SpiegelOnline | Unkultur der Bahnreisenden

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JNK
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Beitrag von JNK »

Im Online Spiegel findet sich heute ein Bericht über die Fahrt im ICE 785 und dem Verhalten eines Ehepaars. Zudem wird der geneigte Leser aufgefordert eigene Erlebnisse einzusenden mit dem Angebot, dass die besten veröffentlicht werden.

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518...,615943,00.html

Zwei Auszüge:
Er: die beigen Strümpfe in den braunen Gesundheitsschuhen straff gespannt, den weißen Vollbart säuberlich gestutzt. Sie: viel Gold an den Fingern, eine Maria-Elisabeth-Schaeffler-Frisur auf dem Kopf. Selbstgemixte Apfelschorle in Halbliterfläschchen. Und das mit Camembert belegte Baguette wird mit Silbermesser exakt mittig geschnitten.
Kritik an Hartmut Mehdorn, der nun als Bahn-Chef abtritt, war immer berechtigt - aber nur eine Seite des postmodernen Bahnreisens. Denn in Deutschland trifft die Unkultur der Bahn auf die Unkultur der Reisenden, des Motzens und Moserns. Kombiniert wird das zu einem sich selbst verstärkenden Prozess. Die Deutsche Bahn verdient Kunden mit gestrafften Strümpfen, und diese Kunden verdienen die Deutsche Bahn.
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josuav
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Beitrag von josuav »

Das Problem ist, solche Leute sind überall. :angry:
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

josuav @ 2 Apr 2009, 17:21 hat geschrieben: Das Problem ist, solche Leute sind überall. :angry:
Aber vor allem in Zügen. Das stimmt schon irgendwie. :lol:
ChoMar
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Beitrag von ChoMar »

Nöö, nicht nur in Zügen. Aber wo ausser in Zügen sind so viele unterschiedliche Menschen so dicht beieinander? Ich bin sowas von Froh, für meine Kopfhörer, wenn ich mit Öffentlichen unterwegs bin...
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u-bahn-fan
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Beitrag von u-bahn-fan »

Ach ja... furchtbar!

Dazu eine kleine Anekdote von mir:

Vor ein paar Tagen im ICE Berlin-München. Ich steige in Saalfeld ein und der Zug ist wie zu erwarten relativ voll (d.h. es gibt keine zwei freien Plätze nebeneinander mehr). Nach kurzer Suche entscheide ich mich also für einen Vierer, in dem ein junger, gelangweilter Lidl-Ticket-Nutzer und eine ältere Dame sitzen.
Auf meine Frage an die Dame, ob neben ihr noch frei wäre, bekomme ich nur die verärgerte Gegenfrage, ob denn kein anderer Platz mehr frei sei?
Darauf antwortete ich verwundert, aber noch recht amüsiert, dass ich mir ja trotzdem irgendeinen Platz aussuchen müsste.
Als sie mich dann auch noch mit einem Blick würdigte, der mich als jungen, unhöflichen, provokanten Bengel der auch noch nach Zigarette riecht, klassifizierte, reichte es!

Um ihre Einschätzung zu bestätigen, ging ich ins BordBistro und kaufte mir eine Flasche Becks, die ich dann genüsslich trank und dabei ihren verächtlichen Blick genoss! :)

Ja, dass ist subtile Kriegsführung... :P
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

u-bahn-fan @ 3 Apr 2009, 16:06 hat geschrieben: Als sie mich dann auch noch mit einem Blick würdigte, der mich als jungen, unhöflichen, provokanten Bengel der auch noch nach Zigarette riecht, klassifizierte, reichte es!

Um ihre Einschätzung zu bestätigen, ging ich ins BordBistro und kaufte mir eine Flasche Becks, die ich dann genüsslich trank und dabei ihren verächtlichen Blick genoss! :)

Ja, dass ist subtile Kriegsführung... :P
Auf längeren Strecken bin ich immer im Speisewagen gefahren :D . Da dies fast ausschließlich außerhalb der gewöhnlichen Essenszeiten war, hatte ich auch immer genug Platz, einen Tisch mit einer sauberen Tischdecke und während der ganzen Fahrt frischen Kaffee :lol:
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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josuav
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Beitrag von josuav »

Jawoll, so macht man das! Irgendwann zreisst die Leute dann. :lol:
JeDi
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Beitrag von JeDi »

Ich frag inzwischen net mehr, ob da noch frei is...
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

JeDi @ 3 Apr 2009, 17:02 hat geschrieben: Ich frag inzwischen net mehr, ob da noch frei is...
Genau. Du kletterst einfach über mich drüber, oder? :lol:
JeDi
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Beitrag von JeDi »

Rohrbacher @ 3 Apr 2009, 17:05 hat geschrieben: Genau. Du kletterst einfach über mich drüber, oder? :lol:
Ja.
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Beitrag von Rohrbacher »

JeDi @ 3 Apr 2009, 17:07 hat geschrieben: Ja.
Womit wir beim Thema Unkultur wären.
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Beitrag von 146225 »

JeDi @ 3 Apr 2009, 17:02 hat geschrieben: Ich frag inzwischen net mehr, ob da noch frei is...
Was auch nicht immer ein Zeugnis von Degerlocher Kultur ist, Johannes... Bei mir kommt es schon noch drauf an, wer da sitzt. Empfängt mich eine bezaubernde Dame mit charmantem Lächeln, kann sie auch mit Höflichkeit meinerseits rechnen. Eine arrogante Zicke eher mit Nichtachtung.

Erschreckend ist auch, wie trotz einer nie gekannten Informationsfülle viele Menschen die per Bahn reisen anscheinend von Jahr zu Jahr mehr verblöden. Da wundert man sich dann, wieso der Zug auf dem Weg von Stuttgart nach Heilbronn eigentlich über Bietigheim fährt, wo das doch "bei Tübingen" sei (ohne Witz, selbst erlebt) :(
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
JeDi
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Beitrag von JeDi »

146225 @ 3 Apr 2009, 17:10 hat geschrieben: Was auch nicht immer ein Zeugnis von Degerlocher Kultur ist, Johannes... Bei mir kommt es schon noch drauf an, wer da sitzt. Empfängt mich eine bezaubernde Dame mit charmantem Lächeln, kann sie auch mit Höflichkeit meinerseits rechnen. Eine arrogante Zicke eher mit Nichtachtung.
"Grüß Gott" oder irgend ne andre Grußformel sag ich ja schon - aber "Ist da noch frei" ist total sinnlos. Zum einen erntet man eh meist nur unverständnis, dass man sich jetzt genau da hinsetzen muss, zum andern stehts im Tarif eh genau drin:
Der Reisende darf für sich einen verfügbaren Platz als belegt kennzeichnen.
Verlässt er seinen Platz ohne deutliche Kennzeichnung, verliert er den Anspruch darauf.
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Beitrag von glemsexpress »

146225 @ 3 Apr 2009, 17:10 hat geschrieben: Da wundert man sich dann, wieso der Zug auf dem Weg von Stuttgart nach Heilbronn eigentlich über Bietigheim fährt, wo das doch "bei Tübingen" sei (ohne Witz, selbst erlebt)  :(
ist mir auch schon mal passiert, aber mit Kirchheim, was ja da schon eher verständlich ist (Teck vs. Neckar)
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u-bahn-fan
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Beitrag von u-bahn-fan »

JeDi @ 3 Apr 2009, 17:28 hat geschrieben: "Grüß Gott" oder irgend ne andre Grußformel sag ich ja schon - aber "Ist da noch frei" ist total sinnlos. Zum einen erntet man eh meist nur unverständnis, dass man sich jetzt genau da hinsetzen muss, zum andern stehts im Tarif eh genau drin:
Also die Frage "Ist hier noch frei?" ist für mich im Zug Standard.
Und auf Unverständnis bin (bis jetzt) ich noch nie gestoßen!
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Beitrag von Rohrbacher »

zum andern stehts im Tarif eh genau drin
Auch solche Leute fress' ich.

Man sagt irgendeine nette Begrüßungsformel, fragt ob der Platz noch frei ist, im Sinne von "darf ich mich da hinsetzen?" oder fragt das eben gleich so und dann dürfte das Thema unter zivilisierten Fahrgästen auch erledigt sein. Ich sag' mal bis zu drei Platzen, also einen Vierer mal zwei, drei, fünf Minuten freihalten ist drin, den halben Wagen mit Rucksäcken auslegen natürlich nicht. Im Grunde, genau das selbe wie wenn man auf eine Parkbank sitzt, auf der schon jemand sitzt oder wenn man ins Restaurant geht und kein ganzer Tisch mehr frei ist. Die Plätze mögen zwar frei sein, trotzdem fragt man allein schon aus Höflichkeit, falls das Wort noch im allgemeinen Sprachgebrauch sein sollte.

Was im Zug aber mal gar nicht geht, sind einerseits die Leute, die Plätze freihalten, obwohl es in Wirklichkeit nie jemanden gab, der den Platz wollte und andererseits irgendwelche Gschaftlhuaba, die ohne Not supergscheid mit irgendwelchen Tarifen daherkommen!

Genauo funktioniert das mit den Innentüren, mit den Fenstern, den Laptops und den Nahrungsmitteln, die quer durch den ganzen Zug wahrnehmbar sind. Ach ja und mit den Hunden oder anderen möglicherweise problematischen Dingen macht man das ebenso. Wenn ich vorhabe, in einem allgemein ruhigen Wagen länger zu telefonieren, ziehe ich es vielleicht in Betracht, kurz aufzustehen und in den Vorraum zu gehen. Auf der anderen Seite ist es höflich, sich nicht wegen jeder Kleinigkeit aufzuregen! So einfach wär' das eigentlich. Ganz ohne Beförderungsbedingungen würde das sogar funzen...
Zum einen erntet man eh meist nur unverständnis, dass man sich jetzt genau da hinsetzen muss
Jetzt weißt du vielleicht warum.
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Beitrag von 146225 »

Rohrbacher @ 3 Apr 2009, 21:08 hat geschrieben: Was im Zug aber mal gar nicht geht, sind einerseits die Leute, die Plätze freihalten, obwohl es in Wirklichkeit nie jemanden gab, der den Platz wollte [...]
Besonders beliebt jene Spezies die sich auf 2-er Sitzgruppen im Dosto demonstrativ gangseitig setzt, um noch eine zusätzliche Barriere zur Nutzung des 2. Sitzplatzes aufzubauen. Ist mir im vollen Zug aber dann doch relativ jucke, wenn so jemand das Gesicht verziehen und aufstehen muß...
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ChoMar
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Beitrag von ChoMar »

Besonders beliebt jene Spezies die sich auf 2-er Sitzgruppen im Dosto demonstrativ gangseitig setzt, um noch eine zusätzliche Barriere zur Nutzung des 2. Sitzplatzes aufzubauen. Ist mir im vollen Zug aber dann doch relativ jucke, wenn so jemand das Gesicht verziehen und aufstehen muß...
Dostos?
Eigentlich in ALLEN verkehrsmitteln, mit denen ich fahre. S-Bahnen, ICs und Dostos. Nur n-Wagen nicht. Da hat nämlich die DB so verschwenderisch gewirtschaftet, das man tatsächlich noch an jemandem vorbeikommt, der auf dem Gangplatz sitzt.

Ich frage mich nur, warum tun die leute das. In meinem morgendlichen IC von KA nach S ist es eh spätestens in Bruchsal so voll, das alle plätze belegt werden. Und leute auf dem Gangplatz werden dann höflich gefragt, ob da noch frei sei. Und wenn sie dem ersten "nein" sagen, kommt der nächste. Jedenfalls habe ich nach Bruchsal selten einen freien Platz erlebt. Finden die den Gangplatz bequemer? Platzangst? Oder was. Das meiste sind Pendler, die wissen, das sie ohnehin nicht lange alleine bleiben. Und da setz ich mich doch lieber ans fenster und muss später nicht aufstehen.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Bei mir ist das ganz einfach. Ich habe an einem Gangplatz die Möglichkeit meine Beine schräg in den Gang zu strecken. Bei den Fensterplätzen kleb ich mit den Knien die ganze Zeit am Vordersitz und kann nur bei sehr aufrechter und dabher anstrengender Sitzhaltung schmerzfrei reisen.
Didy
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Beitrag von Didy »

ChoMar @ 6 Apr 2009, 08:53 hat geschrieben:Nur n-Wagen nicht. Da hat nämlich die DB so verschwenderisch gewirtschaftet, das man tatsächlich noch an jemandem vorbeikommt, der auf dem Gangplatz sitzt.
Die einen nennen es verschwenderisch, die anderen freuen sich über ausreichend Beinfreiheit B) Vergleiche dazu Hot Doc.

Wieso Leute das machen? Weiß ich nicht. Neben den Beinen wäre es noch denkbar, dass die Leute angst haben, sie kommen sonst nicht (schnell genug) raus, wenn sie aussteigen müssen.

Meiner Beobachtung nach sind das jedenfalls häufig ältere Frauen, die das machen.
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JNK
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Beitrag von JNK »

Ich tu's mal hier herein:
Im heutigen Spiegel-Online gibt's einen Artikel über das Portal belauscht.de, in dem man lustige Begebenheiten eintragen kann und das nun auch ein Buch herausgebracht hat. In der Fotostrecke finden sich Beispiele, die sich oft auch in U-/S-Bahnen, oder Hauptbahnhöfen abspielen.
Ein Beispiel für leidgeplagte Münchner Stammstreckenfahrer:
Berlin. U-Bahnhof Potsdamer Platz. Am überfüllten Bahnsteig des U-Bahnhofs in der Vorweihnachtszeit. Die U-Bahn fährt ein, die Fahrgäste drängen sich auf dem Bahnsteig ungleichmäßig in den Zug hinein und ballen sich am vorderen Waggon. Es ertönt die Stimme des Zugführers über die Lautsprecheranlage: "Ey, dit is hier keen Adventskalender, hier könnse alle Türn gleichzeitig aufmachn!"
10 weitere Beispiele, davon 5 mit Rad/Schiene- Bezug, hier: http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostre...ecke-46037.html
Didy
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Beitrag von Didy »

JNK @ 2 Sep 2009, 13:22 hat geschrieben:"Ey, dit is hier keen Adventskalender, hier könnse alle Türn gleichzeitig aufmachn!"
:lol: :lol: :lol:

Danke für's ausgraben des Themas, am Wochenende ist mir auch was passendes passiert...

Samstag abend gegen 21 Uhr in einem ICE. Ich bin gerade zugestiegen, der Zug ist ziemlich leer, vielleicht ein viertel der Sitzplätze besetzt, wenn überhaupt.
Eine ebenfalls gerade zugestiegene Dame geht zu einem Herrn an einem Fensterplatz (der Gangplatz war leer): "Das ist mein Platz, ich hab reserviert".

Der Platz war zwar reserviert. Aber mindestens die nächsten drei Reihen waren unbesetzt und nicht reserviert. Wieso muss man denn dermaßen auf seinen reservierten Platz beharren, wenn es im Umkreis von drei Metern noch mindestens drei absolut gleichwertige Sitzplätze gibt?
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Beitrag von uferlos »

Der Platz war zwar reserviert. Aber mindestens die nächsten drei Reihen waren unbesetzt und nicht reserviert. Wieso muss man denn dermaßen auf seinen reservierten Platz beharren, wenn es im Umkreis von drei Metern noch mindestens drei absolut gleichwertige Sitzplätze gibt?
warum setzt sich der mann, im fast leeren Zug auf den einzigen reservierten platz? außerdem hat die Dame ja sicher dafür bezahlt...
mfg Daniel
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Beitrag von Didy »

uferlos @ 2 Sep 2009, 21:03 hat geschrieben: warum setzt sich der mann, im fast leeren Zug auf den einzigen reservierten platz?
Natürlich soll das nicht so sein. Aber man kann sowas mal verpennen, z.B. wenn man nicht oft mit Fernverkehr fährt (ging mir auch schon so). Im Normalfall ist's auch völlig gerechtfertigt, sojemand dann wegzuschicken.

Aber auf den reservierten Platz (ich hab ja dafür bezahlt) zu beharren, wenn ich keinen Nachteil durch Nutzung eines anderen Platzes hab, halt ich schon für relativ unnötige Rechthaber-Mentalität.
Daniel Schuhmann
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Beitrag von Daniel Schuhmann »

Didy @ 2 Sep 2009, 21:28 hat geschrieben: Aber auf den reservierten Platz (ich hab ja dafür bezahlt) zu beharren, wenn ich keinen Nachteil durch Nutzung eines anderen Platzes hab, halt ich schon für relativ unnötige Rechthaber-Mentalität.
Du schaust aber in dem Fall nicht alle anderen Plätze durch, ob die reserviert sind. Und schon passierts: Die anderen Plätze sind auch reserviert, Du setzt Dich da drauf, wirst ab dem nächsten Bahnhof verscheucht und hast dann die A-Karte weil die bisherige (bezahlte) Reservierung verfallen ist...
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Daniel Schuhmann @ 2 Sep 2009, 22:50 hat geschrieben: Du schaust aber in dem Fall nicht alle anderen Plätze durch, ob die reserviert sind. Und schon passierts: Die anderen Plätze sind auch reserviert, Du setzt Dich da drauf, wirst ab dem nächsten Bahnhof verscheucht und hast dann die A-Karte weil die bisherige (bezahlte) Reservierung verfallen ist...
Ähm, warum nicht? Ich hab' das immer so gemacht und mich immer eher drüber geärgert, dass ich für einen leeren Zug auch noch ein Platz reserviere. Einen Fensterplatz vor der Wand ist das meistens auch noch und dann pflanz' ich mich einfach auf einen anderen nicht reservierten Platz. Natürlich nicht, wenn's keine gibt, dann wird freilich gescheucht, aber wenn der halbe Zug frei und nicht reserviert ist, find' ich das doch ziemlich albern.

Genauso wie die Leute mit Behindertenausweis, die durch den halben Zug latschen, um dann irgendwo bei ebenfalls vorhandenen anderen freien Plätzen (2 Meter weiter!) darauf bestehen, dass irgendwer, der auf einem gekennzeichneten Platz sitzt, aufsteht. Der Wahnsinn. Aber das ist Deutschland, das Land der Rechthaber, Kleingeister und Gartenzwerge. Da werden halt die Gerichte bemüht, um festzustellen, wer die Parklücke zuerst erreicht hat oder es wird von einem Oberlandesgericht festgestellt, dass die Begegnung mit einer Spinne (einheimische Sorte) in der Tiefgarage zum allgemeinen Lebensrisiko gehört und man nicht den Hausmeister dann wegen vernachlässigter Reinigung verklagen kann, wenn man sich auf der Flucht die Knochen bricht...

Wegen der Sitzplätze im Zug sollte man aber am besten sehr frühzeitig Handtücher auslegen, um die Plätze zu reservieren. Sollte man mal in der S-Bahn machen, das wird bestimmt lustig. Die "versteckte Kamera" ist ja schon eingebaut. :lol:
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Beitrag von MVG-Wauwi »

Nun, "früher war alles besser", auch bei den Reservierungsanzeigen. Denn bei den alten Zetteln konnte man sämtliche Reservierungen des Laufweges sehen, heute dagegen darf man sich glücklich schätzen, wenn die Reservierungsanzeige nicht "heimlich" auf einmal eine Reservierung für den Platz anzeigt, auf dem man sich häuslich niedergelassen hat. Deshalb mag ich es auch niemanden verübeln, wenn er seinen reservierten und bezahlten Platz auch einnehmen möchte. Und (nicht nur) im speziellen Fall ist es vielleicht auch so, dass eine Reservierung in halb- oder ganz leeren Zügen - zum Beispiel für Samstag Abend- eher vom unbedarften Bahnbenutzer mit entsprechenden Schwellenängsten vorgenommen wird . Der Profi weiß dagegen in der Regel, wann man wirklich eine Reservierung braucht.
Gruß vom Wauwi
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

MVG-Wauwi @ 3 Sep 2009, 07:55 hat geschrieben:Nun, "früher war alles besser", auch bei den Reservierungsanzeigen. Denn bei den alten Zetteln konnte man sämtliche Reservierungen des Laufweges sehen, heute dagegen darf man sich glücklich schätzen, wenn die Reservierungsanzeige nicht "heimlich" auf einmal eine Reservierung für den Platz anzeigt, auf dem man sich häuslich niedergelassen hat.
Zumindest dann, wenn die Zettel auch richtig gesteckt wurden.

Im Mai dieses Jahres fuhren wir mit einem EC nach Wien, und wir hatten es uns auf zwei nichtreservierten Plätzen gemütlich gemacht (jedenfalls steckten keine Zettel). Doch in Linz stiegen plötzlich Leute ein, die nachweisbar auf unseren Plätzen reserviert hatten. Und es handelte sich dabei nicht um kurzfristige Reservierungen, die Dame meinte, sie hätte schon zwei Wochen vorher reserviert gehabt...
Wo ist das Problem?
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Beitrag von MAM »

Didy @ 2 Sep 2009, 20:36 hat geschrieben: :lol: :lol: :lol:

Danke für's ausgraben des Themas, am Wochenende ist mir auch was passendes passiert...

Samstag abend gegen 21 Uhr in einem ICE. Ich bin gerade zugestiegen, der Zug ist ziemlich leer, vielleicht ein viertel der Sitzplätze besetzt, wenn überhaupt.
Eine ebenfalls gerade zugestiegene Dame geht zu einem Herrn an einem Fensterplatz (der Gangplatz war leer): "Das ist mein Platz, ich hab reserviert".

Der Platz war zwar reserviert. Aber mindestens die nächsten drei Reihen waren unbesetzt und nicht reserviert. Wieso muss man denn dermaßen auf seinen reservierten Platz beharren, wenn es im Umkreis von drei Metern noch mindestens drei absolut gleichwertige Sitzplätze gibt?
Ist mir im Nachtzug auch schon im Sitzwagen passiert. Der Mann der reserviert hat sich neben mich gesetzt obwohl nachweislich nach der Abfahrt des Zuges noch genügend Platz frei, ich habe mich dann halt in den anderen Wagen gesetzt wo nur noch 1 Mann saß und sehr gut durchgeschlafen.
tobster
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Beitrag von tobster »

MVG-Wauwi @ 3 Sep 2009, 07:55 hat geschrieben: Nun, "früher war alles besser", auch bei den Reservierungsanzeigen. Denn bei den alten Zetteln konnte man sämtliche Reservierungen des Laufweges sehen, heute dagegen darf man sich glücklich schätzen, wenn die Reservierungsanzeige nicht "heimlich" auf einmal eine Reservierung für den Platz anzeigt, auf dem man sich häuslich niedergelassen hat. Deshalb mag ich es auch niemanden verübeln, wenn er seinen reservierten und bezahlten Platz auch einnehmen möchte. Und (nicht nur) im speziellen Fall ist es vielleicht auch so, dass eine Reservierung in halb- oder ganz leeren Zügen - zum Beispiel für Samstag Abend- eher vom unbedarften Bahnbenutzer mit entsprechenden Schwellenängsten vorgenommen wird . Der Profi weiß dagegen in der Regel, wann man wirklich eine Reservierung braucht.
Ich dachte die elektronischen Reservierungsanzeigen zeigen immer die nächste Reservierung an. Sprich, wenn nichts da steht, ist auch net reserviert. Wenn schon was dasteht, kanns sein, dass später noch mehr kommt.
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