EC schneller als ICE - warum?

Strecken und Fahrzeuge von DB Fernverkehr und anderen als DB Fernverkehr.
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Luchs
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Beitrag von Luchs »

Als Ersatz für die Weggefallenen IR. Ist das schon so lange her? Immerhin hat man die behalten - und nicht wie anfangs befürchtet als Alibi eingerichtet und dann sukzessive wegfallen lassen ...

Bei relativ kurzen Halteabständen gibt es einen Grund, weshalb ICE so langsam sind: ICE1 und 2 sind nicht gerade Beschleunigungswunder. Da schafft eine 101 + 5-7 Wagen deutlich mehr.

Konnte man früher zu WC (Wiesbaden City Zeiten) zwischen Wiesbaden und Mainz gut sehen: WC (141+ 2 Wagen) 9 Minuten, RB/RE 10 Minuten, S Bahn IIRC 12 - mit zwei Zwischenhalten. Genauso schnell wie der ICE. War natürlich ICE 1, sollte mit ICE 3 und ICT schneller gehen (ich kenne die aktuellen Katastrophen AKA Fahrplan dort nicht mehr so gut ...).

Alle anderen Gründe lasse ich irgendwie nicht gelten. Im Sinne eines Taktverkehres und auch der Fahrplanstabilität sollte man auf Strecken wie Stuttgart - München einheitliche Reserven einbauen. Und nicht auswürfeln.
Und einen einheitlichen Preis verlangen - Komfort hin oder her, man bezahlt vor allem für das Schnelle ankommen.

Luchs.
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Luchs @ 6 Sep 2010, 09:55 hat geschrieben: Und einen einheitlichen Preis verlangen - Komfort hin oder her, man bezahlt vor allem für das Schnelle ankommen.
*verneig*
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DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

Luchs @ 6 Sep 2010, 09:55 hat geschrieben:Und einen einheitlichen Preis verlangen - Komfort hin oder her, man bezahlt vor allem für das Schnelle ankommen.
Ich geb dir zwar grundsätzlich recht, dass eine Verbindung mit einer schnelleren Zuggattung auch die teurere sein sollte, allerdings drehst du somit das Problem nur um: so müsste sich ja dann auch der IC Kunde darüber ärgern, dass er das gleiche bezahlt wie der Kunde im ICE (klar, jeder kann sich ja aussuchen wie er fährt - gilt aber auch andersrum).

Oder einmal überspitzt dargestellt, Beispiel kennen sicherlich einige:

Von München nach Basel hat man im Grunde drei Fahrtmöglichkeiten.
Erstens, man fährt mit dem ICE über Stuttgart nach Mannheim und steigt dort in den ICE nach Basel/Zürich/Interlaken, was 5.24h dauert (wenn man in Mannheim nicht zu spät ist, dann kriegt man den ICE aus Köln - offiziell eine nicht buchbare Verbindung und schaffts in 5.13h.)
Zweitens, man fährt mit dem ICE nach Stuttgart, steigt dort in den IC nach Karlsruhe und dort (wenn man ausnahmsweise mal nicht zu spät ist) in den ICE nach Basel, dauert ebenfalls 5.13h oder man nimmt den IC/EC von München nach Karlsruhe und da dann (ebenfalls, hoffentlich) in den ICE nach Basel, dauert 4.55h
Drittens, ICE nach Ulm und dann mit 611er IRE über den Bodensee nach Basel in nur 4.54h.

Der Logik zur Folge, müsste die Verbindung, die drei Stunden Nahverkehr incl. Schulklassen, Pendler, defekten WCs (wohl weniger die Schuld der DB Regio sondern eher der betrunkenen Stammtischreisegruppen, Stichwort Müll ins Klo) und Dieselwummern die teuerste Verbindung von allen sein, die Verbindung über Mannheim (mit Rennstreckenanteil Stuttgart-Mannheim-Karlsruhe-Offenburg) nur mit ICE die günstigste.

Warum fahr ich also wenns irgendwie geht Variante 1 obwohl sie am teuersten ist und am längsten dauert (kostet das gleiche wie Variante 2, da die Verbindung nur per IC/EC quasi nicht machbar ist)? Ganz einfach: Variante 2 krankt daran, dass ich eigentlich (und hier gehts zurück zum Ursprungsthema) immer in Karlsruhe rennen darf (Umsteigezeit 8-10 Minuten, IC per Definition +5 und mehr) und den Zug 3 aus 5 Mal verpasst (wenn man zur ungeraden Stunde in München losgefahren ist, dann darf man noch ne Stunde warten, da dann kein ICE nach Bern/Zürich 15 Minuten später fährt) und so schön ist [acronym title="RK: Karlsruhe Hbf <Bf>"]RK[/acronym] auch nicht - es ist zugig, es gibt keine DB Lounge, usw. Variante 3... naja ist halt Nahverkehr mit dem entsprechenden Komfort (außerdem in der HVZ gnadenlos überfüllt - bin schonmal von Ulm bis Friedrichshafen gestanden) und den entsprechenden Mitfahrern.
Die 6.50€ Aufpreis bzw. worst case 30 Minuten längere Fahrzeit ist mir definitiv weniger wert als im ICE meine Ruhe zu haben, auf einem vernünftigen Sitz zu sitzen (irgendwie habe ich beim Bpmz immer ne Sprungfeder im Ar***, mit dem Thema TGV fang ich gar nicht erst an), Strom für's Notebook zu haben, eine vernünftige Druckertüchtigung (bin da leider ziemlich empfindlich, mir tut das auf der SFS im Bpmz richtig weh), usw.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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ICE-T-Fan
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Beitrag von ICE-T-Fan »

Luchs @ 6 Sep 2010, 09:55 hat geschrieben: Bei relativ kurzen Halteabständen gibt es einen Grund, weshalb ICE so langsam sind: ICE1 und 2 sind nicht gerade Beschleunigungswunder. Da schafft eine 101 + 5-7 Wagen deutlich mehr.


Die ICE-T sind auch keine Beschleunigungswunder. Darum sind sie zwischen Eisenach und Erfurt ja auch langsamer als die IC (120/101 + 5-7 Wagen), bei gleicher Haltesystematik. Ich habe sogar schon festgestellt, dass die IC-Ersatzzüge (120/101 + 8 Wagen) auf dieser Strecke Verspätungen besser aufgeholt haben als die ICE-T selbst, egal mit oder ohne Halt in Gotha.
Das würde zumindest auch die 1 min Unterschied zwischen L50.1 und L51 erklären.

Ich kenne die Strecke zwischen Stuttgart und München nicht so genau und auch nicht die Topografie, aber bei den Steigungen ist es durchaus möglich, dass die ICE-A die Geschwindigkeit nicht so gut halten können wie die IC-Wagenzüge, weil ihr Verhältnis Leistung/Masse etwas schlechter ist.
Im Frankenwald war es ja auch immer so, dass die IC-Entlastungszüge teils bessere Fahrzeiten hatten als die zeitweise mit ICE2 gefahrenen Entlastungszüge.

Alle anderen Gründe lasse ich irgendwie nicht gelten. Im Sinne eines Taktverkehres und auch der Fahrplanstabilität sollte man auf Strecken wie Stuttgart - München einheitliche Reserven einbauen. Und  nicht auswürfeln.
Fakt ist aber auch, dass regelmäßig verkehrende Züge, die also alle die gleichen Trassen (natürlich zeitlich immer um den Takt versetzt) benutzen großzügigere Fahrzeitreserven haben als Einzelzüge wie Wochenend-Entlastungszüge.
Da Takttrassen immer vor den anderen Trassen vergeben werden, sind sie auch meistens deutlich konservativer berechnet.

Ist ja auch logisch.. es macht ja schon einen Unterschied ob einzelne Züge verteilt über die Woche da und dort aufgrund zu geringer Reserven verspätetet fahren oder ob der Linienverkehr Tag für Tag die ganze Woche aufgrund zu geringer Reserven verspätet ist.
Immerhin hängen da ja auch wieder Folgeverspätungen dran.

Vielleicht haben die Berechnungen zwischen diesen Städten einfach ergeben, dass die ICE die Puffer einfach nötiger haben weil sie ständig verspätet waren. Dann muss man nicht auch noch künstlich die IC verlangsamen, nur damit der ICE schneller ist. Das wäre sicherlich auch nicht im Sinne der Kunden.
Gruß Markus aus Eisenach,
Erheber für DB.RES im Fernverkehr sowie für DB Regio in Franken
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