Aufgegebene Orte

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Electrification
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Beitrag von Electrification »

Hallo,
dieses Thema fasziniert mich und im Zuge des demografischen Wandels muss man sich damit eh beschäftigen, wobei ich eine klare Haltung habe dass man Neubauten künftig steuert, auf strategisch günstige Orte und dass man so ungünstig gelegene Orte mit teurer Infrastruktur aussterben lässt.

Vor kurzem habe ich gelesen dass es in Mecklenburg-Vorpommern einen Ort gibt wo nur noch drei Rentner leben, d. h. der Ort wird aussterben. Wie sieht es aus, gibt es schon Orte in Deutschland die aufgegeben wurden?
(Ich meine jetzt nicht wegen Braunkohletagebau oder Truppenübungsplätzen)

Ich finde man könnte hier in diesem Thread immer über die neuesten Entwicklungen berichten. Vielleicht gibts ja auch im Internet schon Fachseiten dazu.
O 530 L
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Beitrag von O 530 L »

In Bayern hätt ma da Leopoldsreut
We have always stood on the borderland.
Hirogeru ryoute keep balance
Yori takaku toberu hou e
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Ah stimmt, an der bayrisch-böhmischen Grenze gibt's einen Haufen solcher Orte.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
vuxi
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Beitrag von vuxi »

Oberberghausen bei Freising ( --> Wikipdia )
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Bayernlover @ 17 Sep 2010, 18:13 hat geschrieben: Ah stimmt, an der bayrisch-böhmischen Grenze gibt's einen Haufen solcher Orte.
Vor allem auf der tschechischen Seite, wenn man nur mal die Karten betrachtet oder auch bei einer Wanderung im Grenzgebiet, dort findet man noch genug Überreste verlassener Orte. Aber ich hatte das jetzt rein auf Deutschland bezogen.
Ich denke gerade in dünn besiedelten Gebieten wie Mecklenburg-Vorpommern und Teilen von Brandenburg werden noch einige Dörfer sterben, was ich aber spannend finde, hilft auch gegen die Zersiedlung und schafft Naturräume, sowie verhindert die teurere Erhaltung von Infrastruktur für nur wenige Einwohner.
DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

vuxi @ 17 Sep 2010, 18:39 hat geschrieben: Oberberghausen bei Freising ( --> Wikipdia )
Das ist eine Wüstung, also eine im Mittelalter aufgegebene Siedlung. Findet man gerade in der Oberpfalz aus dem Bereich des 14. Jahrhunderts extrem häufig. Sehr interessant für einen Archäologen oder einen Historiker, für den Rest wohl eher nicht ;)
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Luchs
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Beitrag von Luchs »

Es gibt recht viele Orte, die aufgegeben wurden. Aber nicht mangels Bewohner, sonder weil sie Tagebau oder Stauseen weichen mussten.

Luchs.
OttoIV
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Beitrag von OttoIV »

ich denke, dasses auch an der ehemaligen innerdeutschen grenze genügend solcher Orte gibt. (gut, die wurden zwangsgeräumt, aber im Prinzip dasselbe)

Wikipedia hat bei Suche nach "Wüstung" einiges parat. Auch www.lostplaces.de ist in der Hinsicht (und in vielerlei anderer verwandter auch) immer mal wieder nen Blick wert.

Achja, bekannter Ort aus dem Umland: Fröttmaning. Da steht quasi nur noch die Kirche (mittlerweile aber dafür doppelt ^^)
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

OttoIV @ 17 Sep 2010, 20:09 hat geschrieben: ich denke, dasses auch an der ehemaligen innerdeutschen grenze genügend solcher Orte gibt. (gut, die wurden zwangsgeräumt, aber im Prinzip dasselbe)

Wikipedia hat bei Suche nach "Wüstung" einiges parat. Auch www.lostplaces.de ist in der Hinsicht (und in vielerlei anderer verwandter auch) immer mal wieder nen Blick wert.

Achja, bekannter Ort aus dem Umland: Fröttmaning. Da steht quasi nur noch die Kirche (mittlerweile aber dafür doppelt ^^)
Auf tschechischer Seite der Grenze gibt es auch einige aufgegebene Orte. Man erkennt sie meist daran, dass noch eine Bahn hinfährt und im Nichts endet :-)

In der Nähe von München gibt es auch einen Ort - das alte Fall, das im Sylvensteinspeicher versunken ist. Und noch berühmter: am Reschenpass, wo der Kirchturm mitten aus dem See herausragt.
vuxi
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Beitrag von vuxi »

DumbShitAward @ 17 Sep 2010, 19:54 hat geschrieben: Das ist eine Wüstung, also eine im Mittelalter aufgegebene Siedlung. Findet man gerade in der Oberpfalz aus dem Bereich des 14. Jahrhunderts extrem häufig. Sehr interessant für einen Archäologen oder einen Historiker, für den Rest wohl eher nicht ;)
Die letzten Häuser wurde 18XX verlassen. Das ist seeeeeeeeeeeeehr spätes Mittelalter.
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Also mir gings eher um die Gegenwart (bzw. die Zeit ab den 50ern ohne die Teilungsabrisse, Tagebauverlegungen etc.). Langfristig wird es ja Orte geben die nicht mehr bewohnt sind, aber gibts denn bisher keinen Ort der vom Aussterben bedroht ist?
Ich weiß nicht mehr wie der Ort in MV hieß, aber bei drei Rentnern dürfte das Dorf bald unbewohnt sein, über kurz oder lang.
DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

OttoIV @ 17 Sep 2010, 20:09 hat geschrieben: ich denke, dasses auch an der ehemaligen innerdeutschen grenze genügend solcher Orte gibt. (gut, die wurden zwangsgeräumt, aber im Prinzip dasselbe)

Wikipedia hat bei Suche nach "Wüstung" einiges parat. Auch www.lostplaces.de ist in der Hinsicht (und in vielerlei anderer verwandter auch) immer mal wieder nen Blick wert.

Achja, bekannter Ort aus dem Umland: Fröttmaning. Da steht quasi nur noch die Kirche (mittlerweile aber dafür doppelt ^^)
Okay :D, dann ist Wikipedia wissenschaftlich unpräzise
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

OttoIV @ 17 Sep 2010, 20:09 hat geschrieben: ich denke, dasses auch an der ehemaligen innerdeutschen grenze genügend solcher Orte gibt. (gut, die wurden zwangsgeräumt, aber im Prinzip dasselbe)

Wikipedia hat bei Suche nach "Wüstung" einiges parat. Auch www.lostplaces.de ist in der Hinsicht (und in vielerlei anderer verwandter auch) immer mal wieder nen Blick wert.

Achja, bekannter Ort aus dem Umland: Fröttmaning. Da steht quasi nur noch die Kirche (mittlerweile aber dafür doppelt ^^)
Das ist aber net der einzige, gibt noch einen, den man für den Flughafen aufgelöst hat. Komm jetzt nur grad net auf den Namen.
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
NJ Transit
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Beitrag von NJ Transit »

Der Name war Franzheim. Noch eine Wüstung an der innerdeutschen Grenze: Bardowiek.
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Lazarus @ 18 Sep 2010, 01:10 hat geschrieben: Das ist aber net der einzige, gibt noch einen, den man für den Flughafen aufgelöst hat. Komm jetzt nur grad net auf den Namen.
Wenn ich Hellseher wäre hätte ich meinen Großeltern im Erdinger Moos Grundstücke kaufen lassen, so in den 50ern und vor allem in diesem Franzheim, dann wäre ich heute reich. :)

Bisher haben wir ja nur Ortsauflösungen wegen Bauprojekten oder anderen Einflüssen, aber es ist komisch, scheinbar gibt es noch keinen Ort in der jüngeren Geschichte der einfach ausgestorben ist weil keiner mehr dort wohnt. Naja, die Zukunft ist hier auf jeden Fall spannend, wenn man bedenkt was man an Infrastrukturkosten für viele kleine, abgelegene Orte spart.
Heute erst wieder gelesen dass die Telekom keine Mobilfunkversorgung in einer Gegend leisten will da es sich einfach nicht lohnt und kaum jemand dort wohnt. Natürlich war die Telekom wieder der Buhmann, aber sie hat doch keinen Allgemeinversorgungsauftrag mehr und die Konkurrenz würde dort erst recht nicht investieren, die betreiben noch mehr Rosinenpickerei als die Telekom.

Interessant wären vielleicht noch im Rahmen des Themas, die Ortsverkleinerungen, die es ja vor allem im Osten gibt, wo ganze Straßenzüge abgerissen werden. Da gibts sicher mehr Infos darüber.

Grundsätzlich bin ich einfach dafür Neubaugebiete und Gewerbegebiete auf strategisch günstige Orte zu konzentrieren, das spart hohe Infrastrukturkosten, vereinfacht den ÖPNV (Zersiedlung ist sein größter Feind) und ist auch ökologisch notwendig und sinnvoll. Daher dürfen auch weitere Gemeindefusionen kein Tabu sein und Gemeinden unter 1000 Einwohner müsste man sofort irgendwo anschließen.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Electrification

Ich weiß nicht, worauf Du hinaus willst. Selbst in dünn besiedelten Regionen (vom Hochgebirge einmal abgesehen) gibt es kaum eine Stelle, wo nicht der nächste Ort oder das nächste Gehöft mehr als zwei Kilometer entfernt ist. Das ist historisch so gewachsen und die Menschen, die dort leben, tun es gerne.

In einigen Passagen verstehe ich Dich so, dass Du diese Menschen gerne auf einige wenige größere Orte konzentrieren möchtestm um an den Kosten der Infrastruktur zu sparen.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Luchs
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Beitrag von Luchs »

Vor allem muss man bedenken, dass die Bevölkerung in D in den letzten 100-200 Jahren massiv gewachsen ist und nicht geschrumpft. Da sind aufgelassene Orte eher ungeöhnlich - vor allem bei der hierzulande üblichen, sehr dichten Besiedlung.

Anders übrigens in ländlichen Regionen in Italien und Frankreich. Dort gibt es ein massives Sterben.

Luchs.
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Autobahn @ 18 Sep 2010, 16:40 hat geschrieben: In einigen Passagen verstehe ich Dich so, dass Du diese Menschen gerne auf einige wenige größere Orte konzentrieren möchtestm um an den Kosten der Infrastruktur zu sparen.
Ich sehe das doch nur als langfristigen Weg, ich würde niemanden aus seinem Heimatort verbannen wollen, nur eben bei Neubaugebieten würde ich strenge Regeln und Vorgaben festlegen wollen (auch weil viele Ortskerne verwahrlosen während sich das Leben im Neubaugebiet abspielt).
So würden diese kleinen Orte irgendwann von selber schrumpfen und dann evtl. verschwinden oder zu Orten mit Zweitwohnsitzen (gibt ja in Frankreich dutzende Orte in denen fast nur Rentner leben und der Rest der Häuser nur im Zweitwohnsitz bewohnt wird).

Der demografische Wandel ist ja nun mal Fakt und von daher sollten wir doch versuchen, auch aus ökologischer Sicht, die Bebauung auf die Hauptachsen zu konzentrieren, das kann gerne auch in kleinen Orten sein, aber eben welche die an einer Autobahn oder Eisenbahnlinie liegen und damit perfekte Infrastrukturvorraussetzungen bieten.

Natürlich gibt es heute schon Vorgaben, z. B. dass Gemeinden die Neubaugebiete auf ihren Hauptort konzentrieren. Aber es gibt noch zu viele Kleinstgemeinden und jeder wurstelt für sich rum ohne übergreifenden Gedanken, reines Kirchturmdenken und so braucht jeder sein eigenes Industriegebiet (die dann oftmals ungenutzt nur rumstehen, aber hohe Anschlusskosten haben), sein eigenes Neubaugebiet und und und. Dazu soll dann jeder abgelegene Weiler mit DSL-Highspeed und voller Handynetzabdeckung versorgt werden, wie soll das zu finanzieren sein?
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Elektrification

Ob langfristig oder nicht, es wird immer Menschen geben, die ein Leben abseits von größeren Ansammlungenn ihrer Artgenossen bevorzugen. Dabei legen sie nur geringen Wert auf eine allumfassende Infrastruktur. Soll heißen, es ist keine Autobahn und kein Eisenbahanschluss erwünscht, ebenso wenig DSL oder Mobilfunk. Doch dem Mobilfunk kann man sich zumindest in Deutschland kaum noch entziehen.

Davon ab, auch ein unbesiedeltes Gebiet braucht eine gewisse Infrastruktur, und seien es nur Wege, Hydranten, Feuerlöschteiche etc.
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Electrification
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Beitrag von Electrification »

Autobahn @ 18 Sep 2010, 20:50 hat geschrieben: @ Elektrification

Ob langfristig oder nicht, es wird immer Menschen geben, die ein Leben abseits von größeren Ansammlungenn ihrer Artgenossen bevorzugen. Dabei legen sie nur geringen Wert auf eine allumfassende Infrastruktur. Soll heißen, es ist keine Autobahn und kein Eisenbahanschluss erwünscht, ebenso wenig DSL oder Mobilfunk. Doch dem Mobilfunk kann man sich zumindest in Deutschland kaum noch entziehen.
Die Anzahl der Menschen die in der Einsamkeit ohne DSL und Mobilfunk, ohne Kanalisation und ordentlicher Verkehrsanbindung leben wollen, dürfte aber überschaubar sein und allen diesen Menschen gönne ich das. Dafür gibts aber auch genug leer stehende Häuser im ländlichen Raum, dafür braucht es keinen flächenverbrauchenden Neubau.
Die Denkmalschutzbehörden sollten hier auch entgegenkommender sein, entweder ein schützenswertes Haus so stark fördern dass es sich lohnt oder zum Abriss freigeben, um die Ortskerne nicht ausbluten zu lassen.
Keiner in abgelegenen Orten die dort neu bauen darf sich aber beschweren wenn sie kein DSL haben oder ihr Handy kein Netz hat oder auch kein Anschluss an die Kanalisation vorhanden ist, das muss man dann in Kauf nehmen. Ich sehe es in meiner Gemeinde kritisch dass auch kleinste Ortsteile an die Kanalisation angeschlossen werden, was die Bürger im Hauptort mitfinanzieren müssen. Da würden Hauskläranlagen reichen.

Man muss sich über kurz oder lang einfach mit dem Thema beschäftigen, es gibt ja z. B. in Mecklenburg-Vorpommern heute schon Orte die nur noch von Rentner bewohnt werden, von daher werden auch Orte sterben.
Bei Neubaugebieten und Gewerbegebieten kann man steuern, hier müsste man einfach mal wegkommen vom Kirchturmdenken. Ich kenne genug bestens erschlossene Gewerbegebiete die kein oder kaum Gewerbe haben, da es nun mal nicht den Bedarf gibt dass jede Gemeinde sein eigenes Gewerbegebiet schustert.
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Beitrag von VT624 »

Hi!

Grenznähe ist da immer ein Problem, auch wenn sie nicht so massiv war wie die innerdeutsche. Habe vor einiger Zeit gelesen, dass es in der Eifel einiges an Orten gibt, die mittelfristig auch aussterben werden. Man versucht es aufzuhalten, aber "idyllische Lage" ist bei der jungen, arbeitenden und kinderkriegenden Bevölkerung nicht so sehr gefragt. Betroffen sind da vor allem Orte in den Kreisen Euskirchen, Vulkaneifel und Bitburg-Prüm. Einen solchen (Schankweiler, Kreis BIT) kenne ich von einigen Wochenend-Urlauben im Ferienhaus eines Bekannten und da liegt echt der Hund begraben. Zum Erholen ganz schön, aber dauerhaft da leben niemals...

Viele Grüße
Mirko
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Beitrag von KnutR »

Electrification @ 18 Sep 2010, 15:20 hat geschrieben: Heute erst wieder gelesen dass die Telekom keine Mobilfunkversorgung in einer Gegend leisten will da es sich einfach nicht lohnt und kaum jemand dort wohnt.
Es gibt aber auch das Gegenteil: Dass man im Landstrich meiner Eltern (Prignitz ... eigentlich vom Bevölkerungsgrad auch indirekt angesprochen hier)
die Glasfaser wegruppt und in neues schnelles DSL macht.

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/bei...-Glasfaser.html


Klar, man wird sich die Kosten irgendwie von den Gemeinden wiederholen bzw. werden die Gemeinden einen Teil
zahlen müssen.
Mit freundlichen Grüßen aus Berlin
Knut Rosenthal

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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Electrification

In absoluter Einsamkeit kann man in Deutschland kaum leben, selbst wenn man es wollte. Wie ich schon erwähnte, gibt es kaum einen Ort oder ein Gehöft, dass weiter als zwei Kilometer vom nächsten Nachbarn entfernt ist.
Ich sehe es in meiner Gemeinde kritisch dass auch kleinste Ortsteile an die Kanalisation angeschlossen werden, was die Bürger im Hauptort mitfinanzieren müssen. Da würden Hauskläranlagen reichen.
Ich hoffe, Du kennst den Aufwand für eine Hauskläranlage.

http://hn-abwassertechnik.de/catalog/downl...e_baurichtl.pdf

Der Bau einer Kanalisation ist übrigens gesetzlich festgeschrieben und gehört zur Daseinsfürsorge. Nach meinem Kenntnisstand zahlen auch nur die Betroffenen Anliegergebühren. Im übrigen besteht eine Anschlusspflicht von Seiten der Grundstückseigentümer. Das trifft auch zu, wenn die Anlagen erneuert werden müssen. Darüber hinaus tragen die Grundstückseigentümer die Baukosten von der Grundstücksgrenze bis zum Haus.

Nach Deiner Lesart (also Verzicht auf eine Kanalisation) müsste der Ortsteil zwangsweise geräumt werden. Dazu müssten den Betroffenen aber gleichwertige Ersatzflächen zur Verfügung gestellt werden. Auch hier müsste eine Kanalisation gebaut werden. Es entfiele lediglich ein (im Durchsnitt) zwei Kilometer Verbindungskanal zum Hauport.

Man könnte den Gedanken weiterspinnen und z.B. die Orte und Ortsteile des Amtes Stettiner Haff (12.080 Einwohner) im äußersten Nordosten der Republik entvölkern und alle in den Verwaltungssitz nach Eggesin umsiedeln. Dann kommt man von jetzt 59 Einwohnern/Km² auf 137 Einwohner/Km². Der zum Amt Stettiner Haff gehörende Ort Vogelsang-Warsin kommt übrigens auf 6 Einwohner/Km²
Man muss sich über kurz oder lang einfach mit dem Thema beschäftigen, es gibt ja z. B. in Mecklenburg-Vorpommern heute schon Orte die nur noch von Rentner bewohnt werden, von daher werden auch Orte sterben.
Das sind aber nach den Kommunalreformen „nur noch“ Ortsteile von größeren Orten. Und ja, das kann passieren. In den alten Bundesländern sehe ich da aber keine Gefahr.
Bei Neubaugebieten und Gewerbegebieten kann man steuern, hier müsste man einfach mal wegkommen vom Kirchturmdenken. Ich kenne genug bestens erschlossene Gewerbegebiete die kein oder kaum Gewerbe haben, da es nun mal nicht den Bedarf gibt dass jede Gemeinde sein eigenes Gewerbegebiet schustert.
Da ist schon was dran. Allerdings darf ich Dich daran erinnern, dass sich die Kommunen von den Einnahmen aus der Gewerbesteuer, der Grundsteuer und Teilen der Einkommenssteuer finanzieren. Darüber hinaus erheben sie kräftige Gebühren für ihre Dienstleistungen.

@ VT624

Eine idyllische Lage hat für manche Menschen auch ihren Reiz. Ich könnte mir z.B. sehr gut vorstellen, mir den Quadratkilometer mit niemanden (außer Familienangehörigen/Freunden) teilen zu müssen. Dort erwarte ich dann natürlich auch keinen ÖPNV. Eine Stromversorgung aus erneuerbaren Energien baue ich mir dann selbst und DSL über Richtfunk auch. Und selbstverständlich zahle ich die Kosten für die Wasserver- und Entsorgungseinrichtungen.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Electrification
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Beitrag von Electrification »

@Autobahn
In absoluter Einsamkeit kann man in Deutschland kaum leben, selbst wenn man es wollte. Wie ich schon erwähnte, gibt es kaum einen Ort oder ein Gehöft, dass weiter als zwei Kilometer vom nächsten Nachbarn entfernt ist.
Naja, ich kenne genug kleine Örtchen und Weiler wo man ziemlich einsam leben würde. Natürlich sind die nächsten Orte nicht weit weg, wir sind ja viel zu klein für anderes, aber bei einer günstigen Lage sieht man davon weit und breit nichts und hat schon ein sehr einsames Gefühl.
Nach Deiner Lesart (also Verzicht auf eine Kanalisation) müsste der Ortsteil zwangsweise geräumt werden. Dazu müssten den Betroffenen aber gleichwertige Ersatzflächen zur Verfügung gestellt werden. Auch hier müsste eine Kanalisation gebaut werden. Es entfiele lediglich ein (im Durchsnitt)  zwei Kilometer Verbindungskanal zum Hauport.
Irgendwie reden wir aneinander vorbei. ;)
Ich würde niemals einen Ort räumen wollen, das ist äußerst undemokratisch und steht keinem Staat zu. Ich will nur Neubauten dort nicht erlauben. Aber abgesehen davon, sind viele kleine Kleinstdörfer bisher auch ohne Kläranlagenanschluss ausgekommen. Natürlich habe ich den Anschluss nicht mitbezahlt, aber dafür musste eine neue Kläranlage gebaut werden und jetzt zahlen alle mehr, nur wegen den kleinen Dörfern.
Man könnte den Gedanken weiterspinnen und z.B. die Orte und Ortsteile des Amtes Stettiner Haff (12.080 Einwohner) im äußersten Nordosten der Republik entvölkern und alle in den Verwaltungssitz nach Eggesin  umsiedeln. Dann kommt man von jetzt 59 Einwohnern/Km² auf 137 Einwohner/Km². Der zum Amt Stettiner Haff gehörende Ort Vogelsang-Warsin kommt übrigens auf 6 Einwohner/Km²
Von Umsiedeln halte ich gar nichts (schon mal weil meine Vorfahren auch quasi umgesiedelt wurden, zwangsweise), mir gings nur um eine intelligente Zukunftsplanung.
Da ist schon was dran. Allerdings darf ich Dich daran erinnern, dass sich die Kommunen von den Einnahmen aus der Gewerbesteuer, der Grundsteuer und Teilen der Einkommenssteuer finanzieren. Darüber hinaus erheben sie kräftige Gebühren für ihre Dienstleistungen.
Genau darum würde ich ja eine weitere Gebietsreform mit Großgemeinden gut finden, es gibt einfach noch zu viele Kleingemeinden die ehrenamtlich geführt werden, aber meinen sie müssten groß mitspielen.
Das sind aber nach den Kommunalreformen „nur noch“ Ortsteile von größeren Orten. Und ja, das kann passieren. In den alten Bundesländern sehe ich da aber keine Gefahr.
Das ist dann aber so wie in meiner Gemeinde, diese Orte haben ihre eigenen Listen und sind im Gemeinderat stark vertreten, die halten untereinander alle zusammen und schanzen sich das eine oder andere zu, das ist mir schon lange ein Dorn im Auge, denn ich würde die Gelder vor allem auf den Hauptort konzentrieren, denn hier spielt die Musik. Gerade in einer älter werdenden Gesellschaft ist es wichtig wenn die älteren Bürger auch da wohnen wo Infrastruktur vorhanden ist, wo man einkaufen kann, wo ein Arzt ist, das ist in den Ortsteilen nicht der Fall.
In den alten Bundesländern gibts genug Regionen die auch langsam vergreisen. In Bayern besonders stark betroffen ist der Kreis Wunsiedel, die verlieren in den nächsten Jahren 25% ihrer Bevölkerung (!) und da ist es dann doch nicht zu viel verlangt Neubaugebiete strategisch auf die Zentren zu begrenzen, vor allem in den Achsen der Autobahn und der Bahnlinie, wo eh die größeren Orte abgedeckt wären. Sonst schrumpfen alle Orte, aber es ist schwer infrastrukturelle Einrichtungen zu erhalten. Konzentriert man die wenigen, so ist es leichter Einrichtungen wie Schwimmbäder oder Bibliotheken zu erhalten.

Und VT 624 kann ich nur teilweise zustimmen, ich wohne auch auf dem Land und könnte gar nicht in der Stadt wohnen, allerdings wohne ich strategisch günstig, perfekte Infrastruktur und kurze Wege zu den nächsten größeren Städten. Ich würde weder in einer großen Stadt wohnen wollen, ein kleines Dorf wäre aber auch nichts, so ein mittelgroßer Ort am Land das ist genau meines.
Aber ich gönne jedem die Wohnform die er will, mir gehts nur darum dass hier von staatlicher Seite Grenzen gesetzt werden um gegen eine Zersiedlung und Neubaugebieten in schrumpfenden Orten vorgeht. Jeder der weiterhin abgelegen wohnen will, kann das auch, da es ja genug Bestandsgebäude gibt die dort leer stehen, es wäre ja nur kein Neubau erlaubt, aber wenn dort saniert wird, warum nicht.
Daniel Schuhmann
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Beitrag von Daniel Schuhmann »

Electrification @ 18 Sep 2010, 22:58 hat geschrieben: Man muss sich über kurz oder lang einfach mit dem Thema beschäftigen, es gibt ja z. B. in Mecklenburg-Vorpommern heute schon Orte die nur noch von Rentner bewohnt werden, von daher werden auch Orte sterben.
Warum wird eigentlich immer davon ausgegangen, dass ein Haus, in dem die letzten Bewohner gestorben sind, unbewohnt sein wird? Auch in Mecklenburg haben Mütter und Väter Kinder.
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

Die dürften aber kaum mehr dort leben, so viele Ossis wie es hierzulande inzwischen gibt. :ph34r: *wegrenn*
Beste Grüße usw....
Christian


Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
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Beitrag von Bayernlover »

Wildwechsel @ 20 Sep 2010, 13:05 hat geschrieben: Die dürften aber kaum mehr dort leben, so viele Ossis wie es hierzulande inzwischen gibt. :ph34r: *wegrenn*
:P

Aus gutem Grund will dort keiner wohnen, auch wenn es nichts kostet. Man hat dort oben einfach kaum Chancen auf bezahlte Arbeit, und wenn doch, ist sie richtig grausam bezahlt.
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Tequila
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Beitrag von Tequila »

In einigen Jahrzehnten sehe ich auch in weiten Teilen MVs und Brandenburgs das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet Europas... :D
02.05.1996 - 27.05.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
28.05.2000 - 04.11.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar - Hildesheim
05.11.2000 - 13.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Bad Harzburg - Hildesheim - Hannover
ab 14.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
Der ZGB beschloß im Rahmen des Regionalbahnkonzepts 2014+ zusammen mit der LNVG und RH das Brechen des RE 4 in Goslar zugunsten eines fahrzeugreinen Echtstundentaktes auf Bad Harzburg - Hannover!
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