Statistische Daten über die Bahn / Einschätzung

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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ChristianL
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Beitrag von ChristianL »

Hallo Eisenbahner,

im Rahmen einer Studienarbeit bräuchte ich ein paar statistische/ technsiche Daten über die Bahn. Es geht darum (neben vielen anderen Dieselbereichen) das Potential zur Hybridisierung von Zügen abzuschätzen. Ich suche schon länger im Internet, finde allerdings finde ich wenig brauchbare (schnelle) Antworten. Da ihr mit dem Thema vertraut seid und mir Schätzungen genügen (wobei ich die Erfahrung gemacht habe, dass man in Foren meistens sehr gute und genaue Antworten bekommt!) hoffe ich, hier schnell und effektiv an Antworten (zur Orientierung) zu kommen. Wäre super wenn mir der ein oder andere Experte bei folgenden Fragen helfen könnte:

1. Wieviel Prozent des Deutschen Streckennetzes ist elektrifiziert? Wird sich dasin den nächsten 20 Jahren deutlich verändern?

2. Wieviele Diesel-Triebwägen sind im (deutschen) Einsatz, was sind die wichtigsten Baureihen? Eine Abschätzung wieviel Prozent der Triebwägen Dieselelektrische, Dieselhydraulische und Dieselmechanische Kraftübertragung nutzen. Was wird sich in Zukunft durchsetzen? Wieviele werden im Jahr verkauft (Größenordnung)?

3. Wieviele Diesel-Rangierloks werden in deutschland genutzt? Welcher Anteil ist Dieselelektrisch, welcher Dieselhydraulisch?


Vielen Dank schon im voraus! :)
Christian

PS: Falls ihr darüberhinaus Infos / Tipps zu Hybdridantrieb im Zugbereich habt, freue ich mich wenn ihr mir auch die mitteilt.
DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

ChristianL @ 22 Oct 2010, 19:03 hat geschrieben: Hallo Eisenbahner,

im Rahmen einer Studienarbeit bräuchte ich ein paar statistische/ technsiche Daten über die Bahn. Es geht darum (neben vielen anderen Dieselbereichen) das Potential zur Hybridisierung von Zügen abzuschätzen. Ich suche schon länger im Internet, finde allerdings finde ich wenig brauchbare (schnelle) Antworten. Da ihr mit dem Thema vertraut seid und mir Schätzungen genügen (wobei ich die Erfahrung gemacht habe, dass man in Foren meistens sehr gute und genaue Antworten bekommt!) hoffe ich, hier schnell und effektiv an Antworten (zur Orientierung) zu kommen. Wäre super wenn mir der ein oder andere Experte bei folgenden Fragen helfen könnte:

1. Wieviel Prozent des Deutschen Streckennetzes ist elektrifiziert? Wird sich dasin den nächsten 20 Jahren deutlich verändern?

2. Wieviele Diesel-Triebwägen sind im (deutschen) Einsatz, was sind die wichtigsten Baureihen? Eine Abschätzung wieviel Prozent der Triebwägen Dieselelektrische, Dieselhydraulische und Dieselmechanische Kraftübertragung nutzen. Was wird sich in Zukunft durchsetzen? Wieviele werden im Jahr verkauft (Größenordnung)?

3. Wieviele Diesel-Rangierloks werden in deutschland genutzt? Welcher Anteil ist Dieselelektrisch, welcher Dieselhydraulisch?


Vielen Dank schon im voraus! :)
Christian

PS: Falls ihr darüberhinaus Infos / Tipps zu Hybdridantrieb im Zugbereich habt, freue ich mich wenn ihr mir auch die mitteilt.
Zu 1.

Stand 2006: 41315km total, davon 19857 elektrifiziert. Ist aber mit Vorsicht zu genießen, da eine eigentliche Fernbahnstrecke wie München - Lindau natürlich relevanter ist als eine winzige Nebenbahn.

2. Wieviele Triebwagen im Einsatz sind, weiß ich gerade nicht, die wichtigsten Baureihen sind 611, 612, 628, 642, 643/644 - im Norden noch der ICE TD. Streckendiesellokomitven sind derzeit die wichtigsten die 218 und bei den Privatbahnen die Siemens Eurorunner. Die meisten sind diesellelektrisch,

3. Da musst du die echten Freaks fragen ;)
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von Daniel Schuhmann »

Der Anteil von dieselelektrischen Rangierloks dürfte bei weit unter einem Prozent liegen. Selbst die neue Voith Gravita 10 BB ist dieselhydraulisch. Da dürfte selbst die dieselmechanische Kraftübertragung noch einen höheren Stellenwert haben als die dieselelektrische.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Ich denke, das Potential von Hybridantrieben lässt sich mit solchen Fragestellungen nicht abschätzen. Als Brückentechnologie hat die Hybridtechnik da ihre Chance, wo es sich anbietet mit kurzen Hybridphasen elektrische und damit preiswerte und klimagünstige Verkehre anzubieten, wo sich eine Elektrifizierung nicht lohnt.
Sprich, Hybridantriebe haben da eine Chance, wo viel unter Draht gedieselt wird. Um einer Studie Anwendungsbezogenheit zu geben, sollte vielmehr in diese Richtung geforscht werden: wo ist das Verhältnis Diesel unter Draht besonders hoch?
Für den Münchner Raum ist aktuell die Strecke München - Mühldorf und vor die Strecken der Münchner Oberlandbahn zu nennen. Bei beiden gab es auch Vorstöße aus der Politik zum Einsatz von Hybridfahrzeugen.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

ChristianL @ 22 Oct 2010, 19:03 hat geschrieben: 1. Wieviel Prozent des Deutschen Streckennetzes ist elektrifiziert? Wird sich dasin den nächsten 20 Jahren deutlich verändern?
Nur geringfügig. Aber sei bei den Angaben vorsichtig - eine Strecke wo einmal in der Woche ein Güterzug fährt taucht in der Statistik auch auf - ist für die Betrachtungen aber relativ irrelevant. Versuch lieber die Kilometerleistungen rauszubekommen - Informationen bekommst Du z.B. bei den Bestellern im jeweiligen Bundesland, oder auch in Übersichtsseiten, die hier teilweise auch verlinkt sind in den Signaturen.
2. Wieviele Diesel-Triebwägen sind im (deutschen) Einsatz, was sind die wichtigsten Baureihen?
Das sind ziemlich viele, der Dieseltriebwagenmarkt ist ziemlich umfangreich und es gibt sehr viele Modelle. Letztlich sind aber die meisten ähnlich.
Eine Abschätzung wieviel Prozent der Triebwägen Dieselelektrische, Dieselhydraulische und Dieselmechanische Kraftübertragung nutzen. Was wird sich in Zukunft durchsetzen? Wieviele werden im Jahr verkauft (Größenordnung)?
Verbreitet ist vorallem dieselhydraulisch und dieselmechanisch, der dieselelektrische Antrieb ist in Deutschland mehr eine Randerscheinung (610 und 605 würden mir da als wichtigste Vertreter einfallen)
PS: Falls ihr darüberhinaus Infos / Tipps zu Hybdridantrieb im Zugbereich habt, freue ich mich wenn ihr mir auch die mitteilt.
Erkundig Dich mal über das Testfahrzeug, das demnächst von der Westfrankenbahn getestet werden soll - google oder auch die Forensuche hier sollte dazu etwas liefern. Sonst ist Hybridtechnik im Eisenbahnbereich noch nicht verbreitet, da hier deutlich größere Energien gespeichert werden müssen als im Auto, was das ganze etwas komplizierter macht (Gewicht etc). Man fängt in Deutschland erst mit den ersten Versuchen an, von der Serienreife ist man noch weit entfernt.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Systemfehler
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Beitrag von Systemfehler »

Hier das Hybrid-Fahrzeug bei der WestFrankenBahn:
KLICK

Ansonsten wäre denke ich mal zu präzisieren, welche Art von "Hybrid" du meinst.
Das, was Boris gerade angesprochen hat und auch bei der WFB erprobt werden soll, ist ein dieselelektrischer Triebwagen, der die durch Bremsen gewonnene Energie speichert und zum Anfahren wieder verwendet.

Aufgrund der Formulierung des ersten Beitrags von ChristianL und seiner Frage nach dem Fortschritt der Elektrifizierung denke ich mal, er meint dieselelektrische Triebwagen, die ihre elektrische Energie sowohl vom Dieselmotor als auch aus der Oberleitung beziehen können?!
Der Franzose hat solche Züge im Regionalverkehr schon länger im Betrieb, auf wichtigen Hauptstrecken fahren die mit Energieversorgung aus der Oberleitung, und dann auf den nicht-elektrifizierten Strecken mit Dieselmotor.

Finde die Idee gar nicht so schlecht... neben der BOB und den Mühldorfer Strecken würde mir da noch der Allgäu-Franken-Express von Lindau über Augsburg nach Nürnberg einfallen (teilweise fährt der in den Tagesrandlagen sogar nur Augsburg - Nürnberg), der eben große Teile seiner Strecke unter Strick fährt.
Ich finde, hier ist es an der BEG, in den Ausschreibungen entsprechende Fahrzeuge vorzuschreiben. Natürlich müsste die -deutsche- Fahrzeugindustrie auch solche Fahrzeuge liefern. (um dem Aufschrei vorzubeugen, wenn die Bahn bei Alsthom bestellt ;) )

LG
Systemfehler
ChristianL
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Beitrag von ChristianL »

Also danke zunächst für die vielen Antworten!

Es geht um Triebwägen / Loks welche Bremsenergie in Batterien / Supercaps oder Hydraulischen Systemen Speichern. Mit Hybrid war keine Kombination aus Diesel / Oberleitung gemeint (imho wäre das auch kein Hybrid da nur ein Energiespeicher).

Die Bremsenergie zu speichern macht nur Sinn in Anwendungsbereichen in denen häufig gebremst / angefahren wird. Wenn Oberleitungen exisiteren wird vermute ich größten Teils in die Oberleitung rückgespeist.

Die Frage mit der dieselelektrischen Kraftübertragung hat sich darauf bezogen, dass hier Batterien (und sonstige Speicher) verhältnismäßig nachzurüsten wären. Was mich wundert ist daher, wieso ausgerechnet ein diesel-mechanischer Antrieb im Desiro umgerüstet wird?

Kann ich davon ausgehen, dass die Hybrid Systeme in Zukunft maßgeblich von MTU / Caterpillar / Cummins (also den Motorenherstellern) kommen und implementiert werden, oder kann das auch von Siemens / Bombardier / Alstom ausgehen (haben die überhaupt was mit dem Antrieb zu tun oder nur Chassis)?

In welcher Größenordnung bestellt die Bahn jedes Jahr Triebwägen? Besteht in den nächsten Jahren überhaupt Bedarf? Welche Triebwägen sind die wichtigsten und aktuellsten für Kurzstrecken, also in denen viel Rekuperation möglich wäre?

Beste Grüße
Christian
Systemfehler
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Beitrag von Systemfehler »

Hehe, ich hab grad mal gegoogelt... jetzt weiß ich, warum die nen diesel-mechanischen Triebwagen umrüsten ;)

Wikipedia sagt
Hybridantrieb bezeichnet allgemein die Kombination verschiedener Techniken für den Antrieb. Der Antrieb ist also hybrid.
Ein Hybridfahrzeug ist nach UNO-Definition ein Fahrzeug, in dem mindestens zwei Energieumwandler und zwei im Fahrzeug eingebaute Energiespeichersysteme vorhanden sind, um das Fahrzeug anzutreiben.
Einmal ham die also nen diesel-mechanischen Diesel, der aus dem Kraftstofftank gespeist wird, und einmal nen Elektromotor, der aus ner "Batterie" gespeist wird.
Zwei verschiedene Techniken. Wäre es ein diesel-elektrischer Triebwagen, dann wäre die Antriebstechnik ja die selbe (elektrisch), nur der Energiespeicher ein anderer.


Ich war zwar bisher der Meinung (und bins immer noch), dass ein Triebwagen der mit Strom aus der OL und Dieselmotor fahren kann, auch ein Hybridfahrzeug ist, aber Wikipedia sagt auch, dass das nach UNO-Definition strenggenommen ein Zweikrafttriebwagen ist, kein Hybridfahrzeug... :rolleyes:



Aber mal zurück zum Thema:
Hast du es schon mal offiziell bei der Bahn mit einer Anfrage probiert? Vielleicht bekommst du da ein paar verlässlichere Zahlen...

Bezüglich Dieseltriebwagen: DB Regio AG
Bezüglich Streckennetz: DB Netz AG


Hier auch ein paar Zahlen und Fakten

Viel Erfolg bei deiner Studienarbeit!
ChristianL
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Beitrag von ChristianL »

Ich habe als wichtigste / aktuellste Diesel-Triebwägen jetzt mal:

Triebwagen Einsatzbereich Kraftübertragung Motor Hersteller Anzahl (ca)
DBAG 610 Nahverkehr elektrisch MTU Siemens
DBAG 611 schneller Regionalverkehr hydraulisch MTU Adtranz 50
DBAG 612 schneller Regionalverkehr hydraulisch Cummins Adtranz / Bombardier 192
DBAG 640 Nahverkehr mechanisch ? Alstom 500
DBAG 642 Nahverkehr mechanisch MTU / MAN Siemens 305
DBAG 643 Regionalverkehr mechanisch ? 630kw Bombardier 34
DBAG 644 S-Bahn-artiger Verkehr elektrisch ? 1100kw Bombardier 63



Habt ihr irgendwelche Ergänzungen?
ropix
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Beitrag von ropix »

Hm... - also unter Hybridfahrzeug verstehe ich Fahrzeuge die ihre Bewegungsenergie aus mehr als einem "Treibstoff" gewinnen können. Deine Definiton von Hybrid widerspricht sich leider selbst (meinst jetzt ein Fahrzeug mit einem Primärkraftstoff und Energiespeicher oder ein Fahrzeug mit zwei Primärenergieträgern) zu letzterem würde mir spontan ein existentes Beispiel beim AKN einfallen, die fahren mit ihren dieselelektrischen Triebwagen weiter auf den Gleisen der Hamburger S-Bahn - hier mittels Seitenstromschine.

Und auch zum Thema Rangierloks gibts ein Beispiel - dies allerdings aus der Schweiz, siehe 30 Hybridloks bei Stadler gekauft

Zum Thema Oberleitung / keine Oberleitung. Für Güterzüge reicht es nicht nur die Strecke an sich zu betrachten. Interessant ist auch die Frage obs am Start-Zielort in den letzten Metern Oberleitung gibt.

Siemens fängt mit dem Vectron in Dieselausführung jetzt an sich Gedanken über den Spritverbrauch zu machen. So kann man den Vectron jetzt mit zwei Motoranlagen erwerben. Einen Hauptmotor der genug Strom für alle liefert und einen kleineren der im Stand allein die Stromversorgung der Lok übernimmt. (Wahlweise mit oder ohne Kompressor, Zugsammelschiene wenn ich das richtig verstanden hab braucht immer den Hauptgenerator). Damit lässt sich Laufzeit und Spritverbrauch senken. Siemens spricht da von zwischen 2 und 10% Prozent wenn ich es noch richtig im Kopf hab. Außerdem speist schon der Eurorunner Bremsenergie in die Zugsammelschine zurück. Ein cleveres Wagenmanagement würde in diesem Augenblick also extrem das heizen/kühlen anfangen und schon wäre die Energie auch sinnvoll verwendet. Zumindest bei Dostos wäre hier also nur noch ein Softwareupdate nötig.

Für den Anwendungsfall Bremsenergie speichern und zum losfahren wiederverwenden kann ich nur sagen: mit den derzeit verfügbarern Mitteln noch nicht sinnvoll möglich. Ein solcher Energiespeicher müsste extrem schnell bei hoher Spannung (schnell gebremst) oder auch mit dauerhaft abegebener Kleinspannung (wenig bremsleistung) zurechtkommen, die Energie dann möglichst lange halten, da im vorhinein nicht bekannt ist obs in 30 Sekunden, einer Minute oder eben auch 5 Minuten - oder ner Stunde - weitergeht. Es gab imho von Siemens einen Versuch einen Eurorunner mit Supercaps auszurüsten um Teile der Bremsenergie zu speichern. Was daraus geworden ist keine Ahnung.

Neubeschaffung von Triebwagen. Die wird wohl in den kommenden Jahren in etwa auf dem gleichen Level bleiben. Für viele Ausschreibungen sind neue TW gefordert. Würde die Bahnindustrie Triebwagen mit Stromspeichern anbieten, wahrscheinlich würden diese bei Ausschreibungsvergabe auch bevorzugt zum Zuge kommen. (Umweltschutz macht sich ja immer gut) Potential wäre also vorhanden. Dabei bestellt aber nicht die Bahn sondern eine ganze Reihe von Unternehmen - halt immer jenes welches die Ausschreibung gerade gewonnen hat.

Noch kurz ein kleines Problem am Rande bei den meisten dieselelektrischen Lokomotiven/Triebwagen. Das sind boshafter weise nämlich fast alles Drehstromloks. Also 605, 610, ER20 usw... und nicht alle davon haben auch einen Gleichstromzwischenkreis. Der ist aber nötig damit man überhaupt Strom speichern kann. Es braucht also schon ein bisschen mehr als nur den Energiespeicher. Frequenzrichter/Gleichrichter für die Fahrmotoren sind auch noch nötig. Den 642 hat man als Versuchsfahrzeug vermutlich deswegen ausgewählt weil er einfach eines der häufigsten Fahrzeuge im Netz der DB war (zum Zeitpunkt der Auswahl) - passende Gleichstromdieseltriebwagen hätts sowieso keine gegeben (605 war da ausm Rennen, beim 610 einen Energiespeicher nachzurüsten dürfte wohl bedeuten das Teil elektrisch neuzubauen, außerdem ist das eine Splitterbaureihe :D ).

Am interessantesten dürften in Zukunft sowieso dreihybridfahrzeuge werden. Strom vom Dieselaggregat, ausder Oberleitung und ausm Speicher. Sowas deutete sich auf der Innotrans auch schon an. Da gabs für den (ja für wen eigentlich - 440, oder) neben den Länderpacks mit passendem Bügel und Trafo auch den Strom aus der Steckdose-Powerpack mit Dieselantrieb. Desweiteren wird sich wohl auch ein Strom aus der Steckdose-Akkupack installieren lassen. genug Platz ist aufm 440 zumindest vorhanden. Und in 10 jahren, wenn die Technik dafür mal reif ist, ist sie auch so klein und leicht geworden, dass man sich hierrüber höchstwahrscheinlich weniger Gedanken machen muss.

Rückspeisen in die Oberleitung: Mittlerweile ja Gott sei Dank ja. Alle Elektroloks die jünger oder gleichalt der 120er sind können das Dank Drehstromantrieb. Schaltwerkloks wie die 111 oder sonstige wie der 420er verheizen die Bremsenergie aber (und brauchen am Ende noch Strom aus der Oberleitung um zu bremsen höhöhö)

Ich denke für Hybridlösungen wird es zwei Typen von Herstellern geben. Die Motorproduzenten als Nachrüstsatz, die Zughersteller für komplett neugelieferte Züge. Letztlich arbeiten die aber auch wieder zusammen.

Die Triebwägen für Kurzstrecken: Es gibt Regiotrams mit Dieselmotor, die haben auch schon die passende elektrische Übertragung um - ich denk zumindest - wirklich nur einen Energiespeicher einzubauen. 628, 642 und 650 dürften die häufigsten Triebwagen im allgemeinen sein. Zumindest hier im Süden. 628 ist allerdings auf dem aussterbenden Ast (fragt sich nur wie viele Jahrzehnte dieser Ast noch hält), 642 ist ebenfalls im Handel nicht mehr erhältlich :D

Lint, Regioshuttle dürften wohl die Fahrzeuge sein mit denen sich eine Beschäftigung lohnen würde.
-
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Beitrag von Bayernlover »

ropix @ 23 Oct 2010, 14:56 hat geschrieben: Hm... - also unter Hybridfahrzeug verstehe ich Fahrzeuge die ihre Bewegungsenergie aus mehr als einem "Treibstoff" gewinnen können.
Hm, was ist dann der Toyota Prius?

Wiki gibt bisschen Hilfestellung
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Beitrag von ChristianL »

Den Ansatz mit Oberleitung/Diesel/Batterie habe ich schon im Zusammenhang mit dem MITRAC Hybridsystem von Alstom gelesen.
Denkt ihr wirklch, dass sowas interessant wird? Klar Modulare Bauweise etc. schön und gut, aber ist es Bahnpraxis das Triebwägen häufig von elektrifizierte auf nicht elektr. Strecken gewechselt werden? ich habe den eindruck dass va. im Regionalverkehr auf Sparlösungen zurückgegriffen wird, die auch nur regional funktionieren müssen?

Wenn man andere Branchen betrachtet verstehe ich absolut nicht wieso in der Bahnwelt so eine Typenvielfalt herrscht. Welche Gründe hat das? Wird eine Konsolidierung in den nächsten Jahren bevorstehen?
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chris232
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Beitrag von chris232 »

ChristianL @ 23 Oct 2010, 14:35 hat geschrieben: Habt ihr irgendwelche Ergänzungen?
Jap: BR 628, 641 und 648. Vom 628 gab's immerhin über 450 Fahrzeuge, von denen noch sehr viele im Einsatz sind.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Beitrag von 146225 »

chris232 @ 23 Oct 2010, 19:01 hat geschrieben: Jap: BR 628, 641 und 648. Vom 628 gab's immerhin über 450 Fahrzeuge, von denen noch sehr viele im Einsatz sind.
Ich erlaube mir mal, den (0)650 noch draufzulegen.
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Beitrag von Bogestra »

Boris Merath @ 22 Oct 2010, 23:37 hat geschrieben: Das sind ziemlich viele, der Dieseltriebwagenmarkt ist ziemlich umfangreich und es gibt sehr viele Modelle. Letztlich sind aber die meisten ähnlich.
Das ist eines der großen Probleme im hochsubventionierten Nahverkehr: Zumindest für jedes Teilnetz gibt es eine eigene (Unter)baureihe. Kompatiblität, wie im nicht subventionierten Fernverkehr, die dort durch den ICx hergestellt werden soll, gibt es dort nicht.
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Beitrag von Bayernlover »

Bogestra @ 24 Oct 2010, 17:09 hat geschrieben: Das ist eines der großen Probleme im hochsubventionierten Nahverkehr: Zumindest für jedes Teilnetz gibt es eine eigene (Unter)baureihe. Kompatiblität, wie im nicht subventionierten Fernverkehr, die dort durch den ICx hergestellt werden soll, gibt es dort nicht.
Wer ist denn aber Deiner Meinung daran schuld? In meinen Augen die Tatsache, dass jedes Netz seine Eigenheiten und damit verschiedene Ansprüche an das eingesetzte Rollmaterial hat.
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Beitrag von ChristianL »

Könntest du das mit den Subventionen genauer erklären?
Inwiefern führt das zu hoher Modelvielfalt?
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Beitrag von Bayernlover »

ChristianL @ 24 Oct 2010, 18:09 hat geschrieben: Könntest du das mit den Subventionen genauer erklären?
Naja, die Bundesländer bestellen direkt (über Bestellergesellschaften, in Bayern ist dies die Bayrische Eisenbahngesellschaft) oder indirekt (über Verkehrsverbünde bzw. Zweckverbände) die Nahverkehrsleistungen. Und da man dies niemals kostendeckend geschweigedenn gewinnbringend tun kann, wird halt Geld zugeschossen. Das muss sein, weil es einen Versorgungsauftrag gibt. Sprich: Es muss auch dort gefahren werden, wo es sich rein vom Geld her nicht lohnt.
Inwiefern führt das zu hoher Modelvielfalt?

Nunja, jeder Besteller fordert halt andere Sachen, weil auch jedes Netz so seine Eigenheiten hat. Und übrigens gibt es auch im ICE-Verkehr mehrere Baureihen, lieber Bogestra ;)
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Beitrag von Boris Merath »

Bayernlover @ 24 Oct 2010, 20:45 hat geschrieben: Und übrigens gibt es auch im ICE-Verkehr mehrere Baureihen, lieber Bogestra ;)
Ja, die wurden aber nicht alle innerhalb der letzten 5 Jahre gekauft, und die Unterschiede betreffen nur wesentliche Details (ICE normal, ICE mit Neigetechnik, ICE als Diesel, also genau drei grundlegende Bauformen).
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Boris Merath »

Bayernlover @ 24 Oct 2010, 17:22 hat geschrieben: Wer ist denn aber Deiner Meinung daran schuld? In meinen Augen die Tatsache, dass jedes Netz seine Eigenheiten und damit verschiedene Ansprüche an das eingesetzte Rollmaterial hat.
Und wo sollen die wesentlichen Unterschiede sein?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Bayernlover »

Boris Merath @ 24 Oct 2010, 23:55 hat geschrieben: Und wo sollen die wesentlichen Unterschiede sein?
Anzahl von Türen fällt mir da auf Anhieb ein. Bei steigungsreichen Strecken möglicherweise die Leistung, dann die Aufteilung des Innenraumes etc.
Belebt nicht auch die Konkurrenz das Geschäft, heißt, die Firmen müssen sich etwas einfallen lassen, um ein EVU an sich zu binden. Das fördert die Innovation. Und es ist ja nicht so, dass auf der S-Bahn München zehn verschiedene Fahrzeugtypen unterwegs sind.
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Beitrag von Bogestra »

ChristianL @ 24 Oct 2010, 18:09 hat geschrieben: Könntest du das mit den Subventionen genauer erklären?
Inwiefern führt das zu hoher Modelvielfalt?
Ja.

Also fangen wir mal an: Im Fernverkehr gibt es unterschiedliche Zugsorten, aber die sind nicht in den letzten fünf Jahren beschafft worden. Es gibt den ICE 3, der ist zehn Jahre alt, den ICE 2, der ist 15 Jahre alt, den ICE 1, der in zwanzig Jahre alt und IC- sowie IR-Waggons, die sind zwischen 25 und 35 Jahre alt. ICE T und ICE TD müßten auch ungefähr zehn Jahre alt sein.

Der Fernverkehr ist eigenwirtschaftlich, jede Ausgabe, die dort getätigt wird, muß auch im Fernverkehr wieder erwirtschaftet werden. Deshalb muß man hier so kostensparend wie möglich arbeiten. Die DB verfolgt den Ansatz, nachdem sie zunächst den InterRegio eingestellt hat, auch den InterCity mit dem ICE zu vereinen. Der ICx wird die neue Triebzug sein, der sämtliche InterCity-Züge sowie ICE 1 und ICE 2 ersetzen soll. Die Züge werden untereinander kompatibel sein. Das spart Geld.

Der Regionalverkehr ist vom Steuerzahler bezuschußt. Mit Vergaben von Linien und Teilnetzen werden Neufahrzeuge gefordert, die so auszusehen haben, wie der Aufgabenträger es verlangt. Natürlich kann man einen Zug, der fürs Teilnetz Meierdorf beschafft wurde, notfalls im Teilnetz Müllerstadt einsetzen, aber eigentlich gehören die Züge zu den jeweiligen Vergabenetzen. Und das ist nur zu finanzieren, weil der Nahverkehr jedes Jahr mit rund sechs Milliarden Euro aus Steuergeldern subventioniert wird.
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Beitrag von Boris Merath »

Bayernlover @ 25 Oct 2010, 11:38 hat geschrieben: Anzahl von Türen fällt mir da auf Anhieb ein. Bei steigungsreichen Strecken möglicherweise die Leistung, dann die Aufteilung des Innenraumes etc.
Unterscheidet sich bei den diversen VT-Modellen größtenteils nur geringfügig.
Belebt nicht auch die Konkurrenz das Geschäft, heißt, die Firmen müssen sich etwas einfallen lassen, um ein EVU an sich zu binden. Das fördert die Innovation.
Erhöht aber dennoch den Aufwand für die Ersatzteilbeschaffung.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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