LKW contra Güterzug

Strecken und Fahrzeuge des Güterverkehrs
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Bat @ 30 Jan 2008, 09:17 hat geschrieben:Rein ideologisch betrachtet, könnte man auf einen Gutteil des LKW-Verkehrs verzichten.
Aber Ideologien sind endlos diskutierbar ... ! :ph34r:
Ideologie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff Ideologie (griechisch ; - die Ideenlehre) bezeichnet eine Weltanschauung oder ein System von Wertvorstellungen.
Trotz unterschiedlicher Forschungsschwerpunkte in den Wissenschaften wie Philosophie, Politikwissenschaft (Politische Ideologie), Soziologie und Neue Politische Ökonomie wird der Begriff dort wertneutral und rein beschreibend verwendet.
Entsprechend der in der Aufklärung verwendeten Bedeutung als Vorurteile, mit denen die Vernunft behaftet ist, wird der Begriff alltagssprachlich meist pejorativ (abwertend) genutzt, um eine nicht geteilte Weltanschauung als nicht "objektiv" zu kritisieren. Eine Ideologie ist demnach ein fixes Weltbild, das auf feststehenden Grundannahmen beruht, welche ein Ideologe für axiomatisch hält bzw. darauf seinen Wahrheitsanspruch gründet. Es wird somit gleichzeitig eine gewisse "Unverrückbarkeit" der Ansichten impliziert und ein Festhalten an ihnen um ihrer selbst willen.

Allgemein
Ideologien wirken orientierend und sollen die Wahrnehmung bestimmter Zielgruppen in eine gewünschte Richtung lenken. Zudem steuern sie Handlungsprogramme, z.B. in der Forschung oder Politik. Innere Widerspruchsfreiheit wird (teilweise) erst durch Ausblendung entgegenstehender Auffassungen, Sichtweisen und Erfahrungen erreicht. Sie beanspruchen zumeist einen Wahrheitsanspruch für ihre Grundannahmen, es werden also bestimmte Thesen, Dogmen oder Grundideen für axiomatisch gehalten. Die kritische Auseinandersetzung mit diesen Grundannahmen wird meist abgelehnt.
In Ideologien werden mit als gegeben vorausgesetzen Grundideen die Hauptideen und weitere Ideen begründet. Da die Wahrnehmung der Welt Grundideen voraussetzt, kann jegliche Aussage über die Realität ideologisch geprägt sein. Ideologiekritik ist demnach das Hinterfragen dieser Grundideen und der Grundkategorien, in denen wir denken.
Ideologien finden sich besonders häufig im Bereich Politik und Gesellschaft, wo sie auch Werturteile sowie erwünschte politische Veränderungen rechtfertigen bzw. begründen. Fanatiker und Fundamentalisten legen Ideologien kompromisslos aus.
Typisch für Ideologien ist, dass sie sich selber viel weniger ideologisch empfinden als konkurrierende Ideologien. Der eigene Ideologiecharakter wird gerne nicht wahrgenommen oder geleugnet.

Ideologisch geprägter Blickwinkel
Ideologen erklären die komplexe Wirklichkeit anhand einzelner oder weniger Phänomene, die sich im Rahmen der Axiome ihrer Ideologie erklären lassen. Dabei werden wichtige Details, die diesem Muster widersprechen oft unterbewertet oder vernachlässigt. Es entsteht so der "ideologische Blickwinkel".
Stark ideologisierte Erklärungen tendieren dazu, sogenannte "Patentrezepte" anzubieten, mit denen eine Vielzahl von Problemen durch Vereinfachungen beseitigt würden. Fanatische und totalitäre Ideologen neigen dazu, auch solche Fakten zu verschweigen oder zu unterdrücken, die sie selbst als wahr annehmen, wenn sie der ideologischen Erklärung entgegenstehen.
Einige Ideologien nehmen in Anspruch, wissenschaftlich fundierte Weltanschauungen zu sein.

Machtausübung über Ideologien
Von kritischer Seite werden Ideologien mit Einseitigkeit, Intoleranz, Manipulation und Herrschaft über andere Menschen verbunden. Diese Sichtweise geht davon aus, dass rigide Ideologien die Tendenz in sich tragen, anderen eine bestimmte Sichtweise aufzudrängen oder sogar das Zusammenleben von Menschen bestimmen wollen.
Die Freiräume der Mitmenschen werden bei rigiden Gesellschaftsideologien einem Idealbild untergeordnet und durch Dogmatisierung die Individualität der Gemeinschaftsmitglieder verletzt. Dabei wird oft auch ein abgeschlossenes Weltbild kritisiert, das Kritik an eben diesem mit der Behauptung schlechter Absichten oder mangelnder Information des Kritikers abwehrt. Das Weltbild selbst wird nicht mehr hinterfragt.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Eigentlich hatte ich erwartet, dass hier Ideen und Vorschläge gemacht werden, wie der Gütertransport mit der Bahn schneller und effezienter gemacht werden kann. Statt dessen wird gegen den LKW-Verkehr und den Konsum gewettert. Schade!
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Beitrag von ubahnfahrn »

Autobahn @ 30 Jan 2008, 09:07 hat geschrieben: Wo habe ich die Mineralölsteuer doppelt aufgeführt? Die Ökosteuer ist kein Bestandteil der Mineralölsteuer, sie wird auch auf andere Energieformen berechnet. Und auf beide Steuerarten wird zusätzlich die Mehrwertsteuer erhoben.

Das sind zusammen pro Liter ca. 0,80 €!
Die Mehrwertsteuer, auch auf den Benzinverbrauch ist eine allgemeine Steuer auf den Verkaufsumsatz und fließt in jedem Fall dem allgemeinen Haushalt zu, darf also NICHT mit eingerechnet werden.

Nur die Mineralölsteuer selbst könnte theoretisch zweckgebunden für die Verkehrslasten gesehen werden. Damit bleiben aber auf jeden Liter Benzin nur 0,65 € und davon hat bspw. die CDU 0,42 €, und die FDP 0,47 € zu verantworten, die SPD nur 0,25 <_<

Im Jahr 2006 waren es an Mineralölsteuer (nicht nur vom PKW- und LKW-Verkehr, sondern auch von Bahnen und Bussen !) 39,916 Mrd. €. Und was wurde allein die letzten 40 Jahre für den Straßenbau und -unterhalt (incl. Personalkosten) ausgegeben ?

Bei der Bahn wird schließlich auch immer alles eingerechnet :rolleyes:
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Beitrag von ubahnfahrn »

Autobahn @ 30 Jan 2008, 12:25 hat geschrieben: Eigentlich hatte ich erwartet, dass hier Ideen und Vorschläge gemacht werden, wie der Gütertransport mit der Bahn schneller und effezienter gemacht werden kann.
Genau DAS wurde aber auto-ideologisch in den letzten 40 Jahren zerstört, als bspw. in Bayern das flächendeckende Bahnnetz auf nurmehr wenige Hauptstrecken ohne direkten Kundenzugang im Güterverkehr reduziert wurde.
Dagegen wurde das Autobahnnetz vollständig auf- (und sinnigerweise gerade entlang der Haupt-Bahnachsen) und das Bundes- und Staatsstraßennetz mit zig Milliarden massivst ausgebaut.

Wie soll denn dann die Bahn ohne NETZ noch gegen den LKW mit kostenlosem VerkehrsNETZ konkurrieren können ?
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Beitrag von Bat »

@Autobahn
Tja, man muss ein Problem eben von der richtigen Seite angehen, und ich kann die Langsamkeit und fehlende Effizienz des Schienengüterverkehrs irgendwie nicht als Ursache für den zunehmenden LKW-Verkehr wahrnehmen. Aber mit dem Verständnis ist das bei mir ja so eine Sache ... ! :ph34r:

PS: Vielen lieben Dank für den Ideologiekurs. :)
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Beitrag von Autobahn »

ubahnfahrn @ 30 Jan 2008, 12:33 hat geschrieben:Genau DAS wurde aber auto-ideologisch in den letzten 40 Jahren zerstört, als bspw. in Bayern das flächendeckende Bahnnetz auf nurmehr wenige Hauptstrecken ohne direkten Kundenzugang im Güterverkehr reduziert wurde.
Dagegen wurde das Autobahnnetz vollständig auf- (und sinnigerweise gerade entlang der Haupt-Bahnachsen) und das Bundes- und Staatsstraßennetz mit zig Milliarden massivst ausgebaut.

Wie soll denn dann die Bahn ohne NETZ noch gegen den LKW mit kostenlosem VerkehrsNETZ konkurrieren können ?
In meinem ersten Beitrag zu diesem Thema habe ich darauf hingewiesen, dass die Politik sehr wohl versucht hat, den LKW-Verkehr einzudämmen. Die Entwicklung zum LKW ist trotz Gewichts- und Längenbeschränkungen, restriktiver Ausgabe von Fernverkehrslizenzen u.s.w. eingetreten.

Erst als die Hausanschlußgleise nicht mehr von den Verladern genutzt wurden, sind die Strecken abgebaut worden. Ich habe es zwar nicht in Bayern, aber dafür in NRW beobachtet.

Einige Kommunen haben mal versucht, bei neuen Gewerbegebieten einen Gleisanschluss pro Betrieb vorzuschreiben. Was meinst Du, wie viele Interessenten dazu bereit waren?

Und: Seit Einführung der LKW-Maut ist das Netz nicht kostenlos.

Darüber hinaus sehe ich die Verkehrspolitik absolut Ideologiefrei. Für mich gehören Auto, Bahn, Schifffahrt und Luftverkehr zu einem Gesamtkonzept (Das Fahrrad hat für mich eher Freizeitcharakter). Jedes dieser Verkehrsmittel hat seine Existensberechtigung. Jedes dieser Verkehrsmittel dient einem anderen Zweck. Bei der Auswahl wird jeder Einzelne die für sich wichtigen Kriterien berücksichtigen. Ich wehre mich aber dagegen, den Menschen vorzuschreiben, welches Verkehrsmittel sie zu benutzen haben, ebenso wenig lasse ich mir solches vorschreiben.

Die Zeiten, als die Bahn das alleinige (Fern)verkehrsmittel war, sind Geschichte.
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Beitrag von Naseweis »

Autobahn @ 30 Jan 2008, 17:13 hat geschrieben:Darüber hinaus sehe ich die Verkehrspolitik absolut Ideologiefrei. Für mich gehören Auto, Bahn, Schifffahrt und Luftverkehr zu einem Gesamtkonzept (Das Fahrrad hat für mich eher Freizeitcharakter). Jedes dieser Verkehrsmittel hat seine Existensberechtigung. Jedes dieser Verkehrsmittel dient einem anderen Zweck. Bei der Auswahl wird jeder Einzelne die für sich wichtigen Kriterien berücksichtigen. Ich wehre mich aber dagegen, den Menschen vorzuschreiben, welches Verkehrsmittel sie zu benutzen haben, ebenso wenig lasse ich mir solches vorschreiben.

Die Zeiten, als die Bahn das alleinige (Fern)verkehrsmittel war, sind Geschichte.
Das Fahrrad gehört für dich nicht dazu? Schade! Wenn du am Land wohnst, dann wundert es mich nicht, ich lasse es durchgehen, andernfalls bin ich empört. Gerade in der Stadt, besonders in Kleinstädten, könnte das Fahrrad vernünftigerweise eigentlich sogar die Mehrheit des innerörtlichen Personennahverkehrs übernehmen. In Großstädten (ab 100.000) sollte der ÖPNV den dicksten Batzen tragen. Nun ja, eigentlich wollten wir über Güterverkehr sprechen, da hat das Fahrrad sicher eine Bedeutung von, sagen wir mal ">= 0", allenfalls für Freaks, die den Kühlschrank mit dem Fahrradanhänger transportieren, erwähnenswert. Dummerweise fällt auch die Gilde der Fahrradkuriere allerhöchstens dadurch auf, dass sie die Regeln des öffentlichen Miteinaders demonstrativ mit Füßen treten.

Zur meiner eigenen Person, ich lebe in einer Stadt mit 650.000 Einwohner und nutze für den Verkehr < 10 km zu 90 % eines meiner Fahrräder. Die 10 % ÖPNV kommen auch nur zustande, da ich sowieso 6 monatsweise für einen Pauschalbetrag alles nutzen darf (Semesterticket). Für Strecken 10 - 25 km, was eher selten vorkommt, nutze ich zu 50 % das Fahrrad.
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Beitrag von Hot Doc »

@Autobahn: Auch ich würde mich dagegen wehren, wenn man mir vorschreiben würde, welches Verkehrsmittel ich zu nutzen habe.
Aber schon immer wurden bestimmte Verkehrsmittel gefördert und andere mit Abgaben belegt und so die Atraktivität der verschiedenen Transportwege verändert.
Es wurde so z.B. die von dir genannten Beschränkungen für LKWs eingeführt, auf der anderen Seite aber das weltdichteste Autobahnnetz gebaut und gleichzeitig die Bahn eher stiefmütterlich behandelt.

Die Frage ist jetzt nur, wie sehr und in welche Richtung sollte der Staat in der heutigen Zeit eine Beeinflussung vornehmen.

Und da ist meine Meinung eindeutig: Meiner Meinung nach sollte die Querfinanzierung von Kraftverkehr abgenaut werden und die Besteuerung aus einer Kombination aus Schadstoffwerten und zurückgelegter Strecke sein. Am einfachsten wäre dabei die kompletten Steuern auf die Mineralölsteuer umzulegen. so etwas würde aber nur EU-weit gehen und ist somit praktisch nicht umsetzbar.
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Beitrag von Autobahn »

Naseweis @ 30 Jan 2008, 18:29 hat geschrieben:Das Fahrrad gehört für dich nicht dazu?

1.) In der Freizeit fahre ich auch gerne mit dem Rad, im Wald oder am Fluss entlang. Da habe ich Zeit und Muße, gemütlich meine Runde zu drehen. In der Stadt fühle ich mich damit aber nicht wohl. Und wenn ich, außer in der Freizeit, unterwegs bin, habe ich immer etwas zu transportieren, was kaum mit dem Rad zu bewältigen ist.
Naseweis @ 30 Jan 2008, 18:29 hat geschrieben:Zur meiner eigenen Person, ich lebe in einer Stadt mit 650.000 Einwohner und nutze für den Verkehr < 10 km zu 90 % eines meiner Fahrräder. Die 10 % ÖPNV kommen auch nur zustande, da ich sowieso 6 monatsweise für einen Pauschalbetrag alles nutzen darf (Semesterticket). Für Strecken 10 - 25 km, was eher selten vorkommt, nutze ich zu 50 % das Fahrrad.

2.) Schön, dass Du so fit bist und 25 Km mit dem Rad stramm durchradeln kannst. Bedenke aber, dass das nicht jeder schafft. Ich schaffe es keinesfalls. Ich hoffe auch, dass Du bei Dunkelheit, Nebel, starkem Regen, Schnee und Eis dann den ÖPNV benutzt oder zumindest nicht auf Hauptstraßen die Fahrbahn benutzt. Bei solchen Witterungsverhältnissen fahre ich noch nicht einmal mit dem Rad in den Wald <_<
Naseweis @ 30 Jan 2008, 18:29 hat geschrieben:Dummerweise fällt auch die Gilde der Fahrradkuriere allerhöchstens dadurch auf, dass sie die Regeln des öffentlichen Miteinaders demonstrativ mit Füßen treten..
3.) Leider sind es nicht nur die Fahrradkuriere, sondern auch viele andere Radfahrer, die unter gröbster Missachtung der StVO ihr Unwesen treiben. Da ich beruflich mit dem Auto fahren muss, fallen mir diese Verkehrsteilnehmer besonders unangenehm auf.
Dies alles zusammengenommen veranlasst mich, das Fahrrad (für mich) nicht als Verkehsmittel anzusehen.
Da Du aber selbst die Fahrradkuriere kritisiert hast, nehme ich an, dass Du einer der leider wenigen vernünftigen Radfahrer bist. Natürlich hast Du das Recht, Dein Fahrrad für Dich als Verkehrsmittel anzusehen und zu nutzen. Aber ich nehme nicht an, dass Du Dein Nutzerprofil als allgemeinverbindlich vorschreiben willst.
Ich hoffe, mit dieser ergänzenden Erklärung konnte ich Deine Empörung ausräumen.
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Beitrag von Autobahn »

Hot Doc @ 30 Jan 2008, 19:19 hat geschrieben:@Autobahn: Auch ich würde mich dagegen wehren, wenn man mir vorschreiben würde, welches Verkehrsmittel ich zu nutzen habe.
Aber schon immer wurden bestimmte Verkehrsmittel gefördert und andere mit Abgaben belegt und so die Atraktivität der verschiedenen Transportwege verändert.
Es wurde so z.B. die von dir genannten Beschränkungen für LKWs eingeführt, auf der anderen Seite aber das weltdichteste Autobahnnetz gebaut und gleichzeitig die Bahn eher stiefmütterlich behandelt.

Die Frage ist jetzt nur, wie sehr und in welche Richtung sollte der Staat in der heutigen Zeit eine Beeinflussung vornehmen.

Und da ist meine Meinung eindeutig: Meiner Meinung nach sollte die Querfinanzierung von Kraftverkehr abgenaut werden und die Besteuerung aus einer Kombination aus Schadstoffwerten und zurückgelegter Strecke sein. Am einfachsten wäre dabei die kompletten Steuern auf die Mineralölsteuer umzulegen. so etwas würde aber nur EU-weit gehen und ist somit praktisch nicht umsetzbar.
Schön, dass wir uns in einem Punkt einig sind. Ein Vorschreiben, welches Verkehrsmittel benutzt werden darf, darf es nicht geben. Die Massenmotorisierung war aber nicht aufzuhalten. Dies haben die Politiker schon in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts begriffen. Die erste "Autobahn" wurde von dem damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer zwischen Köln und Bonn (heutige A555) initiert.
Zitat Wikipedia:Die Schnellstraße wurde in den Jahren 1929 bis 1932 gebaut und am 6. August 1932 von Konrad Adenauer als vierspurige, kreuzungsfreie 12 Meter breite Kraftfahrstraße eröffnet. Die A 555 ist die älteste der deutschen Autobahnen..
Damals gab es allerdings den Begriff Autobahn noch nicht. Es war einfach nur eine kreuzungsfreie, also plangleiche, dem Kraftfahrzeugverkehr vorbehaltene Straße (die erste Autobahn im heutigen Sinne wurde übrigens in Italien gebaut).
In dieser Zeit gab es auch Pläne, eine vierspurige "Nur- Autostraße" von Hamburg nach Basel und weiter nach Genua zu bauen. Die Pläne stammten von der HaFraBa
Aus Wikipedia: HaFraBa E.V. ist die Kurzbezeichnung des Verein zur Vorbereitung der Autostraße Hansestädte–Frankfurt–Basel und damit des ersten großen Autobahn-Projekts in Deutschland.Der Verein wurde am 6. November 1926 als Verein zum Bau einer Straße für den Kraftwagen-Schnellverkehr von Hamburg über Frankfurt a.M. nach Basel von Straßenbaufirmen gegründet und projektierte eine Autobahnverbindung von Hamburg über Kassel und Frankfurt am Main nach Basel (und dann weiter durch die Schweiz nach Genua). Die damals geplante Trasse entspricht in etwa dem Verlauf der heutigen Autobahnen A 5 und dem nördlichen Teil der A 7.
Wegen der Weltwirtschaftskriese Ende der 20er Jahre wurden diese Projekte jedoch auf Eis gelegt. Hätte die Weimarer Republik überlebt, wären sie sicher weiterverfolgt worden. Dafür griffen Nazis nach der Machtergreifung diese Pläne auf und begannen mit dem Bau der ersten Strecken. Das heutige Streckennetz ist (bis auf regionale Ergänzungs- und Umgehungsstrecken) fast deckungsgleich, mit den ursprünglichen Plänen. Wenn Du magst, kannst Du das auf http://www.autobahn-online.de/ gerne ansehen.
Das weltdichteste Autobahnnetz liegt aber nicht in Deutschland. Allein in Europa haben unsere niederländischen Nachbarn das pro Fläche und auch pro Einwohner dichteste Netz! Nummer zwei dürfte Belgien sein. Nimm dazu nur einmal eine EU-Straßenkarte. Allerdings ist das Bundesland NRW in Europa im Bezug auf Autobahndichte führend :D
Der Ausbau der Autobahnen ist also keine Entwicklung der letzten 40 Jahre, sondern liegt mit kriegsbedingten Unterbrechungen, schon 80 Jahre zurück. Übrigens: Die ersten Straßenwärter der Reichsautobahn waren vorher Streckenwärter bei der Reichsbahn, die Raststätten (bis 1990 auch noch in der "DDR") wurden von der Mitropa (Speisewagengesellschaft der Reichsbahn) betrieben.
Gleichzeitig wurde aber der Ausbau und der Erhalt des Schienennetzes aus militärischen Gründen zumindest bis Kriegsende gleichberechtigt durchgeführt. Der Abbau von Infrastruktur als Reparation im sowjetisch besetzen Teil Deutschlands steht auf einem anderen Blatt. In der Bundesrepublik wurden die Kriegschäden an der Infrastruktur beseitigt und, wie ich bereits schrieb, der Güterverkehr auf der Bahn gefördert. Von einer stiefmütterlichen Behandlung kann bis dahin keine Rede sein. (Die staatlichen Zuschüsse für Neubaustrecken des Personenverkehrs lassen wir heute mal weg)
Erst nachdem der Güterverkehr auf der Schiene (im Stückgutbereich) rapide zusammenbrach, wurden Hausanschlussgleise, Rangier- und Güterbahnhöfe abgebaut.
Die Einflussnahme des Staates (genauer der EU!) ist sehr hoch. Aber nicht wie Du hoffst, auf die Wahl der Verkehrsmittel. Im Zweifel wird es immer der LKW, weil flexibler und schneller, sein. Da spielt auch die höchste nur denkbare Steuer keine Rolle. Nur wird der Verbraucher für das Produkt mehr bezahlen müssen.

Shit happens!
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Beitrag von Naseweis »

Autobahn @ 30 Jan 2008, 22:06 hat geschrieben:3.) Leider sind es nicht nur die Fahrradkuriere, sondern auch viele andere Radfahrer, die unter gröbster Missachtung der StVO ihr Unwesen treiben. Da ich beruflich mit dem Auto fahren muss, fallen mir diese Verkehrsteilnehmer besonders unangenehm auf.
Dies alles zusammengenommen veranlasst mich, das Fahrrad (für mich) nicht als Verkehsmittel anzusehen.
Da Du aber selbst die Fahrradkuriere kritisiert hast, nehme ich an, dass Du einer der leider wenigen vernünftigen Radfahrer bist. Natürlich hast Du das Recht, Dein Fahrrad für Dich als Verkehrsmittel anzusehen und zu nutzen. Aber ich nehme nicht an, dass Du Dein Nutzerprofil als allgemeinverbindlich vorschreiben willst.
Ich hoffe, mit dieser ergänzenden Erklärung konnte ich Deine Empörung ausräumen.
Stimmt, viele andere (nicht Kuriere) auch, z.b. bei Dunkelheit ohne Licht mit dunkler Kleidung quer über Kreuzungen ... :ph34r:
Nein, natürlich wollte ich nicht allen bis 25 km zu fahren vorschreiben, das führte ich nur für mich an.
Auch ist eine 650.000 er Stadt nicht so optimal für das Fahrrad, eine 100.000 er Stadt aber ließe sich in die Richtung trimmen.
Dort bleiben die Entfernungen in einem angemessenen Ausmaß und es gibt weniger Konflikte anderem Verkehr.
Beispiele: Freiburg, Münster, Nierderlande!

P.S.: ich fahr auch im Winter bei Schnee und Eis im Dunkeln (was hier bei mir eher selten vorkommt, dieses Jahr noch gar nicht)
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Beitrag von E18-Fan »

Mal einige Klarstellungen:

Auch die Bahn zahlt Mineralölsteuer für den Treibstoff ihrer Loks. Man kann also nicht das komplette Mineralöslsteueraufkommen dem Straßenverkehr zuschanzen.
Und der Autobahnenbau der 30er Jahre wurde von der Reichsbahn finanziert, von der Reichsbahn logistisch unterstützt und von der Reichsbahn mit Fachpersonal auch organisiert. (Nicht ganz freiwillig vermute ich mal). Nachzulesen z.B. hier.

Und es läßt sich vermutlich auch darüber streiten, welche Kosten als direkte Kosten anzusehen sind und welche als indirekte!
Die Zahlen des Bundesverkehrsministeriums als Kriterium für die direkten Kosten zu verwenden halte ich zumindest für riskant, da ja bekannt ist das z.B. die Qualität der Autobahnen ständig sinkt, eine Zeitbombe mit korrodierenden Stahlbetonbrücken tickt, die durch den immer stärkeren Verkehr auch nicht besser werden. Im Gegenteil, man lebt bei den Bundesfernstraßen inzwischen von der Substanz und schafft es nur dadurch die direkten Kosten so relativ gering zu halten.
Letztendlich gilt, traue keiner Statistik die Du nicht selbst gefälscht hast, man erkannt an allen Zahlen ja woher sie kommen!
Allein die massiven Verkehre die es gibt nur um irgendwo von günstigereren Lohnkosten zu profitieren zeigen mir dass eigentlich Transportkapazität zu billig ist.
Und nicht zu vergessen die vielfache Ausnutzung der LkW-Fahrer hinsichtlich Bezahlung, Ruhezeiten, Übertretung von Verkehrsvorschriften, die alle dazu beitragen, die vermeintlichen Transportkosten weiter zu reduzieren!

Ach ja, noch ein paar Worte zum Verschleiß der Autobahnen durch LkW's. Mir ist ein Faktor von 10.000 in Erinnerung, mit dem ein LkW die Fahrbahn stärker beansprucht als ein PkW. Wenn mir mal eine Quelle unterkommt werde ich sie bestimmt hier posten!
Und es sind nicht nur die Achslasten die da eingehen, sehr massiv gehen auch die Reifendrücke da ein.
Und LkW-Reifen haben halt mal afaik min 8 bar drin, Anhänger teils noch mehr, es wird ja immer von diesen sogenannten Hochdruckreifen geredet, um Achsen einzusparen! Demgegenüber PkW mit so um die 2 bar! Entscheidend ist letztenendes der Druck, also die Kraft pro Fläche und da ist der LkW auch leer um ein paar Zehnerpotenzen höher!
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Beitrag von Autobahn »

Naseweis @ 31 Jan 2008, 11:29 hat geschrieben:Stimmt, viele andere (nicht Kuriere) auch, z.b. bei Dunkelheit ohne Licht mit dunkler Kleidung quer über Kreuzungen ...  :ph34r:
Gerade diese Spezies ist es, die mir Sorgen macht. Sie gefährden nicht nur sich selbst, sondern in hohem Maße auch alle anderen Verkehrsteilnehmer. Die Fußgänger als die in diesem Fall Schwächeren sowieso. Aber auch PKW, LKW sowie Bus- und Straßenbahnfahrer sind betroffen. Vor einiger Zeit hat ein Radfahrer eine vorfahrtsberechtigte Straßenbahn mißachtet. Er kam bei diesem Unfall zums Leben. Der Straßenbahnfahrer und mehrere Passanten erlitten einen Schock und mussten ärztlich betreut werden. Unlängst quetschte sich eine Radfahrerin an einer Ampel unbemerkt vom Fahrer an einem LKW vorbei (obwohl ein Radweg vorhanden war). Beim Anfahren wurde sie unter den LKW gezogen und verstarb noch an der Unfallstelle. Von dem Unfall hat der LKW-Fahrer nichts bemerkt. Er wurde kurz hinter der Ampel von anderen Verkehrsteilnehmern gestoppt. Auch er erlitt einen Schock. Das sind nur zwei Beispiele aus Düsseldorf. Die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden.
Naseweis @ 31 Jan 2008, 11:29 hat geschrieben:Nein, natürlich wollte ich nicht allen bis 25 km zu fahren vorschreiben, das führte ich nur für mich an. Auch ist eine 650.000 er Stadt nicht so optimal für das Fahrrad, eine 100.000 er Stadt aber ließe sich in die Richtung trimmen.
Dort bleiben die Entfernungen in einem angemessenen Ausmaß und es gibt weniger Konflikte anderem Verkehr.
Beispiele: Freiburg, Münster, Nierderlande!
Leider sagt die Einwohnerzahl nicht unbedingt etwas über die flächenmäßige Ausdehnung einer Stadt aus. Ich kenne Städte unter 50 TSD Einwohner, die es von der Fläche her durchaus mit Düsseldorf aufnehmen können. Da kann man dann schon mal zwischen zwei Ortsteilen lange strampeln. Aber bei gutem Wetter ohne Zeitdruck ist das so, wie im Wald oder am Fluß entlang.
Freiburg kenne ich nicht so gut. In Münster besteht ein flächendeckendes Radwegnetz mit eigenen Ampelphasen und die Verkehsdisziplin der Radler ist ausgesprochen gut. Da funktioniert das Miteinander. Was die Niederlande angeht, muss ich Dich allerdings enttäuschen. Auch dort ist das Fahrrad (außer in Universitätsstädten) nicht mehr so stark gefragt. Dafür knattern die Jugendlichen aber verstärkt mit ihren Bromfiets (auf Deutsch: Kleinkraftrad) durch die Gegend. Und die dürfen die gut ausgebauten Radwege durchaus benutzen.
In Düsseldorf hat es einmal ein interessantes Experiment gegeben. Die damalige Bürgemeisterin (SPD) hat auf Betreiben des rot-grünen Stadtrates eine Fahrspur einer Einfallstraße durch Farbahnmarkierung zum Radweg umfuktioniert. Das Ergebnis: Neben den zu erwartenden Rückstaus der Autos tummelten sich gerade mal drei bis vier Radler pro Stunde auf dieser Strecke. Damit will ich sagen, dass nicht das Angebot an Radwegen, wie es ja vom ADFC gefordert wird, die Menschen auf den Drahtesel treibt. Und sei es nur, weil Arbeitgeber und Kunden eine korrekte Kleidung vom Banker (steht als Synonym) erwarten, die auf einem Farrad nur versaut würde.
Naseweis @ 31 Jan 2008, 11:29 hat geschrieben:P.S.: ich fahr auch im Winter bei Schnee und Eis im Dunkeln (was hier bei mir eher selten vorkommt, dieses Jahr noch gar nicht)
Seltsam, bei mir wird es jeden Abend dunkel <_< (ich hab schon verstanden, was Du gemeint hast)
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Beitrag von Boris Merath »

E18-Fan @ 31 Jan 2008, 17:55 hat geschrieben: Auch die Bahn zahlt Mineralölsteuer für den Treibstoff ihrer Loks. Man kann also nicht das komplette Mineralöslsteueraufkommen dem Straßenverkehr zuschanzen.
Es kommt noch schlimmer: Wenn ich das richtig verstanden habe, waren in der Mineralölsteuer auch Erdgas und Kohle besteuert, genauso besteuert (wenn auch natürlich mit geringerem Steuersatz) wurde auch Heizöl. Auch in der seit Anfang August 2006 die Mineralölsteuer ablösenden Energiesteuer ist das nicht anders - einzig Kraftwerke sind jetzt wohl von der Gassteuer befreit (Pressemeldung des Bundes meint sie sind, Wikipedia meint sie sind nicht - keine Ahnung was jetzt stimmt) - in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2006 haben die aber auch kräftig mitgezahlt, und so selten sind gasbetriebene Kraftwerke nun auch nicht.

Interessant ist übrigends auch folgender Absatz aus Wikipedia:
Bei den Steuersätzen wird unterschieden zwischen Heizöl und Kraftstoffen zur Fortbewegung (wobei chemisch zwischen Diesel und Heizöl kein Unterschied besteht). Dies wird damit begründet, dass mit der Mineralölsteuer auch Kosten des Straßenbaus und -erhalts abgedeckt werden.
[..]
Für landwirtschaftliche Zwecke verwendeter Kraftstoff ist steuerbegünstigt (Agrardiesel), während für Dieselloks – die ja ebenfalls keine Straßen benutzen – der Normalsatz angewendet wird.
Also so einfach machen und sagen die Mineralölsteuer kann man vollständig zum Straßenbau verwenden kann man nicht.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 31 Jan 2008, 18:31 hat geschrieben:
Bei den Steuersätzen wird unterschieden zwischen Heizöl und Kraftstoffen zur Fortbewegung (wobei chemisch zwischen Diesel und Heizöl kein Unterschied besteht). Dies wird damit begründet, dass mit der Mineralölsteuer auch Kosten des Straßenbaus und -erhalts abgedeckt werden.
[..]
Für landwirtschaftliche Zwecke verwendeter Kraftstoff ist steuerbegünstigt (Agrardiesel), während für Dieselloks – die ja ebenfalls keine Straßen benutzen – der Normalsatz angewendet wird.
Also so einfach machen und sagen die Mineralölsteuer kann man vollständig zum Straßenbau verwenden kann man nicht.
Der Löwenanteil der Einnahmen aus der Mineralölsteuer entfällt auf den Benzin/Dieselverbrauch. Hinzu kommen die Einnahmen aus der Kraftfahrzeugsteuer. Letztere stehen zwar den Ländern zu, aber auch sie sind per Gesetz gehalten, die Einnahmen für den Straßenbau zu verwenden. Bezüglich Agrardiesel richte Deine Beschwerde bitte an den Bauernverband. Die Regierung wollte dies schon immer abschaffen, aber Herr Sonnleitner hat sich erfolgreich gewehrt. Hat wohl eine bessere Lobby als Mehdorn :lol:

Im übrigen stimmt heute die Aussage, dass Diesel chemisch dem Heizöl entspricht (leider) nicht mehr. Früher konnte man einen Diesel problemlos mit Heizöl fahren. Die heutigen Dieselmotoren machen aber schon nach wenigen Metern schlapp, wenn Du sie mit Heizöl betankst (Turbo, Common Rail Motoren)! Wie es bei Dieselloks aussieht, weis ich aber nicht. Bestimmt aber bei den schweren russischen Güterzugloks, die von der DR übernommen wurden. Aber dabei darf sich Mehdorn nicht vom Zoll erwischen lassen :lol:
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Beitrag von Autobahn »

@ E18-Fan

Ob die Reichsbahn den Bau der Autobahnen finanziert hat, möchte ich dahin gestellt sein lassen. Vielleicht meinst Du damit, dass öffentliche Mittel von der Reichsbahn zum Bau der Autobahnen umgeleitet wurden. Ich saß damals noch nicht im Reichstag und kann das weder bestätigen noch dementieren :) . Ich glaube aber eher, dass auf Grund der strategischen Bedeutung der Eisenbahn zusätzliche Mittel eingesetzt wurden. Der Mythos, die Autobahnen hätten strategische Bedeutung gehabt, ist allein auf der damals in den Anfängen stecken Entwicklung militärtauglicher Fahrzeuge widerlegt. Das Brot- und Butterfahrzeug der Wehrmacht, der Opel Blitz (General Motors/USA), ist nach heutigen Maßstäben ein Kleintransporter. Auf den engen Zusammenhang zwischen Reichsbahn und Autobahn hatte ich ja auch hingewiesen.

Doch nun zum eigentlichen Thema. Die unterschiedliche Belastung der Fahrbahn durch PKW und LKW.

Bewertung von Achslasten von Straßenfahrzeugen (Achslastenäquivalenz)


Ein PKW mit 1,5t Gesamtmasse hat pro Achse eine Achslastenäquivalenz von 0,0001 pro Achse.
Ein Sattelzug mit 38t Gesamtmasse und vier Achsen hat folgende Verteilung der Achslastenäquivalenz: Zugmaschine vorne: 0,06 Zugmaschine hinten: 1 Sattelauflieger: 1,75 (durch die enge Bauweise der Achsen nur ein Wert). Entscheiden ist der Durchschnittswert.
Quelle:
http://home.arcor-online.de/guenter.koch/i...fra/Lasten.html

Mit steigender Zahl der Achsen sinkt dieser Faktor. Daher haben moderne Sattelzüge heute meist sechs Achsen.

Prinzipiell ist also der Faktor 10 TSD durchaus richtig.

Falsch ist jedoch, dass der Reifendruck eine Auswirkung auf die Asphalt- oder Betonfahrbahn hat. Der Reifendruck ist der Innendruck des Reifens. Dieser ist notwendig, damit der Reifen seine Stabilität erhält.

Hast Du das vielleicht mit diesem Thema verwechselt?

http://www.oekolandbau.de/erzeuger/pflanzl...-kontrollieren/

Da steht tatsächlich drin, das LKW-Hochdruckreifen dem Boden schaden. Aber dem Ackerboden, nicht der Straße, auch wenn die Landwirte die Spuren für ihre Traktoren als „Fahrbahn“ bezeichnen. Dort ist es tatsächlich notwendig, die Auflagefläche durch geringeren Reifendruck zu vergrößern, um ein zu tiefes Einsinken und eine damit verbundene Verdichtung des Bodens zu verhindern. Die Geschwindigkeit bei Fahrten auf einem Acker sind in der Regel gering, so dass die Walkwirkung auf die Reifen nicht hoch ist und ein Reifenplatzer in der Praxis nicht vorkommt.
Die Spurrillen auf den Autobahnen (aber auch auf anderen Straßen) betreffen nur den Oberbau der Straße. Der Unterbau, das eingentliche Herzstück der Straße ist davon nicht betroffen. Hier wirken nur die oben beschiebenen Kräfte der Achslastäquivalenz. Ein geringerer Reifendruck würden bestenfalls die Spurrillen verbreitern.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
E18-Fan
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Beitrag von E18-Fan »

O.K., das mit den Reifen war mir irgendwie in Erinnerung geblieben, kann dazu aber mangels Unterlagen und Quellen nichts weiter sagen.
Aber nochmal zurück zum Thema, warum verdrängt der LKW den Güterzug:
In meinen Augen wurde die Bahninfrastruktur durch die Politik, vor allem Kommunalpolitik, praktisch ignoriert. Gewerbegebiete mussten her egal wo, hauptsache Straßen-, noch besser Autobahnanschluß! Wenn immer mehr Versender und Empfänger nur über die Straße erreichbar sind gerät der Schienenverkehr zwangsläufig ins Hintertreffen, Umladen macht keiner, wenn man direkt von Tor zu Tor fahren kann. Das dagegenstemmen einzelner Komunen nutzt da nix.
Letztendlich den Todesstoß für den Wagenladungsverkehr hat dann die Bahn selber mit MORA-C gesetzt, weil es halt mit sinkender Beförderungsmenge immer unwirtschaftlicher wird ...
Und ganz traurig sieht es ja im grenzüberschreitenden Verkehr aus: Nach Frankreich fallen mir aus dem Kopf gerade mal 2 elektrifizierte Grenzübergänge ein, davon Kehl-Straßburg auch noch eingleisig über den Rhein! Und das mit einem Land, in das die meisten unserer Exporte gehen. Hier hängen jezt jahrzehntelange Unterlassungen nach.
Und man muss es leider auch realistisch sehen: die Schiene wäre gar nicht in der Lage, nenenswerte Anteile der Straße zu übernehmen! Auf den Strecken entlang hochbelasteter Autobahnen sind doch auch die Strecken bzw. die Knotenpunkte ausgelastet.
Jetzt rächt sich halt dass man im Zuge der allgemeinen Verkehrssteigerung nur das Straßennetz ausgebaut hat, bei der Schiene aber größtenteils von der Substanz lebt.

Ich tröste mich halt mit einem: Im Zuge steigender Energiekosten wird es die Straße härter treffen als die Bahn weil bei der Straße halt die Wirkungsgrade schlechter sind.

Bis dann, Grüße Martin
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Beitrag von Catracho »

E18-Fan @ 31 Jan 2008, 23:28 hat geschrieben: Und ganz traurig sieht es ja im grenzüberschreitenden Verkehr aus: Nach Frankreich fallen mir aus dem Kopf gerade mal 2 elektrifizierte Grenzübergänge ein, davon Kehl-Straßburg auch noch eingleisig über den Rhein!
Ein paar mehr sind's schon, 5 insgesamt.

Perl - Apach
Saarbrücken - Forbach
Saarbrücken - Sarreguemines (auch wenn's nicht wirklich zählt)
Kehl - Strasbourg
Neuenburg - Bantzenheim

Aber das ändert natürlich nichts daran dass es deutlich besser aussehen könnte und müsste, da stimme ich dir absolut zu.
Mfg
Catracho
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Beitrag von Autobahn »

E18-Fan @ 31 Jan 2008, 23:28 hat geschrieben:Aber nochmal zurück zum Thema, warum verdrängt der LKW den Güterzug:
Um es an dieser Stelle einmal klarzustellen. Ich habe nichts gegen die Bahn und erst recht nichts gegen den Güterverkehr auf der Schiene. Im Gegenteil, würde mehr mit der Bahn tranportiert, hätte ich mehr Platz auf der Autobahn <_< . Ich habe Eingangs eine Entwicklung geschildert, die seit Ende des 2. Weltkrieges eingesetzt hat und wohl kaum aufzuhalten war. Und da ich fast so alt wie diese Republik bin, durfte ich das meiste davon beobachten.
E18-Fan @ 31 Jan 2008, 23:28 hat geschrieben:...... Umladen macht keiner, wenn man direkt von Tor zu Tor fahren kann. Das dagegenstemmen einzelner Komunen nutzt da nix. .......
Genau das ist der Punkt, warum der LKW das Rennen gewonnen hat. Er ist schnell, flexibel und fährt von Tor zu Tor. Selbst wenn Versender und Empfänger über ein Hausanschlussgleis verfügten, gaben sie dem LKW den Vorzug. Er fuhr (und fährt) direkt ohne Umwege und Zeitverlust über Ragierbahnhöfe.
E18-Fan @ 31 Jan 2008, 23:28 hat geschrieben:Auf den Strecken entlang hochbelasteter Autobahnen sind doch auch die Strecken bzw. die Knotenpunkte ausgelastet.
Abgesehen von unrentablen Strecken auf dem Land sind ja auch keine wichtigen Verbindungen abgebaut worden. Und diese und die Knotenpunkte sind, wie Du ja schreibst, ausgelastet. Das war auch schon 1950 oder 1965 so. Ein Grund mehr also für die Spediteure, einen LKW einzusetzen. Und das bei einem Fernstraßennetz, das damals nur einen Bruchteil des heutigen ausmachte.
E18-Fan @ 31 Jan 2008, 23:28 hat geschrieben:Jetzt rächt sich halt dass man im Zuge der allgemeinen Verkehrssteigerung nur das Straßennetz ausgebaut hat, bei der Schiene aber größtenteils von der Substanz lebt.
Du musst auch berücksichtigen, dass nicht nur die Bevölkerungdichte seit 1949 stark angestiegen ist, sondern auch die Industrie ihre Güter zu den Verbrauchern bringen musste. Die Eisenbahn war in ihrer Anfangszeit eine technische Glanzleistung, die in der damaligen Zeit die Wirtschaft beflügelte. Das Kraftfahrzeug und der LKW haben aber diese Entwicklung überholt. Wenn ich es einmal überspitzt formulieren darf: Nicht jedes Haus kann seinen eigenen Gleisanschluss haben, aber jedes Haus muss über eine befestigte Straße erreichbar sein. Also ist der Staat seiner Aufgabe gerecht geworden, seinen Bürgern die notwendige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Eine politische Einflussnahme wurde ja versucht (siehe vorherige Beiträge von mir). Sie scheiterten, weil sie dazu verurteilt waren.
E18-Fan @ 31 Jan 2008, 23:28 hat geschrieben:Ich tröste mich halt mit einem: Im Zuge steigender Energiekosten wird es die Straße härter treffen als die Bahn weil bei der Straße halt die Wirkungsgrade schlechter sind.
Bis dann, Grüße Martin
Wenn Du die Wirkungsgrade auf den physikalischen Wert beschränkst, hast Du recht. Niemand bestreitet, dass ein Güterzug mit 20, 30, oder mehr Waggongs die Ladung billiger tranportieren kann, als eine dafür notwendige Anzahl von LKW. Inwieweit diese Rechnung aber noch aufgeht, wenn Rangier- und Umladevorgänge und die damit verbundenen Zeitkosten eingerechnet werden, kann ich Dir auch nicht beantworten. Es wird Dich nicht trösten, wenn dadurch, gleichgültig ob Bahn- oder LKW-Transport, die Endpreise der Produkte steigen.
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Beitrag von Autobahn »

Eiserner Rhein

Im Zusammenhang mit dem zunehmen Gütertransport von Antwerpen nach Deutschland wird seit Jahren über die Reaktivierung des eisernen Rheins diskutiert und gestritten. Dass sich für Seecontainer ein Weitertransport mit der Bahn anbietet ist richtig.

Eine Reaktivierung der alten Trasse zwischen Roermond und der deutschen Grenze scheitert am Naturschutzgebiet auf niederländischer Seite. Daher hat der NRW-Verkehrsminister eine alternative Strecke entlang der A52 vorgeschlagen, wodurch die Stadt Mönchengladbach entlatet wird. So weit so gut. Doch diese Strecke mündet bei Mönchengladbach auf die alte Trasse und führt direkt durch dicht besiedeltes Gebiet in Viersen. An dieser Strecke sind Lärmschutzmaßnahmen jedoch so gut wie nicht möglich. Die Lärmbelästigung für die Anwohner dürfte bei der zu erwartenden Zugdichte unerträglich werden.

Ist es nicht sinnvoller, die Neubautrasse südlich an Viersen vorbei zu führen und erst westlich der Stadt an die alte Trasse anzubinden?

Karte der Streckenführung findet ihr hier:
http://www.rp-online.de/public/zoompicture...erg/bild/231418

Den Wiki-Artikel hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eiserner_Rhein
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