Zugunglück in der Schweiz im Wallis
- Boris Merath
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Im Wallis ist heute ein Zug entgleist, es gab wohl einen Toten und viele Schwerverletzte:
http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermi.../story/16873556
Dabei ist ein Wagen vollständig umgekippt, allerdings zum Glück nicht den Abhang runtergerutscht.
http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermi.../story/16873556
Dabei ist ein Wagen vollständig umgekippt, allerdings zum Glück nicht den Abhang runtergerutscht.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Heute gegen 12 Uhr ist zwischen Fiesch und Lax drei Wagen des Glacier-Express entgleist.
Tagesexpress
Tagesexpress
Drei Wagons entgleisten, einer kippte zur Seite und ein zweiter landete auf kopfüber in der Böschung. Laut neusten Berichten kippte der dritthinterste Wagen um und riss die beiden anderen mit sich.
Das Lokalradio Rottu berichtet von einem Todesopfer und 38 Verletzten. Dies hätte die Polizei bestätigt.
Fünf Helikopter und mehrere Feuerwehrmänner, Samariter sowie Polizisten waren im Einsatz. Alle Hilfskräfte, die in der Region mobilisiert werden konnten, waren vor Ort.
Die Bergung der verunglückten Eisenbahnwagen ist noch im Gang. Diese gestaltet sich schwirig. Der Wagen der über einer Böschung «hängt» wurde mit Stahlseilen gesichert. Die Ursache des Unglücks sei noch unklar.
Ein Reporter meldete, der Unfall habe sich am ungünstigsten Ort ereignet. Die Schwerverletzten mussten deshalb per Helikopter ausgeflogen werden.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Sieht ja echt übel aus, wie konnte das passieren?
[img]http://img91.imageshack.us/img91/6929/u ... 873071.jpg[/img]Top 3 der Verspätungsgründe (2008)
1.) Verzögerungen im Betriebsablauf
2.) Warten auf Anschlussfahrgäste
3.) Bauarbeiten an der Strecke
1.) Verzögerungen im Betriebsablauf
2.) Warten auf Anschlussfahrgäste
3.) Bauarbeiten an der Strecke
http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/loko..._1.7015322.htmlLokomotivführer des Glacier Express fuhr zu schnell
Bahnunglück von Fiesch auf menschliches Versagen zurückzuführen
[...]
Gemäss Fahrdatenschreiber fuhr der Zug zuerst mit 35 Kilometern pro Stunde, dann beschleunigte er auf 56 km/h, bevor wegen der Entgleisung die Schnellbremsung eingeleitet wurde. Erlaubt war diese Geschwindigkeit zwar. Der Zug entgleiste laut Kobelt aber, weil der Lokführer zu früh beschleunigt hatte.
Er habe die Geschwindigkeit schon erhöht, als die Lokomotive das Signal für die Höchstgeschwindigkeit 55 Stundenkilometer passierte. Beschleunigen hätte er aber erst dürfen, nachdem der letzte Wagen das Schild passiert hatte. Die Fliehkraft war nach Kobelts Angaben so stark, dass der letzte Wagen umkippte und zwei weitere Wagen mitriss.
In Deutschland war das Unglück kaum mehr als eine Randnotiz. Hier hielt sich das Zahl der Antworten auch in Grenzen, deswegen hab ich den Beitrag erst übersehen.
Jetzt war ich erstaunt, das innerhalb einer Woche ein abgeschlossenen Untersuchungsergebnis veröffentlicht wurde, inklusive Test der Tachoabweichung, Fahrtenschreiberanalyse und Streckenvermessung, und es erst danach zur Anklage gegen den Lokführer kam.
Irgendwie machen wir das in Deutschland andersherum.
In den Schweizer Medien wurde sogar vorher noch über die lange Dauer der Untersuchung geklagt!
Und die Leserkommentare dazu beschränkten sich auf die Trauer und die Zuversicht auf baldige Informationen, nicht auf Spekulation.
In einer Umfrage nach dem Unglück halten 86% die Bahn für sicher oder wollen erst die Ermittlungen abwarten. Der Rest hat demnach Angst, weil er nicht mit einem solchen Unglück gerechnet hat.
Wie sehr die persönlichen Interessen und Vorurteile entscheidend sind, sieht man an der Reaktion aus Japan. Neben der Toten kamen 7 weitere Verletzte von dort.
Bahnonline fasst die Fakten des Untersuchungsberichts gut zusammen und liefert auch Informationen zu Wagentypen und Komposition.
Da stellen sich bei mir Unwissendem allerdings ein paar Fragen:
- Wie soll man den aus dem Führerstand präzise feststellen, wann der letzte Wagen ein Signal passiert?
- Kann der Glacier-Express auf einer Strecke von 80m mit 6 Wagen von 35 auf 56km/h beschleunigen?
- Sind 80m bzw. 20km/h bzw. ca. 6 Sekunden als Toleranz zwischen sicherer Fahrt und Unglück nicht etwas wenig?
- Die Langsamfahrstelle befand sich demnach in einer "leichten Linkskurve". Fährt man dann in starken Kurven 10 km/h, wie jetzt an
der Unglücksstelle auch? Oder gab es nicht doch ein Problem mit dem Gleis?
Dort steht auch noch:
Jetzt war ich erstaunt, das innerhalb einer Woche ein abgeschlossenen Untersuchungsergebnis veröffentlicht wurde, inklusive Test der Tachoabweichung, Fahrtenschreiberanalyse und Streckenvermessung, und es erst danach zur Anklage gegen den Lokführer kam.
Irgendwie machen wir das in Deutschland andersherum.
In den Schweizer Medien wurde sogar vorher noch über die lange Dauer der Untersuchung geklagt!
Und die Leserkommentare dazu beschränkten sich auf die Trauer und die Zuversicht auf baldige Informationen, nicht auf Spekulation.
In einer Umfrage nach dem Unglück halten 86% die Bahn für sicher oder wollen erst die Ermittlungen abwarten. Der Rest hat demnach Angst, weil er nicht mit einem solchen Unglück gerechnet hat.
Wie sehr die persönlichen Interessen und Vorurteile entscheidend sind, sieht man an der Reaktion aus Japan. Neben der Toten kamen 7 weitere Verletzte von dort.
Opfer verteidigen die SchweizAuch der Ehemann der Toten wurde bei der Entgleisung verletzt. Er liegt immer noch im Spital. Trotz der Tragödie, hegt die japanische Familie keinen Groll gegen den Glacier Express. Die Söhne lassen ausrichten: «Unser Vater möchte nicht, dass das Image der Schweiz leidet.»
Die japanischen Medien gehen mit den Verantwortlichen des Glacier Express weniger zimperlich um. Es sei eine Frechheit und eine Verhöhnung der Opfer, dass der Zug bereits am Sonntag wieder über die Unglücksstrecke rollte.
Der happige Vorwurf: Man setze in der Schweiz wohl mehr auf Profit als auf Sicherheit.
Bahnonline fasst die Fakten des Untersuchungsberichts gut zusammen und liefert auch Informationen zu Wagentypen und Komposition.
Da stellen sich bei mir Unwissendem allerdings ein paar Fragen:
- Wie soll man den aus dem Führerstand präzise feststellen, wann der letzte Wagen ein Signal passiert?
- Kann der Glacier-Express auf einer Strecke von 80m mit 6 Wagen von 35 auf 56km/h beschleunigen?
- Sind 80m bzw. 20km/h bzw. ca. 6 Sekunden als Toleranz zwischen sicherer Fahrt und Unglück nicht etwas wenig?
- Die Langsamfahrstelle befand sich demnach in einer "leichten Linkskurve". Fährt man dann in starken Kurven 10 km/h, wie jetzt an
der Unglücksstelle auch? Oder gab es nicht doch ein Problem mit dem Gleis?
Dort steht auch noch:
4 Tage vor dem Unglück wurde an der Unfallstelle eine Verwerfung am Gleis repariert, am Unfalltag meldeten keine Lokführer eine Verwerfung im betroffenen Streckenabschnitt
Letzteres aus dem NZZ-Link von JNKAuch am Rollmaterial oder an den Geleisen wurde nichts Aussergewöhnliches festgestellt, wie UUS-Leiter Walter Kobelt in Brig erklärte. Zwar wurde eine Verwerfung an den Schienen festgestellt, diese sei aber nicht die Ursache für den Unfall.
Schon Wahnsinn, schon Wahnsinn, der Standort BRD
Wenn ein Ruck durch unser Land geht, und man sitzt im ICE
Deutsche Bahn bei Stupidedia
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Es steht ja in der Quelle, dass erst der Wagen 6 an der Unfallstelle eine Geschwindigkeit von 56 km/h hatte.Ilja @ 30 Jul 2010, 18:39 hat geschrieben:- Kann der Glacier-Express auf einer Strecke von 80m mit 6 Wagen von 35 auf 56km/h beschleunigen?
- Sind 80m bzw. 20km/h bzw. ca. 6 Sekunden als Toleranz zwischen sicherer Fahrt und Unglück nicht etwas wenig?
Also muss man fast die ganze Zuglänge noch zu den 80 Metern hinzurechnen und dann kommt man in einen Beschleunigungsbereich, der realistisch erscheint.
20 km/h zu schnell sind im Eisenbahnverkehr eine ganze Menge, insbesondere wenn man bedenkt, dass das bei einer erlaubten Geschwindigkeit von 35 km/h eine Überschreitung um 60% ausmacht.
Man darf nicht vom Autoverkehr mit seiner recht laxen Auslegung von Geschwindigkeitsüberschreitungen ausgehen.
Wenn 35 km/h erlaubt sind, dann hat der Lokführer keinerlei Toleranz, nur die Strecke hat einen gewissen Sicherheitsaufschlag.
Es hängt sicherlich - ob in der Schweiz oder anderswo - von den Fakten ab, die eine Unfalluntersuchung "leicht" oder "schwer" machen - und damit deren Dauer beeinflussen. Vielleicht ist allerdings auch die Organisationsstruktur des Schweizer BAV etwas effizienter als die des deutschen EBA, oder es steht mehr Personal zur Verfügung.Ilja @ 30 Jul 2010, 18:39 hat geschrieben: Jetzt war ich erstaunt, das innerhalb einer Woche ein abgeschlossenen Untersuchungsergebnis veröffentlicht wurde, inklusive Test der Tachoabweichung, Fahrtenschreiberanalyse und Streckenvermessung, und es erst danach zur Anklage gegen den Lokführer kam.
Irgendwie machen wir das in Deutschland andersherum.
Der hysterische Hype der Boulevardpresse, der für Unglücksfälle aller Art in Deutschland üblich ist, ist auch wirklich kein "Exportartikel" auf den wir stolz sein könnten.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Die Schlussberichte der UUS sind übrigens öffentlich:
http://www.uus.admin.ch/de/dokumentation_s...ussberichte.htm
Der Schlussbericht des Glacier Ex ist hier:
http://www.uus.admin.ch//pdf/10072304_SB.pdf
http://www.uus.admin.ch/de/dokumentation_s...ussberichte.htm
Der Schlussbericht des Glacier Ex ist hier:
http://www.uus.admin.ch//pdf/10072304_SB.pdf
Gruss Guru

