[B] Zugunglück in Berlin-Karow
Ich versuche es mal zusammenzufassen.
GZ hat Ausfahrt. Tf stellt fest, dass die Fahrstrasse falsch steht und sagt Fdl bescheid, bleibt aber nicht stehen. Fdl nimmt Ausfahrt zurück, dadurch bekommt der RE Einfahrt da der Gz schon über das Ausfahrsignal hinausgefahren ist. Fdl stellt neue Fahrstrasse für Gz ein und setzt Af auf Grün - die der RE für sich interpretiert.
Das zeigt wie gefährlich die Hilfsauslösungen und Zrücknahmen von Fahrstrassen sein kann.
Luchs.
GZ hat Ausfahrt. Tf stellt fest, dass die Fahrstrasse falsch steht und sagt Fdl bescheid, bleibt aber nicht stehen. Fdl nimmt Ausfahrt zurück, dadurch bekommt der RE Einfahrt da der Gz schon über das Ausfahrsignal hinausgefahren ist. Fdl stellt neue Fahrstrasse für Gz ein und setzt Af auf Grün - die der RE für sich interpretiert.
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Freilich. Heute müsste es welche mit Akkus geben, glaub' aber eher selten. Früher hatten Güterzüge in Deutschland nachts aber eigentlich immer die bekannten Petroleumlampen dran, damit der Fahrdienstleiter im Stellwerk auch nachts den Zugschluss erkennen konnte. Man verzichtet eigentlich erst seit Ende der 80er Jahre darauf, soweit ich weiß und man sieht die Lampen nur noch bei Freaks und nicht mehr auf Bahnhöfen rumstehen.Cmbln @ 16 Jan 2011, 22:44 hat geschrieben:Güterzugwagen haben nunmal keine Stromversorgung, deswegen gibt es auch kein beleuchtetes Schlußsignal!

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Vereinfacht gesagt:Bayernlover @ 16 Jan 2011, 22:14 hat geschrieben: Kann mir jemand den Unfallhergang auf normaldeutsch erklären? In diesem Bericht steht es war drin, aber ich verstehe nichtmal Bahnhof...
Tf (Lokführer) Zug 1 bemerkt während der Einfahrt dass der Fahrweg der Ausfahrt nicht stimmt, funkt Fdl (Fahrdienstleiter, der der das Stellwerk bedient) an
Fdl prüft das, sieht den Irrtum ein und löst Fahrstraße der Ausfahrt auf
Tf fährt entgegen der Vorschrift weiter, Einfahrzugstraße löst sich selbstständig auf
Fdl stellt versehentlich eine Durchfahrt (d.h. sowohl die Einfahrzugstraße als auch die Ausfahrzugstraße) ein statt eine Ausfahrt
Da das (2006 gebaute) Stellwerk über keine Gleisfreimeldung im Bahnhofsbereich verfügt, lässt sich die Durchfahrt stellen, obwohl ein Zug im Gleis steht
Tf des nachfolgenden Zuges erhält Signal Hl1 am Einfahrsignal, obwohl der Fahrweg nicht frei ist
Vor dem Einstellen einer Einfahrzugstraße hätte der Fdl durch Blick aus dem Fenster das freisein des Fahrweges prüfen müssen. Dies hat er nicht gemacht, vermutlich hat er die Einfahrzugstraße nur versehentlich eingestellt.
Mir stellt sich allerdings die Frage warum in einem doch relativ zentralen Stellwerk bei einem Stellwerksneubau 2006 auf eine Gleisfreimeldung verzichtet wurde - und warum sich die Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle an dem Thema Signalhaltfall aufhängt (auch wenn das zufällig in diesem Fall den Unfall hätte verhindern können), anstelle mal genau diese Frage zu stellen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Ähm nein, die Rücknahme der Ausfahrt hat mit dem Stellen der Einfahrt nichts zu tun.Luchs @ 16 Jan 2011, 22:57 hat geschrieben: Fdl nimmt Ausfahrt zurück, dadurch bekommt der RE Einfahrt da der Gz schon über das Ausfahrsignal hinausgefahren ist.
Das zeigt vorallem wie gefährlich das Fehlen der selbsttätigen Gleisfreimeldeanlagen sein kann. Auch ohne Hilfsauflösung der Ausfahrt hätte der Fdl erneut die Einfahrt stellen können. Das ist durchaus eine reale Gefahr - nehmen wir an der Tf eines Zuges meldet sich per Funk dass das Signal auf Halt ist, der Fdl nimmt irrtümlich an dass der Zug noch vor dem Einfahrsignal steht und drückt erneut die Einfahrt - das hätte genau dieselbe Auswirkung gehabt.Das zeigt wie gefährlich die Hilfsauslösungen und Zrücknahmen von Fahrstrassen sein kann.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
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Karow ist kein ESTW, sondern ein GSIIDR, aber eine Vormerkung bei einer Anlage ohne selbsttätige Gleisfreimeldung würde mich sehr wundern.Luchs @ 16 Jan 2011, 23:23 hat geschrieben: Hmm, ich bin beim Lesen davon ausgegangen, dass es sich um einen der in D seltenen Fälle einer Vormerkung handelt. Ist natürlich quatsch - da ESTW und sowas es sowas vor allem (nur?) bei ex-DR Stellwerken gab.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
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Ja klar - in Ostdeutschland geht momentan ein GSIIDR nach dem anderen in Betrieb. In Westdeutschland ist man da noch etwas zurückhaltend, weil es GSIIDR nur mit Hl-Signalen gibt, die aber in Westdeutschland nicht zulässig sind. Sollte es mal Ks-taugliche GSIIDR geben kann man auch hier damit rechnen dass diese Stellwerksbauform zumindest vereinzelt neu gebaut wird - was billigeres ist wohl kaum zu bekommen.Luchs @ 16 Jan 2011, 23:34 hat geschrieben: 2006 erbaut und kein ESTW? ts ts ts ...
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
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Zum Thema Zugschluß-LED-Blinklicht. Die geringe Leistungsaufnahme müßte sich heute problemlos mit Lithium-Primärbatterien ohne weitere aufwendige Technik für 1 Jahr Betriebszeit und photozellengesteurte automatische Einschaltung bewältgen.
Eine Minidisply mit Solarbetrieb ( wie im 4€-Taschenrechner ) könnte den Rangiermeistern den jeweligen nächsten Batteriewechselmonat anzeigen.
Alternativ gasdichte NiMH-Akkus ( wie Sanyo "enelop" mit geringer Selbstentladung ) und kontaktfreies Nachladen induktiv ( elektrische Zahnbürste! ) im Aufbewahrungsreagal der Rangierbahnhöfe.
Das Dispay könnte zuverlässig auch die vom Akku noch her mögliche Mindestbetriebszeit anzeigen, voll geladen wären 4 Wochen problemlos realsierbar.
Eine Minidisply mit Solarbetrieb ( wie im 4€-Taschenrechner ) könnte den Rangiermeistern den jeweligen nächsten Batteriewechselmonat anzeigen.
Alternativ gasdichte NiMH-Akkus ( wie Sanyo "enelop" mit geringer Selbstentladung ) und kontaktfreies Nachladen induktiv ( elektrische Zahnbürste! ) im Aufbewahrungsreagal der Rangierbahnhöfe.
Das Dispay könnte zuverlässig auch die vom Akku noch her mögliche Mindestbetriebszeit anzeigen, voll geladen wären 4 Wochen problemlos realsierbar.
Öhm, wie kann es sein dass der Kontakt dafür 500m hinter dem Signal liegt? Damit wär ja die 400m-Regel für's Auf Sicht fahren hinfällig. Wer das zugelassen hat neben dem Verzicht auf eine Gleisfreimeldeanlage... (hat wahrscheinlich auch den Bericht geschrieben? *duck*)Boris Merath @ 16 Jan 2011, 23:11 hat geschrieben: und warum sich die Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle an dem Thema Signalhaltfall aufhängt
Interessant find ich ja auch, dass anfangs noch ein Vorgesetzter im Stellwerk zur Überwachung sein soll, der danach aber mit keinem Wort mehr erwähnt wird.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck
Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Natürlich ist ein so langer Abstand auch nicht in Ordnung, und in dem konkreten Fall hätte eine andere Position des Kontakt den Unfall zufällig verhindert (in anderen Konstellationen hätte es aber nichts geholfen) - ursächlich ermöglicht wurde der Unfall aber durch die fehlende Gleisfreimeldung, nicht durch den nicht vorhandenen Kontakt. Trotzdem wird sich seitenweise über den Signalhaltfall ausgelassen, während die fehlende Gleisfreimeldung nur mit einem Satz erwähnt wird.chris232 @ 17 Jan 2011, 17:50 hat geschrieben: Öhm, wie kann es sein dass der Kontakt dafür 500m hinter dem Signal liegt? Damit wär ja die 400m-Regel für's Auf Sicht fahren hinfällig. Wer das zugelassen hat neben dem Verzicht auf eine Gleisfreimeldeanlage... (hat wahrscheinlich auch den Bericht geschrieben? *duck*)
Das wundert mich auch. Wenn man schon vom betreffenden Fdl keine Aussage bekommen hat, warum auch keine vom Vorgesetzten?Interessant find ich ja auch, dass anfangs noch ein Vorgesetzter im Stellwerk zur Überwachung sein soll, der danach aber mit keinem Wort mehr erwähnt wird.
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Mein Problem ist auch nicht die fehlende Gleisfreimeldung an sich, das ist geschichtlich bedingt häufiger so - sondern dass man sie bei einem doch wohl nicht ganz unwichtigen Bahnhof der 2006 ein neue Stellwerk bekommen hat nicht verbaut hat. Für Neubauten sollte das IMHO genauso Pflicht sein wie inzwischen Zugleitbetrieb ohne technische Sicherung nur noch auf besonders schwach belasteten Nebenbahnen zulässig ist. Wenns unbedingt sein muss kann man ja Gleise mit Geschwindigkeiten bis 40 km/h davon ausnehmen.Systemfehler @ 17 Jan 2011, 18:44 hat geschrieben: Hm ja, die fehldende Gleisfreimeldung gibts halt woanders auch, von daher keine ungewöhnliche Abweichung vom Regelfall.
Der späte Haltfall aber scheinbar schon...
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Ks-Signale ohne ESTW? Schwer vorstellbar...Boris Merath @ 16 Jan 2011, 23:37 hat geschrieben: Ja klar - in Ostdeutschland geht momentan ein GSIIDR nach dem anderen in Betrieb. In Westdeutschland ist man da noch etwas zurückhaltend, weil es GSIIDR nur mit Hl-Signalen gibt, die aber in Westdeutschland nicht zulässig sind. Sollte es mal Ks-taugliche GSIIDR geben kann man auch hier damit rechnen dass diese Stellwerksbauform zumindest vereinzelt neu gebaut wird - was billigeres ist wohl kaum zu bekommen.
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