Kiesnutzung

Rund um die Technik der Bahn
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C.Fuchs
Jungspund
Beiträge: 2
Registriert: 09 Apr 2011, 07:31

Beitrag von C.Fuchs »

Guten Tag,

Ich hoffe, meine Anfrage ist hier richtig plaziert, ansonsten bitte verschieben.

Ich suche nach Informationen über die mögliche Verwendung von Kies für Eisenbahnstrecken. Hintergrund für diese Frage ist folgender: Ich beschäftige mich mit der Erforschung von Siedlungsspuren. Am Hang einer Terassenkante zeigen sich Gruben und Pingen, die auf einen Abbau von Schotterkies hindeuten. Da die Stelle weit von jeder aktuellen aber auch früheren Bebauung liegt, ist diesbezüglich eine Nutzung auszuschließen.
Allerdings führt am Fusse dieses Hanges eine Bahnstrecke entlang. Es handelt sich um die Strecke Erkelenz-Aachen, wenn ich richtig recherchiert habe. Anscheinend handelt es sich um eine ältere Strecke. Möglicherweise wurde also der vor Ort anstehende Kies für diese Strecke genutzt.
Ist auch diese Nutzung auszuschließen, so bliebe nur eine mögliche Erklärung für diese Gruben über: Ein steinzeitlicher Feuersteinbergbau , bei dem die im Schotterkies enthaltenen Feuersteinknollen gezielt ergraben wurden.
Bevor eine Grabung in Betracht gezogen werden kann, muss die Aussicht auf Erfolg ermittelt werden.
Insofern ist jeder Hinweis sehr wichtig und hilfreich. Ich würde mich über eine Zusammenarbeit von Eisenbahnforum und Archäologie sehr freuen.

Herzliche Grüße, Fuchs
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hmmueller
König
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Beitrag von hmmueller »

Also ganz generell: Als "Bettungsstoff" ist so ziemlich alles verwendet worden - von Sand und Hochofenschlacke über Kies bis zu dem üblichen groben "Gleisschotter" aus Granit oder was auch immer da war.
Mein "V. Teil des Handbuchs der Ingenieurwissenschaften - Zweiter Band: Berechnung, Konstruktion, Ausführung und Unterhaltung des Oberbaus", Leipzig 1906 [leider besitze ich nur den einen Band! :( ] widmet dem Thema an die 10 Seiten. Ich versuche ein paar Sätze zu zitieren, die vielleicht weiterhelfen:

(S.249) "[Die Bettung] besteht in der Regel aus Fluß- oder Grubenkies, aus Sand (Asche, Schlacken) oder aus zerschlagenen natürlichen oder künstlichen Steinen, sogenanntem Kleinschlag (Steingeschläge, Steinschotter).
Die Bedingung der Wasserdurchlässigkeit läßt lehmige und tonige Beimengungen als zweckwidrig erscheinen, demgemäß ist im allgemeinen Flußkies dem aus Gruben vorzuziehen, ..."

(S.250) "Auch für die Gleisunterhaltung ... ist ein gleichmäßiges und nicht zu grobes Korn von großem Vorteil für die Ausführung geringer Hebungen. Die einzelnen Steine sollten daher nicht mehr als höchstens 3 bis 4 cm Seitenlänge und höchstens 5 bis 6 cm in der Diagonale messen (Verweis 199: Centralbl. d. Bauverw. 1893, S.430)) ... Verfasser hat in vieljähriger Erfahrung auf der Moselbahn festgestellt, daß ein Gleis sofort unruhiger liegt und schwieriger zu unterhalten ist, sobald die vorgenannten Korngrößen überschritten werden."

usw.usf.
Meine Eisenbahngeschichten - "Von Stellwerken und anderen Maschinen ..."
Die Organe der Bahnerhaltung sind ermächtigt, den Arbeitern zur Aneiferung angemessene Quantitäten von Brot, Wein oder Branntwein unentgeltlich zu verabfolgen. Nr. XXVII - Vorschriften für das Verhalten bei Schneefällen, K. k. Österreichische Staatsbahnen, Gültig vom 1. Oktober 1906; Artikel 14(5)
C.Fuchs
Jungspund
Beiträge: 2
Registriert: 09 Apr 2011, 07:31

Beitrag von C.Fuchs »

Vielen Dank für die Information. Anscheinend sind Sondagen also unvermeidbar. Ich werde die Ergebnisse mitteilen, sobald die Untersuchungen abgeschlossen sind.
riedfritz
Haudegen
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Beitrag von riedfritz »

Dem sehr interessanten historischen Beitrag von hmmueller ist nur noch hinzuzufügen, dass sich die Ansprüche an die Qualität des Bettungsmaterials im Laufe der Zeit immer mehr erhöhten, da die zulässigen Achslasten und Geschwindigkeiten seither deutlich gesteigert wurden, sodaß man davon ausgehen kann, dass eine Sandgrube schon Generationen kein Material mehr für die Eisenbahn lieferte sondern Schotter verwendet werden mußte.
Sicher gibt es auch Ansprüche an die Härte und Frostbeständigkeit des Materials, sodaß im Jura der Bahnschotter nicht vor Ort gewonnen wurde.

Hallo hmmueller: Ich war als "Jungspund" von 1963 bis 1968, also in der schönen Schienenbusaera als Fahrschüler auf dem Gymnasium Grafing.


Viele Grüße,

Fritz
[font=Arial]Meine Vorbildfotos unter [/font]Meine Eisenbahnfotos
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