Schwarzfahren - Anzeige!?!

Fragen und Diskussionen zu den Tarifen von Bahnen und Verkehrsverbünden.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

spock5407 @ 25 Jul 2009, 23:03 hat geschrieben: Die Bahn lernts einfach net. Daduch werden mehr ehrliche Leut abgeschreckt als das man echte Schwarzfahrer erwischt.
Und das Image runtergerissen...
Volle Zustimmung. Die Bahn wird anscheinend nie kapieren, wie man (neue) Kunden in die Züge locken kann. Mit immer neuen Drohungen jedenfalls nicht.

Am meisten ärgert mich dabei, dass zwar immer neue Schikanen für (angebliche) Schwarzfahrer eingeführt werden, aber gleichzeitig die Möglichkeiten zum regulären Fahrscheinerwerb immer weiter eingeschränkt werden.

Inzwischen versuche ich schon, den Zustieg in kleinen Bahnhöfen zu vermeiden, wenn ich dort erst einen Fahrschein kaufen müsste. Zu groß ist das Risiko, dass der dort herumstehende, einzige, altersschwache Fahrscheinautomat defekt ist, oder entweder nur Scheine annimmt, oder nur Münzen annimmt, oder sonstige Macken hat. Und schon hat man nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera (sprich: zwischen Mitfahren ohne Fahrschein inklusive Strafanzeige, oder dem Zurückbleiben auf einem einsamen Bahnhof...)

Meiner Ansicht nach wäre ein drastischeres Vorgehen gegen Schwarzfahrer nur dann statthaft, wenn die Bahn im Gegenzug die Möglichkeiten des Fahrscheinerwerbs deutlich ausbauen würde - mit deutlicher Aufstockung und Aufrüstung der Ticketautomaten und mit Wiedereröffnung vieler Schalter. Aber auch hier beschreitet die Bahn ja nach wie vor den gegenteiligen Weg. (Symptomatisch hierfür: am kleinen Bahnhof von Leutkirch im Allgäu hängt an der Tür des Fahrdienstleiters ein Zettel, auf dem lapidar steht, dass bei defektem Fahrscheinautomat eben keinerlei Fahrscheinerwerb möglich sei. Was der Fahrgast dann also in diesem Falle tun soll steht da leider nicht. Man könnte ja vielleicht noch ein paar Hotelempfehlungen daneben hängen - für die gestrandeten Fahrgäste).

Ein andere Möglichkeit, wie man ahnungslose Fahrgäste in die Schwarzfahrerei treiben kann: das klammheimliche Ändern von Tarifregelungen. Jüngstes Beispiel: bis vor einigen Monaten war es in vielen Regionalzügen gestattet, sein Fahrrad kostenfrei mitzunehmen. Ab April 2009 wurde diese Regelung aufgehoben. Allerdings ersparte man es sich, diese Änderung den Passagieren deutlich bekanntzugeben. Zum Teil wurde einfach nur auf den jeweiligen Abfahrtsplänen der betroffenen Bahnhöfe der Zusatz "Fahrradmitnahme kostenlos" mit einem Kugelschreiber durchgestrichen. Die Folge: fast in jedem Regionalzug saßen Leute mit Rädern drin, die von dieser Änderung nichts mitbekommen hatten. Und schon waren 40 Euro fällig. Tja, und in Zukunft auch noch eine Strafanzeige. Meiner Ansicht nach ist das eine 1A-Antiwerbung gegen Bahnbenutzung. Denn die jeweils fälligen Streitereien schrecken sicher nicht nur den Betroffenen, sondern auch etliche unfreiwillige Zuhörer im Abteil ab.
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Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Unterschreibe ich sofort.

Das andere Extrem wäre dann Fahrkartenverkauf in JEDEM Zug, keine Fahrpreisnacherhebung. Vielleicht wäre das summa summarum sogar besser.
146225
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Beitrag von 146225 »

Mir kam heute noch gedanklich eine Verknüpfung der Themen dieses Beitrages: wäre das DB-Tarifsystem so einfach, daß man bei > 98% seiner Nutzer von "100% verstanden" ausgehen könnte, dann wäre es auch definitiv angebracht, Schwarzfahrer mit unnachgiebiger Härte zu verfolgen.
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Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Nein, wäre es trotzdem nicht. Kunden, die einmal - versehentlich - ihre Fahrkarte zuhause liegen lassen (kann selbst dir passieren), unnachgiebig zu bestrafen, ist die beste Möglichkeit, seinen Ruf zu ruinieren und diese Kunden nachhaltig zu vergraulen. Vorgehen ja, aber harte Strafen bitte erst bei Wiederholungstätern.

PS: Ich hatte noch keine Fahrpreisnacherhebung *stolz sei*
Didy
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Beitrag von Didy »

Taschenschieber @ 27 Jul 2009, 19:03 hat geschrieben:Kunden, die einmal - versehentlich - ihre Fahrkarte zuhause liegen lassen (kann selbst dir passieren), unnachgiebig zu bestrafen, ist die beste Möglichkeit, seinen Ruf zu ruinieren und diese Kunden nachhaltig zu vergraulen.
Volle Zustimmung. Wie sagte mein Lieblings-DB-Verkäufer (anno 2008 unter den Top 130 deutschlandweit) einmal: Was er hier in mühevoller Kleinarbeit am Kunden gutmacht, machen die Kontrolleure auf der Strecke binnen Sekunden zunichte.

Wie mir jüngst jemand erzählt hat: Ein Normal-nicht-Bahnfahrer wollte mit dem Zug nach Hause. Der Fahrkartenautomat frisst seinen 10-Euro-Schein nicht. Er geht zum Zug, sagt zum Schaffner er müsse noch nachlösen der Automat hat seinen Schein nicht genommen. "Er kann hier nix verkaufen und dass der Automat den Schein nicht nimmt geht ihn nix an, er soll bitte aussteigen". Derjenige ist ausgestiegen - mit dem Vorsatz, nie wieder in einen Zug einzusteigen. Glückwunsch.

Zum Thema Monatskarte vergessen: Just das ist mir vor wenigen Wochen passiert. Die (übertragbare) Monatskarte lag daheim. Eingefallen ist mir das erst bei den Worten "Noch jemand zugestiegen?". Da ich keine Lust hatte, 40 Euro zu zahlen (ich hab die Leistung ja schon bezahlt), hab ich mal so getan, als fühle ich mich nicht als Neuzugestiegener angesprochen. Hat glücklicherweise funktioniert. Aber ne Strafanzeige fürs vergessen der Monatskarte ist schon heftig.

Inzwischen hab ich wieder eine personalisierte Karte, da hab *ich* das Problem nicht mehr. Gibts eigentlich Statistiken, wieviel % der Pendler Jahres- Monats- oder Wochenkarten verwenden? Da üblicherweise ja nur erstere personalisiert sind...
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Beitrag von JeDi »

Das Dumme ist - für den Straftatbestand der Leistungserschleichung muss man erstmal Vorsatz nachweisen. Das dürfte bei einmal FN mit Grund "Jahreskarte Ü vergessen" noch lange nicht gegeben sein.
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Beitrag von 146225 »

Taschenschieber @ 27 Jul 2009, 19:03 hat geschrieben: Nein, wäre es trotzdem nicht. Kunden, die einmal - versehentlich - ihre Fahrkarte zuhause liegen lassen (kann selbst dir passieren), unnachgiebig zu bestrafen, ist die beste Möglichkeit, seinen Ruf zu ruinieren und diese Kunden nachhaltig zu vergraulen. Vorgehen ja, aber harte Strafen bitte erst bei Wiederholungstätern.
Ich geb es auf, Dir die Tatsache erklären zu wollen, daß 100% narrensicher nicht geht...
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

146225 @ 27 Jul 2009, 18:54 hat geschrieben:Mir kam heute noch gedanklich eine Verknüpfung der Themen dieses Beitrages: wäre das DB-Tarifsystem so einfach, daß man bei > 98% seiner Nutzer von "100% verstanden" ausgehen könnte, dann wäre es auch definitiv angebracht, Schwarzfahrer mit unnachgiebiger Härte zu verfolgen.
"Einfach" sollte aber nicht nur bedeuten, dass das Tarifsystem leicht zu begreifen ist, sondern auch, dass Tickets leicht zu erwerben sind (=ausreichende Anzahl funktionierender Fahrscheinautomaten + geöffnete Schalter). Aber genau damit tut sich ja die Bahn besonders schwer...
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3247
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Beitrag von 3247 »

Eine Tarifvereinfachung ist gar nicht notwendig; das beste System, um unabsichtliches Schwarzfahren zu vermeiden, wären flächendeckende Bahnsteigsperren: Ohne Karte kommt man erst gar nicht in den Zug und wenn man die falsche Karte hat, muss man vor dem Verlassen des Sperrenbereichs eben nachzahlen. Man kann unerfahrenen Kunden sogar empfehlen, einfach die "kleinste" Karte zu kaufen und einfach am Zielbahnhof nachzuzahlen. Auch eine Flatrate bzw. ein "Kostenairbag" (man zahlt maximal eine Tageskarte, egal wie oft & viel man fährt) wäre möglich.

Das wäre aber teuer – nicht so sehr aufgrund der erforderlichen baulichen Maßnahmen, sondern aufgrund des zusätzlichen Personals, das zur Überwachung und zur Hilfestellung (vor allem für Rollstuhlfahrer, Fahrräder, Kinderwägen, etc.) notwendig wäre.

Das spart man natürlich lieber und wälzt das Fehlerrisiko beim Fahrkartenkauf auf den Kunden ab.
brucklyn
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Beitrag von brucklyn »

Merkwürdig, dass das hier noch keiner reingestellt hat:
Keine Änderung der grundlegenden DB-Praxis bei Strafanträgen gegen Schwarzfahrer

Deutsche Bahn stellt auch weiterhin im Regelfall Strafantrag gegen Schwarzfahrer bei dreimaligem Fahren ohne gültigen Fahrausweis.


(Berlin, 26. Juli 2009) Entgegen anderslautenden Pressemeldungen hat die Deutsche Bahn ihre grundlegende Praxis des strafrechtlichen Vorgehens gegen Fahrgäste ohne gültigen Fahrausweis nicht geändert. Wie bisher stellt die DB im Regelfall erst nach dem dritten Vorgang innerhalb von drei Monaten Strafantrag, wenn der Fahrgast keine plausible Erklärung dafür hat. Handelt es sich um einen besonders offensichtlichen Fall der Leistungserschleichung, wird - wie bisher - in diesen Ausnahmefällen bereits beim ersten Vorgang Strafantrag gestellt.

Dieses Vorgehen wurde seit Jahresbeginn 2009 lediglich dahingehend modifiziert, dass nach dem dritten Vorgang rückwirkend jeweils ein Strafantrag pro Fahrt ohne gültigen Fahrausweis gestellt wird.

Herausgeber: DB Mobility Logistics AG
Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin, Deutschland
Verantwortlich für den Inhalt:
Leiter Kommunikation Oliver Schumacher
Zu finden hier: Pressemitteilung DB
Hervorhebung im Text von mir.
Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

146225 @ 28 Jul 2009, 06:39 hat geschrieben: Ich geb es auf, Dir die Tatsache erklären zu wollen, daß 100% narrensicher nicht geht...
Dass 100% narrensicher nicht geht, ist mir klar und das brauchst Du mir nicht zu erklären. Im Übrigen sage ich ja nur, dass selbst WENN es ginge, immer noch menschliches Versagen möglich ist.

Na ja, irgendwie hat sich das Thema ja erledigt...
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

Immer mehr Schwarzfahrer - immer mehr Strafanzeigen

Immer mehr Münchner fahren schwarz und immer mehr erhalten deswegen eine Strafanzeige. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe. Die Zahl der Strafanzeigen ist innerhalb eines Jahres um 84,4 % gestiegen. Wird man das dritte Mal beim Schwarzfahren erwischt, gibt es eine Strafanzeige, in speziellen Fällen sogar schon beim ersten Mal, z.B. wenn man eine falsche Identität angibt oder einen gefälschten Fahrschein vorzeigt. Die Strafanzeige bedeutet eine empfindliche Geldstrafe oder Haft bis zu einem Jahr.
Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer hält wenig davon, jungen Leuten nach einer Schwarzfahrt "erste Kontakte zum Strafrecht zu verschaffen", fordert aber eine Erhöhung des Erhöhten Beförderungsentgelts von 40 auf 60 EUR. Die MVG ist aber nicht befugt, diese Steigerung vorzunehmen, hier muss der Bundesverkehrsminister mit den Bundesländern verhandeln.

Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 18.05.2011, Seite R4, Stadtausgabe

Kommentar: 40 EUR schrecken die Leute nicht ab, das ist viel zu wenig und die letzte Erhöhung gab es 2003. Aber auch 60 EUR dürften den meisten kaum wehtun.
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Beitrag von GSIISp64b »

TramPolin @ 18 May 2011, 12:56 hat geschrieben: Kommentar: 40 EUR schrecken die Leute nicht ab, das ist viel zu wenig und die letzte Erhöhung gab es 2003. Aber auch 60 EUR dürften den meisten kaum wehtun.
Nicht bei DEN Risiken, erwischt zu werden.

Was freilich helfen würde, sind häufigere Kontrollen, auch bei gleicher Strafe. Irgendwann lohnt es sich halt doch nimmer.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

GSIISp64b @ 18 May 2011, 13:01 hat geschrieben: Was freilich helfen würde, sind häufigere Kontrollen, auch bei gleicher Strafe. Irgendwann lohnt es sich halt doch nimmer.
Woran liegts eigentlich, dass sich in Deutschland nirgendwo Zugangskontrollen zu den Bahnsteigen durchsetzen konnten, wie es sie in vielen anderen Ländern gibt? Eigentlich funktioniert es doch nicht schlecht: Karte einstecken, Schranke geht auf, Beweis erbracht.

Bei der neuen Metro Light (eine Art Trambahn) in Madrids Außenbezirken muss man seine Karte übrigens auch in ein Lesegerät im Zug stecken, der dann mit einem grünen Licht signalisiert, dass alles in Ordnung ist (keine Ahnung, was passiert, wenn man seine Karte gar nicht erst ins Gerät steckt).
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Beitrag von GSIISp64b »

Dazu hatten wir imho schon Diskussionen.

Meine Meinung (nach dem letzten Londonurlaub): nervig wie noch was der Kram. Gerade, wenn man etwas Gepäck dabei hat. Dazu ist auch das wieder ziemlich teuer und störanfällig genauso.

Auch der Schaden durch Schwarzfahrer ist endlich und lässt sich grob abschätzen - und dann muss man halt abwägen, was billiger ist: Den einfach hinnehmen (und zum Teil durch EBEs refinanzieren) oder Geld in Anti-Schwarzfahrer-Maßnahmen stecken. Das mag zwar ungerecht erscheinen (Auge um Auge, anyone?), ist aber aus Sicht des Verkehrsbetriebs eine recht vernünftige Abwägung. Ich kann mir auch vorstellen, dass Bahnsteigsperren und solche Späße dabei eher schlecht wegkommen.

edit: Und TramPolin ist heute der Threadnekromant des Tages :D
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

GSIISp64b @ 18 May 2011, 13:19 hat geschrieben: edit: Und TramPolin ist heute der Threadnekromant des Tages :D
Na ja, das Thema hat genau gepasst.

Das Thema Zugangskontrollen hatten wir schon. Nach vorsichtigen Abschätzungen kam zumindest ich zu dem Ergebnis, dass der Aufwand in keinem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen steht. Da muss man so viel in Personal und Technik investieren, dass es sich unter dem Strich kaum lohnt. Man müsste für jeden Bahnhof auch mehrere Leute einstellen, die z.B. Leute im Rollstuhl durchlassen etc. Das sind gewaltige Kosten.
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Beitrag von spock5407 »

V.a. ist dafuer ein erheblicher Invest notwenig in die entsprechenden Anlagen. D.h. es entstehen hohe Kapital- und Instandhaltungskosten fuer nicht einen Platzkilometer mehr an Fahrtenangebot. Das rechnet sich nie.
Lieber den 40er auf 80er erhoehen.
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Beitrag von Bayernlover »

Ein großer Vorteil solche Systeme ist aber die tarifliche Abrechnung. Jeder hat so eine Karte einstecken und beim Durchlaufen wird der Zähler angeworfen, und ein Zentralrechner errechnet am Ende des Monats je nach den gefahreren Strecken ein optimaler Tarif errechnet. Niemand braucht sich mehr um Fahrkarten und solchen Mist zu kümmern (das kostet den Betreiber auch Geld) und was ein positiver Nebeneffekt ist: Man hat genaue Daten zum Verhalten der Reisenden und zu Verkehrsströmen, die kann man dann wunderbar auswerten und das Angebot entsprechend fahren.
Wenn sich das nicht lohnen würde hätte man so ein System in London nicht.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von GSIISp64b »

Genau das passiert in London aber meines Wissens kaum. Entweder du machst Pay-As-You-Go (also Einzelfahrkarten) oder du hast ne Monatskarte (mit paar Ausnahmen).

Diese vollautomatische Kalkulation ist auch für das Verkehrsunternehmen eher ungünstig, da auch Zusatzeinnahmen durch "vorsichtshalber" gekaufte Tageskarten etc. wegfallen. Für den Kunden ist das natürlich ein toller Service.

In London dürfte eher ein Interesse daran bestehen, sich Papiertickets zu sparen. Wobei ich zu allem, was hier steht, leider keine Zahlen habe.
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Beitrag von Boris Merath »

spock5407 @ 18 May 2011, 13:30 hat geschrieben: Lieber den 40er auf 80er erhoehen.
Was aber Fahrgäste kosten kann bei den Leuten, die zwar fast immer Fahrkarten kaufen, es aber manchmal vergessen. 80 Euro sind da dann schon ziemlich happig.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von GSIISp64b »

Boris Merath @ 18 May 2011, 14:17 hat geschrieben: Was aber Fahrgäste kosten kann bei den Leuten, die zwar fast immer Fahrkarten kaufen, es aber manchmal vergessen. 80 Euro sind da dann schon ziemlich happig.
Mein Reden seit Ewigkeiten (müsste sogar in diesem Thread schon drinstehen):

Beim ersten Fahren ohne Fahrkarte innerhalb von 24 Monaten oder so sollte es nur eine Verwarnung geben, eventuell noch 10€ Verwarnungsgeld oder Bearbeitungsgebühr. Erst ab dem zweiten Mal gäbe es dann wirklich böse Strafen.

Und eventuell sollte man danach auch noch staffeln, also 10€ - 40€ - 80€ - 80€ und Anzeige.

Dazu kommt auch noch, dass Zeitkartenbesitzer das EBE eh nicht voll zahlen müssen, und wer regelmäßig Bahn fährt, hat meistens eh eine Zeitkarte.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

GSIISp64b @ 18 May 2011, 14:26 hat geschrieben: Dazu kommt auch noch, dass Zeitkartenbesitzer das EBE eh nicht voll zahlen müssen, und wer regelmäßig Bahn fährt, hat meistens eh eine Zeitkarte.
Naja, ich als Besitzer einer (eigentlich übertragbaren) IsarCard-9Uhr bin schon mal in eine Kontrolle geraten, als ich die Karte beim Jackenwechsel nicht mit in die andere Jacke mit umgezogen hatte. Da waren 40 Euro fällig, und ein Nachreichen ist bei dieser Karte ja nicht möglich.

Auch ich finde 80 Euro zu viel, vor allem, weil es auch viele Möglichkeiten gibt, aus Versehen schwarz zu fahren. Insbesondere ungeübte Gelegenheitsfahrgäste machen oft verhängnisvolle Fehler. Beispiel: neulich habe ich ein berufliches Seminar besucht, zu dem auch jedesmal Kursteilnehmer aus anderen Städten und Ländern anreisen. Der Kursleiter erzählte dann am ersten Tag, dass viele Neuankömmlinge zwar ein Ticket kaufen, es aber nicht stempeln, weil das nicht überall üblich sei. Schon so mancher Kursteilnehmer hätte da schon Strafe zahlen müssen, weswegen er im Kurs jedesmal explizit drauf hinweise, das Stempeln nicht zu vergessen.

Anderer Fall (habe ich beobachtet): eine Familie war aus Versehen eine Station zu weit gefahren und fuhr mit der nächsten Bahn die eine Station zurück, natürlich ohne nochmal zu stempeln. Prompt kam eine Kontrolle und wollte der Familie 40 Euro pro Kopf aufdrücken. Ich finde, das sind Fälle, da fände ich 80 Euro Strafe eine sichere Methode, jemanden für immer aus dem öffentlichen Nahverkehr zu vertreiben.
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Beitrag von GSIISp64b »

rautatie @ 18 May 2011, 14:38 hat geschrieben: Naja, ich als Besitzer einer (eigentlich übertragbaren) IsarCard-9Uhr bin schon mal in eine Kontrolle geraten, als ich die Karte beim Jackenwechsel nicht mit in die andere Jacke mit umgezogen hatte. Da waren 40 Euro fällig, und ein Nachreichen ist bei dieser Karte ja nicht möglich.
Übertragbare Zeitkarten finde ich ohnehin lustig.

Die anderen von dir beschriebenen Probleme wären durch mein "Three-Strikes-Modell" (10 Cent ins Bullshitschweinchen) ja gelöst, man kommt mit einer freundlichen Belehrung und einem wirklich zu verschmerzenden Verwarnungsgeld davon.
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Beitrag von Bayernlover »

GSIISp64b @ 18 May 2011, 14:49 hat geschrieben: Übertragbare Zeitkarten finde ich ohnehin lustig.
Warum? Ich finde die sehr praktisch.
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Beitrag von rockstar84 »

TramPolin @ 18 May 2011, 12:56 hat geschrieben: Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 18.05.2011, Seite R4, Stadtausgabe
Ist auch auf sueddeutsche.de zu finden: Hier

GSIISp64b: Warum lustig? Ist doch eine praktische Sache. Meine Abo-Karte ist auch übertragbar. Man kann sich hier aussuchen ob man die Karte persönlich oder übertragbar haben möchte. Kostet beides das gleiche. Der einzige Unterschied besteht halt darin, dass ich selber dafür Verantwortlich bin wenn ich die Karte mal vergesse oder verliere. Nachreichen oder Ersatz bekommen geht nur bei persönlichen Karten sonst könnten ja alle meine Kumpels immer schwarz fahren und wenn mal einer erwischt wird leiht er sich meine Karte und zeigt die vor... Was den Ersatz bei Verlust angeht - ich könnte die Karte ja verschenken und ne neue haben wollen... Das wäre unkontrollierbar da man die alten Karten ja nicht sperren kann. Die werden ja nirgendwo eingelesen außer vom Auge des Schaffners...
Die "Harlingerland" ist die längste der drei Wangerooge-Fähren und wurde 1979 von der Werft Schürenstedt in Bardenfleth gebaut. Geschwindigkeit: 11,00 kn (21 km/h) Antriebsleistung: 820 kW Vermessung: 477 BRZ Motoren: 4 Fahrgäste: 635 Personen
Das Schiff ist in Besitz der Schiffahrt und Inselbahn Wangerooge, welche eine Tochtergesellschaft von DB AutoZug ist, welche eine Tochter von DB Fernverkehr ist.
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Beitrag von GSIISp64b »

Praktisch ja - widerspricht aber m. E. dem Sinn einer Zeitkarte, wenn sie beliebig verliehen werden kann.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
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Beitrag von Bayernlover »

GSIISp64b @ 18 May 2011, 15:22 hat geschrieben: Praktisch ja - widerspricht aber m. E. dem Sinn einer Zeitkarte, wenn sie beliebig verliehen werden kann.
Aha und was ist der Sinn einer Zeitkarte?
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Beitrag von rockstar84 »

GSIISp64b @ 18 May 2011, 15:22 hat geschrieben: Praktisch ja - widerspricht aber m. E. dem Sinn einer Zeitkarte, wenn sie beliebig verliehen werden kann.
Wieso? So ist das doch eigentlich sinnvoll. Es können zwar verschiedene Leute damit fahren aber immer nur einer gleichzeitig (OK, außer nach 19h und am WE natürlich)...
Die "Harlingerland" ist die längste der drei Wangerooge-Fähren und wurde 1979 von der Werft Schürenstedt in Bardenfleth gebaut. Geschwindigkeit: 11,00 kn (21 km/h) Antriebsleistung: 820 kW Vermessung: 477 BRZ Motoren: 4 Fahrgäste: 635 Personen
Das Schiff ist in Besitz der Schiffahrt und Inselbahn Wangerooge, welche eine Tochtergesellschaft von DB AutoZug ist, welche eine Tochter von DB Fernverkehr ist.
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Beitrag von rautatie »

GSIISp64b @ 18 May 2011, 15:22 hat geschrieben: Praktisch ja - widerspricht aber m. E. dem Sinn einer Zeitkarte, wenn sie beliebig verliehen werden kann.
Wieso das? Ist der Sinn einer Zeitkarte nicht einfach der, dass man sie über einen bestimmten Zeitraum nutzen kann? Und wenn die Zeitkarte übertragbar ist, dann kann sie eben innerhalb des Gültigkeitszeitraums von verschiedenen Leuten abwechselnd benutzt werden.
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Beitrag von Boris Merath »

rautatie @ 18 May 2011, 15:41 hat geschrieben: Wieso das? Ist der Sinn einer Zeitkarte nicht einfach der, dass man sie über einen bestimmten Zeitraum nutzen kann? Und wenn die Zeitkarte übertragbar ist, dann kann sie eben innerhalb des Gültigkeitszeitraums von verschiedenen Leuten abwechselnd benutzt werden.
Das ist halt insofern ein Problem weil so eine Familie die die Zeitkarte effektiv nutzt für ziemlich wenig Geld ziemlich viel fahren kann (was Einnahmeausfälle bedeutet), während z.B. jemand der das Zeitkartenteilen nicht machen kann mehrere Zeitkarten benötigt.

Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen dass die Alternative zu zwei Zeitkarten (oder mehr) kaufen wohl in manchen Fällen auch keine Zeitkarte kaufen lautet.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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