Das Auto abschaffen

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autolos
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Beitrag von autolos »

Hot Doc @ 12 Jan 2010, 22:21 hat geschrieben: Blödsinn! Das bestätigt nur, dass es damals Parteien gab, die im Auto das Allheilmittel sahen. Es gibt genügend Beispiele, wo diese verrückte Autogeilheit im letzten Moment gestoppt wurde und sich daraus die schönsten und lebenswertesten Städte gebildet haben.

In Freiburg hat man das am konsequentesten umgesetzt, aber auch in München hat man nach dem Mittleren Ring (Gott sein Dank) die Planung für mehrere Stadtautobahnen (teilweise mit Stelzen-Autobahnkreuz über der Isar, Autobahn entlang der Theresienwiese und am Nymphenburger Schloss gestoppt und dem Ausbau des ÖPNV Vorrang eingeräumt. Die S-Bahn in München ist heute noch Vorzeigeobjekt. Auch das U-Bahn-System kann sich heute keiner mehr wegdenken. Trotzdem wurde in den letzten Jahren lieber mehr Geld in den Ausbau des Mittleren Ring gesteckt (ok, da gabs ein Bürgerbegehren), aber das Ergebnis war immer das gleiche. Wie prognostiziert stiegen die Autozahlen an den entsprechenden Stellen und die gesamten Autofahren im Stadtgebiet an, mit dem Ergebnis, dass es halt jetzt Stau an anderen Stellen gibt, wo es voeher noch flüssig lief.
Ok, es war also nicht die Mehrheit der Bürger, die individuell mobil sein wollten, sondern "Parteien, die im Auto das Allheilmittel sahen"? Abgesehen davon, daß dies wieder eine Hot Doc-These ist, zeigst Du im Folgeabsatz, daß es doch die Bürger sind. Denn in München hat ein Bürgerbegehren zum Ausbau des Rings geführt, was Du süffisant mit einem "ok" abtust. Das ist aber der Punkt: Es war ein demokratisch zustandegekommener Beschluß. Offensichtlich ist also Deine Auffassung doch nicht unbedingt Mehrheitsmeinung, jedenfalls nicht in München. In Freiburg ist es anders, wobei Freiburg wegen des hohen Beamtenanteils schon eine gewisse Sonderrolle unter den deutschen Städten spielt. Wer sich um sein Einkommen keine Gedanken machen muß, hat es halt vielfach leichter als andere Leute.
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
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Beitrag von Hot Doc »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 08:34 hat geschrieben: Ich fordere Dich hiermit zum Konsumverzicht auf :lol:
Die Frage bleibt halt auch was wir konsumieren. Die berühmte Wertschöpfung funktioniert halt nur, solange das Teil auch existiert und hält. Bei dem vielen "Billigschrott" der schnell kaputt geht o.ä. verhält es sich halt sehr ähnlich wie bei einer Dienstleistung, die "Wertschöpfung" ist dann nicht mehr vorhanden. Hier wäre eine Investition in eine echte Dienstleistung besser gewesen, man selber hätte sich nicht so geärgert und Zeit für den Einkauf verloren, und die Volkswirtschaft hätte mehr Geld im Land behalten, welches jetzt für unnötige Ressourcenverschwendung ausgegeben wurde.
Auch die Wertschöpfung eines Autos ist nicht besonders hoch, wenn du es gegen den Baum gesetzt hast oder es nach 15 Jahren auseinanderrostet.
Was in unserem Land an öffentlichem Geld für Studien herausgeschmissen wird, könnte man an anderer Stelle sinvoller ausgeben.
Das Geld für diese Studien ist lächerlich, gegenüber z.B. dem was wir täglich an Defizit mit dem MIV produzieren. Und der Nutzen wäre weitaus höher, wenn man sich die wissenschaftlichen Untersuchungen mal besser zu Herzen nehmen würde.
Dabei genügt der gesunde Menschenverstand um zu erkennen, dass diese Dienstleistungen auch bezahlt werden müssen. Wenn dies der Verbraucher tut, ist es eine gute Sache und Du hast recht. Im ÖPNV (und vielen anderen öffentlichen Dienstleistungsbereichen) ist dies aber nicht so und die Arbeitnehmer werden vom Staat alimentiert.
Das selbe gilt erstmal für das Straßennetz etc. das genauso durch den Staat ezahlt werden muß. Nebenbei Autobahnpolizei, Straßendienst etc. Die Kosten fürs Gesundheitswesen und ausgefallene Verdienste durch Todes- oder Unfallopfer noch garnicht mitgerechnet.
Dieses Geld muss also an anderer Stelle erwirtschaftet werden. Und das geschieht in erster Linie nicht durch andere Dienstleistungen, sondern durch Produktion von Waren und Konsum.
Hast du eine Steuerquote, wer in diesem Land wie viel Steuern zahlt? So weit ich weiß ist der Dienstleistungssektur da ganz groß im kommen! Die Zeiten in denen das produzierende Gewerbe die Hauptlast getragen hat gehen vorbei (wenn sies nicht schon sind).
Bei der Schnelle des Geldflusses kann ich ja noch eine Sinnhaftigkeit erkennen. Aber die Punkte 2 und 3 funktionieren gleichzeitig gar nicht. Was soll ich mit dem vielen Geld, das ich über Exporte ins Land geholt habe, wenn dahintertstehende Leistung (die hergestellten Produkte) sich im Ausland befinden?
Natürlich funktioniert das, das sieht man doch in Deutschland seit Jahrzehnten. Uns geht es nur so gut, da wir das viele Geld, dass wir aus anderen Ländern angehäuft haben hier schnell zirkulieren lassen. (Das geht mit viel Geldmitteln einfach besser, da die Sparquote geringer wird. Man kann damit eben auch Produkte im Inland kaufen und verkaufen und nicht nur exportieren.
Das der Freihandel ein Wohlstandstreiber ist, dürfte heute nur noch von wenigen Menschen bestritten werden, von Fachleuten schon mal gar nicht.
Aha, und du bist so ein Fachmann? Der Freihandel ist für die Nationen ein Wohlstandstreiber, die einen Außenhandesüberschuss erwirtschaften. Für alle anderen ist der Freihandel ein Armutstreiber. Gleichzeitig heißt das aber auch, je mehr Außenhandelsüberschuß, desto mehr Wohlstand. Und der Autoverkehr senkt eindeutig den Außenhandelsüberschuß.
Und es gibt auch viele Branchen die pro eingesetzten Euro dabei einen deutlich besseren Wert erzielen als die Automobilbranche. Nämlich so ziemlich jede Firma die mit weniger importierten Materialien auskommt und jede Firma die auf noch mehr KnowHow zurückgreifen muß.
Ok, es war also nicht die Mehrheit der Bürger, die individuell mobil sein wollten, sondern "Parteien, die im Auto das Allheilmittel sahen"?
Du drhst auch gerne die Worte schon im Mund um, oder? Ich habe nie behauptet die Bürger wollen nicht individuell sein. Nur, die Verbindung von Autoverkehr und Individualität haben Politiker hergestellt. Und auch die Notwendigkeit von mönströsen Stadtautobahnen haben Politiker den Menschen in den Kopf gesetzt, mit der Ausrede ihr Individualität und ihre Mobilität ausbauen zu können. Beides ist allen führenden Verkehrsforschern nach nicht erreichbar.
Die Mobilität (also die Anzahl der Strecken und die Unterschiedlichkeit der Ziele) hat seit Jahrhunderten nicht zugenommen, nur die Strecken werden länger und die Induvidualität zeigst du mir mal, wenn ich aufm Mittleren Ring mit hunderten anderen im Stau stehe nur um beim MediaMarkt ein Schnäppchen zu ergattern. Da bin ich vielleicht einsam in meiner Blechbüchse, aber das mit Individualität zu verwechsenl, nein, soweit würde ich nicht gehen.
Denn in München hat ein Bürgerbegehren zum Ausbau des Rings geführt, was Du süffisant mit einem "ok" abtust. Das ist aber der Punkt: Es war ein demokratisch zustandegekommener Beschluß.
Ja das war ein Bürgerbegehren, aber war das wirklich der Bürgerwille, wenn man diesen mit falschen Tatsachen und Angstmacherei beeinflußt? Man redete vom Verkehrskollaps, der sich über München ziehen würde, von der Beschneidung der Mobilität usw. Da bekommt der Deutsche sofort Angst wenn er das hört. Die Warnungen, dass es zu erhöhtem Verkehrsaufkommen und Staus nach dem Ausbau kommen würde, wollte wieder keiner hören. Das hat sich aber bestätigt.
Hier wurden Milliarden vergraben, dafür, dass jetzt noch mehr Autos im Stau stehen als vorher. Und das obwohl man das 1:1 vorausgesagt hatte.
Hier hat die Autoindustrie und ihre verlängerten Arme in der Politik ganze Arbeit geleistet! Die Milliarden in den Münchner ÖPNV gesteckt, hätten sicher zu mehr Mobilität und weniger Staus geführt. Aber ja, ich glaube, wenn man den Bürger wirklich vor so eine Wahl stellen würde, ohne ihmn Schauermärchen einzutrichtern, würde die Wahl anders augehen.
Angie und Guido wollen ja auch nicht mehr so ernst machen mit dem Atomausstieg, sind ja vom Wähler gewählt und damit legitimiert worden. D.h. aber noch lange nicht, dass die Mehrheit gegen den Atomausstieg wäre.
In Freiburg ist es anders, wobei Freiburg wegen des hohen Beamtenanteils schon eine gewisse Sonderrolle unter den deutschen Städten spielt. Wer sich um sein Einkommen keine Gedanken machen muß, hat es halt vielfach leichter als andere Leute.
Klar wer sich um seine Einkommen keine Gedanken machen muß, der "verzichtet" schon viel leichter auf einen sauteuren fahrbaren Untersatz ist ja klar. Aber der, der jeden Pfennig umdrehen muß, der kauft sich natürlich schnell einen!
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Beitrag von Autobahn »

Hot Doc @ 13 Jan 2010, 13:11 hat geschrieben:Die Warnungen, dass es zu erhöhtem Verkehrsaufkommen und Staus nach dem Ausbau kommen würde, wollte wieder keiner hören. Das hat sich aber bestätigt.
Hier wurden Milliarden vergraben, dafür, dass jetzt noch mehr Autos im Stau stehen als vorher. Und das obwohl man das 1:1 vorausgesagt hatte.
Hier hat die Autoindustrie und ihre verlängerten Arme in der Politik ganze Arbeit geleistet! Die Milliarden in den Münchner ÖPNV gesteckt, hätten sicher zu mehr Mobilität und weniger Staus geführt. Aber ja, ich glaube, wenn man den Bürger wirklich vor so eine Wahl stellen würde, ohne ihmn Schauermärchen einzutrichtern, würde die Wahl anders augehen.
Klar, das die Voraussagen eingetroffen sind. Auf Grund der guten Infrastruktur haben viele Unternehmen ihre Standortentscheidung pro München gefällt. Es war also eine Entscheidung für das Stadtwachstum. Das hierzu auch ein gescheiter ÖPNV gehört, versteht sich von selbst. Aber das eine geht nicht ohne das andere.

Gehe mal in Dich und stelle Dir vor, Du wolltest eine eigene Praxis eröffnen. Bei der Standortsuche erhälst Du zwei Angebote, eines in unmittelbarer Nähe zu eine ÖPNV-Haltestelle, aber weit und breit keine Parkmöglichkeiten für Deine Patienten. Beim zweiten Angebot ist die Haltestelle 100 Meter entfernt und es sind fünf reservierte Parkplätze vor dem Haus. Wenn Du nicht gerade die Mentalität eines Albert Schweitzer hast, sondern von Deinem Job auch leben willst, nimmst Du die Praxis mit den Stellplätzen.
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Beitrag von JNK »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 17:51 hat geschrieben: Gehe mal in Dich und stelle Dir vor, Du wolltest eine eigene Praxis eröffnen. Bei der Standortsuche erhälst Du zwei Angebote, eines in unmittelbarer Nähe zu eine ÖPNV-Haltestelle, aber weit und breit keine Parkmöglichkeiten für Deine Patienten. Beim zweiten Angebot ist die Haltestelle 100 Meter entfernt und es sind fünf reservierte Parkplätze vor dem Haus. Wenn Du nicht gerade die Mentalität eines Albert Schweitzer hast, sondern von Deinem Job auch leben willst, nimmst Du die Praxis mit den Stellplätzen.
Hm, überzeugt mich nicht. Wenn ich überlege, bei welchen Ärzten ich schon war:
Kinderarzt: Haltestelle vor der Tür (2 Linien), eigene Parkplätze
Zahnarzt: Haltestelle (4 Linien) 25 m, keine eigenen, nur öffentliche Parkplätze (Stadtteilzentrum)
Hausarzt: Haltestelle (4 Linen) vor der Tür, kaum öffentliche Parkplätze, keine eigenen
Gastroenterologe: Keine eigene Parkplätze, Hauptbahnhof 25 m (fast alle Linien), Einkaufszentrum mit Parkhaus (kostenpflichtig gegenüber)
Kieferchirurg: In einem anderen Einkaufszentrum, kostenpflichtiges Parken (und Laufen), Haltestelle 120m sehr viele Linien
Augenarzt: Haltestelle (2 Linien) 120 m, recht viele öffentliche Parkplätze.

Resumé: Bei beiden Varianten, Anreise PKW/ÖPNV, muss ich ggf. um die 100 Meter zurücklegen, in drei Fällen "parkt" der ÖPNV in jedem Fall günstiger. Und so wie ich immer warten muss, sind die Ärzte keineswegs "unterversorgt"

(Im Übrigen schön, dass Du als Beispiel eine nicht produzierbare und konsumierbare Dienstleistung anführst. ;) )
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Beitrag von TramPolin »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 17:51 hat geschrieben: Gehe mal in Dich und stelle Dir vor, Du wolltest eine eigene Praxis eröffnen. Bei der Standortsuche erhälst Du zwei Angebote, eines in unmittelbarer Nähe zu eine ÖPNV-Haltestelle, aber weit und breit keine Parkmöglichkeiten für Deine Patienten. Beim zweiten Angebot ist die Haltestelle 100 Meter entfernt und es sind fünf reservierte Parkplätze vor dem Haus. Wenn Du nicht gerade die Mentalität eines Albert Schweitzer hast, sondern von Deinem Job auch leben willst, nimmst Du die Praxis mit den Stellplätzen.
Eine Praxis ist m.E. ein denkbar schlechtes Beispiel für einen Standortvorteil, der aus eigenen Parkplätzen resultieren könnte, es sei denn, die Praxis hat sich darauf spezialisiert, dass die Leute mobilitätseingeschränkt sind und typischerweise mit dem Automobil kommen oder damit gefahren werden.

Seltsamerweise sind die nobelsten Praxen in München gerade in der Stadtmitte zu finden, wo man mit dem eigenen Automobil kaum anfahren kann, weil das Parken sehr teuer oder anderweitig kaum möglich ist. Praxen mit eigenen Stellplätzen dürften auch Mangelware sein. Warum sollte ich auch gerade zum Arzt mit dem eigenen Automobil fahren, den anfangs geschriebenen Fall vielleicht einmal ausgenommen? Dass zur Fahrt zu Ikea oder zum Baumarkt man eher mit dem Pkw anreist, ist klar. Aber zum Arzt? Man kauft ja beim Arzt keine schwer transportierbaren Waren ein, oder?

Mal davon abgesehen, bekommst Du dort vielleicht ein paar Pillen versetzt, die das Führen eines Automobils (und auch das Bedienen von Maschinen) untersagen.

Wenn Du z.B. zum Zahnarzt zur Weisheitszahnextraktion gehst, wirst Du schon mal aufgefordert, gerade nicht mit dem eigenen Auto zu kommen. Und da gibt's jede Menge ambulanter Operationen u.ä., für die das Gleiche gilt.

O.k., wenn man krank ist, fährt man vielleicht auch nicht so gerne mit dem ÖPNV, da gibt es aber auch immer noch das Taxi.
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Beitrag von Autobahn »

@ JNK

Es geht um die Standortentscheidung, die Hot Doc treffen würde. Daher die Arztpraxis. Die vielen möglichen Zwischenformen habe ich einmal weggelassen. Für einen Arzt ist es sicher nicht uninteressant, einen gewissen Stamm an Privatpatienten zu haben, aber es soll auch gesetzlich Versicherte geben, die mit dem Auto kommen wollen. Und die werden sich ihren Hausarzt auch nach diesen Kriterien aussuchen.
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Beitrag von Autobahn »

TramPolin @ 13 Jan 2010, 18:30 hat geschrieben:Warum sollte ich auch gerade zum Arzt mit dem eigenen Automobil fahren, den anfangs geschriebenen Fall vielleicht einmal ausgenommen? Dass zur Fahrt zu Ikea oder zum Baumarkt man eher mit dem Pkw anreist, ist klar. Aber zum Arzt? Man kauft ja beim Arzt keine schwer transportierbaren Waren ein, oder?
Sicher ist eine Arztpraxis nicht das ideale Beispiel, besonders wenn es sich um Fachärzte handelt. Für einen Hausarzt kann das aber schon eine Rolle spielen. Meine Mutter fährt trotz ihrer fast neunzig Jahre noch selbst mit dem Auto zu Arzt :). Wenn sie dort nicht parken könnte, würde sie den Arzt wechseln. O.K., sie geht anschließend noch Einkaufen.
TramPolin @ 13 Jan 2010, 18:30 hat geschrieben:Mal davon abgesehen, bekommst Du dort vielleicht ein paar Pillen versetzt, die das Führen eines Automobils (und auch das Bedienen von Maschinen)  untersagen.
Die kann man auch zu Hause einnehmen ;)
TramPolin @ 13 Jan 2010, 18:30 hat geschrieben:O.k., wenn man krank ist, fährt man vielleicht auch nicht so gerne mit dem ÖPNV, da gibt es aber auch immer noch das Taxi.
Wäre dann eine Alternative, wenn man zu krank zum selber fahren ist.
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Beitrag von TramPolin »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 18:50 hat geschrieben: Die kann man auch zu Hause einnehmen ;)
Wenn es so einfach wäre. Der Arzt macht z.B. bei einer ambulanten OP die Anästhesie an Ort und Stelle, da ist dann nichts mehr mit dem Selbst-Zurückfahren. Wenn Du später noch Pillen nimmst, die fahruntüchtig machen, dann darfst Du spätestens bei den Folgebesuchen nicht mehr selbst hinterm Lenkrad sitzen.

Ich bleibe dabei, für den Großmarkt sind Parkplätze ein Standortvorteil, bei den Ärzten kaum.
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Beitrag von 146225 »

Parkplätze ! Das Lieblings- und Leidensthema jedes Großstadtbewohners und der dortigen Händler und Dienstleister. Ein Thema, bei dem zig verschiedene Sichtweisen aufeinander prallen, die kaum miteinander vereinbar sind. Ich hätte z.B. vor meiner Haustür lieber eine gepflegte Grünreihe am Straßenrand (Wiesle, Hecken, Bäume) als Blechkaleschen und den Müll, den deren Fahrer-/innen irgendwie scheinbar nicht anders entsorgen können. Egoistische Autopuristen hätten am liebsten möglichst überall dort wo sie hinmüssen einen dauerfreien Parkplatz nicht weiter als 10 m von der Tür entfernt. Städte und Gemeinden stecken in dem Zwiespalt einerseits legale Parkplätze anbieten zu müssen, weil sonst das Ordnungsamt Dauerschichten im Straßenfreimachen schieben kann, andererseits sind die Dinger für den Kämmerer nur wertvolle nicht bebaubare Fläche, die Kosten für die Reinigung und Instandhaltung produziert. Und von den Händlern und Dienstleistern möchte außer denjenigen, die ganz bewußt ihr "Stadtimage" (Werbeaussage: "...mitten in der Fußgängerzone") pflegen bzw. für ihre Geschäfte etwas Ruhe und Idylle benötigen (z.B. Gastronomie) am liebsten jeder viele davon anbieten können. Natürlich fremdbezahlt und am besten mehr als der Wettbewerber. Doof wird es nur dann, wenn ein Fachhändler, so wie hier in der Stadt geschehen, zwar lauthals Änderungen in der Verkehrsregelung wegen der Erreichbarkeit seiner Parkplätze fordert, mir aber bei der Suche nach einem simplen Produkt aus seiner Branche nicht weiterhelfen kann. Große Klappe, nix dahinter - da hilft der Parkplatz auch nicht weiter.

Eine Ideallösung gerade für Großstadtbereiche gibt es also kaum. Sicher dürfte nur sein, daß ein gutes ÖPNV-Angebot die Parkplatznachfrage kleiner halten kann als ein schlechtes.
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Beitrag von Autobahn »

TramPolin @ 13 Jan 2010, 19:05 hat geschrieben:Wenn es so einfach wäre. Der Arzt macht z.B. bei einer ambulanten OP die Anästhesie an Ort und Stelle, da ist dann nichts mehr mit dem Selbst-Zurückfahren. Wenn Du später noch Pillen nimmst, die fahruntüchtig machen, dann darfst Du spätestens bei den Folgebesuchen nicht mehr selbst hinterm Lenkrad sitzen.

Ich bleibe dabei, für den Großmarkt sind Parkplätze ein Standortvorteil, bei den Ärzten kaum.
Ich sprach ja nicht von solchen medizinischen Großereignissen, sondern von einem nomalen Hausarztbesuch :D Mit abulanten Operationen habe ich Gott sei Dank keine Erfahrung. Aber danach dürfte mit Sicherheit eine Taxibeförderung auf Kosten der Kasse drin sein, denn gerade aus einer Narkose erwacht in den ÖPNV? Ich käme damit niemals zu Hause an :lol:
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Beitrag von JNK »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 18:37 hat geschrieben: @ JNK

Es geht um die Standortentscheidung, die Hot Doc treffen würde. Daher die Arztpraxis. Die vielen möglichen Zwischenformen habe ich einmal weggelassen. Für einen Arzt ist es sicher nicht uninteressant, einen gewissen Stamm an Privatpatienten zu haben, aber es soll auch gesetzlich Versicherte geben, die mit dem Auto kommen wollen. Und die werden sich ihren Hausarzt auch nach diesen Kriterien aussuchen.
Ich verstehe Dich nicht Privatpatienten sind Stammpublikum und kommen mit dem ÖPNV? Erklär mir den Satz doch bitte noch mal. Ich persönlich suche mir meinen Arzt nicht danach aus, ob dort ein livrierter Diener mein Auto parkt, sondern nach seiner Reputation. Dass Du ein Hot-Doc-nahes Beispiel genommen hast, habe ich schon verstanden. Doch meine Erfahrung zeigt halt, dass die Ärzte, zu denen ich gehe, gleichermaßen gut zu erreichen sind. Es gibt also keine Standortfage, die eine Entweder-oder Entscheidung verlangt.
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Beitrag von Bayernlover »

@ Autobahn: DIE Krankenkasse, die Dir die Taxirechnung nach Hause bezahlt, musst Du mir bitte mal zeigen.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von TramPolin »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 19:25 hat geschrieben:Ich sprach ja nicht von solchen medizinischen Großereignissen, sondern von einem nomalen Hausarztbesuch  :D
Auch beim normalen Hausarztbesuch ist man oft nicht in der Lage, selbst mit dem Auto anzufahren. Denke z.B. an fiebrige Erkältungen oder so was. Da fährt man dann gerne mit der Trambahn an.
Autobahn @ 13 Jan 2010, 19:25 hat geschrieben:Mit abulanten Operationen habe ich Gott sei Dank keine Erfahrung. Aber danach dürfte mit Sicherheit eine Taxibeförderung auf Kosten der Kasse drin sein, denn gerade aus einer Narkose erwacht in den ÖPNV? Ich käme damit niemals zu Hause an  :lol:
Du scheinst ja wirklich von größeren Arztbesuchen verschont geblieben zu sein. Sonst wüsstest Du, dass einem man bei einer lokalen Anästhesie, die z.B. bei einer Weisheitszahnextraktion oder ambulanten Operation gemacht wirst, in aller Regel nur etwas schummrig ist, man aber nicht in der Trambahn einen zusätzlichen Narkokoseschub bekommt und einfach wegdöst und ein paar Stadtteile zu spät wieder aufwacht. Letzteres fällt eher in den Bereich der Großstadtlegenden. :lol:

Also: ÖPNV-fahrtüchtig ist man dann noch in aller Regel, ans eigene Steuer sollte man sich aber eher nicht setzen - wegen der etwas reduzierten Reaktionsgeschwindigkeit etwa.

Dass die Kassen die Taxikosten übernehmen, war vor einigen Jahrzehnten noch üblich (so kurz nach Adenauers Zeiten etwa), heute dürfte das schon die absolute Ausnahme sein, wenn es gar nicht anders geht.
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Beitrag von Autobahn »

146225 @ 13 Jan 2010, 19:23 hat geschrieben:Eine Ideallösung gerade für Großstadtbereiche gibt es also kaum. Sicher dürfte nur sein, daß ein gutes ÖPNV-Angebot die Parkplatznachfrage kleiner halten kann als ein schlechtes.
Das ist mit Einschränkungen richtig. Wenn ein Autobesitzer beim Kauf eines Produktes die Wahl hat, es im Geschäft A zu erwerben, dass er (fast) nur mit dem ÖPNV erreichen kann, oder im Geschäft B mit einem riesigen eigenen Parkplatz, dürfte seine Entscheidung sehr leicht fallen. Anders herum wird ein Mitbürger, der kein Auto besitzt, das Geschäft ansteuern, wo er mit dem ÖPNV hinkommt.

Ich will hier keine Werbung betreiben, daher die Namen in verschlüsselter Form. Der Konzern M. unterhält zwei Elektronik-Märkte (in fast jeder größeren Stadt). Der eine Markt heißt S. und befindet sich in bester Innenstadtlage und ist mit dem ÖPNV bestens zu erreichen, hat aber "zur Sicherheit" auch noch ein Parkhaus in der Nähe oder sogar ein eigenes. Der zweite Markt heißt MM und befindet sich weit außerhalb der Innenstadt, ist mit dem Auto bestens zu erreichen und bietet Parkplätze wie Sand am Meer.

Diese Möglichkeit hat aber nur ein Konzern, nicht aber der kleine Einzelhändler. Wenn wir spaßeshalber bei Elektronikartikeln bleiben. Da ist der Fachhändler in der Fußgängerzone, der ohnehin schon unter dem Druck des übermächtigen Konzerns zu leiden hat. Aber seine Spezialität ist die individuelle Beratung und der tolle Service. Er hat auch eine absolut tolle Internetseite, die von vielen angeklickt wird. Und die potentiellen Kunden lesen dann in der Anfahrtbeschreibung: S1, S2, U3, U5, Tram 2 usw. Klar, die Kunden, die kein Auto haben kommen in Scharen ;). (Bei einer Quote von 60% motorisierter Haushalte in Großstädten wären es also 40% der potentiellen Kunden) Gäbe es keine Parkmöglichkeiten in der Nähe, käme kein Autobesitzer, denn irgendwo gibt es noch Mitbewerber mit gleicher Qualifikation, die auch mit dem Auto erreichbar sind. Und nein, selbst wenn die U-Bahn im 60 Sekunden Takt fährt, allenfals zu P&R wird es reichen. Aber dann muss dieser Anbieter schon eine Ikone seines Faches sein.

Mein Fazit daraus ist schlicht und ergreifend, die Infrastruktur muss es allen ermöglichen, auf die gewünschte Weise ihr Ziel zu erreichen. Ob ich nun als ÖPNV-Nutzer von Markt MM abgeschnitten bin oder als MIV-Nutzer vom Markt S., spielt dabei keine Rolle. Ich möchte nur nicht, dass ich zur Nutzung des einen oder des anderen Verkehrsmittels genötigt werde.
JNK @ , hat geschrieben:Ich verstehe Dich nicht Privatpatienten sind Stammpublikum und kommen mit dem ÖPNV?
Das hast Du wahrlich falsch verstanden. Privatpatienten sind in der Regel Menschen mit höherem Einkommen, die fast immer über ein eigenes Auto verfügen. Aber nicht alle Kassenpatienten sind ohne Auto. Aber eigentlich hatte ich dieses Wissen voraus gesetzt.
TramPolin @ , hat geschrieben:Du scheinst ja wirklich von größeren Arztbesuchen verschont geblieben zu sein.
Bin ich in der Tat. Liegt vielleicht auch daran, dass ich auch kleinere Arztbesuche nach Möglichkeit meide ;) Möglicherweise schreibt der Arzt dann direkt den Totenschein aus :lol:

Spaß beiseite, eine fiebrige Erkältung kann, muss aber nicht ein Grund sein, das Auto stehen zu lassen. Es kommt auf den Schweregrad an. Nach der Einnahme von Medikamenten sieht die Situation natürlich anders aus. Aber wegen einer fiebrigen Erkältung gehe ich nicht zum Arzt. Wer weiß, was ich mir da noch so alles einfange :ph34r:

Nach meiner persönlichen Erfahrung bin ich nach einer lokalen Anästesie (z.B. Zahnarzt) absolut fahrtüchtig. Ich lenke ja nicht mit den Zähnen :P .
TramPolin @ , hat geschrieben:Dass die Kassen die Taxikosten übernehmen, war vor einigen Jahrzehnten noch üblich (so kurz nach Adenauers Zeiten etwa), heute dürfte das schon die absolute Ausnahme sein, wenn es gar nicht anders geht.
Gab es auch noch bis in die 1970er Jahre. Sehr zum Leidwesen des Taxigewerbes wurde das drastisch reduziert. Heute dürfen nur noch die Grenzfälle zwischen nicht gehfähig und halbtot mit dem Taxi auf Rechnung der Krankenkasse befördert werden.

Womit auch die Fragen von Bayernlover beantwortet wäre. Das Taxigewerbe ist auch eines der vielen Geschäftsfelder, auf dem ich Erfahrungen gesammelt habe :D
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Beitrag von JNK »

Ah, ich hab mich verlesen. Jetzt is' klar.

Aber Stichwort Einzelhändler: Da stellt sich die Frage, ob den großen Märkten weiterhin die Zukunft gehört und ob nicht bald der Internethandel ein weit größere Bedeutung erfährt. Dann brauch man nicht mehr 100 Parkplätze, sondern nur noch zwei für die Lieferwagen,
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Beitrag von glemsexpress »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 20:46 hat geschrieben:(Bei einer Quote von 60% motorisierter Haushalte in Großstädten wären es also 40% der potentiellen Kunden) Gäbe es keine Parkmöglichkeiten in der Nähe, käme kein Autobesitzer
Es gibt so gewagte Theorien das auch KFZ-Besitzer sich hin und wieder im ÖPNV blicken lassen und auch das ein Haushalt in der Regel aus mehr als einer Person besteht. Heißt also das deutlich mehr als die 40% potenzielle Kunden sind.
Wenn man mal davon ausgeht das 40%+X der SPNV Fahrgäste KFZ Halter sind dann kann man also sagen:
Zum City-geschäft kommen auf jeden Fall mal:
  • alle Leute die kein Auto im Haushalt haben (deine 40%)
  • alle Leute die zwar ein Auto im Haushalt haben dies aber aus irgendwelchen Gründne nicht benutzen können (zu jung, Auto von anderen Haushaltsmitglied belegt, Auto kaputt,...)
  • Leute die zwar ein Auto haben dieses aber nicht für jeden weg automatisch nutzen
  • Leute die zwar eigendlich gerne auf die grüne Wiese gafahren wären aber auch noch was im großen Kaufhaus in der Innenstadt haben wollen und nebenbei auch gleich zum kleinen Händler gehen.
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Beitrag von Hot Doc »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 17:51 hat geschrieben: Klar, das die Voraussagen eingetroffen sind. Auf Grund der guten Infrastruktur haben viele Unternehmen ihre Standortentscheidung pro München gefällt. Es war also eine Entscheidung für das Stadtwachstum. Das hierzu auch ein gescheiter ÖPNV gehört, versteht sich von selbst. Aber das eine geht nicht ohne das andere.
Diese Voraussagen sind aber nicht Jahre später eingetroffen sondern am Tag der Eröffnung. Stau! Jetzt versucht man mit weiteren Rumdoktoreinen den Stau in den Griff zu bekommen (und wird dabei nur noch mehr Autos anlocken, die sich dann an der nächsten Endstelle stauen.)
Die Unternehmen hatte also kaum Zeit sich für einen Standort dort zu entscheiden, so dass sich das auf die Fahrzeugmenge auswirken könnte.
Hier spielen alleine 3 Faktoren eine Rolle:
1. Ferkehr der früher durchs Zentrum gefahren ist, wurde durch den Ausbau "angelockt" und fährt jetzt über den vermeintlich schnelleren Ring.
2. Verkehr der früher an mehreren Stellen die Möglichkeit hatte von/auf dem/n Ring auf/ab zu fahren tut das jetzt gebündelt am Ende der Tunnels oder an den wenigen Ein- und Ausfahrten, wo es sich regelmäßig staut.
3. Es wurde Verkehr generiert. Durch eine vermeindlich schnellere oder bessere Möglichkeit woanders hinzukommen, steigen die Leute mal eben schnell ins Auto um zum größen MediaMarkt der Welt zu kommen, statt wie früher beim Saturn um die Ecke einzukaufen.
(Noch dazu kommen werden mit der Zeit die Menschen die eine Standortentscheidung (Wohnung, Geschäft) fällen müssen und dabei einen Arbeitsweg über den vermeintlich schnellen Ring planen, wo sie früher eine nähere Standortentscheidung getroffen hätten. (Mein Vater ist einer von den Standortfehlentscheidern der ersten Generation, der gerade stark unter dem zugenommenen Verkehr leidet.)
Gehe mal in Dich und stelle Dir vor, Du wolltest eine eigene Praxis eröffnen. ...
Das kommt komplett darauf an, wo diese Praxis liegt. Auf dem Land oder in der Vorstadt würde ich natürlich schauen, dass ein paar Parkplätze vorhanden sind. Bietest du mit aber eine Praxis in der Münchner Fußgängerzone oder an der Münchner Freiheit (wo man auch kaum parken kann) an, schlag ich sofort zu, mehr Geld kannst du nicht verdienen. Die allerwenigsten mir bekannten Praxen in der Stadt haben vernünftige Parkmöglichkeiten. Zur Not findet man schon irgendwo in einer Seitenstraße nen Platz, aber auch dann läuft man noch n ganzes Stück.

Gegenfrage: Wo steht die umsatzstärkste McDonaldsfiliale der Welt? Richtig, in München am Stachus. Parkplätze nahe bei Null, öffentlicher Verkehr inkl. Fußgänger und Radfahrer nahe bei 100.
Alles was von Laufkundschaft abhängt kann ohne Parkplätze besser leben. Klar wenn ich Waschmaschienen verkaufen will, brauch ich nen Parkplatz (aber selbst da wäre keiner notwendig - und es würde uns oft viel Ärgerersparen, wenn wie mehr dazu "erzogen" wären und solche Sachen liefern zu lassen).
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Beitrag von TramPolin »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 20:46 hat geschrieben: Gab es auch noch bis in die 1970er Jahre. Sehr zum Leidwesen des Taxigewerbes wurde das drastisch reduziert. Heute dürfen nur noch die Grenzfälle zwischen nicht gehfähig und halbtot mit dem Taxi auf Rechnung der Krankenkasse befördert werden.
Wenn Du es nicht gemerkt hast, war der Hinweis auf "Adenauers Zeiten etwa" ein Stilmittel der Übertreibung. ;) Dennoch ist es schon lange her, dass die Kassen das anstandslos bezahlt haben. Aus meinem Umfeld fahren übrigens viele mit dem Taxi zum Arzt und wieder zurück, wenn Trambahn & Co nicht infrage kommen. Mit den gesparten immensen Automobilanschaffungs- und -unterhaltskosten kann man dann sich aber auch ein paar Taxifahrten im Jahr leisten. Als ich mal eine starke Zungenblutung hatte, bin ich auch mit dem Taxi ins Spital (zum Glück habe ich das Taxi nicht voll Blut gespritzt), zurück bin ich mit frisch gelaserter Zunge dann aber schon wieder mit der U-Bahn - ist halt doch ein wenig billiger und auf ein paar Minuten kam es ja auf der Rückfahrt dann nicht mehr an. Also, geht doch. Selbst hinter dem Lenkrad sitzen hätte ich mit blutender Zunge auch nicht wollen, lenkt doch eher ab. :lol:
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Beitrag von Autobahn »

JNK @ 13 Jan 2010, 20:52 hat geschrieben:Aber Stichwort Einzelhändler: Da stellt sich die Frage, ob den großen Märkten weiterhin die Zukunft gehört und ob nicht bald der Internethandel ein weit größere Bedeutung erfährt. Dann brauch man nicht mehr 100 Parkplätze, sondern nur noch zwei für die Lieferwagen,
Der Internethandel boomt und nimmt auch noch weiter zu. Aber die Zahl derjenigen, die ihr gewünschtes Produkt vor dem Kauf auch sehen und/oder anfassen möchten, wird nicht auf Null sinken. Vor allem ist die direkte Verfügbarkeit für sehr viele Menschen wichtig. Was nützt es, wenn der Zusteller das bestellte Objekt ein Wochenende spazieren fährt (wie es mir nachweislich passiert ist)?

Ich sehe im Internethandel eher eine Verlagerung des traditonellen Kataloggeschäftes, als eine Bedrohung für den Einzelhandel.
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Beitrag von Bayernlover »

Also ich bin gerade Zivi im Bereich Begleitung und Hilfestellung von alten Menschen, und rein aus meiner Erfahrung (sitze seltener im Büro und hab deshalb nicht die Riesenahnung von den Paragraphen etc.) kann ich sagen dass Taxirechnungen im Allgemeinen NICHT von der Kasse übernommen werden, erst ab 25 Euro wenn mich nicht alles täuscht. Was für viele erhebliche finanzielle Einbußen bedeutet, wenn sich die Arztbesuche häufen. Die Wahl zwischen Taxi und Haltestelle stellt sich in 80% der Fälle übrigens nicht, da in der Regel der Weg dahin schon zu weit ist.

Die These bzw. Darstellung von Hot Doc mit den Einkaufszentren, wo man die Wahl hat zwischen ÖPNV und Auto kann ich nur unterstreichen: In der Regel wird ein ÖPNV-Angebot sehr gut genutzt, siehe OEZ oder PEP oder oder oder...Wobei das Parken zu bestimmten Zeiten im OEZ durchaus zur Nervensache werden kann, wenn man nämlich die x-te Runde dreht und die maximale kostenfreie Parkdauer von 60 Min im Hinterkopf hat :D
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Beitrag von Autobahn »

Hot Doc @ 13 Jan 2010, 21:12 hat geschrieben:Das kommt komplett darauf an, wo diese Praxis liegt. Auf dem Land oder in der Vorstadt würde ich natürlich schauen, dass ein paar Parkplätze vorhanden sind. Bietest du mit aber eine Praxis in der Münchner Fußgängerzone oder an der Münchner Freiheit (wo man auch kaum parken kann) an, schlag ich sofort zu, mehr Geld kannst du nicht verdienen.
Klar, das Beispiel mit den Arztpraxen war ein Lockmittel. Wenn es auch nicht auf alle Wirtschaftsbereiche zutrifft, zeigt doch Deine Antwort, dass der MIV entscheidend sein kann. Ich möchte fast sagen, in den meisten Fällen entscheidend ist.
Hot Doc @ 13 Jan 2010, 21:12 hat geschrieben:Gegenfrage: Wo steht die umsatzstärkste McDonaldsfiliale der Welt? Richtig, in München am Stachus. Parkplätze nahe bei Null, öffentlicher Verkehr inkl. Fußgänger und Radfahrer nahe bei 100.
Alles was von Laufkundschaft abhängt kann ohne Parkplätze besser leben. .
Nun ja, die umsatzstärkste Filiale von Mc Doof befindet sich in einer Fußgängerzone in München *). Ich mag aber jetzt nicht nachzählen, wie viele Filialen sich in der Nähe von Autobahnen befinden, viele sogar an Autohöfen. Beim Rennen um die Autobahnrastsätten hat ja der Würger König gewonnen. Und der ist im innerstädtischen Bereich auch an so manchen Tankstellen vertreten. Die Unternehmen setzen also je nach Region differenzierte Konzepte ein und greifen dort ab, wo es möglich ist :lol: :lol:

*) ich denke mal, dass sie von Moskau überholt wurde, aber Zahlen liegen mir nicht vor.
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Beitrag von Hot Doc »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 22:00 hat geschrieben: Klar, das Beispiel mit den Arztpraxen war ein Lockmittel. Wenn es auch nicht auf alle Wirtschaftsbereiche zutrifft, zeigt doch Deine Antwort, dass der MIV entscheidend sein kann. Ich möchte fast sagen, in den meisten Fällen entscheidend ist.


Nein, der Ausbaugrad des MIV und des ÖPNV ist entscheidend.
Wenn ich in nem Dorf ne Praxis habe, wird die sich nur halten können, wenn ich auch Patienten aus umliegenden Dörfern habe. Da überall Straßen hinführen, können die Patienten mit dem Auto kommen (aber auch viele ältere und jüngere Leute werden sich fahren lassen müssen).
Wäre jetzt in einer ÖPNV-Welt jedes Dorf mit einer Buslinie (oder Tram oder was auch immer) sagen wir im 20 Minuten Takt angebunden, wäre eine Praxis an der Zentralen Haltestelle im Dorf wo sich die ganzen Linien treffen, der Praxis mit den Parkplätzen deutlich überlegen.
Nun ja, die umsatzstärkste Filiale von Mc Doof befindet sich in einer Fußgängerzone in München *). Ich mag aber jetzt nicht nachzählen, wie viele Filialen sich in der Nähe von Autobahnen befinden, viele sogar an Autohöfen. Beim Rennen um die Autobahnrastsätten hat ja der Würger König gewonnen. Und der ist im innerstädtischen Bereich auch an so manchen Tankstellen vertreten. Die Unternehmen setzen also je nach Region differenzierte Konzepte ein und greifen dort ab, wo es möglich ist  :lol:  :lol:
Ich sag ja garnicht, dass es nicht auch sogar sehr gut geht, an Autobahnen etc. seine Produkte zu verkaufen. Aber es geht (für einen großteil der Waren) eben mindestens genau so gut ohne Autobahnen und Parkplätze. DAS ist mein Punkt. BK und Mc haben z.B. auch in vielen Bahnhöfen Filialen.
Ich möcht ja garnicht den MIV komplett abschaffen, aber in größeren Städten nen Nicht-MIV-Anteil von über 75% anzustreben halte ich für durch aus machbar, ohne dass irgendjemand ernsthaft Nachteile davon hat.
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Beitrag von autolos »

Hot Doc @ 13 Jan 2010, 13:11 hat geschrieben:
Natürlich funktioniert das, das sieht man doch in Deutschland seit Jahrzehnten. Uns geht es nur so gut, da wir das viele Geld, dass wir aus anderen Ländern angehäuft haben hier schnell zirkulieren lassen. (Das geht mit viel Geldmitteln einfach besser, da die Sparquote geringer wird. Man kann damit eben auch Produkte im Inland kaufen und verkaufen und nicht nur exportieren.


Aha, und du bist so ein Fachmann? Der Freihandel ist für die Nationen ein Wohlstandstreiber, die einen Außenhandesüberschuss erwirtschaften. Für alle anderen ist der Freihandel ein Armutstreiber. Gleichzeitig heißt das aber auch, je mehr Außenhandelsüberschuß, desto mehr Wohlstand. Und der Autoverkehr senkt eindeutig den Außenhandelsüberschuß.
Und es gibt auch viele Branchen die pro eingesetzten Euro dabei einen deutlich besseren Wert erzielen als die Automobilbranche. Nämlich so ziemlich jede Firma die mit weniger importierten Materialien auskommt und jede Firma die auf noch mehr KnowHow zurückgreifen muß.


Du drhst auch gerne die Worte schon im Mund um, oder? Ich habe nie behauptet die Bürger wollen nicht individuell sein. Nur, die Verbindung von Autoverkehr und Individualität haben Politiker hergestellt. Und auch die Notwendigkeit von mönströsen Stadtautobahnen haben Politiker den Menschen in den Kopf gesetzt, mit der Ausrede ihr Individualität und ihre Mobilität ausbauen zu können. Beides ist allen führenden Verkehrsforschern nach nicht erreichbar.
Die Mobilität (also die Anzahl der Strecken und die Unterschiedlichkeit der Ziele) hat seit Jahrhunderten nicht zugenommen, nur die Strecken werden länger und die Induvidualität zeigst du mir mal, wenn ich aufm Mittleren Ring mit hunderten anderen im Stau stehe nur um beim MediaMarkt ein Schnäppchen zu ergattern. Da bin ich vielleicht einsam in meiner Blechbüchse, aber das mit Individualität zu verwechsenl, nein, soweit würde ich nicht gehen.


Ja das war ein Bürgerbegehren, aber war das wirklich der Bürgerwille, wenn man diesen mit falschen Tatsachen und Angstmacherei beeinflußt? Man redete vom Verkehrskollaps, der sich über München ziehen würde, von der Beschneidung der Mobilität usw. Da bekommt der Deutsche sofort Angst wenn er das hört. Die Warnungen, dass es zu erhöhtem Verkehrsaufkommen und Staus nach dem Ausbau kommen würde, wollte wieder keiner hören. Das hat sich aber bestätigt.
Hier wurden Milliarden vergraben, dafür, dass jetzt noch mehr Autos im Stau stehen als vorher. Und das obwohl man das 1:1 vorausgesagt hatte.
Hier hat die Autoindustrie und ihre verlängerten Arme in der Politik ganze Arbeit geleistet! Die Milliarden in den Münchner ÖPNV gesteckt, hätten sicher zu mehr Mobilität und weniger Staus geführt. Aber ja, ich glaube, wenn man den Bürger wirklich vor so eine Wahl stellen würde, ohne ihmn Schauermärchen einzutrichtern, würde die Wahl anders augehen.
Angie und Guido wollen ja auch nicht mehr so ernst machen mit dem Atomausstieg, sind ja vom Wähler gewählt und damit legitimiert worden. D.h. aber noch lange nicht, dass die Mehrheit gegen den Atomausstieg wäre.


Klar wer sich um seine Einkommen keine Gedanken machen muß, der "verzichtet" schon viel leichter auf einen sauteuren fahrbaren Untersatz ist ja klar. Aber der, der jeden Pfennig umdrehen muß, der kauft sich natürlich schnell einen!
Dein ökonomischer Sachverstand hält sich in Grenzen. Der Exportüberschuß in Deutschland geht logischerweise einher mit einem hohen Kapitalexport. Da in Deutschland mehr produziert als konsumiert wird, fließt auch mehr Geld rein, als verkonsumiert wird. Dieser Überschuß muß irgenwohin, entweder in eine galloppierende Inflation oder ins Ausland in Länder, bei denen es gerade umgekehrt ist. Zu diesen Ländern gehören übrigens die vereinigten Staaten, das seit Jahrzehnten, in denen dort nicht gerade die Armut gewachsen ist. Halte Dich bitte mit Deiner Lieschen Müller-Ökonoimie zurück.

Im Übrigen drehe ich die Worte nicht in Deinem Munde herum: Wenn die Bürger individuell sein wollen kann die Politik entweder diesem Wunsch nachkommen oder versuchen, die Bürger umzuerziehen. Das Umerziehen ist aber in freiheitlichen Gesellschaftsordnungen, wie unsere eine sein will, eher unüblich. Dem Faß den Boden schlägst Du mit Deiner Bürgerschelte aus, Beschlüsse eines Bürgerbegehrens seien möglicherweise auf Grund von Lügen und Angstmacherei zustandegekommen. Wenn jemand Deine Thesen anzweifelt und Belege erbittet, kommt der Hinweis, dies sei ein Diskussionforum, kein wissenschaftliches. Wenn im Bürgerbegehren ein Ergebnis rauskommt, das Dir nicht paßt, waren es die blöden Bürger, die auf Lügen hereingefallen sind und sich Angst machen ließen.
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Beitrag von autolos »

Autobahn @ 13 Jan 2010, 22:00 hat geschrieben: Klar, das Beispiel mit den Arztpraxen war ein Lockmittel. Wenn es auch nicht auf alle Wirtschaftsbereiche zutrifft, zeigt doch Deine Antwort, dass der MIV entscheidend sein kann. Ich möchte fast sagen, in den meisten Fällen entscheidend ist.
Wichtiger ist doch wohl, wie das Produkt bewegt werden kann. Kleidung kann in üblichen Mengen noch in Beuteln o.ä. Behältnissen auch im ÖPNV transportiert werden. Mein Kauf von Unterhaltungselektronik kurz vor Weihnachten war aber so nicht zu bewältigen. Ein derartiger Händler, der keine Parkplätze verfügbar hat, dürfte sich nicht halten können, wenn er nicht einen Lieferservice unterhält, der die Kosten des Parkplatzes nicht überschreitet. Aber selbst ein Lieferservice könnte nicht ausreichen. Denn vielfacht will man das Gerät ja sofort zuhause aufstellen und insbesondere am Wochenende nicht bis zum Montag warten, wo man möglicherweise dann noch einen halben Tag Urlaub braucht, weil die Lieferzeit nicht 100%ig sicher ist. Da ich ja keine Auto habe, war das für mich ja nicht ausschlaggebend, führte aber zu einer Taxifahrt von Frankfurt nach Aschaffenburg.
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Beitrag von Autobahn »

Hot Doc @ 14 Jan 2010, 00:59 hat geschrieben:Ich möcht ja garnicht den MIV komplett abschaffen, aber in größeren Städten nen Nicht-MIV-Anteil von über 75% anzustreben halte ich für durch aus machbar, ohne dass irgendjemand ernsthaft Nachteile davon hat.
Eine Quote von 50% wäre schon ein sehr ehrgeiziges Ziel.
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Beitrag von ruhri »

TramPolin @ 10 Jan 2010, 15:26 hat geschrieben:Ein reichlich groteskes Argument gegen den ÖPNV. Nicht, dass ich in Abrede stellen würde, dass es eine Ansteckungsgefahr durch Tröpfcheninfektion gäbe, wenn viele Menschen sich auf engem Raum aufhalten. Diese Nähe aber findet man aber doch überall im Alltag - in der Schlange im ALDI, in einem Konzert, im Großraumbüro oder im Wartezimmer von Dr. Qualen (wer krank werden will, setzt sich ins Wartezimmer des Arztes seines Vertrauens; klingt komisch, ist aber [fast] wahr).

Man könnte natürlich jetzt so argumentieren, dass man zumindest die Ansteckungsgefahr reduzieren und damit sein Krankheitstage minimieren könnte, indem in Zukunft jeder mit einer automobilen Quarantänestation - möglichst ohne Mitfahrer (diese sind ja nur potenzielle Virenschleuder!n) - den Weg zum Arbeitsplatz und wieder zurück nimmt.

Ich weiß nicht, ob Du den Ironietag vergessen hast oder das wirklich zu 100 % ernst meinst, aber mir kommt es ein wenig so vor, als würde hier ein Argument herausgegriffen, auf das man typischerweise dann zurückgreift, wenn die eigentlichen Argumente bereits - ergebnislos - verbraten wurden.
Du darfst selbstverständlich mich oder jeden anderen Forumsteilnehmer polemisch angehen bis an den Rand der Beleidigung - schließlich ist dies ein freies Land mit dem Recht auf eine freie Äußerung der Meinung.

Tatsache ist aber, dass in Massenverkehrsmitteln Menschenmassen befördert werden und diese Ansammlung eine ideale Brutstätte für Krankheiten darstellen. Aber nein, ich fordere damit keineswegs die Abschaffung des öffentlichen Personenverkehrs. Ich habe lediglich versucht darzustellen, welchen unangenehmen Nebeneffekt gerade der heutige zuweilen hat. So gesehen spricht das also eher für einen gezielten Ausbau, um diese teilweise abschreckenden Zustände mit im Berufsverkehr dicht gedrängt stehenden Menschen zu beseitigen. (Übrigens, kennst du die Erfahrung, in der 1. Klasse zu stehen? Ich leider nur zur Genüge!).

Ein ehemaliger Arbeitskollege würde niemals unter keinen Umständen mit dem öffentlichen Verkehr fahren, und das sogar aus einem völlig logischen und selbst dem größten MIV-Hasser völlig einsichtigen Grund: Höchste Lebensgefahr! Der Mann ist nämlich ein Transplantierter mit unterdrücktem Immunsystem und kann an dem kleinsten Infekt sterben.

Bei meiner vorletzten Arbeitsstelle war ich mitten in der Innenstadt eingesetzt mit recht guter (häufig, schnell und direkt) Zugverbindung, ständig überlasteter Autobahn und teuren Parkmöglichkeiten. Daher habe ich mich für Eisenbahn und Stadtbahn/Bus entschieden (ab großem P+R-Parkplatz). Bei meiner derzeitigen Arbeitsstelle in einem großen Gewerbepark habe ich die Wahl zwischen eher selten verkehrenden Zügen, bei denen man große Umwege fährt oder umsteigen muss und einer direkten Autobahn, die ich im Berufsverkehr eher antizyklisch fahren kann. Meine Entscheidung fiel daher natürlich auf das Auto.

Der Punkt ist also der, dass es völlig unmöglich ist, mit dem öffentlichen Personennah- und fernverkehr alle Bedürfnisse adäquat abzudecken. Man kann den öffentlichen Verkehr sicherlich stärken und gezielt ausbauen und damit Leute aus ihren Autos herauslocken. Mehr Menschen in Bussen und Bahnen und weniger in Autos sind auch für die begeistertsten Autofahrer gut, aber ideologisch verordnen kann und darf man so etwas in einem Land wie dem unseren nicht.

Übrigens: Gerade huste und schniefe ich mal wieder ganz gewaltig. Im Weihnachtsurlaub hatte ich den Wagen des öfteren mal in der Garage stehen gelassen und bin mich dem ÖPNV gefahren. Gesundheitlich mag das eine unglückliche Entscheidung gewesen sein.

In diesem Sinne: Hatschi!
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Beitrag von autolos »

ruhri @ 14 Jan 2010, 10:43 hat geschrieben: Übrigens: Gerade huste und schniefe ich mal wieder ganz gewaltig. Im Weihnachtsurlaub hatte ich den Wagen des öfteren mal in der Garage stehen gelassen und bin mich dem ÖPNV gefahren. Gesundheitlich mag das eine unglückliche Entscheidung gewesen sein.

In diesem Sinne: Hatschi!
Das liegt sicher daran, daß Dein Immunsystem mittlerweile völlig degeneriert ist und auf jede einzelne Bakterie und jeden einzelnen Virus panisch reagiert. ;)
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Beitrag von Hot Doc »

autolos @ 14 Jan 2010, 09:13 hat geschrieben: Dein ökonomischer Sachverstand hält sich in Grenzen. Der Exportüberschuß in Deutschland geht logischerweise einher mit einem hohen Kapitalexport. Da in Deutschland mehr produziert als konsumiert wird, fließt auch mehr Geld rein, als verkonsumiert wird. Dieser Überschuß muß irgenwohin, entweder in eine galloppierende Inflation oder ins Ausland in Länder, bei denen es gerade umgekehrt ist. Zu diesen Ländern gehören übrigens die vereinigten Staaten, das seit Jahrzehnten, in denen dort nicht gerade die Armut gewachsen ist. Halte Dich bitte mit Deiner Lieschen Müller-Ökonoimie zurück.
Also die beiden Wirtschaftsstudenten hier in meiner WG lachen sich gerade schief und krum! So viel zum Thema Lieschen-Müller-Ökonomie und Fachmann!
Dass Deutschland auch einen hohen Kapitalexport hat, habe ich nicht bestritten, aber der liegt eben nicht über dem Import, seit Jahrzehnten!
In den USA ist ebenfalls seit Jahrzehnten die Armut am steigen und sie büßen jedes Jahr gegen die Konkurrenz (Europa, China, Russland, Indien, Brasilien, Mexico) Boden ein.
Im Übrigen drehe ich die Worte nicht in Deinem Munde herum: Wenn die Bürger individuell sein wollen kann die Politik entweder diesem Wunsch nachkommen oder versuchen, die Bürger umzuerziehen.
Du machst einfach weiter! Der Individualitätswillen der Bürger hat aber nichts mit Autofahren zu tun. Das war meine Aussage, diese Verbindung ist von der Politik und der Wirtschaft hergestellt worden.
Dem Faß den Boden schlägst Du mit Deiner Bürgerschelte aus, Beschlüsse eines Bürgerbegehrens seien möglicherweise auf Grund von Lügen und Angstmacherei zustandegekommen.
Das ist keine Bürgerschelte, sondern eine Politikerschelte. Und ich denke datrifft es die richtigen. Viele Bürgerentscheide hier werden auf emotionaler Basis beeinflußt, statt mit Argumenten. Die dabei gefunden Ergebnisse spiegeln nicht unbedingt den Willen der Bürger da, würde man sie aufgrund der tatsächlichen Sachlage befragen. Das ist in der Schweiz schon 100te Male untersucht worden.
Wenn jemand Deine Thesen anzweifelt und Belege erbittet, kommt der Hinweis, dies sei ein Diskussionforum, kein wissenschaftliches.
So ein Blödsinn. Ich habe geschrieben, dass ich bei einer Nachfrage gerne bereit bin Quellen anzugeben, aber ich nicht einsehe, dass ich alles sofort mit Quellen belegen muß (da man sonst kaum mit dem Schreiben fertig würde) oder dass nur 100%ig belegbare Argumente vorgebracht werden können. Eine eigene Meinung und eingene Schlussfolgerungen (aus wiederum belegbaren Daten) ählt für mich eben auch als stichhaltiges Argument.
Aber du machst dir ja nicht einmal die Mühe, hier nachzufragen, was du machst ist einfach nur bashing in allerunterstem Niveau! Und ich bin trotz hoher Niveaflexibilität nicht bereit dort unten weiter zu machen!
Wenn im Bürgerbegehren ein Ergebnis rauskommt, das Dir nicht paßt, waren es die blöden Bürger, die auf Lügen hereingefallen sind und sich Angst machen ließen.
Das geht in die andere Richtung genau so. Das Hochhausbegehren in München, wurde auch gewonnen, weil hier emotionale Werte angesprochen wurden (kein Haus darf je höher sein als die Frauenkirche - was für ein Quatsch!). Hier war ich durch aus für das Begehren, bin aber genau so unzufrieden mit der Art, wie es gewonnen wurde.
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Gesundheit! Ich habe mir meine Erkältung von Silvester wahrscheinlich Weihnachten bei meiner Familie geholt. Wir waren alle danach verschnupft. Man sollte Weihnachten im Winter meiden. :D [/Ironie]
Sicher hat Ruhri Recht, dass der nordrheinwestfälische Nahverkehr in den Stoßzeiten eher eine Sardinenbüchse als einer Reisekultur ähnelt. Der Bus heute morgen zur Uni könnte auch die reinste Virenschleuder gewesen sein. Das schreckt eher ab, als dass es "verführt". Im übrigen habe ich hier immer noch keinen Beitrag gelesen, der eine sofortigen und unumkehrbare Abschaffung des MIV fordert.

Aber da mir der WDR gerade noch einmal das Defizit des WSW für 2008 in Erinnerung gerufen hat (41 Millionen), habe ich, in der anzweifelbaren Annahme, dass Professor Monheim als Wissenschaftler eine überprüfbare Zahl genannt hat, die 160 Euro pro Kopf und Jahr Defizit durch den MIV als Durchschnitt einer Kommune mal für Wuppertal angenommen und angewendet. Demnach kostet der MIV Wuppertal pro Jahr 56 Millionen.
Wie gesagt in der Annahme, dass diese Zahl aus dem Artikel korrekt ist, obwohl wir sie in diesem wissenschaftlichen Forum noch nicht nachgewiesen haben. Es steht natürlich jedem frei, diese Zahl anzuzweifeln und eine andere zu nennen. :)
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Beitrag von JNK »

Hot Doc @ 14 Jan 2010, 11:38 hat geschrieben: Das ist keine Bürgerschelte, sondern eine Politikerschelte. Und ich denke datrifft es die richtigen. Viele Bürgerentscheide hier werden auf emotionaler Basis beeinflußt, statt mit Argumenten. Die dabei gefunden Ergebnisse spiegeln nicht unbedingt den Willen der Bürger da, würde man sie aufgrund der tatsächlichen Sachlage befragen. Das ist in der Schweiz schon 100te Male untersucht worden.
Da war ja eh schon 10vorne sind: Wenn die Bürger zu unmündig sind sich des eigenen Geistes zu bedienen und sich nicht informieren, worüber sie abstimmen, muss man das akzeptieren. Das mag unangenehm sein, ist aber leider nicht anders möglich.
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