Die schiefe Bahn

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Airdinger
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Beitrag von Airdinger »

Die schiefe Bahn - bei arte.tv ;) :ph34r: B)
Was passiert mit ehemaligen Angestellten der Deutschen Bahn, die der Privatisierung zum Opfer gefallen sind? Ganz klar, sie geraten auf die "schiefe Bahn". Dieser Film wird vielen Bahnkunden und ehemaligen Beschäftigten aus der Seele sprechen. Mit viel Ironie, Witz und ...
Der Spaß dauert gut 10 Minuten... und tut irgendwie in der Seele weh...
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Bogestra
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Beitrag von Bogestra »

Kein besonders intelligenter Humor. Aber naja, nicht alles, was auf Arte gesendet wird, hat automatisch Anspruch.

Aber einige Rückfragen zum zentralen Kritikpunkt habe ich dann doch und vielleicht kann sie mir hier jemand beantworten:


1. In dem Film wird gesagt, daß seit der Bahnreform 300 Stationen vom Netz gegangen seien. Wieviele Stationen und wieviele Streckenkilometer sind von der Deutschen Bundesbahn zwischen dem 7. September 1949 und dem 31. Dezember 1993 vom Netz gegangen?
2. Was bedeutet das für die Entwicklung der Mitarbeiterzahl bei der Deutschen Bundesbahn?
3. Wieviele Eisenbahner wurden seit der Bahnreform betriebsbedingt gekündigt?
4. Soll die Eisenbahn primär Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oder primär Hochleistungsverkehrsträger sein?


Ich bin auf die Antworten gespannt.
Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Zu 4. - beides ist eng verknüpft. MORA C führte sowohl zu scharfen Einschnitten in die Qualität des Verkehrsträgers Bahn als auch zu einer großen Entlassungswelle bei der DB. Mit ABM hat das gar nichts zu tun. Eher ist der heutige Zustand Personaleinsparung auf Teufel komm raus.
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Bogestra
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Beitrag von Bogestra »

Aha. Entlassungswelle. Wann gab es nach der Bahnreform bei der Deutschen Bahn AG betriebsbedingte Entlassungen und wieviele Eisenbahner waren davon betroffen? Und wie hat sich das Netz bei der Deutschen Bundesbahn entwickelt? Wie sah die Flächenerschließung zu Bundesbahnzeiten, vor allem auf Nebenstrecken aus? Gab es Taktverkehr? Wieviele Nebenstrecken, die bei der Bundesbahn ein großer Erfolg waren, wurden nach der Bahnreform stillgelegt? Wie stark ist die Fahrgastzahl im Nahverkehr seit der Bahnreform zurückgegangen?
Fichtenmoped
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Beitrag von Fichtenmoped »

Und wenn wir schon bei Streckenstillegungen sind: Bitte auch einen ähnlichen Zeitrahmen nehmen wie seit der Bahnreform vergangen ist!
Und viele Strecken wurden de facto schon zu Bundesbahnzeiten stillgelegt, aber erst zu DB AG-Zeiten entwidmet - wie rechnen wir die dann ein???

Um ehrlich zu sein: Eine "Eierlegende Wollmilchsau" kann und will die DB AG nicht sein. Und erst die Bahnreform hat es ermöglicht, dass die Bahn (Jahrelang ein Milliardengrab im Bundeshaushalt) den Bundeshaushalt mit 0,5Mrd. Euro/ Jahr sanieren darf...

Und wenn wir schon alle beim rumrechnen sind: Sollen DR (DDR) und DB getrennt oder gemeinsam zahlen? ;)
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
Guido
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Beitrag von Guido »

Bogestra @ 19 Sep 2010, 21:25 hat geschrieben:Aha. Entlassungswelle. Wann gab es nach der Bahnreform bei der Deutschen Bahn AG betriebsbedingte Entlassungen und wieviele Eisenbahner waren davon betroffen?
Reichlich. Nur läuft das bei der Bahn etwas anders ab als in einem Betrieb der freien Wirtschaft.
Offiziell gibt es bei der DB keine betriebsbedingten Kündigungen und gab es die auch nie. Es werden dann freiwerdene Stellen, z.B. durch Ruhestand, einfach nicht neu besetzt, wenn ein Mitarbeiter überflüssig wurde hat man ihn in die Bahneigene Auffanggesellschaft, auch bekannt unter dem Namen DB-Zeitarbeit oder heute mit klangvollerem Namen DB-Services, versetzt. Von dort wird dann versucht den Mitarbeiter woanders hin zu vermitteln, ans andere Ende der Welt, in andere Berufsbereiche und manchmal sogar komplett von der Bahn weg. Damit wurde jedem Mitarbeiter ein neuer Arbeitsplatz angeboten, wenn der alte betriebsbedingt wegfiel, und es lag an jedem Mitarbeiter selbst das Angebot anzunehmen und von Kiel wo seit Jahrzehnten Haus und Hof mit 3 Kindern und eines davon behindert steht nach München umzuziehen oder eben das Angebot abzulehnen.
Taschenschieber @ 19 Sep 2010, 21:14 hat geschrieben:Eher ist der heutige Zustand Personaleinsparung auf Teufel komm raus.
Nein, das stimmt nicht garnz, sonst würde man ja doch endlich mal da anfangen zu sparen wo das Potential am Größten ist, im Vorstand. Formulieren wir das anders, dann passts, das ist kostenoptimierter Betriebsablauf. Für den kann man der DB an sich aber noch nicht mal einen großen Vorwurf machen, da sitzen die Schuldigen in der EU, die unbedingt den Wettbewerb wollen, und in den Ländern die nicht auf Qulaität sondern nur auf Preis schauen, wenn in einer Ausschreibung jeder Furz vorgeschrieben ist und ein Unternehmen nur noch über die Personalkosten eine Ausschreibung gewinnen kann braucht man sich doch niemand mehr in dem Land zu wundern.
Gruß, Guido

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Beitrag von Bayernlover »

Guido @ 21 Sep 2010, 10:51 hat geschrieben: und es lag an jedem Mitarbeiter selbst das Angebot anzunehmen und von Kiel wo seit Jahrzehnten Haus und Hof mit 3 Kindern und eines davon behindert steht nach München umzuziehen oder eben das Angebot abzulehnen.
Und das ist in anderen Branchen anders? Wie gesagt, die Bahn WAR eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, sie ist es aber nicht mehr!
Nein, das stimmt nicht garnz, sonst würde man ja doch endlich mal da anfangen zu sparen wo das Potential am Größten ist, im Vorstand.
Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass man damit irgendwas retten könnte.
wenn in einer Ausschreibung jeder Furz vorgeschrieben ist und ein Unternehmen nur noch über die Personalkosten eine Ausschreibung gewinnen kann braucht man sich doch niemand mehr in dem Land zu wundern.
Auch das ist nicht richtig, bei der S-Bahn Mitteldeutschland wurde die Wahl des einzusetzenden Rollmaterials dem bewerbenden EVU überlassen.
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Beitrag von Guido »

Bayernlover @ 21 Sep 2010, 13:14 hat geschrieben: Auch das ist nicht richtig, bei der S-Bahn Mitteldeutschland wurde die Wahl des einzusetzenden Rollmaterials dem bewerbenden EVU überlassen.
Schön daß es dort noch so viel Freiheit gab - solange keine Neufahrzeuge gefordert waren ... ansosnsten stimmt meine Aussage aber heutzutage durchaus. Schau Dir die S-Bahn Bremen an, schau Dir das E-Netz Regensburg an (von Agelis / BeNex gewonnen). Da lief das nämlich genau so wie von mir geschrieben.
Gruß, Guido

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Beitrag von Bayernlover »

Nun, es gibt da auch andere Kriterien als die Lohnkosten - und wieso herrscht eigentlich immer der Gedanke vor, dass Ausschreibungen immer über Lohnkosten zu gewinnen wären? Nach der Logik würden alle den Mindestlohn ansetzen und es gäbe fünf gleiche Angebote...
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Beitrag von Guido »

Bayernlover @ 22 Sep 2010, 09:28 hat geschrieben: Nun, es gibt da auch andere Kriterien als die Lohnkosten - und wieso herrscht eigentlich immer der Gedanke vor, dass Ausschreibungen immer über Lohnkosten zu gewinnen wären? Nach der Logik würden alle den Mindestlohn ansetzen und es gäbe fünf gleiche Angebote...
Es herrscht nicht der Gedanke vor, es ist mittlerweile bei vielen - nicht bei allen - Ausschreibungen so. Desweiteren heißt mit niedrigen Personalkosten kalkulieren ja nicht daß die Mitarbeiter alle Dumpinglöhne erhalten - obwohl es da einige Unternehmen gibt die das machen. Deine Sache mit dem Mindestlohn geht aber in sofern nicht auf, als das Mitarbeiter die schon länger dabei sind im Unternehmen dank Gehaltsanpassungen eben meistens sehr viel mehr verdienen, und das muß man mit einkalkulieren. Zumal man sich eh fragen kann ob 3 Euro / Stunde Mindestlohn ist für einen Zugbegleiter - glaubste ned, frag mal bei der ODEG nach. Desweiteren gibts ja nicht nur die Kollegen der fahrenden Zunft, sondern auch Mitarbeiter in Werkstätten, Planung, Marketing - auch da kann man Personalkosten sparen, wenn z.B. ein Mitarbeiter die Arbeit von 2 macht.

Es wird in Ausschreibungen vorgegeben welche Leistungen über welchem Zeitraum zu erbringen sind, wieviel Personal dafür eingesetzt wird und welche Fahrzeuge eingesetzt werden, gerade bei den Fahrzeugen erstreckt sich das von Freiheit mit Angabe "nicht vor Baujahr 19xx" über "Neufahrzeuge" bis hin zu "Fahrzeuge der Baureihe xxx". Es gibt da noch einige viele Kriterien mehr, aber das tut erstmal wenig zur Sache. Ein sich bewerbendes Unternehmen kann in der Ausschreibung heutzutage genau sehen wieviel Fahrzeuge es braucht und wieviele Mitarbeiter notwendig sind um die Zugleistungen zu erbringen. Wie das unternehmen das dann anstellt das möglichst billig hin zu bekommen ist völlig wurscht.

Ich darf hier leider keine konkreten Zahlen nennen, aber soviel zum kopfschüttel sollte reichen: Es kam vor daß EVU's Ausschreibungen gewonnen haben die in der Gesamtlaufzeit des Vertrages in der Gesamtsumme im einstelligen Bereich vor dem Komma billiger waren als die Konkurenz - glaub es oder laß es, das gabs wirklich.
Gruß, Guido

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Beitrag von Bayernlover »

Guido @ 22 Sep 2010, 11:10 hat geschrieben: Es wird in Ausschreibungen vorgegeben welche Leistungen über welchem Zeitraum zu erbringen sind, wieviel Personal dafür eingesetzt wird
Also das mit dem Personal habe ich so noch nicht gehört. Wieso sollte das sich bewerbende EVU nicht selbst bestimmen dürfen, wieviel Personal es hat?
Ein sich bewerbendes Unternehmen kann in der Ausschreibung heutzutage genau sehen wieviel Fahrzeuge es braucht und wieviele Mitarbeiter notwendig sind um die Zugleistungen zu erbringen.

Durch geschickte Planung oder Verknüpfung kann aber an der einen oder anderen Stelle durchaus ein Umlauf und damit ein benötigtes Fahrzeug eingespart werden.
Ich darf hier leider keine konkreten Zahlen nennen, aber soviel zum kopfschüttel sollte reichen: Es kam vor daß EVU's Ausschreibungen gewonnen haben die in der Gesamtlaufzeit des Vertrages in der Gesamtsumme im einstelligen Bereich vor dem Komma billiger waren als die Konkurenz - glaub es oder laß es, das gabs wirklich.

Ich saß einen Monat lang im Nebenzimmer von einem Mitarbeiter, der Ausschreibungen gemacht hat. Mich schockt also diesbezüglich gar nichts mehr :D
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Beitrag von Guido »

Bayernlover @ 22 Sep 2010, 11:19 hat geschrieben: Also das mit dem Personal habe ich so noch nicht gehört. Wieso sollte das sich bewerbende EVU nicht selbst bestimmen dürfen, wieviel Personal es hat?
Weil man damit allen bewerbenden EVU einen einheitlichen Servicestandart vorgeben kann, also z.B. 2 Zub im Zug.
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Beitrag von Bayernlover »

Guido @ 22 Sep 2010, 11:40 hat geschrieben: Weil man damit allen bewerbenden EVU einen einheitlichen Servicestandart vorgeben kann, also z.B. 2 Zub im Zug.
Achso, die KiN-Quote...
Aber das hat ja nichts mit der Werkstatt und der Planungsabteilung zu tun. Dort kann jedes EVU selbst entscheiden, wie viele Mitarbeiter es hat.
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Beitrag von Bogestra »

Guido @ 21 Sep 2010, 10:51 hat geschrieben: Reichlich. Nur läuft das bei der Bahn etwas anders ab als in einem Betrieb der freien Wirtschaft.
Offiziell gibt es bei der DB keine betriebsbedingten Kündigungen und gab es die auch nie. Es werden dann freiwerdene Stellen, z.B. durch Ruhestand, einfach nicht neu besetzt, wenn ein Mitarbeiter überflüssig wurde hat man ihn in die Bahneigene Auffanggesellschaft, auch bekannt unter dem Namen DB-Zeitarbeit oder heute mit klangvollerem Namen DB-Services, versetzt. Von dort wird dann versucht den Mitarbeiter woanders hin zu vermitteln, ans andere Ende der Welt, in andere Berufsbereiche und manchmal sogar komplett von der Bahn weg. Damit wurde jedem Mitarbeiter ein neuer Arbeitsplatz angeboten, wenn der alte betriebsbedingt wegfiel, und es lag an jedem Mitarbeiter selbst das Angebot anzunehmen und von Kiel wo seit Jahrzehnten Haus und Hof mit 3 Kindern und eines davon behindert steht nach München umzuziehen oder eben das Angebot abzulehnen.
Daß Arbeitsplätze wegfallen ist in der freien Wirtschaft üblich. Wieso sollten Eisenbahner da mehr Privilegien genießen als andere? Im Gegenteil: DB-Mitarbeiter genießen immer noch den Vorteil, daß es in ihrem Unternehmen keine Kündigungen gibt, weil die Politik es immer noch als Riesen-ABM betrachtet.
Für den kann man der DB an sich aber noch nicht mal einen großen Vorwurf machen, da sitzen die Schuldigen in der EU, die unbedingt den Wettbewerb wollen, und in den Ländern die nicht auf Qulaität sondern nur auf Preis schauen, wenn in einer Ausschreibung jeder Furz vorgeschrieben ist und ein Unternehmen nur noch über die Personalkosten eine Ausschreibung gewinnen kann braucht man sich doch niemand mehr in dem Land zu wundern.
Bislang wurden Qualität und Quantität jedesmal besser, wenn eine Linie ausgeschrieben worden ist. Wenn man die Bahn als Verkehrsmittel sieht, sind Ausschreibungen erstrebenswert. Übrigens braucht auch ein neuer Betreiber Personal, dann muß man sich halt mal bewerben, so ist das in der freien Wirtschaft auch. Die Zeiten daß Eisenbahner mehr Privilegien genießen als der Rest der Welt sind glücklicherweise vorbei.

Schöne Grüße von einem Steuerzahler, der die Musik jedes Jahr mit Milliarden bezahlt.
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Beitrag von Bogestra »

Guido @ 22 Sep 2010, 11:10 hat geschrieben: Es herrscht nicht der Gedanke vor, es ist mittlerweile bei vielen - nicht bei allen - Ausschreibungen so. Desweiteren heißt mit niedrigen Personalkosten kalkulieren ja nicht daß die Mitarbeiter alle Dumpinglöhne erhalten - obwohl es da einige Unternehmen gibt die das machen. Deine Sache mit dem Mindestlohn geht aber in sofern nicht auf, als das Mitarbeiter die schon länger dabei sind im Unternehmen dank Gehaltsanpassungen eben meistens sehr viel mehr verdienen, und das muß man mit einkalkulieren.
Dumpinglöhne sind solche Löhne, bei denen die Mitarbeiter ergänzend zum Lebensunterhalt Hartz 4 Leistungen beziehen. Bei welchem EVU sind welche Berufsgruppen darauf angewiesen, Lohnzusatzleistungen zu beantragen?
Zumal man sich eh fragen kann ob 3 Euro / Stunde Mindestlohn ist für einen Zugbegleiter - glaubste ned, frag mal bei der ODEG nach.
Du sagst also daß die ODEG für Zugbegleiter einen Stundenlohn von drei Euro zahlt?
Desweiteren gibts ja nicht nur die Kollegen der fahrenden Zunft, sondern auch Mitarbeiter in Werkstätten, Planung, Marketing - auch da kann man Personalkosten sparen, wenn z.B. ein Mitarbeiter die Arbeit von 2 macht.
Ist doch gut, dann spart die Allgemeinheit Geld. Weniger Personal ist erstrebenswert.
Ich darf hier leider keine konkreten Zahlen nennen, aber soviel zum kopfschüttel sollte reichen: Es kam vor daß EVU's Ausschreibungen gewonnen haben die in der Gesamtlaufzeit des Vertrages in der Gesamtsumme im einstelligen Bereich vor dem Komma billiger waren als die Konkurenz - glaub es oder laß es, das gabs wirklich.
Warum sollte der Auftrag an ein Unternehmen gehen, das in der Gesamtsumme im einsteilligen Bereich vor dem Komma teurer ist.
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Beitrag von Guido »

*kopfschüttel* Ich sag zu diesem Schmarrn jetzt nix und spare mir meinen Gedanken auszusprechen.
Gruß, Guido

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Beitrag von Bayernlover »

Guido @ 23 Sep 2010, 23:25 hat geschrieben: *kopfschüttel* Ich sag zu diesem Schmarrn jetzt nix und spare mir meinen Gedanken auszusprechen.
Mich würde es trotzdem interessieren.
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Beitrag von Bogestra »

Ich kanns mir in etwa denken: Die Bahn als Riesen-ABM mit Verbeamtung für jeden. Das hat in etwa den Stil von "Freibier für alle".

Daß sich das aus Mitarbeitersicht gewünscht wird ist aber natürlich verständlich, braucht uns jedoch nicht zu interessieren. Wie schon Ilgmann vor einigen Jahren schrieb kann eine Sanierung der Deutschen Bahn nur dann gelingen, wennm an es schafft, die Kombination aus vergleichsweise hohen Löhnen und überschüssigem Personal abzusenken. Will heißen: Entlassungen für die einen und Lohnsenkungen für die anderen. Die Politik scheut diese Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften wie der Teufel das Weihwasser, weil sie die Bahn nach wie vor gerne als Auffangbecken nutzt, Programme wie Chance Plus und ähnliches, die nur Geld kosten aber nichts nutzen, tragen dazu mit bei.

Ilgmann: Streikdrohungen sind unvermeidlich, weil eine Sanierung der DB nur gelingen kann, wenn die Kombination aus vergleichsweise hohen Tarifen und Beschäftigungsgarantie für überzähliges Personal auf wettbewerbsfähiges Maß gebracht wird.

Und weiter: Die Öffentlichkeit wird für einen Streik der Transnet wenig Verständnis haben, wenn sie erfährt, dass um Privilegien gestritten wird, die in anderen Bahnunternehmen in diesem Ausmaß nicht zu finden sind. Den Abbau von Privilegien werden auch zukünftige private Kapitalgeber der DB abverlangen. Eine eventuelle Kraftprobe muss die Bundesregierung also zwangsläufig aushalten.

Wie er sagt: Dem muß man sich stellen, dem kann man nicht entgehen, wenn die Bahn auch auf dem Heimatmarkt eine Rolle im liberalisierten Schienenverkehr spielen möchte. Die Zeiten der Direktvergaben sind vorbei, spätestens wenn (wahrscheinlich noch heuer) die Bewertung des Bundesgerichtshofes kommt. Und dafür muß man die Bahn vorbereiten. Es kann nicht sein, daß wir in Deutschland zulassen, daß unser Markt von ausländischen Staatsbahnen dominiert wird, weil sich niemand traut, liebgewonnene Sonderprivilegien abzubauen.
Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Die Allgemeinheit sollte ihre Angestellten aber auch nicht ausbeuten dürfen. Jeder hat ein Recht auf angemessene Bezahlung.

Daher bin ich sowohl für einen flächendeckenden und in Ausschreibungen festgehaltenen Tarifvertrag als auch für den gesetzlichen Mindestlohn. Wer arbeitet, muss dafür auch eine faire Bezahlung erhalten.
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Beitrag von Bogestra »

Ja selbstverständlich. Ein gesetzlicher Mindestlohn würde verhindern, daß Friseurinnen für 3 Euro in der Stunde arbeiten müssen. Daß Erzieherinnen nach einer vierjährigen Ausbildung (Lokführer kann man in sieben Monaten werden) mit 800 Euro nach Hause gehen.

Eisenbahner wären davon nicht betroffen. Ob ein Lokführer 11 Euro, 15,50 Euro oder 17 Euro kriegt hat mit einem Mindestlohn nicht im geringsten was zu tun. Selbst ein Branchentarifvertrag wäre an- und für sich eine gute Sache, um den Wettbewerb auf ein solides Fundament zu stellen (hat ja keinen Sinn, daß jemand mit besserem Verkehrskonzept nicht gewinnt, weil er höhere Löhne zahlt als der mit schlechterem Verkehrskonzept). Aber hier geht es ja um andere Dinge: Lebenslange Beschäftigungsgarantie, und das einklagbar am gerade aktuellen Wohnort. Beim besten Willen, aber solche Wünsche sind jenseits jeder Realität.
Daher bin ich sowohl für einen flächendeckenden und in Ausschreibungen festgehaltenen Tarifvertrag
Das kann juristisch schwierig werden. Erst müssen die Tarifparteien "in Vorleistung treten" und einen Flächentarifvertrag vereinbaren. Dann besteht die Möglichkeit, daß selbiger durch die Bundesregierung für allgemeinverbindlich erklärt wird. Außerdem gibt es ja nicht nur den Nah- sondern auch den Güterverkehr. Dort funktioniert der Wettbewerb übrigens, obwohl es mir Bauchschmerzen bereitet, daß der deutsche Staat größter Spediteur auf Schiene und Straße ist. Die Bundesregierung muß endlich ein eigenes Konzept für die Sanierung der DB AG erarbeiten und zwar so, daß ihre eigenen Interessen als Gesetzgeber, Regulator und Infrastrukturbetreiber berücksichtigt werden, inklusive dem Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Die DB AG darf dabei allerhöchstens angehört werden.



Nochwas: Auch die Anwendung des Kündigungsschutzgesetzes ist eine Selbstverständlichkeit! Daß der (alleinverdienende) Familienvater oder die (alleinerziehende) Mutter besonderen Schutz genießen, vor allem auch dann, wenn ein pflegebedürftiges Kind / ein Kind mit Behinderung vorhanden ist, das steht alles vollkommen außer Frage.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Bogestra @ , hat geschrieben:Ich kanns mir in etwa denken: Die Bahn als Riesen-ABM mit Verbeamtung für jeden. Das hat in etwa den Stil von "Freibier für alle".
Wenn ich mir die Wünsche und Vorstellungen so mancher Bundes- und Reichsbahner so anschaue, dann läuft das eher auf „Freibier für Eisenbahner“ hinaus. Wie es dem Rest der Bevölkerung geht, interessiert dort doch niemanden wirklich. Das der Rest der Bevölkerung, auch jene, welche die Bahn nicht nutzen, das Gehalt der Eisenbahner mitfinanzieren müssen, wird als selbstverständlich angesehen.

Stimmt nicht? Dann schaut doch mal in die Bilanz der DB AG, dort werdet ihr sehen, dass die fetten Gewinne aus dem Nahverkehr, den Trassen- und Stationspreisen sowie dem Bahnstrom stammen. Und woraus werden diese bestritten? Richtig, aus den Regionalisierungsmitteln des Bundes. Egal, ob die DB Regio oder ein anderes EVU dort fahren, DB Netz und Station & Service halten immer die Hand auf. Und wenn es keine Dieselstrecken sind, auch noch Bahnstrom.
Außerdem gibt es ja nicht nur den Nah- sondern auch den Güterverkehr. Dort funktioniert der Wettbewerb übrigens, obwohl es mir Bauchschmerzen bereitet, daß der deutsche Staat größter Spediteur auf Schiene und Straße ist.
Wobei der Straßen-, Luft- und Seefrachtbereich von DB Schenker in 2009 gerade mal den Verlust der Schienensparte ausgeglichen hat.
Die Bundesregierung muß endlich ein eigenes Konzept für die Sanierung der DB AG erarbeiten und zwar so, daß ihre eigenen Interessen als Gesetzgeber, Regulator und Infrastrukturbetreiber berücksichtigt werden, inklusive dem Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Die DB AG darf dabei allerhöchstens angehört werden.
Wieso sollte man die DB AG dabei anhören? Was dabei herauskommt, ist doch bekannt. Es ist schon grotesk, dass eine Aktiengesellschaft den Kapitaleigner derart melken kann, wie es die DB AG tut.

Auch wenn ich mich wiederhole, eine Herauslösung der Infrastruktur aus der DB AG ist dringend notwendig. Erst dann werden wir sehen, ob sich die DB AG als EVU bewährt.
Taschenschieber @ , hat geschrieben:Die Allgemeinheit sollte ihre Angestellten aber auch nicht ausbeuten dürfen. Jeder hat ein Recht auf angemessene Bezahlung.
Angemessen ist der richtige Ausdruck. Aber wie Bogestra schon schrieb, es geht um Privilegien, von denen der normale Arbeitnehmer nur träumen kann.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von Froschkönig »

Bogestra @ 24 Sep 2010, 22:55 hat geschrieben:Programme wie Chance Plus und ähnliches, die nur Geld kosten aber nichts nutzen, tragen dazu mit bei.
Chance Plus, also die Einstiegsqualifizierung für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, ist definitiv nicht nutzlos.
Geburtenschwache Jahrgänge und die mangelnde Ausbildungsreife vieler verbliebener Schulabsolventen führen zu einem immer stärker werdenden Mangel an Ausbildungsplatzbewerbern.

Im Chance-Plus Programm der Bahn wird Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz gefunden oder die die Einstellungskriterien der Bahn knapp verfehlt haben, die Möglichkeit gegeben, über ein einjähriges Praktikum die fehlenden Qualifikationen zu erwerben und dann in die reguläre Ausbildung überzugehen.

Inzwischen wird ein beachtlicher Teil der Azubis aus diesem Programm rekrutiert, in unserem Bereich (S-Bahn München) zwischen 10 und 20%.

Betriebe, die sich an solchen oder ähnlichen Programmen nicht beteiligen, werden in näherer Zukunft erhebliche Schwierigkeiten haben, Nachwuchs zu generieren.

Zum Personalstand der DB:
In den gut 15 Jahren seit der Bahnreform ist der große Personalbestand sozialverträglich abgebaut worden und befindet sich heute auf einem akzeptablen Niveau.
Wer sagt, dass hier Gelder verplempert wurden, der muss auch erklären, wie er den großen Staatskonzern in die neue Zeit überführt hätte. 1994 eben mal die Hälfte aller Mitarbeiter entlassen, das Streckennetz halbieren und den Aktionären zum Fraß vorwerfen?

Wer sagt, dass der Personalabbau überflüssig war, der muss natürlich die Finanzierungsfrage beantworten.
Die Bundesbahn geriet mit immer höheren Milliardendefiziten an den Rand der gesellschaftlichen Toleranz, bei der Reichsbahn wäre es ähnlich gewesen, hätte das Volk etwas zu sagen gehabt.

Die Trennung von Netz und Betrieb ist eine Frage, die die Politik beantworten muss, die Deutsche Bahn wird sich natürlich für die Einheit aussprechen.

Und um noch auf das eigentliche Thema zurückzukommen:
Den Film halte ich für dümmliche Klassenkampfrethorik aus der Mottenkiste. Die Macher haben sich anscheinend auch nicht sonderlich tief in die Materie eingearbeitet, sonst wäre so ein Unsinn wie mit den Entlassungen nicht so melodramatisch verwurstet worden.
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Beitrag von Bogestra »

Vielen dank für deine passenden Worte, Autobahn. Natürlich ist es aus Mitarbeitersicht bequem, in einem Monopolunternehmen zu arbeiten, in dem es dazu ein Entlassungsverbot gibt. Und daß die ihre Pfründe verteidigen wollen, ist ja zu erwarten. Deshalb muß man bestimmte Sanierungsmaßnahmen einfach durchziehen und die Gewerkschaften dabei ignorieren. Wer einen Sumpf alsphaltieren möchte, der darf nicht die Frösche fragen.

Zu Chance Plus: Wenn die DB Personal braucht, kann sie ausbilden. Chance Plus ist explizit für solche Jugendliche, die wegen sozialer oder intellektueller Defizite nicht in der Lage sind, eine Berufsausbildung zu machen. Wenn es stimmt, daß die S-Bahn München zehn bis zwanzig Prozent ihres Personals aus Chance Plus rekrutiert, dann ziehe ich da Schlüsse raus, die ich jetzt besser für mich behalte.

Chance Plus ist genau das, was die Bahn für Politiker immer wieder interessant macht: Wenn man sich auf eine Direktvergabe für zehn bis zwanzig Jahre einläßt, dann schafft man in der Werkstatt ein paar Plätze mehr, so ein Politiker kann sich mit Jugendlichen fotographieren lassen, die seit der sechsten oder siebten Klasse nicht mehr zur Schule gegangen sind und er ist zufrieden. Das weiß die DB und lockt immer wieder mit solchen Kuhhandeln.
Auch wenn ich mich wiederhole, eine Herauslösung der Infrastruktur aus der DB AG ist dringend notwendig. Erst dann werden wir sehen, ob sich die DB AG als EVU bewährt.
Es ist nicht Aufgabe des Staates, den Verkehr auf seiner Schiene durchzuführen. Das Bestellerprinzip ist hier das richtige. Wettbewerbsvergaben gewährleisten Wirtschaftlichkeit, auch wenn es vielleicht auf Kosten der Arbeitnehmer geht. Das ist aus deren Sicht zwar bedauerlich, aber dennoch richtig und notwendig.
In den gut 15 Jahren seit der Bahnreform ist der große Personalbestand sozialverträglich abgebaut worden
Zustimmung
und befindet sich heute auf einem akzeptablen Niveau.
Widerspruch! Das mag in einzelnen Berufsgruppen gelten, wie z.B. Lokführer, aber ganz sicher muß die Bahn ihren Personalbestand weiter senken. Natürlich kann sie auch nicht länger Löhne zahlen, die deutlich über Branchenniveau liegen.
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Bogestra @ 25 Sep 2010, 12:16 hat geschrieben: Zu Chance Plus: Wenn die DB Personal braucht, kann sie ausbilden. Chance Plus ist explizit für solche Jugendliche, die wegen sozialer oder intellektueller Defizite nicht in der Lage sind, eine Berufsausbildung zu machen. Wenn es stimmt, daß die S-Bahn München zehn bis zwanzig Prozent ihres Personals aus Chance Plus rekrutiert, dann ziehe ich da Schlüsse raus, die ich jetzt besser für mich behalte.
Nana, ganz so arrogant wollen wir es dann doch nicht betrachten. Nicht jeder, der in der 6. Klasse keinen Bock auf Schule hatte ist mit 18 oder 20 immer noch so wie damals. Ist ja nicht so, dass sich die Bewerber bei Chance Plus nicht beweisen müssen.
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Nana, wer einen normalen Schulabschluß hat, der kann eine Lehrstelle ergreifen und muß sich nicht auf solche Auffangmaßnahmen verlassen.
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Beitrag von Bayernlover »

Bogestra @ 25 Sep 2010, 12:40 hat geschrieben: Nana, wer einen normalen Schulabschluß hat, der kann eine Lehrstelle ergreifen und muß sich nicht auf solche Auffangmaßnahmen verlassen.
Wie gesagt, manche verbauen sich schon in der 6. Klasse ihr restliches Leben - da ist es nur fair, dass man denen auch trotz keinem Schulabschluss so etwas ermöglicht. Und ohne Prüfung wird es auch bei Chance Plus keiner schaffen^^
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Bogestra @ 25 Sep 2010, 12:40 hat geschrieben: Nana, wer einen normalen Schulabschluß hat, der kann eine Lehrstelle ergreifen und muß sich nicht auf solche Auffangmaßnahmen verlassen.
Offensichtlich kennst du keinen einzigen davon. Ich kenn von meinem Betrieb aus zwei Ausbildungsjahren fünf Leute, von denen *alle* nach einem Jahr eine Lehrstelle bekommen haben (einer davon in einem anderen Geschäftsbereich). Und von den fünf Leuten halte ich vier sowohl fachlich als auch menschlich für kompetenter als einige derer, die ach so problemlos eine Lehrstelle gefunden haben. Wenn man keine Ahnung hat, ... <_< :angry:
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Froschkönig

Chance plus ist nicht grunsätzlich schlecht, wenn aber ein Unternehmen 10 – 20 % seiner Auszubildenden aus diesem Kreis rektrutieren muss, zeugt es davon, dass die DB AG als Arbeitgeber nicht mehr so stark nachgefragt ist.

Es stimmt, die Bundesbahn hatte die Akezptanz in der Bevölkerung verloren, und was die Reichsbahn angeht, nach der Wende sicher auch. Somit war die Bahnreform bitter nötig. Leider ist man den falschen Weg gegangen und hat den Integrierten Konzern geschaffen und die Nachteile erleben wir jeden Tag.

Hätte man damals nur die Verkehrssparte und damit direkt zusammenhängende Dienstleistungen (Reisecenter, DB-Dienstleistungen etc.) sowie die Tochterfirma Schenker (DB Schenker gab es damals noch nicht) privatisiert, die Infrastruktur aber in staatlicher Hand belassen, sähe die Eisenbahnwelt heute erheblich anders aus.

Der Staat als Besitzer der Infrastruktur hätte nicht einfach einige Strecken endwidmet und die Strecke abgerissen. Oder hast Du schon mal gesehen, dass eine Straße zurückgebaut wird, weil dort zu wenige Autos fahren? Ja gibt es, wenn in der Nähe eine Neubaustrecke errichtet wurde. Das Streben der DB AG nach möglichst schneller Endwidmung hatte nur den Zweck, dass kein Mitbewerber auf die Idee kommen könnte, dort Eisenbahnverkehr zu betreiben.

Mit Direktvergaben hat man Milliarden Euro in überteuerte Verkehrsverträgen mit der DB AG versenkt. Bei konsequenter Ausschreibung von der ersten Minute an stünden diese Gelder für viel mehr Nahverkehr auch auf heute nicht mehr existierenden Strecken zur Verfügung.

Das Argument, dass Eisenbahn nur in einem integrierten Konzern möglich sei, hat sich ja mittlerweile als falsch bewiesen.

Was den Film angeht, da sind wir einer Meinung.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Autobahn @ 25 Sep 2010, 14:19 hat geschrieben: Chance plus ist nicht grunsätzlich schlecht, wenn aber ein Unternehmen 10 – 20 % seiner Auszubildenden aus diesem Kreis rektrutieren muss, zeugt es davon, dass die DB AG als Arbeitgeber nicht mehr so stark nachgefragt ist.
Angebot und Nachfrage! Was ist die Folgerung daraus? Anscheinend zahlt die DB zu schlecht, weshalb keiner mehr bei ihr arbeiten möchte - zumindest halte ich das für die logischste Erklärung.
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Froschkönig
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Beitrag von Froschkönig »

Bogestra @ 25 Sep 2010, 12:16 hat geschrieben:Zu Chance Plus: Wenn die DB Personal braucht, kann sie ausbilden. Chance Plus ist explizit für solche Jugendliche, die wegen sozialer oder intellektueller Defizite nicht in der Lage sind, eine Berufsausbildung zu machen. Wenn es stimmt, daß die S-Bahn München zehn bis zwanzig Prozent ihres Personals aus Chance Plus rekrutiert, dann ziehe ich da Schlüsse raus, die ich jetzt besser für mich behalte.

Chance Plus ist genau das, was die Bahn für Politiker immer wieder interessant macht: Wenn man sich auf eine Direktvergabe für zehn bis zwanzig Jahre einläßt, dann schafft man in der Werkstatt ein paar Plätze mehr, so ein Politiker kann sich mit Jugendlichen fotographieren lassen, die seit der sechsten oder siebten Klasse nicht mehr zur Schule gegangen sind und er ist zufrieden. Das weiß die DB und lockt immer wieder mit solchen Kuhhandeln.
Ich habe selten sowas Menschenverachtendes gelesen!

Jeder mit einem bisserl Lebenserfahrung weiß, dass es oft nicht viel braucht, um vom geraden Lebensweg abzukommen:
Scheidung der Eltern, Todesfälle in der Familie, falsche Freunde, schlechte Schule oder Lehrer, inkompetente Berufsberatung sind nur ganz wenige Beispiele.

Was möchtest du mit solchen Jugendlichen machen? Sollen sie lieber kriminell werden und dir eine Kugel in den Kopf jagen?
Chance Plus ist nicht für geistig Minderbemittelte, sondern für Menschen, die die Anforderungen an eine Ausbildung bei der Bahn knapp verpasst haben, sei es im fachlichen oder erzieherischen Bereich.
In dem einjährigen Praktikum haben sie die Möglichkeit, ihre Baustellen zu bearbeiten und dann fit für die Ausbildung zu werden.
Danach müssen sie dieselben Anforderungen erfüllen wie jeder andere Azubi auch, mit allen Prüfungen.

Der Fachkräfte- und Azubimangel ist ein (wenn auch neues) Problem, welches sich in Süddeutschland zuerst bemerkbar macht und auch nicht auf die Bahn beschränkt ist.
Chance Plus ist ein Beitrag von Arbeitgebern, die nicht nach mehr Zuwanderung schreien, sondern versuchen möchten, das vorhandene Potential auszuschöpfen.
Angesichts der Defizite im Bildungssektor ist das auch bitter nötig, denn Bewerbungen gibt es genug, nur nicht mehr genügend geeignete.

Als Deutschlands größter Ausbildungsbetrieb muss sich die Bahn wohl nicht vorwerfen lassen, dass sie nicht genug ausbildet, da schaut es bei den meisten Wettbewerbern doch eher dunkel aus.
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