Metropolenbahner hat geschrieben: ↑03 Aug 2022, 15:09
Mann mann, also ich sag mal - nicht abwertend gemeint - dass
Du bisher bessere Argumente hattest.
Ich sag's - auch nicht abwertend - dass ich nicht für die Süddeutsche Zeitung schreibe (wahlweise danke, dass meine Argumente besser sind als die in der SZ, den Satz kann man so oder so verstehen^^) und zweitens jetzt wenigstens das Gegenargument kommen müsste. Aber kommt keins. Schade irgendwie.
Metropolenbahner hat geschrieben: ↑03 Aug 2022, 15:09Jo da ist im aktuellen Spiegelheft auch noch die Fortsetzung, nämlich dass alle anderen EU-Länder auch von D erwarten die AKWs am Netz zu lassen, wenn sie schon für D schwitzen / frieren sollen.
Das können sie gerne erwarten, nur hat das eine immer noch nix mit dem anderen zu tun. Die AKW-Abschaltung im Winter 2022/23 kollidiert schlicht mit dem Stromimportbedarfs insbesondere Frankreichs. Kann man so natürlich nicht offiziell sagen.
Metropolenbahner hat geschrieben: ↑03 Aug 2022, 15:09Um 2 Monate zu überbrücken (...)
Ich zitiere mal was anderes daraus:
"Es gibt keine einheitliche Definition einer Dunkelflaute. Oft wird ein willkürlicher Kapazitätsfaktor für Wind und Solar definiert, der in einem bestimmten Zeitraum immer oder im Mittel unterschritten werden muss." Oder anders gesagt, wenn ich behaupten will, es geht einfach nicht, dann kann ich das. Lustig.
Und wie gesagt, die Wind- und Solarleistung ist regional sehr verschieden. Im Gegensatz zu einem Ausfall von einem Großkraftwerk wie Isar II. Dann haben wir "Atomflaute" wie derzeit in Frankreich. Mitten im Sommer, wo keiner elektrisch heizt ... übrigens möchte ich nochmal auf den Unterschied zwischen einer Wärmepumpe und einem großen "Tauchsieder" hinweisen, wie ihn viele Häuser in Frankeich wohl haben.
Der Kommentar in der Süddeutschen hat recht, es ist eine Gespensterdebatte. Das
kurzfristige Problem ist nicht in den Kraftwerken zu lösen, die anderen "90%" an Gas lassen sich nicht einsparen und so schnell wohl auch nur teilweise aus anderen Quellen ersetzen. Diesen Winter muss jeder Betreiber einer Gasheizung, die Industrie, da werden alle sparen müssen. Beim Strom haben wir auch kurzfristig das Problem, dass gleich mehrere "alte" Technlologien ausfallen, nämlich Gas wegen Mangel an selbigem und die Atomkraft wegen Untauglichkeit in Frankreich und Atomausstieg in Deutschland. Da ist letzteres zumindest vorübergehend einfacher zu beheben. Und sonst bleibt nur Kohle und auch wieder Sparen, um die Lücken zu schließen, die der Gasmangel aus Russland und die französische Atomflaute verursachen und Bedarfsspitzen zu vermeiden.
Langfristig ist auch der Klimawandel und die Endlagerfrage noch da, wegen denen sich gewisse Dinge von Haus aus verbieten. Die Abhängigkeit von fossiler Energie ist fatal, dagegen ist die "Dunkelflaute" langfristig ein lösbareres Problem. Außerdem möchte ich nochmal auf die Sparpotentiale hinweisen: Seit wir Solaranlage, Akkuspeicher und Wärmepumpe haben, ist der gesamte Verbrauch früher Öl + Strom und jetzt nur noch Strom (gemessen in kWh) um ca. 75% gesunken. Und das Haus ist noch nicht mal nach heutigem Stand gedämmt und das Auto mit denkbaren Möglichkeiten wie dem biodirektionalen Laden noch nicht eingerechnet und Neubauten oder neuere Anlagen nochmal besser. Die angedeutete Rechnerei, wonach heutige Verbräuche 1:1 ersetzt werden müssen "das geht ja nie", ist Quatsch. Auch die Leistungsspitzen im Netz, die ja meistens das Problem bei kleinen und großen Blackouts sind, ließen sich deutlich reduzieren, wenn auch die Ebenen weiter oben (also alles vor dem Hausanschluss) flexibler und effizienter wären.
Wenn wir jetzt nicht wieder die Fehler der Vergangenheit machen ("Gespensterdebatt"e) und alle Effizienzvorteile durch Reboundeffekte wieder überkompensieren wie beim Verbrauch im Straßenverkehr, dann kommen wir langfristig mit viel weniger Energie aus, allerdings muss das Stromnetz mehr können und um Funktionen erweitert werden, die wir bisher bei anderen Energieträgern hatten. Wir haben im Winter immer schon einen viel größeren Gasverbrauch gehabt, als geflossen ist und andersrum im Sommer viel mehr bekommen als verbraucht, deswegen haben wir Gasspeicher oder auch Heizöltanks. Das ist jetzt an sich nichts besonderes, wir müssen es jetzt nur beim Strom auch hinbekommen, dass wir ihn einspeichern können.
Außerdem würde es Deutschland gut stehen, wenn es die Situation nutzt und sich Kompetenz, Arbeitsplätze, Marktanteile in Sachen Energiewende aus Asien zurückholt. Wenn Deutschland wieder führend wird bei Erneuerbaren (mit allem was auch jenseits der Kraftwerke dzugehört!) und meinetwegen Frankreich bei der Kernenergie, dann wäre das sicherlich auch wirtschaftlich im Sinne der EU.
Metropolenbahner hat geschrieben: ↑03 Aug 2022, 15:19Naja, wir haben es jetzt 50 Jahre verantwortet, was ist in der Zeit in D passiert?
Wir haben gemerkt, dass es nicht zu verantworten ist. Natürlich könnten wir bei dem anderen Problem auch sagen, E-Autos sind doof, lasst uns weiter Verbrenner fahren, ich will nix ändern, nix einschränken, Klimawandel, mei, den haben wir so lange verantwortet, wo ist das Problem? Achso ja, jetzt wird das "theoretische" Risiko ein ziemlich praktisches und die Vorstellung, dass es in Deutschland so werden könnte, wie in drei Wochen Urlaub im Süden, ab Woche vier mit vertrocknetem Vorgarten, rationiertem Wasser, nicht mehr gekühlten AKW, brechenden Bahngleisen und Autobahnen, im besten Fall nur ekligen und nervigen neuen Insekten, Viren hier bei uns gar nicht mehr so attraktiv.
Es gibt so vieles große und kleine, was lange verantwortet wurde und dann nicht mehr, von Drogen in der Cola bis Gewalt in der Ehe. Oder auch Fahranfänger mit 250 km/h auf die Autobahn und 400 PS auf die Menschheit loszulassen, während die Sani für den eine halbe Tonne zu schweren Kranken- oder Feuerwehrwagen dann zum Hinterherputzen einen extra Lappen braucht.
Metropolenbahner hat geschrieben: ↑03 Aug 2022, 15:19aber wie genau die Lieferkette in den Größenordnungen, wie wir sie bräuchten, aussehen könnte, daran wagen sich die Wenigsten.
Bisher war Wasserstoff auch eine nette Zukunftsvision, die wie vieles in der Politik am besten in der Zukunft bleibt, damit man's immer wieder versprechen kann, aber nix tun muss. Seit ein paar Monaten ist u.a. auf diesem Thema aber ein anderer Druck drauf als die letzten grob 30 Jahre. Politisch wie wirtschaftlich.
Oder wie heißt es über den Audi 50 (später VW Polo) bei Wikipedia:
"Der Audi 50 gilt als eine der schnellsten Entwicklungen in der Automobilgeschichte" - Da muss einige Monate vor der Markteinführung im Sommer 1974 irgendwas gewesen sein, was plötzlich im Grunde entgegen dem Zeitgeist (wieder) einen Markt für sehr kleine, nach damaligen Maßstäben sparsame Autos geöffnet hat ...
Skupellos also.
