23. März 2006 Pressemitteilung-Nr. 66/06
Verkehrspolitik
10 Jahre Regionalisierung des SPNV / Verleihung des Bayerischen ÖPNV-Preises 2006
Huber: "Bayern ist Nahverkehrskunde Nummer 1 in Deutschland"
MÜNCHEN Der vierte Bayerische Nahverkehrskongress steht in diesem Jahr unter dem Motto 10 Jahre Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV). Mit der Regionalisierung des SPNV ging 1996 die Verantwortung für die Bestellung der Nahverkehrsleistungen in Bayern auf den Freistaat über. Dazu wurde die Bayerische Eisenbahngesellschaft gegründet, die seitdem den Nahverkehr in Bayern bestellt. "Die Regionalisierung hat im Freistaat eine Renaissance des SPNV sowohl in den Ballungsräumen als auch im ländlichen Raum eingeleitet. Die Verkehrsleistungen wurden von rd. 82 Mio. km im Fahrplan 1995/96 auf heute jährlich über 103 Mio. Zugkilometer ausgeweitet. Dies bedeutet eine Steigerung von über 25 Prozent. Damit ist der Freistaat Bayern deutschlandweit der Nahverkehrskunde Nummer 1", erklärte Bayerns Verkehrsminister Erwin Huber.
Gleichzeitig seien viele tarifliche Innovationen angestoßen worden, die maßgeblich zur Attraktivität des SPNV beigetragen haben. "Bereits zum Fahrplanwechsel 1996 konnte ein Gesamtkonzept für einen bayernweiten Integralen Taktfahrplan umgesetzt werden. Der BAYERN-TAKT hat sich seitdem fest als Markenartikel etabliert", so der Minister weiter.
Auch beim Thema Qualität unternehme der Freistaat erhebliche Anstrengungen. Dazu zähle der Einsatz schneller RegionalExpress-Züge und die Modernisierung des Fahrzeugparks. Aber auch der Einsatz und Ausbau des Fahrgastinformationssystems DEFAS trage zur Attraktivitätssteigerung des SPNV in Bayern bei. Inzwischen stehe bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft ein umfassendes Qualitätsmanagement zur Verfügung, durch das der Freistaat laufend über die neuesten Entwicklungen informiert werde. Gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen werden weitere Qualitätsverbesserungen angestoßen.
"Der Freistaat Bayern ist in Sachen attraktiver Nahverkehr auf einem sehr guten Weg. Das zeigt nicht zuletzt die Entwicklung der Fahrgastzahlen: Wurden 1997 an einem durchschnittlichen Werktag knapp 1,1 Millionen Fahrgäste befördert, konnte 2005 bereits eine Fahrgastzahl pro Werktag von 1,42 Millionen erreicht werden", betonte Huber.
"Diesen Weg wollen wir auch in Zukunft auf gleichem Niveau weiter verfolgen. Bei den anstehenden Verhandlungen über die zukünftige Höhe der Regionalisierungsmittel muss dabei sowohl der unvermeidbaren Konsolidierung des Bundeshaushaltes Rechnung getragen werden als auch sichergestellt sein, dass die Länder weiterhin angemessene Mittel für den Schienennahverkehr und investive Vorhaben erhalten. Einem Kahlschlag wird Bayern jedenfalls nicht zustimmen."
Im Rahmen des Nahverkehrskongresses verleiht Bayerns Verkehrsminister Erwin Huber heute auch den ÖPNV-Preis 2006. Die Initiative für den Preis geht von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft aus. "Mit dem Preis ehrt der Freistaat vorbildliche Leistungen und Lösungen im bayerischen ÖPNV. Ausgezeichnet werden in diesem Jahr Kommunen, denen es gelungen ist, ein vorbildliches Gesamtkonzept an ihrem Bahnhof zu realisieren sowie ein privater Investor, der wesentlich dazu beigetragen hat, einen Bahnhof zu einem lebendigen Zentrum zu machen. Die Ausgezeichneten tragen durch ihr Engagement dazu bei, den ÖPNV im Freistaat noch attraktiver zu machen" betonte Minister Huber.
Der ÖPNV-Preis geht in diesem Jahr an:
- die ideal mobil AG, München (Investor, Herrn Thomas Walter) für das Projekt "Revitalisierung und Privatisierung des Kleinstadtbahnhofs Landsberg am Lech". Dabei handelt es sich um ein neues integriertes Verkaufs- und Servicekonzept: Herr Walter von der ideal mobil AG hat sich des Bahnhofgebäudes in Landsberg persönlich angenommen und mit Hilfe der Stadt Landsberg sowie der Agentur BahnStadt ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept für einen belebten Bahnhof mit Fahrkartenverkauf, Bistrobereich, Backwaren-, Zeitschriften- und Lebensmittelverkauf entwickelt. Darüber hinaus wurden ein Wartebereich und eine öffentliche Toilette integriert. Die große Bahnhofshalle steht auch für Veranstaltungen zur Verfügung. Entstanden ist ein in jeder Beziehung vorbildlicher Bahnhof.
- die Stadt Deggendorf für die Maßnahme "Umfassende Aufwertung des Bahnhofsbereichs mit Ausbau der Schnittstellenanlagen am Bahnhof Deggendorf". Zusammen mit dem Landkreis Deggendorf und der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Deggendorf (VLD), ist es der Stadt unter dem Motto "Bus trifft Bahn in Deggendorf" gelungen, den Bahnhofsbereich durch Erweiterung und Verbesserung der Umsteigemöglichkeiten vom Bus, vom Auto und vom Fahrrad auf den Zug aufzuwerten. Dabei handelt es sich aber nur um einen Baustein in einem umfassenden Gesamtverkehrskonzept. Realisiert wurde eine Erweiterung und Neugestaltung von PKW- sowie überdachten Fahrradstellplätzen. Der zuvor über einen Kilometer vom Bahnhof entfernte Omnibusbahnhof wurde auf den Bahnhofsvorplatz verlegt und stellt mit seinem auffälligen Farbkonzept für die Wartehäuschen eine architektonische Besonderheit dar. In Ergänzung zu dem neuen Umfeld hat die Deutsche Bahn das Bahnhofsgebäude umgebaut und mit einem DB ServiceStore versehen. Darüber hinaus wurden die Zugänge zu den Bahnsteigen überdacht. Nach Angaben der Stadt Deggendorf hat sich vom Jahr 2001 bis zum Jahr 2005 bei den Bus-Fahrgästen schon eine Steigerung von 60% ergeben.
- die Gemeinde Walpertskirchen für die Maßnahme "Umfassende Aufwertung der Bahnstation Walpertskirchen mit einfachen Mitteln". Mit viel ehrenamtlichem Engagement und Unterstützung von Pro Bahn sowie der SüdostBayernBahn (SOB) wurden verschiedene Sanierungsmaßnahmen umgesetzt: So wurde in Eigenregie der Bahnsteig verlängert, damit auch lange und von der Fahrzeit sehr interessante Berufsverkehrszüge der SOB zusätzlich halten können. Darüber hinaus haben viele ehrenamtliche Helfer Plakatvitrinen angebracht, Blumenrabatten angelegt, einen neuen Fußweg zum Bahnsteig gebaut sowie das Wartehäuschen renoviert. Selbst Bürgermeister Heilmeier hat mitgeholfen, den Sicherheitsstreifen aufzubringen. Die laufende Pflege der Station durch die Gemeinde und deren Bürger sorgen für ein fortwährend attraktives Erscheinungsbild
"Die vielen Bewerbungen zeugen davon, dass sich eine ganze Reihe von Kommunen tatkräftig um ihren Bahnhof kümmern und sich den Weg durch oft nicht ganz einfache Zuständigkeiten und Grundstückseigentumsverhältnisse gebahnt haben", erklärte Verkehrsminister Huber.
Die Auswahljury für den ÖPNV-Preis setzt sich zusammen aus Vertretern des Bayerischen Verkehrsministeriums, der Industrie- und Handelskammer, von Verbänden aus dem Bereich Bus und Bahn, dem Bayerischen Gemeindetag sowie der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Insgesamt sind 30 Bewerbungen von Kommunen und privaten Investoren eingegangen.
Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie