Lokführer erhält Schmerzensgeld

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Tim
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Beitrag von Tim »

Ich wollte grade zum Thema nochmal dieses Zitat anmerken, was ich zufällig gefunden habe und dachte ich stelle es mal hier rein.
Erbenhaftung

Erbe zu sein bedeutet nicht nur, die Vermögenswerte des Verstorbenen zu übernehmen. Der Erbe haftet auch für die Schulden, die der Verstorbene hinterlassen hat. Dabei ist insbesondere zu beachten, dass der Erbe grundsätzlich nicht nur mit dem ererbten Vermögen für die Schulden haftet, sondern auch mit seinem übrigen Vermögen.
Quelle: http://www.123recht.net/article.asp?a=8603&p=6

Also müssen die Hinterbliebenen u.U. doch bluten, da es eben doch keine Beschränkung gibt...
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

Langsam tippe ich bei Dir auf sekundären Analphabetismus. Also, zum x-tausendsten Mal: Ein Erbe kann jederzeit auch ausgeschlagen werden. Dann gibt es nichts, kein Vermögen, aber eben auch keine Schulden.
Beste Grüße usw....
Christian


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2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
Tim
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Beitrag von Tim »

Das weiß ich ja, aber es geht mir dadrum, dass hier gesagt wurde, die evtl. anfallenden Schulden bzw. Kosten wären auf das Erbe beschränkt. Und so ist es eben wohl doch nicht.
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Fennris
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Beitrag von Fennris »

Ich meine warum hat der Tf kein Anspruch auf Schmerzensgeld? Das Argument, als Lokführer weiß man vorher das soetwas passieren kann, gilt nicht. Dann dürfte ja auch niemand der einen Autounfall hatte von der Gegnerischen Haftpflicht Geld verlangen. Weil auch als Autofahrer weiß man vorher das man in einen Unfall verwickelt werden kann.

Klar weiß man als Tf das soetwas passieren kann, deswegen muss man sich nochlange nicht damit abfinden. Solche bemerkungen das das dann der falsche Beruf sei finde ich ziemlich beleidigend, für all diejenigen die soetwas schon mal erlebt haben.

Fakt ist, das es die Rechtliche möglichkeit gibt von den hinterbliebenen Schadenersatz bzw Schmerzensgeld zu verlangen, das finde ich vollkommen in Ordnung. Dann sollen sich die Leute die nicht mehr wollen im stillen Kämmerlein aufhängen oder sonstwas.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Tim @ 12 Jul 2007, 18:01 hat geschrieben: Das weiß ich ja, aber es geht mir dadrum, dass hier gesagt wurde, die evtl. anfallenden Schulden bzw. Kosten wären auf das Erbe beschränkt. Und so ist es eben wohl doch nicht.
Doch, es ist auf das Erbe beschränkt. Wenn das Vermögen des Verstorbenen dann negativ ist, und der erbberechtigte das Erbe annimmt, erbt er die Schulden. Im Regelfall wird er in der Situation aber vermutlich das Erbe ausschlagen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
ropix
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Beitrag von ropix »

Boris Merath @ 12 Jul 2007, 18:54 hat geschrieben: Doch, es ist auf das Erbe beschränkt. Wenn das Vermögen des Verstorbenen dann negativ ist, und der erbberechtigte das Erbe annimmt, erbt er die Schulden. Im Regelfall wird er in der Situation aber vermutlich das Erbe ausschlagen.
Vorrausgesetzt er kennt die Schulden des vererbenden. Neulich im Fernsehen kam so ein Fall wo ein 18 Jähriges Mädel so an doe 500.000 Euro Schulden geerbt hat - und alle EInspruchsfristen versäumt hat. Auch ne Möglichkeit sein Leben zu ruinieren.

Aber gerne immer Wieder: Wenn einer vorn Zug hüpft kann maximal auch derjenige für die Kosten zur Verantwortung gezogen werden. Damit beschränkt es sich eben aufs Erbe.

Und allen die das nicht glauben wollen kann ich nur sagen, sie sollen froh sein dass es so ist. Wer kann denn schon sicher ausschließen dass nicht z.B. die Großmutter verwirrt aufs Gleis läuft - und das auf einmal als PU gewertet wird??? (gut, alle die die keine Großmutter mehr haben, da sei dann ggf. auf die Enkel verwiesen)
-
Tim
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Beitrag von Tim »

Aber woher soll der Erbe denn wissen, was auf ihn zukommt und somit die Chance haben, das Erbe rechtzeitig auszuschlagen. Er kann ja nicht vorhersehen, dass ein Lokführer 2 Jahre später, wie in diesem Fall, auf die Idee kommt, den Erbe zu verklagen und dieser dann ein fast 5-stelliges Schmerzensgeld und je nach Fall vielleicht sogar noch weitere Forderungen zahlen muss.

Kein Erbe bekommt von vorne rein gesagt, das Vermögen des Toden beträgt z.B. 10.000 EUR, aber es folgen Forderungen von xxxxx EUR.
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hauseltr
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Beitrag von hauseltr »

http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid#Haftungsrecht

Haftungsrecht

Relevant, gerade bei Suizidversuchen, kann auch die Frage der Haftung für entstandene Schäden sein. Ein Suizid kann unter Umständen erhebliche Sachschäden verursachen, aber auch seelische Schäden bei unbeteiligten Dritten, die zur Durchführung der Tat missbraucht wurden (z. B. Fahrpersonal der Bahn). Allerdings kann auch ein verhinderter Suizid erhebliche Kostenfolgen für den Betroffenen, für Versicherungen und den Staat haben (z. B. wegen Invalidität).

Umstritten ist die Frage, inwieweit einem Suizidant der Schaden zugerechnet werden kann: Einige Autoren nehmen an, dass er sich in einem „geistig umnachteten“ Zustand befände, wodurch sich eine Schuldfähigkeit nicht ergebe. Allerdings ist diese Annahme sicherlich nicht immer gerechtfertigt und muss im Einzelfall durch Gutachten geprüft werden.

MfG
hauseltr
Tim
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Beitrag von Tim »

Also hat man auf jeden Fall zwei Möglichkeiten: Entweder das Erbe annehmen und das Risiko eingehen, ausgesaugt und bettelarm zu werden, wenn man ewig lange Forderungen gestellt bekommt oder das Erbe ausschlagen und leer ausgehen. In jedem Fall wird man neben dem Schicksalschlag auch noch finanziell stark belastet, schon alleine durch die Beerdigung. Und der Selbstmörder hat all die Jahre für nichts und wieder nichts geackert und gespart. Echt toll, da könnte man als Angehöriger wenigstens ein bisschen Geld erben, aber stattdessen muss man es ausschlagen, weil man sonst sein Schicksal in die Hände des Lokführers legt und sich vor Klagen und Forderungen fürchten muss.
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Theo
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Beitrag von Theo »

Tim @ 12 Jul 2007, 21:15 hat geschrieben:Also hat man auf jeden Fall zwei Möglichkeiten: Entweder das Erbe annehmen und das Risiko eingehen, ausgesaugt und bettelarm zu werden, wenn man ewig lange Forderungen gestellt bekommt oder das Erbe ausschlagen und leer ausgehen. In jedem Fall wird man neben dem Schicksalschlag auch noch finanziell stark belastet, schon alleine durch die Beerdigung. Und der Selbstmörder hat all die Jahre für nichts und wieder nichts geackert und gespart. Echt toll, da könnte man als Angehöriger wenigstens ein bisschen Geld erben, aber stattdessen muss man es ausschlagen, weil man sonst sein Schicksal in die Hände des Lokführers legt und sich vor Klagen und Forderungen fürchten muss.
Um es mal knallhart zu sagen (auf die Gefahr hin, daß mir in den nächsten Beiträgen an die Gurgel gegangen wird), beschwer Dich bei dem Selbstmörder selbst.
Diesem musste nämlich bekannt sein, daß er mit seinem Selbstmord bzw. Selbsmordversuches auf den Schienen mittels eines Eisenbahnfahrzeuges einen evtl. Straftatbestand erfüllt (nämlich den, des (gefährlichen) Eingriffes in den Schienenverkehr).
Schon von daher ist dieser bzw. seine Rechtsnachfolger zum Schadensersatz verpflichtet.

Zugegebenerweise klingt das hart, ist aber nun mal so.

So traurig das für die Hinterbliebenen auch ist.

MfG. Theo
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Tequila
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Beitrag von Tequila »

Ich verstehe beide Seiten.

Lokführer/Tf: Natürlich kann ich verstehen, daß sie für den Arbeitsausfall berechtigterweise Schadensersatz haben wollen. Den gestehe ich auch zu.

Hinterbliebene: Sorry, aber die in Sippenhaft zu nehmen, ist echt das allerletzte. Ich meine, was können die dafür, daß ein Angehöriger mal meint, ins offene Pufferküssermesser zu gehen?
Gut, man kann ggf. drüber streiten, ob ein Ehemann, der seine Frau mißhandelt und geschlagen und sie dadurch letztendlich in den Selbstmord getrieben hat, "als Strafe" für die Schäden aufkommt. Aber einer Mutter, der bei ihrem Jungen nie Verhaltensauffälligkeiten aufgefallen sind, finde ich es zumindest moralisch sehr bedenklich, dann von ihr Schmerzensgeld herauszupressen.
Ich meinte, es gab auch schonmal ein Fall, wo die DB sowas durchziehen wollte. Massivster Presseeinsatz brachte sie dann doch zum Einlenken, "aus Gründen der Pietät", wie es danach offiziell verlautbart wurde...

Das ist halt das Problem bei Selbstmorden, daß der eigentliche Täter zwar theoretisch für Schäden aufkommen muß, sich dafür dann aber bei "Erfolg" nicht mehr verantworten muß.

Sollte der bei seinem Versuch überleben, könnt ihr ruhig nach seiner Genesung alles aus ihm rauspressen, bis die Ansprüche bedient sind. Aber nicht bei unschuldigen Verwandten!
02.05.1996 - 27.05.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
28.05.2000 - 04.11.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar - Hildesheim
05.11.2000 - 13.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Bad Harzburg - Hildesheim - Hannover
ab 14.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
Der ZGB beschloß im Rahmen des Regionalbahnkonzepts 2014+ zusammen mit der LNVG und RH das Brechen des RE 4 in Goslar zugunsten eines fahrzeugreinen Echtstundentaktes auf Bad Harzburg - Hannover!
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Ich weiß für mich eines: Wenn ich mal so einen Fall eines Suizides habe, werde ich auf Verdienstausfall und Schmerzensgeld klagen. Sofern ein Erbe oder eine Haftpflicht, die das deckt, vorhanden ist, haben die Verwandten eben etwas weniger von ihrem "tollen Toten". Und nein, das ist nicht böse gemeint, sondern die Realität.
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

@Theo: Das ist wirklich hart ausgedrückt, aber ich danke Dir dafür, dass es jemand mal so klar in Worte gefasst hat.

@Tequila: Man kann die Seite der Hinterbliebenen insofern verstehen, dass es schlimme Geschichten sind, es ist ein Mensch gestorben (und es sind möglicherweise viele bis zum Vorfall Unbeteiligte auch zu Schaden gekommen - psychisch - der Lokführer, Notärzte, Fahrgäste als unfreiwillige Beobachter), die Familie trauert, ist geschockt, ganz gleich, was vorher abgelaufen ist - die Welt ist zu komplex für Standardfälle - und es gibt immer mehrere Wahrheiten - in dem Fall, wie es zu dieser Selbsttötung gekommen ist.

Hinterbliebene werden aber keinesfalls in Sippenhaft genommen und es wird von Hinterbliebene auch kein Schmerzensgeld herausgepresst. Das ist hier schon mehrere Male widerlegt worden, das möchte ich nicht ins Detail ausführen. Nur soviel: Die Sippenhaft ist schon lange abgeschafft. Das ist einfach ein Faktum. Man kann noch sooft das Gegenteil behaupten, dann wird es aber auch nicht wahr.
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Beitrag von ET 423 »

@TramPolin: Ein Mensch ist gestorben, das ist leider nur eine Seite der Sache. Das zieht vieles mit sich, u.a. auch eben die Kosten. "Auf der Welt ist nichts umsonst, außer dem Tod und der kostet das Leben" bewahrheitet sich oft. Wer für sich den Schlußstrich zieht und sich sagt "ich will nicht mehr", der hat einen Leidensweg hinter sich, den man nur selten nachvollziehen kann; das können wir hier auch nicht. Dennoch gilt es damit irgendwie zu leben.

Meine Lebensmaxime erreichte ich am 29.06.2007. Bei meiner S7-Nachtschicht erwischte ich kurz vorm Wolfratshausener Berg ein Reh. Das sprang aus den Büschen hervor, schaute kurz in meine Richtung und dann wars schon gesehen. Ein Bumm und die Sache war erledigt. Ich hatte net mal Reaktionszeit, um einen Pfiff abzugeben, geschweige denn rechtzeitig zu bremsen. Ich fuhr weiter und meldete das dann dem zuständigen Fdl (Wildunfälle sind ja zu melden). Dennoch hatte ich nach Ankunft in Wolfratshausen für kurze Zeit zittrige Knie und schaute nach, ob am Zug was "hängenblieb", für den Fall, daß ich mich täuschte und ich einen Menschen erwischte. Obwohl ich eindeutig sah, daß es ein Reh war, war ich mir für kurze Zeit nicht mehr sicher. Es war doch ein Reh, zum "Glück."
Moral: Auch wenns ja nur ein "dummes" Reh war usw., habe ich immer noch den Anblick des Reh im Kopf, den Sekunden, bevor es vor den Zug ging und den "Gesichtsausdruck", bevor ich drüberfuhr. Dabei handelt es sich hier "nur" um ein Reh. Dennoch haben sich diese Bilder eingebrannt. Überfährt man nun einen Selbstmörder, sind die Bilder (mit allem drum und dran), die Erinnerungen, die Träume usw. noch um einiges schlimmer.
Von daher sage ich und ich stehe dazu: Ja zum Schmerzensgeld und dem Verdienstausfall.
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

ET 423 @ 13 Jul 2007, 02:33 hat geschrieben: @TramPolin: Ein Mensch ist gestorben, das ist leider nur eine Seite der Sache. Das zieht vieles mit sich, u.a. auch eben die Kosten. "Auf der Welt ist nichts umsonst, außer dem Tod und der kostet das Leben" bewahrheitet sich oft. Wer für sich den Schlußstrich zieht und sich sagt "ich will nicht mehr", der hat einen Leidensweg hinter sich, den man nur selten nachvollziehen kann; das können wir hier auch nicht. Dennoch gilt es damit irgendwie zu leben.

Meine Lebensmaxime erreichte ich am 29.06.2007. Bei meiner S7-Nachtschicht erwischte ich kurz vorm Wolfratshausener Berg ein Reh. Das sprang aus den Büschen hervor, schaute kurz in meine Richtung und dann wars schon gesehen. Ein Bumm und die Sache war erledigt. Ich hatte net mal Reaktionszeit, um einen Pfiff abzugeben, geschweige denn rechtzeitig zu bremsen. Ich fuhr weiter und meldete das dann dem zuständigen Fdl (Wildunfälle sind ja zu melden). Dennoch hatte ich nach Ankunft in Wolfratshausen für kurze Zeit zittrige Knie und schaute nach, ob am Zug was "hängenblieb", für den Fall, daß ich mich täuschte und ich einen Menschen erwischte. Obwohl ich eindeutig sah, daß es ein Reh war, war ich mir für kurze Zeit nicht mehr sicher. Es war doch ein Reh, zum "Glück."
Moral: Auch wenns ja nur ein "dummes" Reh war usw., habe ich immer noch den Anblick des Reh im Kopf, den Sekunden, bevor es vor den Zug ging und den "Gesichtsausdruck", bevor ich drüberfuhr. Dabei handelt es sich hier "nur" um ein Reh. Dennoch haben sich diese Bilder eingebrannt. Überfährt man nun einen Selbstmörder, sind die Bilder (mit allem drum und dran), die Erinnerungen, die Träume usw. noch um einiges schlimmer.
Von daher sage ich und ich stehe dazu: Ja zum Schmerzensgeld und dem Verdienstausfall.
@ET 423 danke für die Ausführungen. Ich weiß nicht, ob Du meine Ausführungen ergänzen wolltest oder mir in Teilen widersprechen wolltest (ich nehme mal an, Ersteres), aber ich sehe das genauso wie Du.

Ich fand als früherer Autofahrer bereits einige Fastunfälle sehr schlimm, bei denen ich beinahe Kinder und Senioren überfahren hätte. Manchmal erschien es mir, dass es pures Glück war, dass nichts passiert war. Auch wenn mich keine Schuld oder nur eine Teilschuld getroffen hätte, könnte ich mir vorstellen, dass man nur schwer damit fertig wird. So verfolgen einen die Bilder noch tagelang, auch wenn gar nichts passiert ist. Wie schlimm muss das erst bei einem richtigen Unfall mit Toten sein?

Ich habe mal von einem gehört, der hatte gerade den Führerschein und fuhr eine alte Frau tot, weil er mit seinem Handy abgelenkt war (wobei die Frau aber auch unvorsichtig war und nicht richtig auf den Autoverkehr achtete). Sein Anwalt riet ihm, sich vor Gericht nicht zu belasten und das Ganze so hinzustellen, dass die Frau alleine schuld war, und er kam ungeschoren davon.

Ihn plagten dann aber Gewissensbisse und er bestrafte sich selbst, indem er zwei Jahre nicht mehr Auto fuhr.

Die Unfallbilder mögen hier auch schlimm sein, wenn jemand aber auf den Schienen zu Tode kommt, wird es meist viel grauenhafter sein. Die Fälle sind natürlich nur begrenzt vergleichbar, das hier der Autofahrer eine Schuld hatte, wohingegen bei einem Schienen-Personenunfall der Tf in aller Regel unschuldig ist.
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Beitrag von ET 423 »

TramPolin @ 13 Jul 2007, 03:25 hat geschrieben: @ET 423 danke für die Ausführungen. Ich weiß nicht, ob Du meine Ausführungen ergänzen wolltest oder mir in Teilen widersprechen wolltest (ich nehme mal an, Ersteres), aber ich sehe das genauso wie Du.
Für meine Ausführungen gibts nix zu danken. ;) Ich wollte deinen Ausführungen diese "kleine Sache" ergänzend hinzufügen. Ich wollte net widersprechen. :) Zusammenfassend sei gesagt: die Sekunden vor dem Wildunfall werde ich nie vergessen, die haben sich in mir eingebrannt. Auch wenn ich im Nachhinein darüber natürlich Scherze machen kann (wie: ich fahr lieber S7, da spaßen Rehe umher).
Ich bzw. mein Hirn oder wer auch immer (Hirn will ich hier net voraussetzen, denn von sowas hab ich net viel) sorgten sogar dafür, daß ich kurz lachte. Ich fing einfach an, zu lachen. Denn es hat ja mal "bumm" gemacht und ich fand das ehrlich gesagt echt lustig. ==> Und nein, das ist kein böser Witz, das stimmt so und ich will damit auch niemanden verunglimpfen.
Nachdem ich im Übrigen mit der Nachtlinie über die besagte Stelle fuhr, sah ich das Reh und irgendwie tat mir das schon wieder weh. Ok, ist klar, andere würden jetzt sagen "LOL, überfährt ein TIER und spinnt dann total rum! Was soll ich da erst sagen? Ich habe [xyz] überfahren". Nur das ist bei mir halt die falsche Adresse; im Gegensatz zu Anderen habe ich meine Menschlichkeit behalten. Wenn ich mal jemals (und ich weiß, daß das kommen wird) einen Menschen überfahre, hoffe ich, daß ich so reagiere, wie bei dem Reh...
:blink:
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Beitrag von Bat »

Ok, ist klar, andere würden jetzt sagen "LOL, überfährt ein TIER und spinnt dann total rum!
Nur die, die keine Ahnung haben und so etwas noch nicht erlebten!
Und natürlich die, die sowieso keine sozialen Werte haben!
Und natürlich die besonders jungen und coolen, die schon alles in ihrem Leben gesehen haben!
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Froschkönig
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Beitrag von Froschkönig »

ET 423 @ 13 Jul 2007, 02:33 hat geschrieben:Dabei handelt es sich hier "nur" um ein Reh.


Von daher sage ich und ich stehe dazu: Ja zum Schmerzensgeld und dem Verdienstausfall.
Wie ging es weiter?

Haben die Rehkinder das Erbe angenommen und hast du schon Geld gesehen?

Oder sind sie an die Presse gegangen und du wurdest der Buhmann? :ph34r: ;)
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Froschkönig @ 13 Jul 2007, 09:34 hat geschrieben: Wie ging es weiter?

Haben die Rehkinder das Erbe angenommen und hast du schon Geld gesehen?

Oder sind sie an die Presse gegangen und du wurdest der Buhmann? :ph34r: ;)
Das Ganze ging kürzlich vor Gericht; Ausgang ist noch ungewiß. In den nächsten Tagen müßte ich mal Post ausm Ickinger Wald bekommen. ;)
Und natürlich die besonders jungen und coolen, die schon alles in ihrem Leben gesehen haben!
Ja stimmt, die vergesse ich immer wieder. Jung, cool und dumm, daß es im Wald ;) sogar nachhallt. Oder wer sonst klettert auf abgestellte Züge und wundert sich (bzw. hat keine Gelegenheit mehr), daß "da oben" in dem unscheinbaren Drähtchen bißchen mehr als nur 230V AC anliegen...
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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