Zug der Erinnerung

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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Servus,
ein paar kurze Fragen zum "Zug der Erinnerung":

Mit welcher (Dampf)Lok ist der Zug bespannt? Angeblich keine deutsche Lok, warum nicht?
Wird der Zug zwischen den Ausstellungsbahnhöfen wirklich mit Dampf gefahren?
Verbleibt die Dampflok in den Bahnhöfen am Zug? Bleibt die Lok unter Dampf oder wird sie kalt gemacht?

Gruß Michi
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ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Das ist eine P8, "2455 Posen" vom Museum Heilbronn. Die Lok ist ursprünglich deutsch, war dann aber als Reparationsgut über 80 Jahre in Rumänien...
Überführt wird mit Dampf, die Lok bleibt in der Regel auch am Zug.
pippo946
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Beitrag von pippo946 »

Sie bleibt am Zug, ja, und raucht auch tagsüber still vor sich hin. Hab ich letzte Woche Mo-Mi immer sehen können in Regensburg. Es ist ein wirklich nettes Züglein, ziemlich romantisch und urig, wie ich finde. Das Thema ist natürlich leider ein sehr trauriges; ich beziehe mich nun nur auf den Zug an sich. Besuchenswert.
EasyDor
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Beitrag von EasyDor »

Leider ist der Zug schon wieder in Franken... Von seinem Besuch vorletztes Wochenende hab ich leider nichts mitbekommen. :(

Laut Programm stand er ja 6 Tage im Münchner Hauptbahnhof und würde Nachts in eine Abstellgruppe gefahren. Hat man die Lok wirklich so lange unter Dampf gehabt?
Wäre es überhaupt möglich die Lok innerhalb eines Bahnhofs anzuheizen? Wie läuft das überhaupt ab? Kohle rein, anzünden und warten bis sich Druck aufgebaut hat oder braucht man da spezielle Gerätschaften?
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Daniel Schuhmann
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Beitrag von Daniel Schuhmann »

EasyDor @ 11 May 2009, 16:39 hat geschrieben: Hat man die Lok wirklich so lange unter Dampf gehabt?
Zumindest tagsüber war sie immer "an".
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Nightwish
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Beitrag von Nightwish »

Als dieser Zug in Siegen stand ein paar Tage war die Lok auch immer unter Dampf und konnte auch besichtigt werden!
pippo946
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Beitrag von pippo946 »

Daniel Schuhmann @ 11 May 2009, 16:42 hat geschrieben: Zumindest tagsüber war sie immer "an".
stimmt :rolleyes:
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Naja, eine Dampflok kann man nicht einfach so an- und abschalten. Wenn die mal kalt ist, braucht man einen halben oder ganzen Tag bis die Lok wieder warm ist und Druck hat. Will man also öfter mit der Lok fahren, steht die praktisch immer unter Dampf. Nicht dauernd mit Betriebsdruck, aber kalt abstellen wird man die sicher nicht. Quasi Standby. ;)
Didy
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Beitrag von Didy »

In Ulm wurde der Zug zur Nachtabstellung mit einer der örtlichen V60 rangiert. Nichtsdesto trotz wurde die ganzen zwei Wochen (auch die Abstellung über die Osterpause erfolgte in Ulm) wohl ein kleines Ruhefeuer aufrecht erhalten. Fahrbereit angeheizt wurde dann aber erst wieder am Tag der Weiterfahrt nach Augsburg, die Drehfahrt um die Lok Rauchkammer voraus zu bekommen erfolgte am späten Mittwoch Nachmittag aus eigener Kraft.
EasyDor
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Beitrag von EasyDor »

Rohrbacher @ 11 May 2009, 16:48 hat geschrieben: Naja, eine Dampflok kann man nicht einfach so an- und abschalten. Wenn die mal kalt ist, braucht man einen halben oder ganzen Tag bis die Lok wieder warm ist und Druck hat. Will man also öfter mit der Lok fahren, steht die praktisch immer unter Dampf. Nicht dauernd mit Betriebsdruck, aber kalt abstellen wird man die sicher nicht. Quasi Standby. ;)
Also man lässt das Feuer brennen, gibt ihm aber einfach weniger Kohle bzw. Öl, so dass ein bestimmter Kesseldruck gehalten wird. Will man wieder Fahren macht man einfach mehr Feuer und der Druck erhöht sich recht schnell, da das Wasser ja nie kalt war?
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

EasyDor @ 11 May 2009, 16:54 hat geschrieben: Also man lässt das Feuer brennen, gibt ihm aber einfach weniger Kohle bzw. Öl, so dass ein bestimmter Kesseldruck gehalten wird. Will man wieder Fahren macht man einfach mehr Feuer und der Druck erhöht sich recht schnell, da das Wasser ja nie kalt war?
Genau, so in der Art.
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Vielen Dank für eure schnellen und guten Antworten! :)
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BMI
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Beitrag von BMI »

Wie war das denn dan, wo der Zug nach München gebracht wurde... Da wurde ihm ja eine Diesellok als Vorspann verordnet wegen Waldbrandgefahr... War da das Feuer komplett aus?
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Luchs
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Beitrag von Luchs »

Ruhefeuer dürfte für Waldbrandgefahr kein Problem sein. Als ich sie mir am Do in M anschaute wirkte sie mir aber kalt. Ich hatte sie mir allerdings auch nicht so genau angeschaut, da ich davon ausgegangen bin, dass sie kalt geschleppt wird. Immerhin bedeutet eine Dampffahrt einen erheblichen logistischen Aufwand - die Loks brauchen verdammt häufig verdammt viel Wasser und auch die Kohle reicht nciht sehr weit. Infrastruktur dafür gibt es ja kaum noch.

Luchs.
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Luchs @ 11 May 2009, 21:11 hat geschrieben: da ich davon ausgegangen bin, dass sie kalt geschleppt wird. Immerhin bedeutet eine Dampffahrt einen erheblichen logistischen Aufwand - die Loks brauchen verdammt häufig verdammt viel Wasser und auch die Kohle reicht nciht sehr weit. Infrastruktur dafür gibt es ja kaum noch.
Deswegen hab ich ja auch gefragt; ich fands etwas merkwürdig-gewagt, mit Dampf durch ganz Deutschland zu kurven...

Gruß Michi
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

die Loks brauchen verdammt häufig verdammt viel Wasser und auch die Kohle reicht nciht sehr weit.
Eine P8 soll noch relativ sparsam sein, deswegen hatte sie sich auch so verdammt lange im Planbetrieb gehalten, aber es stimmt natürlich schon. Wasser ist vermutlich nicht das riesen Problem, 30 Minuten Aufenthalt an einem Bahnhof und die örtliche Feuerwehr hilft mal kurz aus, wie man das bei vielen Dampf-Fernfahren heute macht, aber Kohle könnte ein größeres Problem werden. Da braucht man ja nicht nur gaaaaanz grob 1 Tonne Kohle (glaub' ich) pro Betriebsstunde, sondern eben auch am besten noch ein Förderband oder noch besser einen Bagger, um die 7 Tonnen Kohle oben in den Tender zu befördern. Das könnte interessant werden, vor allem wenn man kein Gleis ohne (geerdeten) Fahrdraht hat.

Vereine wie die UEF nehmen da für Fernfahrten gerne ölgefeuerte Loks mit Zusatztender. Damit hat man etwas mehr Reichweite. Andererseits dürfte der Zug hier ja nicht am einen Tag in Flensburg sein, am anderen Tag in Garmisch-Partenkirchen und 500-600 km schafft man kohlemäßig mit einem Tender glaube ich schon.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Also so wie sich das las war die Überführung von Augsburg nach München mit ner Diesellok der BOB wohl eine relativ spontane Hilfeleistung... Von daher: Ja, gewagt stimmt wohl.

Und das Vorhandensein der Dampflok war wohl auch der Grund warum die auf Gleis 35 gelandet sind, da brauchen die also auch nicht meckern so weit weg abgestellt worden zu sein - im Gegenteil, 35 ist gegenüber 5 oder 6, wo so Züge normalerweise landen, eh schon vergleichsweise zentral.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Didy
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Beitrag von Didy »

Luchs @ 11 May 2009, 21:11 hat geschrieben:Als ich sie mir am Do in M anschaute wirkte sie mir aber kalt.
Am ersten Ausstellungstag in Ulm hatte ich auch den Eindruck, dass die Lok kalt sei, aber so wie ich das am Abfahrtstag verstanden habe, war durchgehend ein Ruhefeuer drin.

Mit dem Wasser seh ich da keine Probleme. Der Zug fährt ja immer nur ein vergleichsweise kurzes Stück und steht dann ein paar Tage - irgendwo findet sich schon ein Hydrant. Terminlich ist man auch relativ flexibel, wenn man zum Hydrant fährt. Den restlichen Zug kann man ja stehenlassen. Mit der Kohle ist das interessanter...

@Boris: Gut, dass man ne Dampflok nicht unbedingt in der Haupthalle will ist verständlich. Aber meinst du, ohne die hätte man den Zug in die Haupthalle gelassen?? Oder wollte man sie deswegen auch in den Flügelbahnhöfen möglichst weit außen?

Grüße
Didi
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Beitrag von Daniel Schuhmann »

Boris Merath @ 11 May 2009, 23:18 hat geschrieben:Und das Vorhandensein der Dampflok war wohl auch der Grund warum die auf Gleis 35 gelandet sind, da brauchen die also auch nicht meckern so weit weg abgestellt worden zu sein.
Diesen Zug hätte die Bahn sicher auch mit E-Traktion nicht in die Haupthalle gelassen, die Gründe dafür waren und sind im Rahmen der Ausstellung (und auf der Webseite) hinreichend zu lesen.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Didy @ 11 May 2009, 23:32 hat geschrieben: @Boris: Gut, dass man ne Dampflok nicht unbedingt in der Haupthalle will ist verständlich. Aber meinst du, ohne die hätte man den Zug in die Haupthalle gelassen?? Oder wollte man sie deswegen auch in den Flügelbahnhöfen möglichst weit außen?
Auch nicht wirklich, da ist schlicht kein Platz. Mich hats ja schon gewundert dass man Gleis 35 dafür blockiert hat, das ist ja auch nicht soooo unwichtig. Beim ersten Versuch den Zug anzuschauen bin ich daran schon gescheitert, weil ich am Holzkirchner Flügelbahnhof vergeblich gesucht habe :-)
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Didy
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Beitrag von Didy »

@Daniel: Ich hab mich mit dem Hin und Her nicht allzu detailliert beschäftigt.
Grundsätzlich ist es aber nachvollziehbar, dass die Trassengebühren nicht erlassen werden sondern wenn dann als Spende. Hab wo gelesen, die DB hat zumindest überlegt ner Jüdischen Vereinigung entsprechend was zu spenden, weiß aber nicht ob da konkret was draus geworden ist. Dass sie auch direkt dem Zug was hätten spenden können, mag sein...

Wenn ich aber lesen, dass die Rechnungen von DB Netz öffentlich aushängen, dann kann ich verstehen, dass die Bahn da auch durchdreht.

Und dass der Zug nicht auf die "besten" Gleise darf, die schlicht für den Zugverkehr gebraucht werden, und dafür die DB beschimpft wird... Und irgendwo (Berlin?) hättens angeblich auf nen Denkmalgleis gewollt, das aber garnicht mehr befahrbar ist...

Dass man technische Kontrollen als Schikane ansieht, find ich auch interessant. Entweder es ist alles in Ordnung, dann sollte man kein Problem damit haben, oder es ist was nicht in Ordnung, dann wars mehr als berechtigt.

Ich will den Zug und die Ausstellung jetzt nicht im Gesamten verurteilen, keinesfalls. Aber was ich so lese, scheinen die es was die Kritik an der DB betrifft an manchen Ecken doch ein wenig zu übertreiben. Und dass die DB dann etwas sauer reagiert, wenn man ihnen ans Bein pi**t, ist auch verständlich.
Außerdem scheint das ja auch von Bahnhof zu Bahnhof unterschiedlich sein. In Ulm hat's an Hinweistafeln im Bahnhof, wo der Zug steht, jedenfalls nicht großartig gemangelt.


@Boris: Hätte mich auch gewundert - so ganz verstanden hab ich aber trotzdem noch nicht, wieso Dampf=Gleis35 bedeutet...? Wäre es nicht egal, welches Gleis (solange ohne Dach drüber) man dafür verwendet?
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Luchs
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Beitrag von Luchs »

Ich habe inzwischen auch das gefühl, dass die Betreiber des Zuges es etwas übertrieben haben. Bahnhöfe dienen vor allem einmal dem Zugverkehr und nicht Ausstellungen. Da kann man halt nicht erwarten, dass so einfach mal pro Tag zig Züge verlegt werden, nur weil man ein zentraleres Gleis haben will ... .

Ich hatte den Zug ja auch eher im Holzkirchner Bf erwartet als im Starnberger. Hinweise gab es in der Haupthalle und am Abfahrtsanzeiger.

Luchs.
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