilweise durch künstlich errichtete Tunnels. Weitere Höhlenbereiche sind nur für Forscher oder im Rahmen von Abenteuerführungen zugänglich, bei denen man dann auch richtig klettern muss. Beim Besuch von russischen Politikern während des kalten Krieges kam es kurz nach ihrem Verlassen der Höhle zu einem massiven Felssturz. Auch wenn niemand verletzt wurde, gab es immer wieder Gerüchte über Sabotage, die aber nie bewiesen werden konnten. Vielleicht war es einfach Zufall und infolgedessen wurde der Eingangsbereich betoniert und die Felsen gesichert.
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Allmählich wird es ein wenig kühl und ich bin froh, als ich wieder im Hellen bin, um mich ein wenig aufzuwärmen. Doch auf die Sonne muss ich heute verzichten.

Mit dem Bus fahre ich wieder zurück, gönne mir noch ein üppiges Mittagessen, ehe ich die Tram entlang der Donau nehme. Ich entdecke einen Fotografen an der Brücke und steige aus. Tatsächlich kommt wenig später ein historischer Wagen vorbei, doch auch mit den Ganz-Wagen gibt die Stelle einiges her.
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Mit der 2014 eröffneten führerlosen M4 kehre ich zum Bahnhof zurück. Der Zugang am Szent Gellért tér fügt sich gut in die Umgebung ein.
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Moderne Schlichtheit im Zwischengeschoss
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Obwohl die Linie fahrerlos ist, hat sie keine Bahnsteigtüren, was vermutlich den Vorteil hat, dass die Haltezeiten kürzer ausfallen. Nach dem Schließen der Türen vergehen weniger als 5 Sekunden bis zum Anfahrruck, was ich als sehr guten Wert bezeichnen würde. Im Innenraum unterscheiden sich die Züge fast nicht von den Alstom-Wagen auf der M2 mit Fahrer.
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Nur die Abtrennung zur Fahrerkabine wurde weggelassen und man kann in den Tunnel blicken. Schade, dass man hier der Erlebnisfaktor wie in Kopenhagen nicht genutzt hat und keine Sitze entsprechend verbaut hat.
https://flic.kr/p/2n1LiqL
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Blinkende LED-Streifen im Boden kündigen die Einfahrt eines Zuges an.
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Die Haltestellenabstände sind kürzer als auf der M2 und M3 und angeboten wird tagsüber Takt 5, SVZ Takt 10. Als der Gegenzug am Startbahnhof Keleti pályaudvar abfährt, vergehen keine 30 s, bis der nächste Zug bereitgestellt wird. Das Design der Bahnhöfe ist recht schlicht.
Ich suche die Gepäckaufbewahrung auf, der Kollege erinnert sich sofort an mich. Er bittet mich dennoch, die Quittung zurückzugeben und meint nur in gebrochenem Englisch, er wisse schon, wem welcher Koffer gehöre, aber „Computer kontrola“. Und wenn ich meine Quittung verloren hätte, wäre das no problem. „5000 Forint extra, no problem.“ Ich werde in unzähligen Quittungen, die sich in meinem Geldbeutel angesammelt haben, dann doch fündig, ziehe meine Sachen in ein inzwischen frei gewordenes Schließfach um und gehe zur Tram.
Der Vorplatz wird aufgewertet
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Für den Abschluss bleibt ganz klar noch eine Fahrt mit den ex-Hannoveranern TW 6000 auf dem Plan. Wo diese Fahrzeuge eingesetzt werden, ist dank der Typbeschreibung in der Budapest Go-App kein Problem. Direkt vom Bahnhof geht es los, eine eher unangenehme Ecke mit Obdachlosen, die in Mülleimern wühlen und wo dank der viel zu wenigen öffentlichen WC alle Ecken vollgepisst und -geschissen sind.
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Das südlich angrenzende Viertel ist ziemlich rustikal, keine Spur ist von der herausgeputzten Innenstadt zu sehen. Die Tram ist an diesem Sonntagnachmittag nur schwach gefüllt und steht oft und lange an den Ampeln. Ich habe den Verdacht, dass es hier nur festzeitgesteuerte LSA gibt und sich die gute Vorrangschaltung auf die Linien 4/6 konzentriert. So muss die Tram aufgrund der grünen Welle für den MIV einige Male fast einen gesamten Umlauf abwarten.
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Ich fahre weiter Richtung Süden, bald folgt eine mehrere Kilometer lange Vorstadtbrache. Einige Industriebetriebe wechseln sich mit undefinierbaren Barracken und verfallenen Lagerhallen ab. Schließlich folgt ein Plattenbauviertel, ehe dann das endlose rasterförmig angelegte Stadtrandviertel Pesterszébet folgt, das durch kleine Häuschen mit Garten und kleine Industriebetriebe geprägt ist. Ich muss von der 51 in die Linie 52 umsteigen und nutze die Aufenthaltszeit für einen schnellen Besuch beim Bäcker. Die Verkäuferin schaut mich etwas ungläubig an, als sie merkt, dass ich Ausländer bin. Vermutlich kommen hier nicht viele her.
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Im Innenraum sind die Fahrzeuge noch nahezu im Originalzustand.
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https://flic.kr/p/2k4C4a9

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https://flic.kr/p/2k4GrZd

Nur die grüne Farbe der üstra ist verlorengegangen und die Mini-Klappfenster sind durch ordentliche Schiebefenster ersetzt worden, um den verglichen mit Hannover sehr heißen Sommer ohne Klimaanlage überstehen zu können.

Hochbahnsteige gibt es in Budapest nicht und Warnhinweise sind im Türbereich angebracht.
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Regen setzt ein, als der nächste Tw6000 kommt und mich immer weiter stadtauswärts bringt. Der Gleiszustand wird schlechter und erlaubt nur noch 30 km/h, was die Autofahrer zu fragwürdigen Überholmanövern verleitet. Wie auf den meisten Linien wird hier Takt 15 angeboten, in der HVZ kommt alle 10 min eine Bahn. Regen setzt ein und es schüttet, als ich an der Endstation aussteige, um ein Bild zu machen.
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Der Aufenthalt hier ist nur kurz, einige wenige Fahrgäste sind sitzen geblieben, denn die Tram wendet in einer großen Häuserblockschleife, sodass manche schon auf dem stadtauswärtigen Ast eingestiegen sind und weiterfahren.
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Dann setze ich mich unter das Haltestellendach und warte auf die nächste Tram. Auf ausgiebige Spaziergänge verzichte ich angesichts des überraschend starken Regens besser. Ein BMW hält am Straßenrand und hupt. Eine Frau kommt mit Kinderwagen aus einem Gartentor, schiebt ihn zum Auto. Der Fahrer steigt aus, lädt ihn ein, dann brausen sie davon.
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Mit dem nächsten Kurs fahre ich wieder zurück und da es schüttet, lege ich keine weiteren Fotostops mehr ein, obwohl es hier eine Fülle interessanter Motive gibt. So bleibt auf jeden Fall ein Grund, nochmal wiederzukommen.
Kann man mit dem Stop button auch den Regen stoppen?
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Die Tram bleibt ziemlich leer, bis ich an der Haltestelle Nagykörösi út/ Határ út in die Tangentiallinie 3 umsteige, die im Takt 10 fährt und mit den kurzen Urbos bedient wird.
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In den Urbos gibt es über den Fahrmotoren keine Sitzplätze.
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Kurzer Zwischenstop an der Haltestelle Közterületfenntartó Zrt, einfach nur, weil sie völlig unaussprechlich scheint. Was sich dahinter verbirgt, konnte ich leider nicht herausfinden.
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Allmählich wird die Tram voller, ehe der große Umsteigeknoten Örs vezer tere erreicht ist.
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Hier endet die Metro 2, weiter auswärts kann man auf die zwei Äste umfassende Vorortbahn umsteigen.
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Die Tram quert diese höhengleich, es handelt sich allerdings nur um ein Verbindungsgleis, das wohl nur äußerst selten genutzt wird. Kreuzungen von Tram mit Anschlussgleisen gibt es in Budapest noch an weiteren Stellen.

Eine Ausfallstraße führt entlang der Bahnstrecke.
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Neben der Tram gibt es hier noch zwei riesige Busbahnhöfe, davon einer mit Obussen sowie ein Einkaufszentrum. Außerdem Imbissbuden…
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…und Telefonzellen.
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Ein Blick auf die Uhr und auf den Fahrplan der nächsten Obusabfahrt der Linie 80 ergibt, dass dafür noch Zeit bleibt. Leider ist es ein Solaris Trollino, denn auf der Linie habe ich auch interessante MAN-Gebrauchtwagen aus Eberswalde gesichtet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oberleitu ... _(363).jpg
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Es geht zunächst durch ein Plattenbauviertel, dann wieder zurück Richtung Innenstadt durch eine Siedlung mit kleinen Häuschen. Und der Straßenquerschnitt der kreuzenden Vezér út schreit geradezu danach, dass hier der Obus mal die Tram verdrängt hat.
https://goo.gl/maps/5M3hPgAX6yzJTqg38
Tatsächlich hat die nachträgliche Recherche ergeben, dass hier mal eine Tram gefahren ist, auch wenn keine Relikte mehr vorhanden sind.
Zwei getunte tschechische Autos fahren aus einer Tankstelle, wobei das erste dem Obus die Vorfahrt nimmt und das zweite dann abwartet, sich dafür dann mit einem ohrenbetäubenden Lärm in den fließenden Verkehr einfädelt.

Auch wenn die Linie für mich ganz praktisch direkt zum Bahnhof Keleti fahren würde, beschließe ich, schon am Puskás Ferenc Stadion in die U-Bahn umzusteigen. Der Bahnhof ist auf große Fahrgastmengen ausgelegt und hat daher vier Gleise.
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Ich möchte noch einen Happen essen, ehe ich in den Zug steige und am Bahnhof habe ich keine attraktiven Optionen entdeckt. Stattdessen gibt es zum Abschied Palaczinta, die wie eine Mischung aus Pfannkuchen (Eierpfannkuchen für Ossis) und Crêpes sind. Für Langos bin ich einfach noch zu satt vom üppigen Mittagessen.

Dann eile ich zurück zur Metrostation, doch ich nehme lieber den Bus, was im Zweifel schneller ist als die ganzen Treppen für eine U-Bahnstation runter- und wieder hochzulaufen. Die Rákóczi út ist wie eine Autobahn mitten durch die Stadt, und der Blaha Lujza tér die Bezeichnung „Platz“ absolut nicht wert.
https://goo.gl/maps/wvKfeipEFUNN9qrH6
Es ist einfach eine betonierte Fläche mit ein paar Bäumen, damit die Autos nicht gar so sehr in der prallen Sonne parken müssen. Doch das wird sich nun ändern – der gesamte Platz wird umgestaltet und damit seinem Namen eher gerecht.
https://pestbuda.hu/en/cikk/20210615_co ... his_summer
Auch wenn es zaghafte Schritte in die richtige Richtung sind – aus dem Artikel geht hervor, dass u.A. die Baumreihe in der Straßenmitte genauso wenig umgesetzt wird wie das Dach der Bushaltestelle. Radfahrstreifen sind ebenfalls nicht vorgesehen, dafür aber wohl oberirdische Querungsmöglichkeiten für Fußgänger, die heute nur durch die Unterführung können. Letztlich bleibt es eine Autobahn mit kleinem Park nebendran.
Bei der Umgestaltung 1965 war man etwas mutiger – das dort stehende Nationaltheater wurde gesprengt.
Vorher: https://upload-wikimedia-org.translate. ... _tr_pto=sc
Nachher: https://goo.gl/maps/1tpeze1Hs8yfrBtcA

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So kehre ich zum Bahnhof zurück, werde bei den Schließfächern erst von einem kleinen Jungen, wenig später von einer Frau angebettelt. Einige Menschen haben bereits ihr Nachtquartier im Seitengang aufgeschlagen. Doodidadiiiii. Und die Bahnhofshalle wird für wenige Sekunden ein letztes Mal zur Konzerthalle. https://youtu.be/4UE7-AZZ_GY?t=411
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Für die Rückfahrt habe ich mir den 2er-Schlafwagen gegönnt, da die Differenz zum 4er-Liegewagen nur 20 € war. In meinem Abteil ist ein Ungare, der zum ersten Mal mit dem Nachtzug fährt. „Hmm, fun!“
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Der nette Schaffner sammelt die Frühstückswünsche ein, erklärt mir, dass es im Abteil auch Licht gibt (das ich bewusst ausgeschaltet habe, um rausschauen zu können), dann verlässt der Zug auch schon den Bahnhof. Die blaue Stunde senkt sich über das quirlige Treiben der Metropole. Inzwischen eher an Basel denn an Millionenstädte gewohnt, ist es schon eine Umstellung. Die Lichter des Verkehrs sausen über die Straßen. Der Zug wird schneller und schneller und die Stadt bleibt zurück. Mein Abteilkollege hat sich gleich zu Beginn nach oben zurückgezogen, telefoniert zuerst und schaut dann leider einen Ballerfilm. Das erinnert mich sofort an China, der einzige Unterschied – er schaut ihn nicht auf voller Lautstärke. Die leisen Melodien der Eisenbahn werden übertönt, also behelfe ich mir mit Musik. Allerdings muss ich irgendwann aufpassen, nicht laut mitzusingen, nachdem der Film meines Abteilkollegen zu Ende ist.
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Wir passieren ganz langsam einen BÜ mit geöffneten Schranken, +8 in Mosonmagyaróvar. Der Bahnsteig reicht gerade so für den langen Zug, der letzte Wagen steht bereits im Bereich der Rampe in den Schotter. Es folgt der Grenzbahnhof Hegyeshalom. Der Fallblattanzeiger verkündet 10 Minuten Verspätung. Eine Zugbegleiterin läuft mit umgehängtem Zugschluss über den Bahnsteig. 10 Minuten vergehen, nichts passiert. Als ich das nächste Mal aus dem Fenster schaue, verkündet der Fallblattanzeiger +60. Oh nein. Die Stunde vergeht, der ebenfalls 60 Minuten verspätete RJ aus Salzburg fährt ein und dann setzt sich auch mein Zug wieder in Bewegung. Ich gebe den Plan auf, noch bis Wien rauszuschauen, lege mich hin und schlafe schnell ein.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Tram Regbg ?
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Tram Regbg ? »

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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Entenfang »

Tram Regbg ? hat geschrieben: 09 Dez 2022, 17:56 Fővárosi Közterület-fenntartó (FKF) = Budapester Amt für Straßenreinigung
Alles klar, wieder was dazugelernt!

Tag 7
Kurve links. Kurve rechts. Kurve links. Kurve rechts. Ich ahne, dass sich die Verspätung nicht zum Besseren verändert hat. Wir rollen den Arlberg mit annähernd +90 hinab. Der Schaffner bringt uns das Frühstück, im Gegensatz zum Liegewagen deutlich gehaltvoller.
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Schließlich komme ich doch mit meinem Abteilkollegen ins Gespräch. Er ist auf dem Weg zur Arbeit, tätig saisonal im Sommer in einem Hotel in Andermatt. Es ist sein drittes Jahr in der Schweiz. Die japanischen Gäste wären am höflichsten, erzählt er. Er kommt aus einer kleinen Stadt 2h entfernt von Budapest und hat von Zürich noch ein Stück vor sich. Sowohl seine Deutsch- als auch seine Englischkenntnisse sind recht bescheiden, aber es reicht, um kommunizieren zu können. Wir unterhalten uns darüber, dass Deutsch seiner Meinung nach eine schwere Sprache ist. Ich denke dasselbe über Ungarisch. Schließlich zeigt er auf die Linienverlaufstafel, die halb aus meinem Rucksack heraussteht. „Rákóczi út. Du lesen.“ Ich lese alle Haltestellen der Linie 6 von Anfang bis Ende vor. „Gut.“ Ich habe natürlich nach ein paar Tagen Tramfahren auch Übung… Nur das s und sz bringen mich ständig zur Verzweiflung - im Ungarischen wird s wie sch und sz wie s ausgesprochen, im Polnischen dagegen ist sz wie sch und s wie s.

Fällt euch an diesem Acker irgendwas auf?
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Nein? Ist auch nur ein Acker, aber in Liechtenstein.

Der Zug hält in Buchs, Lok- und Richtungswechsel. Am Gleis nebenan steht der EC nach Graz, fährt schließlich pünktlich ab.
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Wir stehen nun schon seit über 15 min. Erst nachdem die S-Bahn aus der Gegenrichtung die eingleisige Strecke freigegeben hat, geht es endlich weiter, exakt in der Zeitlage des planmäßig eine Stunde nach dem EN verkehrenden RJ. Hier gibt es reichlich Reserven im Fahrplan… Der RJ dagegen musste wohl eine ganze Weile warten, zunächst die Kreuzung mit dem EC nach Graz in Nendeln abwarten, denn aus Liechtenstein können nur zwei Bahnsteiggleise erreicht werden, die beide belegt waren. Er steht am Esig, als wir die Fahrt fortsetzen. Ich vermute, dass wir in dieser Zeitlage bis Zürich durchfahren werden und es damit bei den +60 bleiben wird, obwohl der Fahrplan des EN viel mehr Zeit vorsieht.
Leider wieder auf der falschen Seite gibt es Bergblick statt Seeblick, was aber auch nicht schlecht ist. Wir üben gemeinsam, auf Deutsch eine Fahrkarte zu kaufen. „Eine Fahrkarte nach Andermatt, bitte. Nach, oder?“ Genau. „Uff, nächste Mal Auto…“
Und so vergeht die letzte Stunde, wir kommen mit exakt +60 in Zürich an und ich kann mich auf eine Rückerstattung freuen. Der RJ muss im Blockabstand hinterhergefahren sein und trifft einige Minuten später ein.
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Ich besteige den TGV nach Basel, als Ersatzzug mit Einheitswagen IV geführt. Und die Reise geht mit unveränderten +60 zu Ende.
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Fazit

Budapest bietet ein sehr abwechslungsreiches und gut organisiertes Verkehrsnetz. Die U-Bahn entstammt 3 völlig unterschiedlichen Epochen. Die M1 ist von London inspiriert und die zweitälteste U-Bahn der Welt. Allerdings hat man von Beginn an auf elektrischen Antrieb statt auf Dampfzüge gesetzt. Es handelt sich um eine klassische Unterpflasterbahn ohne Zwischengeschosse, erstellt in offener Bauweise mit kurzen Zügen, sehr kleinem Lichtraumprofil, kurzen Haltestellenabständen und engen Bögen. Man muss bereits an der Oberfläche den richtigen Eingang nehmen, da man sonst aufgrund der Seitenbahnsteige nur in die falsche Richtung fahren kann. Hintergrund des Baus waren vor allem stadtgestalterische Aspekte – die Prachtstrasse sollte nicht durch Oberleitungen beeinträchtigt werden. Ausserdem war etwa die Hälfte der Strecke (im Bereich des heutigen Parks) noch oberirdisch und wurde später in den verlängerten Tunnel verlegt.
Die Linien 2 und 3 folgen dem klassisch sowjetischen Entwurf. Sehr tief mit langen und schnellen Rolltreppen, in der Regel nur ein Zugang, zwei getrennte Bahnsteige. Die bei meinem ersten Besuch 2011 noch eingesetzten Metrowaggonmasch-Züge sind inzwischen auf der M2 durch Neuwagen von Alstom ersetzt. Derzeit wird die Metrolinie 3 auf ihrem letzten Abschnitt in der Innenstadt generalsaniert und durch viele, viele Busse ersetzt. Auf der Metro 2 ist die Sanierung bereits abgeschlossen. Die grossen Haltestellenabstände dienen vor allem der schnellen Verbindung wichtiger Verkehrsknotenpunkte und der Anbindung peripherer Siedlungsbereiche an das Zentrum. Daher braucht es noch zusätzliche Erschliessung an der Oberfläche. Auf den Innenstadtachsen wurde die Tram als vermeintlicher Parallelverkehr mit der U-Bahneröffnung stillgelegt und die Strassen zu Betonschneisen mit massiver Trennwirkung ausgebaut. Jetzt fehlen sie als U-Bahnersatz, der für die Linie 3 insgesamt mehrere Jahre mit Vollsperrungen in Anspruch nimmt. Grösstenteils übernehmen Busse die Feinverteilung an der Oberfläche.
Die Neubaulinie M4 hat erstaunlicherweise wieder kürzere Haltestellenabstände und wird fahrerlos betrieben. Es gibt dennoch keine Bahnsteigtüren.
Der Blick in die Zukunft könnte eine unterirdische Verbindung der bisher am Stadtrand endenden HÉV-Linien bringen – eine Verknüpfung der M2 mit den östlichen Ästen liegt auf der Hand, aber die wesentlich aufwendigere Verbindung vom Batthyány tér quer durch Pest bis zum Boráros tér hätte wahrscheinlich ein immenses Potential.

Das Tramnetz ist für den geneigten Freak auf jeden Fall eine Reise wert. Es ist eines der grössten Netze der Welt und bietet nicht nur sehr abwechslungsreiche Strecken von der quirligen Innenstadt über eine der meistfrequentiertesten der Welt bis zur rustikalen Vorstadt und grünen Aussenstrecken, sondern auch einen interessanten Fahrzeugpark. Von den historischen Ganz-Wagen über klassische Tatras und die Hannoveraner Tw 6000 hin zu den 54 m langen Combinos und ähnlich langen Urbos ist für jeden etwas dabei. Die App Budapest Go zeigt die Live-Position aller Fahrzeuge sowie den Fahrzeugtyp – bei der Tram werden die Linien in der Regel typenrein gefahren, sodass keine Überraschungen zu erwarten sind, wenn man mal einen Kurs gesehen hat. Dass die Tramlinien quasi typenrein bedient werden, leuchtet mir nicht wirklich ein. So hat man auf der Linie 3 alle 10 min eine Niederflurbahn, auf den Linien 51 und 52 dagegen nie, was Rollstuhlfahrern die Mitfahrt unmöglich macht. Zwei mögliche Erklärungen, die ich jedoch nicht verifizieren kann, wären erforderliche Anpassungen in der Gleisgeometrie für Niederflurfahrzeuge oder dass bestimmte Linien von bestimmten Betriebshöfen aus bedient werden und man dort nicht alle Typen warten kann.
Die meisten Linien haben einen Grundtakt 15 und überlagern sich auf Hauptachsen zu einem 7,5-Takt, aber in der Innenstadt verkehren viele Linien ohnehin häufiger. Die Halbringlinien 4/6 bieten einen sehr dichten Takt und verkehren als einziges Schienenverkehrsmittel rund um die Uhr. Da sie durch das grösste Kneipenviertel führt, ist die Nachfrage mit Sicherheit auch nachts sehr hoch.
Alle Linien haben gemeinsam, dass sie fast ausschliesslich auf eigener Trasse verkehren. Ausnahmen davon gibt es nur in den engeren Strassen der Aussenbezirke, wo aber relativ wenig MIV unterwegs ist. Die Vorrangschaltung funktioniert eher mässig und scheint sich auf einzelne Linien zu konzentrieren, z.B. die 4/6. Dort kann der dichte Takt recht zuverlässig gefahren werden, während ich auf anderen Linien Pulkbildungen beobachten konnte. Besonders nachteilig ist das in Kombination mit Einfachhaltestellen, sodass das nachfolgende Fahrzeug vor der Kreuzung warten muss und dann oftmals noch eine weitere Freigabephase verliert. Ein beträchtlicher Teil der LSA scheint einfach festzeitgesteuert zu sein, es gibt also keinerlei Vorrang für den ÖPNV. Konflikte mit Autos sind selten, daher sind die LSA nach meinen Beobachtungen klar das grösste Hindernis bzw. Bremse für die Tram. Hier besteht noch viel Potenzial nach oben. In Budapest sind nur Zweirichtungswagen unterwegs und es gibt kaum "richtige" Wendeschleifen. Viele Haltestellen sind modernisiert und barrierefrei ausgebaut, was freilich wenig nutzt, wenn ausschliesslich Hochflurwagen eingesetzt werden. Sowohl Seiten- als auch Mittelbahnsteige werden verwendet. Der Gleiszustand ist recht gut, es gibt aber auch Rumpelstrecken in den Aussenbezirken. Auch wenn einige Strecken vor allem im Zentrum der U-Bahn und dem MIV geopfert und in den Aussenbezirken durch Bus oder Obus ersetzt wurden, gab es in den letzten Jahrzehnten auch Ausbauten und Netzergänzungen, wie beispielsweise die lange äussere Halbringlinie 1.
Auch wenn es einige Ideen für Ausbauten gibt, scheint mir nichts davon wirklich spruchreif zu sein. Einen verkehrlich großen Nutzen würden der Wiederaufbau der Nord-Süd-Achse vom Lehel tér bis Deák Ferenc tér sowie der Ost-West-Achse von Astoria via Keleti pályaudvar nach Újpalota bringen, doch bisherige Pläne dazu sind leider im Sand verlaufen. Nichtsdestotrotz kann man zumindest zufrieden auf die letzten 20 Jahre zurückblicken, die insbesondere in Buda erhebliche Verbesserungen durch den Wiederaufbau der Linie 41 und damit einer direkten Verbindung vom Norden bis in den Süden erzielt hat – diese Relation ist schließlich durch keine Schnellbahn abgedeckt.

Auch der Obus spielt eine bedeutsame Rolle im Stadtverkehr, er verkehrt allerdings nur im Ostteil der Stadt (Pest). Ein dichtes Netz durchzieht die innenstadtnahen Quartiere, wo es viele Behinderungen durch parkende Autos gibt und aufgrund von Einbahnstrassen Hin- und Rückrichtung abweichend verlaufen. Ausserdem erschliesst er einige Plattenbausiedlungen. Wie bei der Tram gibt es einen recht bunten Fahrzeugpark von den klassischen Ikarus-Wagen bis zu Solaris Trollino. Inzwischen sind die modernen Fahrzeuge klar in der Mehrheit.
Die Modernisierung der Busflotte hat in den letzten 11 Jahren seit meinem ersten Besuch Riesenschritte gemacht – damals war sicher noch ein Drittel der Kurse mit Ikarus-Wagen besetzt. Diese Mal habe ich nur noch zweimal einen solchen Wagen gesichtet. Teilweise werden Linien jetzt ausgeschrieben, die dort eingesetzten Lion´s City sind die einzigen klimatisierten Busse in der Stadt.
Das ist durchaus ein großer Vorteil, denn in Budapest wird der Sommer oft sehr heiß. Ich habe eine Weile gebraucht, um zu begreifen, warum die Sitze auf einer Seite im Fahrzeug oft deutlich unbeliebter als die der anderen Seite sind – es hat nichts mit der Aussicht über die Donau zu tun, sondern der bevorzugten Schattenseite. Immerhin haben alle Fahrzeuge schön große Schiebefenster, die die Mitfahrt halbwegs erträglich machen und gleichzeitig gute Fotos aus der Tram ermöglichen.

Budapest ist eine internationale Stadt geworden, Vieles ist auf Englisch ausgeschildert und Fremdsprachenkenntnisse recht weit verbreitet. Es findet sich eigentlich immer jemand, der zumindest ein paar Brocken Deutsch oder Englisch kann. Dennoch wirken die Ungarn auf mich eher zurückhaltend und es ist nicht ganz einfach, ins Gespräch zu kommen.
Das Essen ist deftig, sättigend und fleischlastig. Etwas überrascht haben mich die Preise – verglichen mit Tschechien ist Ungarn deutlich teurer.
Auch abseits der bekanntesten Sehenswürdigkeiten gibt es viele interessante Orte zu entdecken, worin sich Prag und Budapest doch sehr ähneln. Es bleibt auf jeden Fall noch für einen weiteren Besuch genug zu tun. Die Ähnlichkeiten zwischen Prag und Budapest sind kaum zu übersehen und aufgrund der Geschichte auch nicht sehr verwunderlich. In dieselbe Kategorie passen auch die kleineren Städte Bratislava und Ljubljana. Auch wenn ich Budapest mit Sicherheit nicht annähernd so gut kenne wie Prag, haben die beiden Städte doch im Detail einen anderen Charakter. Ich empfinde Budapest als deutlich größer (sowohl flächenmäßig als auch von der Einwohnerzahl), dazu weniger kompakt und mit weniger Plattenbau. Auf mich wirkt Budapest zudem etwas wilder und rustikaler, insbesondere in den Außenbezirken und irgendwie fehlt ein richtiges Stadtzentrum. Ich würde außerdem vermuten, dass Budapest weniger touristisch ist (auf die Schnelle recherchiert scheint es nur die Hälfte der Touristen gegenüber Prag zu sein). Unzweifelhaft sind beides ÖV-Städte, die jederzeit eine Reise wert sind und so kehre ich gerne bald wieder nach Budapest zurück. Reisebericht folgt.

Statistik
Gefahrene Bahnkilometer: 2680
Planmäßige Gesamtfahrzeit: 34h 49 min
Reisegeschwindigkeit: 77 km/h
Gesamtverspätung (analog FGR): 75 min
Fahrkarten inkl. Reservierungen: 171 €
ÖPNV: 21 €
Fahrtkosten gesamt: 192 €
Kosten pro Bahnkm: 6,4 Cent
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Tram Regbg ?
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Tram Regbg ? »

Bedanke mich recht herzlich für die schönen Bilder aus meiner 2. Heimat Ungarn. Vielen Dank auch für deine Bemühungen die ungarischen Wörter richtig zu schreiben. Das geschieht leider viel zu selten. Zum Schluss dazu noch eine allerletzte "kleine" Richtigstellung:
Richtig ist, dass das ungarische "s" wie "sch" gesprochen wird.
"sz" dagegen wie das deutsche scharfe "S" (ß).
Das ungarische "z" wird wie das deutsche "s" ausgeprochen.

Nagyon köszönöm szépen !
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von einen_Benutzernamen »

Ich würde mich freuen wenn du mich mal mit nimmst wennst wieder fährst Ich lerne gerade Ungarisch. 8)
Tram Regbg ?
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Tram Regbg ? »

einen_Benutzernamen hat geschrieben: 10 Dez 2022, 19:49 Ich würde mich freuen wenn du mich mal mit nimmst wennst wieder fährst Ich lerne gerade Ungarisch. 8)
Tut mir Leid Dir sagen zu müssen, dass ich mich in diesem Sommer von meiner Gastfamilie und von meinen Freunden in Ungarn verabschiedet habe. Ich werde wahrscheinlich nicht mehr nach Ungarn fahren (können). Man soll ja niemals nie sagen. Aber die allgemeine und private Situation lassen eine Reise in absehbarer Zukunft nach Ungarn nicht zu.
Ich freue mich, dass Du diese vollkommen andere Sprache lernen willst. Sok sikert kívánok !
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von einen_Benutzernamen »

Ich werde wahrscheinlich nicht mehr nach Ungarn fahren (können).
:lol: Sofern du keine Einreisesperre hast gibt es eh genug schöne Hotels in Budapest. :wink: Zumindest von uns ist das ein schöner Tagesausflug.
Caesarion
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Caesarion »

Wie klein die Welt ist? Nun, erst heute war ich an der selben Haltestelle mit dem unaussprechlichem Namen wie Entenfang:

BildPublic Transport in Budapest by BavarianTramSpotter, auf Flickr

Allerdings konnte ich herausfinden, was der Name bedeutet: grob "Stadtreinigungsbetriebe AG", ein städtisches Tochterunternehmen mit dem Auftrag der Staßenreinigung und Müllentsorgung. Deren Betriebshof ist direkt neben der Haltestelle.

Entenfangs tollen Reisebericht kann ich ansonsten nur bestätigen und mich dafür bedanken! Reist nach Budapest, es ist sehr angenehm hier.
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Entenfang »

Lustig, dass es dich auch zufällig dorthin verschlagen hat. Liegt ja nicht gerade zentral... :)
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Caesarion »

Ich kenne Budapest recht gut, habe auch schon viele Tramstrecke auf den Sensor gebannt. Aber die Linie 3 kannte ich bisher nicht, und ich habe sie heute von Gubacsi út bis Bosnyák tér abgefahren. An der Közterületfenntartó Zrt. bin ich aus dem selben Grund ausgestiegen wie du: Der Name klang lustig.
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Tram Regbg ? »

Tram Regbg ? hat geschrieben: 09 Dez 2022, 17:56 Fővárosi Közterület-fenntartó (FKF) = Budapester Amt für Straßenreinigung
Hättest Du meinen Post vom 9.12. gelesen, hättest Du es nicht herausfinden müssen !
Nun das ist einfach auszusprechen: fööwaaroschi köstärülät-fänntartoo.
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Caesarion »

Du hast natürlich recht. Aber ich habe es selbst erraten anhand der Vielzahl der orangen Bürstenfahrzeuge auf dem Hof :)
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Tram Regbg ? »

Kleiner Tip von mir. Begebe Dich heute Abend auf die Linie 14 oder morgen Abend auf die Linie 2. ( 15.30 - 22.00 Uhr) Dort fährt dann die "Fényvillamos". Im letzten Jahr waren mehrere davon unterwegs. Leider dieses Jahr, wegen Energieknappheit, nur Eine. Ist ein normaler Kurs. Jeder kann mit Fahrschein mitfahren.

https://youtu.be/gwA6VFni4D8

Es fährt auch eine Fény V43, aber da müsste ich mich erst genauer informieren. Wo und wann die fährt.
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Tram Regbg ? »

Hier die Information dazu:
Fény - V43 1008 fährt heute Abend um 17.53 Uhr vom Keleti pu. mit dem Mecsek IC nach Pécs.
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Caesarion »

Vielen Dank für die Tipps - morgen wird mir eh wieder langweilig sein :)
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Tram Regbg ? »

@Entenfang,
habe auf deinen Bildern den Combino 2014 entdeckt.
Leider ist dieser Combino gestern Abend um 20:50 schwer verunglückt. Combino 2026 ist auf Combino 2014 aufgefahren.

https://baleset-info.hu/megrazo-kepek-k ... ros-teren/
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karhu
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von karhu »

Oho das war ein heftiger Aufbrall :shock:

Btw. Danke an Entenfang für den Reisebericht :)
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Entenfang
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Entenfang »

Autsch, das sieht übel aus. :(
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Tram Regbg ?
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von Tram Regbg ? »

Laut Unfallbericht hatte es der Fahrer vom Combino 2026 wohl etwas zu eilig nach Hause zu kommen. Er war auf Einrückfahrt. Nur wenige 100m später wäre er auf eine andere Linie (37), Richtung der Remise Hungária, abgebogen. Gott sei Dank gibt nur eine sehr geringe Anzahl von Verletzten im 2014-er. Der Unfall war in den Abendstunden. Nicht auszudenken, wäre der Unfall tagsüber passiert.
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218217-8
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von 218217-8 »

Tram Regbg ? hat geschrieben: 29 Dez 2022, 02:51etwas zu eilig nach Hause zu kommen. Er war auf Einrückfahrt.
War wohl etwas kontraproduktiv in Bezug auf den schnellen Feierabend... Wie sagt man in solchen Fällen? "Wenn's pressiert, muss man langsam tun!"
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Re: [HU] Donaumetropole mit Riesencombinos - Budapest

Beitrag von einen_Benutzernamen »

:lol: Die Stadt Wien hat sicher noch Fahrzeuge übrig.

Was wird mit beiden passieren? Aus 2 mach 1?

Abgesehen davon der "Nachtzug" von Wien nach Budapest welcher in der früh in Wien abfährt hat hin und wieder (gestern war wieder so ein Tag) einen 1te Klasse Wagen der SBB als 2te Klasse "Nacht" Sitzwagen dabei. Sprich mit einen 2te Klasse Sparschiene fährt Ihr Erstklassig. :lol:
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