Bahn muss dringend verstaatlicht werden

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
Antworten
papageno
Jungspund
Beiträge: 15
Registriert: 27 Jan 2006, 13:47

Beitrag von papageno »

Ich bleibe bei dem Standpunkt dass man die Bahn wieder verstaatlichen sollte und den Börsenwahn verhindern muss, es ist schon beschämend zu wissen, dass viele Auszubildene nach ihrer Lehre nicht übernommen werden, schon heute jammern mir viele Menschen, die bei der S-Bahn tätig sind die Ohren voll, dass Sie ab 2007 in eine Auffangsgesellschaft gebracht werden, bevor Sie dem freiem Arbeitsmarkt überstellt werden.

Es kann nicht sein, dass man aus kostenwahngründen Menschen so rigoros in die Arbeitslosigkeit schickt, auch wenn hier viele Muttersöhnchen und Marketingstudies und Abiturienten meinen andere Werte in neoliberalistischer Hinsicht vertreten zu wollen, so würde ich diesen Herren zwangsarbeit in Sibirien empfehlen, damit Sie wissen was unmenschlichkeit uns soziale Verantwortungslosigkeit und kaltherzigkeit bedeuten und dies auch am eigenem Leib zu spüren bekommen.

Was ist daran so wirtschaftlich den Interregio abzuschaffen, welcher für Millionen von Euros modernisiert worden ist, was ist so wirtschaftlich neue Strecken zu bauen (Köln - Frankfurt) und einige Still zu legen, unser Vorfahren würden sich im Grabe umdrehen wenn Sie mitansehen müssten, wie nach und nach das aufgebaute Land verkauft wird und stückweise demontiert und viele merken es nicht einmal.
luc
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3193
Registriert: 21 Mär 2004, 01:59
Wohnort: Ghetto

Beitrag von luc »

papageno @ 30 Jan 2006, 13:45 hat geschrieben:was ist so wirtschaftlich neue Strecken zu bauen (Köln - Frankfurt) und einige Still zu legen, unser Vorfahren würden sich im Grabe umdrehen wenn Sie mitansehen müssten, wie nach und nach das aufgebaute Land verkauft wird und stückweise demontiert und viele merken es nicht einmal
Wurden zu Bundesbahnzeiten keine Strecken stillgelegt? Auch unter der Reichsbahn wurden einige Strecken stillgelegt. Und ehrlich gesagt ist es mir lieber, wenn man auf weniger Strecken einen einigermaßen guten Takt hat als daß alle Strecken mit 4 Zügen am Tag weiterbetrieben werden, wie dies auf vielen Strecken in der DDR üblich war.
Benutzeravatar
Südostbayer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2161
Registriert: 15 Jul 2003, 13:28
Wohnort: nahe Mühldorf

Beitrag von Südostbayer »

papageno @ 30 Jan 2006, 13:45 hat geschrieben:Es kann nicht sein, dass man aus kostenwahngründen Menschen so rigoros in die Arbeitslosigkeit schickt, auch wenn hier viele Muttersöhnchen und Marketingstudies und Abiturienten meinen andere Werte in neoliberalistischer Hinsicht vertreten zu wollen, so würde ich diesen Herren zwangsarbeit in Sibirien empfehlen, damit Sie wissen was unmenschlichkeit uns soziale Verantwortungslosigkeit und kaltherzigkeit bedeuten und dies auch am eigenem Leib zu spüren bekommen.
Bist Du nicht selbst unmenschlich, sozial verantwortungslos und kaltherzig, wenn Du jemand zur Zwangsarbeit nach Sibirien schicken möchtest?
Zeuge eines Quietschi'
Routinier
Beiträge: 406
Registriert: 03 Sep 2005, 07:36
Wohnort: München

Beitrag von Zeuge eines Quietschi' »

Jetzt seien wir mal ehrlich ! ! !
Da werden in Großkonzernen Millionen-bzw. Milliardengewinne gemacht und danach stellt sich der Vorstandsvorsitzende in die Medien und sagt doch tatsächlich, dass man noch nicht genug Gewinn macht und das mit den vorhandenen Mitartbeitern, nein man entlässt mal eben 32.000 Menschen.
So geschehen bei der Telekom.
Ähnlich ist es bei Daimler Crysler, Deutsche Post, Deutsche Bank, Deutsche Bahn uvm.
Meiner Meinung ist das nicht nur unsozial, menschenverachtend, gefühllos, sondern HOCHVERRAT am Volk. Ich würde die zwar nicht nach Sibirien schicken (oder vielleicht doch), vielleicht aber in die Braunkohle oder als Kumpels untertage ohne Technik, nur Spitzhacke und Schaufel.
Signatur musste verändert werden. Danke VT609

GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer) Homepage

FPTV.de
Steewahn
Jungspund
Beiträge: 23
Registriert: 11 Apr 2005, 17:10

Beitrag von Steewahn »

Wunderschön den "Experten" hier zuzuhören :o
ropix
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14244
Registriert: 14 Apr 2004, 09:55
Wohnort: Überm großen Teich: Zumindest kann man mit der MVG gemütlich hinschippern
Kontaktdaten:

Beitrag von ropix »

Steewahn @ 30 Jan 2006, 16:03 hat geschrieben: Wunderschön den "Experten" hier zuzuhören :o
Auf der einen Seite ja - auf der anderen Seite - was soll das? Darf man denn seine Meinung nicht kundtun, auch wenn sie an der tatsächlichen Sachlage vorbei geht? Und wer definiert überhaupt, was "tatsächliche Sachlage" und was "daran vorbei" ist.

Na klar ist Sibieren ne harte Drohung - geschrieben sind solche Sachen schnell, ob die Personen auch so handeln würden - und ob überhaupt genug Wissen vorhanden ist, um zu handeln?

Es geht initial wohl um die S-Bahn Berlin, oder? Das Problem ist doch, derzeit muss der Stadtstaat Berlin die S-Bahn Leistung bezahlen. Und da Berlin nun mal kein Geld hat, muss es sparen - und hat daher das Recht, den billigsten Anbieter als EVU zu verwenden. Wenn nun die Bahn staatlich ist - wer trägt dann die horrenden Mehrkosten - der Steuerzahler natürlich. Gut, das Land Berlin wäre entlastet und Gewinn und Verlust würden sich gleichmäßig auf eine Bahn verteilen, die keinerlei Antrieb mehr hätte Reformen und ähnliches umzusetzten...

Wenn man nun alles zurückverstaatlicht, dann kommt man irgendwann im alten Osten an... - und das willst du sicher auch wieder nicht.

Zur Frage drei - nun, der Interregio wird nicht so super-wirtschaftlich sein, ansonsten würden längst private den Verkehr übernommen haben - etwas, was übrigens nur auf einer nicht-staatsbahn funktioniert (wenn EVU und EIU verstaatlicht werden). Die Neubaustrecken werden sich wohl nicht rentieren - wobei ich das nicht an Zahlen, nur an Vermutungen festmachen kann - aber sie bieten die einzige Alternative zu Auto und Flugzeug, Verkehrsmittel die wiederum immensen Schaden in der Umwelt anrichten.

Und dann gleich dazu - bei einer verstaatlichten Bahn würde natürlich dre Bund allein für die Kosten von Neubaustrecken aufkommen - bei der privaten Bahn beschwert sich jeder schon über die gezahlten Zuschüsse.
-
Benutzeravatar
Froschkönig
Haudegen
Beiträge: 683
Registriert: 03 Nov 2002, 13:37
Wohnort: München

Beitrag von Froschkönig »

Der Interregio ist leider im Finanzpoker zerrieben worden.
Er war zwar defizitär, aber nicht in dem Maße, eine komplette Abschaffung zu rechtfertigen.
Abgesehen davon, dass er als ausgesprochen beliebtes Produkt imagemäßig sehr viel gebracht hat.
Nur leider wollte ihn keiner zahlen.
Die Bahnwelt hat sich in den letzten Jahren in einen länderfinanzierten Nahverkehr und in einen eigenwirtschaftlichen Fernverkehr geteilt.
Der Interregio war da eine Art Zwitterwesen dazwischen und so haben sich Bahn und Länder den schwarzen Peter - sprich: die Kosten - gegenseitig zugeschoben, was ja betriebswirtschaftlich beim derzeitigen Finanzierungsmodell auch nachvollziehbar ist, denn keine der beiden Seiten hat Geld zu verschenken.

Zur Verstaatlichung:
Immerhin hat die Privatisierung ein hochverschuldetes Unternehmen zu einem gewinnträchtigen gemacht.
Das Ganze zwar mit großen sozialen Verwerfungen, doch diese sind im Vergleich zu anderen Unternehmen noch sehr milde ausgefallen, betriebsbedingte Kündigungen sind bis zum heutigen Tage ausgeschlossen, wo gibt es sowas noch?
Wenn man auch hier und da über die richtige Strategie und Ausrichtung des Unternehmens streiten kann, so ist doch der Erfolg nicht zu übersehen und wer arbeitet nicht lieber in einem wirtschaftlich gesunden Unternehmen?

Und zu den Azubis:
Die Bahn ist Deutschlands größter Ausbildungsbetrieb und bildet weit über den Bedarf hinaus aus, um jungen Menschen eine Berufsausbildung zu ermöglichen.
Wenn dann einige nicht übernommen werden, ist es immer noch besser, als wenn sie ungelernt geblieben wären.
Es gibt ja genug Betriebe, die gar nicht ausbilden und die Bahn-Azubis gern nehmen, so geht dann die Rechnung wieder auf.
Leider muss dabei eine gewisse räumliche Mobilität vorausgesetzt werden, aber auch das ist nun mal leider in Globalisierungszeiten Normalität.
Benutzeravatar
Dave
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3298
Registriert: 10 Dez 2003, 14:58
Wohnort: NBY
Kontaktdaten:

Beitrag von Dave »

An alle, die immer noch meinen, die Deutsche Bahn AG sei schon privatisiert: Sie gehört immer noch zu 100% dem deutschen Staat!
Und wer den Straflagern und der DDR nachtrauert, darf gern einen Einbürgerungsantrag in Kuba oder in der inzwischen auch kapitalistischen) VR China stellen. Menschenrechtsverletzungen inklusive.
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Dave @ 30 Jan 2006, 21:40 hat geschrieben: An alle, die immer noch meinen, die Deutsche Bahn AG sei schon privatisiert: Sie gehört immer noch zu 100% dem deutschen Staat!
...der aber keinen Hehl daraus macht, dass er die 49,9%, die er laut Art. 87e GG verscherbeln darf, auch verscherbeln will und wird :(
Benutzeravatar
V!
Tripel-Ass
Beiträge: 155
Registriert: 03 Nov 2005, 23:33

Beitrag von V! »

Eigentum VERPFLICHTET zum Gemeinwohl... das sollte wohl als Argument reichen.

@ Froschkönig: Nein, der IR war nicht defizitär, ich empfehle hier die Lektüre "InterRegio" des EK Verlages, gut, der Verfasser ist leicht "befangen" aber die Zahlen sind realistisch....
Nur als Beispiel, die entfallenden Halte des IR muss nun auch der IC übernehmen, wird dadurch ausgebremst und hat dadurch mehr Energiebedarf- bzw. Kosten sowie längere Fahrzeiten. Der IC hätte evtl. geopfert werden sollen, statt dessen der IR Verkehr weiterbetrieben. Somit wären auch "Fgst-Zuwächse" im ICE sicher gewesen, durch wegfall der IC-Verbindungen... preislich wäre es eh ein ähnliches Niveau.... egal, is Geschichte... tun wir lieber kein Fuzzie Debatte lostretten...
Benutzeravatar
Flok
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2548
Registriert: 04 Jan 2003, 17:23
Wohnort: MA

Beitrag von Flok »

Bahn muss dringend verstaatlicht werden
Ohh jaaa. Damit der Verwaltungskopf weiter und weiter wächst. Jetzt, wo die DB endlich ansatzweise anfängt dem Wasserkopf des Konzerns das Wasser zu nehmen, kommst du mit "dringend verstaatlicht werden" daher. Irgendwie lebst du doch auch in deiner eigenen Welt, oder? Allein schon deine Vorstellung des 80 Cent Kaffees (in irgendeinem deiner identischen Themen mit jeweils variierender Überschrift) im Restaurant ist etwas sehr utopisch.
Dein Wunsch von alles billig, oft und bequem widerspricht sich mit einer heutigen Staatsverwaltung.
Das Netz gehört in Staatshand, den Betrieb sollen die verschiedenen EVUs erledigen. Die Bundesbahnzeit ist vorbei - find dich damit ab. Selbst "alte Hasen" unter den Bahnern haben das mittlerweile gerafft.
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Flok @ 31 Jan 2006, 08:13 hat geschrieben: Selbst "alte Hasen" unter den Bahnern haben das mittlerweile gerafft.
Es gibt aber noch genügend Freaks, die der Meinung, dass das alles wiederkommt...(ich gehöre nicht dazu) ;)
Benutzeravatar
Froschkönig
Haudegen
Beiträge: 683
Registriert: 03 Nov 2002, 13:37
Wohnort: München

Beitrag von Froschkönig »

ChristianMUC @ 31 Jan 2006, 09:01 hat geschrieben:Es gibt aber noch genügend Freaks, die der Meinung, dass das alles wiederkommt...(ich gehöre nicht dazu) ;)
Die Bahn war ja nicht immer staatlich und genauso, wie es vor Jahrzehnten eine Verstaatlichungsbestrebung gab und vor zehn Jahren wieder privatisiert wurde, kann das natürlich irgendwann in Zukunft auch mal wieder andersum gehen.
Nur wird das mit Sicherheit nicht sehr bald kommen und schon gar nicht beim derzeitigen Privatisierungszeitgeist, der ja nicht zuletzt europäisch motiviert ist und von der EU auch vehement gefordert wird.

Zum rechtlichen Status:
Die Bahn ist eine Aktiengesellschaft, welche allgemein anerkannt diese Definition hat:

Eine Aktiengesellschaft, Abk. AG, ist eine privatrechtliche Unternehmensform,
bei der das Gesellschaftsvermögen ("Grundkapital" im Gegensatz zur Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ("Stammkapital")
in Aktien aufgeteilt ist. Man zählt sie mit den GmbHs zu den Kapitalgesellschaften.
Das Grundkapital einer AG muss mindestens 50000 Euro betragen.


Dabei spielt es keine Rolle, wem die Aktien gehören oder ob diese an der Börse gehandelt werden können.
Es gibt viele andere Unternehmen mit Staatsbeteiligung und auch viele Ags, die nicht an der Börse gehandelt werden.

Dass der Staat momentan als einziger Aktionär ein großes Mitspracherecht in Unternehmensbelangen hat, ist dabei natürlich auch klar
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Die Bahn als AG hat nur die schon öfters erwähnte Besonderheit, dass der Staat nicht alle Aktien verkaufen darf....
Grundgesetz für die  Bundesrepublik Deutschland
Artikel 87e
[...]
(3) Eisenbahnen des Bundes werden als Wirtschaftsunternehmen in privat-rechtlicher Form geführt. Diese stehen im Eigentum des Bundes, soweit die Tätigkeit des Wirtschaftsunternehmens den Bau, die Unterhaltung und das Betreiben von Schienenwegen umfaßt. Die Veräußerung von Anteilen des Bundes an den Unternehmen nach Satz 2 erfolgt auf Grund eines Gesetzes; die Mehrheit der Anteile an diesen Unternehmen verbleibt beim Bund. Das Nähere wird durch Bundesgesetz geregelt.
[...]
Benutzeravatar
Südostbayer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2161
Registriert: 15 Jul 2003, 13:28
Wohnort: nahe Mühldorf

Beitrag von Südostbayer »

ChristianMUC @ 31 Jan 2006, 20:11 hat geschrieben: Die Bahn als AG hat nur die schon öfters erwähnte Besonderheit, dass der Staat nicht alle Aktien verkaufen darf....
Grundgesetz für die  Bundesrepublik Deutschland
Artikel 87e
[...]
(3) Eisenbahnen des Bundes werden als Wirtschaftsunternehmen in privat-rechtlicher Form geführt. Diese stehen im Eigentum des Bundes, soweit die Tätigkeit des Wirtschaftsunternehmens den Bau, die Unterhaltung und das Betreiben von Schienenwegen umfaßt. Die Veräußerung von Anteilen des Bundes an den Unternehmen nach Satz 2 erfolgt auf Grund eines Gesetzes; die Mehrheit der Anteile an diesen Unternehmen verbleibt beim Bund. Das Nähere wird durch Bundesgesetz geregelt.
[...]
Betrifft aber nur das Netz, nicht den Betrieb, wenn ich den zweiten Satz dieses Grundgesetzartikels richtig lese.
Antworten