Politik muss Weichen für zukunftsfähigen öffentlichen Personenverkehr stellen
Pressemitteilung
25.09.2006
Die Ostseeland Verkehr GmbH (OLA) konnte im letzten Jahr ihr Betriebsergebnis nur leicht erhöhen. Das im Mai 2005 aus der Neubrandenburger Ostmecklenburgischen Eisenbahngesellschaft mbH (OME) und der Schweriner MecklenburgBahn GmbH (MEBA) fusionierte Verkehrsunternehmen erwirtschaftete 2005 einen Umsatz in Höhe von 36,3 Mio. Euro (2004: 36,2 Mio. Euro).
OLA-Geschäftsführer Jan Bleis informierte heute auf der Jahresbilanzpressekonferenz in Rostock über die wirtschaftliche Entwicklung der größten privaten Eisenbahngesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Umfangreiche Baumaßnahmen der DB Netz AG haben sich negativ auf das Betriebsergebnis ausgewirkt.
Der Geschäftsführer bezifferte die Verluste aus den Fahrausfällen durch Baumaßnahmen und Schienenersatzverkehr im letzten Jahr auf ca. 1,0 Mio. €. „Wir haben nicht nur 196.000 Zugkilometer Leistung verloren, sondern auch zahlreiche frustrierte Fahrgäste. Das entspricht immerhin 7 Prozent der Gesamtleistung und betraf mehrere Strecken. In diesem Jahr summiert sich der Schienenersatzverkehr sogar auf 550.000 Zugkilometer bzw. 20,5 Prozent unseres Auftragsvolumens. Weitere Fahrgastverluste sind im zuschussfreien Fernverkehr insbesondere mit den ungleichen Wettbewerbsbedingungen zu erklären.“ Positiv sei zu vermerken, dass die OLA mit der MEBA-Fusion im Mai 2005, der Übernahme der Mehrheitsanteile der Orwat Bus GmbH & Co. KG Löcknitz im Januar 2006 sowie dem Erwerb der Personenverkehr GmbH Müritz (pvm) zum 1. April 2006 die eigene Wettbewerbsfähigkeit deutlich stärken konnte. Das Engagement im kommunalen Bereich ermögliche eine wesentlich effektivere Vernetzung von Schienen- und Busverkehr zum Vorteil der Fahrgäste und der öffentlichen Auftraggeber.
Die OLA beförderte in 2005 im Schienenpersonenverkehr rund 2 Mio. Personen. Als größtes privates Personenverkehrsunternehmen des Landes beschäftigt die OLA mit ihren Tochtergesellschaften gegenwärtig 260 Mitarbeiter in Mecklenburg-Vorpommern. Das Streckennetz der OLA im Nahverkehr umfasst 446 km, der Marktanteil im Land liegt unverändert bei 16 %.
Umsatzentwicklung OLA
2001 23,3 Mio. Euro
2002 29,7 Mio. Euro
2003 33,5 Mio. Euro
2004 36,2 Mio. Euro
2005 36,3 Mio. Euro
"Die Zukunft des Bahnverkehrs in Deutschland hängt im entscheidenden Maße davon ab, ob der Bund und die Länder in den nächsten Wochen und Monaten die Weichen richtig stellen", betonte Bleis. Im Falle einer (Teil-)Privatisierung der Deutschen Bahn als integrierter Konzern (Privatisierung mit Infrastruktur) würde der langsam aufkeimende Wettbewerb auf deutschen Schienen einen herben Rückschlag erfahren. Nur, wenn die Verfügung über das Bahnnetz in der öffentlichen Hand bleibt, kann ein diskriminierungsfreier Zugang für Dritte nachhaltig gesichert werden, können wettbewerbsfeindliche Koppelgeschäfte zwischen Ausbau der Infrastruktur und öffentlichen Verkehrsaufträgen verhindert werden. „Ein echter Wettbewerb im zuschussfreien Fernverkehr wird sich nur entwickeln können, wenn es keine unternehmerische Verflechtung zwischen dem Besitzer der Infrastruktur und dem Verkehrsbetreiber mehr gibt.“
Eine weitere Grundsatzentscheidung wird die Reaktion der Bundesländer auf die beschlossene Kürzung der Regionalisierungsmittel für den Nahverkehr sein. Durch einen entschlossenen Wettbewerbskurs können die jetzt anstehenden Kürzungen weitestgehend kompensiert werden, ohne dass es zu weiteren umfangreichen Leistungsreduzierungen kommt. Durch konsequente Vergabe der Nahverkehrsleistungen im Wettbewerb könnten vor allem auf den Hauptstrecken langfristig 20 bis 30 Prozent Kosten eingespart werden, das entspricht bundesweit jährlich 1,4 bis 2,1 Mrd. Euro. Allein durch die Ausschreibung des Ostseeküstennetzes, das Ende letzten Jahres an die DB vergeben wurde, sparen die beteiligten Länder bei einer Laufzeit von zwölf Jahren im Vergleich zum jetzigen Betrieb 84 Mio. Euro.
„Entscheidend ist, dass die Länder als Besteller des Schienenpersonennahverkehrs der aktuell angebotenen Versuchung widerstehen, kurzfristig eher geringe Preiszugeständnisse der DB gegen eine langfristige Verlängerung der bestehenden und ohne Wettbewerb zustande gekommenen Verkehrsverträge mit dem ehemaligen Monopolisten anzunehmen. Angesichts der angespannten Haushaltslage auf allen politischen Ebenen wäre mehr Mut zu Wettbewerb ein Gewinn für alle Beteiligten, vor allem aber für die Steuerzahler“, so Bleis abschließend.
Die OLA verkehrt auf folgenden Strecken:
Rostock–Güstrow über Laage, Stralsund–Neustrelitz, Bützow–Ueckermünde, Bergen auf Rügen–Lauterbach-Mole, Rehna–Schwerin–Parchim, Stralsund–Berlin–Dresden-Neustadt (OstseelandExpress), InterConnex (Rostock–)Berlin–Gera
Pressemitteilung der OLA