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Ich muss sagen, dass ich selbst ein eher unentschiedenes Verhältnis zu beiden Verkehrsträgern habe. Da ich jeden Tag mit dem Linienbus fahre und dort der Kontakt zu den Fahrern deutlich enger als bei der Bahn ist, habe ich mich mit vielen von ihnen angefreundet und wir sind per du. Ich habe es sogar einmal geschafft, so sehr mit einem Fahrer zu quathschen, dass wir mit über 5 min Verspätung losgefahren sind.

Andererseits bin ich leidenschaftlicher Bahnliebhaber und auch die Nebenstrecken haben für mich einen gewissen Reiz. Daher bin ich vom persönlichen Empfinden unentschieden, ob ich lieber Linienbusverkehr oder lieber Nebenstrecke vor der Nase hätte.
Vom wirtschaftlichen Standpunkt ist die Sache jedoch relativ eindeutig. Ein Bus ist bei gleicher relativer Auslastung wie ein Dieseltriebwagen deutlich umweltfreundlicher und energiesparsamer, weil eben das Grundgewicht deutlich geringer ist.
Bei uns gab es bis 2000 Parallelverkehr zwischen Bad Salzungen und Vacha zwischen DB und VGW(PNG). 2000 wurde dann entschieden die Bahnverbindung einzustellen, obwohl die Auslastung der Züge in der HVZ besser als die der Busse war, vorallem weil die Bahn trotz vmax. 60 km/h durch weniger Halte etwas 10 min schneller war (auf 17 km).
Hier liegt aber auch schon der Hund begraben, der als Hauptgrund für die Einstellung der Bahn angeführt wurde... die Bahn erreicht nur die größeren Ortschaften mit Bahnhof, während die Busse auch Ortschafen wie Kaiserroda, Hämbach usw. angeschlossen haben, welche über keinen Bahnhof verfügen. Also war es für den Kreistag recht einfach die Empfehlung zur Beibehaltung der Buslinie zu geben und gegen die Bahnlinie zu sein.
Die Diskussion bei DSO läuft ja dahingehend, dass Busse den Vorteil genießen, dass die Straßen auf die sie Fahren ja schon da sind und aufgrund des Automobilverkehr die Infrastruktur eh gebaut und gepflegt wird. Eisenbahnstrecken müssen jedoch eigens gewartet und unterhalten werden.
Andererseits ist der Platzverbrauch einer eingleisigen Nebenstrecke in Relation zu einer Kreisstraße und einer zweigleisigen Nebenstrecke in Relation zu einer Bundesstraße und einer zweigleisigen Hauptstrecke zu einer Bundesstraße und einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zu einer vierspurigen Autobahn deutlich besser.
Schienenwege, außer SFS mit fester Fahrbahn, versiegeln nicht den Untergrund, sind sozusagen atmungsaktiv. Auch brauchen sie weit weniger Schneisen in der Landschaft, was sie auch aus Sicht der Umweltschützer attraktiv machen sollten.
Das Problem mit Schienenwegen ist aber die fehlende Flexibilität, da Züge nur an festen Haltepunkten halten können, die nur unter äußerst schwierigem technischen Einsatz verlegt werden können, während Bushaltestellen quasi über Nacht versetzt oder neu gebaut werden könne,
Bei uns wurden z.B. in den letzten drei Jahren mehrere neue Haltstellen an Gehöften von 1-2 Häusern erstellt, weil dort Schulkinder hinzu gekommen sind.
Eine Bahnverbindung mit halt an jedem Gehöft ist wohl ziemlich undenkbar, weil die Bremswege und Geschwindigkeit ganz andere sind.
Damit kommen wir auch wieder zum Vorteil der Schiene, nämlich der höheren Durchschnittsgeschwindigkeit und der kürzeren Reisezeiten... wie gesagt 10 min Reisezeitverkürzung auf nicht einmal 20 km Fahrstrecke gegenüber dem Linienbusverkehr.
Ich glaube, hier ist einfach das vernünftige Miteinander entscheidend, dass man halt Busse und Bahnen nicht parallel laufen lässt, wo es sich vermeiden lässt. Andererseits stimme ich einer Aussage aus DSO durchaus zu:
> Die vergessen bei solchen Aussagen immer eins, die Bahn, eine Haltepunkt in seinem Ort, das ist das Tor zur Welt, von Portugal bis China. Diesen interkontinentalen Charakter kann ich beim Bus nicht erkennen! Standortvorteil ist keine Buslinie, sondern der Anschluss zur Schiene!
Wobei mit der Einschränkung, das der Bus als Zubringer zur Bahn durchaus auch die Funktion des Tor zur Welt erfüllen kann.
So das war mein Kommentar dazu.. ich hoffe eine etwas weniger populistische Diskussion dazu.
LG Markus aka ICE-T-Fan