[HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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[HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Zugegebenermaßen ist der Titel nicht ganz korrekt – auf dieser Reise habe ich auch höherwertige Zuggattungen genutzt. Gefühlt wie auch tatsächlich ging es aber eher gemächlich voran…

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Die Reise fand im Oktober 2023 statt.

Tag 1 München → Zagreb

Am späten Abend breche ich in die menschenleeren Straßen Truderings auf. Im Bus sitzt nur noch ein weiterer Fahrgast.
Mit der U-Bahn bin ich bereits wenige Minuten später am Ostbahnhof, wo auch schon der Nachtzug aus Stuttgart pünktlich einfährt. Der Sitzwagen nach Venedig ist noch ganz leer, doch dann kommt eine ganze Schulklasse. Kurz darauf steige ich in den kroatischen Schlafwagen. "Where are you going?", begrüßt mich der Schaffner. Zagreb. Noch scheint er wohl nicht ganz überzeugt. "Which car? Sleeping, couchette car?" Sleeping car. Ich überreiche ihm meine Fahrkarte. "Compartment 8. You are alone. You have down. If you destroy other beds, you pay." Das war ein guter Deal, das 3er-Abteil zu bezahlen und ein Single zu bekommen. Ich brauche eine Weile, um herauszufinden, dass man auf den Lichtschalter lange drücken muss, um alle Lichter im Abteil zu löschen. Leider leuchtet das Nachtlicht ziemlich hell und auch der Schalter für die Leselampe scheint direkt auf das Kissen. Über ersteres hänge ich meinen Pullover, über zweiteres meine Jacke und schon ist es viel besser.
Pünktlich setzt sich der Zug in Bewegung, doch es gibt Stop & Go, wir bleiben länger in Großkarolinenfeld stehen. Dann lege ich mich hin. Die Liege ist recht hart, die Decke dafür erfreulich dick. Nicht, dass man sie von der Temperatur her gebraucht hätte, ich muss die Heizung noch zwei Stufen runterdrehen, ehe ich einschlafen kann.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tag 2 Zagreb

Der Schaffner weckt mich fast eine Stunde vor Ankunft, da bin ich absolut noch nicht bereit und drehe mich nochmal um. Als ich mich schließlich mühsam aufrappele, verlassen wir gerade den Grenzbahnhof Dobova zwischen Slowenien und Kroatien wenige Minuten hinter Plan.
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Bald geht es nur noch im Stop & Go weiter, wir halten immer wieder auf freier Strecke an. "Ah, das sieht doch jetzt schon nach einer größeren Stadt aus", höre ich jemanden im Gang sagen. Mit +15 hält der Zug in Zagreb. Die Hitze draußen trifft mich wie ein Schlag, dabei ist es schon Mitte Oktober. Heute ist nochmal ein richtiger Sommertag.
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Nach ein paar Aufnahmen gehe ich zur Tramhaltestelle und kaufe am Kiosk eine Tageskarte - sehr schön, eine vom Block zum Abstempeln – für exakt 3,98 €. Mit der Einführung des Euros zum 1.1.2023 wurden wohl die alten Preise 1:1 in Euro umgerechnet, sodass es jetzt sehr krumme Zahlen sind. Es gibt zwar auch Automaten in den Fahrzeugen, aber ich vermute stark, dass man eine ZET-Kundenkarte braucht, um die nutzen zu können.

329 am Sheraton
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In der gesamten Innenstadt fährt keine Tram, weil ein Marathon stattfindet, also gehe ich wohl oder übel zu Fuß.
Springbrunnen mit Nationalbank
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Hinterhof
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Gesichert wie Fort Knox
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Fußgängerzone in der Donji Grad (Unterstadt)
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Pausenraum für Essenslieferanten
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Pausenraum für erschöpfte Marathonteilnehmer und -zuschauer
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Orientierungshilfe
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Wie sich das gehört, ist die Kathedrale eingerüstet
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Brunnen der heiligen Maria
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Hier enden einige Stadtbuslinien von Norden
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Statt Fahrkarten gibt es hier jetzt Grablichter
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Graffitikunst
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Fußgängerzone in der Gornji Grad (Oberstadt)
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Da mein Frühstück im Nachtzug nicht sehr üppig ausgefallen ist, bekomme ich bald Hunger und gönne mir Premium Cevapci.
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Als etwas fies erweisen sich die Peperoni – ich probiere zuerst vorsichtig den roten und stelle fest, dass er überhaupt nicht scharf ist. Dann probiere ich nicht ganz so vorsichtig den grünen und speie Feuer.

Gut gestärkt erkunde ich die Altstadt.
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Auf dem Hügel, dem ältesten Bereich der Stadt, ist die k.u.k.-Vergangenheit kaum zu übersehen.
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Die Kirche scheint hier eine recht große Bedeutung zu haben, besonders kurios im Steintor, wo eine junge Frau leise vor sich hinbetet, während eine Gruppe junger Frauen lautstark Selfies schießt.
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Unterhalb der Festung gibt es dagegen eine bunte Mischung unterschiedlicher Baustile.
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Die Standseilbahn Uspinjača ist eine der kürzesten und steilsten der Welt und nicht im normalen ÖPNV-Tarif inbegriffen. Eine Fahrt kostet 0,66 €.
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Nur die fallenden Blätter deuten darauf hin, dass bereits Herbst sein sollte…
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Ich steige vom Hügel ab, die letzten Nachzügler vom Marathon gehen auf das Ziel zu, während die Abzäunung bereits abgebaut wird. Kurz unterbrechen sie ihre Arbeit, um den völlig erschöpft aussehenden Läufern zuzujubeln.
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Lastenrad der anderen Art
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Ich setze mich auf eine Bank am Nationaltheater und sehe bald wieder Trambahnen über die Strecke rollen.

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Also zurück zum Hauptplatz Trg Bana Josipa Jelačića, wo sich die zentrale Tramhaltestelle inmitten der belebten Fußgängerzone befindet.
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Eine Querstraße weiter prägen Nachkriegsbauten das Stadtbild
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Von dort ist es nicht weit bis zum Schokoladenmuseum. Das Konzept überzeugt mich, man bekommt eine Schachtel mit kleinen Kostproben von der Kakaobohne bis zur Zartbitterschokolade, die man zur jeweiligen Erklärung während des Rundgangs essen kann. Das Highlight für Groß und Klein ist natürlich die freie Verkostung von weißer, Milch- und Zartbitterschokolade.
Einige interessante Fakten:
Die Azteken nutzten Schokolade vermutlich als erste zum Proviant für Soldaten. Inzwischen ist das auf der ganzen Welt Standard.
Vom Import der ersten Schokolade nach Europa nach den Entdeckungsfahrten des 16. Jahrhunderts bis ins 19. Jahrhundert wurde Schokolade ausschließlich in flüssiger Form getrunken - erst danach kamen Schokoladentafeln auf.
Die ersten Pralinen wurden von Neuhaus in Belgien hergestellt (die Marke gibt es bis heute). Er war Apotheker und suchte nach einer Möglichkeit, die oft bitter und unangenehm schmeckenden Tabletten angenehmer zu machen - die Lösung: ein Schokoladenüberzug. Später kam sein Sohn auf die Idee, statt der Tabletten wohlschmeckende Zutaten wie Nüsse mit Schokolade zu überziehen - die Praline war erfunden.
Der Lindt-Osterhase gehört zu den meistverkauften Schokoladenfiguren der Welt. Jährlich werden über 100 Mio. hergestellt.
Die europäischen Länder haben den höchsten Pro-Kopf-Schokoladenkonsum der Welt mit Werten meist zwischen 4 und 8 kg pro Person und Jahr. Andere Industriestaaten wie Australien oder USA sind mit etwa 2 bis 4 kg dabei, in den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern liegt der Wert um 1 kg.
Das Überraschungsei gehört zu den erfolgreichsten Süßigkeiten auf der ganzen Welt mit Ausnahme der USA. Dort dürfen keine Lebensmittel verkauft werden, die Spielzeug enthalten, weil die Verschluckgefahr als zu groß eingeschätzt wird.
Alles in allem ein sehr lohnenswerter Museumsbesuch, nur der Pralinenkauf ist mir mit 1,10€ pro Stück zu teuer.


Später breche ich zur blauen Stunde nochmal auf, fahre mit der Tram bis zur östlichen Endstation Borongaj.
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Die Wendeschleife ist weitläufig zwischen Wohnblocks und Sportplätzen.
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Etwas kurios ist die Gestaltung der Überholmöglichkeit. Die zweite Tram bleibt dann so schräg stehen und blockiert damit das hintere Fahrzeug.
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Es gibt keine Vorrangschaltung und an einigen Kreuzungen muss die Tram recht lange warten. Der Tatra kompensiert das durch die extrem kurze Haltezeit. Es ist nicht viel los und die Haltezeit liegt oft im einstelligen Sekundenbereich. Der Gleiszustand ist sehr unterschiedlich und stellenweise ziemlich übel.
313 am Trg žrtava fašizma
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325 ebendort
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Dieses Gebäude in der Platzmitte ist übrigens kein Denkmal für gefallene Soldaten, wie der Architekturstil vermuten lässt, sondern ein Museum für moderne Kunst.
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Kleiner Abendspaziergang
Trg Bana Josipa Jelačića mit der mächtigen Reiterstatue des gleichnamigen Feldherren, der als Unterstützer der österreichischen Monarchie 1848 erfolgreich gegen ungarische Aufständische kämpfte.
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2289 hält am belebten Platz
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Galerie
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Eine Fahrt mit der Standseilbahn lasse ich mir nicht nehmen
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Ein weiteres Kuriosum, das ich bisher noch nie gesehen habe, bietet diese Standseilbahn:
Man kann gegen Zahlung eines Aufpreises (ca. 3€) eine Zusatzfahrt zwischen den Fahrplanzeiten bekommen.

St.-Markus-Kirche
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Seitengasse
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Man erkennt es nicht besonders gut auf dem Bild, aber in dieser Laterne züngelt eine Flamme. Vermutlich handelt es sich um eine Gaslaterne.

Wenn das Stativ umkippt, aber das Ergebnis zu interessant ist, um das Bild zu löschen…
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22109 bei Frankopanska
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Nun habe ich mir mein Bett wirklich verdient…
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Sappralot
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Sappralot »

Lieber Entenfang, Deine Reiseberichte sind immer von höchster Qualität und stimulieren mich immer, diese nachzuerleben.
Geht leider nicht so wie ich das gerne möchte, aber Du erlaubst es mir und anderen an Deinen Reisen teilzuhaben, dafür meinen ganz herzlichen Dank!
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218217-8
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von 218217-8 »

Auch ich freue mich auf die weiteren Folgen des Berichts!
Orientierungshilfe
https://flic.kr/p/2pHjcp7
Bemerkenswert, wie viele Museen Zagreb hat, darunter so spannende Einrichtungen wie das "New Wave Rock 'n' Roll Museum", das "Museum of Mushrooms", das "Museum of Broken Reationships" oder das "Museum of Hangovers"!
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Entenfang
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Sappralot hat geschrieben: 04 Apr 2024, 22:57 Lieber Entenfang, Deine Reiseberichte sind immer von höchster Qualität und stimulieren mich immer, diese nachzuerleben.
Geht leider nicht so wie ich das gerne möchte, aber Du erlaubst es mir und anderen an Deinen Reisen teilzuhaben, dafür meinen ganz herzlichen Dank!
Na das freut mich doch, wenn ich dich zumindest virtuell mit auf die Reise nehmen kann. :)
Bemerkenswert, wie viele Museen Zagreb hat, darunter so spannende Einrichtungen wie das "New Wave Rock 'n' Roll Museum", das "Museum of Mushrooms", das "Museum of Broken Reationships" oder das "Museum of Hangovers"!
Durch die ganzen Hinweisschilder wird das mir zumindest erst bewusst - vermutlich haben einige deutsche Großstädte ähnlich viele Museen, von denen wir noch nie etwas gehört haben.
Tatsächlich hatte ich etwas über das Museum of Broken Reationships recherchiert, da ich zuvor mal eins in Tbilisi gesehen habe. Neben der Dauerausstellung in Zagreb gibt es wohl eine Wanderausstellung, die an verschiedensten Orten auf der Welt Halt macht. Interessant finde ich auch das Konzept, dass jeder Objekte und Geschichten aus zerbrochenen Beziehungen einschicken kann. Wenn das Wetter nicht so attraktiv zum Draußensein eingeladen hätte, wäre ich da sicher mal reingegangen.
https://brokenships.com/


Tag 3 Zagreb

Zeit für eine Erkundung des Tramnetzes. Bemerkenswert finde ich, dass bei straßenbündiger Führung der Gleise diese in Seitenlage sind. Das vereinfacht natürlich die Gestaltung der Haltestellen, die einfach am Fahrbahnrand sind. Dass der MIV links an der Tram vorbeifährt, scheint man hier nicht als Problem zu sehen.
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Hier ein typisches Straßenbild – rechts der abmarkierte Bereich für die Tram, im Kreuzungsbereich wird dann oft der Rechtsabbiegestreifen draus. Ungewöhnlich ist hier noch, dass die Tram gegen die Einbahnstraße fährt.

480 am Sheraton
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An zwei Kreuzungen im Innenstadtbereich gibt es diese interessante Gleisführung, hier holt die abbiegende Tram sozusagen aus, damit der Bogenradius nicht zu eng wird.
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Sprung an den Kvaternikov trg
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Hier sieht man die Problematik des Verästelungsnetzes in Zagreb.
https://www.zet.hr/tram-lines/daytime-lines/591
Es ist schlichtweg unmöglich, so viele Linien und so viele Strecken fahrplantechnisch aufeinander abzustimmen, sodass mir immer wieder Pulkfahrten wie hier aufgefallen sind. Dazu kommt noch, dass die Linien unterschiedliche Taktzeiten haben, die nicht zueinander passen. Aushangfahrpläne gibt es nur an den Endstationen und oft genug wurde der nicht eingehalten. Ich würde schätzen, dass auf den meisten Linien alle 10 bis 15 Minuten eine Tram fährt.

Ich beginne mit der Erkundung des Abschnitts nach Dubec. Die Strecke führt an einer stark befahrenen Ausfallstraße in Seitenlage entlang, der Tram ist eine eigene Spur vorbehalten. Lediglich an einigen Kreuzungen darf diese als Rechtsabbiegespur verwendet werden. Das Freihalten funktioniert recht gut und spart der Tram viel Zeit. Lange Standzeiten entstehen allerdings an den Ampeln und da oft zwei Trambahnen gleichzeitig kommen, blockieren sie sich gegenseitig. Nur an wenigen nachfragestarken Haltestellen gibt es Doppelhaltestellen, z.B. am Bahnhof oder am zentralen Platz. Die Bahnen sind allesamt sehr gut gefüllt, zum Teil überfüllt. Dass sie recht unregelmäßig kommen, fördert die gleichmäßige Fahrgastverteilung natürlich nicht.
Als zweiter Kurs im Pulk kommt ein unmodernisierter Tatra-Wagen, da steige ich gleich ein.
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Nicht, dass noch jemand denkt, die Trambahnen wären immer leer gewesen, das Gegenteil ist der Fall. Ich habe bloß immer die Gelegenheit genutzt, wenn sie sich ergeben hat ;)

Die 2000 eröffnete Strecke Dubrava - Dubec bindet ein dicht besiedeltes Plattenbaugebiet an und endet an einem großen Busbahnhof.
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Abfahrtszeiten haben die Tramlinien nur an der Endstation ausgeschrieben. Ich setze mich nach dem Foto wieder in den Tatrawagen und warte. Die Abfahrtszeit verstreicht, mehr und mehr Umsteiger von Bussen kommen in die Tram. Nach ein paar Minuten geht es dann endlich gut gefüllt los, in der Schleife Dubrava dasselbe Spiel.
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Auf dem Fahrplan steht etwas, auf den DFI (wenn sie nicht kaputt sind, was man häufig sieht) etwas anderes und gefahren wird wieder anders. Da verwundert es mich überhaupt nicht, dass immer drei Bahnen hintereinander und dann ewig nichts kommt. Das ist einfach der große Nachteil eines Verästelungsnetzes wie in Zagreb in Kombination mit unterschiedlichen Taktzeiten auf den einzelnen Linien und dem Abfahren nach Belieben.

22134 am Park Maksimir
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330 bei Šubićeva
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Zurück in der Innenstadt
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Marktfrau
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Markt
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Neben Tatras stellen niederflurige Fahrzeuge von Končar etwa die Hälfte der Flotte. Die Innenraumgestaltung lässt Luft nach oben, über den Fahrmotoren wird viel Platz verschwendet.
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Auch in den Sänften gibt es nur sehr wenige Sitzplätze.
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Später geht es Richtung Norden. Um bis zur Endstation Gračansko Dolje zu kommen, muss man in Mihaljevac umsteigen, denn auf dem letzten Streckenabschnitt pendeln nur zwei Dreiteiler statt der im restlichen Netz üblichen Fünfteiler. Während die Umsteiger die ziemlich weite Strecke zur anderen Tram zurücklegen, schließt diese die Türen, gibt sie aber wieder frei. Alle beginnen zu rennen, so kann man den Umsteigevorgang auch beschleunigen.
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Hier führt Zagrebs einzige Strecke abseits von Straßen bis zur Talstation der Seilbahn auf den Sljeme.
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Kläffende Hunde begrüßen mich in den großen Gärten und vom Friedhof genießt man einen guten Ausblick über die Strecke.
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Im Hintergrund die Seilbahn, welche erst 2022 15 Jahre nach Schließung einer älteren Bahn eröffnet wurde. Links oben wechselt die Kabinenbahn die Richtung, hier hat man weder Kosten noch Mühen gescheut, um eine gute Anbindung direkt an der Tramhaltestelle zu bekommen.

Die Tramtrasse wird auch gern zum Gassigehen und Spazieren genutzt
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In einem Teil der Končar-Wagen gibt es eine abweichende Bestuhlung, die mir sehr missfällt.
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2302 wendet in der Schleife Gračansko Dolje, im Hintergrund die Umlenk-Zwischenstation für die Kabinenbahn.
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Blick aus der Gondel auf die Wendeschleife
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Ich nehme die Seilbahn bis auf den Gipfel, stellenweise schwingen die Gondeln bedenklich in den kräftigen Windböen.
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Oben auf dem Gipfel gibt es zahlreiche Gaststätten, die aber wie ausgestorben wirken. Es sind nur sehr wenige Menschen hier, möglicherweise ist die Hochsaison im Winter zum Skifahren und Langlaufen.
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Die kleine Wanderung ist tatsächlich etwas enttäuschend, es sind größtenteils Fahrwege durch den Wald ohne Ausblicke.
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Relikte der alten Seilbahn, die 2007 stillgelegt wurde
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Bis ich wieder ins Tal fahre, hat der Wind nachgelassen, vom Sonnenuntergang ist aber nichts mehr zu sehen, denn am Nachmittag sind Wolken aufgezogen. Dennoch ist es noch immer äußerst warm für die Jahreszeit.

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Bald kommt die nächste Tram und bringt mich weiter talwärts. Wirklich gelungen finde ich die Sitzanordnung im Heck auch nicht, dafür haben die runden Fenster was.
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Als wir die Wendeschleife Mihaljevac erreichen, sprintet ein Mädel zur Tram Richtung Stadt und tatsächlich fährt sie genau vor meiner Nase weg.
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Wieder fährt die nächste anders als im Aushangfahrplan und anders als auf der DFI und ich sehe noch den nächsten 15er ankommen. Abermals füllt sich die Tram bis ins Zentrum gut.
Ich gehe zum Bäcker und bitte um das letzte Stück Brot, das noch übrig ist. Die Verkäuferin meint, dass das aber nicht mehr frisch sei, wäre ja von heute Morgen. „Just saying...“ Ich nehme es trotzdem, ist es nicht Wahnsinn, Brot vom selben Tag als nicht mehr frisch zu bezeichnen?

Ich schnappe mir schnell mein Stativ, um noch den Nachtzug nach Stuttgart und Zürich festzuhalten, leider ist die Anzahl interessanter Züge recht überschaubar.
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Der Vorortverkehr wird größtenteils durch Končar-Triebwagen abgewickelt
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Wie so oft in Kroatien lässt die Pünktlichkeit sehr zu wünschen übrig, die Verspätung wird dafür sehr genau angezeigt.
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Eine Dampflok auf dem Vorplatz darf nicht fehlen
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Und noch ein riesiges Reiterstandbild von Tomislav, dem ersten König Kroatiens im 10. Jahrhundert.
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Fahrkarten für den ÖPNV bekommt man an den zahlreichen Kiosken oder gegen Aufpreis beim Fahrer.
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Ich lasse mir noch Zeit für die Tram, die alle sehr stark gefüllt ankommen.
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Auch abends scheint der Takt nicht deutlich ausgedünnt zu werden und die Tageslinien fahren bis nach Mitternacht. Vier Nachtlinien decken dann das gesamte Netz etwa stündlich ab.
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Stellwerk
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Stellwerk »

Danke für den Bericht, freue mich schon auf eine Fortsetzung.

Was mich interessieren würde: Die Abdeckung des Fahrgestells bei den Končar-Wagen. Die sind mit dem Wagenkasten ja nicht verbunden, so, als ob sie mit der Auslenkung eines Drehgestells mitgehen müßten. Ein einzelnes Drehgestell unter dem Wagenkasten macht jedoch keinen Sinn, ich tippe auf Achsfolge B, nicht auf Bo´
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Stellwerk hat geschrieben: 06 Apr 2024, 11:27 Danke für den Bericht, freue mich schon auf eine Fortsetzung.

Was mich interessieren würde: Die Abdeckung des Fahrgestells bei den Končar-Wagen. Die sind mit dem Wagenkasten ja nicht verbunden, so, als ob sie mit der Auslenkung eines Drehgestells mitgehen müßten. Ein einzelnes Drehgestell unter dem Wagenkasten macht jedoch keinen Sinn, ich tippe auf Achsfolge B, nicht auf Bo´
Tja, das ist eine gute Frage. Eine kurze Recherche hat kein Ergebnis gebracht. Irgendeine Sonderkonstruktion scheinen diese Bahnen aber zu haben und offenbar waren sie damit international nicht gut verkäuflich, denn abgesehen vom lettischen Liepaja haben sich alle weiteren Betriebe für andere Hersteller entschieden.


Tag 4 Zagreb

Für heute habe ich einen Ausflug geplant, um noch eine Wanderung zu machen. Dafür brauche ich zunächst einen Bus nach Samobor, das etwa 20 km westlich von Zagreb liegt. Im Fahrplan ist vermerkt, dass der Bus auch bei Ljubljanica hält. Dort fährt eine Tramlinie von vor meiner Haustür hin, also versuche ich es auf diesem Wege, statt erst zum Busbahnhof in die entgegengesetzte Richtung zu fahren. Ich muss 8 min warten, doch die Fahrt geht etwas schneller als die abgeschätzten 2 min pro Haltestelle und so bin ich mit reichlich Puffer an der Endstation Ljubljanica, die in einem Plattenbauviertel und am Betriebshof liegt. So bleibt noch reichlich Zeit für ein paar Fotos, ehe ich mir um die Abfahrtshaltestelle nach Samobor Gedanken machen muss.
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Die Bushaltestellen in der Nähe der Wendeschleife sind alle für Stadtbusse, aber ich entdecke keinen Hinweis auf die Busse nach Samobor. Plausibel wäre es natürlich, wenn sie direkt an der Hauptstraße halten, dazu muss ich den Betriebshof entlanglaufen.
Das Ding an der Halle sieht nach einem interessanten Mock-up aus
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Da es keinerlei Info an der Haltestelle gibt, frage ich einen jungen Mann, ob hier der Bus nach Samobor hält. Zum Glück können hier die meisten recht gut Englisch, ich bin hier richtig.

Also setze mich in den Schatten eines Laternenmastes, der einzige, der mir ermöglicht, gleichzeitig die Straße auf herannahende Busse im Auge zu behalten, ohne in der Sonne stehen zu bleiben, die trotz der Schleierwolken unangenehm warm ist.
Nach etwa 20 Minuten kommt der Bus, außer mir steigen noch zwei weitere Fahrgäste ein. 4,50 € kostet die Fahrt, dann geht es über eine Ausfallstraße mit dichtem Verkehr nach Westen. Auf den Bildschirmen werden zwar keine Haltestellen angezeigt, dafür aber Werbefilme über die Berge Südtirols, der früheren Heimat dieses Fahrzeugs.
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Eine gute halbe Stunde später bin ich am Busbahnhof Samobor.
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Ich überprüfe den Aushangfahrplan für die Linie nach Braslovje, denn dorthin fährt nur alle 1 bis 3h ein Bus. Die Abfahrt ist 10 min früher als im Fahrplan, den ich ausgedruckt habe und so bleiben mir keine 10 min mehr, alles richtig gemacht... Bis ich ausgestiegen bin, ist der Ex-Postauto-Bus, den ich zuvor noch gesehen habe, leider verschwunden.
Kurzer Blick in den modernen Busbahnhof
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Weiter geht es in einem Ex-Vorarlberger Fahrzeug mit einer einstelligen Fahrgastzahl und der Busfahrer weiß, wo das Gaspedal ist. Bald erkenne ich auch, warum die Abfahrt um 10 min vorverlegt wurde. Die direkte Straße ist gesperrt und der Bus muss einen riesigen Umweg über kleine, kurvige Landstraßen fahren, freilich alle in atemberaubendem Tempo.
Vollbremsung, hinter der Kurve kommt ein LKW entgegen. Der muss ein paar Meter zurücksetzen, um den Bus passieren zu lassen. Zum Glück erkennen das auch die beiden PKW, die hintendran zum Halten gekommen sind.
Das Manöver ist geglückt und es wird weiter bergauf gerast. Zwei Männer mit gut gefüllten Einkaufstüten unterhalten sich, sie werden die einzigen sein, die mit mir bis zur Endstation fahren. Dort macht der Bus ein Wendemanöver an einer einmündenden Straße und rast ebenso schnell wieder bergab, wie er gekommen ist.
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Die Männer schleppen ihre Einkäufe nach Hause. Einer der beiden sieht, dass ich eine Katze fotografiere und sagt etwas, das ich nicht verstehe.
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Ein paar Minuten später passiere ich sein Haus und er schüttet ein bisschen Milch vor seiner Tür aus und eine Armee an Katzen springt herbei.
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Durch den herbstlichen Wald geht es steil bergauf, bis der Blick über die Hügellandschaft schweift.
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Die Erhebung im Hintergrund ist der Sljeme, auf dem ich gestern war.
Zagreb im Dunst
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Ich folge dem Weg zurück nach Samobor und komme gut voran, mache schließlich fast eine halbe Stunde zu den angegebenen Zeiten auf den Wegweisern gut. Letzte Abzweigung, noch 35 Minuten, ich freue mich schon auf einen Kaffee.
Direkt neben der Wegmarkierung hängt ein Zettel, der nach Warnhinweis aussieht, aber ich schenke ihm keine nähere Beachtung. Der letzte Sturm hat zahlreiche Bäume umgeknickt oder entwurzelt und die Aufräumarbeiten haben begonnen. Nach einem Stück wird der Weg immer schwieriger passierbar, ich muss immer häufiger über Baumstämme klettern oder außenrum durch das Gebüsch gehen. Das Vorankommen wird schnell äußerst mühsam, von Weg kann keine Rede mehr sein. In einer halben Stunde komme ich keinen halben Kilometer weit, dann liegen Äste und Bäume quer, soweit das Auge reicht und ich bin zum Umkehren gezwungen.
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Burg Samobor
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Aus den 35 Minuten werden fast 90, als ich endlich erschöpft im hübschen Ortskern ankomme.
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Jetzt habe ich mir Kaffee und Kremschnitte aber wirklich verdient - und die 3,70 € sind ein überaus fairer Preis dafür.
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Gut gestärkt kann ich auch noch den restlichen Weg bis zum leider recht peripher gelegenen Busbahnhof zurücklegen, immerhin über eine attraktive Flusspromenade.
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Von der früheren Bahnstrecke entdecke ich keine Relikte mehr.

Derselbe Vorarlberger Bus erwartet mich für die Rückfahrt nach Zagreb und da taucht auch derselbe Fahrer plötzlich auf und kommentiert etwas zu meinen Fotos. Ich erläutere, dass der Bus aus Österreich kommt und nach zwei Anläufen scheint er zu verstehen, was ich meine. Er fährt zwar nicht selbst, steigt aber auch ein und erklärt dem Fahrer irgendeinen Knopf am Bordcomputer.
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Pünktlich geht es los und wieder nach dem Prinzip, wir fahren so schnell, wie es irgendwie möglich ist, Sicherheitsabstände und Vorfahrtregeln sind auch zweitrangig, wenn man das größere Fahrzeug ist.
Der Fahrer jagt den Bus mit 70 durch eine Ortschaft, wo 40 erlaubt sind und bemerkt zu spät, dass jemand an der Haltestelle wartet. 100 m hinter der Haltestelle hält er an, die beiden Fahrgäste kommen angelaufen. Der Fahrer begrüßt sie freundlich und entschuldigt sich, ein Glück, dass es nur wartende Fahrgäste an der Haltestelle waren und kein Kind auf dem Fußgängerüberweg. Ich vergesse immer wieder, wie sanft der Verkehr in der Schweiz ist und wie langsam dort alle fahren...
Über breite Straßen mit vielen Autos geht es zurück in die Stadt, immer wieder steigt jemand unterwegs aus. Ich bleibe einfach bis zum Busbahnhof sitzen und beabsichtige, von dort mit der Tram zurückzufahren.
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Als ich den Busbahnhof verlassen habe, kommt gerade einer der wenigen Đuro Đaković-Altwagen stadtauswärts eingefahren und da ich gestern nur einen einzigen Kurs gesichtet habe, steige ich spontan ein. Einziger Haken - meine 30 min-Fahrkarte wird wohl kaum reichen, um bis zur Endstation Savišće und dann wieder zurückzufahren. Ich rechne damit, dass es sich um eine der großen Umsteigepunkte handelt und hoffe, dass es dort noch einen geöffneten Kiosk gibt.
Die angenehm warme Beleuchtung erlaubt den Blick nach draußen, es geht entlang von breiten Straßen stadtauswärts und allmählich leert sich die gut gefüllte Tram.
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An einigen Kreuzungen müssen wir lange vor den LSA warten, dann fliegen wieder Wohnblocks am unabhängigen Bahnkörper vorbei, später dann Industrie und schließlich Brachland. Die Endstation ist im Niemandsland, die Wendeschleife fast in völliger Dunkelheit, der Super-GAU, hier freihändig zu knipsen. Mal sehen, ob der Bildstabilisator hält, was er verspricht...
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Kiosk gibt es natürlich auch keinen, aber dann fällt mir ein, dass man ja für einen Aufpreis beim Fahrer kaufen kann, auch wenn ich das nur sehr selten beobachtet habe. Es vergeht fast eine Viertelstunde, bis die Tram wieder zurückfährt und das drei Minuten vor der im Plan angegebenen Abfahrtszeit.
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Ich werde nicht schlau draus, wann die hier wie fahren, das erinnert mich an Belgrad, nur dass man es hier schafft, vernünftige eigene Spuren einzurichten und so zu verhindern, dass die Tram eine halbe Stunde im Stau steht.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tag 5 Zagreb → Pécs

Heute ist wieder ein sommerlicher Tag unter strahlend blauem Himmel. Das lädt natürlich zum Knipsen ein.
2214 bei Branimirova
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Zunächst bringe ich mein Gepäck zum Schließfach im Bahnhof. Ich bin schon gespannt, wie die funktionieren, denn beim flüchtigen Blick von außen sah es nach alten Münzschließfächern aus. Kroatien hat aber zum 1.1.2023 auf Euro umgestellt, ob die jetzt wohl Euro-Münzen nehmen? Des Rätsels Lösung - es gibt einen Jeton-Automaten, für 1€ gibt es einen Jeton und man braucht je nach Schließfachgröße zwei oder drei davon. Die Jetons sind laut Aufdruck von einer Autowaschanlage.
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Heute ist der Nachtzug aus Stuttgart und Zürich mit +80 angekündigt, also ergibt sich leider kein Foto. Dafür aber von diesem VT, ach wie ich das liebe, wenn an sich nur die Mühe macht, die Anschriften von Graffiti zu befreien…
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Bahnhofsunterführung
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König Tomislav mit Kunstpavillon
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Dunkle Passage
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2284 am Tehnički muzej
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326 ebendort
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Bemerkenswert ist bei diesen beiden Bildern die Straßenraumverteilung, die Tram fährt gegen die Einbahnstraße und im Hintergrund ist erkennbar, dass zwischen Tramtrasse und der Fahrstreifen Autos geparkt sind.

22116 und 350 in Gegenrichtung
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Statue von Dražen Petrović, einem der bekanntesten Basketballspieler Kroatiens
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Tram und badende Tauben
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324 am Tehnički muzej (im Hintergrund)…
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…in das ich jetzt einen Blick werfe. Ausgestellt ist in dem etwas altmodischen Museum u.A. eine Dampflok vom Samoborček, der einstigen Schmalspurbahn nach Samobor sowie eine Tram aus dem stillgelegten Betrieb in Dubrovnik.
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Anschließend mache ich noch eine Streckenbefahrung bis Prečko. Heute komme ich in die zweite Fahrkartenkontrolle während meines Aufenthalts, wieder wird nur der Strichcode gescannt, aber der Entwerterstempel keines Blicks gewürdigt. Da er ziemlich klein und schwer lesbar ist, bin ich mir sicher, dass eine abgelaufene Tageskarte nicht sofort aufgefallen wäre. Das ist insofern interessant, da hier offenbar ein sehr großer Anteil an Fahrgästen Einzelfahrscheine benutzt und die Stempel werden bei keinem genauer kontrolliert.
Einer der Ende der 90er-Jahre beschafften Hochflurwagen von Končar in der grünen Wendeschleife Prečko
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Es folgt 2262
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Der besondere Bahnkörper in Straßenmitte, abgegrenzt durch kleine Hecken, erinnert mich an die Strecke durch die Grünwalder Straße in München, nur dass die Fußgängerübergänge in der Mitte fehlen bzw. es nur Trampelpfade gibt.
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In der Nähe der Strecke gibt es einen großen See und ich mache einen Abstecher, offenbar wird er für Ruderwettbewerbe genutzt.
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Wirklich hässliche Plattenbauten fallen mir kaum auf, im Allgemeinen sieht der Zustand der Wohnblocks recht gut aus.
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Ausnahmen bestätigen die Regel
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Als Ausgleich gibt es frisches Obst
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Tramhaltestelle
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Ich gönne mir ein üppiges Mittagessen aus Pljeskavica mit Tramblick. Als ich wieder zurückfahren möchte, kommen tatsächlich alle vier hier verkehrenden Linien direkt hintereinander, wobei immer nur 2 über die Ampel können und hier unnötig Zeit verloren geht. Die wartenden Fahrgäste verteilen sich auch auf alle Linien und die Bahnen sind annähernd gleich gut gefüllt, was ich doch recht erstaunlich finde. Anscheinend gibt es wirklich viele verschiedene Verkehrsbeziehungen, die durch die einzelnen Linien abgedeckt werden. Ohne LSA wechselt die Tram von Mittel- in Seitenlage.
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Da er gerade auf dem Weg zum Bahnhof liegt, steige ich noch am Botanischen Garten aus und schaue mich dort ein wenig um.
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Irgendwie muss ich bei Seerosen immer an folgendes mathematische Rätsel denken:

Eine neue Art von Seerosen breitet sich auf einem See aus. Sie wächst sehr schnell, jeden Tag verdoppelt sich die Fläche, die durch die Seerosen bedeckt ist. Nach 40 Tagen ist der See komplett bedeckt. Wie lange hat es gedauert, bis der See zur Hälfte bedeckt war? (Auflösung unten)

Als ich die Kröten fotografiere, kommt ein mittelaltes Pärchen und staunt über die kleinen Amphibien mit ihren Glupschaugen. Die Frau hat allerdings Angst, sich mit ihrem Handy zu nähern. "It might jump..."

349 im schönsten Nachmittagslicht
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Jetzt in der HVZ sind die Bahnen wirklich voll, aber noch kommt man halbwegs rein. Das Freihalten der Tramtrasse funktioniert jetzt nicht mehr ganz so gut, weil es teilweise zu viele Rechtsabbieger gibt, die dann Fußgänger passieren lassen müssen und so die Tram aufhalten (die in Kroatien übrigens auch am Zebrastreifen halten muss, was auf freier Strecke eher illusorisch ist und de facto nicht gemacht wird). Außerdem scheint die Versuchung, die leere Spur doch unerlaubt zu nutzen, mit zunehmendem Verkehr überhandzunehmen. Taxis dürfen die Tramspur legal mitnutzen, auch gegen die Einbahnstraße und da habe ich auch den Eindruck, dass das auch manches Nicht-Taxi nutzt.
In der Ferne sehe ich nochmal einen Đuro Đaković-Altwagen. Ein Top-Bild wird es allerdings nicht…
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Nun sammle ich flott mein Gepäck aus dem Schließfach ein und gehe zügig zum IC nach Osijek und Budapest. Die Auslastung liegt etwas über 50%. Mit +5 geht es los und immer wieder im Schneckentempo. Die Strecke wird derzeit zweigleisig ausgebaut und sogar auf langen Strecken völlig neu trassiert, da darf man ja hoffen, dass zukünftig mehr als ein Personenzug am Tag fährt und der auch einen Schnitt von über 50 schafft. Die beidseitig 5 m hohen Lärmschutzwände stehen jedenfalls leider schon auf allen Abschnitten, die im entferntesten an einer Siedlung vorbeiführen. Bereits an den ersten beiden Halten steigen einige Fahrgäste aus, dann stehen wir schon bei +15. Die Kurswagen nach Osijek werden abgehängt und zwei Wagen fahren weiter über die Grenze nach Ungarn.
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Im ungarischen Grenzbahnhof Gyekényés steige ich bereits aus. Der Bahnhof ist ein tolles Fotomotiv und es herrscht reger Betrieb.
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Die kroatische Lok kommt weg, stattdessen die ungarische auf die andere Seite. Ein Desiro ist als Interregio Pannonia unterwegs, dann werde ich wohl leider auch einen bekommen - die alten Wagen mit Übersatzfenstern wären mir natürlich viel lieber gewesen.
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Auch am Güterzug wird eifrig rangiert und gebremsprobt, doch zwischendrin haben die Eisenbahner noch reichlich Zeit für intensive Gespräche in diesem interessanten Singsang der ungarischen Sprache.
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Die kroatische Lok hat den Gegenzug übernommen
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Mein IR musste wohl auf den SEV warten, der einen Teil des Zuglaufs ersetzt hat und ist mit +15 unterwegs. Eine niedrige zweistellige Zahl an Fahrgästen sitzt drin, es sieht noch alles so aus, wie ich es in Erinnerung habe, nur die Videoüberwachung wurde nachgerüstet. Sogar das FIS funktioniert und kündigt die Haltestellen an.
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Das vertraute kadong-kadong begleitet mich durch die undurchdringliche Schwärze der Nacht in dieser dünn besiedelten Region. Ab und zu steigt noch jemand in den Dörfern aus, dann leuchtet schon die grüne Kelle des Fdl und wir rumpeln weiter in die Nacht. Nur aufgrund zweier ausgefallener Kreuzungsaufenthalte sinkt die Verspätung um ein paar Minuten, dafür haben jetzt die Gegenzüge auch +10. Auf dem letzten Abschnitt verstummt das kadong-kadong und der Zug saust leise auf Pécs zu, wo die Fahrt mit einer Handvoll Fahrgästen mit +12 zu Ende geht. Zahlreiche Busse dienen als Bahnhofsabbringer vom eher peripher gelegenen Bahnhof, doch bis ich noch ein paar Bilder von diesem sehr schön renovierten Bahnhof gemacht habe, sind sie alle abgefahren und ich muss noch einen kleinen Spaziergang bis zu meiner Unterkunft machen.
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Man beachte den holzverkleideten Oberleitungsmast!

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Ich lasse es mir nicht nehmen, noch mal mit Stativ zu einer kurzen Nachtfototour aufzubrechen und die Altstadt ist auch wirklich sehr sehenswert. Pécs ist eine Studentenstadt, das merkt man an der noch immer recht belebten Altstadt und der Kneipen trotz der kleinen Stadtgröße.
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Auflösung des Seerosen-Rätsels: Exponentielles Wachstum ist gemein, die richtige Antwort lautet natürlich 39 Tage.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Leonardo.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Leonardo. »

Hab deinen Reisebericht eben erst entdeckt, und auch ich muss sagen, überaus inspirierend - und echte kleine Abenteuer.
Ich finds sogar beneidenswert, was du da alles erlebst und siehst - SCHÖN.

Hast du schon mal über einen E-Scooter nachgedacht, ich selbst habe bei meinen Fahrten immer einen dabei.
Entspannter kann Sightseeing nicht sein - ich kanns ausnahmslos empfehlen, jede Stadt wird zum entspannten Genuss, und man hat nie Gepäck auf dem Rücken - das hängt am Haken vom Roller :-)
Tram Regbg ?
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Tram Regbg ? »

Kleine Ergänzung meinerseits:
Pécs ist, nach Budapest, Szeged, Debrecen und Miskolc, die 5-t grösste Stadt in Ungarn. In Pécs leben über 142.000 Menschen. Somit ist Pécs mit Sicherheit keine "kleine Stadtgrösse". Einige Teile von Pécs liegen in den Ausläufern des Mecsekgebirges.
Eine neue Strassenbahn für Regensburg ? Eine kluge Entscheidung !!
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Leonardo. hat geschrieben: 07 Apr 2024, 13:33 Hab deinen Reisebericht eben erst entdeckt, und auch ich muss sagen, überaus inspirierend - und echte kleine Abenteuer.
Ich finds sogar beneidenswert, was du da alles erlebst und siehst - SCHÖN.
Danke :) Wenn dir der Sinn nach noch mehr Entenfangschen Abenteuern steht, wirst du in der Rubrik Fotoreportagen und Reiseberichte noch ausreichend Lesestoff finden :D
Leonardo. hat geschrieben: 07 Apr 2024, 13:33 Hast du schon mal über einen E-Scooter nachgedacht, ich selbst habe bei meinen Fahrten immer einen dabei.
Entspannter kann Sightseeing nicht sein - ich kanns ausnahmslos empfehlen, jede Stadt wird zum entspannten Genuss, und man hat nie Gepäck auf dem Rücken - das hängt am Haken vom Roller :-)
Ehrlich gesagt, nein. Warum die so enorm beliebt sind, erschließt sich mir tatsächlich nicht. Wie ein Fahrrad, nur unbequemer und für weniger Wegoberflächen geeignet. Kopfsteinpflaster ist dann schon nicht mehr spaßig und in Bukarest macht das wohl auch nicht so viel Spaß ;)
Dazu kommt ja noch, dass man die teilweise nicht mehr im ÖV mitnehmen und nicht überall fahren darf (Fußgängerzonen etc.) und einen schweren Rucksack auf eine Seite vom Lenker zu hängen, ist vermutlich auch nicht so vorteilhaft. Dann bleibt noch das Problem, wenn ich einen Koffer dabeihabe und einen E-Scooter, wie komme ich dann vom Bahnhof zur Unterkunft? Ich habe immer wieder herumüberlegt, könnte man das nicht anders besser machen, aber irgendwie will mir einfach keine - für mich persönlich - bessere Lösung einfallen als Unterkünfte zu nehmen, die entweder nahe beim Bahnhof oder gut von ebendiesem mit dem ÖPNV erreichbar sind, dann den Koffer möglichst schnell loswerden und Unnötiges aus dem Rucksack holen und loszuziehen. Bei Nachtfototouren wäre es auch unpraktisch, das Stativ nach jedem Bild wieder zusammenzufalten und 200 m weiter wieder aufzubauen. Manchmal nehme ich auch Leihfahrräder, z.B. 2022 in Split, um zu einer Fotostelle 15 km außerhalb im Weinberg zu fahren. Das war auch so ein Abenteuer...
Somit ist Pécs mit Sicherheit keine "kleine Stadtgrösse".
Für mich als Großstadtkind schon ;)
Einverstanden, ich nehme die kleine Stadtgrösse zurück.


Tag 6 Pécs → Miskolc

Strahlend blauer Himmel und sommerliche Temperaturen begrüßen mich mal wieder.
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Nachdem ich gefrühstückt habe, spaziere ich zurück zum Bahnhof, um mein Gepäck im Schließfach zu verstauen. Die Nutzung kostet 500 Forint, die man ganz altmodisch mit Münzen einwerfen muss, weswegen ich auch einen Geldbeutel voll dabeihabe, seit ich in Budapest einmal ewig mit dem Ergattern von 1200 Forint in 200er-Münzen beschäftigt war.
Bei einem Schließfach steht der Zähler nur noch auf 200, aber es scheint nicht defekt zu sein. Ich werfe eine 200er-Münze rein, nichts passiert und ich bekomme meine Münze auch nicht wieder. Grmpf. Also dann doch bei einem, wo noch der normale Preis von 500 auf dem Zähler steht. Ich werfe wieder eine 200er-Münze rein, wieder passiert nichts. Grmpf, dabei steht doch extra da, dass nur 50er, 100er und 200er genommen werden. Ich werfe einen 100er ein und der Zähler geht auf 400 runter. Dummer Blechkasten, hast einfach meine 200er gefressen. Wegen 1€ ist es mir dann doch zu mühsam, mich zu beschweren, werfe stattdessen noch zwei 100er in das erste Schließfach und habe meinen Kram auch schon verstaut. Ich gebe zu, Münzschließfächer sind einer der wenigen Anwendungsfälle, wo mir Bargeldzahlung absolut keinen Spaß macht.
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Ein paar Fotos später sollte ein Bus hoch auf dem Hügel des Fernsehturms fahren, dann kann ich entspannt die Zeit bis zur Zugabfahrt für den Spaziergang zurück nutzen. An den Bushaltestellen hängen Fahrpläne aus und ein Übersichtsplan zu den Haltepositionen der doch recht zahlreichen Linien, ein deutlicher Fortschritt zu Kroatien, wo man sich vieles mühsam zusammensuchen und dann raten muss, wann der Bus wo kommen könnte.
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Eine Gruppe rüstiger Rentner ist auch schon bereit, als der Busfahrer sein Fahrzeug schwungvoll vorfährt. Der nächste Halt ist an der Markthalle und ab hier wird der Bus richtig voll, schließlich ist jetzt HVZ für Rentner beim Einkaufen. Nun kämpft sich der volle Bus über immer steilere Straßen bergauf und allmählich leert er sich. Am Zoo steige ich zusammen mit der Wandergruppe aus und folge dem Wanderweg weiter bergauf - zum Glück im Wald, denn die Sonne brennt. Wie sich das gehört, gibt es auch hier eine Kindereisenbahn.
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Hier sind die Blätter noch weniger herbstlich als in Zagreb, man merkt das wärmere Klima. Für die Fahrt auf den Turm fehlt mir leider die Zeit, also beginne ich wenig später mit dem Abstieg.
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Man beachte die EU- und Ukraine-Flagge neben der ungarischen und das trotz der harschen Worte, die man oft aus der ungarischen Politik zu beiden hört…

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Pécs hat in den 60er-Jahren ihre Tram verloren und auch wenn es immer wieder Ideen gegeben hat, ein neues System aufzubauen, sind diese bisher am Geldmangel gescheitert.

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Pécs hat einige interessante Ecken und lohnt sicher einen weiteren Besuch. Zeit für eine Stärkung, ehe ich zum Bahnhof muss. Das Mittagsmenü gibt es nur auf Ungarisch und als ich nach der englischen Speisekarte frage, bekomme ich nur das á-la-carte-Angebot und nicht die günstigeren Mittagsangebote. Am Tisch nebenan bestellt jemand csirke paprikas (eine Art Hähnchengulasch mit Nockerln), das entdecke ich auf der Mittagskarte und bestelle es auch. Eine gute Wahl, nun kann die Reise weitergehen.

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Ob die Wagen wohl aus Deutschland übernommen wurden?

Mit wunderschönen Jingles wird die Abfahrt angekündigt und wenige Minuten später setzt sich der IC auch sehr gut gefüllt in Bewegung. Leider gilt Reservierungspflicht und man kann sich den Sitzplatz nicht auswählen (außer Fenster oder Gang) und so bleibt es dem Zufall überlassen, ob man einen klimatisierten Wagen oder einen mit Übersatzfenstern bekommt. Ich habe ersteren erwischt und Fensterplatz ist zwar theoretisch richtig, aber dank Vollwerbung praktisch nicht so toll - eine wirklich unsägliche Entwicklung, das sogar bei der Eisenbahn zu machen... Die Klimaanlage sieht irgendwie so improvisiert aus.
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Im sanften Hügelland wechseln sich Wälder, Felder und Wiesen ab, dann wird es wieder brettflach. Irgendwo halten wir ohne erkennbaren Grund auf freier Strecke an und sammeln dadurch +8 ein. Na bravo, ich sehe meinen 20 min-Anschluss in Budapest schon kritisch werden. Und in der Tat steigt die Verspätung langsam, aber stetig an. Im Zulauf auf Budapest laufen wir auf irgendwas Langsames auf und kommen auf +18. Wir sollen in Budapest auf Gleis 13 ankommen und mein Anschluss auf Gleis 2 abfahren, was wenig aussichtsreich ist, da es sich um die gegenüberliegenden Flügelbahnhöfe handelt. Ich hoffe noch auf Verspätungsabbau, doch den Keleti-Bahnhof schon in Sicht kommen wir nochmal vor dem Esig zum Halten. Ich sehe den Anschluss in der Ferne stehen. Bis wir in gemütlichem Tempo an den Bahnsteig gerumpelt sind, geht wertvolle Zeit verloren. Und dann gibt sich der Tf offenbar Mühe, wirklich bis ganz zum Prellbock mit 1 km/h zu rollen, ehe er endlich anhält und die Türen freigibt. Ich habe mich taktisch günstig an der zweiten Tür platziert (die erste ist defekt), aber das ist bei verbleibenden anderthalb Minuten nur ein Tropfen auf den heißen Sekundenzeiger, wenn man einen Umsteigeweg vergleichbar mit Gleis 36 auf Gleis 5 in München zurückzulegen hat. Ich spiele einen Moment mit dem Gedanken, über den Dienstübergang quer über die Gleise abzukürzen, weil ich andere Reisende dabei beobachte. Aber mit schwerem Gepäck ist mir das zu heikel und ich hätte dafür optimalerweise weiter hinten aussteigen müssen, also renne ich über den Bahnsteig los. Ich merke bald, dass es aussichtslos ist, zum Zeigersprung habe ich gerade mal den Querbahnsteig erreicht. Ich sehe nicht mal mehr das Schlusslicht und habe also reichlich Zeit, den wunderschönen Bahnhof mit der genialen Akustik zur blauen Stunde zu erleben und wieder zu Atem zu kommen.
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Meine Lage stellt sich wie folgt dar - in einer halben Stunde mit 3-min-Umstieg fahren und 1h 3 min später ankommen oder den nächsten direkten IC in 1h nehmen und 1h 6 min später ankommen. Beim nächsten direkten gibt es noch den Haken mit der Reservierungspflicht und meine gilt ja nicht mehr, außerdem das rote Ausrufezeichen und den ungarischen Text interpretiere ich als +30 bis +40. Ich gehe Richtung Reisezentrum. Die Ankunft aus Miskolc steht mit +60 dran, daher ergibt die erwartete Abfahrtsverspätung Sinn.
Hmm, will ich ein domestic ticket? Nein, eigentlich nicht. Auch keine group reservation. Was verbirgt sich hinter customer service? Issue complaint, naja eigentlich ja schon, aber - ah, missed connection. Das klingt nach meinem Fall. Ich bekomme eine andere Nummer als die meisten anderen, was irgendwie sinnlos ist, wenn man ohnehin nicht bevorzugt wird und so keine Vorstellung hat, ob da jetzt drei oder dreißig Personen vor einem warten. Der Security-Mann ruft jede auf dem Bildschirm erscheinende aufgerufene Nummer nochmal lautstark aus. Ach, diese Reisezentren... Es gibt 14 Schalter, von denen vier besetzt sind und eine Menge wartende Menschen. Die Zeit schreitet voran und ich beschließe, auf eigene Faust zur Anschlussverbindung auszuweichen, wenn ich bis dann nicht drankomme, da der direkte IC inzwischen auch auf dem Abfahrtsbildschirm mit +30 steht. Immerhin geht es recht schnell voran, offenbar keine schwierigen Beratungsfälle. Wenige Minuten, bevor ich hätte gehen müssen, wird meine Nummer aufgerufen. Klar könne sie mir die Reservierung auf den nächsten Zug umbuchen. Und was ist mit der Umsteigeverbindung, die hat ja keine reservierungspflichtigen Züge? "You can try." Los gehts, leider wartet ein KISS auf mich. Der Budapester S-Bahnverkehr ist komplett modernisiert und wird von KISS und Flirt gefahren
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Oben ist es furchtbar stickig, also ziehe ich wieder nach unten um, dann setzt sich der Zug auch schon pünktlich in Bewegung. Die Schaffnerin hat offenbar irgendwelche Schwierigkeiten mit ihrem Scan-Gerät, braucht 10 Minuten für die erste Fahrkarte. Auch als sie endlich erfolgreich ist, scheint sie es nicht so eilig zu haben, ihrem Dienst nachzugehen, kontrolliert noch den unteren Teil des Wagens fertig und setzt sich dann wieder hin, um sich mit einem Fahrgast zu unterhalten.
Die pünktliche Fahrt endet jäh, als wir an einem Bahnhof ewig herumstehen und erst mit +6 wieder abfahren. Auf dem restlichen Abschnitt holen wir auch nichts mehr auf, ich gehe aber davon aus, dass der Anschluss warten wird. Wenn nicht, könnte ich einfach in den mit +40 folgenden IC einsteigen.

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Der Anschluss wartet und wird auch rege genutzt, nun geht es am Übersatzfenster in den immer noch warmen Abend, während an den kleinen Bahnhöfen ein paar Fahrgäste aussteigen, ehe die Fdl das grüne Licht schwingen und die Fahrt weitergeht. Es bleibt bis Miskolc bei den +5 durch Warten auf Anschluss und so geht die Etappe mit +68 zu Ende. Gemeinerweise bekomme ich nicht mal Geld wieder, denn als ich die Fahrkarte zur Verspätungskompensation bei der MÁV einreiche, bekomme ich eine ablehnende Antwort mit der Begründung, dass man bei Umstiegen mindestens 30 min haben muss, um Anspruch auf eine Entschädigung zu haben.
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Noch ein schnelles Foto, dann ab zur Tram, die jetzt nur noch im 15'-Takt fährt und mein Vermieter wartet schon ungeduldig. In der Tram ist nur noch wenig los, in einer Stunde ist mit Abfahrt 22:40 Uhr am Bahnhof auch schon Betriebsschluss. Allein schon wegen meiner Lieblings-Niederflurwagen, dem Škoda Forcity, lohnt sich der Besuch in dieser wenig bekannten Stadt.
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Die erste Abfahrt um 3:35 Uhr deutet daraufhin, wo bzw. wann die Prioritäten liegen. Zudem hat das Tramnetz bzw. eher die Tramlinie den Nachteil, dass der Betriebshof am Bahnhof liegt, das Stadtzentrum aber auf halber Strecke und die Wohngebiete am anderen Ende, sodass man eigentlich immer weitgehend nutzlose Ein- und Ausrücker hat, die gegen die Lastrichtung verkehren.
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Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von 146225 »

Das von dir als deutscher Herkunft verortete Alteisen der MAVia sind tatsächlich y-Wagen, seinerzeit vom DR-RAW-Halberstadt gebaut.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Leonardo.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Leonardo. »

Entenfang hat geschrieben: 09 Apr 2024, 00:41
Leonardo. hat geschrieben: 07 Apr 2024, 13:33 Hast du schon mal über einen E-Scooter nachgedacht, ich selbst habe bei meinen Fahrten immer einen dabei.
Entspannter kann Sightseeing nicht sein - ich kanns ausnahmslos empfehlen, jede Stadt wird zum entspannten Genuss, und man hat nie Gepäck auf dem Rücken - das hängt am Haken vom Roller :-)
Ehrlich gesagt, nein. Warum die so enorm beliebt sind, erschließt sich mir tatsächlich nicht. Wie ein Fahrrad, nur unbequemer und für weniger Wegoberflächen geeignet. Kopfsteinpflaster ist dann schon nicht mehr spaßig und in Bukarest macht das wohl auch nicht so viel Spaß ;)
Dazu kommt ja noch, dass man die teilweise nicht mehr im ÖV mitnehmen und nicht überall fahren darf (Fußgängerzonen etc.) und einen schweren Rucksack auf eine Seite vom Lenker zu hängen, ist vermutlich auch nicht so vorteilhaft. Dann bleibt noch das Problem, wenn ich einen Koffer dabeihabe und einen E-Scooter, wie komme ich dann vom Bahnhof zur Unterkunft? Ich habe immer wieder herumüberlegt, könnte man das nicht anders besser machen, aber irgendwie will mir einfach keine - für mich persönlich - bessere Lösung einfallen als Unterkünfte zu nehmen, die entweder nahe beim Bahnhof oder gut von ebendiesem mit dem ÖPNV erreichbar sind, dann den Koffer möglichst schnell loswerden und Unnötiges aus dem Rucksack holen und loszuziehen. Bei Nachtfototouren wäre es auch unpraktisch, das Stativ nach jedem Bild wieder zusammenzufalten und 200 m weiter wieder aufzubauen. Manchmal nehme ich auch Leihfahrräder, z.B. 2022 in Split, um zu einer Fotostelle 15 km außerhalb im Weinberg zu fahren. Das war auch so ein Abenteuer...

So hat eben jeder sein Steckenpferd, bzw. seine Art die Welt zu entdecken :-)
Ich persönlich kann einen E-Scooter für Städtereisen ausnahmslos empfehlen.
Ich selbst fahre einen mit 65km Reichweite.
Selbst wenn die Reichweite oft nicht erreicht wird, kann man mit etwas umsichtiger Fahrweise locker 50km rauskitzeln, und das reicht für jede Stadt. Selbst im riesigen Paris habe ich am Abend noch Reserven im 'Tank'. Da braucht es dann vor Ort keinen Nahverkehr, also nicht dringend, falls man ausgesperrt wird. In Hamburg hat mich die U-Bahn tatsächlich letztes Jahr per Lautsprecher wieder raus dirigiert - ich war lächelnd geschockt :-) Ich hoffe ja, dass die DB selbst nicht so weit gehen wird, und alles was von der DB betrieben wird, auch weiterhin erlaubt ist. Wobei ich auf alles verzichten könnte, nur keinesfalls auf den Fernverkehr und auch schlecht auf die S-Bahnen. Und wegen dem Gepäck, ich habe immer einen gewöhnlich großen Rucksack am Haken hängen und dazu dann nochmals eine Jutetasche, dass sind gut und gerne im Schnitt 10Kilo, der Roller verkraftet das. Wenn man natürlich einen Koffer dabei hat, dann ist der Roller kein geeigneter Begleiter. Im Zug selber findet man auch immer sein Plätzchen, es gab bisher niemals Probleme wegen dem Roller, weder mit dem Schaffner noch mit dem Platz. Mein Roller war bereits in Paris, Rom, Brüssel und Prag. Wien würde ich gerne noch machen, aber mir sind dort die Strafen zu unverschämt, selbst wenn man den Roller durch den Park schiebt, darf man horrende Summen abdrücken - 700 EUR sollen es wohl sein. Wien, ohne mich :-) Und wegen dem Kopfsteinpflaster, das ist korrekt, da steigt man ratzfatz ab und schiebt, ohne Federung am Roller absolut kein Vergnügen (selbst mit Federung nicht). Allerdings hält sich das mit dem Kopfsteinpflaster doch auch in Grenzen, selbst in Prag schiebt man im Verhältnis zu den zurückgelegten Kilometern doch recht wenig, und dann oft auch gerne, weil man ja auch was sehen möchte von der Altstadt. Ich denke tatsächlich, jeder der einmal mit einem E-Scooter Städte erkundet hat, der möchte niemals wieder Gepäck auf dem Rücken haben.

Meine absolute Empfehlung, sofern es natürlich zur persönlichen Art des Reisens passt.
Und dir, lieber Entenfang, eine weiterhin spannende und tolle Reise mit lebendigen Erlebnissen und interessanten Begegnungen durch die Hintere Walachei :-)
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tag 7 Miskolc

Ihr erinnert euch noch an Josip Jelačić aus Zagreb, der die ungarischen Aufständischen 1848 niederschlug? Nun, Lajos Kossuth ist der passende ungarische Nationalheld und einer der Kommandeure jenes Aufstands.
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Das Tramnetz in Miskolc besteht quasi nur aus einer Ost-West-Durchmesserlinie, die die westlichen Wohngebiete mit dem mittig gelegenen Stadtzentrum…
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…und dem recht peripher im Osten gelegenen Bahnhof verbindet. Unter der Woche wird tagsüber ein Grundtakt 7,5 gefahren, am Morgen und frühen Nachmittag deutlich dichter, abends und am Wochenende alle 15 Minuten.
Interessant sind die Verdichter aus gleich drei Gründen - erstens der Zeitraum. Morgens zwischen 6 und 8 klingt recht normal, aber nachmittags zwischen 12:30 und 16:30 ist doch eher ungewöhnlich. Während diesen Zeiträumen wird der Grundtakt um zwei Verstärkerlinien im 15'-Takt ergänzt, sodass sich auf dem zentralen Abschnitt zwischen Bahnhof bis durch das Zentrum ein 3,75'-Takt ergibt. Alle Fahrten werden übrigens von Škoda Forcitys gefahren, es gibt keine Altfahrzeuge mehr im Einsatz.
Kommen wir nun zum zweiten interessanten Punkt - der Linienführung. Zusätzlich zur Grundlinie 1 gibt es die Linie 2, welche in einer großen Häuserblockschleife westlich der Innenstadt wendet. Aufgrund der größeren Entfernung kann man das aber durchaus als eigene Strecke bezeichnen, also nutze ich sogleich die Gelegenheit für eine Streckenbefahrung. Sie hat fast schon was von Eisenbahn mit ihrer Trassierung entlang einer Industrieanlage und kleinen Häuschen mit Gärten.
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Meine Vermutung war zunächst, dass sie der Anbindung der Industrie zum Schichtbeginn und -ende dient, aber eigentlich ist Industrieruine der passendere Begriff. Es gibt zudem kein auffällig hohes Fahrgastaufkommen, die großzügigen zweigleisigen Haltestellen sprechen aber stark dafür, dass das früher der Fall war. Auf jeden Fall ist es ein ungewöhnliches Relikt, diese Strecke nur zur HVZ überhaupt mit Trambahnen zu befahren.
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Und der dritte interessante Punkt ist die Art der eingesetzten Fahrzeuge - es handelt sich nämlich um Zweirichtungsfahrzeuge, obwohl die Hauptstrecke an beiden Enden Wendeschleifen hat und die Verstärkerlinie 2 über die Häuserblockschleife wenden kann. Meine erste Vermutung hier war, dass es bei der Komplettsanierung im Jahr 2014 mehrere Bauetappen gegeben hat und man so die Strecke immer zumindest teilweise bedienen und über die immer noch vorhandenen Gleiswechsel wenden konnte, welche jetzt für den Störfall genutzt werden können. Aber dann habe ich noch geschaut, wo die Verstärker der Linie 1 wenden - vor einem Gymnasium und zwar über einen Gleiswechsel. Und der Schülerverkehr ist wirklich beachtlich, im über mehrere Stunden dauernden 3,75'-Takt sind die Bahnen sehr gut gefüllt und Schüler strömen scharenweise zum Bahnhof und überlagern sich mit Rentnern vom Einkauf und Müttern mit Kinderwagen.

Busbahnhof mit buntem Fahrzeugmix am Újgyöri fötér
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Auf dem Weg zum Bahnhof gibt es eine Schwerpunktkontrolle mit Polizeischutz, dann bin ich auch schon an der Endstation. Dort möchte ich noch ein paar Bilder mit Sonne machen, mal wieder sind fast alle Züge verspätet und wenn sie zuerst mit +5 auf der Zielanzeige stehen, kann man davon ausgehen, dass sie mit mindestens +15 abfahren werden. Irgendwann ist dann auch das Rangieren an den IC aus Košice abgeschlossen und sie können um mehrere Wagen und eine ungarische Lok ergänzt die Fahrt nach Budapest fortsetzen.
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Das Rätsel um den Tramfahrplan ist gelöst, doch die Herausforderung des Tages kommt noch auf mich zu. Ich habe bereits die meisten Etappen vorab online gebucht, nur an der von Szeged nach Cluj bin ich gescheitert. Aufgrund der vielen Umstiege und der abendlichen Verbindung hätte ich aber gern durchgehende Fahrgastrechte und möchte sie daher am Schalter kaufen. Also ab zum international ticket counter. I would like a ticket from Szeged to Cluj according to this schedule - ich halte meinen Reiseplan mit der Verbindung an die Scheibe des Schalters.

Szeged.................Sz 7704.......ab 12:28

Hódmezővásárhely...................an 12:58
.........................SEV 7704.....ab 13:07

Orosháza..............................an 13:52
.........................Sz 7704.......an 14:02

Békéscsaba...........................an 14:41
.........................Sz 37656.....ab 15:44

Salonta...............................an 18:05
.........................IR 1533......ab 18:23

Oradea...............................an 19:17
.........................IRN 1742....ab 19:26

Cluj...................................an 22:00

Randbemerkung: Interessant, dass die Zugnummer 7704 zweimal verwendet wird, während der Zuglauf in der Mitte durch SEV unterbrochen ist.

Die Mitarbeiterin bedeutet mir, ihn durch die "Drehscheibe" zu ihr durchzureichen. Sie schaut etwas verwirrt drein. "This is wrong. Miskolc - Debrecen - Cluj-Napoca?" Nein, von Szeged nach Cluj bitte! Nicht von hier. "Why Szeged?" Herrje, weil ich vorher noch von hier nach Szeged fahre... Ein Mann mischt sich ein, sagt irgendwas auf Ungarisch von Szeged, ich vermute, es leuchtet ihm überhaupt nicht ein, warum jemand in Miskolc eine Fahrkarte von Szeged aus kaufen will und überhaupt, warum blockiert der denn jetzt ewig den Schalter? Aber das ist nur eine Vermutung meinerseits und mir ist irgendwie nicht klar, wo das Problem eigentlich liegt, sowohl bei der Schaltermitarbeiterin als auch bei dem Mann. Der nächste internationale Zug fährt in einer Dreiviertelstunde, also kann er jetzt hier nichts dringend brauchen und ich habe jetzt gerade Zeit, zudem sind die rumänischen Züge reservierungspflichtig, also möchte ich die erwartungsgemäß größere Herausforderung jetzt angehen und nicht 10 min vor Abfahrt in Szeged. Also nochmal, von Szeged nach Cluj für das Datum und die Uhrzeit auf meinem Zettel. Nach einigem Gemurre auf Ungarisch schaut die Schaltermitarbeiterin dann doch nach der gewünschten Verbindung und findet sie auch, zumindest so ähnlich. Der 9 min-Umstieg in Oradea ist offenbar unter der Mindestumsteigezeit, aber eine halbe Stunde später fährt noch ein weiterer Zug und der wird auch angezeigt. Ok, dann diese Verbindung bitte. "Not ok, only schedule, no ticket!" Sie klickt noch ein wenig herum, offenbar ohne Erfolg. Ok, geht Szeged - Oradea? "No ticket, only schedule!!!" Also steht die vor demselben Problem wie ich am PC daheim. Schon kurios, warum das nicht funktioniert... Jeder kann daheim Flüge mit 4 Umstiegen und ebenso vielen Fluggesellschaften um die ganze Welt buchen, niemanden wundert es, wenn man das macht, weil es billiger ist, und selbstverständlich gibt es durchgehende Fahrgastrechte. Und nun sind einfach zwei Staatsbahnen beteiligt und man kann die Verbindung weder online noch am Schalter buchen, obwohl es sich nicht mal um irgendwelche lustigen Umwege handelt. Hier komme ich nicht weiter, ich gehe zurück zur Tram.
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Nun wird es Zeit, einzukaufen. Ungarn ist für mich das Land der Vásárcsarnok (zentrale Markthalle) und tatsächlich findet Google Maps bei entsprechender Suche eine am Rande der Innenstadt. Ich steige aus der Tram und schätze auf der Karte etwa 200 m Fußweg ab. Nach der Hälfte der Strecke stehe ich vor einer großen Kreuzung mit vielen hübschen Zäunen, die den ungestörten Autoverkehrsfluss vor unnötigen Behinderungen durch Randverkehr wie z.B. Fußgängern bewahren sollen. Dafür gibt es auch eine sicherlich attraktive Unterführung - nur leider ist sie wegen Bauarbeiten gesperrt.
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Ich werfe einen Blick auf die Karte - ich müsste jetzt tatsächlich 400 m Umweg zur nächsten Fußgängerampel gehen und das sehe ich so gar nicht ein. An der Einmündung einer kleinen Seitenstraße gibt es natürlich keinen Zaun und siehe da, es gibt eine Lücke im Blechkistenstrom, in der ich entspannt bis zur Mitte rüberkomme. HUUUUUUUP! Ich mache mir gar nicht die Mühe, mich umzudrehen - ich weiß ganz genau, dass ich niemanden behindert habe, außerdem haben alle Autos 20 m weiter vorn rot. Jemand schreit mir irgendwas hinterher, während ich nun den zweiten Teil der Straße durch eine mehr als ausreichend große Lücke überquere. Noch jemand schreit mir etwas zu, ich höre eine Autotür. Da hat sich doch tatsächlich jemand beim Warten an der Ampel die Mühe gemacht, sogar die Tür zu öffnen, um mir seinen Frust entgegenzuschleudern. Also, vermute ich, weil verstehen kann ich es ja nicht und es ist mir auch egal. Aber es zeigt mir mal wieder ganz deutlich - es sind nicht die Klimakleber, die den Verkehr behindern, sondern genau solche Situationen im Alltag - zumal es sich um einen durchaus stark nachgefragten Weg zwischen Bus und Tram sowie zum Einkaufen handelt. Und wie man sich dann auch noch so darüber echauffieren kann - wenn ich mich als Fußgänger oder Radfahrer über jede Aktion von Autofahrern aufregen würde, die vielleicht nicht so vorgesehen ist, ich würde den ganzen Tag nur noch schreien.

Der große Regionalbusbahnhof
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Erwartungsgemäß ist es auf dem Markt mit Englisch eher schwierig, aber ich bekomme die gewünschten Sachen und mache mich auf den Rückweg zur Tram. Grmpf, mein Denkfehler fällt mir zu spät auf, ich stehe wieder vor dem Zaun. Also klettere ich halt drüber und hey, keiner regt sich auf...

Die Tram fährt durch die hübsche Fußgängerzone
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629 am der Malomszög utca
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613 am Szent Anna tér
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610
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Haltestelle mit Blumen
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Ein bisschen Herbst…
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Gedenkstätte für die verheerende Flut im Jahr 1878, die weite Teile der Stadt verwüstete
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Abendstimmung in der Fußgängerzone
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Später kümmere ich mich nochmal um die Fahrt von Szeged nach Cluj. Bei der MÁV bekomme ich einen Preis nur für Szeged - Salonta, bei der CFR gar nichts, was über die Grenze geht. Also buche ich Szeged - Salonta bei der MÁV und Salonta - Cluj bei der CFR. Und der Nachtzug von Budapest nach Zürich für die Rückfahrt ist immer noch nicht buchbar, obwohl es bis dahin nur noch gute 2 Wochen sind... Allmählich frage ich mich, wie viele Baustellen die noch aufmachen wollen, zwei Stunden extra gibt es schon für die Arlbergsperrung (Umleitung über München - Lindau - St. Margrethen) und auf eine Sperrung Budapest - Tatabanya mit Umleitung wird schon hingewiesen.

Als die Sonne untergeht, breche ich Richtung Fernsehturm auf. Weit komme ich nicht, denn der Fußweg auf den Hügel ist gesperrt. Der Umweg wäre so groß, dass ich es nicht mehr rechtzeitig zur blauen Stunde ans Ziel schaffen würde und zudem ist es fraglich, ob man überhaupt auf den Turm kommt, da er im Gerüst ist und ich niemanden darauf erkennen konnte. Also gehe ich zurück in die Fußgängerzone und schaue mich dort ein bisschen um.
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Man beachte die hervorragend gestaltete Haltestellenausstattung mit beleuchtetem Linienverlauf.

Höhepunkt des Herbstes
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Hösök tere mit Minoritenkirche
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Ein älterer Mann, der aussieht wie ein Obdachloser, sitzt auf einer Bank und kommentiert etwas, das ich nicht verstehe, Er probiert es nochmal und steht dann plötzlich auf und verschwindet. Aha.
Abendliche Fassade
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Abendlicher Plausch
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Es ist Freitagabend, viele Menschen sitzen auf den Terrassen der Restaurants und vor einem Club hat sich eine 100 Meter lange Schlange gebildet.
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Die Trambahnen sind immer noch sehr gut gefüllt, als ich nochmal zum Bahnhof fahre, um dort ein paar Nachtaufnahmen zu machen.
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Ich bin mir sicher, dass der Wachmann mich gesehen hat, doch zunächst passiert nichts. Nach fast einer halben Stunde kommt er dann doch zu mir, sagt irgendwas auf Ungarisch und ich interpretiere es so, dass ich jetzt aufhören muss.
Bahnhofsunterführung
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619 am Bahnhofsvorplatz
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von TramBahnFreak »

Entenfang hat geschrieben: 09 Apr 2024, 00:41 Danke :) Wenn dir der Sinn nach noch mehr Entenfangschen Abenteuern steht, wirst du in der Rubrik Fotoreportagen und Reiseberichte noch ausreichend Lesestoff finden :D
Mehr oder weniger das einzige wirklich lesenswerte in diesem Forum. 8)

In diesem Sinne vielen Dank wieder mal – ich bin schon auf die nächsten Etappen gespannt!
Tram Regbg ?
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Tram Regbg ? »

Und wieder eine Ergänzung von mir:

Die Linie 1 in Miskolc wurde früher ausschließlich mit Zweirichtungsfahrzeugen betrieben. Die Tatras kamen aus Most in Tschechien und waren gelb lackiert. Die Linie endete in Diósgyőr mit einem Gleiswechsel. Später, wann weiss ich jetzt nicht mehr, wurde die Linie 1 nach Felső-Majláth verlängert und erhielt eine Wendeschleife. Die Linie 2 wurde nur mit Einrichtungsfahrzeugen in roter Originallackierung aus Wien bedient. Das noch ein Gleiswechsel existiert wusste ich gar nicht. Allerdings war ich auch schon sehr lange nicht mehr in Miskolc. Ein Bild vom Gleiswechsel dort würde mich allerdings schon interessieren.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tram Regbg ? hat geschrieben: 10 Apr 2024, 05:30 Und wieder eine Ergänzung von mir:

Die Linie 1 in Miskolc wurde früher ausschließlich mit Zweirichtungsfahrzeugen betrieben. Die Tatras kamen aus Most in Tschechien und waren gelb lackiert. Die Linie endete in Diósgyőr mit einem Gleiswechsel. Später, wann weiss ich jetzt nicht mehr, wurde die Linie 1 nach Felső-Majláth verlängert und erhielt eine Wendeschleife. Die Linie 2 wurde nur mit Einrichtungsfahrzeugen in roter Originallackierung aus Wien bedient. Das noch ein Gleiswechsel existiert wusste ich gar nicht. Allerdings war ich auch schon sehr lange nicht mehr in Miskolc. Ein Bild vom Gleiswechsel dort würde mich allerdings schon interessieren.
Hier gibt es einen guten Überblick über die Strecke:
https://www.openrailwaymap.org/?style=s ... 57&zoom=14
Auf der 11 km langen Ost-West-Strecke vom Bahnhof bis Felső-Majláth gibt es nicht weniger als 7 Gleiswechsel, davon einer mit Wendegleis am Diósgyőri Gimnázium.

Mein einziges Bild, auf dem man einen der Gleiswechsel (an der Malomszög utca) erkennen kann, ist dieses:
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Wikipedia nennt als Eröffnungsdatum der Streckenverlängerung bis Felső-Majláth den Januar 2012.


Tag 8 Miskolc

Heute wird wohl der letzte sommerliche Tag im Oktober sein, das ruft nach einem Ausflug mit der Kleinbahn in die Berge westlich von Miskolc. Die Tram ist sehr stark gefüllt, die Zusteiger passen aber noch alle halbwegs rein. Samstagvormittag wird für ein paar Stunden vom 15' auf einen 12'-Takt verdichtet und das ist auch bitter notwendig.
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Von der Tram kann man direkt zur Kleinbahn umsteigen. Einst wurde sie für den Holztransport gebaut, dient jedoch bereits seit mehreren Jahrzehnten ausschließlich dem Ausflugsverkehr.
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Ab Miskolc gibt es noch zwei befahrbare Strecken, doch nur eine hat täglichen Verkehr, auf der zweiten finden gelegentlich Sonderfahrten statt, teils auch mit Fotogüterzügen. In den Bergen Nordostungarns gibt es noch weitere Kleinbahnen, die jedoch isoliert gelegen und mit dem ÖV nur schwer erreichbar sind.
Ich stelle mich in die Schlange an der Kasse, die ältere Frau ist nicht die schnellste und es dauert fast zehn Minuten, bis das Dutzend Personen vor mir mit Fahrkarten versorgt ist. Für 11€ hin und zurück ist die Fahrt auch wirklich kein Schnäppchen. Anscheinend gibt es nur einen Einheitstarif, egal wie weit man fährt und 20% Rabatt für Einwohner von Miskolc.

Gut gefüllt mit Familien setzt sich der Zug mit lautem Pfeifen in Bewegung und rumpelt durch die Gartenstadt von Miskolc. Beim Halt auf dem Depotareal werden noch zwei Wagen sowie eine Schublok angehängt, dann geht es auch schon weiter. Bald bleibt die Stadt zurück und die Strecke windet sich durch den dichten und äußerst malerischen Herbstwald - ein fantastisches Erlebnis an diesem warmen Tag im offenen Wagen.
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Die Weiche wird für die Kreuzung mit dem Gegenzug umgestellt
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Etwa auf halber Strecke gibt es den Halt Lillafüred an einem beliebten Ausflugsziel und viele steigen aus, gleichzeitig aber so viele ein, dass die beiden zusätzlich angehängten Wagen dringend gebraucht werden.
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Weichenhebel
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Streckenende
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Ich beschließe, eine der beiden Tropfsteinhöhlen zu besichtigen. Ich bereue bald, dass ich keine Jacke mitgenommen habe, weil 10°C sind halt doch recht kalt, wenn man nur einen Pullover drübergezogen hat.
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Bedauerlicherweise gibt es auch hier wie in Budapest keine Führungen auf Englisch und - für mich die größte Enttäuschung - keine Klangprobe in der größten Halle mit sicher genialer Akustik. Der Legende nach wurde die Höhle übrigens entdeckt, weil ein Hund durch eine schmale Felsspalte gestürzt und tagelang dort drinnen gebellt hat. Bei der ersten Entdeckungstour musste man sich noch durch den Spalt abseilen, heute gibt es einen künstlichen Tunnel, der den Zugang erleichtert.
Eigentlich hatte ich geplant, auch noch die zweite öffentlich zugängliche Höhle mitzunehmen, wo ich schon mal hier bin. Aber dann würde ich nach kurzer Zeit im Freien für eine weitere halbe Stunde in die Kälte gehen, sodass ich den Plan verwerfe und mich stattdessen in die Sonne setze, um mich wieder aufzuwärmen.
Anschließend erklimme ich noch den gegenüberliegenden Hang bis zum Aussichtsturm. Zunächst muss dafür eine Landstraße überquert werden. Vor mir ist eine Familie mit Mops unterwegs, der Hund läuft voraus. Und läuft einfach auf die Straße, trotz aller Rufe. Den steilen Anstieg verkraftet der Hund absolut nicht, er hechelt und röchelt, als würde er jeden Moment krepieren. Es wird mir schleierhaft bleiben, wie man so eine Tierquälerei mit seinem eigenen Haustier machen kann...

Bewaldete Hügel, soweit das Auge reicht
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Bootsverleih
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Wird´s bald?
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Immer noch nicht...
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Mit dem letzten Zug fahre ich noch bis zum Streckenende Garadna, dort sind 20 Minuten Aufenthalt zum Umsetzen der Lok.
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Die Kinder bevölkern den Spielplatz, der bei der Ankunft noch verwaist war. Außerdem bildet sich schnell eine Schlange vor einem Verkaufsstand und als ich Kürtöskalacs (Baumstriezel) angeschrieben sehe, kann ich natürlich auch nicht widerstehen. Die meisten fahren mit dem Zug auch wieder zurück, nach und nach steigen an den Unterwegshalten weitere Ausflügler zu und der Zug füllt sich gut.
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Rustikale Heizung
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Fischteiche
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Die Dämmerung bricht an, als wir zurück in Miskolc sind. Ich vermute, dass der Zug zurück zum Depot gefahren wird und gehe gemütlich ein Stück zurück. Das Zugteam ist wahrlich eingespielt und hat die Lok in einem derartigen Tempo umgesetzt und die Rückfahrt angetreten, dass ich noch nicht weit gekommen bin, als sie pfeifend in den wohlverdienten Feierabend fahren.
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Nun schließe ich noch die Streckenbefahrung der Tram ab, an der Endstation gibt es auch einen größeren Busbahnhof. Links hinter dem Gitter ist der Betriebshof der Kleinbahn.
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Werfen wir noch einen Blick in den in meinen Augen gelungenen Innenraum der Forcitys:
Über den Drehgestellen gibt es 2+2-Bestuhlung
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In den Sänften dagegen gibt es fast nur Mehrzweckbereich
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Diesen Hinweis verstehe ich dagegen nicht so ganz
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Auf dem Rückweg in die Innenstadt füllt sich die Tram wieder gut, man kann sie wohl als sehr gelungenes Beispiel eines attraktiven Tramsystems für eine kleine Großstadt beschreiben, das alle wichtigen Aufkommensschwerpunkte erschließt und zu den unterschiedlichsten Tageszeiten sehr gut angenommen wird.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Tram Regbg ? »

Ich übersetze mal sinngemäss, was dort zu lesen ist.
"Wenn die Möglichkeit besteht, bitten wir Sie, wenn Sie müde sind sich weiter nach hinten zu begeben (zu setzen)."
Noch freier übersetzt: Wenn Du müde bist setze Dich nicht hinter dem Fahrer, weil Gähnen ansteckend ist!
Habe ich so noch nicht gesehen, aber vielleicht ab 24. April, denn dann bin ich wieder in Ungarn unterwegs.
Ja, so ist ungarisch! Wofür wir im Deutschen viele Wörter brauchen, reichen dem Ungarn nur ein paar wenige Wörter aus, um den gleichen Inhalt des Satzes wieder zu geben.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tram Regbg ? hat geschrieben: 11 Apr 2024, 04:41 Ich übersetze mal sinngemäss, was dort zu lesen ist.
"Wenn die Möglichkeit besteht, bitten wir Sie, wenn Sie müde sind sich weiter nach hinten zu begeben (zu setzen)."
Noch freier übersetzt: Wenn Du müde bist setze Dich nicht hinter dem Fahrer, weil Gähnen ansteckend ist!
Danke für die Übersetzung! Ist das ernst gemeint? Der Tramfahrer hat ja eine abgeschlossene Kabine...


Tag 9 Miskolc → Debrecen → Szeged

Huch, Regen. Was ist das überhaupt? Ich glaube, seit einem Monat habe ich keinen mehr erlebt...

Die Fußgängerzone ist an diesem Sonntagvormittag noch leer, die Tram dagegen nicht.
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Ein paar Minuten später bin ich auch schon am Bahnhof.
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Mein IC kommt tatsächlich pünktlich und so kann ich die Fahrt in diesem wunderschönen Zuglauf fortsetzen.
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Die Auslastung hält sich in Grenzen und dürfte bei einem Drittel liegen.
Bunte Herbstlandschaft zieht vorbei, wir passieren einige Weinberge, dann wird es wieder brettflach. Sonst verläuft die Fahrt ereignisarm und pünktlich verlasse ich den Zug in Debrecen wieder.
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Der Bahnhof ist ganz klar einer im Ostblock-Stil und kein k.u.k-Prachtbau, hat aber dennoch seinen Reiz.
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Per Knopfdruck lassen sich die Signale zum Leuchten bringen
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Der Warteraum ähnelt stark einem Klassenzimmer an einer durchschnittlichen deutschen Schule
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Was aber keinen Reiz hat, sind die Schließfächer, denn von den großen, in die mein Koffer passt, sind bis auf zwei alle defekt und die funktionierenden belegt.
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Anscheinend gibt es in einem Einkaufszentrum auch Schließfächer und so steuere ich das notgedrungen an. Dafür kaufe ich erstmal eine Tageskarte am Schalter. Das Gültigkeitsdatum wird gestempelt und die Verkäuferin mahnt, ich müsse meine Ausweisnummer auf der Fahrkarte eintragen. Spannend, Namen eintragen habe ich ja schon oft gesehen, aber Ausweisnummer?

Urbos decken die meisten Tramfahrten ab, unter der Woche gibt es auch Altfahrzeuge, aber am heutigen Sonntag leider nicht. Zudem sind auch noch fast alle Fenster mit Werbung beklebt, was mir sehr unsympathisch ist.
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Der Haltestellenabstand ist sehr klein, vor allem in der Innenstadt.
518 vor der reformierten Großkirche am Kossuth tér
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523 passiert unauffällig die Millenium fountain, leider ohne Wasser
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Liebevoll gestaltete Oberleitungsmasten
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Ich suche das Einkaufszentrum auf, nur um festzustellen, dass die Schließfächer zu klein für meinen Koffer sind, muss also mit dem ganzen Gepäck weiterziehen. Ich beschließe, erstmal Mittag zu essen. Da mir langsam die Ideen ausgehen, wie ich eine kleine Stadtbesichtigung ohne den ganzen Ballast machen könnte, frage ich nach dem Bezahlen einfach bei der Bedienung, ob ich meinen Koffer für ein paar Stunden irgendwo abstellen kann. Ich rechne schon mit einem nein, doch zu meiner Überraschung stimmt er zu und ich habe mein Problem gelöst.
Die schattige Fußgängerzone ist gut auf die heißen Sommer ausgelegt
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Also wieder zurück zur Tram, Debrecen hat zwei Linien, die gemeinsam vom Bahnhof in die Innenstadt fahren und sich dann auftrennen, die Linie 1 führt zu einem Naherholungsgebiet…
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…dem Krankenhaus und einem Teil der Uni, die Linie 2 zu einem Gymnasium und in eine Plattenbausiedlung.
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Die Besonderheit ist, dass beide Linien in einer großen Häuserblockschleife wenden und dort auf einen Endaufenthalt verzichtet wird, sodass letztlich das erschlossene Gebiet vergrößert werden kann, ohne dass für die Fahrgäste deutlich längere Fahrzeiten entstehen.

Einen Nachteil hat diese Planung aber doch - die Strecke der Linie 2 ist etwas länger als die der Linie 1 und während sie vom Bahnhof schön versetzt abfahren und sich am Sonntag zu einem annähernden 7,5'-Takt bis in die Innenstadt ergänzen, ergibt sich in die andere Richtung zwischen Innenstadt und Bahnhof etwa ein 2'-13'-Takt. Sehr kurios und unerklärlich finde ich dagegen den 14-16'-Takt auf beiden Linien.
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Interessant ist auch hier der Einsatz von Zweirichtungswagen, es gibt zwar einen Gleiswechsel in der Innenstadt, der im Störfall genutzt werden kann, aber ich sehe hier tatsächlich keinen weiteren Nutzen darin, außer durch die freiere Gestaltung der Haltestellen, wovon auch Gebrauch gemacht wird (sogar bei der Haltestellenansage angekündigt - "Doors open on the left hand side").
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Werfen wir noch einen Blick in den Innenraum. Theoretisch sollte die erste und letzte Tür nur zum Einstieg genutzt werden, was aber de facto niemanden interessiert.
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Die Sänften bieten viel Platz im Mehrzweckbereich…
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…im Mittelwagen über den nicht angetriebenen Radsätzen gibt es viele Sitzplätze.
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Im ersten und letzten Wagen über den angetriebenen Radsätzen können jeweils die beiden Fensterplätze nicht genutzt werden, sondern sind verbaut.
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Ergänzend dazu finde ich es noch interessant, dass hier verglichen mit Miskolc mehr auf Englisch angesagt wird und in der Tat fällt es auf, dass Debrecen eine Studentenstadt ist, die scheinbar bei Ostasiaten beliebt ist.

Zum Glück lässt der Regen nach, zum Abschluss möchte ich noch eine Trolleybusfahrt machen, doch sonntags ist das Angebot recht dünn und es gibt nur einen 30'-Takt.
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Ich müsste 27 min in die eine Richtung warten oder 15 in die andere. Doch davor kommt noch ein Bus, mit dem ich zur Trolleybusendhaltestelle fahren kann und dann wieder zurück, ohne lange zu warten.
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Ein Großteil der Stadtbusflotte stellen Mercedes Reform-Wagen mit einer recht ungewöhnlichen Türverteilung.
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Der Motor ist hinten unterflur eingebaut und an der Einzeltür gibt es ein Treppenhaus.
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Und dann tritt der Alptraum jedes Trolleybusmitfahrplans ein - es wird ein Dieselbus eingesetzt. Hier verkehrt neben der Linie 3 noch die Linie 5 (Linie 4 dagegen am Wochenende nicht) und ich warte nochmal 7 min, da ein Trolleybus in der Warteposition steht. Er fährt tangential über den Bahnhof in den Osten der Stadt, doch dafür langt mir die Zeit nicht mehr, also steige ich am Bahnhof wieder aus. Die Tram ist rappelvoll, denn gerade muss ein Zug angekommen sein und die Studenten kehren am Sonntagnachmittag wieder zurück. Debrecen ist eine interessante Stadt mit einer sehr starken Trennung der Epochen - die Innenstadt ist perfekt aufpolierte k.u.k-Fassade, alles außenrum sozialistischer Plattenbau mit erheblichem Anteil unsanierter Gebäude.
526 bei Városháza
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Ich hole meinen Koffer und fahre wieder zum Bahnhof.
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Mein IC zur Weiterfahrt ist nicht mehr pünktlich, nun mit +10 angekündigt, womit ich noch Glück habe, denn in die andere Richtung sind es +80 und +30.
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Die Minuten verstreichen und irgendwie schafft es die MÁV, 20 Minuten dauerhaft mit Ansagen zu füllen, obwohl hier jetzt auch nicht sooo viele Züge abfahren... Aber so vergeht die Zeit wenigstens und die MÁV-Jingles sind einfach super.
Muss das so?
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Aus den +10 werden +15 und der Zug kommt immer noch nicht. Auch bei den anderen Zügen läuft das so. Ich hätte nicht gedacht, dass es ein Bahnunternehmen gibt, dass Salamitaktik bei Verspätungen noch besser beherrscht als die DB aber das schafft die MÁV tatsächlich. Es werden +20 draus und mir wird allmählich kalt, dann kommt der Zug endlich. Er hat mehr Wagen als der, mit dem ich gekommen bin und das ist auch absolut notwendig, denn es warten sehr viele Fahrgäste auf dem Bahnsteig. Der Zug ist fast zu 100% gefüllt und fährt mit +25 ab. Das WC in meinem Wagen ist ewig besetzt, also gehe ich einen Wagen weiter. Vier Männer sitzen zusammen und saufen, man riecht den Alkohol durch den halben Wagen. Einer der vier hat seinen kompletten Oberkörper entblößt, vermutlich steigt ihm sonst in dem ziemlich stark beheizten Wagen der Alkohol zu schnell zu Kopf. Auch hier ist das WC ewig besetzt, herrgottnochmal, was machen die Leute da immer so lange? Ein weiterer Fahrgast wartet auch schon ganz genervt und so gehe ich noch einen Wagen weiter, wo ich endlich fündig werde. Gut, Wasser gibt es weder im WC noch im Waschbecken, aber bei einem offenem WC ist das ja auch zweitrangig.

An der Verspätung ändert sich wenig, bis ich in Cegléd aussteige, nimmt sie noch etwas zu. So bleibt mir noch reichlich Zeit, den Bahnhof anzuschauen, der Zug fährt auf Ersatzsignal weiter Richtung Budapest aus.
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Überklettersicherer Zaun
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Im Bahnhofsgebäude gibt es einer dieser tollen Eisenbahnnetzkarten und sie wecken jedes Mal Fernweh in mir. So viele Strecken, so viele Orte, die noch auf Erkundung warten, da könnte ich noch wochenlang herumfahren...
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Wie erwartet bekommt der nächste Zug nach Szeged auch bald +10. Während ich auf die Einfahrt warte, kämpft sich eine Frau mit Koffer die Treppe hoch. "Kecskemét?", fragt sie ziemlich außer Atem. Ich schaue nach, ja, der Zug nach Szeged hält auch in Kecskemét. Sie ist noch nicht ganz überzeugt, hält mir eine Verbindung auf ihrem Handy unter die Nase, alles auf Kyrillisch geschrieben. Doch, das ist schon richtig und ja, sie kommt aus der Ukraine, wie sie mir auf Nachfrage bestätigt.

Auch dieser Zug ist sehr gut gefüllt, doch ich finde noch ein Abteil, wo ich mich nicht dazuquetschen muss, diese 8er-Abteile sind echt nicht so toll, wenn es sehr voll ist...
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Zwischendrin fahren wir offenbar einen Abschnitt auf Sicht und so verwundert es nicht, dass wir Szeged erst mit +20 erreichen und diese Etappe somit mit +80 zu Ende geht.
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Ein wahrer Menschenstrom ergießt sich über den Bahnsteig und es wird wieder fleißig rangiert. Meine Unterkunft ist zum Glück direkt am Bahnhof und so habe ich für heute Feierabend. Doch Zeit für ein Bild vom Citylink auf dem Bahnhofsvorplatz muss noch sein.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Tram Regbg ? »

Es tut mir leid, aber ich habe den Text doch falsch übersetzt. In diesem Text steht zwar das Wort "Müde". Hat aber in diesem Satz nicht die Bedeutung von müde. Eine ungarische Muttersprachlerin, der ich den Text geschickt habe, hat mir folgendes erklärt:
Das Wort "fáradjanak“ (fárad = müde) hat aber nichts mit Müde zu tun. Es handelt hierbei um eine sehr höfliche Umschreibung von gehen. Das bedeutet jetzt, dass der Satz folgendes aussagt: Wenn die Möglichkeit besteht, bitten wir Sie, weiter nach hinten zu gehen.
Es tut mir leid, aber es gibt Feinheiten\Umschreibungen in der ungarischen Sprache, die nur ein Muttersprachler wissen kann. Das war leider hier der Fall und ich bin ins Fettnäpfchen getreten. Sorry.

Noch ein kleiner Tipp. Der Zug nach Szeged bzw. Budapest hat auch Intercity Wagen. Einen Sitzplatz im Intercityteil reservieren und Du hast deine Ruhe.
Du hast ein Bild aus Kiskunfélegyháza eingestellt. Das ist mein Heimatbahnhof. Von dort werde ich in den Tagen nach dem 24. April wieder abfahren und ankommen.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Alles klar, danke für die Klarstellung. :)

Tag 10 Szeged

Heute gelingt es mir endlich, die Rückfahrt Budapest - Zürich für in knapp zwei Wochen zu buchen. Mihai, der mich für den Rest der Reise begleiten wird, ist gestern Nachmittag aus Hannover gestartet und wird hier zu mir stoßen, allerdings aus Kiskunfélegyháza mit dem SEV, wie es bereits gestern am Bahnhof angeschrieben war.
Tatra nebst Citylink vor dem Bahnhof
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9 PESA Swing-Fahrzeuge sorgen für niederflurigen Zugang zur Tram
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406 001 an der Bécsi körút, im Hintergrund die Tordurchfahrt
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028 (Ex-Stuttgart) am Aradi Vértanúk tere
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Wir starten unsere Erkundungstour an der zentralen Haltestelle Dugonics tér und orientieren uns an den Rollstuhlsymbolen bzw. deren Abwesenheit auf der DFI.
905
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Tatsächlich sind auf einer erheblichen Anzahl der Trolleybuskurse Škoda 15Tr unterwegs, wir müssen also nicht allzu lange warten, um einen zu finden.
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Das Fahrzeug ächzt aus dem letzten Loch, es knirscht und der Kompressor läuft die ganze Zeit auf Hochtouren. Nur auf das gewohnte rummsen der Türen müssen wir verzichten, die wurden nämlich auf elektrische Steuerung umgebaut. An der Endstation angekommen, wird das Fahrzeug dann auch getauscht und durch einen Dieselbus ersetzt. Leider sind immer wieder welche auf den Trolleybuslinien unterwegs.
Glückstreffer am Viztorony tér – 2 Škoda 15Tr sowie der einzige 14Tr in Szeged, unterwegs als Fahrschule.
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Einige Niederflurfahrzeuge gibt es auch - in einer recht ungewöhnlichen, weinroten Farbgebung
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Die Türöffner stammen unverkennbar von SOR…

Am Csillag tér sind alle vier Straßen mit Oberleitungen überspannt.
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Wir fahren wieder zurück Richtung Innenstadt, der Umrichter gibt ein derart unangenehmes Fiepen von sich, dass ich froh bin, als wir am Szent István tér wieder aussteigen.
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Ein mächtiger Wasserturm überragt den schönen Platz
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Während wir Bilder machen, spricht uns eine Frau an und meint, dass die Altwagen nicht sehr beliebt seien, natürlich wegen ihrer Hochflurigkeit, aber auch wegen ihrer Lautstärke.

Nun möchten wir uns eigentlich mit Langós stärken, stellen aber fest, dass der Imbiss trotz gegenteiliger Information auf Google Maps geschlossen hat. Und tatsächlich haben laut Google Maps montags auch wirklich alle anderen Langós-Buden in Szeged geschlossen, also suchen wir eine Alternative und wählen Gulaschsuppe - die dann aus ist. Kulinarisch haben wir heute kein Glück und zudem dauert es ewig, bis wir die alternativ gewählten Suppen bekommen, während ich ungeduldig die immer weiter sinkende Sonne betrachte, welche die Schatten im Oktober schnell länger werden lässt.
Wir finden noch ein Plätzchen an der Anna-kút im Licht und ein Mann spricht uns an. Er kann nur ein paar Worte Englisch und was er eigentlich will, wird uns in über fünf Minuten nicht klar, während denen er uns mit mühsam erkämpften Worten irgendwas von "random people in the bus" erzählt und dass wir ja nicht nur den Bus fotografieren würden, sondern auch den Fahrer und überhaupt, die "random people, understand?"
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Eine Haltestelle, die von Bus, Trolleybus und Tram bedient wird, dürfte man nicht so oft finden…

Modernisierter Tatra-Wagen mit sehr gewöhnungsbedürftiger Front
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907/904 vor der reformierten Kirche
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601
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Ehrlich gesagt, nein, ich verstehe nichts und da kommt dann auch endlich der Trolleybus 8, den wir nehmen wollten und steigen ein.
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Auch er scheppert irgendwie ungesund und selbst wenn die Altfahrzeuge schön anzusehen sind, wirkt es ein bisschen so, als hätte man in Szeged die gesamte Resterampe diverser Trolleybusbetriebe zusammengekauft und setzt sie hier weiter ein. Ganz im Gegensatz dazu steht die hervorragend ausgebaute Oberleitungsinfrastruktur, welche eine sehr gute Betriebsqualität ermöglicht. In fast jeder Straße hängt eine Oberleitung, Szeged hat ein wirklich unglaublich dichtes Netz an elektrischem Nahverkehr, aber auch zahlreiche Buslinien, die auf Tangentialen und ins Umland unterwegs sind. Die Nachfrage ist hoch, sodass der dichte Takt nicht überdimensioniert ist.
An der Endstation Makkosház lässt der Fahrer ein Kind auf seinen Platz und es darf einmal die Türen öffnen und schließen, was dem Jungen sichtlich Freude bereitet.
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Dann gehen die beiden in die Pause und wir schauen uns ein wenig um.
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Etwas später taucht der Fahrer wieder auf und meint: "Let's go" und wir fahren wieder zurück.
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Einen Fotostop an der Makkosházi körút lassen wir uns nicht nehmen…,
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…ehe wir noch eine Fahrt auf der Linie 5 machen. Da kommt uns dann auch einer der wohl ungewöhnlichsten Trolleybusse entgegen, ein in Eigenregie der Verkehrsbetriebe umgebauter Citaro-Dieselbus.
Bis er wiederkommt, bleibt noch Zeit für ein paar Bilder.
621 am Bartók tér
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606 in der Hausdurchfahrt am Mars tér
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Es folgen 810 und 874
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406 003 am Széchenyi tér
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874 an der Belvarosi híd
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Das Abpassen es Citaro-Trolleybusses auf der Brücke geht gründlich schief
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Blick zur St.-Elisabeth-Kirche
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811 befährt die regte genutzte Brücke
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Am Torontál tér steigen wir schließlich in den Citaro-Trolleybus ein und fahren mit ihm zurück.

Citaro trifft Škoda
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Die Innenstadt wird natürlich von Kossuth bewacht (wir erinnern uns, der, der erfolglos gegen Jelačić gekämpft hat…)
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Nun haben wir uns einen Besuch in einem typischen Wiener Kaffeehaus aber wirklich verdient.
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Links die aus Ungarn bekannte Dobos-Torte mit Karamell obendrauf.

Nochmal Kossuth bei Nacht
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Relikt aus einer früheren Straßenbahn-Ära in der Fußgängerzone
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105 an der Somogyi utca
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Unterwegs im Tatra
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Ein paar Nachtaufnahmen am Bahnhof dürfen auch nicht fehlen. Da alle Züge auf der Hauptstrecke Richtung Budapest im SEV gefahren werden, fahren hier nur die stündlichen Züge Richtung Békéscsaba ab und der Bahnhof wirkt seltsam verwaist.
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Im Stummelzug nach Hódmesövásárhely (weiter ist auch dort SEV) sind zwei Fahrgäste drin, aus Hódmezövásárhely sind es immerhin drei. Dafür lohnt sich ja so eine riesige Diesellok...
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Auge in Auge mit dem Citylink
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Swing und Citylink
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902 an der Bem utca, die erstaunlich gut genutzt wird, obwohl sie nur 100 m vom Bahnhof weg ist
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Wenig später am Bahnhof
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Ein Citylink rollt entlang der kleinen Häuschen
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tag 11 Szeged → Cluj

Wir lassen es uns nicht nehmen, von Szeged-Rókus bis Hódmezövásárhely mit dem Tram-Train zu fahren. Der 2021 eröffnete Tram-Train ist eine Erfolgsgeschichte und das Angebot wurde stetig ausgeweitet. Seit Dezember 2023 wird täglich halbstündlich gefahren, in der HVZ alle 20 min und am Wochenende gibt es Nachtverkehr im Stundentakt.
Im Gegenzug wird die innerstädtische Tramstrecke zum Bahnhof Rókus, wo der Tram-Train auf die Eisenbahnstrecke wechselt, inzwischen nicht mehr bedient. Da wir noch etwas Zeit haben, fahren wir mit einer Tram der Linie 2 bis zur Szatymazi utca, von wo es nur ein kurzer Fußweg zum Bahnhof Rókus ist.
Die 2012 eröffnete Neubaustrecke zur Európa liget ist vorbildlich mit Rasengleis angelegt, mehrere Wassertürme prägen das Stadtbild.
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406 003 kommt vom Verbindungsgleis zur Eisenbahnstrecke in die Straßenbahnhaltestelle eingefahren
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Und hoch der Stromabnehmer
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Gut die Hälfte der Sitzplätze ist an diesem Dienstagmittag belegt. Die Fahrt ist sehr angenehm und im Innenraum bemerkt man den Dieselmotor nur durch ein leises Brummen.
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Die 4 Türen des dreiteiligen Zuges befinden sich nur vorne und hinten. Zwischen den Türen ist der Mehrzweckbereich angeordnet.
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Der Mittelwagen ist eher für Langstreckenfahrgäste gedacht.
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Die Fahrt über die gesamte Strecke von Bahnhof zu Bahnhof dauert ca. 50 min.

Die meisten Fahrgäste steigen im Zentrum von Hódmezövásárhely aus, also genau so, wie der Tram-Train eigentlich gedacht ist, denn wie auch in Szeged liegt der Bahnhof sehr ortsfern. In Hódmezövásárhely haben wir noch etwas Zeit, bis unser SEV-Bus nach Orosháza abfährt.
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Der Bahnsteig ist umzäunt und wird nachts vermutlich für die Fahrzeugabstellung genutzt.

Interessant ist der Blick auf die Türen, welche nicht die gleiche Einstiegshöhe aufweisen.
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Am einzigen Halt im Eisenbahnbereich, Algyö, werden nur die beiden Türen mit 55 cm Einstiegshöhe geöffnet, im Straßenbahnbereich alle vier Türen, sowohl mit niedriger als auch hoher Einstiegshöhe.

406 012 auf der Rückfahrt nach Szeged
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In Hódmezövásárhely ist die Straßenbahnstrecke eingleisig in Straßenmitte auf besonderem Bahnkörper angelegt.
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Ein paar Fahrgäste kommen noch vom Zug aus Szeged, dann geht es auch schon los.
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In gemütlichem Tempo geht es auf einer Landstraße durch die Felder, dann steigen wir wieder auf die Schiene um.
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Schienenreste der Alföldi-Kleinbahn, die zu ihrer größten Ausdehnung in den 1950er Jahren ein Streckennetz von rund 150 km hatte und nahezu jedes Dorf der Region sowie diverse landwirtschaftliche Betriebe verband. 1971 wurde der letzte Streckenabschnitt stillgelegt.
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418 153 in Orosháza
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SEV-Hinweis im Zuglaufschild
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Perfekte Barrierefreiheit
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Am offenen Fenster kann man dem Dröhnen der Diesellok lauschen, als sie mit +5 zum Leben erweckt, nachdem wir auf den verspäteten Gegenzug gewartet haben.
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Mit schwacher Auslastung geht es über die schnurgerade Strecke durch die südungarische Einöde in den schönsten Herbstfarben bis nach Békéscsaba.

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Dort haben wir etwa eine Stunde Aufenthalt, weil mir der 2 min-Umstieg dann doch zu heikel war. Außerdem haben wir so Zeit, uns mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Wir holen uns in Bahnhofnähe eine Pizza und die Brotbüchsen warten bereits auf uns.
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Es gibt nur einen "Kurswagen" nach Salonta, die anderen beiden fahren weiter nach Vésztö. Ich befürchte schon das schlimmste, denn der IC aus Budapest hat +15 und wenn wir auf den warten müssten, wäre es kritisch für unseren Anschluss in Salonta. Doch mit +4 wird die grüne Kelle geschwungen und es geht los.

Kadongkadong. Kadongkadong. In gemütlichem Tempo rollen wir durch die bunte Herbstlandschaft mit Haltepunkten mitten im Wald.
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Nach der Zugtrennung in Kötegyán (der zugehörige Ort liegt übrigens 2 km entfernt) kommen zwei ungarische Grenzpolizisten, kontrollieren unsere Ausweise und die der zwei weiteren Fahrgäste sowie der Schaffnerin, dann setzen wir die Fahrt pünktlich fort.
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Kadong kadong, entlang der Telegrafenleitung, deren Masten teils umgestürzt im Gebüsch liegen. Ein paar Schafe und Kühe suchen sich im vertrockneten Gras etwas zum Fressen.
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Kadong kadong. Etwa 20 Minuten später erreichen wir den rumänischen Grenzbahnhof, ein Polizist sammelt unsere Ausweise ein und verschwindet damit in einem Gebäude. Nach fünf Minuten haben wir sie wieder. "Wohin fahrt ihr?", fragt er auf Rumänisch. Cluj. Er empfiehlt uns, direkt zum Fahrkartenschalter zu gehen, weil ja schon bald der Zug nach Oradea kommt. Aber ich habe ja zum Glück vorgesorgt und wir können entspannt den Bahnhofshühnern zusehen.
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Der Unterschied zwischen den fein herausgeputzten ungarischen und dem verfallenen rumänischen Bahnhof ist kaum zu übersehen.

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Schön ist auch dieser Hinweis:
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Man könnte wohl keine Klischeegeschichte zu Rumänien erzählen, die das Land noch treffender beschreibt als der Hintergrund dieses Hinweises (deutsch: Diese Einrichtung wird ohne Brandschutzgenehmigung betrieben).
Einfach mal lesen und wirken lassen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Brandkata ... arest_2015
Infolge dieser verheerenden Brandkatastrophe könnte man meinen, die Brandschutzauflagen wurden verschärft und auch strenger kontrolliert. Eine der zentralen Maßnahmen ist allerdings, dass man an diversen öffentlichen Gebäuden diesen Hinweis findet – vom halb verfallenen Bahnhof bis zum McDonalds.

Wie wäre es mit einem „neuen“ Zug?
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Pünktlich kommt unser Desiro, im Gegensatz zu dem in Craiova im Mai 2023 genutzten in gutem Zustand und graffitifrei.
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Die Auslastung liegt bei etwa 20% und mit 60 rollen wir in die hereinbrechende Nacht, so werden wir das Land wohl die nächsten zwei Wochen erfahren. Pünktlich erreichen wir dann Oradea, ich denke schon, fast alle steigen hier aus, dabei gehen sie nur zum Rauchen raus. Der Anteil Raucher ist hier merklich höher.
60 1213 tuckert vor sich hin
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Diese Dieselloks tragen in Rumänien den Spitznamen Sulzer, da die ersten Loks dieser Art vom gleichnamigen Schweizer Hersteller stammen.

Da der 9-min-Übergang nicht buchbar war, haben wir jetzt eine gute halbe Stunde Aufenthalt und gehen zur Tramhaltestelle.
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Die Wiener ULF waren die ersten Niederflurwagen in Rumänien. Sie kamen als "Geschenk" vom damaligen Bürgermeister an die Bevölkerung, rein zufällig genau im Wahljahr. Ihr Einsatz wirkte sich aber äußerst negativ auf die ohnehin mäßige Infrastrukturqualität aus.

Es folgt ein Ex-Berliner
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"Ah, auch auf Tramtour?", spricht und plötzlich ein Mann auf Deutsch an. "Könnt ihr mir eigentlich das Liniennetz hier erklären? Ich werde da einfach nicht schlau draus und Pläne gibt es hier keine." Aber wirklich weiterhelfen können wir auch nicht, denn auf Oradea haben wir uns nicht vorbereitet.

Wenig später geht es in einem ziemlich leeren EC aus Wien weiter.
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Im dunklen Abteil macht eine Fahrt in die Nacht umso mehr Spaß. Pünktlich geht die Etappe zu Ende, das ist doch ein guter Start für die Ankunft in Rumänien.
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Und da sind die „neuen“ Züge:
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Fallblattanzeiger findet man noch recht häufig
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tag 12 Cluj

Ein kalter, aber sonniger Tag empfängt uns.

Nachdem wir eine Tageskarte in Form einer Chipkarte gekauft haben, rennen wir auch schon der Tram hinterher, man weiß hier ja nie so genau, wann die nächste kommt, denn es hängt kein Fahrplan aus.
Eingesetzt werden in Cluj ausschließlich Niederflurwagen, wovon die 24 Astra Imperios den größten Teil stellen.
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Leider muss man auch die Tageskarte bei jedem Einstieg an das Kartenlesegerät im Fahrzeug halten und es dauert zudem mehrere Sekunden, bis der Lesevorgang abgeschlossen ist und der grüne Haken erscheint - oder auch nicht, immer wieder beobachte ich Fehlermeldungen, die dann bei nochmaligem Dranhalten verschwinden. Den Fahrgastwechsel scheint es aber nicht nennenswert zu verlangsamen, die Fahrgäste sind recht gut darin, schon mal weiter ins Fahrzeug vorzurücken und dann ggf. erst später die Karte einzulesen.
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Der Innenraum ist für mich ein eher abschreckendes Beispiel, wie man Platz möglichst ineffizient nutzt und die Zahl an Sitzplätzen minimiert.
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Die extrabreiten Sitze sind eigentlich zu schmal für zwei normale Personen, die Mehrzweckbereiche sind weit entfernt von den Türen und noch irgendwelche Sitze grundlos längs der Fahrtrichtung eingebaut.

Über den Radsätzen reicht es nur für Einzelsitze
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Rumänientypisch ist der abgetrennte Eingang zum Führerstand
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Auch die kontaktlose Zahlmöglichkeit ist kein Musterbeispiel einer gelungenen Umsetzung, denn sie funktioniert nur mit einer rumänischen Karte.
Traditionell gibt es zwischen Cluj und Paris eine enge Zusammenarbeit seit den 90er Jahren, davon zeugen auch diese Busse…
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Die Tram fährt ohne Abtrennung vom IV in der Mitte einer stark befahrenen Straße, hier Fotos zu machen ist also nicht ganz so simpel und muss gut geplant werden.
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Ich entdecke eine schöne Stelle am "Kreisverkehr" und mir gelingt die Umsetzung.
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Die Tram hat übrigens generell Vorfahrt, wenn sie z.B. quer durch den Kreisverkehr fährt.

Die Strecke führt durch Industriebrache und führt mit großen Haltestellenabständen schnell aus der Stadt heraus. Plötzlich geht die Tür vom Fahrer auf. "Finish line!" Ups, ich finde es irritierend, dass auf dem Infobildschirm noch eine weitere Haltestelle angezeigt wird.
Gehalten wird grundsätzlich ohne Ampel-Absicherung, aber die Autos halten wirklich sehr zuverlässig an, sodass man gefahrlos aussteigen kann.
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Man beachte hier auch die besonders niedrige Bauform der Oberleitungsmasten, damit es nicht zu Interferenzen mit den Hochspannungsleitungen kommt.
Zunächst ein paar grundsätzliche Worte zur Geschichte des städtischen ÖPNV in Rumänien, welche die Einordnung einiger Beobachtungen vereinfacht. Zum Glück habe ich mit Mihai einen absoluten Spezialisten dabei...
Viele elektrische Stadtverkehrsnetze (Trolleybus, v.a. aber Tram) in Rumänien entstanden erst sehr spät, d.h. in den 1980er Jahren, also während der Ceauşescu-Diktatur. Er verfolgte eine strikte Abschottung und völlige Autarkie vom Ausland und so war insbesondere Öl und Benzin sehr knapp und streng rationiert. Daher gab es eine starke Notwendigkeit, elektrisch betriebenen Nahverkehr in Großstädten anzubieten und zahlreiche Netze entstanden innerhalb kürzester Zeit. Eine kleine Nebenbemerkung zu den kuriosen Liniennummern der Tram in einigen Städten (100 und höher): In Rumänien waren (und sind bis heute) die Landkreise für den ÖPNV zuständig, die Finanzierung war bis zur Wende allerdings zentral durch das Verkehrsministerium sichergestellt. Nach der Wende mussten die Landkreise selbst für die Finanzierung aufkommen, was zur Einstellung zahlreicher Linien oder ganzer Netze führte. Die bereits vorhandenen Buslinien waren innerhalb eines Landkreises von 1 durchnummeriert. Als dann die neuen Tramlinien dazukamen, hat man also völlig neue Liniennummern gebraucht. Liniennummern ab 100 deuten darauf hin, dass es sich um einen spät eröffneten Trambetrieb aus den 1980er Jahren handelt.
Auffällig ist vor allem bei den Straßenbahnen heute die Linienführung durch Industriebrachen - vor der Wende waren das aber natürlich die größten Arbeitgeber der Stadt, ehe dann mit der Öffnung eine regelrechte Deindustrialisierung eingesetzt hat, mit der das Land bis heute kämpft und die auch zur Einstellung diverser Linien geführt hat oder zumindest nicht mehr den heute stärksten Verkehrsströmen entspricht.
Bedingt durch die starke Abschottung herrschte insbesondere Ende der 1980er Jahre ein eklatanter Mangel an Bau- und Ersatzteilen, wodurch die Qualität vieler im Eiltempo errichteten Betriebe mangelhaft war und sie daher - und natürlich aufgrund der politischen Priorität des Autos nach der Wende - teils nur wenige Jahre bestanden und dann wieder verschwanden. Auch die heute noch bestehenden Netze haben immer wieder mit umfangreichen Problemen zu kämpfen, sodass immer wieder Linien eingestellt wurden oder werden.
Vermutlich ebenfalls ein Erbe der entbehrungsreichen Zeit der Ceauşescu-Diktatur ist das Halten von Hühnern, um sich selbst mit Lebensmitteln versorgen zu können.
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Wendeschleife Bulevardul Muncii in der Industriebrache
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Wir nehmen die nächste Tram für ein paar Haltestellen zurück, wo der Trolleybus wendet. Die Strecke war über 20 Jahre ohne Betrieb, doch die Oberleitung blieb erhalten. Und plötzlich dachte man: "Hey, lasst uns mal den Strom wieder einschalten." Dann wurden ein paar Testfahrten gemacht und wenig später der Regelbetrieb wieder aufgenommen. Auch solch kuriose, aber positive Beispiele gibt es, wenn dann auf einmal ohne große Vorankündigung Tram- oder Trolleybuslinien wieder in Betrieb gehen.
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Ab Bulevardul Muncii fahren drei Linien, doch wir warten und warten und warten. Eine Tram nach der anderen kommt und fährt, aber kein Trolleybus.
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Nach fast einer halben Stunde kommt dann endlich die Linie 23. Merke - viele Linien bedeuten noch keine kurze Wartezeit.

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Mit einer Handvoll Fahrgäste geht es Richtung Stadtzentrum. Am zentralen Piaţa Avram Iancu an der Kathedrale fahren die meisten Trolleybuslinien vorbei und viele, viele Autos.
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Die gesamte Straße samt Oberleitung wurde vor wenigen Jahren saniert. Seitdem gibt es hier auch Busspuren in beide Richtungen (für den MIV ist es eine Einbahnstraße mit drei Spuren, die Gegenrichtung verläuft durch die Parallelstraße).
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Diese Radwege taugen keinesfalls zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, denn logischerweise überholen die Busse dann mit 5 cm Abstand.
Auf dieser Hauptachse in Ost-West-Ausrichtung fahren Busse und Trolleybusse im dichten Takt, eigentlich schon zu dicht, denn es kommen plötzlich drei oder vier Fahrzeuge auf einmal und blockieren sich dann gegenseitig. Wert auf gute Umsteigebeziehungen wurde jedenfalls nicht gelegt, denn die Haltestellen in Nord-Süd-Richtung befinden sich mehrere Hundert Meter entfernt.
Eine rumänische Entwicklung sind diese DFI, die sich in mehreren Städten befinden. Fahrzeugnummer und Liniennummer werden abwechselnd angezeigt.
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Für die Fahrradträger am Heck einiger Busse gab es bestimmt auch irgendeine EU-Förderung, ob das so sinnvoll ist, sei mal dahingestellt…

Soldatendenkmal mit orthodoxer Kathedrale
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Der Platz vor der Kathedrale ist recht hübsch, wenn auch vom Verkehr umtost.
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Die Kathedrale ist offenbar nicht mehr ganz standsicher und muss abgestützt werden
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Es werde Licht
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Gegenüber befinden sich Nationaltheater und Nationaloper in einem Gebäude
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Die Schweiz leistet Entwicklungshilfe
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323 vor der Kathedrale
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Das Stuttgart 21 von Cluj ist diese griechisch-katholische Kathedrale, die seit 1995 in Bau und immer noch nicht fertig ist.
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Wir nehmen einen Trolleybus der Linie 25 zur Iulius Mall und während Mihai einen Einkauf erledigt, versuche ich mich an einigen Fotos, was angesichts des unfassbar dichten Autoverkehrs fast unmöglich ist.
521 als Vertreter der Pariser Fahrzeuge zwischen modernen Bürogebäuden
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Immerhin ist die Mall hier gut an das Busnetz angebunden, an das Trolleybusnetz nur in eine Richtung, denn die Linie 25 wendet in einer riesigen Schleife, die Gegenrichtung wird seit dem Bau einer neuen Straßenbrücke ohne Oberleitung nicht mehr genutzt.
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Die Werbung von Bosch ist übrigens insofern interessant, als dass Cluj auch als Someş Valley bezeichnet wird, weil es das Zentrum der IT-Industrie in Rumänien ist.

Wer plant bitte so eine Busbucht?
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Ich beobachte eine große Lücke, dann kommen mehrere Busse und gleich drei Trolleybusse direkt hintereinander und sind dementsprechend voll.
Wir fahren weiter bis zum Betriebshof. Cluj hat derzeit einen großen Trolleybusüberschuss, weil 50 nagelneue Trollinos angekommen sind. Irgendwie scheint Fahrzeugkauf hier ein bisschen wie ein spontaner Besuch im Supermarkt zu funktionieren - kaufe ich ein oder zwei Pack Nudeln? Ach, am besten gleich zehn, dann habe ich auf jeden Fall genug. Und wenn ich vergessen habe, dass ich Nudeln kaufen wollte, gibt es halt nichts zu essen - bzw. es müssen zwei Trolleybuslinien eingestellt werden, weil es gerade keine Fahrzeuge dafür gibt. Und wenn man dann plötzlich wieder Fahrzeuge hat, werden sie überraschend über Nacht wieder in Betrieb genommen, wie z.B. die Linie 8, welche selbst für den perfekt informierten Mihai eine Überraschung war, als da plötzlich ein Trollino vorbeifährt.
Neben den Trollinos sind auch noch 20 Astra-Iveco unterwegs. Hier 103 an der Strada Unirii
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323, 229 und 903 in der Wendeschleife Strada Unirii
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Die Infrastruktur ist oft veraltet und störanfällig.
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Mit einem ausrückenden Kurs der Linie 4 kehren wir in die Innenstadt zurück, wo derzeit die Fußwege saniert und nett gestaltet werden, nur Grünflächen fehlen mir völlig, die Stadt ist eine Betonwüste. Und natürlich werden Baustellenabsperrungen auch total überbewertet, neben diversen Stolperfallen durch noch nicht verlegte Steine gibt es sogar offene Kanalschächte (!), immerhin meistens mit Holzlatten zugedeckt.
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Zeit für eine Stärkung - wir müssen eine Weile warten, ehe uns jemand die Speisekarte bringt. Die Siebenbürger gelten als gemütlich und es fällt mir noch einige Male auf, dass man es nicht so eilig hat und z.B. im Straßenverkehr auch recht wenig gehupt wird.

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Nach deftiger Hausmannskost sind wir fit für die weitere Erkundung der Stadt. Abgesehen vom Zentrum sind weite Teile der Stadt durch Wohnblocks geprägt, wenn auch nicht überall so dicht wie hier bei Crinului.
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Ein falsch geparktes Auto behindert die Abfahrt aus der Busbucht und so wie die Fahrerin geparkt hat - nämlich mit besonders großem Abstand zum Bordstein - und ihr gemächliches Verhalten beim Wiederauftauchen wirkt es auf mich ziemlich deutlich, dass es ihr bewusst und völlig egal ist, Hunderte andere damit zu behindern.
Nun nehmen wir die Trolleybuslinie 6, die am stärksten belastete der Stadt, für die der Einsatz von Doppelgelenkwagen geplant ist, und fahren damit bis an den westlichen Endpunkt Strada Bucium. Auf gleicher Route ist auch eine U-Bahn geplant und man darf gespannt sein, welche Planung am Ende umgesetzt wird und ob überhaupt oder einfach beide gleichzeitig nach dem Prinzip "ich geh mal in den Supermarkt und kaufe spontan, worauf ich Lust habe".

Die Busspur endet zwar etwas westlich der Innenstadt, die Behinderungen durch den MIV halten sich aber trotz des dichten Verkehrs in Grenzen und wir kommen gut voran. Es gibt zwar keine LSA-Bevorzugung und gelegentlich blockierte Kreuzungen, weil Autos bei Stau in die Kreuzung eingefahren sind und nicht weiterkönnen, aber auch hier läuft der Verkehr halbwegs flüssig. Die Busspur im Zentrum ist aber auf jeden Fall sehr nützlich und ich beobachte kein einziges Mal einen PKW darauf, meine starke Vermutung ist, dass sie kameraüberwacht sind und man dann direkt einen Strafzettel zugeschickt bekommt, denn sonst sind die rumänischen Autofahrer nicht unbedingt für regelkonformes Fahren bekannt.

Nach 24 Minuten sind wir am anderen Ende der Stadt (Reisegeschwindigkeit: 15 km/h) und wieder weist uns eine Frau darauf hin, dass hier Endstation ist. Ich finde es irritierend, dass die letzte Haltestelle in Cluj oftmals hundert bis mehrere hundert Meter von der Wendeschleife entfernt liegt, in die man nicht mitfahren kann.

Die Haltestellen wirken auf mich, als hätte man sie irgendwo reingequetscht, wo es gerade gepasst hat oder den Autoverkehr am wenigsten behindert, anders kann ich mir nicht erklären, warum man Haltestellen teilweise nur in eine Richtung oder nicht gegenüberliegend hat. Jedenfalls sind die Busbuchten oft sinnlos, weil sie so gestaltet sind, dass der Bus ohnehin nicht reinpasst.
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Oberleitungsarbeiten unter laufendem Betrieb
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90 erreicht die Endstation Strada Bucium
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Die Fahrzeuge wirken auf mich recht sauber und werden an den Endstationen während des Aufenthalts durch Putzkräfte gereinigt - eine Tradition ausschließlich in Cluj.
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Zurück geht es mit der Tram, die Imperios rattern einfach furchtbar laut, man kann sich kaum unterhalten. Da die Gleise vollständig saniert sind und sich augenscheinlich in gutem Zustand befinden, vermute ich, dass es nicht an der Infrastruktur liegt. Neben den Imperios sind auch vier PESA Swing in Cluj vorhanden, einer ist zwei Kurse hinter uns und wir warten ihn ab. Auch wenn ich die Swing nicht besonders mag, sie sind auf jeden Fall besser als die Imperios, viel laufruhiger und besser in der Innenraumaufteilung. Angesichts dieser merkwürdig schräg angeordneten Sitze muss das was heißen… Leider sind nur vier Wagen gekauft worden, die Option auf weitere acht hat sich aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen zerschlagen und stattdessen wurden später die Imperios gekauft.
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Laut Aussage der ctp liegt das laute Rattern an zu harten Stoßdämpfern zwischen Wagenkasten und Drehgestell, aber daran könne man leider nichts ändern. Also rattern die Imperios weiter durch Cluj.
Die Imperios sind etwas breiter als die Swing, sodass an mehreren Stellen Bordsteinkanten abgefräst werden mussten. Für die Swing sind allerdings die Bahnsteige zu kurz, deren Errichtung bereits vor deren Beschaffung noch zu Tatra-Zeiten stattgefunden hat.
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Noch eine Bemerkung am Rande – auch Trambahnen brauchen in Rumänien ein normales Kennzeichen.

Ein Spiegel hilft beim Abfertigen
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Hier bei Minerva hätte man ein schönes Bild von Tram neben Trolleybus machen können, doch leider kommt es trotz längerer Wartezeit nie dazu, dass beide nebeneinander sind.
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Wir kommen in eine Fahrkartenkontrolle, ein Halbstarker hat kein Ticket und versucht sich herauszureden. Er habe leider kein Geld und keinen Ausweis, doch die Kontrolleure kennen keine Gnade, steigen schließlich mit ihm aus. Wir wissen also nicht, wie die Geschichte endet.
Ungarische Oper
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Herbstlicher Park
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Sonnenuntergangsstimmung über dem Someş-Kanal
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Wir erklimmen den Cetăţuia-Hügel. Der Wegzustand ist katastrophal…
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…der Ausblick aber genial.
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Blick zum nicht enden wollenden Bau der griechisch-katholischen Kathedrale
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Abenddämmerung
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Generell kann man sagen, dass Cluj wohl ein positives Beispiel für ÖPNV einer rumänischen Großstadt ist, einen modernen, ausschließlich niederflurigen Fahrzeugpark aufweist und deren Infrastruktur sich in recht gutem Zustand befindet. 2004 war Cluj die erste rumänische Stadt, in der Niederflurbusse und -trolleybusse eingesetzt wurden.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von 218217-8 »

Die Städte auf dieser Reise werden ja immer interessanter! Und von den meisten hatte ich keine Ahnung über den dortigen ÖPNV! Z.B. war mir der Tram-Train in Szeged völlig unbekannt. Zuerst hatte ich mich gewundert, dass dort die "Straßenbahn" anscheinend teilweise von der MÁV-Start, also der Staatsbahn betrieben wird, aber später hast du den Hintergrund ja erklärt. Vielen Dank für den hochinteressanten Bericht! Bin sehr gespannt auf die weiteren Etappen dieser Reise.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

218217-8 hat geschrieben: 15 Apr 2024, 01:11 Die Städte auf dieser Reise werden ja immer interessanter! Und von den meisten hatte ich keine Ahnung über den dortigen ÖPNV! Z.B. war mir der Tram-Train in Szeged völlig unbekannt. Zuerst hatte ich mich gewundert, dass dort die "Straßenbahn" anscheinend teilweise von der MÁV-Start, also der Staatsbahn betrieben wird, aber später hast du den Hintergrund ja erklärt. Vielen Dank für den hochinteressanten Bericht! Bin sehr gespannt auf die weiteren Etappen dieser Reise.
Ich muss zugeben, viel wusste ich über die meisten der besuchten Städte auch nicht, bevor ich dort war. Es war durchaus Ziel der Reise, wenig bekannte Regionen und ÖV-Betriebe unter die Lupe zu nehmen, wobei der Fokus klar auf Rumänien lag. Deswegen bspw. auch kein Zwischenstop in Budapest, obwohl sich das natürlich angeboten hätte, aber da war ich halt in den letzten 2 Jahren schon 3x. ;)


Tag 13 Cluj → Iaşi

Es ist ein kalter und nebliger Morgen, als wir zum Bahnhof gehen.
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Der Zug wird gerade bereitgestellt und wir steigen ein. Es ist noch kalt im Wagen und nur wenige Plätze sind belegt. Dann geht es auch schon los, anscheinend wird eines der beiden Streckengleise derzeit erneuert, sodass wir die meiste Zeit auf dem Gegengleis fahren und mehrere Gegenzüge verspäten, weil sie abwarten müssen. Der Gleisbau findet größtenteils in Handarbeit statt. Man merkt den Schienen an, dass sie schon stark abgefahren sind, außerdem ist der Schienenkopf sehr uneben und abgeplatzt. Die Lok und die Wagen hüpfen gelegentlich wild über die Weichen und bald geht es sehr viel langsamer voran.
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Interessante Kleinwagen, der hintere sieht aus, als wäre er aus einer Autokarosserie zusammengezimmert worden
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Langsam lichtet sich der Nebel und macht einem bewölkten Tag Platz, während wir durch den bunten Herbstwald bergauf fahren.
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Sehr gemächlich führt die Strecke durch die Berge, die Laubbäume weichen Nadelbäumen.
Der Wagen hat einen gravierenden Nachteil - es gibt keinerlei Platz für größeres Gepäck, man muss den Koffer mitten im Gang stehen lassen, denn es gibt keine Gepäckregale, kein Platz unter den Sitzen und keine ausreichend große Überkopfablage. Am schlimmsten aber sind die Toiletten. Ist ja schön, dass man sich für ein geschlossenes System entschieden hat, aber dann müsste man den Behälter auch irgendwann mal leeren, sonst quillt die Scheiße im wahrsten Sinne des Wortes irgendwann oben raus. WC 1 ist abgesperrt und die Tankleuchte außen zeigt an, dass er voll ist. In WC 2 ist die Schüssel bis knapp unter den Rand mit Urin gefüllt, ebenso WC 3. In WC 4 ist die Schüssel noch nicht voll, dafür der Boden nass, mit was auch immer. Mangels vieler Alternativen benutze ich dieses WC, auch wenn das Absaugen nicht funktioniert. Dass der Wasserhahn nur minimal tröpfelt und sich nicht zum Händewaschen eignet, ist dann fast schon Nebensache. Und immer und immer wieder bleibt die Frage - warum schafft die Menschheit etwas so simples wie ein funktionierendes WC im Zug nicht?

Dieser Bahnhof hat schon mal bessere und größere Zeiten gesehen
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Im Kurort Vatra Dornei steigen ein paar Fahrgäste in unseren fast schon ganz leeren Wagen ein und der Zug rollt weiter in gemütlichem Tempo bergab. Deutlich mehr Fahrgäste steigen dann in Campulung Moldovenesc zu. Generell ist die Karpatenregion sehr dünn besiedelt und besteht aus viel Wald. Ein älterer Herr steigt zu und beglückt uns mit seinem Akkordeonspiel, wenn man eine Klischeebegegnung hätte skizzieren müssen, hätte sie wohl so ausgesehen.
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Nun kommen wir in die Klosterregion Bucovina im Nordosten des Landes und halten überpünktlich in Suceava, wo wir 14 min Aufenthalt haben und ich erst mal auf das Bahnhofs-WC flitze, ehe ich den fantastischen Bahnhof, angeblich eine Nachahmung von Roma Termini, dokumentiere. Nachmittags gibt es hier einen richtigen Taktknoten mit vier Zügen, die nach und nach abfahren.
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Eine Bemerkung zum ursprünglichen Bahnhofsnamen Burdujeni: Beim Bau der Strecke war der heutige Stadtteil von Suceava noch eigenständig und wurde später eingemeindet.

Mit deutlich höherem Tempo sausen wir durch Hügelland, nun vollkommen waldlos, dafür mit endlosen Feldern. Die Landschaft wirkt nach dem trockenen Sommer fast schon steppenartig. Man sieht auf den ersten Blick, dass diese Region deutlich ärmer als Transsilvanien ist. Auf den Feldern sind Pferdewagen unterwegs und die Nebenstraßen in den Dörfern sind nicht asphaltiert.
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Ein Mann geht durch den Wagen, verteilt irgendwas und einen Zettel, auf dem draufsteht, dass er taubstumm ist und man das für 5 Lei kaufen kann. Mihai erzählt mir dazu die Erfahrung seiner Mutter, als so ein "Taubstummer" ihr etwas andrehen wollte und sie genervt reagiert hat. So taubstumm war er dann nämlich gar nicht und konterte stattdessen mit wilden Flüchen.

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Wir müssen ein Stück auf Sicht fahren, dann rasen wir weiter durch den traumhaften Sonnenuntergang in den Hügeln auf Iaşi zu, wo die lange Fahrt mit +6 zu Ende geht. Auch das Bahnhofsgebäude hat einen völlig anderen Stil, man spürt den Kulturwechsel.
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Hier findet ein Lokwechsel statt, ehe der Zug noch 4h weiter bis Galaţi fährt.
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Reger Betrieb am Bahnhof
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Im Bahnhofsgebäude ist es fast stockdunkel, denn es gibt kein Licht. Das würde ja auch nur die Obdachlosen stören, die auf diversen Bänken schlafen. Auch auf dem Vorplatz fallen mir Bettler und zum ersten Mal auch Straßenhunde auf. Der erste Eindruck von Iaşi ist durch unsanierte Plattenbauten geprägt.

Ich komme mit unserem Vermieter ins Gespräch. Ich erzähle, dass wir auf einer Rundreise durch Rumänien mit dem Zug sind und natürlich kommt dann bald die Frage auf, warum wir den weiten Weg bis nach Iaşi auf uns genommen haben. Wegen der Straßenbahnen. Er schaut etwas ungläubig, kommentiert es aber nicht weiter. Später kommen wir noch mal darauf zurück. „Oh, I thought you were kidding…“, meint er lachend, als ich es nochmal erkläre.

Später brechen wir noch zu einem Nachtspaziergang auf.
329 (Ex-Stuttgart-Nordhausen) an der Piaţa Unirii
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Es folgt 123 (Ex-Stuttgart-Freiburg-Halle), gestaltet als Pressetram zum Tag der Pressefreiheit im Jahr 2016. Mehr dazu: https://www.youtube.com/watch?v=368-ToBq7fQ Dahinter folgt ein Augsburger GT8.
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Seit 2021 ist das Niederflurzeitalter auch in Iaşi angekommen. 2229 ist einer von 16 Bozankaya-Wagen
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Alexandru Ioan Cuza steckt seinen Kopf durch die Lichterketten über dem Literaturfestival filit
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Der Herr war übrigens der erste Fürst des 1859 vereinigten Rumäniens, womit aber nicht alle einverstanden waren, sodass er 1866 das Land verlassen musste.

Unterwegs im GT4 mit sehr bequemen neuen Sitzen
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134 (Ex-Stuttgart-Halle) am Kulturpalast
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Es folgt 2230
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Dann ist leider Betriebsschluss.

Der imposante Kulturpalast
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Hier lernen wir gleich noch eine wichtige Person der rumänischen Geschichte kennen, Ştefan cel Mare. Er war im 15. Jahrhundert Fürst in Moldawien und ein sehr erfolgreicher Feldherr, kämpfte mehrfach siegreich gegen die Osmanen und gilt daher als Nationalheld.

Von hier laufen wir durch die nett gestaltete Fußgängerzone zurück.
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Ein Mann spricht uns auf Rumänisch an, Mihai tut so, als würde er es nicht verstehen und sagt etwas auf Deutsch. Der Mann zieht ab.

Entlang dieser Straße befinden sich diverse wichtige Gebäude der Stadt, wie das Rathaus…
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…Nationaltheater…
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…und Plattenbauten.
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Weitere herumsitzende Jugendliche kommentieren die abendliche Fototour, was ich aber gar nicht mitbekomme. Durchaus bekomme ich aber mit, dass ein junger Mann offenbar ein sehr großes Problem damit hat, dass ich Fotos vom Plattenbau mache. "Who gave you permission to take pictures here?", fragt er in aggressivem Tonfall. Habe ich mir selbst gegeben. "Huh?" Ich habe einfach beschlossen, hier Fotos zu machen und brauche auch gar keine Genehmigung. "What about the people living there?" Wo genau ist jetzt das Problem? "I will call the police." Jaja, mach du nur. Wir gehen weiter. "Fucking idiot!!!"
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tag 14 Iaşi

Zu Beginn ein kurzer Überblick zur Geschichte des Trambetriebs in dieser Stadt - es handelt sich um ein altes, meterspuriges Netz, das von großen Stilllegungswellen verschont geblieben ist, wenn auch nur knapp.
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Tra ... f_Iasi.xcf
Es gab einen kurzlebigen Trolleybus in der Stadt, unter anderem als Ergänzung zur Straßenbahn, da die schweren Timiş-Wagen die Strecke nach Copou nicht befahren konnten. Langfristig war das Ziel, die Tram dort einzustellen, was aufgrund der hohen Nachfrage aber gescheitert ist. Die Gleise, welche noch aus der Zeit der Streckeneröffnung stammten, wurden dann in den 1990er Jahren endlich erneuert.
Auch gab es eine Phase der Minibusse (in Rumänien gern Maxitaxi genannt), die wie in vielen anderen Städten nach der Wende als vermeintlich schnellere, bessere, komfortablere, direktere, billigere, etc etc. Alternative zum elektrischen Nahverkehr gepriesen wurde. Mit Ausnahme von Constanţa, wo kurz nach deren Einführung der gesamte Tram- und Trolleybusbetrieb eingestellt und die entsprechende Infrastruktur abgebaut wurde, endete die Maxitaxi-Phase meist recht schnell, weil sie wohl doch nicht so viel schneller, besser, komfortabler, direkter, billiger etc. etc. waren als der elektrische Nahverkehr.
Wenn auch inzwischen bis auf eine Stilllegung entlang des Bahlui-Kanals alle Tramstrecken in Iaşi wieder in Betrieb sind, fielen dennoch einige Verbindungsgleise dem Sparwahn zum Opfer.

Los gehts am Bahnhof mit Wagen 109 (Ex-Stuttgart-Augsburg).
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Eigentlich ist in dieser Stadt jedes der zahlreichen Altfahrzeuge ein Unikat – innen wie außen unterscheiden sie sich zumindest in der Farbe.
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Unverkennbar die alten Haltestellenanzeigen, wie es sie auch in den unmodernisierten R2-Wagen in München gibt.

Weiter geht’s mit der Befahrung der Strecke nach Copou. Bei vier Linien könnte man ja meinen, da müsste man nie lange warten. Aber natürlich ist das mal wieder eine Fehleinschätzung - es kommen immer drei Bahnen hintereinander und dann mindestens zehn Minuten keine.
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Hier ist die Originallackierung von Augsburg noch deutlich erkennbar. 801 an der Piaţa Mihai Eminescu.

Kurz vor der Auslieferung der Bozankayas erhielt Iaşi auch 16 Swing von PESA.
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Zur Herkunft dieses Busses muss man wohl nicht viele Worte verlieren – zusätzlich zur Original-MVG-Fahrzeugnummer hat das Fahrzeug auch noch eine des lokalen Verkehrsbetriebs bekommen.
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Einer der meiner Meinung nach am schönsten gestalteten Wagen ist 329 mit einer Werbung für frischen Fisch
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121 (Ex-Stuttgart-Freiburg-Halle) wirbt für den Traum von den eigenen vier Wänden
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Und als Vertreter der modernen Generation noch ein Bild vom 2212
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146 (Ex-Stuttgart-Halle) wird mich weiter bergauf bringen
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Vor der Universität begegnet mir 135, die Tram der Einheit.
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Aufgrund der Farbgebung dachte ich zuerst, die würde aus Wien stammen…

801 kehrt zurück und hält vor der Uni
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Höhenausgleich
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Weiter fahre ich mit 328 (Ex-Stuttgart-Nordhausen), ganz hinten im Fahrzeug ist noch die alte Nummer 79 aus Nordhausen erkennbar
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Das unverkennbar Stuttgarter Fahrzeug in der Wendeschleife Copou neben einem Basar
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Mit Springbrunnen
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Und weil es einfach so schön ist, nochmal ohne:
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Herrlich, die rumänische Werbung neben der deutschen…

2219 erreicht die Wendeschleife Copou
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Über 60 Jahre liegen zwischen den Baujahren dieser Fahrzeuge
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Mal ehrlich, der Innenraum der alten Fahrzeuge wirkt deutlich wertiger als der von Bozankaya…
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USB-A scheint nur noch der Standard bei Lademöglichkeiten in Fahrzeugen zu sein…
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Auf der Rückfahrt komme ich in die Schüler- und Studentenspitze und die Tram wird bald rappelvoll. Grundsätzlich ist es ja begrüßenswert, dass die Bozankya-Fahrzeuge so schön lang sind, aber wer kam auf die glorreiche Idee, nur vier Türen zu verbauen? So verstopfen immer die Einstiegsbereiche und der Fahrgastwechsel dauert ewig. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist hier im Vergleich zu Cluj extrem niedrig, es wird kaum schneller als 30 gefahren und da es fast keine separate Spur für den ÖV gibt, bleibt die Tram immer im Stau stecken. Der Gleiszustand ist stellenweise sehr schlecht, obwohl eigentlich das ganze Netz nach der Wende saniert wurde. Die GT4-Wagen rumpeln oft übel, wobei hier auch die mangelhafte Fahrzeuginstandhaltung eine Rolle spielt. Das trägt nicht gerade zum guten Image der Straßenbahn bei den Einwohnern bei. Trotz der recht zahlreich vorhandenen Neufahrzeuge sind die Altwagen nach wie vor das Rückgrat des Trambetriebs und Fahrzeuge aus diversen deutschen Städten im Einsatz, so Stuttgart, Darmstadt, Augsburg, Halle, Essen und Mülheim.
446 (Ex-Stuttgart) am Târgu Cucu
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Und nein, das ist kein ungewolltes Graffiti, dieses Fahrzeug wurde von Künstlern so gestaltet. Mehr dazu: https://www.youtube.com/watch?v=J56PphmbA50

Es folgt 110 (Ex-Stuttgart-Augsburg)
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Der grüne 436 (Ex-Stuttgart) wendet auf dem grünen Târgu Cucu
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Es geht stellenweise quälend langsam voran, denn neben der fehlenden Trennung vom MIV gibt es auch sonst fehlende organisatorische Maßnahmen. Die Stadt hat sehr wenig LSA, dafür muss man als Fußgänger sechsspurige Straßen über einen Zebrastreifen queren. Das klappt recht gut, nur ist auch die Tram wartepflichtig oder steckt hinter den haltenden Autos fest.
Meine Bilder sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Resultat oft so aussieht…
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Ein beliebtes Fotomotiv ist sicher die Steilstrecke in der Strada Pădurii, die zudem eigentlich autofrei ist. Eigentlich.
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So sah die Strecke übrigens bis zur Sanierung im Jahr 2021 aus:
https://maps.app.goo.gl/X4DA9ABNttKh3qqt5

In Iaşi sieht man noch offene Fahrerarbeitsplätze, in Rumänien eine Seltenheit. Oftmals wurden diese aufwändig und mehr oder weniger schön mit Spanplatten verschlossen.
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Man beachte auch den mit Gardinen geschmückten Führerstand. In Rumänien ist es üblich, dass sich 2 Fahrer ein Fahrzeug teilen und nur dieses fahren. Dementsprechend viel Mühe geben sich die jeweiligen Personen, ihren Arbeitsplatz schön zu gestalten. Nach der Wende haben sich sogar viele Fahrer Mini-Fernseher eingebaut, was dann aber später verboten wurde. Diese konkrete Zuständigkeit ist in Rumänien enorm wichtig, denn meinem Eindruck nach kümmert sich niemand um „Allgemeingut“ – vielleicht auch ein Relikt aus dem Kommunismus.

Der Linienverlauf ist übersichtlich dargestellt
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In Iaşi gibt es in den Altfahrzeugen keinerlei Ansagen o.Ä., eine entsprechende Nachrüstung war ausgeschrieben, ist aber aus unerklärlichen Gründen zurückgezogen worden.

Achtung, Achtung!
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Bildersammlung von der dicht befahrenen Strecke über die Piaţa Unirii
278 (Ex-Darmstadt)
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4 Städte auf einem Bild - der Ex-Stuttgarter 458 trifft mit 278 einen der letzten drei eingesetzten Darmstädter Wagen, dahinter versteckt sich ein Augsburger und ein Bozankaya
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141 (Ex-Stuttgart-Halle) wirbt mit den Stickmustern für traditionelle Handwerkskunst. Mehr dazu: https://www.youtube.com/watch?v=PbuUb1YgvDU
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2206 folgt
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121 (Ex-Stuttgart-Freiburg-Halle) in der Strada Arcu
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2218 und 2213 ebendort
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135
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435
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An einigen Stellen gibt es aber auch positive Beispiele für Vorfahrtsregelungen zugunsten der Tram oder eine (eigentlich...) für den MIV gesperrte Straße, die der Tram vorbehalten ist.
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Diese steile Strecke könnte fast in Stuttgart sein…

110 in Gegenrichtung
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Nun soll die Streckenbefahrung weitergeführt werden. Der Südosten ist industriell geprägt.
113 an der Piaţa Ing. Virgil Sahleanu
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Münchner Gummi trifft Halleschen Stahl
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Der Fahrer flucht laut, als ein Linksabbieger der Tram die Vorfahrt nimmt. Die Mentalität unterscheidet sich hier deutlich von der in Cluj, die Menschen sind viel ungeduldiger und schimpfen bzw. hupen gleich los. Einige Fahrer dagegen grüßen uns freundlich - wir sind hier sicher nicht die ersten Tramfans und werden auch nicht die letzten sein.
Im Süden der Stadt gibt es einen besonderen Bahnkörper in der Straßenmitte mit gutem Gleiszustand, sodass man auch mal schneller als 30 fahren kann.
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Weiter geht es im 414
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Wie man der Lackierung vielleicht schon entnehmen kann, handelt es sich um eine grüne Tram, die für Nachhaltigkeit wirbt.
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Der Innenraum ist mit bequemen recycelten Sitzpolstern sowie einer Holzzierleiste versehen, was einen sehr wertigen Gesamteindruck macht. Mehr dazu: https://www.youtube.com/watch?v=-S0XtKXyAhQ

414 in der intermodalen Endstation Ţuţora
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Ich steige in die frisch wiedereröffnete Linie 5 ein und bald wird die Tram wieder sehr voll. Der besondere Bahnkörper endet und die Tram schwimmt in einem endlosen zähen Strom von Autos mit. An einer Kreuzung verlieren wir einen ganzen Umlauf, weil drei Linksabbieger vor der Tram stehen und wegen des Gegenverkehrs nicht abfließen können. Auch im zweiten Umlauf kommen wir erst ganz zum Schluss drüber, doch in der Zwischenzeit hat bereits der Querverkehr grün bekommen und die Fußgänger sind losgelaufen, sodass die Tram mitten auf der Kreuzung nochmal anhalten muss. Das ist ein klares Beispiel für eine Straßengestaltung, die vom massiven Autobesitzanstieg überrollt wurde und so absolut nicht mehr funktioniert. Ich habe auch den Eindruck, dass die Verkehrsteilnehmer hier weniger mitdenken als in Cluj und daher immer wieder blockierte Kreuzungen vorkommen, weil im Stau bei Grün nicht vor der Kreuzung angehalten wurde. Hier geht die Tendenz schon Richtung Total-Chaos wie in Belgrad, nur dass die Stadt nicht so groß ist und daher die Effekte nicht ganz so extrem sind.
Ich fahre bis zur anderen Endstation Dacia, deren Strecke von endlosen unsanierten Plattenbauten geprägt ist. Nur die mächtigen, gut instandgehaltenen Kirchen stechen in der Betonwüste hervor, viele Fahrgäste bekreuzigen sich, wenn die Tram an einer Kirche vorbeifährt. In Rumänien hat die Kirche einen wesentlich höheren Stellenwert als bei uns.
297 (Ex-Mülheim) folgt kurz darauf
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Gleiszustand…
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Kurze Pause in der Schleife
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Meine Tageskarte läuft bald ab und so kommt mir das Kabuff links im Bild ganz recht. Etwas überrascht unterbricht die Frau ihr Telefonat, dass sie rauchend geführt hat. Noch überraschter ist sie, als sie bemerkt, dass ich Ausländer bin. Aber ich bekomme, was ich will, nämlich eine Wochenkarte. Eigentlich hätten wir die gleich gestern kaufen können, hätten wir eher bemerkt, dass sie günstiger als 3 Tageskarten und mit 6€ mehr als erschwinglich ist.
Die Dame erfüllt noch eine andere Funktion, sie stempelt nämlich das Fahrtenbuch der Fahrer ab, um nachzuweisen, dass sie ihren Dienst auch wirklich erbracht haben. In Rumänien gibt es normalerweise auch keine zentrale Leitstelle, die Fahrzeuge bei größeren Verspätungen disponieren oder vorzeitig wenden lassen könnte. Auch diese Aufgabe übernehmen rudimentär die „Dispatcher“ an den Endstationen.
451 ist eines der wenigen Fahrzeuge, die tatsächlich in den Farben des Verkehrsbetriebs unterwegs sind
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Am Ende der Strecke ist auch das Ende der Wohnblocks erreicht und der Blick schweift über Steppe bis zu den nahen Hügeln, die allmählich im Abendlicht erstrahlen.
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2227 bei Columnei
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297 macht sich auf den Rückweg in die Stadt
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Glanz in der Abendsonne
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Und nochmal drei Städte auf einem Bild – Mülheim, Darmstadt und Stuttgart
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Darfs ein bisschen Kitsch sein?
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278 fährt ab…
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…2218 kommt an
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Zuletzt werde ich sogar mit einem Regenbogen belohnt.
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Ob die IsarCard hier wohl auch anerkannt wird?
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Als die Dämmerung hereinbricht, trete ich die Rückfahrt an.
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Ein kurzer Fotostop am Rond Zimbru
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2229 bei Filarmonica
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144 folgt, die Tram erinnert an die Revolution 1989.
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137 als Co-Working-Tram, inwiefern schwarz-weiße Streifen einen Zusammenhang zum Thema bilden, erschließt sich mir allerdings nicht. Mehr dazu: https://www.youtube.com/watch?v=8Zu6rUxXVj4
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Runde Betonklötze verhindern effektiv Falschparken.
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In der nächsten Nacht sollte einer dieser auf die Gleise rollen, ob aufgrund mangelhafter Befestigung oder mutwilligen Eingriffs, ist nicht bekannt.

Vor dieser Ampel müssen fast alle Bahnen halten, gut für Nachtfotos
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Weniger gut sind Autos, die fahren, wo sie nicht dürfen
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Miron Costin, ein Historiker, blickt zum Nationaltheater
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In den Swing gibt es hier keine nervige schräge Bestuhlung
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2203 am Târgu Cucu
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Die Revolutionstram kehrt zurück
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Es folgt noch 136
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Dann fahren wir mit dem Augsburger 113 nochmal hoch zur Uni.
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Die Nachtfototour verläuft heute entspannt und ohne Zwischenfälle.
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von 146225 »

Bevor du alles auf die Gleise schiebst, solltest du aber bedenken, dass speziell der Esslinger GT4 konstruktionsbedingt schon immer am Schaukeln war, auch bei guter Gleislage und auf gerader Strecke.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tag 15 Iaşi

Es ist Samstag, sodass immerhin etwas weniger Verkehr auf den Straßen herrscht. Leider gilt das auch für die Taktdichte der Tram.
288 unweit des Bahnhofs
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Der Bahnhofsvorplatz hat wenig mit einem „Platz“ gemeinsam, sondern ist eine reine Autoverkehrsfläche
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459 am Bahnhof
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Wir erwischen einen Ex-Stuttgarter GT4 und er ist an diesem heißen Tag im Oktober schon kein Spaß, ich will mir gar nicht vorstellen, welch abartige Temperaturen da drin im Hochsommer herrschen, denn man kann nur ein paar Fenster um einen kleinen Spalt öffnen.
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Hatte ich nicht vor einer Woche noch geschrieben, dass dies wohl der letzte Sommertag im Oktober sein dürfte? Ich habe mich getäuscht, und wie. Heute klettert das Thermometer nochmal bis auf 30°…

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Den Notknopf hat man sicherheitshalber verschlossen, nicht dass noch Transportgefährdung droht…
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In einer kleinen Siedlung steigen wir bei I.P.A. für einen Fotostop aus, doch es folgt kein weiterer Kurs mehr stadtauswärts. Zuerst kehrt der Mülheimer…
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…dann der Stuttgarter, mit dem wir gefahren sind, zurück.
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Die Strecke nach Dancu wurde erst im November 2022 nach zweijähriger Sperrpause zur Sanierung wiedereröffnet.
Bei der Gestaltung dieser Straße wurde nicht mitgedacht. Grundsätzlich ist es ja zu begrüßen, dass man der Tram eine abgetrennte Spur zur Verfügung stellt, aber sollte die MIV-Spur dann schon so breit sein, dass dort nicht nur Autos, sondern die gar nicht so wenigen LKW auch fahren können. Dass es offenbar zu eng ist, sieht man daran, dass die LKW fast immer auf der Tramtrasse fahren und an diversen abgefahrenen Schildern. Als ich den nahenden Bozankaya knipsen will, kommt plötzlich ein Auto mit 100 angerast und ich springe eiligst zur Seite.
Die Strecke in den Vorort Dancu führt als einzige über die Stadtgrenze, hier überquert 286 gerade ebendiese
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2012 war die Straße noch nicht richtig befestigt:
https://maps.app.goo.gl/gPBZhpf4Car8aQPWA

An der Endstation Dancu ist der Spielplatz rege bevölkert.
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Zwei Mädels, vielleicht 9 Jahre alt, sind auf dem Gehweg unterwegs. "Bună ziua", grüßen sie mich im Vorbeigehen und ich grüße zurück. Wenige Meter weiter bleiben sie stehen und beginnen zu tuscheln. Ihnen ist die Neugierde förmlich ins Gesicht geschrieben. Eines der beiden traut sich schließlich und fragt, was ich hier mache. Da Mihai gerade im Supermarkt nebenan Wasser kauft, muss ich mich allein verständigen. Ich versuche zu erklären, dass ich Fotos von der Tram mache. "Für Google?", fragt das Mädchen. Nein, für mich. Hobby. Verwundertes Nicken, keine Ahnung, ob sie verstanden haben, was ich gesagt habe und versuche noch zu ergänzen, dass die Tram aus Deutschland kommt.
286 fährt neben einem Reifenhändler in die Wendeschleife ein
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Mit dem Mülheimer fahren wir wieder zurück, auch hier ist es mit den wenigen Klappfenstern wie in der Sauna.

420 (Ex-Stuttgart) bei Tataraşi Sud
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Ein Relikt der Maxitaxi-Ära
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Hinterhof
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Wir setzen uns erstmal in den schattigen Park Ciurchi…
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…ehe wir zum Mittagessen zurück ins Zentrum fahren. 113 bei Pod Metalurgie
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Nochmal ein paar Bilder aus Zentrumsnähe
E08 an der Strada Arcu
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329 rollt die Strada Arcu Richtung Bahnhof bergab
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101 unweit der Piaţa Unirii
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113 und 459 am Târgu Cucu
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Am späten Nachmittag brechen wir zum Kloster Cetăţuia auf, müssen aber ziemlich lange auf die Tram warten. Die Strecke nach Tehnopolis war nach einem Unfall nicht weniger als 18 Jahre außer Betrieb, ehe sie 2015 endlich wiedereröffnet wurde.
Bei C.U.G. I müssen sich die Haltepositionen am Platzbedarf für den MIV orientieren.
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Als Umsteiger zum Bus muss man bis zur Kreuzung zurücklaufen und dann noch ein gutes Stück nach rechts gehen.
Verglichen mit dem früheren Zustand dennoch ein enormer Gewinn für den ÖPNV – hier exakt derselbe Blickwinkel 2011, noch mit Trolleybusfahrleitung. Auch die effektive Abtrennung der Gleise vom MIV kam erst später, zunächst fuhr der MIV nach der Wiedereröffnung 2015 noch auf den Gleisen.
https://maps.app.goo.gl/EGD1Suw2Wyd4EAoC6

Die Strecke nach Tehnopolis hat in den letzten 30 Jahren alles gesehen, von der ursprünglichen Tram, die 1984 bis zur Wendeschleife C.U.G. I eröffnet…
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…1985 bis Tehnopolis verlängert. Von 1991 bis 1993 war die Strecke für Bauarbeiten unterbrochen und durch Ikarus-Busse im SEV bedient, beschafft auf der DDR. 1993 bis 1997 fuhr die Tram wieder regulär bis zu einem schweren Unfall. Ein Monat später wurde dann die Strecke eingestellt und stattdessen Kleinbusse eingesetzt, teilweise ergänzt durch Busse. 2002 lief der Betriebsvertrag mit den Kleinbussen aus, außerdem war die Kapazität nicht mehr ausreichend. Also hat man es mal mit Trolleybus probiert, von 2002 bis 2005. Dann wurde der Trolleybus nach nur drei Jahren wieder eingestellt und durch Busse ersetzt. 2015 dann das Happy End.
https://www.facebook.com/media/set/?set ... 875&type=3
Nach drei Jahren Bauzeit wurde die Tramstrecke wieder aufgebaut und wird bis heute bedient, nur die Verbindungsgleise zu den Linien 5 und 11 und die Zwischenwendeschleife gibt es nicht mehr. Die dafür beschafften GT8 aus Augsburg wurden extra für die Wiederinbetriebnahme dieser Strecke gekauft und blieben während der dreijährigen Bauzeit ungenutzt auf dem Betriebshof stehen.
In dieser Halle hinter den Melonenhändlern befand sich das Trolleybusdepot.
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Wir steigen in einen Bus, um bis zum Fuß des Hügels mit dem Kloster zu fahren. Weiß jemand, woher dieses Fahrzeug stammt? Vorarlberg?
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Auf Deutsch steht "Umsteiger bitte beim Fahrer melden" und das ist wörtlich zu verstehen, denn der Haltewunschknopf funktioniert nicht und der Fahrer fährt an der nächsten Haltestelle durch, wo wir eigentlich aussteigen wollten. Von der darauffolgenden Haltestelle ist es zum Glück auch nicht viel weiter und wir klettern einen steilen Pfad durch den Wald hoch.
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Leider ist der Ausblick von oben nicht so gut wie erhofft, man kann nur innerhalb des Klosterhofs spazieren. Ein Auto steht mit geöffneten Türen und Motorhaube im Klosterhof und ein Priester versprenkelt Weihwasser darüber. Na dann kann ja nichts mehr passieren...

Schließlich findet sich doch noch eine Möglichkeit für einen Blick über die Stadt
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Kloster Cetăţuia
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Eigentlich ein schöner Weinberg, leider wie so ziemlich alles hier hoch eingezäunt und nicht zugänglich…
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Wir kehren zur Bushaltestelle zurück und wollen noch den letzten Abschnitt bis Tehnopolis befahren, doch die Tram fährt kurz vor uns ab. Wir warten ewig, doch es kommt keine weitere Tram stadtauswärts, erst nach 20 Minuten ein völlig überfüllter Bus, in den wir uns noch reinquetschen. An der Wendeschleife warten wir auf die nächste Tram. Es ist recht auffällig, dass die Linie 9 die meisten Niederflurkurse hat, es scheint aber keinen konkret geplanten Einsatz zu geben, sondern die Niederflurwagen sind auf allen Linien anzutreffen.
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Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tag 16 Iaşi → Bukarest

Auch heute wieder ein sommerlich heißer Tag, wir versuchen es am Depoteingang, ob wir mal einen Blick hineinwerfen dürfen. Der Wachmann lehnt leider ab, man müsste irgendein Formular vom Pressesprecher ausfüllen und der ist am Wochenende nicht vor Ort, sonst wäre das grundsätzlich schon möglich.
Ein Bild über den Zaun geht aber:
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Hier sieht man noch einen abgestellten Berner Wagen in Originalfarbe.
Berner Wagen im Einsatz 2012:
https://maps.app.goo.gl/hqRbZs7UQCtvTDdP8
Rumänische Tramdepots gleichen einem Schrottplatz. Anscheinend gibt es keinen Platzmangel, denn Fahrzeuge bleiben nach deren Ausmusterung oft über Jahre auf dem Gelände stehen, ohne dass sie in irgendeiner Form genutzt werden.

Blick von der Fußgängerbrücke über den Bahnhof mit einem ex-SNCF Caravelle-Triebwagen
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Am Flügelbahnhof warten 628
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Abfahrtsplan
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Mit diesem Anblick wird man empfangen, wenn man den Bahnhof verlässt.
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Am Sonntag ist der Anteil Niederflurfahrzeuge deutlich höher.
2218 erwartet uns vor dem Bahnhof
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Am Târgu Cucu werfen wir noch einen Blick ins Kloster Golia.
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2219 gefolgt von 2232 rollen vorbei, aber obwohl die Tram direkt vor dem Kloster vorbeifährt, ist es nicht wirklich gut möglich, beides auf ein Bild zu bekommen.
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802 (Ex-Augsburg) nähert sich dem Târgu Cucu
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Noch einmal fahren wir für ein paar letzte Fotos zum Kulturpalast. Menschenmassen strömen aus der Fußgängerzone Richtung Mall, hier scheint der Sonntagnachmittag die klassische Einkaufszeit zu sein.
Aus Stuttgart nach Halle und Augsburg verstreut, verrichten 141 und 110 nun wieder ihren Dienst nebeneinander.
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113 rollt vorüber
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2227 zwischen Herbstlaub und Wohnblock
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Ein Glückstreffer ist die Recycling-Tram, die jedes Wochenende durch die Stadt fährt und an bestimmten Endpunkten für eine Stunde pausiert, damit man dort seinen Elektroschrott entsorgen kann. Basis ist ein Berner Be4/4-Wagen. Mehr dazu: https://www.youtube.com/watch?v=8bgmQ-h5Q_I
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Hierbei es handelt sich um die Athenaeum-Tram, die für den gleichnamigen Veranstaltungssaal wirbt und in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule gestaltet wurde. Mehr dazu: https://www.youtube.com/watch?v=UuwUF3j5xN8
2208 passiert die Statue von Dosoftei, einem moldawischen Dichter des 17. Jahrhunderts.
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Blaue Tram mit blauen Blumen
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Immer wieder fahren Autos unerlaubterweise über die Tramtrasse, doch zum Glück nicht in mein Foto rein - die wenigen vermeintlich autofreien Stellen im Netz sind dann doch nicht so ganz autofrei und das, obwohl die Polizei direkt daneben steht... Ein kleiner Junge trällert ein bisschen auf einer Flöte herum und hofft auf eine Spende, allerdings ziemlich erfolglos.

Ştefan cel Mare in groß
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Mit einem GT4 fahren wir schließlich zurück, die Balkan-Tanzmusik dröhnt laut vom Radio des Fahrers durch den Wagen.
Zum Abschluss noch die Weihnachtstram. Mehr dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=wHQMdTEAm-8
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Bahnhofsgebäude
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Nicht nur Caravelle hat es aus Frankreich bis in den fernen Osten Rumäniens verschlagen, sondern auch die X 72500, welche erst um die Jahrtausendwende in Betrieb gingen.
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Der Zug steht schon bereit, mit seinen 12 Wagen und zwei Dieselloks eine stattliche Erscheinung.
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In unserem Wagen riecht es wie in einer Turnhallenumkleide und die Klimaanlage funktioniert nicht. Die Klappfenster sind abgesperrt und ich Depp habe meinen Vierkant ganz unten im Koffer verstaut. Mit +5 geht es ohne erkennbaren Grund los, die beiden Loks haben mit dem langen Zug auf der bald folgenden Steigung offensichtlich stark zu kämpfen. Wir setzen uns in den nächsten Wagen, wo es angenehm klimatisiert ist. Der Schaffner geht durch und schaltet die Klimaanlage auch in dem Wagen ein, wo unsere Plätze sind, wir bleiben aber zunächst, wo wir sind. Bald wird ein Betriebshalt eingelegt und eine Diesellok abgehängt, dann geht es weiter durch die verdörrte Hügellandschaft.
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Wir fahren dem Fahrplan laut pfeifend hinterher, bei jedem Halt gibt es mehr Verspätung und zahlreiche Zusteiger. Wir müssen wieder zu unseren ursprünglichen Plätzen zurückkehren, aber da die Klimaanlage inzwischen ihren Dienst tut, kann man es aushalten.
Dieser Brunnen scheint noch in Benutzung zu sein
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Aus einem großen Plastiksack, der unter dem Gepäckregal steht, läuft eine dunkelrote Flüssigkeit aus. Es riecht nach Rotwein.

Ein Mann geht durch und verteilt irgendwelche Zettel, wahrscheinlich wieder ein "Taubstummer". In Tecuci haben wir 10 min Aufenthalt zum Wechsel auf E-Lok, für so einen langen Zug ist die Zeit für die Bremsprobe allerdings zu knapp kalkuliert.
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Im Vorraum stinkt es nach Alkohol und Zigaretten, aber immerhin funktioniert das WC.

Überquerung des Sereth
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Aus 25 werden 40, dann 50, dann 60 min Verspätung. Ein weiterer Mann geht durch und verteilt Heiligenbilder, für die er 50 Ban (10 Cent) will. Später gehen noch zwei Snackverkäufer durch, allerdings keine von der CFR organisierten. Lange vor der Ankunft in Ploieşti steht bereits der Gang voller Fahrgäste, die aussteigen wollen.
Nach über 20 Minuten meint jemand auf Rumänisch: "Ich glaube, wir sind zu früh aufgestanden." Die Verspätung steigt weiter und wir erreichen Bukarest schließlich mit +79, wo die Fahrt des vollbesetzten Zuges am ziemlich düsteren Bahnhof endet.
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Wir haben nun keine Zeit mehr, Abendessen zu gehen, sondern suchen zielstrebig den Bahnhofssupermarkt auf, um Nudeln und Tomatensoße zu kaufen. Als wir an der Kasse stehen, pöbelt ein Mann herum, dem kein Alkohol mehr verkauft wird, weil er mehr als offensichtlich schon zu viel davon hatte. Das nützt ihm allerdings nichts, er bekommt keinen und basta.
Flott zur U-Bahn, wir kaufen die ziemlich neu eingeführte 72h-Karte für 6€, die sowohl für U-Bahn als auch Oberflächenverkehr gilt. Bis 2022 gab es diese praktischen Tickets nicht, denn die U-Bahn hat einen anderen Betreiber und ist direkt dem Verkehrsministerium unterstellt.
Dann nehmen wir die Linie 1, eine erweiterte Ringlinie und steigen in die Linie 2 um, die Nord-Süd-Durchmesserlinie. Nun müssen wir noch zum Bus umsteigen, um zu unserer Wohnung zu kommen und der Betriebsschluss gegen 23 Uhr naht bereits. Es stinkt, vermutlich aus den Abwasserkanälen. Ein Mann redet wirres Zeug, vermutlich ist er auf Drogen. Ein anderer will von uns wissen, wo er sich über seinen Nachbar beschweren kann und ist offenbar auch betrunken.
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Wenige Minuten später sind wir am Ziel und gönnen uns unsere Mitternachtspasta, ehe wir erschöpft ins Bett fallen.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Entenfang
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Re: [HR] [HU] [RO] Mit dem Bummelzug in die Walachei

Beitrag von Entenfang »

Tag 17 Bukarest

Diese Siedlung im Süden der Stadt ist eine klassische Großwohnsiedlung, die in den 1960er bis 70er Jahren auf der grünen Wiese am damaligen Stadtrand entstand.
Hier das Bild eines Trolleybusses ganz in der Nähe:
https://flic.kr/p/Xgqqud
Dieser Parkplatz war bis vor 20 Jahren noch nicht vorhanden.
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Die Hauptstraße war bis in die 1980er Jahre nicht befestigt (aber mit Gelenkbussen befahren, die Siedlung bestand zum größten Teil schon!). Der Ausbau von zwei auf sechs Spuren fand erst nach 2010 statt.
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Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten - und wenn die Politik auch noch sehr autofreundlich ist, muss sich nicht wundern, dass die Hauptachsen der Stadt in der HVZ regelmäßig stillstehen und Bukarest von einer extremen Parkplatznot geprägt ist. Zumindest versucht man inzwischen vielerorts, durch radikale bauliche Maßnahmen Falschparken zu verhindern.
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Zu Beginn steht heute eine Erkundung des modernen Zentrums aus, wir fahren ein Stück mit dem ziemlich vollen Bus und steigen um.
Zuerst kommt ein Otokar Kent-Wagen, die zusammen mit älteren Citaros die riesige Busflotte von Bukarest stellen.
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In den Jahren 2006 bis 2009 wurden unter dem Slogan „1000 de stele pentru București“ (1000 Sterne für Bukarest) 1000 neue Citaros angeschafft. Auf einem rumänischen ÖPNV-Forum wurde dieser Slogan seinerzeit in den Titel aufgenommen und immer, wenn ein Bus aufgrund eines technischen Defekts oder Unfalls ausgemustert oder in andere Städte verkauft wurde, die Zahl durchgestrichen und durch die noch vorhandene Anzahl ersetzt. So wurden aus 1000 dann 999, 998 usw. Mihai schätzt, dass Ende 2023 noch rund die Hälfte der damals beschafften Citaros in Bukarest im Einsatz sind.

Handbemaltes Haltestellenschild
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Hübsche Befestigung der Oberleitung
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Weiter geht es mit der Trolleybuslinie 76.
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Wenn man schon – zum Glück – nicht mehr falsch auf dem Gehweg parken kann, macht man es halt stattdessen in der Busbucht…

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Die Linie 76 ist die einzige verbleibende von einst sechs Trolleybuslinien, die die südlichen Stadtviertel erschlossen. Die Fahrdrähte von zwei weiteren Linien hängen noch, aber es gibt derzeit zu wenig Fahrzeuge dafür. Immerhin sind 100 weitere Trollinos mit IMC bestellt, allerdings weiterhin nur Solo-Fahrzeuge. Gelenkwagen sind in Rumänien sehr selten anzutreffen, Cluj ist die einzige Ausnahme. Die alten Gelenkwagen haben ein regelrechtes Trauma hinterlassen, galten als schwer lenkbar (es gab noch keine Lenkhilfe) und waren in schlechtem Zustand. Teilweise wurden sogar Gelenkwagen in Solowagen umgebaut. Dass diese negativen Punkte heute nicht mehr zutreffen, scheint aber noch nicht angekommen zu sein und so gibt es in Bukarest keine Gelenk-Trolleybusse und nur auf zwei Linien Gelenkbusse.
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Jetzt in der Mittagszeit herrscht nicht übermäßig viel Verkehr auf den breiten Straßen und trotz einiger Verlustzeiten an den LSA kommen wir einigermaßen durch.
Der Trolleybus durchquerte ursprünglich die Stadt auf der Nord-Süd-Achse, fiel dann aber der Umgestaltung der Innenstadt durch Ceauşescu zum Opfer und endet jetzt südlich der Piaţa Unirii. Der Fahrer steigt nochmal auf die Bremse, damit ich ein Foto machen kann.
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Mit der Beschaffung der 50 neuen Trollinos besteht eine realistische Chance, dass die Nord-Süd-Achse wieder aufgebaut wird.
Äußerst effektive Höhenkontrolle – es wird mir auf ewig schleierhaft bleiben, warum in Deutschland sowas nicht vor den regelmäßig von LKW gerammten niedrigen Brücken eingesetzt wird.
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Erster Eindruck von der Stadt - 95% Wohnblocks, 4% Straßen, 1% Springbrunnen, gern in der Mitte von irgendwelchen riesigen Kreuzungen oder Kreisverkehren, sodass man dort gar nicht hinkommt. Die Stadt wirkt immerhin recht sauber verglichen mit Cluj und Iaşi.
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Wo Grünflächen nicht bewässert sind, sind sie nach langen Monaten der Sommerdürre zu Braunflächen geworden. Im Sommer sind Temperaturen bis 40° nicht ungewöhnlich.
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An der Piaţa Unirii kommt man als Fußgänger immerhin zu den Springbrunnen und kann sich auf einer der Bänke hinsetzen.
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Ebenfalls der kompletten Neugestaltung des Stadtzentrums unter Ceauşescu fiel die Tram zum Opfer. Mehrere Strecken enden nun etwas versteckt in Seitenstraßen rund um die Innenstadt. Von Südwesten reicht die Strecke bis an den Rand der Piaţa Unirii.
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Und warum warten da so viele Menschen?

Weil die Tram im Stau feststeckt und jetzt gleich mehrere Fahrzeuge im Pulk ankommen.
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Obwohl hier vier Linien wenden, gibt es nur ein einziges Gleis, sodass die Trambahnen auch wieder genauso im Pulk abfahren, wie sie angekommen sind. Und an Platz mangelt es hier wahrlich nicht, nur steht der halt für den MIV zur Verfügung…
Die rein hochflurigen V3A-Wagen aus den 1970er und 80er Jahren stellen nach wie vor einen Großteil der beachtlichen Flotte von insgesamt rund 400 Wagen.
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Erst seit 2022 beginnt die Verjüngung der Flotte mit Astra Imperio-Wagen, die jedoch nur auf einigen wenigen Linien eingesetzt werden.
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Grundsätzlich kann man sagen, dass der Wagenpark der Bukarester Tram stark überaltert ist. In den 1990er Jahren wurden auch Ex-Frankfurter sowie Münchner M-Wagen eingesetzt, allerdings mit bescheidenem Erfolg, da es aufgrund des katastrophalen Gleiszustandes regelmäßig zu Entgleisungen kam.
Sagte ich nicht gerade, die Stadt kommt mir sauber vor, was sicher auch an der großen Anzahl Straßenfeger liegt? Naja, hier sind sie wohl noch nicht durchgekommen…
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Inzwischen gibt es recht konkrete Pläne, die Tram wieder über die Piaţa Unirii zu führen:
https://www.hotnews.ro/stiri-administra ... ropuse.htm

Wir folgen dem – übrigens ÖPNV-freien - Bulevardul Unirii nach Westen.
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Die Fertigstellung der Häuserzeile entlang des Straßenzugs erlebte Ceauşescu nicht mehr, von den meisten Häusern stand bis zur Wende nur die Fassade.
Tauben gibt es jedenfalls in großer Zahl
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Wir gehen weiter bis zum Parlament. Davor findet gerade das Oktoberfest Bucureşti statt, eine ziemlich schwache Kopie des Originals.
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Eine Hüpfburg für die nicht ernstzunehmenden Politiker
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Es dauert ewig, bis wir den Eingang zum Parlament erreicht haben, die Umwege über die Kreuzungen und Wartezeiten an den LSA sind sehr zeitraubend. Hier in Bukarest halten die Autos an den Fußgängerüberwegen auch gar nicht so gern an, man muss schon zielstrebig losgehen, sonst könnte man lange warten.
Viele Fahrräder sind an der Verleihstation hier nicht…
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Die nächste verfügbare Führung ist erst in anderthalb Stunden, also gönnen wir uns noch einen Mittagssnack, ehe wir hinter dem hoffnungslos zugeparkten Finanzministerium zurückkehren.
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Aber was tun, wenn man zugeparkt wurde? Dafür hatten die leidgeplagten Autofahrer eine geniale Idee, nur welche? Morgen gibt es die Auflösung. Und letztlich muss man ja sagen, dass die ÖPNV-Anbindung hier trotz der zentralen Lage recht bescheiden ist.

Nussknacker
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Das gigantomanische Parlamentsgebäude ist - natürlich - eine Idee Ceauşescus. Es durfte nicht benutzt werden, solange es nicht vollständig fertiggestellt war und es gab detaillierte Pläne für eine gigantische Eröffnungsfeier. Doch das erlebte Ceauşescu nicht mehr, das Gebäude wurde erst in den 1990er Jahren teilfertiggestellt. Ein Teil des Gebäudes befindet sich bis heute im Rohbau, fast wie die Schlösser von König Ludwig II.

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Ştefan cel Mare sind wir ja bereits begegnet, rechts daneben eine weitere wichtige Figur der rumänischen Geschichte – Mihai Viteazul. Er gilt als erster Herrscher Rumäniens, da er im 16. Jahrhundert zum ersten Mal die drei Fürstentümer Transsilvanien, Moldawien und die Walachei für wenige Monate zum Staat Rumänien vereinigte.

Dieser Raum wird für Presseveranstaltungen genutzt.
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Das beeindruckende Gebäude wurde fast ausschließlich aus rumänischen Materialien erbaut und gehört zu den größten Parlamentsgebäuden der Welt.
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Neben der prunkvollen Ausstattung bietet das Gebäude auch sehr fortschrittliche Technik (z.B. Klimatisierung), einen Atombunker sowie zahlreiche Feuerlöscher (die aber vermutlich nicht von Ceauşescu angeordnet wurden).
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Ein Fasan vor dem Parlament
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Der Blick schweift von einem direkt zum nächsten gigantomanischen Projekt, einer riesigen Kirche, erbaut auf Land, dass der Kirche vom Staat geschenkt wurde und die den Kostenrahmen von 300 Millionen Euro schon weit überschritten hat.

Für den Bau des Gebäudes sowie zum Anlegen des Izvor-Parks und der Neugestaltung des Stadtzentrums wurden über 40.000 Menschen zwangsumgesiedelt. Aus diesem Grund ist in Bukarest nur noch wenig historische Bausubstanz erhalten. Hier ein Eindruck, wie es vor dem Bau des Parlaments ausgesehen hat:
https://romania.europalibera.org/a/cart ... 97757.html

Hier gibt es noch mehr historische Aufnahmen, Foto 62 bspw. von der Piaţa Unirii.
http://tramclub.org/viewtopic.php?t=5344
Zum Vergleich, derselbe Ort heute: https://maps.app.goo.gl/atnkuYG6z7cFRX3R7
Wer sich jetzt fragt, was ist denn mit der Kirche passiert – tatsächlich war die Kirche Ceauşescu stets ein Dorn im Auge und er befahl den Abriss zahlreicher Kirchen. Oftmals war der einfachere und widerstandsärmere Weg jedoch, sie einfach mit eigenen Bauten „einzumauern“ und so aus dem Stadtbild zu verbannen, wie es auch hier in diesem Beispiel passiert ist.

An einigen Stellen gibt es ganz brauchbare Radwege, doch noch handelt es sich nur um kleine Bruchstücke.
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Gewässer haben in Rumänien leider oft keinen Erholungswert, hier der stark kanalisierte Dămboviţa
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Wir stärken uns bei einem üppigen Abendessen und steigen dann in den Trolleybus auf der Ost-West-Achse, die tatsächlich im dichten Takt befahren wird, nur das Freihalten der Busspur klappt nicht so ganz. Hier wird in naher Zukunft die Verlängerung der M5 gebaut werden, man darf mit angespannter Erwartung auf die Folgen für den Trolleybus blicken...
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Der Trolleybus fährt hier gegen die Einbahnstraße. Hier ist mir ein sehr ungewöhnlicher Trolleybus vor die Kamera gefahren…
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Cișmigiu-Park
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Die blaue Stunde bricht an
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Am offenen Fenster fahren wir durch den immer noch warmen Abend
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Betonwüste am Bulevardul Carol
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188 muss sich lange gedulden, ehe er die stark befahrene Straße überqueren kann
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Einige V3A-Wagen wurden 2006 bis 2010 modernisiert und mit einem Niederflur-Mittelteil ausgestattet
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Ein hübscher kleiner Brunnen am Straßenrand
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Unterwegs im V3A-Wagen
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310 und 347 in der Wendeschleife Piaţa Sfanta Vineri, in der 4 Linien aus dem Nordosten in der Nähe der Piaţa Unirii enden
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Das Stadtviertel nordöstlich der Piaţa Unirii wirkt recht rustikal
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Die auf der Webseite angegebene Musikbegleitung zum Springbrunnen an der Piaţa Unirii findet zwar nicht statt, doch der Brunnen gibt auch ohne einen fantastischen Anblick mit Beleuchtung ab.
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Bukarest hat einen besonderen Verwaltungsstatus und ist in 6 Sektoren unterteilt, die jeweils einen eigenen Bürgermeister haben. Daher sieht die Stadtgestaltung in unterschiedlichen Teilen der Stadt durchaus sehr unterschiedlich aus. Im Sektor 4 wurde in den letzten Jahren ein sehr starkes Augenmerk auf eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität und eine schönere Gestaltung des öffentlichen Raumes gerichtet, was man durchaus erkennt.
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Der Slogan „Ich arbeite, ich liebe, ich lebe im Sektor 4“ gefällt mir irgendwie und hängt auf unzähligen Schildern aus. Teilweise gibt es an den Sektorgrenzen recht auffällig gestaltete Blumenrabatte, die dann eine 4 aus einer Sorte Blumen bilden oder entsprechend angepflanzte Hecken.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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