Ich kritisiere eben wie sonst auch mangelhafte oder falsche Berichterstattung. Das betrifft nicht nur die Bild, die ich jetzt aber gerne nochmal als Beispiel nehme: Ich meine, die schicken 20 Reporter dahin ohne sich im Vorfeld über das Gelände zu informieren? Kaum vorstellbar. Und nach der Katastrophe wird dann behauptet die Veranstaltung hätte nie dort stattfinden dürfen.
Und die 50 oder 100 Menschen die an der Planung der Loveparade beteiligt waren sind eiskalte und brutale Killer, die Menschen bewusst in eine Todesfalle schicken, Vorschriften ignorieren und Befehle einzelner Personen kaltschnäuzig durchführen und dennoch schweigen? Auch kaum vorstellbar.
Dann werden Vorschriften zitiert, die gar nicht für Veranstaltungen dieser Art gelten, oder gleich pauschal behauptet der Eingang war zu klein, ohne jeglichen Beleg dafür zu bringen.
Das Gelände war nicht optimal, sicher, aber es war auch nicht so ungeeignet wie jetzt alle sagen und es hatte eben Charakter, der für ein Festival das mehr als einmal bestehen soll, wichtig ist. Die Kommentare der User vor der Loveparade mögen sich jetzt als richtig herausstellen, die waren aber ebenso wenig objektiv wie das was Veranstalter und Polizei von sich geben. Da spielen eigene Interessen eine Rolle. Personenschleusen und die geringe Wahrscheinlichkeit überhaupt auf das Gelände zu kommen sind für den Besucher natürlich nicht angenehm. Nicht zu vergessen, dass diese zu hohe Erwartungen bezüglich der Besucherzahl hatten.
Das Beste fand ich heute den Artikel in unserer Zeitung, den ich komischerweise schon kannte. Der war nämlich 5 Minuten nach der Pressekonferenz gestern auf der Spiegel Homepage online. Und auch wenn Quelle und Autor angegeben waren und seriös erscheinen, niemand kann schon während einer Pressekonferenz etwas vernünftiges schreiben, schon gar nicht etwas das er überprüfen kann. Das sollte jedem bewusst sein, der online die News liest, ist eben traurig das so etwas dann einen Tag später auf Papier erscheint.
Hier gibt es die Zusammenfassung der Pressekonferenz mit den Fehlern des Veranstalters, Fehler der Polizei werden natürlich nicht erwähnt. Dennoch zeigt sich langsam was die eigentliche Ursache war. Auch hier wird es allerdings wieder so dargestellt, dass Anweisungen ignoriert wurden. Das Funksprüche in dem Lärm einfach nicht zu hören waren und Polizei und Ordner getrennte Einsatzleitungen hatten wird wieder verschwiegen.
Die einen stehen am Eingang des Tunnels, die anderem am Ende der Hauptrampe. Dazwischen fühlt sich niemand zuständig, und genau dort an der engsten und unübersichtlichsten Stelle stauen sich die Menschen.
Mir war vorher nicht klar das es eine zweite Reihe von Personenschleusen des Veranstalters am Ende der Rampe gab (Um den Strom auf das Gelände zu bremsen) und direkt danach der Rundkurs für die Laster kommt und ein zweites Hindernis schafft. Vielleicht hätte man dort die Strecke auf eine schmale Durchfahrt dicht am Gebäude begrenzen und links und rechts zwei Zugänge schaffen können (Dann wäre allerdings das mitwandern nicht mehr möglich). Vielleicht hätten die Laster die große Runde um die Rampe fahren müssen, so das man in der Mitte des Rundkurses das Gelände betreten hätte. Vielleicht haben Ordner gefehlt, vielleicht haben Ordner versagt, das wird sich zeigen. Vielleicht auch die Zuschauer oder es gab eine Verkettung unglücklicher Umstände.
Hinterher ist man immer schlauer, aber zum jetzigen Zeitpunkt sind keine schwerwiegenden Fehler bei der Planung oder beim Einsatz zu beweisen.
Die Polizei hat die Schätzung der Besucher in der Stadt mittlerweile mit "nicht mehr als 400.000" zum dritten Mal erhöht. Entweder wollten sie vorher oder jetzt durch unpräzise Angaben etwas verbergen.
Der WDR schätzt die Besucherzahl auf dem Gelände mittels Luftbildern und Computereinsatz vorsichtig auf 115.000. Und auch hier gilt, nicht alles zu glauben was man sieht. Die gezeigten Bilder entstanden wohl mindestens eine Stunde vor dem Unglück. Dennoch bleibt fraglich wie bei verstopftem Zugang in einer Stunde mehr als 100.000 Menschen dazugekommen sein sollen. Und diese Menge wäre ja mindestens erforderlich um auf mehr als die viel beschworenen 250.000 zu kommen, selbst wenn sich der WDR deutlich verschätzt hat. Auf das eigentliche Gedränge vor dem Gelände wird nicht näher eingegangen.
http://www.wdr.de/Fotostrecken/wdrde/Panor...jsp?hi=Panorama
http://www.wdr.de/themen/panorama/unfall07...0grad/index.php
Aus Berlin hört man jetzt noch das es z.B. auf der Fanmeile 2006 NIE zu so einem Unglück gekommen wäre. In der Spitze waren dort allerdings über eine Million Menschen auf dem langen aber vergleichsweise schmalen Gelände. Zwei Ein- und Ausgänge, die weit von einander entfernt an den Enden liegen, mit etwa 40m Breite, einer davon durch die Bühne und die Zuschauer davor teilweise versperrt.
Gut, in Berlin gibt es über die komplette Länge parallele und asphaltierte Rettungswege, allerdings ohne Notausgänge die für eine Massenflucht ausreichen würden, und über die fest installierten Zäune kommt man auch nicht ohne weiteres drüber.
Und wie man auf dem Luftbild erkennen kann gab es in Duisburg parallel eine komplette Autobahn für die Rettungskräfte, weshalb diese auch nicht für die Besucher eingeplant wurde. Ausweichflächen und Notausgänge sieht man gut, auch z.B. die drei Wege aus dem Tunnel (Illegal über die Böschung, gesperrte Nebenrampe, Hauptrampe).