Deutsche Sprache, Schwere Sprache...

Alles was in den anderen Foren OFF-TOPIC wäre.
<br>Guinan freut sich auf Ihren Besuch.
NJ Transit
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5192
Registriert: 07 Sep 2009, 15:55
Wohnort: Wabe 320
Kontaktdaten:

Beitrag von NJ Transit »

Boris Merath @ 9 Nov 2010, 16:50 hat geschrieben: Rumanalysieren und Zerpflücken von Texten, verbunden mit blühender Phantasie die jeder Grundlage entbehrt. Beispiel Gedichtsinterpretation:
Man bekommt ein 8zeiliges Gedicht und soll darüber dann einen Text von mindestens drei Seiten schreiben, davon mindestens ne halbe Seite Inhaltszusammenfassung, dann auch so Kram wie Analyse der Stilmittel und inhaltliche Interpretation. Sprache und Rechtschreibung des Aufsatzes macht davon maximal eine Notenstufe aus, Wert gelegt wird vorallem auf möglichst viel Geschwafel. Wer das nicht mag oder kann hat Pech gehabt. Zumindest an meiner Schule wars so.

(und wie man über ein 8zeiliges Gedicht 2 Seiten Inhaltszusammenfassung schreiben kann (der ganze Aufsatz von ihr war glaub ich über 10 Seiten!) und dafür auch noch eine 1 bekommt ist mir bis heute schleierhaft...

Für Interpretationen von Büchern oder Kurzgeschichten gilt da ähnliches, auch wenn man da etwas mehr schreiben kann als über Gedichte.
Naja... also bevor es in Deutsch nur noch um interpretieren, analysieren und erörtern gign, hatte ich immer 4er... jatzt bin ich in Deutsch ein 1er-Schüler... :unsure: :blink:

Aber machmal fragt man sich wirklich, ob sich der Poet wirklich so viel bei den Gedichten gedacht hat, oder ob da das werte Deutschkollegium einfach unendlich viele Sachen reininterpretiert. In Amerika ist das im Englischunterricht übrigens mindestens genauso, wenn nicht sogar schlimmer. Aber auch hier darf die Frage erlaubt sein: Wofür braucht Otto Normaldödel die Fähigkeit, einen Vierzeiler auf zwei Seiten aufzublasen? Wäre es nicht sinnvoller, im Deutschunterricht Bewerbungen, Rhetorik und dergleichen zu behandeln?
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

NJ Transit @ 9 Nov 2010, 17:39 hat geschrieben: Aber auch hier darf die Frage erlaubt sein: Wofür braucht Otto Normaldödel die Fähigkeit, einen Vierzeiler auf zwei Seiten aufzublasen? Wäre es nicht sinnvoller, im Deutschunterricht Bewerbungen, Rhetorik und dergleichen zu behandeln?
Beides ist wichtig. Letzteres sollte natürlich nicht vernachlässigt werden, da es für die Praxis eine wichtige Rolle spielt. Ersteres fördert aber auch einige Fähigkeiten und schadet sicher keinesfalls. Auf wenn man später im Beruf keine Gedichte oder Romane mehr analysiert, kann man durchaus davon profitieren - man hat das abstrakte Denken verbessert, aber auch die Fähigkeit, verständlich zu formulieren (wozu man keine Gedichte als Vorlage verwenden muss, es ist aber eine probate Möglichkeit) und generell Ausdrucksfähigkeit sowie aktiven Wortschatz verbessert und erweitert. In kaum einem Beruf ist man davon befreit, Texte zu formulieren. Früher gab es Sekretärinnen, die tippten und vieles wieder geradebogen, heute schreiben z.B. Sachbearbeiter meist ihre Texte selbst.

Ich habe früher vieles im Schulunterricht gehasst, speziell auch im Deutschunterricht. Hätte man mir damals gesagt, dass dies keine Selbstkasteiung ist, sondern wirklich was bringt und auch andere Fähigkeiten verbessert, hätte ich mich vielleicht mehr angestrengt. ;)
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

NJ Transit @ 9 Nov 2010, 17:39 hat geschrieben: Aber machmal fragt man sich wirklich, ob sich der Poet wirklich so viel bei den Gedichten gedacht hat, oder ob da das werte Deutschkollegium einfach unendlich viele Sachen reininterpretiert.
Da gibts nen sehr schönen Text von Hans Magnus Enzensberger zu dem Thema, den wir in der Schule sogar behandelt haben (auch wenn der Lehrer der Meinung war dass das was der geschrieben hat nicht stimmt). Und nein, in der Regel denken sich Dichter lang nicht so viel wie behauptet wird - das führt das ganze ja so zum absurden....
Wäre es nicht sinnvoller, im Deutschunterricht Bewerbungen, Rhetorik und dergleichen zu behandeln?
Ich habe eigentlich zwei Hauptkritikpunkte am Deutschunterricht. Zum einen die ausschließliche Konzentration auf Literatur und das über viele Jahre hinweg, zum anderen aber auch, dass man sich in der Literatur viel zu viel mit formalem Kram beschäftigt, und viel zu wenig mit dem Inhalt. Gerade in Kombination mit Auswahl interessanter Texte und Bezug zum Fach Geschichte könnte man hier denke ich einiges herausholen, aber zumindest in den Texten die wir behandelt haben ging es fast ausschließlich um Adel und weise Leute - gähnend langweilig. Und wenn es doch mal nen interessanten Text gegeben hat, wurden die inhaltlichen Aspekte fast ganz ausgelassen und nur wieder auf allen möglichen Stilmitteln rumgeritten.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

TramPolin @ 9 Nov 2010, 18:00 hat geschrieben: Auf wenn man später im Beruf keine Gedichte oder Romane mehr analysiert, kann man durchaus davon profitieren - man hat das abstrakte Denken verbessert, aber auch die Fähigkeit, verständlich zu formulieren.
Wo hier abstraktes Denken gefördert werden soll kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Kann aber natürlich sein dass Du da bessere Lehrer hattest.

Und dass die Fähigkeit verständlich zu formulieren durch den Zwang zum Schwafeln verbessert werden soll kann ich so auch nicht bestätigen.
(wozu man keine Gedichte als Vorlage verwenden muss, es ist aber eine probate Möglichkeit)
Nein, ist es in meinen Augen nicht - weil viele Leute hier Probleme haben den nötigen Inhalt reinzuphantasieren, und auf die Art gar nicht die Möglichkeit haben einen gescheiten Text zu schreiben mangels Stoff.
und generell Ausdrucksfähigkeit sowie aktiven Wortschatz verbessert und erweitert.
Welcher Wortschatz, den man außerhalb einer Gedichtinterpretation brauchen kann, wird da erweitert?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Boris Merath @ 9 Nov 2010, 18:39 hat geschrieben:Wo hier abstraktes Denken gefördert werden soll kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Kann aber natürlich sein dass Du da bessere Lehrer hattest.

Und dass die Fähigkeit verständlich zu formulieren durch den Zwang zum Schwafeln verbessert werden soll kann ich so auch nicht bestätigen.

Nein, ist es in meinen Augen nicht - weil viele Leute hier Probleme haben den nötigen Inhalt reinzuphantasieren, und auf die Art gar nicht die Möglichkeit haben einen gescheiten Text zu schreiben mangels Stoff.
Das ist ja vielleicht gerade die Kunst. dort was zu erkennen, wo nicht viel ist. Allerdings halte ich auch nichts davon, wenn man die Schüler das bis zum Exzess machen lässt. Da verliert ja selbst der Fleißigste die Motivation und wird keinen Sinn mehr darin erkennen. Als Übung kann es aber schon mal sinnvoll sein. Es kommt aber auch auf den Lehrer an. Vor allem darauf. Ich hatte viele Lehrer, sehr gute und weniger gute. Bei einigen gab es damals schon viele Aha-Effekte, andere Lehrer wiederum haben wir was vermittelt, was ich erst Jahre später wirklich einordnen konnte, bei wiederum anderen war vieles nur sinnlos und unproduktiv.
Boris Merath @ 9 Nov 2010, 18:39 hat geschrieben:Welcher Wortschatz, den man außerhalb einer Gedichtinterpretation brauchen kann, wird da erweitert?
Bei einer Gedichtsinterpretation kommen ja nicht nur literarische Fachbegriffe vor, von daher ist auch so was eine gute Übung, mit der man allgemein seine sprachlichen Fähigkeiten verbessern kann.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

TramPolin @ 9 Nov 2010, 19:07 hat geschrieben: Das ist ja vielleicht gerade die Kunst. dort was zu erkennen, wo nicht viel ist.
Das zu erkennen was da ist ist sicherlich eine sinnvolle Sache - im Deutschunterricht wird man aber gezwungen auch da Sachen zu erkennen wo überhaupt nichts ist - und das ist dann nicht mehr sinnvoll.
Bei einer Gedichtsinterpretation kommen ja nicht nur literarische Fachbegriffe vor
Was für welche sonst? Also ich behaupte der Lateinunterricht hat mir wesentlich mehr in der deutschen Sprache gebracht als der Deutschunterricht...
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Benutzeravatar
JNK
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4527
Registriert: 13 Mär 2008, 20:13
Wohnort: Wuppertal

Beitrag von JNK »

Also wir hatten in der elften Klasse einen Deutschlehrer, der auch die Schreibwerkstatt AG betrieb, bei dem Deutsch Spaß gemacht hat. Die Grundlage bei Interpretationen war: Wenn Du Deine Interpretation belegen kannst (These, Beleg, Erläuterung), dann akzeptiere ich das. Später im Deutsch-LK (anderer Leerkörper) galt dann dann nur noch das als gelungene Interpretation, was im Curriculum stand. Das war idiotisch.

Randnotiz:
A propos Curriculum: Die neuesten Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft schaffen es erst nach zwanzig Jahren ins Geschichtsbuch!
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

TramPolin @ 9 Nov 2010, 19:07 hat geschrieben:Bei einer Gedichtsinterpretation kommen ja nicht nur literarische Fachbegriffe vor, von daher ist auch so was eine gute Übung, mit der man allgemein seine sprachlichen Fähigkeiten verbessern kann.
Ja, zum Bleistift dieses Gedicht:

Die Katze sitzt am Loche
und wartet auf die Maus schon eine Woche.
Endlich leises Piepsen klingt,
die Maus ihr Fell zu Markte bringt?
Oh nein, so ist das nicht,
die Maus, der kleine Wicht
entwischt der Katz
in großer Hatz.
Schließlich tönt aus großer Nähe
dass Gebell der Wolfshundfähe.
Die Katz in ihrer Not
steigt auf den Baum,
sonst wär sie tot.
Die Maus derweil verschwindt im Loch,
was andres wär ihr lieber, doch.

Und die Moral von der Geschicht,
jag einen Schwächren nicht.

Und nun mal eine Interpretation dieses Gedichtes


P.S.: Wer das Gedicht nicht kennt, keine Sorge, es ist keine Bildungslücke. ;) Den Autor verrate ich vielleicht später.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
O 530 L
Haudegen
Beiträge: 622
Registriert: 15 Dez 2007, 14:37
Wohnort: Passau

Beitrag von O 530 L »

Boris Merath @ 9 Nov 2010, 16:50 hat geschrieben: Rumanalysieren und Zerpflücken von Texten, verbunden mit blühender Phantasie die jeder Grundlage entbehrt. Beispiel Gedichtsinterpretation:
Man bekommt ein 8zeiliges Gedicht und soll darüber dann einen Text von mindestens drei Seiten schreiben, davon mindestens ne halbe Seite Inhaltszusammenfassung, dann auch so Kram wie Analyse der Stilmittel und inhaltliche Interpretation. Sprache und Rechtschreibung des Aufsatzes macht davon maximal eine Notenstufe aus, Wert gelegt wird vorallem auf möglichst viel Geschwafel. Wer das nicht mag oder kann hat Pech gehabt. Zumindest an meiner Schule wars so.
Ein Seelenverwandter! :D

Da ich heut die Klausur-13/1 geschrieben hab, is noch ganz frisch <_<
Versucht mal aus Georg Heym's "Die Stadt"(Sonett) mehr als drei Seiten raus zu pressen, wenn die Inhaltszusammenfassung pro Strophe max. 4Zeilen haben darf :(

@Boris: Beim Gedicht sind es Verse, nicht Zeilen :P
We have always stood on the borderland.
Hirogeru ryoute keep balance
Yori takaku toberu hou e
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Boris Merath @ 9 Nov 2010, 19:17 hat geschrieben:Das zu erkennen was da ist ist sicherlich eine sinnvolle Sache - im Deutschunterricht wird man aber gezwungen auch da Sachen zu erkennen wo überhaupt nichts ist - und das ist dann nicht mehr sinnvoll.
Das kommt auf den konkreten Fall an, ob wirklich was drin ist. Es gibt sicher Lehrer, die sich an irgendwas festbeißen und die Schüler mit einem Gedicht, das man bereits nach kurzer Zeit hasst, quälen. Ich bin der Auffassung, dass man sinnvolle Beispiele verwenden sollte, die auch ein wenig interessant sind. Es hat je niemand was davon, wenn dann alle Arbeitsverweigerung betreiben. Hier spielt der konkrete Lehrer eine wichtige Rolle. In meiner Schule fand ich es gut, dass die Deutschlehrer sich nicht auf altgriechische Epik fixierten, auch allgemein selten Gedichte im Programm hatten, sondern auch zeitgenössische Literatur (Ödön von Horváth aufwärts) behandelten. Oft durften die Schüler auch ein Wort mitreden, was behandelt wurde. Wurde dann die Auswahl getroffen, bekam jeder - damit niemand von anderen abschreiben konnte - einen Abschnitt mit wenigen Seiten, die es zu interpretieren galt. Dabei erhielt ich einmal ausgerechnet die (einzige) Bordellszene in einem der Romane, die damals Thema waren. :D Behandelt wurden aber auch z.B Spielfilme, "Der Marathon-Mann" und so was. Hierzu was zu schreiben, macht sicher mehr Spaß als bei sehr alten Gedichten, die in geschwollener Sprache verfasst sind. ;)
Boris Merath @ 9 Nov 2010, 19:17 hat geschrieben:Was für welche sonst? Also ich behaupte der Lateinunterricht hat mir wesentlich mehr in der deutschen Sprache gebracht als der Deutschunterricht...
Bei einer Gedichtsinterpretation trainiert man allgemeinen auch das Formulieren. Natürlich könnte man auch das Formulieren mit was ganz anderem üben, es ist aber halt eine Möglichkeit von mehreren. Ich habe es selbst gemerkt. Man braucht viele Synonyme bei so etwas, sonst hat man unästhetische Sätze mit Wortwiederholungen. Also muss man seinen Wortschatz vergrößern. Die Fähigkeit kann man später auch gebrauchen, auch viele Wörter, selbst wenn darunter auch literarische Fachbegriffe sind, lernt man nicht umsonst. Oft kann man später auch davon wieder die Bedeutung völlig anderer Worte ableiten.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

O 530 L @ 9 Nov 2010, 19:45 hat geschrieben: @Boris: Beim Gedicht sind es Verse, nicht Zeilen :P
Ich weiß, aber ich mag den Begriff nicht - hab schon ganz bewusst Zeilen geschrieben :-)
TramPolin @ 9 Nov 2010, 19:45 hat geschrieben: Natürlich könnte man auch das Formulieren mit was ganz anderem üben, es ist aber halt eine Möglichkeit von mehreren.
Es ist aber halt eine Möglichkeit, die einigen wenigen Leuten liegt, und mit der der Rest nichts anfangen kann - und es ist eine sehr einseitige Übung.

Edit: Ermahnung an mich selbst: Nihct so viele Beiträge direkt hintereinander schreiben!
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
O 530 L
Haudegen
Beiträge: 622
Registriert: 15 Dez 2007, 14:37
Wohnort: Passau

Beitrag von O 530 L »

Autobahn @ 9 Nov 2010, 19:44 hat geschrieben: Und nun mal eine Interpretation dieses Gedichtes
-abwechseknd drei- und fünfhebiger Jambus, abweichend Vers 8
-Paarreim; abweichend Vers 12
-Enjabement Vers 6-8, 11-12
-Paradoxon: große Nähe

Mehr hab ich auf die Schnelle nicht gefunden :unsure:
We have always stood on the borderland.
Hirogeru ryoute keep balance
Yori takaku toberu hou e
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Boris Merath @ 9 Nov 2010, 19:48 hat geschrieben: Es ist aber halt eine Möglichkeit, die einigen wenigen Leuten liegt, und mit der der Rest nichts anfangen kann - und es ist eine sehr einseitige Übung.
Eben darum sollte das Interpretieren von Gedichten nicht überhand nehmen, sondern ein Bestandteil von vielen Tätigkeiten sein. Die Lehrpläne haben genug Freiheiten. Möglicherweise nehmen es manche Lehrer aber auch nicht so genau mit den Lehrplänen, allerdings zu dem Vorteil aller. ;)

Und glaub mir, trotz einiger guter Lehrer wurde ich auch oft gequält. Zum Beispiel im Religionsunterricht mit der Bibel - lesen, zusammenfassen, nacherzählen von Texten, in denen Gott, der Wahrhaftige, zürnte und seine Leute mit Plagen bestrafte. Andere Religionslehrer zeigten in wirklich jeder Stunde einen Dokumentar- oder sogar Spielfilm. Da ging es um Themen wie Todesstrafe und allgemein um Ethik, Politik und vieles mehr. Nicht um Jesus Christus. Zum Glück.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

O 530 L @ 9 Nov 2010, 19:54 hat geschrieben: -abwechseknd drei- und fünfhebiger Jambus, abweichend Vers 8
-Paarreim; abweichend Vers 12
-Enjabement Vers 6-8, 11-12
-Paradoxon: große Nähe

Mehr hab ich auf die Schnelle nicht gefunden :unsure:
Hört sich sehr mathematisch an. :lol:
Aber die Aufgabenstellung war eine Andere. Setzen: Fünf!
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Michi Greger
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4159
Registriert: 06 Sep 2002, 22:06
Wohnort: mehrfach

Beitrag von Michi Greger »

Krawehl, Krawehl!
Taubtrüber Ginst am Musenhain!
Trübtauber Hain am Musenginst!
Krawehl, Krawehl!
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
Daniel Schuhmann
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3883
Registriert: 08 Apr 2005, 16:40
Kontaktdaten:

Beitrag von Daniel Schuhmann »

*hicks*
DumbShitAward
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3612
Registriert: 11 Mai 2009, 10:46
Wohnort: München

Beitrag von DumbShitAward »

Lyrikinterpretation wird leider etwas überbewertet und das blöde dabei ist, dass man entweder den Zugang dazu hat oder eben nicht.

Bei der Narrativik schaut die Welt schon ein wenig anders aus, da sind Deutsch wie Englischlehrer ziemlich eingeschränkt was die Auswahl angeht, oder was will man machen, wenn der G9 Lehrplan eben ein "klassisches Drama" verlangt... da hat man nicht viel Auswahl, da geht Iphigenie, da geht Emilia Gallotti und dann wirds schon wieder eng, der obligatorische Faust hat mir auch gestunken und dementsprechend mies war ich auch zeit meines Schullebens auch in Deutsch - bis zur Kollegstufe. Da kam eine Deutschlehrerin, die die Grenzen des Lehrplans absolut auslotete (war auch "nur" Deutsch GK) und die kam mit Heinrich Böll an, meinte "Meine Damen und Herren, lesen sie mal bis Montag "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" - sie müssen es nicht tun, wär schön wenn, aber sie müssen nicht. Einzig und alleine verlange ich von Ihnen, dass sie das Vorwort lesen, sind 10 Zeilen." (für diejenigen, die es nicht kennen, es lautet: "Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.").
Tja, drei Tage später hatte der komplette Deutsch-GK das Buch gelesen...


Es ist halt ziemlich schwierig für einen Schüler die komplette Symbolik die in einem Roman oder gar einem Gedicht benutzt wird zu kennen und irgendwo muss man damit leider anfangen; ich habe z.B. für mein Staatsexamen in Englischer Literaturwissenschaft das Tennessee Williams Drama "A Streetcar Named Desire" (Endstation Sehnsucht) gelesen - hatte ich damals im Englisch LK schon. Ich hatte das Gefühl ein komplett anderes Drama gelesen zu haben und ich fands plötzlich ganz toll. Faust mag ich bis heute nicht ...
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

DumbShitAward @ 9 Nov 2010, 22:49 hat geschrieben: Da kam eine Deutschlehrerin, die die Grenzen des Lehrplans absolut auslotete (war auch "nur" Deutsch GK) und die kam mit Heinrich Böll an, meinte "Meine Damen und Herren, lesen sie mal bis Montag "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" - sie müssen es nicht tun, wär schön wenn, aber sie müssen nicht.
So eine Lehrerin hatte ich in 12/1. Die Frau hat sowohl Deutsch als auch Englisch unterrichtet, in Englisch war sie leider zumindest für mich ungeeignet (und ich hatte sie 5 Jahre in Englisch...), aber in Deutsch wars toll bei ihr. Wir haben fast nur Dramen behandelt, und die dann jeweils auch im Theater angeschaut (gelesen hat sie trotzdem jeder), und sie hat es nicht nur geschafft alle dazu zu bewegen das zu lesen, sondern auch dass jeweils fast alle mit ins Theater gekommen sind. Wir waren in dem einen Halbjahr fünfmal im Theater. Dann gab es eine Änderung bei den Lehrern, in Deutsch haben wir ne neue bekommen (und es war wieder stinklangweilig), in Englisch hab ich sie behalten müssen *grummel*.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Didy
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3695
Registriert: 26 Jul 2006, 10:11

Beitrag von Didy »

khoianh @ 9 Nov 2010, 17:06 hat geschrieben:Au ja, Erörterungsthemen in der achten Klasse waren so eine Sache für sich. "Vorteile des Schullandheimes/von Schuluniformen/Compurtern/Autos/Mensaessen/wasweißich", immer nach Schema X mit Behauptung, Begründung und Beispiel. Inwiefern das praxisrelevent ist, ist natürlich so eine Sache.  :rolleyes:
Praxisrelevanter als rumgesülze in Gedichtinterpretationen.

Was ich (von Technikern!) schon an Berichten o.Ä. lesen hab müssen, die mehr Erlebniserzählung waren als ein sachlicher Bericht, da schauderts mir.
NJ Transit @ 9 Nov 2010, 17:39 hat geschrieben:Aber machmal fragt man sich wirklich, ob sich der Poet wirklich so viel bei den Gedichten gedacht hat, oder ob da das werte Deutschkollegium einfach unendlich viele Sachen reininterpretiert.
Meine Rede seit 1824.

Und dass hier viiiiiiel Interpretationsspielraum ist, zeigt auch die Praxis. Da gibt es genug Fälle, die von Lehrer zu Lehrer in Deutsch völlig unterschiedliche Noten haben. Damit meine ich nicht eine Note hin oder her, da sind locker auch mal drei Notenstufen drin!
Diese Fälle gibts in beide Richtungen: Leute die eigentlich immer gut in Deutsch waren und bei einem Lehrer plötzlich schlecht, genauso wie man von einem 4er plötzlich zum Klassenbesten werden kann (und beim nächsten Lehrer wieder beim vierer ist).


Ich mein - natürlich gehört einiges zur Allgemeinbildung. Und dass ein Abiturient mal Texte wie Goethes Faust in der Hand gehabt haben sollte, volle Zustimmung. Faust war auch mit Abstand das Beste was mir in 9 Jahren Gymnasial-Deutschunterricht über den Weg gelaufen ist (auch wenn ich ihn nicht komplett gelesen hab, muss ich zu meiner Schande gestehen - irgendwann hol ich das nach, spätestens als Rentner).

Nur - Allgemeinbildung darf nicht alles sein. Wenn Leute nur noch zum Gedichteinterpretieren erzogen werden, obwohl die wenigsten Literaturwissenschaftler werden, ist die Frage ob das noch so sinnvoll ist. Denn wenn dann Mediziner, Ingenieure, Physiker oder sonstwas auf das Leben losgelassen werden, deren Berichte sich so lesen als hätten sie es in der Kneipe jemandem erzählt und das nebenher wortwörtlich mitgetippt (nur Hochdeutsch statt Dialekt), ist's auch schon wurscht ob die Iphigenie auf Tauris interpretieren können oder wissen was ein Daktylus ist.
Herbert80
Jungspund
Beiträge: 3
Registriert: 24 Nov 2010, 16:18
Wohnort: München

Beitrag von Herbert80 »

:lol:
Sehr geile Sachen dabei.
"Zugende-nix einsteigen"... Überragend deutsche Bahn.
Benutzeravatar
rockstar84
König
Beiträge: 781
Registriert: 06 Nov 2010, 13:19
Wohnort: Hamm
Kontaktdaten:

Beitrag von rockstar84 »

Wow, Leute, ich wusste ja gar nicht, was ich hier losgetreten habe,...

Abgesehen davon dass ich eure Debatte über das Schulsystem wirklich interessant finde (Cool, es gibt doch noch Leute außer mir die sich Gedanken über sowas machen!) wollte ich mal kurz nachfragen, was das alles eigentlich noch mit meinem geposteten Bild zu tun hat...

Die ersten Antworten vor der Schulsystemdebatte fand ich sehr treffend. Wo liegt bitte das Problem darin, auch in einer Stresssituation mal eben schnell noch mal drüberzulesen bevor man es online stellt?

Achso, und seit wann schreibt man in Deutschland eigentlich Sätze mit 2 Anführungszeichen am Anfang und 2 Anführungszeichen am Ende? Ist das die neue Zeichensetzung im Rahmen der neuen Rechtschreibung? Ich glaube kaum,... ;)

lg,
Maik
Die "Harlingerland" ist die längste der drei Wangerooge-Fähren und wurde 1979 von der Werft Schürenstedt in Bardenfleth gebaut. Geschwindigkeit: 11,00 kn (21 km/h) Antriebsleistung: 820 kW Vermessung: 477 BRZ Motoren: 4 Fahrgäste: 635 Personen
Das Schiff ist in Besitz der Schiffahrt und Inselbahn Wangerooge, welche eine Tochtergesellschaft von DB AutoZug ist, welche eine Tochter von DB Fernverkehr ist.
NJ Transit
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5192
Registriert: 07 Sep 2009, 15:55
Wohnort: Wabe 320
Kontaktdaten:

Beitrag von NJ Transit »

Tja, das ist halt das EF - du trittst z.B. eine Diskussion über, wasweisich, 111er los, und morgen geht es im selben Thread um Linux vs. Win vs. Mac ;) :ph34r: Und es geht ja nicht nur um das Bild, sondern auch um den Titel - und da finde ich fast alle Beiträge sehr passend (Bei den Objekten der Begierde dreht sich ja auch nicht alles um die ersten Bilder ;) :) )

Außerdem: Du kannst doch nicht verlangen, dass ueder User hier im EF LIEST bevor er postet! :ph34r: :lol: ;)
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
O 530 L
Haudegen
Beiträge: 622
Registriert: 15 Dez 2007, 14:37
Wohnort: Passau

Beitrag von O 530 L »

O 530 L @ 9 Nov 2010, 19:45 hat geschrieben: Da ich heut die Klausur-13/1 geschrieben hab, is noch ganz frisch <_<
Versucht mal aus Georg Heym's "Die Stadt"(Sonett) mehr als drei Seiten raus zu pressen, wenn die Inhaltszusammenfassung pro Strophe max. 4Zeilen haben darf  :(
Ich will euch das Ergebnis natürlich nicht vorenthalten. Die dunklen Vorahnungen haben sich bestätigt: 5 Notenpunkte. Zum Daschiassn :rolleyes:

Sehr geil auch der Kommentar. Auf Wunsch kann ich den mal einstellen <_<
We have always stood on the borderland.
Hirogeru ryoute keep balance
Yori takaku toberu hou e
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

O 530 L @ 8 Dec 2010, 20:28 hat geschrieben: Sehr geil auch der Kommentar. Auf Wunsch kann ich den mal einstellen <_<
Gern ;)
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

O 530 L @ 8 Dec 2010, 20:28 hat geschrieben:
O 530 L @ 9 Nov 2010, 19:45 hat geschrieben: Da ich heut die Klausur-13/1 geschrieben hab, is noch ganz frisch <_<
Versucht mal aus Georg Heym's "Die Stadt"(Sonett) mehr als drei Seiten raus zu pressen, wenn die Inhaltszusammenfassung pro Strophe max. 4Zeilen haben darf  :(
Hab das Gedicht grade mal gelesen - kann damit ehrlich gesagt überhaupt nichts anfangen, und wüsste nicht was ich darüber groß schreiben soll....

Bin ich froh dass ich den Blödsinn hinter mir habe :-)
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
O 530 L
Haudegen
Beiträge: 622
Registriert: 15 Dez 2007, 14:37
Wohnort: Passau

Beitrag von O 530 L »

Hier der Kommentar:
Die Gliederung ist zwar detailliert, sie zeigt aber Ausdrucksfehler. Sie zeigen solide Kenntnisse über die Zeit zu Beginn des 19. Jahrhundert und führen damit recht geschickt zum Hauptteil. Ihre Angaben zum Inhalt sind gefährlich komprimiert. So dienen sie nur geringfügig als Grundlage für die folgende Interpretation. Die Angaben in der Formanalyse stimmen, leichte Unsicherheiten in der Verwendung der Fachtermini fallen auf. In der recht kurzen Interpretation werden einzelne Stilmittel genannt, wenn auch hier eine gewisse Unsicherheit bzgl. der Fachbegriffe zu erkennen ist. Die Einzelaussagen des Gedichtes werden z.T. richtig gedeutet, z.T. aber überhaupt nicht behandelt (vgl. Nachtmotiv). Ihrer Gesamtinterpretation kann man allerdings nicht zustimmen. Insgesamt ziemlich mager und oberflächlich
@Boris: Jetzt verstehst du ja mein Problem :lol:
We have always stood on the borderland.
Hirogeru ryoute keep balance
Yori takaku toberu hou e
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

O 530 L @ 9 Dec 2010, 16:45 hat geschrieben: @Boris: Jetzt verstehst du ja mein Problem :lol:
Das habe ich auch vorher schon verstanden, ich hab ja auch in dem Thema hier schon mehrmals über den Deutschunterricht gelästert :-) Und schließlich musste ich den Blödsinn ja auch mitmachen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
DumbShitAward
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3612
Registriert: 11 Mai 2009, 10:46
Wohnort: München

Beitrag von DumbShitAward »

Hoffe ich trete hier niemandem zu Nahe, aber die Aufgabe ist echt fair...

Klassischer Vertreter des Expressionismus, die Sonettform mit den beiden Quarteten und Terzetten spiegelt sich klassischerweise auch im Inhalt wieder. Die böse, anonyme und gandenlose Großstadt (vgl. die Personifizierung und Vermenschlichung der artifiziellen Stadt) ist ein extrem häufiges Thema des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, teils bedingt durch die industrielle Revolution und die Urbanisierung und muss auch als "Antwort" auf die Romantik gesehen werden.

Man kann sehr schön erkennen wie das lyrische Ich den Standpunkt wechselt, im ersten Quartett ist es noch außerhalb der Stadt, also in der Natur (ergo auch die romantisch angehauchte Naturbeschreibung), dann auf einer Metaebene in der Stadt in der es das treiben quasi "von oben" beachtet, bis es schließlich in die Schmutzigkeit, Tödlichkeit der Stadt komplett eingetaucht ist. Das letzte Terzett ist eine Leihgabe aus dem Barock (so wie das Sonett an sich schon) und erwähnt die Bedrohung einer Stadt durch Feuer (und/oder Krieg?), zeigt also die Vergänglichkeit allen irischen auf - das ist das typische barocke Motiv der vanitas (der Vergänglichkeit) und des mementon mori (Gedanken an den Tod). Allerdings hat Feuer auch immer (vgl. den Phoenix aus der Asche) eine neuordnende Wirkung, zerstört zwar alles aber auf Basis dessen kann etwas Neues entstehen (vorsicht, nicht in Naturalismus abdriften).

Wieso macht Heym das? Wir befinden uns in einer Zeit in der die soziale Frage noch immer nicht ganz gelöst ist und außerdem auch an einem Transitionspunkt vom "alten, langen 19. Jahrhundert" zum 20. Jahrhundert, also in die Postmoderne (im Endeffekt setzt man die Trennung etwas willkürlich auf 1918). Ebenso wie heute in dem wir den Schritt von Analog zu Digital vollziehen, gab es auch damals extrem viele Leute, die nicht gewillt oder fähig dazu waren, diese neue Situation anzunehmen und schrecklich darunter litten. Heym kritisiert nicht per se die Gesellschaft der Zeit, sondern die Folgen der Massenurbanisierung, der Naivität, in der Stadt sei alles besser, usw. Stilmittel sind leicht zu finden, Enjambement in Vers 1 (Frage muss dann automatisch sein: warum und warum gerade da), Personifizierungen, These-Antithese im ersten Terzett, usw.

Das nur mal ganz grob überrissen, so schwer war die Aufgabe jedenfalls nicht ;)


Wenns dich tröstet, ich wär in K13 wohl um die 5 Punkte bei der Lyrikklausur froh gewesen (weiß nicht mehr was ich da hatte, ne Glanzleistung wars garantiert nicht) und auch heute bin ich kein Freund von Lyrik. Ist im Prinzip eigentlich nur eine Übungssache, wenn man das ein paar Mal gemacht hat, dann bekommt man auch ohne wirklich viel Ahnung was brauchbares hin.
Hat wohl auch etwas mit dem Alter zu tun, erinnere mich an meine Literaturwissenschaftsdozentin im 1. Semester. Wir sollten ein sog. "skeleton research paper" schreiben, also eine Hausarbeit der Form halber (mit Gliederung, Exposée der einzelnen Punkte, wissenschaftlichem Apparat, usw.). Hatte keinen Plan was ich genau machen sollte, wusste aber, dass ich nichts lyrisches machen wollte - das hab ich ihr auch so gesagt. Sie meinte dann "Ach, das ist nicht schlimm. Wissen Sie, ich musste 40 werden um Lyrik zu mögen".
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Benutzeravatar
rockstar84
König
Beiträge: 781
Registriert: 06 Nov 2010, 13:19
Wohnort: Hamm
Kontaktdaten:

Beitrag von rockstar84 »

DumbShitAward @ 10 Dec 2010, 09:46 hat geschrieben: Hat wohl auch etwas mit dem Alter zu tun, erinnere mich an meine Literaturwissenschaftsdozentin im 1. Semester.
OK, also daraus schließe ich jetzt ganz einfach mal dass du Literaturwissenschaften studiert hast ;)

Ehrlich gesagt fragte ich mich grad schon bei durchlesen deines kurzen Umreißens - hat der Germanistik studiert oder was ist los? ;)
Die "Harlingerland" ist die längste der drei Wangerooge-Fähren und wurde 1979 von der Werft Schürenstedt in Bardenfleth gebaut. Geschwindigkeit: 11,00 kn (21 km/h) Antriebsleistung: 820 kW Vermessung: 477 BRZ Motoren: 4 Fahrgäste: 635 Personen
Das Schiff ist in Besitz der Schiffahrt und Inselbahn Wangerooge, welche eine Tochtergesellschaft von DB AutoZug ist, welche eine Tochter von DB Fernverkehr ist.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Aus: [M|Bilder] Straßenbahn in München
JeDi @ 13 May 2012, 21:05 hat geschrieben:
TramBahnFreak @ 13 May 2012, 20:25 hat geschrieben: Bitte, bitte, lass die Mae West weiblich! ;)

oder schrieb zumindest dann "Mäh"
Püh - DAS Kunstwerk :P
Erstens ist das* kein Kunstwerk (so zumindest die Meinung vieler :P ), zweitens sollte schon eher der Name genusstiftend sein, sonst hört es sich einfach saublöd an. Völlig falsch ist es aber sicherlich nicht.

* oder ist sie??? kein … :unsure:
Antworten