Dampflokbespannte Wendezüge

Rund um die Technik der Bahn
Antworten
Benutzeravatar
jadefalcon
Kaiser
Beiträge: 1857
Registriert: 19 Dez 2002, 10:20
Wohnort: Kronberg (Hessen)

Beitrag von jadefalcon »

Weiß jemand, wie man vor dem verstärkten Aufkommen von Diesel- und E-Loks von einem Steuerwagen aus eine Dampflok fernbedienen konnte? Ich glaube ja kaum, dass jene Dampfloks über die notwendige Regelelektronik verfügten oder auch selbsttätig das Feuer nachschüren konnten, oder?
who has placed the midnight sky / so a spirit has to fly? / as the heavens seem so far / now, who will hang the midnight star?
- eithne ní bhraonáin: paint the sky with stars
ICE_4
Doppel-Ass
Beiträge: 131
Registriert: 18 Aug 2004, 11:22

Beitrag von ICE_4 »

Ich glaub das gabs da noch gar nich !!! Wendezüge wurden denke ich erst so 1970 eingesetzt.
auf www.db-fernverkehr.de is ein Artikel über Wendzüge!
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16129
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Doch, sowas gabs durchaus. irgendwo hab ich mal dazu was gelesen.

Wenn ich mich richtig erinnere, sah das so aus:
Der Heizer befand sich immer auf der Lok und hat dort geheizt. Der Lokfuehrer befand sich bei Bedarf auf dem Steuerwagen. Die "Fernsteuerung" lief entweder ueber eine Art Schiffstelegraf ab, wobei der Heizer dann die entsprechenden Regler bedient hat, oder glaube ich auch bei einem Versuch teilweise pneumatisch. Ausserdem meine ich mich an Klingelsignale erinnern zu koennen.

Ob das nur Versuche waren oder auch im Regelverkehr eingesetzt wurde, kann ich nicht sagen.

Ich weiss leider nicht mehr wo ich das herhabe, daher keine Garantie fuer die Richtigkeit-
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Benutzeravatar
Wildwechsel
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6876
Registriert: 21 Jan 2003, 12:50
Wohnort: München

Beitrag von Wildwechsel »

Doch, Wendezüge gab's angeblich auch schon zu Dampflokzeiten. Die "Wendezugsteuerung" war hier AFAIR so eine Art Maschinentelegraph. Hiermit hat der Lokführer vom Steuerwagen aus dem Heizer, der eine zusätzliche Berechtigung hierfür haben musste, die entsprechenden Anweisungen gegeben, was er zu tun hat.


Nachtrag: Wenn man beim Tippen nebenher isst, dauert's einfach länger. Boris war deshalb schneller. Mahlzeit.
Beste Grüße usw....
Christian


Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
elchris
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4819
Registriert: 03 Mai 2003, 13:11

Beitrag von elchris »

Es gab definitiv Wendezüge mit Dampf und natürlich auch vor 1970 (na sag, ab wann wurde denn der Knallfrosch gefertigt ;) )

Afaik fuhr Die Lübeck-Büchner Eisenbahn ab 1937 mit ihren DoStos und Dampflok im Wendezugbetrieb. Wie die Ansteuerung genau funktionierte muss ich mal mein Warmwasserlok-Lexikon (Papa :P ) fragen.
Benutzeravatar
Südostbayer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2161
Registriert: 15 Jul 2003, 13:28
Wohnort: nahe Mühldorf

Beitrag von Südostbayer »

Natürlich gab es schon vor 1970 Wendezugbetrieb, und auch mit Dampf. Die DB setzte in den 50ern und 60ern Dampfloks der Reihen 65 und 78 im Wendezugbetrieb der Großräume Hamburg, Rhein-Ruhr (Essen und Wuppertal) sowie Frankfurt ein. Auch der Wendezugbetrieb mit Dieselfahrzeugen wurde in Westdeutschland vor allem in diesen Gegenden entwickelt, während München Anfang der 50er die ersten Wendezüge mit E-Loks vorweisen konnte.

In den letzten drei Ausgaben des "Lok-Report" wurde übrigens ein interessanter, mehrteiliger Artikel über die Geschichte des Wendezugbetriebs in Deutschland veröffentlicht.
ET420MSTH

Beitrag von ET420MSTH »

Aber selbstverständlich gab's Wendezüge mit Dampf - und das nicht nur mit 65er und 78er, sondern auch mit 38ern (sonst noch welche?).
Die Verbindung zwischen Lokführer (vorne im Fü des Steuerwagens) und dem Heizer (der die Lok hinten bediente) fand wie bereits beschrieben statt, und m.W. auch zum Teil über Klingelanlagen.
Die Bremsung wurde dann vom Fü des Steuerwagens aus mittels dort vorhandemen Führerbremsventil vom Lokf ausgeführt.

Grüße,
Franz
Churfürst August

Beitrag von Churfürst August »

ET420MSTH @ 6 Sep 2004, 17:07 hat geschrieben: Die Bremsung wurde dann vom Fü des Steuerwagens aus mittels dort vorhandemen Führerbremsventil vom Lokf ausgeführt.
Am Regler auf der Lok war ein "Regler-Schließzylinder" angebracht, der bei Absinken des Hauptluftleitungsdrucks den Regler schloß.
Wenn der Heizer nicht drauf gefaßt war und nicht aufpaßte, gabs ne Kopfnuß..... *g*

Gruß, Ch.
Charly
Haudegen
Beiträge: 623
Registriert: 15 Sep 2002, 11:21
Wohnort: München

Beitrag von Charly »

Was meint ihr wie die früher nach Geltendorf fuhren, vor der Elektrifizierung (wegen der S-Bahn und den
Umleitern) ne 38er drauf , Steuerwagen mit " Telegraph" .
In den 50ern fuher dann E44er mit Wendezugsteuerung im Nahverkehr nach Dachau.

Gruss Charly

PS: Den Report hab ich auch gelesen und auch noch andere Quellen sind bekannt.
Rettet den Gläsernen ! Auch wenn er jetzt in Augsburg steht.
Antworten