Tempo 130?

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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Auf Straßen, auch Mehrspurigen, gilt das gleiche Prinzip.
Richtig. "Schnellfahren" kannst du auf der Straße nur, wenn der vor dir das entweder auch tut oder sehr weit weg ist. Fährt der vor dir langsamer gleicht sich die Geschwindigkeit ja üblicherweise an, wenn du ihm nicht hinten drauf donnerst. Im Gegensatz zur Bahn gibt's auf der Straße durch den Fahrer überall 'ne Art "CIR ELKE", die bei der Eisenbahn die Durchlassfähigkeit erhöhen soll. Somit ist die Straße schon zu 100% optimiert. Die auftretenden Ziehharmonikaeffekte, die über eine noch nicht gefundene mathematische Formel zu Staus und Stockungen führen, treten auch bei weit kleineren Geschwindigkeiten auf. Genauso wird der Verkehr gestört, wenn sich Verkehrsteilnehmer nicht an die Regeln halten. Stell' sich mal einer mit dem Quietsch in den Stammstreckentunnel...

Es geht also nur drum, einem Autofahrer mit freier Fahrt diese zu nehmen, weil in Deutschland ja alles reglementiert und verboten sein muss. Warum auch immer. Alles andere ist laut StVO heute schon in allen Geschwindigkeitsbereichen verboten (drängeln, geringer Abstand) oder geregelt (der Situation angepasste Fahrweise). Es gibt keinen Grund für generell Tempo 130, der nicht populistisch, ideologisch oder schlicht unsinnig ist.

Klimaschutz? Okay, aber nur wenn man auch Flugzeuge und Eisenbahn auf 130 beschränkt, diese Maßnahme spart auch Klimagase (und verbessert den Verkehrsfluss). Die 130 auf der Straße sind ein kleiner Schritt, geradezu ein lächerlicher, die Befürworter sagen "Warum nicht, jedes Gramm zählt?", gut überzeugt, die ICEs und die verhinderten Flüge verhindern auch ein paar Gramm, also warum nicht? So, jetzt geht Frösche über die Straße tragen...
elchris
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Beitrag von elchris »

Südostbayer @ 3 Dec 2007, 16:08 hat geschrieben:? - aus dem Bahnbereich sollte es ja bekannt sein, dass die Durchlaßfähigkeit einer Strecke umso höher ist, je angeglichener die Geschwindigkeit zwischen den Zügen ist. Auf Straßen, auch Mehrspurigen, gilt das gleiche Prinzip.
Du kannst die Bahn nicht mit der Straße vergleichen. Das geht allerhöchstens in Österreich, wo alle paar Kilometer von links nach rechts und umgekehrt gewechselt werden kann - und somit ein langsamerer Zug ohne Zeitverlust für den Überholenden und den zu überholenden überholt werden kann. Auf der Autobahn ist bei höherer Maximalgeschwindigkeit ein Überholvorgang einfach schneller abgeschlossen, wodurch ein noch schnellerer die beiden anderen auch wieder zügig überholen kann. Hängen jetzt alle bei 110-130, dauerts entsprechend länger - alle Verkehrsteilnehmer sind (wenn man die Straße als Strecke sieht) länger "zusammen".

Wie komme ich zu dem schluss? Nun, ich fahre häufig die A92 (Vom Autobahnbeginn München bis zur Anschlussstelle Landau) - hier ist der Bereich um Landshut (120km/h) immer (okay, es ist ETWAS mehr Verkehr wegen der Durchführung der B299) deutlich mehr los. Klar - alle, die sonst an dir vorbei ziehen, hängen neben dir, weils ab 145km/h einen Freifahrtschein fürs Fahrrad gibt. B)
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

So schön eure Erklärungen auch sind, sie sind schlichtweg falsch!
Wenn man sich eine Autobahn anschaut, wird man feststellen, dass bei sehr geringen Geschwindigkeiten (Stau) zwar sehr viele Autos auf die Strasse passen, aber keiner so richtig vorwärts kommt. Bei sehr hohen Geschwindigkeiten kommt zwar der einzelne schneller ans Ziel. Es können aber gleichzeitig weniger Autos auf der Autobahn fahren (größerer Sicherheitsabstand...).
Diese Kapazitäts-Geschwindigkeitskurve hat ein Maximum, welches - abhängig von Streckenführung, Spuranzahl etc. - bei ziemlich genau 60 km/h liegt. (Daher zeigen die Wechselanzeigen bei sehr dichtem Verkehr oft 60 km/h an.)
Bei Nichtbeachtung des Sicherheitsabstandes kann man vielleicht noch bis 80 eine ähnliche Kapazität erreichen, spätestens dann wirds aber zunehmend schlechter.

Übrigens halte ich wenig von der Aussage, das eigesparte CO2 wäre lächerlich. Mein Auto verbrauch bei Vollgas (was ich auch oft fahre), 1,5x so viel Benzin wie bei 130. D.h. ich produziere auch 1,5x so viel CO2. Ich finde das ist schon ordentlich wenn man diesen Posten um 30% drücken kann, und das praktisch ohne jeglichen Aufwand.

Ich bin übrigens auch keiner von der Oberökolangsamfahrfraktion, im Gegenteil, ich drück gerne mal auf die Tube. Aber ich habe auch überhaupt kein Problem damit, wenn ich in Frankreich oder Spanien unterwegs bin, für mich ist das eine Einstellungssache. Wenn ich mich von vorn herein darauf einstelle nicht schneller als 130 zu fahren, macht mir das auch überhaupt nichts aus.

Gut finde ich übrigens den Kompromiss von Italien, auf ausgesuchten Strecken zeitweise bis zu 160 zu erlauben.
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Cmbln
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Beitrag von Cmbln »

Laut Umweltbundesamt würde sich durch Einführung eines Tempolimits der Co²-Ausstoß in Deutschland um 0,4% reduzieren... Soviel also dazu!

Ihr könnt hier noch soviel philosophieren... es wird kein Tempolimt geben! Dafür ist die Autoindustrie viel zu mächtig in diesem Land.

Übrigens stehen auf einer irischen Wett-Homepage die Quoten 1-8 gegen ein Tempolimt auf Deutschlands Autobahnen.. ;)
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Was ist eigentlich "die Autoindustrie" bzgl. "die Auto-Lobby"? Mir ist das irgendwie zu anonym.

Klopft da ein Verbandsvertreter der beim Verkehrs- oder Arbeitsminister an, legt tolle bunte Folien (Gutachten) vor,
wieviel Arbeitsplätze das kostet? So plump kann das doch gar nicht laufen....
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Cmbln
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Beitrag von Cmbln »

Nein. Da fließen ordentlich Gelder...!
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

"sponsored by Automobil-Verband"?

Ehrlich gesagt, noch plumper....
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Cmbln
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Beitrag von Cmbln »

Schau Dir doch mal an, welche Politiker auf was für Aufsichtsratposten in den großen Konzernen sitzen! Politik und Wirtschaft sind so eng verzahnt, das wird gerade bei solchen Fragen wie dem Tempolimit immer wieder deutlich... Wenn doch mal ein Politiker medienwirksam das Thema aufrolllt, dann hat er einfach noch keinen guten Posten abbekommen!

Nicht falsch verstehen: Ich bin absolut gegen ein Tempolimit, auch wenn ich beruflich wohl eher dafür sein sollte... Das Beispiel Frankreich wurde ja schon genannt: Dort brettern die TGV´s mit 320 km/h kerzengrade durchs Land, während auf der Autobahn nur (für teures Maut-Geld) mit 130 km/h dahingeschlichen wird. Dort haben die Geschäftsreisenden überhaupt keine andere Wahl, als den Zug zu nehmen.

Bei uns hingegen hat jeder Frosch seine eigene Lobby, und kann jahrzehntelang jeden Fortschritt im Sinne vom Bau von schnellen Eisenbahnstrecken aufhalten, während die eiligen Geschäftsreisenden mit den teuren deutschen Edel-Auto ohne Limit durchs Land jagen dürfen, und damit ordentlich Geld in die Steuerkassen spülen!
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Übrigens halte ich wenig von der Aussage, das eigesparte CO2 wäre lächerlich. Mein Auto verbrauch bei Vollgas (was ich auch oft fahre), 1,5x so viel Benzin wie bei 130. D.h. ich produziere auch 1,5x so viel CO2. Ich finde das ist schon ordentlich wenn man diesen Posten um 30% drücken kann, und das praktisch ohne jeglichen Aufwand.
Gut, dann fahr' doch einfach langsamer. Wer ein Tempolimit will, kann es gerne praktizieren. Ich schone die Umwelt an anderen Ecken oder durch's Vermeiden von Autofahrten. Aber es bei nachweislich so wenig Sinn es allen aufdrücken wollen, ist typisch deutsch.

Warum ich dagegen bin? Weil ich ein leidenschaftlicher Raser und Drängler bin?
Nein, ganz bestimmt nicht, 90% meiner Mobilität erbringt die Eisenbahn und das Fahrrad. In den anderen 10% möchte ich allerdings nicht dreimal im Jahr sonntags auf einer leeren Provinzautobahn völlig einschlafen. Mit unserem letzten durchgehend 180 fahren verursacht nämlich genauso viel CO2 wie 'ne Stadtfahrt. Da ich als Landbewohner selten in der Stadt fahre, möchte ich nicht, dass andere in ihrem Alttag mehr Dreck machen dürfen als ich! Übrigens: Wäre ich einer der angelich immer mehr werdenden aggressiven Raser, würde ich mich davon nicht abhalten lassen, Regeln sind denen nämlich egal. Drängeln, rechts überholen, dicht auffahren, etc. ist schon lange offiziell verboten und wird wenn man erwischt wird, bestraft.


Übrigens: Was haltet ihr denn jetzt von meinem Vorschlag mit Tempo 130 auch für Flugzeuge und Eisenbahnen? Fliegen wird damit ja praktisch ganz verhindert, weil ich nicht gerne fliege bzw. noch nie geflogen bin, finde ich sollen es andere auch nicht tun/dürfen und die nötige Energie um einen ICE auf 130 zu beschleunigen ist deutlich geringer als auf 200, 250 oder 300. Auch würde man dann nicht auf solche sinnlosen teuren Prestigestrecken setzen, sondern vielleicht mehr für die Fläche tun. Wäre doch toll, oder? Weiterhin sollte man den S-/U-Bahn-Takt reduzieren, es reicht alle 40 Minuten ein völlig übermotorisierter Langzug (langsamer beschleunigen geht ja dann auch, sind ja weniger Züge unterwegs), momentan wird noch sehr viel Luft transportiert. Die Autos sollen ja auch nicht leer fahren und schon gar nicht zu groß (bonzig) sein. :rolleyes:
elchris
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Beitrag von elchris »

spock5407 @ 3 Dec 2007, 20:53 hat geschrieben: Was ist eigentlich "die Autoindustrie" bzgl. "die Auto-Lobby"? Mir ist das irgendwie zu anonym.

Klopft da ein Verbandsvertreter der beim Verkehrs- oder Arbeitsminister an, legt tolle bunte Folien (Gutachten) vor,
wieviel Arbeitsplätze das kostet? So plump kann das doch gar nicht laufen....
Fertigung des Marke X Typ Y wird eingestellt.

Das sollte reichen.
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