"jetz is der scho wiada do hintn gweng" werden sich einige denken, wenn sie den Titel sehen. Ja - ich war wieder "da hinten" in Ostrava und werde euch nicht vor meinen Erlebnissen verschonen. Der im Unterschied zu meinen vorherigen Berichten ist einzig darin zu erklären, dass dies mein vierter Besuch in Mähren ist - und Matrix hat bisher nur 3 Teile. Obwohl mein Zug nach Salzburg erst Samstagmorgen fuhr, beginnt dieser Bericht schon Freitagabend. Leider (für mich) ist diese Wirtschaftskrise, unter der momentan die ganze Welt zu leiden scheint, noch nicht beim Münchner Friseurgewerbe angekommen, jedenfalls kann man es sich dort leisten, über eine Stunde vor Geschäftsschluss Kunden unbedient heimzuschicken. So durfte sich am Samstag ein Konkurrent an meiner Haarpracht versuchen - und ich daher eine Stunde später losfahren.
Um 10.47 begann dann im RE nach Salzburg die Reise gen Osten - zu meinem Bedauern im Stoppeldockwagen. Ich habe mich wirklich bemüht, mein Gepäck im Sinne der Freunde dieser Gefährte zu verstauen, also zwischen die Sitze oder auf die Ablagen. Leider wollte mir beides nicht gelingen - zudem die Nummer eines bekannten Freundes dieser Wagen war nicht mehr im Handy gespeichert - also wurde kurzerhand ein kompletter Vierer belegt. Bedingt durch Verzögerung beim Rasenmähen auf meinem Kopf war die Umsteigezeit in Salzburg um eine Stunde gekürzt worden, so dass der erste Programmpunkt (O-Bus-Fotografieren in Salzburg) entfiel - aufgrund des traumhaften Schneeregens ein schwerer Entschluss. Mit einem für Westbahn-Verhältnisse recht kurzen IC wurde um kurz vor vier Wien West erreicht.
Nachdem der kurze IC trotz seines Laufweges von knapp 500 km keinen Speisewagen führte (ob die ÖBB erreichen möchten, dass sich ihre Klientel das Mini-Bisto des Railjet als Verbesserung empfindet?) und Wien West immer noch Großbaustelle ist, gab es einzig ein Stück Pizza - aber das war sehr brauchbar. Mit der Bim der Linie 5 ging es dann zum Franz-Josefs-Bahnhof, Beginn der Bahnstrecke gleichen Namens (überraschend, oder?). Der FJB ist seit seinem Neubau in den späten 1970er Jahren eine wahre Schönheit von Bahnhof, einer Burg nicht unähnlich, der Bahnhof selber liegt im Keller - gleich bei den Verliessen um die Ecke. In jener Burg über den Gleisen residiert übrigens die Bank Austria, die es tatsächlich schafft, die halbe Fassade mit Werbung zuzukleistern, aber im Bahnhof keinen öffentlich zugänglichen Geldautomaten zu installieren. Im Verlies unten derweil stand schon der nächste Zug bereit, ER 2114 "Silva Nortica" nach Gmünd NÖ.

ER 2114 in Wien FJB
Wer aus was auch immer für welchen Gründen den Zugbildeplan der ÖBB auswendig gelernt hat, dem wird auffallen, dass hier ein Wagen fehlt - der tschechische Halbgepäckwagen BDmbsee. Der Grund hierfür lag in der am Folgetag (also letzten Sonntag) beginnenden Sperre der Donaubrücke bei Tulln und dem einhergehenden Chaos bei Fahrplan und Umläufen. Eben jene Sperre war für die ÖBB auch der Grund, die Fahrgäste ohne Vorwarnung in Gmünd NÖ aus dem Zug zu werfen und auf einen Ersatzzug zu verweisen. Außer dem Zugbegleiter war offenbar auch niemand in dieses Manöver eingeweiht, so dass es in Gmünd ein leichtes Chaos gab, was die immerhin vier grenzüberschreitenden Fahrgäste aber gelassen hinnahmen. Der Gegenzug R 361 aus Budweis erreichte Gmünd mit +4 und nach einigem Hin- und Her-
Nach einer Nacht in einem Hotel, dessen Beschreibung perfekt in diese Lästerorgie passen würde (der Geräuschkulisse nach vorallem zur Orgie), begab ich mich am nächsten Morgen zurück zum Bahnhof. Es stellte sich als vorteilhaft heraus, den Hinweg im Dunkel zurückgelegt zu haben, denn die Stadt Budweis (zumindest jener Teil vom schicken, mit Wandrissen verzierten 70er-Jahre-Hotel mit versifften Badezimmern zum Bahnhof) ist hässlich wie die Nacht finster. Der Bahnhof selber, war offenbar vor einigen Jahr teilweise modernisiert worden und in durchaus akzeptablen Zustand. Während meiner 20-minütigen Wartezeit im Bahnhof war dort selbst am Sonntagmorgen irrsinnig viel Personal unterwegs. Krönung des Ganzen war ein Manöver, bei dem eine Rangierlok mit Lokführer und Rangierer einen Schienenbus-Beiwagen ankuppelte und umrangierte, während dieser von einer fünfköpfingen Gruppe geputzt wurde. EIN Schienenbusbeiwagen...

Personenzug nach Gmünd Nö, diesem steht noch ein Lokwechsel oder mehrere Kilometer Schwungfahrt bevor
Kurz nach diesem Bild kam dann auch der für mich erste Zug an diesem Tag eingefahren, der Schnellzug von Pilsen nach Brno. Der Wortbestandteil - das "schnell" von Schnellzug kann bei diversen tschechischen Zügen eher relativ gesehen werden: für die folgenden 235 km nach Brno braucht der Zug gerade einmal viereinhalb Stunden, ein Schnitt von immerhin knapp über 50 km/h.

Schnellzug Plzen - Brno nach dem Lok- und Richtungswechsel in Jihlava (ja, das Wetter hatte sich richtig klasse entwickelt)
Nachdem es bei Ankunft in Brno kurz nach halb drei war und der Zug leider keinen Speisewagen führte, wurde zur Essenaufnahme das Bahnhofsrestaurant im Nordteil besucht. Nach einem Kartenstudium und einer gestenreichen, aber wortkargen Bestellung in drei Sprachen ("Schnitzel, brambory, vegetables") hatte ich schon Sorgen, weiter hungern zu müssen, bekam aber kurz drauf ein sehr leckeres Essen serviert, mit 150 Kronen (ca. 5,50 €) inklusive Trinkgeld sehr preiswert. Durchaus empfehlenswert, aber das nächste Mal ist ein Wörterbuch mit dabei. Die Decke war übrigens sehr stilvoll dekoriert:

Deckenlampe im Bahnhofsrestaurant Brno hl. n.
In Brno wurde dann der zweite und schon letzte Zug dieses Tages bestiegen - der Schnellzug nach Ostrava, wo ich um kurz nach sechs pünktlich ankam. Wie alle Schnellzüge der Linie Brno - Ostrava hatte der Zug übrigens 2 Wagen eingereiht, die Mitte der 90er bei der PFA in Weiden saniert wurden und innen von Formen und Farben sehr an die Interregiowagen erinnern.



Innenaufnahmen aus einem Wagen Typ Beer der CD.
Zum Abschluss dann noch Aufnahmen aus dem Zug heraus von mehr oder minder interessanten Gegenzügen

Os (Personenzug) in Jindrichuv Hradec - man beachte auch die Bahnangestellte mit dem Gepäckkarren und den Schmalspurwagen der JHMD im Hintergrund

Gegenzug Brno - Plzen in Horny Cerekev

Noch ein Os mit interessanter Zugbildung in Kostelec u Jihlavy