Nun aber direkt rein ins Tram-Geschehen an diesem Osterwochenende:

Tatra-Großzüge sind am Wochenende zwar recht selten, aber durchaus vor die Linse zu bekommen. Hier fährt ein TGZ als Linie 7 auf der Wurzner Straße stadteinwärts. Links sehen wir einen für Leipzig typischen, prachtvoll sanierten Gründerzeitbau. Von den Mieten für die wunderschönen Wohnungen kann man in München leider nur träumen.

An Häßlichkeit nicht zu überbieten, sind meiner Meinung nach die Leipziger NGT8. 56 Fahrzeuge wurden zwischen 1995 und 1998 geliefert - der Großteil davon ist heute mit Ganzwerbungen zugekleistert. Dabei wird leider relativ wenig bis gar keine Rücksicht auf die Fahrgäste genommen, die aus dem Fenster schauen möchten. Hier sehen wir Wagen 1132 auf der Linie 8 an der Ecke Annenstraße/Wurzner Straße. Auch wenn die Wagen relativ kurz aussehen, sind sie sogar ein paar Zentimeter länger als die Münchner R2. Und in einem sind sie ebenfalls unschlagbar - in der Beschleunigung. Ich bin noch nie in einem Wagentyp mitgefahren, der dermaßen losbrettert, dass es einen gleich richtig in den Sitz drückt. Einfach brutal, die Dinger.
Im Hintergrund übrigens ein für Leipzig ebenfalls typischer, leerstehender und verfallender Gründerzeitbau. Wenn innerhalb eines Straßenblocks 12 Häuser stehen und 5 davon sind bewohnt, ist das noch ein guter Schnitt.

Einmal umdrehen, und schon sehen wir einen weiteren Fahrzeugtyp - den Leoliner. Diese 30 Fahrzeuge wurden in den letzten Jahren quasi in Eigenproduktion in Leipzig gefertigt. Hier fährt eine Doppeltraktion auf der Linie 7 stadteinwärts, wodurch man auf die für Leipzig übliche "Großzug-Länge" von rund 45 Metern kommt (so lang ist auch ein Tatra-Großzug). Darüber befindet sich der S-Bahnhof Leipzig-Sellerhausen, der an diesem Samstag mittags einem Geisterbahnhof glich.

Mit einer weiteren Leoliner-Doppeltraktion vor der Emmauskirche verlassen wir den Fotostandort Wurzner Straße.
Ob die Leoliner im Alltagsbetrieb zuverlässig sind, wage ich ein wenig zu bezweifeln. Am Straßenbahnhof Angerbrücke stieg ich in eine frisch einsetzende Leoliner-DT ein, die zum Ersatz eines Schadzuges (Leoliner, der kurz dahinter in den Betriebshof fuhr) auf Strecke geschickt wurde. Nach ungefähr 15 Minuten Fahrt mußten wir den Wagen wegen eines Defekts verlassen. Auch bei meinem letzten Leipzig-Besuch im März 2007 (und dort bei meiner wiederum einzigen Leoliner-Fahrt), wurde auf der Linie 14 der Zug wegen eines Defekts aus dem Betrieb genommen.
Die Ausfallquote des Leoliners bei meinen beiden Mitfahrten somit bisher: 100%! Über das Ruckeln beim Anfahren und Bremsen der Dinger spreche ich jetzt mal nicht, da ist nämlich jeder 30 Jahre alte Tatra eine Wohltat dagegen.

Der meiner Meinung nach eleganteste und gelungenste Straßenbahnzug der gesamten Niederflur-Generation: der Classic XXL von Bombardier. 24 dieser wiederum 45 Meter langen Wagen sind nach Leipzig geliefert worden, hier sehen wir Nr. 1202 an der Haltestelle Südfriedhof vor dem Völkerschlachtdenkmal (Linie 15 stadtauswärts).

Ebenso ansprechend und gelungen wie von außen, sind die Fahrzeuge auch im Innenraum. Angenehm für Stadtrundfahrten ist, dass zahlreiche Sitze auf Podesten angeordnet sind - auch wenn das auf dem Foto nicht wirklich rüberkommt. Entstanden ist das Bild übrigens während der Überlandfahrt auf der Linie 11 nach Schkeuditz, sozusagen die Grünwalder Strecke von Leipzig - inklusive längerem eingleisigen Abschnitt und reizvollen Motiven mit Wiesen, Hügeln und Bahnübergängen (für die ich leider nicht wirklich Zeit hatte).

Nochmal die vollen 45 Meter am Wilhelm-Leuschner-Platz - dass der "Steile Zahn" (MDR-Hochhaus) im Hintergrund ein nettes Motiv gewesen wäre, ist mir leider erst zu Hause aufgefallen; beim nächsten Leipzig-Besuch kommt das Ding aber komplett mit Tram drauf!

Sehr schön fotografieren läßt es sich entlang der stadtbahnmäßig ausgebauten Trasse im Plattenbauviertel Grünau. Hier verläßt ein Classic XXL die Haltestelle Jupiterstraße auf der Linie 15. Fünf Doppeltüren und zwei einfache Türen sorgen bei diesen Wagen übrigens für einen schnellen Fahrgastfluß.

Ebenfalls an der Jupiterstraße folgt ein T4 mit Niederflur-Beiwagen, als Einrücker auf der Linie 8.

Und wer gar keine Straßenbahn mag, aber trotzdem bis jetzt durchgehalten hat: der wiederauferstandene InterConnex bei der Einfahrt in den Leipziger Hauptbahnhof.
Ich hoffe, mein kleiner Oster-Streifzug durch Leipzig hat Euch gefallen!
