Gepäckwagen

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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Tecko
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Beitrag von Tecko »

Leider kenn ich es nur noch aus alten Filmen und Bilder: Früher gab es bei der Bahn auch bei vielen Zügen Gepäckwagen.

Was mich interessieren würde: Die wurde der Gepacktransport logistisch abgewickelt? Musste man dort auch wie heute man Flughafen sein Gepäck einchecken? Warum wurde diese Art der Gepäckbewahrung abgeschafft?
Fastrider
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Beitrag von Fastrider »

Tecko @ 7 May 2008, 23:24 hat geschrieben:Leider kenn ich es nur noch aus alten Filmen und Bilder: Früher gab es bei der Bahn auch bei vielen Zügen Gepäckwagen.

Was mich interessieren würde: Die wurde der Gepacktransport logistisch abgewickelt? Musste man dort auch wie heute man Flughafen sein Gepäck einchecken? Warum wurde diese Art der Gepäckbewahrung abgeschafft?
Nein, das Gepäck wurde separat aufgegeben. Der Service wurde wegen mangelder Nachfrage eingestellt. Heathrow ist harmlos gegen die Zuverlässigkeit dieses Services. Wenn man sein Gepäck am Abreisetag aufgab, bekam man es drei Tage bis 1 Woche nach Ankunft. Meine Grossmutter wartete 1962 mal 4 Tage am Urlaubsort auf ihr Gepäck, obwohl sie es schon drei Tage vorher aufgab.
hauseltr
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Beitrag von hauseltr »

Fastrider @ 8 May 2008, 02:05 hat geschrieben:
Tecko @ 7 May 2008, 23:24 hat geschrieben:Leider kenn ich es nur noch aus alten Filmen und Bilder: Früher gab es bei der Bahn auch bei vielen Zügen Gepäckwagen.

Was mich interessieren würde: Die wurde der Gepacktransport logistisch abgewickelt? Musste man dort auch wie heute man Flughafen sein Gepäck einchecken? Warum wurde diese Art der Gepäckbewahrung abgeschafft?
Nein, das Gepäck wurde separat aufgegeben. Der Service wurde wegen mangelder Nachfrage eingestellt. Heathrow ist harmlos gegen die Zuverlässigkeit dieses Services. Wenn man sein Gepäck am Abreisetag aufgab, bekam man es drei Tage bis 1 Woche nach Ankunft. Meine Grossmutter wartete 1962 mal 4 Tage am Urlaubsort auf ihr Gepäck, obwohl sie es schon drei Tage vorher aufgab.
Na, ganz so einfach kann man das nicht erklären.

Jeder Bahnhof hatte seine eigene Gepäckaufgabe und -ausgabe. Das Gepäck wurde am Bahnhof vom Personal an den Zug gebracht und in der Regel in seperaten D - Abteilen vom Zugführer oder anderem Personal bis zum nächsten Umladebahnhof untergebracht und umgeladen bzw. auf großen Bahnhöfen in den dortigen Gepäckannahmestellen gesammelt und auf die entsprechenden Züge in Richtung Reiseziel verteilt. In den D-Zügen war normalerweise mindestens 1 D Wagen eingestellt, auf denen ein Packwagenschaffner tätig war und auf Unterwegsbahnhöfen für das Ein- oder Ausladen zuständig war. Da kam es in der Hauptreisezeit schon mal zu Unterbrechungen der Ladetätigkeit, wenn die Abfahrtzeit überschritten wurde. Da konnten schon mal bis zu 5 und mehr Gepäckkarren an einem Zug stehen. Dann mußte erst das Gepäck für den Bahnhof ausgeladen und dann eingeladen werden. Auch verspätete Züge brachten die Umladepläne durcheinander. Allein durch das Umladen entstand natürlich eine längere "Reisezeit" des Gepäckstückes. Grundsätzlich wurde eine Abgabe 2 - 3 Tage vorher empfohlen. Wenn man selber öfters umsteigen mußte, erhöhte sich zwangsläufig die Transportzeit des Gepäcks. Generell war der Transport aber zuverlässig, denn heutigen "Just in time" Service kannte man damals nicht. Zusätzlich kamen ja auch noch die Fahrräder auf Fahrradkarte (also vom Fahrgast eingeladen) in diese Wagen. So konnte es auch schon mal passieren, das nicht alles Gepäck in einen Zug eingeladen werden konnte und es erst im nächsten Zug transportiert wurde.

Ausreißer, also verspätet ankommendes oder total verschwundenes Gepäck gab es natürlich auch und das gibt es auch noch heute. Besonders bei Fluggesellschaften verschwindet auch heute so manches Gepäckstück im Nirwana.

Durch die Schließung von Gepäckaufgaben bzw, der Bahnhöfe wurde dieser Service immer weiter runter gefahren und es wurden verschiedene andere Möglichkeiten probiert, sozusagen Haus zu Hausservice usw., der in der heutigen Regelung des Kuriergepäcks endete.
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Naja, die vielen Ladeschaffner und das ganze Personal an den Bahnhöfen samt der Gepäckkarren konnte man einsparen, ebenso das lästige Mitführen eines Gepäckwagens... Mangelnde Nachfrage, nun ich war nicht dabei, aber warscheinlich hat man auch hier das Angebot ausgedünnt, den Service verschlechtert und dann als die Kunden die Nase voll hatten, gesagt man stellt's wegen mangelnder Nachfrage ein. Dieses Verfahren funktionierte bei der Bundesbahn in vielen Bereichen ziemlich rutiniert, seit ihr wohl Mitte der 70er das Geld langsam ausgegangen wurde...
Fastrider
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Beitrag von Fastrider »

Rohrbacher @ 8 May 2008, 12:23 hat geschrieben: Mangelnde Nachfrage, nun ich war nicht dabei, aber warscheinlich hat man auch hier das Angebot ausgedünnt, den Service verschlechtert und dann als die Kunden die Nase voll hatten, gesagt man stellt's wegen mangelnder Nachfrage ein.
Oder auch ein geändertes Verhalten der Fahrgäste. Heute akzeptiert niemand mehr, dass das Gepäck drei Tage länger braucht.
Tecko
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Beitrag von Tecko »

Von dieser Zeit zeugen dann wohl auch die heute meist verschlossenen Rampen zu den Bahnsteigen an größeren Bahnhöfen.

Bekam man das Gepäck damals an eine bestimmte Zieladresse geliefert oder musste man es wieder am Bahnschalter abholen?
hauseltr
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Beitrag von hauseltr »

Tecko @ 8 May 2008, 18:46 hat geschrieben: Von dieser Zeit zeugen dann wohl auch die heute meist verschlossenen Rampen zu den Bahnsteigen an größeren Bahnhöfen.

Teilweise schon, aber auch Expressgut wurde je nach Bestimmungsgebiet mit D-Zügen und niederrangigen Zügen transportiert.

Bekam man das Gepäck damals an eine bestimmte Zieladresse geliefert oder musste man es wieder am Bahnschalter abholen?
Abholung war im Regelfall für den Einzelkunden angesagt. Einige Kurkliniken wurden auch "beliefert", notfalls durch einen ortsansäßigen Spediteur.
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