Nach einer ruhigen Fahrt im Abteilwagen des OEC 112 nach Frankfurt (man glaubt es nicht - sogar direkt...) bestiegen wir gegen 19:45 den Ungarischen Kursschlafwagen nach Budapest. Dieser Wagen macht deutlich, dass nicht nur die DB chaotische Tarife machen kann sondern auch die österreichischen Kollegen. Wenn man in diesem Wagen eine Bettkarte bis Wien West löst, so kostet das zwischen 63 und 126 Euro. Wenn man bis ins 10 km weiter entfernte (!) Meidling oder Bruck/Leitha löst, zahlt man hingegen nur 19,60 (minimal, maximal 68,60) für ein bequemes Bett, Frühstück inklusive.
Der ungarische Schlafwagen machte einen sehr guten Eindruck. Großes Abteil, bequeme Betten (wie wir später feststellen sollten). Nur die Farbauswahl ist etwas gewöhnungsbedürftig, was aber beim Schlafen ja nicht weiter stört. Der Betreuer bringt die Frühstückskarten, es gibt Wahlweise Schinken+Käse, Schinken+Salami, Käse+Marmelade, Spiegelei mit Schinken, Käseomelette, Pilzomelette, Schinkenomelette oder Frankfurter Würstchen, dazu ein Brötchen und ein Heißgetränk.

181 212 mit EN "Orientexpress" in Karlsruhe Hbf

Bestellschein fürs Frühstück
Hinter Stuttgart werden dann die Betten runtergeklappt (bei T3-Buchung ein Abteil zu zweit - passt). Irgendwo im Filstal bin ich dann eingeschlafen, geweckt wurde ich in Wien West von einer am Nachbargleis abfahrenden Schienendüse.
Nach einem sehr leckeren Spiegelei - man merkte, dass die Ungarn noch Speisewagen mit Küche haben - fielen wir dann in Bruck an der Leitha aus dem Zug. Nun hatten wir 3 Gegenzüge zurück nach Wien Südostbahnhof. Den ersten ließen wir fahren - die am Bahnsteig gegenüber bereitstehende Plastikente als S60 - und gingen zu Bahnsteig 1. Hier fuhr der REX von Bratislava ein - schon wieder ne Ente. Seit wann fahren da eigentlich keine CS mehr? Naja - egal - noch eine Chance 3 Minuten Später. REX aus Fermötirgendwas - natürlich - ein 4124. Naja egal. Den Zug bestiegen und dieses schöne Fahrgastfolterinstrument vom Bombardier bis Wien ertragen. Dort wurde sich dann noch mit allerlei Proviant eingedeckt und der Eurocity "Sobieski" Richtung Warschau bestiegen. Der ursprünglich gewählte polnische Wagen ganz vorne hatte leider das 611-Problem (Klima hielt nicht sonderlich viel vom Arbeiten), sodass einen Wagen weiter hinten ein Abteil gesichert wurde. Nach etwas Lästern über den ÖBB-Reiseplan und einer Fahrkartenkontrolle durch den 1000%igen Zgf erreichten wir dann Breclav/Lundenburg.
Eigentlich war geplant, hier - nach Fahrkartenkauf - in den Eurocity Budapest-Berlin zu steigen, und dann über Brno/Brünn nach Olomouc/Olmütz zu fahren. Da der Wiener EC aufgrund des immer noch nicht behobenen Stellwerksgebrechen in Süßenbrunn und "lustiger" FDL-Spiele Verspätung hatte, wartete der Berliner zwar, aber nicht so lange, dass man noch eine Fahrkarte kaufen könnte. Also ging es mit dem Bummelzug im By-Verschnitt gen Prerov/Prerau und von dort weiter im Schnellzug nach Olomouc/Olmütz.
Hier wartet ein Sarg (Triebwagen der Reihe 843) auf den Verspäteten Schnellzug zur Weiterfahrt einmal um den alten Vater herum nach Krnov/Jägerndorf an die tschechisch-polnische Grenze. Hier wird umgestiegen - von Sarg zu Sarg - in den Korridorschnellzug nach Jesenik/Freiwaldau, den wir bis Tremesna ve Slesku/(Röwersdorf (Schlesien) benutzen. Am Ortsnamen merkt man, dass Tschechien eben nicht nur aus Böhmen und Mähren, sondern auch aus etwas Schlesien besteht.
Schnell dem Schild "Smer Osoblaha" auf die andere Seite des Empfangsgebäudes gefolgt, und da wartet sie. Die letzte Schmalspurbahn der CD nach Osoblaha/Hotzenplotz. Wer sich jetzt an seine Kindheit erinnert fühlt, der erinnert sich richtig. Otfried Preußler hat seinen Räuber nach dieser Gegend benannt, weil sie so verlassen ist, dass sich hier nur mehr Räuber rumtreiben. Ein Pfiff, und die Lok setzt ihr Wägelchen in Bewegung. Schnell hat der Zugbegleiter die sagenhaften 12 Fahrgäste kontrolliert, auch wenn er bei unserer Fahrkartenauswahl etwas stutzte. Über vielen Kurven und mit Diversen sinnlosen Halten fernab jeder Bebauung (es gibt hier keine Bedarfshalte), wird Osoblaha/Hotzenplotz erreicht. Nachdem das Zugpersonal erstmal sein Vesper auspackt, und somit nicht so schnell mit dem Rangieren zu rechnen ist, gehen wir mal der "Meute" nach, in der Hoffnung, so etwas wie eine Ortsmitte zu finden.

705 914 hat mit ihrem Personenzug soeben Osoblaha/Hotzenplotz erreicht
Sobald wir weit genug weg sind, um nicht mehr zurückzukommen, geht natürlich das rangieren los. Naja - nun stehen wir hier, in einem verlassenen 1000-Einwohner-Kaff. Der nächste Zug fährt in eineinhalb Stunden, also gehen wir weiter. Wir sehen ein Schild, das für einen Imbiss an der Zastavka Autobusova in 200 m wirbt. Wir kämpfen uns bei brüllender Hitze eine kleine Steigung hoch und wollen schon fast aufgeben - doch da - die Bushaltestelle. Nachdem sogar Leute da stehen, wird wohl bald ein Bus kommen. Es gibt sogar einen Aushangfahrplan.
Schnell mit dem Kursbuch abgeglichen, und siehe da, in Tremesna/Röwersdorf hat man sogar Anschluss auf einen Bummelzug, der uns mit 2 Umstiegen nach Schönbrunn-Witkowitz - das heutige Ostrava-Svinov bringt. Da kommt auch schon der Bus. Zweimal Tremesna Bahnh... ääh nadrazi, bitte. Für 25 Kronen pro Person - billiger als der Zug - geht es los. Die Straßen hier draußen sind genau so beschissen und Kurvig wie die Schiene... Allerdings gibt es hier Bedarfshalte.
Nach knapp einer halben Stunde steigen wir etwa 100 Meter vorm Bahnhof Tremensna/Röwersdorf aus.

Tschechischer Dauer-SEV in Tremesna
Es ist noch eine halbe Stunde Zeit, also etwas mit dem Trinkwasser, das es an Tschechischen Bahnhöfen ja noch gibt, abkühlen und die Gleisanlagen der Schmalspurbahn inspiziert.
Da kommt auch schon der Zug - natürlich eine Brotbüchse. Mist. Mit dem Schnellzug hätten wir sagen können, Bahnurlaub in Tschechien ohne Büchse gemacht zu haben. Die Solo-Bortbüchse ist mit 3 CDlern besetzt. In Jägerndorf wird auf einen dreiteiler umgestiegen, der mit nur 2 Mann besetzt ist.
Ab Opava/Troppau geht es dann mit einem 460 (das sind die älteren "S-Bahnen" rund um Ostrau, vom Fahrzeug her am ehesten mit dem ET27 vergleichbar) weiter. Recht zügig geht es über die frisch sanierte und elektrifizierte Strecke nach Svinov/Schönbrunn.
Dort werden die 3 Stunden Aufenthalt zum Essen gehen genutzt, bevor es mit dem Intercity gen Cesky Tesin/Teschen geht - dem Nachtschnellzug Excelsior entgegen, in dem wir 2 Betten - dieses Mal aber zum Preis von nur 12 Euro - gebucht haben.
Der slowakische Schlafwagen ist einer derer, die die RZD bei DWA bestellt hatten, aber nicht zahlen konnten, sodass sie von den Slowaken recht günstig übernommen wurden. Von diesem Wagem waren wir eher enttäuscht: das Abteil hatte recht kurze Betten (ich mit meinen 1,82 stand etwa 5-10 cm über) und war zudem recht eng. Hier waren wir richtig froh, dass wir wiederrum nur zu zweit waren. Die Wagen sind aber sehr laufruhig - ich bin ziemlich schnell eingeschlafen. In Aussig an der Elbe sind wir dann ausgestiegen. Frühstück gab es diesmal nur in Form des Einkaufs vom Vorabend.
Weiter ging es dann im Schnellzug nach Liberec/Reichenberg, wo ein 686 (umgebaute Akkutriebwagen der Reihe 515 mit Dieselmotor) der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn zur Fahrt nach Seifhennersdorf über Zittau-Varnsdorf wartete.

Schnellzug Usti - Liberec irgendwo in der nordböhmischen Provinz beim Kreuzungshalt

Tuning-Akkutriebwagen VT42 der SBE in Liberec
Dieser Zug überquert auf seiner grademal 48 km langen Fahrt 4 Grenzen. Zunächst geht es zügig mit bis zu 80 km/h durch Tschechien. Durch den polnischen Korridorabschnitt wird mit höchstens 30 geschlichen (die PLK weiß nur, dass man hier Geld kassieren kann, nicht aber, dass das Gleis dringend saniert werden müsste) bevor man in Deutschland wieder immerhin 50 fahren darf. Der Korridorabschnitt durch Varnsdorf ist allerdings nicht so gut ausgebaut, hier bleibt die Vmax bei 50.

Polnisches Naturgleis kurz vor Zittau

SBE-Fahrzeugparade in Seifhennersdorf
Nachdem Seifhennersdorf schon wieder ein Kaff kurz vorm Ende der Welt ist, wird nicht, wie eigentlich geplant, eine Stunde gewartet, um dann per Schienenbus zurück zu fahren, sondern der 686 gleich wieder zurück benutzt. Wie sich in Zittau herausstellt, war das weise, denn um Dresden wird gebaut, sodass die Züge aus Zittau in Dresden-Neustadt verenden, die ICE Richtung Westen dafür aber auch ohne Halt dort umgeleitet werden (Der Ersatzfahrplan ist übrigens etwa einen Zentimeter dick).
Das heißt in der Praxis, dass man einen Zug eher ab Zittau nehmen muss. Also wird das bereitstehende Desastro-Doppel als Bummelzug nach DD-Neustadt bestiegen. Hier hätte - rein vom Fahrgastaufkommen her - allerdings auch ein 650 solo gereicht... Von DD-Neustadt erfolgte dann SEV durch S-Bahn bis zum Hbf, wo eine dreiviertelstunde Zeit war.
In der Lounge des Eistee, bzw. bei einem leckeren Abendessen im Speisewagen (gut, dass die Zweite Serie nachgerüstet wurde!) ging es dann mit Umstieg in Fulda bzw. Frankfurt (hier schließt sich nach genau 72 Stunden der Kreis) heim nach München und Stuttgart.
(Bilder: ChristianMUC, Text: JeDi)