[Basel / CH] Kampf um den Trolleybus

Strecken, Fahrzeuge und Technik von Bussen
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Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

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MVG-Wauwi
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Beitrag von MVG-Wauwi »

. «Umweltschutz ist passé», hatte es hinter vorgehaltener Hand geheissen.
"Geiz ist geil" tönt es dafür von allen Dächern um so lauter.

Deshalb bloß keinen Falschgeiz aufkommen lassen und schnell
die Trolleybuslinien «aus Spargründen» in (Diesel-)Buslinien um[zu]wandeln und erst neunjährige Fahrzeuge aus[zu]rangieren.
!!!!!!

:blink: :wacko:
Gruß vom Wauwi
luc
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Beitrag von luc »

Wirtschaftlich gesehen ist die Umstellung auf Dieselbus aber richtig. Der Trolleybus ist gleich schnell und hat die gleiche Kapazität wie ein Dieselbus, ist nur teurer. Für das gesparte Geld könnte die BVB auch das Straßenbahn- und Busnetz ausbauen. Die Beibehaltung des Obusses ist das gleiche wie in Berlin mit machen BVG-Straßenbahnlinien in Köpenick, wo nur ein Tatra allein verkehrt und im Stau hängen bleibt. Den Trolleybus fordert eh nur noch die Autolobby, denn damit bleiben die Parkplätze und die Straßen werden nicht durch die Errichtung eines unabhängigen Bahnkörpers zurückgebaut. Warum gerade die Grünen sich für den Obus einsetzen ist mir rätselhaft, es gibt auch billiger Alternativen wie Erdgas- oder Wasserstoffbusse, die ebenfalls keine Emissionen haben.
Also entschied man, die Trolleybuslinien «aus Spargründen» in (Diesel-)Buslinien umzuwandeln und erst neunjährige Fahrzeuge auszurangieren
Kann man doch weiterverkaufen. Wenns Niederflurfahrzeuge sind, kann man auch noch nen anständigen Preis erzielen. Oder ist das schon Konkurrenzdenken wie bei der DB?
Drittenorts wird der Trolley weiterentwickelt, so beim «Pneutram», das im französischen Nancy unter Trolleybusfahrleitung auf einer einzigen Spurschiene fährt.
Wäre ja schön, wenn denn dieser "Pneutram" dann auch funktionieren würde, aber über den hab ich schon früher mal hier gelästert. Ich habe mal einen Studenten aus Nancy getroffen, der hat mir erzählt, daß die "Tram" im Winter Probleme mit der vereisten Spurrille hatte (gut das Problem kennen wir von der MVG auch), außerdem sind die den Berg nach Brabois nicht hochgekommen. Außerdem zeigt die Trasse durch die einseitige Belastung schon kleinere Schäden (wie auf stark befahrenen Busspuren nach ein paar Jahren).
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MVG-Wauwi
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Beitrag von MVG-Wauwi »

luc @ 12 Jan 2005, 01:35 hat geschrieben:es gibt auch billiger Alternativen wie Erdgas- oder Wasserstoffbusse, die ebenfalls keine Emissionen haben.

Das erste ist objektiv falsch, denn natürlich hat auch ein Erdgasbus lokale Emissionen, wenn auch geringere als beim Dieselbus. Und dass ein Wasserstoffbus eine "billigere" Alternative gegenüber dem O-Bus ist, wage ich stark zu bezweifeln. Diese neue Technologie wird noch über viele Jahre Unsummen an Forschungsgeldern verschlingen, bis man von einer Serienreife sprechen kann.
Demgegenüber dürften die Kosten der O-Bus-Infrastruktur keineswegs so hoch sein, wie es auf den ersten Blick vielleicht erscheint. Die Infrastrukturkosten bei der Straßenbahn (also Oberleitung und Schiene) liegen bei einem Unternehmen, in das sich während meiner Studienzeit Einblick nehmen durfte, in der Größenordnung von 15% der Betriebskosten. Entsprechend müsste sich der Rahmen bei den O-Bus-Kosten abstecken lassen. Bei den Energiekosten dürfte der Trolley heutzutage günstiger sein als der Dieselbus und nicht zuletzt sind die Stromkosten auch kalkulierbarer als der Dieselpreis.
Der O-Bus hat zugegebenermaßen keine größere Kapazität als der Dieselbus. Auch sind die Anschaffungskosten wegen der geringeren Stückzahlen höher. Dafür hat er nach meinen Eindrücken aber ein deutlich größeres Beschleunigungsmoment als der Dieselbus, was wiederum Fahrzeit einsparen kann. Besonders wirksam kommt dieser Vorteil an Steigungstrecken gegenüber dem Dieselbus zum Tragen. Aus Fahrgastsicht steht ein attraktives Verkehrsmittel zur Verfügung, was zu höheren Fahrgeldeinnahmen gegnüber dem Dieselbus führt.

Fazit: Der O-Bus ist sicherlich ein Nischenprodukt, das auf schwächer belasteten, nicht straßenbahnwürdigen Strecken ein durchaus attraktives Verkehrsangebot gewährleisten kann. Er ist komfortabler als ein Dieselbus, lärm- und emissionsarm und kann unter bestimmten Umständen (insbesondere bei anspruchsvoller Topographie) auch bei den Betriebskosten mithalten.
Nicht immer ist er aber auch das zweckmäßigste Verkehrsmittel. So wird man ihn in Innsbruck auf der hochbelasteten Ost-West-Achse zu Gunsten der Straßenbahn aufgeben - eine richtige Entscheidung, wie ich finde.
Gruß vom Wauwi
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Also nach meinem Kenntnissrand sind die Betriebskosten beim O-Bus spuerbar niedriger als beim DIeselbus, weil die Einsparungen durch die niedrigeren Energiekosten die Kosten fuer Aufbau und Wartung der Oberleitung wieder ausgleichen. Angeblich trifft das ja sogar bei der Trambahn zu, da weiss ich aber nicht wie verlaesslich die Information ist.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Mahlzeit,
Boris Merath @ 12 Jan 2005, 14:17 hat geschrieben:[...] sind die Betriebskosten beim O-Bus spuerbar niedriger als beim DIeselbus, weil die Einsparungen durch die niedrigeren Energiekosten die Kosten fuer Aufbau und Wartung der Oberleitung wieder ausgleichen. Angeblich trifft das ja sogar bei der Trambahn zu [...]
das trifft wohl schon auch auf die Tram zu. Erstens ist es immer wieder zu lesen, zweitens erfolgt die Umstellung von Buslinien auf Tramlinien nicht aus nostalgischen Gründen, sondern primär aus Kostengründen, so ist es zumindest aus dem Münchner Rathaus zu hören.
Eine Umstellung auf eine Tram gilt als ökonomisch, wenn die Strecke mindestens 10.000 Beförderungsfälle pro Tag und Richtung aufweisen kann. Eine bestehende Strecke bleibt bei wenigstens 3.000 Beförderungsfällen effizient.
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MVG-Wauwi
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Beitrag von MVG-Wauwi »

Boris Merath @ 12 Jan 2005, 14:17 hat geschrieben: Also nach meinem Kenntnissrand sind die Betriebskosten beim O-Bus spuerbar niedriger als beim DIeselbus, weil die Einsparungen durch die niedrigeren Energiekosten die Kosten fuer Aufbau und Wartung der Oberleitung wieder ausgleichen. Angeblich trifft das ja sogar bei der Trambahn zu, da weiss ich aber nicht wie verlaesslich die Information ist.
Hängt auch ein wenig vom Betrieb ab. In München mit seinen viel zu kleinen Fahrzeuggrößen gegenüber einem "Schlenki" wurden beim damaligen ÖV-Gutachten annähernd gleiche Betriebskosten ermittelt. In tramfreundlichen Städten wie Karlsruhe dagegen stellt man aus betriebswirtschaftlichen :) Gründen am liebsten alles auf Tram um, was sich sinnvoll umstellen lässt. Fahrzeuge mit hoher Kapazität und der flexiblen Zugverbandsmöglichkeit fahren dabei erhebliche Kostenvorteile gegenüber einer Busbedienung raus. Mit einem solchen Zugverband schafft man an die 500 Leute weg, beim R.2. sind's gerade mal 160 :( , beim R.3. zumindest 218. Aber einer der Hauptkostenvorteil der flexiblen Kapazitätsanpassung beibt beim Verzicht auf Zugverbände aus wohl z.T. ideologischen Gründen leider ungenutzt.
Eine Umstellung auf eine Tram gilt als ökonomisch, wenn die Strecke mindestens 10.000 Beförderungsfälle pro Tag und Richtung aufweisen kann.
Das ist ein Richtwert für komplett neue Linienäste. Bei der Verlängerung eines bestehenden Streckenastes setzt man die Rentabilitätsschwelle schon bei etwa 5000 Fahrgästen an.
Gruß vom Wauwi
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Dave
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Beitrag von Dave »

luc @ 12 Jan 2005, 01:35 hat geschrieben: Wirtschaftlich gesehen ist die Umstellung auf Dieselbus aber richtig. Der Trolleybus ist gleich schnell und hat die gleiche Kapazität wie ein Dieselbus, ist nur teurer. Für das gesparte Geld könnte die BVB auch das Straßenbahn- und Busnetz ausbauen. Die Beibehaltung des Obusses ist das gleiche wie in Berlin mit machen BVG-Straßenbahnlinien in Köpenick, wo nur ein Tatra allein verkehrt und im Stau hängen bleibt. Den Trolleybus fordert eh nur noch die Autolobby, denn damit bleiben die Parkplätze und die Straßen werden nicht durch die Errichtung eines unabhängigen Bahnkörpers zurückgebaut. Warum gerade die Grünen sich für den Obus einsetzen ist mir rätselhaft, es gibt auch billiger Alternativen wie Erdgas- oder Wasserstoffbusse, die ebenfalls keine Emissionen haben.

Kann man doch weiterverkaufen. Wenns Niederflurfahrzeuge sind, kann man auch noch nen anständigen Preis erzielen. Oder ist das schon Konkurrenzdenken wie bei der DB?

Wäre ja schön, wenn denn dieser "Pneutram" dann auch funktionieren würde, aber über den hab ich schon früher mal hier gelästert. Ich habe mal einen Studenten aus Nancy getroffen, der hat mir erzählt, daß die "Tram" im Winter Probleme mit der vereisten Spurrille hatte (gut das Problem kennen wir von der MVG auch), außerdem sind die den Berg nach Brabois nicht hochgekommen. Außerdem zeigt die Trasse durch die einseitige Belastung schon kleinere Schäden (wie auf stark befahrenen Busspuren nach ein paar Jahren).
Leider völliger Blödsinn (wie auch andere schon geschrieben haben). Schau dir doch die Stuttgarter Wasserstoffbusse an, wie läufts da? Tempo 70 Vmax und Energiekosten im unermesslichen: Ein Vorzeigeprodukt von DaimlerCrysler und Verkehrsbetrieben um Image und ansehen aufzupolieren. Der O-Bus in Basel aber, dessen Infrastruktur schon da ist, ist umweltfreundlich, leise und sparsam (Spritpreise für Dieselbusse sind zwar in der Schweiz ein bisschen billiger, Strom aber auch).
Gruß, Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
luc
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Beitrag von luc »

So und euer Trolleybus hat keine Emissionen? Ihr denkt wohl, daß die ganze Energieerzeugung ohne Emissionen abläuft. Die Emissionen bei der Stromerzeugung werden beim Trolleybus nur an einen anderen Ort verlagert.
MVG-Wauwi @ 12 Jan 2005, 8:55 hat geschrieben:Bei den Energiekosten dürfte der Trolley heutzutage günstiger sein als der Dieselbus
Der Strom für einen Trolleybus ist auch nicht ganz billig, Stichwort nicht kontinuierlicher Stromverbrauch (hattest du das in deinem Studium nicht?). Dies bedeutet, daß die stromproduzierenden Kraftwerke teilweise nicht im optimalen Bereich laufen und sich dadurch der Schadstoffausstoß erhöht. Außerdem wird die meiste Energie in der HVZ verbraucht, wenn der Strom eh teuer ist, da dieser in dieser Zeit von zusätzlichen Kraftwerken produziert werden muß (meist alte Kohlekraftwerke mit hohen spezifischen Energiekosten dank schlechtem Wirkungsgrad) Durch die häufige Kopplung von Stadtwerken-Verkehrsbetrieben tritt dieses Problem nur nicht so offen auf.
Dave @ 25 Jan 2005 hat geschrieben:O-Bus in Basel aber, dessen Infrastruktur schon da ist, ist umweltfreundlich, leise und sparsam
Fragt sich nur in welchem Zustand die Infrastruktur ist. Weiß jemand den aktuellen Zustand?
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

luc @ 16 Jan 2005, 17:50 hat geschrieben: So und euer Trolleybus hat keine Emissionen? Ihr denkt wohl, daß die ganze Energieerzeugung ohne Emissionen abläuft. Die Emissionen bei der Stromerzeugung werden beim Trolleybus nur an einen anderen Ort verlagert.
Klar, nur duerften die Emissionen geringer sein, und ich denke fast mal dass auch die Filter bei Kraftwerken besser sind als welche direkt beim Auto. Ausserdem darf man nicht vergessen, dass die grossen Kraftwerke normal nicht mitten in der Innenstadt stehen sondern etwas abseits.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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luc
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Beitrag von luc »

Anscheinend soll es einen Volksentscheid um die Zukunft des Baseler Obusses geben:
http://drehscheibe-online.ist-im-web.de/fo...d.php?5,3240093
Meine Meinung: Solange es kein ordentliches Obus-Netz gibt, kann man den ruhig einstellen. Ich weiß, ihr schlagt mich jetzt zusammen...
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Das Rumpfnetz, das Basel derzeit zu bieten hat, spricht nicht wirklich für einen Erhalt. Entweder baut man das Obusnetz aus, oder stellt es eben ein.

Hier noch einige Informationen zu dem Thema:
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

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