Diese Tour begann für mich am Mittwochmorgen gegen halb acht in meiner Zweitwohnung in Ettlingen, wenige Kilometer südlich von Karlsruhe. Mit der gewohnt unpünktlichen AVG-Überlandschnellstraßenbahn (nennt sich Eilzug) ging es zum Karlsruher Hauptbahnhof und wenig spektakulär in einem kürzlich reaktivierten Interregiowagen über die Schnellfahrstrecke in die baden-württembergische Hauptstadt Stuttgart. Dort traf ich Johannes, zusammen ging es dann den halben Tag lang durchs Ländle...
Von Stuttgart im planmäßig eine Minute verspäteten IRE (normal läster ich ja andauernd über diesen Zug, dessen Abfahrzeit abweichend vom Takt in Stuttgart auf 9.00 statt 8.59 festgelegt wurde) ging es über den zweiten möglichen Weg - jenen über Pforzheim - wieder nach Karlsruhe, wo nahezu zeitgleich unser nächster Zug, der RE nach Kreuzlingen, seine Vorleistung beendete. Dieser RE, für Schwarzwaldbahnverhältnisse mit 5 Wagen schon direkt übermäßig lang (dafür bekam man sogar mal einen Sitzplatz) brachte uns dann ins 20 Kilometer südlich gelegene Rastatt. Hier zweigt die durchs Murgtal führende Nebenstrecke nach Freudenstadt von der Rheintalbahn ab und so konnten wir hier in die schon bereitstehende Überlandschnellstraßenbahn einsteigen. Normalerweise beginnen sämtliche Züge nach Freudenstadt schon in Karlsruhe, jedoch sind aufgrund der großen Baustelle zwischen Karlsruhe und Rastatt zahlreiche Züge an ihrem Nordende gekürzt worden. Im Gegensatz zu der nordwärts strebenden Straßenbahn, in der Festhalten weder möglich noch nötig war, hatten wir mehr als genug Platz - die ca. 35 Meter lange Straßenbahn mussten wir uns noch mit 2 Mitreisenden teilen...
Freudenstadt Stadtbahnhof wurde eine gute Stunde später erreicht und die reichlich vorhandene Umsteigezeit am Hauptbahnhof ließ es zu, sich hier beim örtlichen Discounter mit Lebensmitteln für die nächsten Stunden und Tage einzudecken. Was es beim Aldi nicht oder in ausreichender Qualität gab, wurde dann später beim oberhalb des Hauptbahnhofs gelegenen Bäcker eingekauft. (Warum müssen die wirklich guten Geschäfte eigentlich immer auf irgendwelchen Bergen liegen?)
Von Freudenstadt ging es dann mit der Ortenau-Stadt(wo?)schnell(also die sicher nicht!)bahn(das ist auch grenzwertig) nach Offenburg, wo der planmäßige Anschlusszug nach Basel, ein Doppelstockzug bespannt mit einer 146, ohne uns abfuhr - was uns aber nicht weiter störte, denn schon wenige Minuten später wurde auf dem gleichen Gleis die wesentlich bequemere und sogar zehn Minuten schnellere Regionalbahn bereitgestellt - bestehend aus einer 111 und fünf (laut Johannes sechs) redesignten Silberlingen. Mit diesem Zug ging es dann sogar mal halbwegs in direkter Richtung auf das nächste Zwischenziel - Basel Badischer Bahnhof. Jedoch konnten wir hier auch nur kurz verweilen, bevor es mit dem IRE-Sprinter in Gestalt zweier 611 Richtung Osten ging - nun endgültig in Richtung unseres Tagesziels Bregenz, woran uns auch der wie üblich perfekt getarnte Prüfdienst nicht mehr hindern konnte. In Friedrichshafen wurde noch ein kleiner Abstecher zu einem Supermarkt am Hafenbahnhof eingelegt, bevor mit Lindau dann um kurz vor acht der letzte deutsche Bahnhof erreicht wurde.
Nachdem der Schalter leider schon geschlossen hatte, mussten wir zur Erledigung einiger Formalitäten (mir wurde die Woche zuvor der Geldbeutel geklaut und so hatte ich diverse Fahrkarten mit Vorteilscardrabatt, jedoch keine Vorteilscard mehr) nach Feldkirch fahren - dem einzigen ÖBB-Schalter Vorarlbergs, der nach 20 Uhr noch geöffnet hat. Hier konnte mir eine kompetente Auszubildende trotz inkompetenter Verkäuferberatung ("Des woas i a net") zu einer neuen Vorteilscard verhelfen, anschließend ging es im verspäteten ÖBB-EC wieder Richtung Norden - dem Nachtzug entgegen. Um sicherzugehen, dass der EN erreicht wird, stiegen wir in Dornbirn aus und erwarteten unser komfortables Nachtquartier.
Gebucht hatten wir 2 Betten in einem Vierer-Schlafwagenabteil, was mit Vorteilscard gerade einmal 55 Euro je Person kostete. Irgendwie beschlich mich jedoch schon eine böse Vorahnung, als der Zug wenig später in den Bahnhof rollte und dabei recht flach wirkte. Und so war es dann auch: anstelle der geplanten Doppelstockschlafwagen waren zwei normale Schlafwagen eingereiht und die Fahrgäste, die wie wir T4 gebucht hatten, wurden in den Liegewagen umgebucht. Um das Glück perfekt zu machen, gab es anstatt weicher Betten nun recht harte Liegen und aus dem für den Folgemorgen geplanten Frühstück, welches in den ÖBB-Schlafwagen sehr ordentlich ist, wurde auch nichts. Stattdessen wurde uns das Liegewagenfrühstück angeboten, was ich aber nach den Erfahrungen des letzten Jahres - da bestand das ganze aus zwei steinharten Semmeln und einer undefinierbaren Flüssigkeit, die wohl Tee sein sollte - ablehnte. Einen etwas faden Beigeschmack bekam das ganze durch die Erzählungen eines Mitreisenden, der die Strecke öfters fährt. Der erklärte, dass die Schlafwagen Bregenz-Wien regelmäßig ausfallen und man dann je nach Buchungslage in einem Zweitbettabteil des Ersatzschlafwagens oder in den Liegewagen umgebucht wird.
Nach einer mehr oder minder langen Nacht erreichten wir die Großbaustelle wien West um halb acht am Dönertagmorgen. Während ich mich um ein halbwegs brauchbares Ersatzfrühstück bemühte, organisierte Johannes die Fahrkarten, so dass wir den Bahnhof schon eine Viertelstunde später wieder verließen - und dann im Abteil erstmal frühstückten. Die Westbahn steht dem nach ihr benannten Wiener Bahnhof in nichts nach - sie ist ebenfalls eine Baustelle. Unser erstes Etappenziel Amstetten erreichten wir mit sechs Minuten Verspätung - bei nur sieben Minuten Umsteigezeit nicht gerade ideale Vorraussetzungen. Netterweise wartete der Busfahrer aber ein paar Minuten und so konnten wir im reichlich eng bestuhlten Irisbus gute 20 Minuten ÖBB Postbus genießen. Wir verließen den Zwangs-SEV in Grein-Bad Kreuzen, letzten Endes dann doch 100 Meter vom Bahnhof entfernt auf der Hauptstraße. Die vier mitgenommenen Fahrpläne waren sich nicht so ganz einig, wo der Bus jetzt genau hinfährt... Nach weiteren zwanzig Minuten Warten ertönte das traute Horn der Welser 2043 und der Erlebniszug 1999 "Wachau" fuhr in den Bahnhof ein. Letztes Jahr hieß dieser noch "Strudengau", der EZ "Wachau" befuhr letztes Jahr die Strecke in Gegenrichtung, dieses Jahr leider nur noch auf einer Teilstrecke und nur noch am Wochenende.
Dieser Erlebniszug bietet einem wirklich noch das Erlebnis Zug, wie ich es in den letzten Jahren in Österreich so schätzen gelernt habe - ein klein wenig schneller könnte er dann aber doch sein: für die 77 Kilometer von Grein bis Krems benötigt er im aktuellen Fahrplan 3 Stunden und 11 Minuten...
Ähnlich wie bei einer Tour im letzten Jahr bewies der Triebfahrzeugführer ein geniales Händchen beim "Einparken" seines Zügleins - Masten und andere Hindernisse standen bei den meisten Halten derart ungünstig im Weg, dass die bis 20 Minuten langen Halte leider nicht für brauchbare Fotos genutzt werden konnten. Aus diesem Grund wurde der Zug dann wenige Halte vor dem Endbahnhof Krems in Dürnstein verlassen und konnte hier beim Halten und der Abfahrt fotografiert werden.

2043.063 mit EZ 1999 "Wachau" in Dürnstein-Oberloiben
Auf den Endabschnitten der Donauuferbahn (von Linz bzw. St. Valentin bis Grein Stadt und von Krems bis Spitz) fahren dann auch wieder mehr Züge als das eine verbliebene Erlebniszugpaar, so dass wir eine knappe halbe Stunde später mit einem Dieseltriebwagen der Baureihe 5047 (entspricht in etwa der Baureihe 627) weiterfahren konnten.

Zwei kreuzende 5047 in Dürnstein-Oberloiben, der vordere auf dem Weg nach Spitz trägt noch das ursprüngliche Lackschema mit beigem Grundlack.
In Krems wurden nicht zum letzten Mal Lebensmittel nachgebunkert und weiter ging es mit einem
Die letzte Tagesetappe war dann ein Regionalzug von Wien Südbahnhof nach Wiener Neustadt. An sich nicht sonderlich ungewöhnlich, würde dieser für die 51 Kilometer nicht über eine Stunde brauchen. Unser R befuhr nämlich die sogenannte innere Aspangbahn von Kledering nach Felixdorf. Dies ist die erste Bahnstrecke von Wien nach Wiener Neustadt - und bis heute die langsamste. Beim Befahren dieser Strecke wird einem auch sehr deutlich vor Augen geführt, wieso die ÖBB auch ohne Finanzspekulationen mehrere hundert Millionen Verlust macht: auf 33 Kilometer Strecke befinden sich vier besetzte Bahnhöfe und ein Schrankenposten. Genutzt wird diese Strecke von derzeit acht Regionalzugpaaren, die alle nur unter der Woche verkehren. Um mal kurz zur Ausgangsfrage zurückzukommen - wir wähnten uns dem Ende der Welt recht nah - und das, obwohl wir keine 25 Kilometer von Wien entfernt waren - aber wir sollten uns ihm noch weiter nähern. Dies jedoch nicht am heutigen Tag, denn der endete in der Jugendherberge Wiener Neustadt bzw. einem kleinen aber feinen Restaurant beim Abendessen.