[M] Eröffnung der U8 im Oktober 1980
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Gestern abend sind mir beim Stöbern im Bücherregal zwei Hefte zur Eröffnung der U8 im Oktober 1980 in die Hände gefallen. Das eine ist ähnlich wie ein "telegraf" aufgemacht und beinhaltet Fahrplaninformationen, Netzpläne und Informationen zu neuen Fahrkartenautomaten, die erstmals an den neuen Bahnhöfen der U8 aufgestellt wurden (jetzt mit Rückgabe von Wechselgeld; 24-Stunden-Tickets sind zu unterschreiben!).
Das andere ist mehr aus technischer Sicht und beinhaltet Informationen zu Bauverfahren, Fotos des Baus und der Bahnhöfe, sowie einen Zukunftsausblick auf den weiteren U-Bahn-Bau.
Eröffnet wurden im Oktober 1980 insgesamt 16 neue Streckenkilometer (Scheidplatz-Neuperlach Süd) mit einer Fahrzeit von 29 Minuten und 18 neuen Bahnhöfen, wodurch sich die Streckenlänge der Münchner U-Bahn schlagartig verdoppelte. Es sollte die einzige U-Bahn-Eröffnung dieser Größenordnung in München bleiben. Die Baukosten für die neue U8 bezifferten sich auf 1,2 Milliarden DM. Ebenfalls eingeführt wurde die U1, zunächst als HVZ-Verstärker Hauptbahnhof-Innsbrucker Ring. So ergab sich im Berufsverkehr ein 2,5-Minuten-Takt auf diesem Kernabschnitt.
Im Oberflächenverkehr blieb die U8 natürlich nicht ohne Auswirkungen. Netztechnisch blieb ein großer Kahlschlag bei der Trambahn zum Glück aus. Der 24er nach Neuperlach entfiel ebenso wie die Strecke durch die Augustenstraße/Tengstraße, dafür wurde der Abschnitt Hohenzollernplatz - Rotkreuzplatz reaktiviert. Einstellige Liniennummern verschwanden weitestgehend (mit Ausnahme des 4ers, der 1983 ohnehin eingestellt wurde) und gerade im Bereich Maximilianstraße/Haidhausen gab es ganz schöne Veränderungen (bisher 1/4/21, jetzt 14/19 durch die Maximilianstraße; zur St. Veit-Straße nur noch eine Linie statt zwei).
Da die Querverbindung Neuperlach/Michaelibad-Ostbahnhof mit Einstellung der Tram 24 entfiel, wurde eine neue Buslinie 59 Ostbahnhof - Michaelibad eingerichet. Hier hätte es meiner Meinung nach durchaus Sinn gemacht, den 24er zwischen Ostbahnhof und Michaelibad (über Ramersdorf - Krumbadstraße) zu erhalten, bis die U5 1988 eröffnet wurde.
Aus heutiger Sicht ist es schon fast unglaublich, dass man 16 Kilometer U-Bahn auf einen Schlag eröffnete. Interessant wäre auch gewesen, wenn man die U8 auf mehrere Lose aufgeteilt hätte, und beispielsweise am Anfang nur Scheidplatz - Innsbrucker Ring fertiggestellt hätte.
Das andere ist mehr aus technischer Sicht und beinhaltet Informationen zu Bauverfahren, Fotos des Baus und der Bahnhöfe, sowie einen Zukunftsausblick auf den weiteren U-Bahn-Bau.
Eröffnet wurden im Oktober 1980 insgesamt 16 neue Streckenkilometer (Scheidplatz-Neuperlach Süd) mit einer Fahrzeit von 29 Minuten und 18 neuen Bahnhöfen, wodurch sich die Streckenlänge der Münchner U-Bahn schlagartig verdoppelte. Es sollte die einzige U-Bahn-Eröffnung dieser Größenordnung in München bleiben. Die Baukosten für die neue U8 bezifferten sich auf 1,2 Milliarden DM. Ebenfalls eingeführt wurde die U1, zunächst als HVZ-Verstärker Hauptbahnhof-Innsbrucker Ring. So ergab sich im Berufsverkehr ein 2,5-Minuten-Takt auf diesem Kernabschnitt.
Im Oberflächenverkehr blieb die U8 natürlich nicht ohne Auswirkungen. Netztechnisch blieb ein großer Kahlschlag bei der Trambahn zum Glück aus. Der 24er nach Neuperlach entfiel ebenso wie die Strecke durch die Augustenstraße/Tengstraße, dafür wurde der Abschnitt Hohenzollernplatz - Rotkreuzplatz reaktiviert. Einstellige Liniennummern verschwanden weitestgehend (mit Ausnahme des 4ers, der 1983 ohnehin eingestellt wurde) und gerade im Bereich Maximilianstraße/Haidhausen gab es ganz schöne Veränderungen (bisher 1/4/21, jetzt 14/19 durch die Maximilianstraße; zur St. Veit-Straße nur noch eine Linie statt zwei).
Da die Querverbindung Neuperlach/Michaelibad-Ostbahnhof mit Einstellung der Tram 24 entfiel, wurde eine neue Buslinie 59 Ostbahnhof - Michaelibad eingerichet. Hier hätte es meiner Meinung nach durchaus Sinn gemacht, den 24er zwischen Ostbahnhof und Michaelibad (über Ramersdorf - Krumbadstraße) zu erhalten, bis die U5 1988 eröffnet wurde.
Aus heutiger Sicht ist es schon fast unglaublich, dass man 16 Kilometer U-Bahn auf einen Schlag eröffnete. Interessant wäre auch gewesen, wenn man die U8 auf mehrere Lose aufgeteilt hätte, und beispielsweise am Anfang nur Scheidplatz - Innsbrucker Ring fertiggestellt hätte.
Die Beibehaltung der Tram Ostbahnhof - Michaelibad war ursprünglich ja auch vorgesehen. Wenn ich so den Fahrplan der Linie 59 mir anschaue (übrigens wurde wohl der 50er Bereich für ehemalige Trambahnlinien verwendet) wurde die Linie aber nicht sehr nachgefragt. Die Leute sind wohl am Karl-Preis-Platz umgestiegen.
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
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Schau mer mal, was es da gab:Jean @ 5 Oct 2010, 11:11 hat geschrieben: (übrigens wurde wohl der 50er Bereich für ehemalige Trambahnlinien verwendet)
51 Effnerplatz - Wettersteinplatz - Säbener Straße, großteils alter 12er
52 Marienplatz/Viktualienmarkt - Candidplatz - Tierpark, großteils alter 5er
53 Ostbahnhof - Nordbad, alter 37er/"Ruinenschleicher"
54 Ostbahnhof - Münchner Freiheit, nein, da fuhr vorher keine Trambahn (war aber durch den Englischen Garten geplant)
55 Hauptbahnhof - Stuntzstraße, nein, durch die Prinzregentenstraße fuhr auch keine Trambahn
56 Ostbahnhof - Sendlinger Tor via Au, auch hier früher keine Trambahn
57 Sendlinger Tor - Implerstraße - Thalkirchen (Tierpark), Kombination aus altem 10er (Isartalbahnhof) und altem 20er (Thalkirchen)
58 Hauptbahnhof - Wettersteinplatz gabs 1980 noch nicht, wurde aber 1983 der Ersatz für den alten 17-Süd
59 Ostbahnhof - Michaelibad, ehemals 24er
Ja, im Großen und Ganzen waren die 50er-Busse ehemalige Trambahnlinien!
DochOliver-BergamLaim @ 5 Oct 2010, 11:18 hat geschrieben: 55 Hauptbahnhof - Stuntzstraße, nein, durch die Prinzregentenstraße fuhr auch keine Trambahn

Grüße
Aus heutiger Sicht ist es schon fast unglaublich, dass man 16 Kilometer U-Bahn auf einen Schlag eröffnete. Interessant wäre auch gewesen, wenn man die U8 auf mehrere Lose aufgeteilt hätte, und beispielsweise am Anfang nur Scheidplatz - Innsbrucker Ring fertiggestellt hätte.
Der Abschnitt Michaelibad - Neuperlach-Süd war ja auch schon Jahre vorher fertig, da man ursprünglich die Abstellanlage in Neuperlach als zweiten Betriebshof geplant hatte, von dem aus die Züge eingesetzt werden sollten.
Symmetrische Fahrpläne: Voraussetzung für gute Anschlüsse in beiden Richtungen Symmetrieminute
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Als Ur-Neuperlacher, der auch bei den U8-Eröffnungsfahrten 1980 dabei war, erinnere ich mich auch daran, dass der Abschnitt schon irre lange fertig gestellt war. Bereits geraume Zeit - vor der Eröffnung - fuhr die U-Bahn U8 bereits im weitgehend regulären Betrieb, aber natürlich ohne Fahrgast-Mitfahrmöglichkeit, wohl die gesamte Strecke, möglicherweise auch nur bis Scheidplatz. Begründet wurde dies, dass eine so lange Strecke einer besonders ausgiebigen Praxiserprobung bedarf.
Ich vermag heute nicht mehr abzuschätzen, wie lange (sicher viele Monate) dieser Probebetrieb dauerte. Weiß das jemand? Ich erinnere mich, wie oft ich auf dem Neuperlacher Fußwegsystem durch die Unterführung unter der Albert-Schweitzer-Straße durchging, die dann zum Bahnhof Quiddestraße werden sollte, und schon lange vor der Eröffnung die Züge rauschen hörte. Man muss bedenken, dass dies nun 30 Jahre her ist, die Erinnerungen sind schwach.
Ähh, genau 30 Jahre ist das her: Wird da was gefeiert? Der Streik verdirbt sicher die Feierlaune, aber vielleicht geht auch dieser mal zu Ende.
Ich vermag heute nicht mehr abzuschätzen, wie lange (sicher viele Monate) dieser Probebetrieb dauerte. Weiß das jemand? Ich erinnere mich, wie oft ich auf dem Neuperlacher Fußwegsystem durch die Unterführung unter der Albert-Schweitzer-Straße durchging, die dann zum Bahnhof Quiddestraße werden sollte, und schon lange vor der Eröffnung die Züge rauschen hörte. Man muss bedenken, dass dies nun 30 Jahre her ist, die Erinnerungen sind schwach.
Ähh, genau 30 Jahre ist das her: Wird da was gefeiert? Der Streik verdirbt sicher die Feierlaune, aber vielleicht geht auch dieser mal zu Ende.
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Sollte in Neuperlach schon gefeiert werden, schließlich war die U8 endlich die angemessene Anbindung der Trabantenstadt an die große, weite Welt.TramPolin @ 5 Oct 2010, 22:49 hat geschrieben: Ähh, genau 30 Jahre ist das her: Wird da was gefeiert? Der Streik verdirbt sicher die Feierlaune, aber vielleicht geht auch dieser mal zu Ende.
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Eswar dann aber lange Zeit umstritten, ob Neuperlach an die S-Bahn oder U-Bahn angenunden wird. Deshalb hat man bei der S-Bahn am Rosenheimer Platz den Abzweig mitgebaut, damit die Großsiedlung Perlach auch an die S-Bahn angebunden werden kann.FR16 @ 6 Oct 2010, 04:54 hat geschrieben: Soweit ich weiß, war der Anschluß an die U-Bahn in Neuperlach bereits in den 60ern in der Planung vorgesehen und entsprechend in die Architektur integriert. Vielleicht erklärt das auch, warum damals ein so großes Los auf einmal eröffnet wurde bzw. Teile davon schon lange fertig waren.
Die gleiche Diskussion "S-Bahn oder U-Bahn" gab es 30 Jahre später auch in der Messestadt, auch da war lange unklar, ob U-Bahn oder Verschwenkung der S-Bahn.
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Zum Glück hat man sich in beiden Fällen für die U-Bahn entschieden. Wenn man sich ansieht, dass die U2-Ost im 5er-Takt ganz gut gefüllt ist, fragt man sich, wie eine S2 im 20er-Takt das Fahrgastaufkommen noch mit hätte aufnehmen sollen. Ganz abgesehen davon, dass die U-Bahn auch eine bessere Netzwirkung mit sich brachte (Giesing - Trudering - Messestadt ist ja auch mehr oder weniger eine brauchbare Tangente).
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Die erste Variante wurde logischerweise zu "Neuperlach Zentrum", als der Stadtrat am 2. Februar 1972 mit knapper Mehrheit den neuen Stadtteil von "Perlach" in "Neuperlach" umbenannte. Im Volksmund wurde der Stadtteil bereits von Anfang an so genannt.168er @ 6 Oct 2010, 16:26 hat geschrieben:Interessant finde ich auch die ursprünglich vorgesehenen Namen für die Sationen in Neuperlach, wie "Perlach-Zentrum" und "Perlach-Subzentrum", obs für Quiddestr. und Neuperlach Süd auch noch Varianten gab, weiß ich nicht.
Quelle: Chronologie Neuperlach
Der zweite Name ist in der Tat interessant. Nach dem Tod von Therese Giehse und der Ehrung mit einer eigenen Straße führte dies dann wohl auch zur Änderung des Stationsnamens. Die ganz genauen Hintergründe kenne ich aber zu dieser Umbenennung nicht. (Edit: Nur so viel: Eine Folge der Münchner Geschichten spielte in Neuperlach (dürfte Neuperlach Nord, Nordost gewesen sein? Sie sollte dort eine Wohnung beziehen, sie lehnte aber ab, es gefiel ihr dort nicht

Ob's andere Namen für Quiddestraße und Neuperlach Süd gab, weiß ich auch nicht. Letzteres hieß wahrscheinlich in den Planungen zunächst "Perlach Süd".
Nicht ganz, in den 1960er-Jahren sah die Planung noch vor, die U-Bahn nach Neuperlach (U1) in West-Ost-Richtung an der Ständlerstraße zu führen. Die Endstation solle am Mercure-Hotel sein (Ständlerstraße/Ecke Karl-Marx-Ring), später sollte die U-Bahn dann zum Grafzentrum verlängert werden.FR16 @ 6 Oct 2010, 04:54 hat geschrieben:Soweit ich weiß, war der Anschluß an die U-Bahn in Neuperlach bereits in den 60ern in der Planung vorgesehen und entsprechend in die Architektur integriert. Vielleicht erklärt das auch, warum damals ein so großes Los auf einmal eröffnet wurde bzw. Teile davon schon lange fertig waren.