Linienführung von Neubaustrecken

Rund um die Technik der Bahn
Antworten
Öcherbahn
Eroberer
Beiträge: 70
Registriert: 14 Mär 2010, 16:00

Beitrag von Öcherbahn »

Wenn es gelingt, in Zukunft doch große Verkehrsmengen von der Straße auf die Schiene zu bekommen, denke ich wird es bald zum Aufstand der Anwohner kommen. Daher bräuchten wir auf jeden Fall bald Hochleistungsgüterneubaustrecken abseits von Ortschaften, anstatt mitten hindurch.

Wenn man eine Güterneubaustrecke mit mäßiger Entwurfsgeschwindigkeit entlang einer Autobahn wie die Betouweroute baut, warum baut man die Bahn, nicht vereinfacht ausgedrückt, einfach auf die Überholspur der jeweiligen Richtung, malt die Striche auf der Autobahn neu, macht die Leitplanken neu und baut einen neuen Standstreifen? :huh: Damit könnte man den Flächenverbrauch und den Brückenneubaubedarf drastisch senken.
Bei Brücken muß man freilich entweder die Bahn tieferlegen, die Brücke komplett neu bauen, oder neue Spannbetonfelder mit verminderter Bauhöhe (z.B. in Trogform) benutzen.
Hier mal ein paar Skizzen mit den Lichträumen und Regelquerschnitten.
Hier der Flächenverbrauch der an Knotenpunkten entsteht.

Weiß jemand, wo man Fotos hochladen kann, wobei die URL zum Bild den Formatanforderungen entspricht?
Ich bekomm immer ein "Es ist Dir nicht gestattet, diese Bilderweiterung in diesem Board zu nutzen. Ein gültiges Format ist: http://www.domain.com/picture.gif, Ungültiges Format ist: http://www.domain.com/picture.one.gif" :(
Mittelrheinbahn
Routinier
Beiträge: 335
Registriert: 20 Jan 2010, 19:03
Wohnort: 600-Seelen-Kaff (Busse im 2-Stunden-Takt)
Kontaktdaten:

Beitrag von Mittelrheinbahn »

Oha, das wäre wirklich ein enormer Aufwand, wegen der Bahnstrecken die komplette Autobahn umbauen zu müssen.
Wird so, denke ich, nie realisiert, auch weil es die Autofahrer zu sehr ablenkt. Da ist die Streckenführung paralell neber der Autobahn doch sehr viel besser :ph34r:
[img]http://img91.imageshack.us/img91/6929/u ... 873071.jpg[/img]Top 3 der Verspätungsgründe (2008)

1.) Verzögerungen im Betriebsablauf
2.) Warten auf Anschlussfahrgäste
3.) Bauarbeiten an der Strecke
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14635
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Knapp 1m zwischen Autobahn und Lichtraumprofil ist außerdem ein bisschen sehr nah. Da passt kein Signal oder Straßenschild vernünftig hin und was machst du, wenn mal ein Lkw quer daher kommt? Ich kenne auch keine Autobahn, wo man diese Idee anwenden könnte, keine Autobahn dürfte entsprechend trassiert sein, da sind überall sicherlich zu enge Radien (auch für Geschwindigkeiten bis 120 km/h) und zu große Steigungen drin. Brücken sind ggf. auch nicht entsprechend ausgelegt. Und wie fädelst du ein Gleis aus oder baust ein Übeholgleis? Dann musst du auf über 1 km nicht nur die Eisenbahn komplett neu bauen, sondern auch die Autobahn nebendran nochmal.

Dann ist es deutlich einfacher neben einer Autobahn oder Kraftfahrstraße eine Bahntrasse anzulegen und mit einem Wall/Grünsteifen den nötigen Sicherheitsabstand und in der Nacht auch Blendfreiheit herzustellen. Der Flächenverbrauch wäre der selbe, wenn man die Strecke einfach daneben legen würde wie bei den bereits mit Verkehrswegebündelung gebauten NBS. Es ist ja nicht so, dass die paar Meter "Wiese" neben der Autobahn wirklich unverbraucht wäre, das was da wächst, ist ja nach dem Abmähen Sondermüll.

Die Verkehrswegebündelung ist aber sicherlich ein wichtiger Aspekt.

Konkret würde ich ja die Paartalbahn zwischen Ingolstadt und Schrobenhauen neu trassieren und zwar bis Reichertshofen entlang der ABS nach München und dann entlang der B13 und B300 nach Schrobenhausen und zwar genau aus dem gegenteiligen Gedanken heraus, um die die Regionalzüge näher an Leute zu bringen. Heute fahren die Züge auf freiem Feld ohne Halt direkt an den Leuten vorbei. Ganz 1:1 auf den Meter genau neben die Bundestraße (die der Ersatz für eine nie gebaute Verlängerung der A93 Holledau - Augsburg ist) wirst du eine in dem Fall eingleisige Bahntrasse aber nie bekommen, außer du bist im Flachland neben einer völlig geraden Strecke. An eine Realisierung glaube ich aber nicht wirklich... Auch sonst werden sich Neubaubahnstrecken auch in den nächsten 20 Jahren wohl eher in Grenzen halten. *hust* ;)
Öcherbahn
Eroberer
Beiträge: 70
Registriert: 14 Mär 2010, 16:00

Beitrag von Öcherbahn »

Naja Striche nachpinseln/ Leitplanken erneuern ist jetzt nicht so der enorme Aufwand, Brückenträger auszutauschen ist auch billiger als Komplettneubau. Guck Dir mal die Betuweroute auf Google Earth an und guck Dir mal den Aufwand bei der Einbeziehung von Autobahnauf/abfahrten, Kreuzen und Rastätten an. Stell Dir vor wie einfach dieser Ausfahrt bei 51°54'51.27"N 5°29'9.92"E aussah, bevor die Betuweroute da war. Oder bei 51°55'14.65"N 5°32'12.40"E, kompletter Brückenabriss, Neubau einer Rampe, Verlegung eines Wasserlaufs (inklusive Umweltgutachten u.s.w.) Außerdem sind Bürokratie und Umweltauflagen, um 1-2m Breite auf jeder Seite zu gewinnen weitaus geringer, als wenn man eine komplett neue Linienführung will.

Mit der Ablenkung der Autofahrer hast Du vielleicht recht, aber man gewöhnt sich doch an alles. Zur Not kann man ja Sichtschutzlamellen einbauen.

Zumindest dort, wo mean eine Neue Autobahn mitsamt Bahnstrecke baut wäre der Entwurf sinnvoll.
ropix
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14149
Registriert: 14 Apr 2004, 09:55
Wohnort: Überm großen Teich: Zumindest kann man mit der MVG gemütlich hinschippern
Kontaktdaten:

Beitrag von ropix »

Also am Beispiel Bayern - auch wenn manche der Autobahnführung noch von der Deutschen Reichsbahngesellschaft geplant und gebaut wurden - ich wüsste keine Autobahn und nur sehr wenige Teilabschnitte die tatsächlich dafür geeignet wären Eisenbahnstrecken aufzunehmen. Die Neigungswechsel und Gefälle sind grad für Güterzüge doch jenseits von gut und Böse.

Und für Güterzugstrecken braucht man Ausweichbahnhöfe. Man muss die Chance haben Züge mit Heißläufern oder ähnlichem zur Seite zu nehmen. Wagen auszusetzen. Das braucht Platz.

Dann braucht man Anbindungen. Autobahnkreuze sind von den Kurvenradien her völlig ungeeignet da viel zu eng und vieeeeeel zu steil. Kreuzungen mit Bahnlinien sind auch meist im 90° Winkel ausgeführt. Und dann gibts Autobahnen, die laufen auch mitten durch die Städte

Dazu kommt, ich glaub, dass unsere Autobahnbrücken so eine Eisenbahn nicht unbedingt [mehr] aushalten, die Brücken müsste man sowieso neubauen.
-
Öcherbahn
Eroberer
Beiträge: 70
Registriert: 14 Mär 2010, 16:00

Beitrag von Öcherbahn »

Naja klar, im Bergland geht's nicht. Die Kurvenradien sind aber schon in Ordnung für die Geschwindigkeit. Die Ein- und Ausfädelungen und Überholbahnhöfe wären bei Güterzug- Punkt zu Punkt-Verbindungen von nachrangiger Bedeutung, auf der Betuweroute seh ich auch keine. Die Bahn könnte natürlich nur gerade durch Autobahnkreuze, ein "Kleeblatt" ist natürlich nicht möglich.

Naja vielleicht wollen die Bahnbauer auch beim bauen ein bischen Ruhe und Platz und nicht zwischen sausenden Autos eingepfercht arbeiten :P Das scheint sogar bei Bahnstrecken so zu sein, guckt euch mal die NBS-Hannover-Berlin an, obwohl Schnurgerade, ist zwischen der eingleisigen Güter- und Regionalbahn und der HGS ein Grünstreifen.
Dazu kommt, ich glaub, dass unsere Autobahnbrücken so eine Eisenbahn nicht unbedingt [mehr] aushalten, die Brücken müsste man sowieso neubauen.
Naja nur die Brücken wo die Autobahn etwas überquert, nicht die anderen.
ropix
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14149
Registriert: 14 Apr 2004, 09:55
Wohnort: Überm großen Teich: Zumindest kann man mit der MVG gemütlich hinschippern
Kontaktdaten:

Beitrag von ropix »

Die Betuweroute die du zitierst ist aber nicht grad das Paradebeispiel für eine sinnvolle Strecke. Klar, für die direkte Anbindung eines Hafens gehts, zumal unser Nachbarland nicht grad für Geländehöhenunterschiede bekannt ist :D

das mit dem keinen Bahnhof hat sich schon bittlerlich gerächt. In den Anfangszeiten als die Zugsicherung der Strecke nicht zur Verfügung stand z.B. und man alle vier Stunden einen Zug in eine Richtung losschicken konnte. :D

By the way - ist das Problem nichtfunktionierenden ETCS eigentlich mittlerweile gelöst?
-
NJ Transit
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5149
Registriert: 07 Sep 2009, 15:55
Wohnort: Wabe 320
Kontaktdaten:

Beitrag von NJ Transit »

Mittelrheinbahn @ 14 May 2010, 00:09 hat geschrieben: Wird so, denke ich, nie realisiert, auch weil es die Autofahrer zu sehr ablenkt. Da ist die Streckenführung paralell neber der Autobahn doch sehr viel besser :ph34r:
Naja... Zumindest im Land der unbegrenzten Möglichkeiten (ich weiß, ich weiß... kann man natürlich nicht vergleichen...) geht das sogar mit Hochgeschwindigkeitsstrecken (Ja, sie wird höchstwahrscheinlich gebaut!)! Trotzdem, man kann natürlich die breiten Autobahnmittelstreifen, die oft breiter sind als ALLE Fahrspuren einer Fahrtrichtung nicht mit den beengten Platzverhältnissen in Deutschland vergleichen...
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Benutzeravatar
Wildwechsel
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6876
Registriert: 21 Jan 2003, 12:50
Wohnort: München

Beitrag von Wildwechsel »

Rohrbacher @ 14 May 2010, 00:35 hat geschrieben: was machst du, wenn mal ein Lkw quer daher kommt?
Ich erinnere an den Pkw, der vor einigen Jahren mal auf der A92 abgehoben ist und eine vorbeifahrende S-Bahn auf der Neufahrner Spange gestreift hat. Seither hat man dort bei der baulichen Trennung zwischen Autobahn und Bahn auch etwas nachgelegt.
Beste Grüße usw....
Christian


Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16129
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Eine Zusammenlegung von Autobahn und Straße macht schon alleine vom Bau/Unterhalt her wenig Sinn, schließlich will man an die Strecke ja auch für Unterhaltungsarbeiten rankommen, ohne gleich die Autobahn sperren zu müssen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Benutzeravatar
rob74
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2330
Registriert: 30 Sep 2004, 13:00

Beitrag von rob74 »

Diese "gebündelte Führung" von Autobahn und Eisenbahn ist ja bei Neubaustrecken durchaus üblich (z.B. Frankfurt-Köln entlang der A3 oder Ingolstadt-Nürnberg entlang der A9, auch Ulm-Stuttgart soll AFAIK entlang der A8 gebaut werden), allerdings schon mit etwas mehr Abstand. Wieso die Strecke auf dem Mittelstreifen der Autobahn bauen, wenn man sie auch neben der Autobahn bauen kann? Das Problem bei der Führung auf dem Mittelstreifen wären glaube ich nicht die Kurvenradien, sondern die Steigungen. Bei den oben genannten Beispielen kann man gut sehen, wie die Bahnstrecke mit möglichst geringen Steigungen/Gefällen geführt wird (und dafür auch massenweise Brücken, Dämme, Einschnitte, Tunnel usw. gebaut werden), während die Autobahn daneben fröhlich "über Berg und Tal" trassiert ist.
Antworten