Vereiste Weichen / Weichenstörung

Rund um die Technik der Bahn
Öcherbahn
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Beitrag von Öcherbahn »

Boris Merath @ 29 Mar 2010, 14:22 hat geschrieben:Bevors jemand nachmacht: Finger weg von Weichen, wenn man nicht weiß was man macht. So ein Weichenantrieb hat ne enorme Kraft, und wenn man versehentlich nen Finger in ein bewegliches Teil bekommt ist der Finger weg, davon bekommt der Antrieb nicht wirklich viel mit.
Ja, da muß man natürlich aufpassen daß man nicht zwichen Zunge und Backenschiene eingeklemmt wird :o, aber keine Sorge ich hab außen angefasst... Davon abgesehen hatte ich da ja eh nix verloren auf dem Gleis...

Ich hab in einem anderen Forum gelesen daß die Weichenheizung ja fortwährend wenn's schneit Schmelzwasser produziert, welches dann aber andernorts wieder festfriert; das geht dann solange, bis alles zu einem großen Eisblock geworden ist, dann geht's nur noch mit der Flex weiter.

Zum Thema der von den Fahrzeugen abgeschüttelten Eisbrocken, die sich im Spalt verklemmen: Es ist doch eigentlich dumm, daß gerade dort wo das Eis nicht abfallen sollte die Fahrt am holprigsten ist. Kann man nicht vor der Weiche ein paar Wellen in die Schiene einbauen, damit das Eis vorher abfällt? Vielleicht war auch deswegen die Bahn früher zuverlässiger: Es gab ja Stoßlückengleise, und die Stoßlücke ist im Winter ja besonders groß :blink:
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Beitrag von Didy »

Öcherbahn @ 29 Mar 2010, 16:46 hat geschrieben:Ja, da muß man natürlich aufpassen daß man nicht zwichen Zunge und Backenschiene eingeklemmt wird :o
Ich glaube mit einklemmen hat das dann nimmer viel zu tun, quetschen dürfte da das passendere Wort sein. Läuft dann beim Rettungsdienst unter Amputationsverletzung. Und das zermatschte wird man kaum wieder anflicken können, schätze ich.
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Beitrag von Öcherbahn »

Jaja so ausgewalzt wollte ich es nicht darstellen - ich weiß, daß manche Stellantriebe so stark sind, daß sie die Zunge beim umstellen mit einem (entsprechend harten) Fremdkörper zwischen Backenschiene und Zunge bleibend verformen können. :o außerdem werden Weichen ja meist gestellt, weil danach ein Zug fährt - auch kein schöner Gedanke an der Schiene fest zu sein wenn ein zug kommt :(
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Beitrag von Öcherbahn »

Wieso baut man eigentlich keine Schleppweichen so wie die hier ein: (Pöstlingsbergbahn Linz) :huh:?

Die Gerade und die ideale Klothoide im abzweigenden Strang wären so sogar leichter herzustellen als bei Zungenweichen, weil es hier keiner unendlich scharfer Zungen bedarf. Klar, man muß mehr Metall bewegen, dafür könnte man (anders als auf dem Foto) die Einrichtungen seitliche Bewegung vollständig gekapselt und wartungsfrei auf leichtgängigen Rollen ausführen, womit sich das "Schleppweichen sind sowohl vom Bau her aufwändiger als auch im Betrieb sehr viel langsamer und schwerfälliger als Zungenweichen." in Wiki relativieren würde. Ich glaub eh daß sich diese Passage auf den Transrapid bezieht, die Weichen sind ja ein Alptraum... :o

Die großen Abstände zwischen den Schienen verschiedener Abzweigungsrichtung auf dem Bild liegt ja an den Bremszangen der Pöstlingsbergbahn; bei der normalen Eisenbahn würde ja der bei Bahnübergängen übliche Spalt von ca. 8cm reichen.

Da herabfallende Eisbrocken an Bahnübergängen auch kein Problem darstellen wäre das Eisblockproblem doch damit gelöst.

Falls die Schienen am Stoß festgefroren sind wird das wohl jeder halbwegs vernünftige Weichentrieb hinbekommen, das Eis abzuscheren, anders als bei den Zungen wo der Weichentrieb es ja hinbekommen müsste, das Eis komplett aus dem Spalt zu drücken. :blink:

Einziges Problem daß ich sehe ist daß man solche Weichen nicht "aufschneiden" kann, und man einfach neben der Schiene landet. :P Da sagt das EBA bestimmt halt... :(
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Öcherbahn @ 30 Mar 2010, 00:34 hat geschrieben: Einziges Problem daß ich sehe ist daß man solche Weichen nicht "aufschneiden" kann, und man einfach neben der Schiene landet. :P Da sagt das EBA bestimmt halt... :(
Damit hast Du schon mal einen wesentlichen Grund selber genannt. Die Auffahrbarkeit von Weichen istschon ein wesentlicher Punkt, auch wenn das bei modernen Stellwerken nicht mehr ganz so wichtig ist wie früher.

Ein weiterer Grund dürften die Kosten sein - so eine Weiche scheint mir nicht unbedingt grade das wartungsfreundlichste zu sein, wenn ich mir die Mechanik von so nem Teil mal ausmale.

Außerdem frage ich mich in wie weit eine solche Weiche in seitlicher Richtung belastbar ist, also mit welcher Geschwindigkeit sie befahrbar ist - hier treten ja auch ordentliche Kräfte auf, die bei einer normalen Weiche einfach auf die Backenschiene weitergeleitet werden.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Öcherbahn »

Hmm, seitliche Kräfte im Geranden Strang treten ja nicht auf, im abzweigenden reichen da ja Anschläge, da die Fliehkraft die verstellbaren zweige ja in die richtige Richtung drückt. Das gilt natürlich nur bei der gezeigten Art Weiche, nicht bei solchen, wo das Ende des Stammgleises beweglich ist, das ist hier ganz gut erklärt.

Was die mechanische Komplexität angeht... Klar, die Enden der Zweiggleise sind komplett beweglich zu lagern; sonst nur die üblichen Stellantriebe. Dafür gibt's keine Strafzahlung der DB Netz an die EVU wegen nicht bereitgehaltener Infrastruktur. (oder gibt es sowas nicht und/oder die DB Netz beruft sich auf höhere Gewalt?)

Außerdem kein schmieren/räumen mehr... ist doch cool, bis auf das problem der Auffahrbarkeit. B)
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Beitrag von Didy »

Öcherbahn @ 30 Mar 2010, 01:41 hat geschrieben: Hmm, seitliche Kräfte im Geranden Strang treten ja nicht auf
Schonmal was von Seitenführung gehört?
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Beitrag von Öcherbahn »

Ja schon, aber wenn du Rechte und linke Schiene verbindest, sind die Queranteile in der Summe fast null, das heißt man kann die mit Stangen wohl beherrschen, ich glaube kaum daß davon ein Stellantrieb kaputtgeht. Ansonsten muß ein Riegelsystem her, man kann ja alles kapseln.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Öcherbahn @ 30 Mar 2010, 01:41 hat geschrieben: Hmm, seitliche Kräfte im Geranden Strang treten ja nicht auf, im abzweigenden reichen da ja Anschläge, da die Fliehkraft die verstellbaren zweige ja in die richtige Richtung drückt.
Hm? Was für Anschläge?
Dafür gibt's keine Strafzahlung der DB Netz an die EVU wegen nicht bereitgehaltener Infrastruktur.
Bei einer solchen Weiche kann mit Sicherheit genug kaputtgehen. Und ob das im Winter völlig problemlos funktioniert muss man auch erst mal näher anschauen, die Platten, auf denen die Schienenstücke befestigt sind, müssen sich ja schließlich auch bewegen.
Außerdem kein schmieren/räumen mehr... ist doch cool, bis auf das problem der Auffahrbarkeit. B)
Nur weil statt Schienen jetzt ganze Metallplatten gleiten, dürfte das noch lange nicht heißen dass es keine zu schmierenden Teile mehr gibt.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Öcherbahn »

Boris Merath @ 30 Mar 2010, 01:58 hat geschrieben:Hm? Was für Anschläge?

Nur weil statt Schienen jetzt ganze Metallplatten gleiten, dürfte das noch lange nicht heißen dass es keine zu schmierenden Teile mehr gibt.
Hmm ich wollte die Ringer eigentlich auf Querrollen lagern, also nix mit gleiten... Manche Zungen sind mittlerweile doch auch auf Rollen, allerdings nicht gekapselt.

Hmm, ich werd das Ding was ich versuche zu erklären wohl als CAD-Modell posten müssen...

Naja ich glaub aber eh so langsam daß die Verantwortlichen an den Klimawandel glauben und daher oft keine Weichenheizungen einbauen, die hydraulischen Stellantriebe neuerer Bauart fallen bei Kälte ja auch aus hab ich gehört...
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Beitrag von Boris Merath »

Öcherbahn @ 30 Mar 2010, 02:04 hat geschrieben: Hmm ich wollte die Ringer eigentlich auf Querrollen lagern, also nix mit gleiten... Manche Zungen sind mittlerweile doch auch auf Rollen, allerdings nicht gekapselt.
Die Zungen liegen aber nur in unbelastetem Zustand auf den Rollen auf, die Rollen sind so konstruiert, dass die anliegende Zunge dann doch wieder auf der Gleitplatte aufliegt, und erst mit dem Beginn des Umstellvorgangs auf die Rolle aufläuft und angehoben wird. Ich habe keine Ahnung, ob das tatsächlich ein Problem darstellt, aber ich könnte mir jedenfalls sehr gut vorstellen, dass diese Weichenbauform ab bestimmten auftretenden Kräften nicht mehr sinnvoll verwendbar ist. Irgendeinen Grund für die Entscheidung dagegen wird es ja wohl geben, sonst wäre das nicht schon immer ein Exot unter den Weichen geblieben.
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Beitrag von Öcherbahn »

Ja stimmt, die Zungen liegen in Endlage auf den horizontalen Flächen der Schienenbefestigungen der Backenschiene. Sie dauerhaft Rollenzulagern ist in Problem der Materilermüdung denk ich, Stichwort Hertz'sche Pressung. Vielleicht kriegt man die Seitenverschiebbarkeit der Schleppweiche mit Lemniskatenlenkern hin.

Ich denke insgesamt dürfte der Preis und (hoffentlich) die Zuverlässigkeit höher, die Wartungs- und Heizkosten (kost ja auch was :P) geringer ausfallen. Ich weiß auch daß die Eisenbahn ein verdammt konservativer Laden ist... :lol:
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Beitrag von Boris Merath »

Öcherbahn @ 30 Mar 2010, 02:31 hat geschrieben: ch weiß auch daß die Eisenbahn ein verdammt konservativer Laden ist... :lol:
Es gibt genug kleinere Privatbahnen mit kurzen Entscheidungswegen, die durchaus offen für Experimente sind.

Oder bleiben wir doch einfach bei Linz als Beispiel. Die Linz AG hat ja Erfahrungen mit beiden Weichentypen - warum hat man dann auf der Pöstlingbergbahn konventionelle Weichen bei der Sanierung verbaut, wenn Schleppweichen so toll sein sollen?
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Beitrag von Öcherbahn »

Naja ein Regionaler Betreiber wird nicht jemanden beauftragen, eine frostsichere Weiche zu entwickeln und einzubauen, wenn es etwas von der Stange gibt, auch wenn sie noch so Innovativ und offen für Neues sind.
Die Pöstlingbergbahn hatte schon genug probleme Ersatzschienen in der komischen Profilform zu finden.

Interessant dürfte allerdings sein, wie mit den Zangenbremsen jetzt gebremst wird... Oder haben sie da was anderes gefunden was die Zangen ablöst?

Hier steht die fahren mit normalen Triebwagen:normal
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Öcherbahn @ 30 Mar 2010, 02:47 hat geschrieben: Die Pöstlingbergbahn hatte schon genug probleme Ersatzschienen in der komischen Profilform zu finden.
Man hätte diese Weiche ja auch mit normalem Schienenprofil bauen können.
Interessant dürfte allerdings sein, wie mit den Zangenbremsen jetzt gebremst wird... Oder haben sie da was anderes gefunden was die Zangen ablöst?
Per ganz normaler Magnetschienenbremse halt.
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Beitrag von Didy »

Öcherbahn @ 30 Mar 2010, 01:54 hat geschrieben: Ja schon, aber wenn du Rechte und linke Schiene verbindest, sind die Queranteile in der Summe fast null
Wieso? Es läuft doch nicht das linke Rad nach links und das rechte Rad nach rechts. Wenn der Zug in eine Richtung "wegläuft", dann der ganze Zug und nicht nur ein Rad -> Insofern muss doch auf beide Schienen eine Kraft in die selbe Richtung wirken?
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Beitrag von Öcherbahn »

Also was ich meinte ist: Im geraden Strang wird es nicht zum anlaufen der Spurkränze kommen, insofern kommen nur die Queranteile die durch die Schieneneinbauneigung und den Sinuslauf hervorgerufen werden wirklich zum tragen, und die sind in der Summe fast null.

Selbst wenn Du annimmst daß nur vorn am Stoß ein Weichentrieb sitzt, ist die bewegliche Schiene in Querrichtung ein Eingespannt-gestützter Balken, bei dem die Querverschiebenachgiebigkeit an beiden Enden Null ist, insofern würde auch bei einem anlaufenden Spurkranz die Verschiebung elastisch eingefangen.

Anders sähe es bei Bogenweichen aus, hier müßte man alle paar Meter einen Verschluss einbauen. :huh:
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Beitrag von Boris Merath »

Weichen werden aber in der Regel nicht nur im geraden Strang befahren.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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