Regionalstadtbahnen

Alles über Stadtverkehr, was woanders nicht passt, wie z.B. Verkehrsverbünde
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ruhri
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Beitrag von ruhri »

Wenn man im Internet stöbert, stößt man auf wahre Lobeshymnen auf das Konzept der Regionalstadtbahnen, also Überlandstraßenbahnen, die auch auf Gleisen von DB- oder NE-Netzen verkehren können. Das bekannteste Beispiel ist natürlich die Karlsruher S-Bahn. Mir erscheint das etwas zu blauäugig. Das Konzept mag unter gewissen Umständen Sinn machen, unter anderen aber eher nicht. Kostendeckend wird so ein System vermutlich auch nirgendwo arbeiten können. Ich frage mich aber nun, wo so etwas Sinn macht und wo nicht.

Mein Heimatland Nordrhein-Westfalen kennt zwei Planungen: Das eine ist eine Verbindung Dortmund-Lünen-Werne-Bergkamen-Hamm. Dortmund ist übrigens mit Hamm ziemlich gut verbunden und es gibt auch Linien nach nach Lünen und Werne bzw. zwischen diesen beiden Städten. Bergkamen ist dagegen isoliert und Hamm hat keine eigene Straßenbahn.

Das andere Beispiel ist die Euregiobahn (RB20) bei Aachen. Sie fährt heute schon als Flügelzug von Eschweiler-Weisweiler und Stolberg-Altstadt los, wird in Stolberg Hbf zusammen gekoppelt und verkehrt über Aachen und Herzogenrath entweder nach Heerlen oder nach Alsdorf. Neben einer Verlängerung des Astes nach Eschweiler bis Düren soll die Bahn durch Alsdorf weiter verlängert werden nach Würselen und zurück nach Aachen, wo sie dann als Stadtbahn verkehren und am Busbahnhof enden soll.

So, und nun bitte ich um Kommentare!
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

ruhri @ 1 Sep 2007, 18:04 hat geschrieben:Kostendeckend wird so ein System vermutlich auch nirgendwo arbeiten können.
Das tut eigendlich kein Nahverkehrssystem.
ruhri @ 1 Sep 2007, 18:04 hat geschrieben:Ich frage mich aber nun, wo so etwas Sinn macht und wo nicht.
Nun ja, das Erfolkskonzept der Karlsruher Stadtbahn war ja die Tatsache das man viele neue Stationen geschaffen wurden und dann die Fahrgäste direkt in die Stadt gefahren wurden. Eine nummer größer hat´s das in München, Frankfurt und Stuttgart auch, nur das dort nicht so oft gehalten wird wie es villeicht möglich wäre. Und genau die Tastache das es in Stuttgart schon ein System gab das das Umland mit der City verbindet war ja der Grund das das Projekt 2-System-Stadtbahn in Stuttgart erst mal auf Eis gelegt wurde.

Sinn macht ein 2-System-Stadtbahnsystem schon bei kleineren Städten sofern sie genügend Einpendler haben, die ungefähr den Bahnlinien folgen. So plant ja auch Tübingen (83.740 Einwohner) ein solches System. Auch Reutlingen mit seinen 112.431 Einwohnern ist nicht grad eine Großstadt. Leider wird es dank S21 nicht so schnell realisiert werden obwohl es wohl eine Kosten-Nutzen Rechnung von 2,0 gab.
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Beitrag von ruhri »

glemsexpress @ 1 Sep 2007, 22:22 hat geschrieben:Das tut eigendlich kein Nahverkehrssystem.
Genau das behaupten aber manche Leute! Man könnte es vielleicht erreichen, aber dann müsste man einen grundlegenden Systemwechsel durchführen und das Autofahren noch einmal deutlich teurer machen. Man sollte sich also vielleicht besser keine allzugroßen Sorgen um die Verluste im ÖPNV machen, sondern genauso wie in den Straßenverkehr ständig öffentliche Mittel stecken. Anders geht es anscheinend nicht.
Nun ja, das Erfolkskonzept der Karlsruher Stadtbahn war ja die Tatsache das man viele neue Stationen geschaffen wurden und dann die Fahrgäste direkt in die Stadt gefahren wurden. Eine nummer größer hat´s das in München, Frankfurt und Stuttgart auch, nur das dort nicht so oft gehalten wird wie es villeicht möglich wäre. Und genau die Tastache das es in Stuttgart schon ein System gab das das Umland mit der City verbindet war ja der Grund das das Projekt 2-System-Stadtbahn in Stuttgart erst mal auf Eis gelegt wurde.

Sinn macht ein 2-System-Stadtbahnsystem schon bei kleineren Städten sofern sie genügend Einpendler haben, die ungefähr den Bahnlinien folgen. So plant ja auch Tübingen (83.740 Einwohner) ein solches System. Auch Reutlingen mit seinen 112.431 Einwohnern ist nicht grad eine Großstadt. Leider wird es dank S21 nicht so schnell realisiert werden obwohl es wohl eine Kosten-Nutzen Rechnung von 2,0 gab.
München, Frankfurt und Stuttgart haben solche Systeme? Ich kenne sie nun nicht besonders gut, habe mich aber dieses Jahr mal mit Stuttgart etwas beschäftigt. Dort gibt es Stadtbahnen, die zwar normalspurig fahren, aber wohl doch nicht auf Eisenbahngleisen, und auch nicht allzu weit über die Stadtgrenze hinaus. Die S-Bahn ist dagegen wohl eine klassische Voll-Eisenbahn.

Das Konzept der Regionalstadtbahn beinhaltet doch eigentlich die Mischung von Eisenbahnbetrieb mit hoher Geschwindigkeit und wenigen Haltestellen (= Bahnhöfe) und dem Stadtbahnbetrieb mit niedriger Geschwindigkeit und vielen Haltestellen, die durchaus mitten in der Stadt liegen können. Die Duisburg-Düsseldorfer U79 könnte da als Beispiel gelten, wurde sie doch aufgebaut auf einer alten Kleinbahn von 1899. Als Städteverbindung taugt sie aber natürlich überhaupt nicht, weil sie noch nicht einmal mit der S-Bahn mithalten kann, geschweige denn mit den Regionalexpresslinien oder dem Fernverkehr.
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

ruhri @ 2 Sep 2007, 00:47 hat geschrieben:München, Frankfurt und Stuttgart haben solche Systeme? [...] Die S-Bahn ist dagegen wohl eine klassische Voll-Eisenbahn.
...die aber die Bahnkunden wie eine Regionalstadtbahn direkt in die City bringt. Von daher sind die S-Bahnen in Stuttgart, München und Frankfurt mit den Regionalstadtbahnen verwant, nur dass sie halt viel teurer waren als die Regionalstadtbahn
ruhri @ 2 Sep 2007, 00:47 hat geschrieben:Das Konzept der Regionalstadtbahn beinhaltet doch eigentlich die Mischung von Eisenbahnbetrieb mit hoher Geschwindigkeit und wenigen Haltestellen (= Bahnhöfe)
Fahr mal in KA auf einigen Außenstrecken. da wird dann teilweise auch an größeren Bauernhöfen gahalten. Wenn eine Siedlung da ist hält die Karlsruher Stadtbahn teilweise so oft wie auf BoStrab-Gleisen.
ruhri @ 2 Sep 2007, 00:47 hat geschrieben:und dem Stadtbahnbetrieb mit niedriger Geschwindigkeit und vielen Haltestellen, die durchaus mitten in der Stadt liegen können.
Sie sollten sogar im Stadtzentrum liegen, sonst ist die ganze Sache ja witzlos
ruhri @ 2 Sep 2007, 00:47 hat geschrieben:Die Duisburg-Düsseldorfer U79 könnte da als Beispiel gelten, wurde sie doch aufgebaut auf einer alten Kleinbahn von 1899.
Da kannst du auch in S die alte Filderbahn, in RheinNeckar die OEG (5) und RHB (14) oder in F die Strecken der U2/U3
ruhri @ 2 Sep 2007, 00:47 hat geschrieben: Als Städteverbindung taugt sie aber natürlich überhaupt nicht, weil sie noch nicht einmal mit der S-Bahn mithalten kann, geschweige denn mit den Regionalexpresslinien oder dem Fernverkehr.
Zwischen KA und Pforzheim kann die Stadtbahn auch nicht mit den RE/IRE/IC-Zügen mithalten, sie wird kurz vor Söllingen sogar vom IRE überholt bzw. in Pforzheim vom RE eingeholt. Aber es gaht bei Regionalstadtbahnen nicht umbedingt um das Städteverbinden sondern vor allem darum das Umland an das Stadtzentrum anzubinden.
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MVG-Wauwi
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Beitrag von MVG-Wauwi »

Die Sinnhaftigkeit eines solchen Systems lässt sich anhand der Karlsruher Rahmenbedingungen eigentlich ganz gut ableiten. Es ist von großem Nutzen, wenn

ein zur Innenstadt peripher gelegener Hauptbahnhof für die Haupt-Quell-Zielverkehre immer einen Umsteigezwang erfordert.

der vorhandene SPNV nur einen geringen Standard aufweist und ohnehin investiert werden muss,

sich die vorhandenen SPNV-Strecken gut für eine Erschließung der Siedlungsschwerpunkte eignen

und idealerweise schon ein normalspuriges Straßenbahnsystem zur Verfügung steht, das entsprechend erweitert werden kann.
Gruß vom Wauwi
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Eine Regionalstadtbahn ist genau das, was eine Stadt wie Regensburg braucht. Hier wäre ein Aufziehen eines Systems nach Karlsruher Vorbild längst angebracht.
Würde es von den Spurweiten eigentlich auch in den Städten Würzburg, Augsburg und Ulm/Neu-Ulm gehen? Oder ist die Spurweite dort <1435?
ruhri
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Beitrag von ruhri »

MVG-Wauwi @ 2 Sep 2007, 11:26 hat geschrieben:Die Sinnhaftigkeit eines solchen Systems lässt sich anhand der Karlsruher Rahmenbedingungen eigentlich ganz gut ableiten. Es ist von großem Nutzen, wenn

ein zur Innenstadt peripher gelegener Hauptbahnhof für die Haupt-Quell-Zielverkehre immer einen Umsteigezwang erfordert.

der vorhandene SPNV nur einen geringen Standard aufweist und ohnehin investiert werden muss,

sich die vorhandenen SPNV-Strecken gut für eine Erschließung der Siedlungsschwerpunkte eignen

und idealerweise schon ein normalspuriges Straßenbahnsystem zur Verfügung steht, das entsprechend erweitert werden kann.
Ich denke, als Alternative könnte man wohl Kassel und Saarbrücken ansehen. So weit ich weiß, wurde da der umgekehrte Weg beschritten, indem von vorhandenen Bahnstrecken aus eine Stadtbahn in die Straßen der beiden Städte verlängert wurde. In Aachen wird es vergleichbares kommen, und auch Bergkamen und Hamm sollen auf diesem Wege eine Stadtbahn erhalten.

Das Kriterium, dass eine Regionalstadtbahn in die jeweilige Innenstadt fährt, greift aber definitiv zu kurz. Wenn nämlich der Hauptbahnhof zentral liegt, wird es ad absurdum geführt. Betrachten wir mal die Rheinisch-Märkische Strecke. Man kann von Düsseldorf Hbf über Düsseldorf Flughafen, Duisburg Hbf, Mülheim an der Ruhr Hbf, Essen Hbf, Bochum Hbf und Dortmund Hbf mit verschiedenen Schienen-Transportmitteln fahren. Zum einen wären da die ICE-, IC- und EC-, dann die RE- (mit Halt in Wattenscheid) und S-Züge (24 zusätzliche Halte). Jeder dieser Züge bringt einen ziemlich genau in die Innenstadt, aber trotzdem ist keiner davon eine Regionalstadtbahn.

Als solche könnten vielleicht die U18 (Essen-Mülheim), U35 (Bochum-Herne), U75 (Düsseldorf-Neuss), U76 (Düsseldorf-Krefeld), U79 (Düsseldorf-Duisburg), eventuell aber auch 107 (Essen-Gelsenkirchen), 302 (Bochum-Gelsenkirchen), 306 (Bochum-Herne(Wanne-Eickel)), 308 (Bochum-Hattingen), 310 (Bochum-Witten), 709 (Düsseldorf-Neuss), 901 (Duisburg-Mülheim) und 903 (Duisburg-Dinslaken) angesehen werden. Keine dieser Linien fährt allerdings mit 15 kV Spannung oder auf Bahngleisen, sondern mit 600-750 V auf kommunalen Gleisstrecken. Die 107, 302, 306, 308 und 310 sind sogar Meterspurlinien. Wie man aus obiger Aufzählung erkennen kann, besteht im Ruhrgebiet nicht wirklich Bedarf an Regionalstadtbahnen. Im Grunde sind sogar die S-Bahnen zu langsam, weswegen im Nahverkehr auch die RE- und RB-Linien eine große Bedeutung haben.

Allerdings gibt es auch noch echte Lücken. Hier im Forum wurde in anderen Threads so manche Idee gesponnen, das zentrale bis östliche Ruhrgebiet (Bochum, Hattingen, Herne, Witten) besser mit dem Bergischen Land (Wuppertal) zu verbinden. Dort könnte das Regionalstadtbahn-Konzept vielleicht helfen, oder es würde auf eine äquivalente Lösung hinauslaufen. Stichwort: Verlängerung der U35 nach Witten und Sprockhövel bzw. der 308 über Hattingen hinaus jeweils nach Wuppertal.
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Beitrag von luc »

KBS 855 @ 2 Sep 2007, 13:04 hat geschrieben: Eine Regionalstadtbahn ist genau das, was eine Stadt wie Regensburg braucht. Hier wäre ein Aufziehen eines Systems nach Karlsruher Vorbild längst angebracht.
Würde es von den Spurweiten eigentlich auch in den Städten Würzburg, Augsburg und Ulm/Neu-Ulm gehen? Oder ist die Spurweite dort <1435?
In den von dir genannten Städten sind die Spurweiten kleiner als 1435mm, nämlich 1000mm. Bei Ulm/Neu-Ulm würde eine Umspurung (da nur eine Linie, welche auch schon auf dem größten Teil der Trasse für breitere Fahrzeuge vorbereitet ist) bei Einführung eines Regionalstadtbahnsystems Sinn machen. Bei Augsburg sind neben der Spurweite die 200km/h-Strecken nach Gunzenhausen und Dönerwörth das größte Problem (dort dürfen keine Leichttriebwagen fahren). Bei Würzburg kenne ich mich nicht aus, aber ich denke, man sollte da erst mal in Regensburg was machen, da der Nutzen dort um einiges größer ist.
Pauschal würde ich deshalb sagen:
Regensburg und Ulm/Neu-Ulm ja, Augsburg und Würzburg klares nein.
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

ruhri @ 2 Sep 2007, 13:06 hat geschrieben: Betrachten wir mal die Rheinisch-Märkische Strecke.
Die Bergisch-Märkische Strecke. Die Rheinische Strecke ist die inzwischen stillgelegte Güterzugstrecke.
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Beitrag von ruhri »

Larry Laffer @ 2 Sep 2007, 15:07 hat geschrieben:Die Bergisch-Märkische Strecke. Die Rheinische Strecke ist die inzwischen stillgelegte Güterzugstrecke.
Mein Fehler! Ich kann mir diese ganzen Streckenbezeichnung irgendwie nicht so richtig merken. Aber eigentlich kommt die Strecke doch vom Rhein, oder?
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Die erste Bergisch-Märkische Strecke führte von Elberfeld im Bergischen Land durch die Grafschaft Mark nach Dortmund, daher die Bezeichnung. Die Rheinische Eisenbahn kam sehr viel später ins Ruhrgebiet und nach Wuppertal, die meisten Strecken dort wurden später wieder stillgelegt. Die Cöln-Mindener Eisenbahn hatte die erste Strecke von Köln nach Minden, auch der Abschnitt Düsseldorf-Duisburg auf der Ruhrgebietsmagistrale geht auf diese Gesellschaft zurück. Der heutige Dortmunder Hauptbahnhof war ein Gemeinschaftsbahnhof der Cöln-Mindener und der Bergisch-Märkischen Eisenbahn. Die Rheinische Bahn hat sich nicht daran beteiligt, und bis heute sieht ma die Folgen davon: Daß es in Dortmund mit Dortmund Hbf und Dortmund-Dorstfeld (S) gleich zwei S-Bahnknoten gibt und die S4 den Hauptbahnhof nicht anfährt,
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Beitrag von ruhri »

Larry Laffer @ 2 Sep 2007, 17:27 hat geschrieben: Die erste Bergisch-Märkische Strecke führte von Elberfeld im Bergischen Land durch die Grafschaft Mark nach Dortmund, daher die Bezeichnung. Die Rheinische Eisenbahn kam sehr viel später ins Ruhrgebiet und nach Wuppertal, die meisten Strecken dort wurden später wieder stillgelegt. Die Cöln-Mindener Eisenbahn hatte die erste Strecke von Köln nach Minden, auch der Abschnitt Düsseldorf-Duisburg auf der Ruhrgebietsmagistrale geht auf diese Gesellschaft zurück. Der heutige Dortmunder Hauptbahnhof war ein Gemeinschaftsbahnhof der Cöln-Mindener und der Bergisch-Märkischen Eisenbahn. Die Rheinische Bahn hat sich nicht daran beteiligt, und bis heute sieht ma die Folgen davon: Daß es in Dortmund mit Dortmund Hbf und Dortmund-Dorstfeld (S) gleich zwei S-Bahnknoten gibt und die S4 den Hauptbahnhof nicht anfährt,
Tja, es gab halt auch eine Eisenbahn vor dem großen Staatsbetrieb. Ich schätze, du könntest uns aus dem Stegreif erklären, wieso sie seinerzeit verstaatlicht wurden? :)
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Beitrag von ruhri »

Tja, anscheinend nicht! B)

O.k., und hier hätten wir ein Interview mit einigen Planern von DSW21 zum Thema Regionalstadtbahn Dortmund - Hamm.
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Oh, das hab ich ja ganz übersehen. Warum wurde die Eisenbahn verstaatlicht? Weil man in der Endphase des 19. Jahrhunderts die Eisenbahnpolitik keinen Privatleuten überlassen wollte, sondern weil man eine ganzheitliche Verkehrsplanung machen wollte. Man wollte Lücken zwischen bestehenden Netzen schließen und man wollte bestehende Strecken miteinander und nicht gegeneinander nutzen.

Die Rheinische Eisenbahngesellschaft kam erst nach der Bergisch-Märkischen und der Cöln-Mindener ins Ruhrgebiet, entsprechend sind die Trassen heute weitgehend stillgelegt worden. Die S28 verkehrt zwischen Düsseldorf-Gerresheim und Mettmann-Stadtwald auf einer RhE-Trasse, im weiteren Verlauf auch Güterzüge zu den Kalkwerken. Die S8 verkehr zwischen Gevelsberg-West und Hagen-Heubing auf einer RhE-Trasse und der Dortmund-Sauerland-Expreß verkehrt zwischen Hagen und Dortmund auf einer Trasse der RhE. Ebenso die S4, was (wie bereits gesagt) der Grund ist, wieso diese nicht durch den Hauptbahnhof läuft. Zwischen Essen und Gelsenkirchen fahren auch RB42/RE2 über eine RhE-Trasse. Die große Wuppertaler Nordbahn ist ebenso verschwunden wie die Ruhrgebietsstrecke. Auch die Zweigbahn Dortmund-Löttringhausen - Bochum-Langendreer (Rheinischer Esel), in deren unmittelbarer Nachbarschaft ich wohne, ist heute ein Spazierweg.

Man wußte im ausgehenden 19. Jahrhundert, daß man sich auf Privatinvestoren, wenn es um Unterhalt und Betrieb von Infrastruktur ging, nicht verlassen kann, ebenso wenig wie man sich bei Unterhalt und Betrieb von Straßen nicht auf Privatinvestoren verlassen kann. Bedauerlicherweise sind die heute verantwortlichen Politikerk hinter diese Erkenntnisse zurückgefallen.
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Beitrag von DasBa »

Larry Laffer @ 14 Sep 2007, 19:05 hat geschrieben: Bedauerlicherweise sind die heute verantwortlichen Politikerk hinter diese Erkenntnisse zurückgefallen.
Nur ganz nebenbei: Die Eisenbahn hatte damals auch ein ganz klein wenig militärische Bedeutung. Vielleicht hat das - natürlich nur ganz am Rande - dazu beigetragen, die Eisenbahn zu verstaatlichen. Ein privater Investor hätte z.B. die Wutachtalbahn nie gebaut.
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Private Investoren hätten so manche Strecken nicht gebaut.
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