RFID-Chip in BahnCard 100?

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dubstep
Jungspund
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Beitrag von dubstep »

Hallo,

durch suchen von Information für meine Bachelorarbeit (Thema: "strategisches Verkehrsmanagement - Quelle-Ziel-Information"), bin ich auf den Ansatz, dass die Bahn in ihre "BahnCard 100" RFID-Chips einbauen soll, gestoßen. Also konkret wird das von keiner wissenschaftlichen Quelle behauptet - es steht lediglich in einem Wikipedia-Artikel.
Da ich selbst nicht im Besitz einer solchen bin, würde mich interessieren, ob an diesem "Gerücht" etwas dran sein könnte? Immerhin kann man ja von "BahnCard 100"-Besitzern nicht so einfach Quelle-Ziel-Informationen erhalten.
Auch bei "LIDL-Aktions-Tickets" (wo der Käufer, Start- und Ziel selbst eintragen darf), wäre dies nicht so einfach möglich - jedoch weiß ich hier nicht's von einem RFID-Tag.
Falls nun RFID-Chips eingesetzt werden würden, würde mich weiters interessieren, wo sich die RFID-Reader (im Bahnhof, an Türen von Fahrzeugen des Fernverkehrs, ...) befinden?

Bezüglich Erhalt von Quelle-Ziel-Information gäbe es noch eine Technologie, welche es theoretisch erlauben würde, Bewegungbilder von Fahrgästen zu erstellen > sie heißt Touch&Travel.
Ich habe auch schon an Touch&Travel geschrieben: Trotz Kopie meines Studentenausweises und Nachweis, dass ich an einer Bachelorarbeit arbeite, sowie dem Versprechen, die Informationen - falls gewollt - vertraulich zu behandeln (indem keine Quelle genannt wird), habe ich leider eine Absage erhalten. Die Partner von Touch&Travel (z.B. BVG) verweisen auf Touch&Travel und wollen sich ebenfalls nicht dazu äußern.
Zufällig sah ich Anfang November im ARD/ZDF Morgenmagazin eine Person vom Verkehrsclub Deutschland, welche Vermutungen zu Toch&Travel äußerte. Darunter auch die Vermutung, dass die Daten, welche beim Einloggen an einem Ort und Ausloggen an einem Ort entstehen, 55 Tage lang gespeichert werden.
Nun verlange ich hier bei weitem nicht, dass hier Information über "ja, das ist so" oder ähnlichem gepostet wird. Es würde mich nur interessieren, ob es schon Versuche mit Testpersonen gab, welche an einer Aufzeichnung von Bewegungsbildern durch Touch&Travel teilnahmen?

Einige Mobilitätsdienstleister bieten mittlerweile auch ein "eTicket" (z.B. VDV-Kernapplikations GmbH) via Handy an. Wisst ihr, ob hier eventuell theoretisch Bewegungstrajektorien erstellt werden können (und wenn ja wie?). Also eventuell bei Wechsel von Handyzelle zu Handyzelle?

Danke schonmal! :)
Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

In der BC100 ist ein Chip verbaut, welcher zB die Fahrzeuge, welche bei DB Carsharing gebucht wurden, aufschliessen, indem die BC an eine bestimmte Stelle der Frontscheibe gehalten wird. (Die Kfz-Schlüssel befinden sich dann im Handschuhfach des Fahrzeuges) Ich kann nicht garantieren, ob es RFID, oder eine andere Funktechnik ist, würde aber doch auf RFID tippen. Daß die Bahn in den Zügen oder zB in ihren Lounges die Chips ausliest, glaube ich eher weniger. Zumindest habe ich nie etwas davon mitbekommen. Wer in die Lounge möchte, muss klingen, oder an der Scheibe winken, damit der Bahn-Mitarbeiter dir aufmacht, und dich rein lässt. Die Fahrzeuge melden nach FZ-Rückgabe (Verschliesses des FZg mittels BC-Chip) automatisch und selbststätig die Anzahl der gefahrenen Kilometer. Theoretisch ist es sicher möglich, auch den Fahrweg der Fahrzeuge aufzuzeichnen und mitzuprotokollieren. Eine Ortungsfunktion ist jedenfalls in den Fahrzeugen vorhanden.

Einen Aufzeichner von Bewegungsprofilen kann ich dir So nennen: Facebook. Wann immer sich jemand bei Facebook anmeldet, wird auch mitprotokolliert, von wo aus sich angemeldet wurde. Und das so genau, wie Facebook es möglich ist. Wer sich von "zu Hause" aus einloggt, und bei Facebook seine Adresse hinterlet hat -> bitteschön. Wer sich be Freunden, die ebenfalls bei FB registriet sind anmeldet - Gotcha, und wer sich zB mit seinem GPS-fähigen Handy unterwegs einloggt -> Bitteschön...
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Ubile
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Beitrag von Ubile »

Warum willst du eigentlich die Bewegungsprofile so kompliziert erfassen? Das geht doch viel einfacher. Heutzutage kaufen sich die meisten personenbezogene Tickets im Internet oder holen sich die am Automaten und zahlen mit Girocard. Aus diesen Informationen kann die Bahn wunderbar Bewegungsprofile erstellen. Aus solchen Gründen hat die Bahn 2007 ja auch einen BigBrotherAward bekommen.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Bei der BC100 ist überhaupt kein Bewegungsprofil nötig :P

Bei Touch&Travel werden natürlich die "Bewegungsdaten" gespeichert, um eine Abrechnung zu erstellen. Die geschieht nach der offiziellen T&T Seite auch durch die Handyzellen, wenn das Smartphone nicht über einen RFID-Chip verfügt, sondern die Einbuchung über GPS oder manuelle Eingabe erfolgt.
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DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

Sagen wirs mal so, grunsätzlich wäre das bestimmt nicht völlig abwegig oder sinnfrei.

Ich persönlich sehe gerade bei der BC100 ein extrem hohes Missbrauchspotenzial: in meinem Leben habe ich noch keinen Zub gesehen, der sich die BC100 näher angeschaut, geschweige denn mal ausgelesen hätte. Meistens nickt der Zub ja nur einmal kurz wenn er auch nur etwas was einer BC100 ähnlich sieht erkennen kann (ich bin mal aus versehen mit einer Videothekkarte die recht ähnlich aussieht beim Zub durchgekommen - hatte mich einfach im Geldbeutel vergriffen). Eine optisch glaubwürdige Fälschung einer BC100 herzustellen wäre sicherlich überhaupt kein Problem.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

Hm, bei mir hatte der Zub zB sofort darauf hingewiesen, daß meine BC 100 nur noch wenige Tage gültig war. Also es gibt schon welche die zumindest einen genaueen Blick hinwerfen. Trotzdem geb ich dir Recht: MEin Foto ist so verschwommen, da könnte sogar Donald Duck mit durch kommen. Und meist lege ich die BC nur vor mir auf den Tisch hin, und der ZUB geht nach einem kurzen Blick weiter. Hier würde eine Fälschung unter Garantie nicht auffallen...
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Wie ein Zub kontrolliert, ist seine Sache. Ich weiß nicht, wie es bei einer BC100 aussieht, aber eine BC25 hat definitiv keinen RFID-Chip. Ich habe es mit einem Lesegerät getestet (Auch wenn dafür Bahncards keine Software vorhanden ist, müsste es aber kryptografische Werte herausschreiben, was es bei einer Abo-Karte des VRR tut.)

Es macht auch keinen Sinn, Chips auf die BC zu speichern, es ist ein reines Sichtkontrollmedium.
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dubstep
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Beitrag von dubstep »

Vielen Dank für eure Antworten!
Zitat von Ubile:
Warum willst du eigentlich die Bewegungsprofile so kompliziert erfassen? Das geht doch viel einfacher. Heutzutage kaufen sich die meisten personenbezogene Tickets im Internet oder holen sich die am Automaten und zahlen mit Girocard.
Ja, klar. Aber als BC100-Inhaber kann man ja alle Züge des Nah- und Fernverkehrs nützen, ohne dafür eine Fahrkarte zu lösen. Das heißt, dass die DB bei dieser Kundengruppe (BC100-Inhaber), keine statistischen Werte (Start und Ziel der Reise, genutzte Produkte wie z.B. Fernverkehr, ...) hätte. Und genau das, macht den RFID-Chip in der BC100 so interessant.
Zitat von Autobahn
Bei Touch&Travel werden natürlich die "Bewegungsdaten" gespeichert, um eine Abrechnung zu erstellen. Die geschieht nach der offiziellen T&T Seite auch durch die Handyzellen, wenn das Smartphone nicht über einen RFID-Chip verfügt, sondern die Einbuchung über GPS oder manuelle Eingabe erfolgt.
Danke für die Information. Jetzt gäbe es hierzu natürlich einige interessante Fragen, wie zum Beispiel: Werden nur Bewegungsdaten „aktiver“ Mobiltelefone erfasst (aktiv = irgend ein Event wie zum Beispiel das Verschicken von SMS oder die Nutzung von Internet) oder wird auch erfasst, wenn das Mobiltelefon im „passiven“ Zustand ist? Wie wird eine Zelle definiert – also wird nur der Wechsel von Makro-Zelle (Zellgröße = mehrere Kilometer) zu Makro-Zelle registriert oder wird auch der Wechsel von Pico-Zelle (Zellgröße = mehrere Meter) zu Pico-Zelle erfasst?
Zitat von Autobahn
Wie ein Zub kontrolliert, ist seine Sache. Ich weiß nicht, wie es bei einer BC100 aussieht, aber eine BC25 hat definitiv keinen RFID-Chip. Ich habe es mit einem Lesegerät getestet (Auch wenn dafür Bahncards keine Software vorhanden ist, müsste es aber kryptografische Werte herausschreiben, was es bei einer Abo-Karte des VRR tut.)
Das heißt, dass in Abo-Karten des VRR theoretisch ebenfalls RFID-Chips eingebaut sein könnten.

Es gäbe auch noch weitere interessante Ansätze zur Ermittlung von Quell-Ziel-Informationen. Wie sieht es beispielsweise mit der Nutzung von Mobiltelefonen in ICE-Zügen aus? Einige Wagen im ICE sind ja mit Intrain-Repeatern für besseren Empfang ausgestattet. Kann man mit diesen oder mit einer anderen Technologie feststellen, ob der Fahrgast zwischen z.B. Hannover und Göttingen telefoniert? Daraus könnte man dann schließen, dass dieser Fahrgast, zumindest die oben genannte Teilstrecke benutzt hat. Wisst ihr, ob Intrain-Repeater ausschließlich im Fernverkehr (oder evt. auch im Nahverkehr) eingesetzt werden? Beim Fernverkehr (höheren Geschwindigkeiten) gestaltet sich ja das „Handover“ zwischen zwei Zellen etwas abenteuerlicher.
Und noch ein Ansatz: Wie sieht es eigentlich mit W-Lan im ICE aus? Hier gibt es ja HotSpots im Zug. Durch die Nutzung von Internet, könnte man ebenfalls darauf schließen, dass ein Fahrgast auf einer bestimmten Strecke unterwegs ist?
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Beitrag von Bayernlover »

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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ dupstep

Beim Touch&Travel System können sich die Kunden entweder über einen RFID-Cip, der im Telefon verbaut ist anmelden, oder aber über eine App einbuchen. Bei der Einbuchung über eine App wird der Reiseweg über die Mobilfunkzellen ermittelt. Das Telefon muss während der Fahrt allerdings eingeschaltet sein, es braucht aber kein Traffic (Telefonate, SMS, Internet) stattfinden. Das Telefon bucht sich sowieso in die nächste Funkzelle ein, damit man erreichbar ist. Ob es nun Makro- oder Pico-Zellen sind, ist mir nicht bekannt. Es dürfte für den Zweck allerdings unerheblich sein, da die Lage der Eisenbahntrasse wohl bekannt sein dürfte ;). Abgerechnet wird ohnehin nach dem günstigsten Preis.

Wenn ein Repeater im ICE eingebaut ist, sind die Quell-/Zielinformationen für T&T sogar noch leichter zu erfassen :). Technisch wäre es sicher möglich, festzustellen, ob man in einem ICE über den Repeater telefoniert, ich glaube aber kaum, das eines solche Technik verbaut ist. Leider sind die Repeater auch in Fernzügen noch nicht überall vertreten. Auch liegen die Funkmasten nicht unbedingt günstig für die Bahnstrecken, so dass es noch viele „weiße Flecken“ gibt, während auf der nahe gelegenen Bundesstraße das Handy vollen Ausschlag anzeigt.
Netzwelt @ , hat geschrieben:Besseren Handy-Empfang für ICE-Reisende verspricht die Bahn: Das Unternehmen will bis zum Jahr 2011 leistungsfähigere Mobilfunk-Repeater in allen ICE-Zügen zur Verfügung stellen. Die Hälfte der Flotte ist schon mit der neuen Technik ausgerüstet. Mit der Umrüstung hatte das Unternehmen im Mai 2008 begonnen.
http://www.netzwelt.de/news/80751-ice-flot...verbessern.html In naher Zukunft wird es wohl auch keine Repeater in Regionalzügen geben.

Natürlich kann man bei der Benutzung der Hot-Spots in den ICE feststellen, welcher Reisende sich in diesen Hot-Spot eingewählt hat. Schließlich gibt er ja seine Abrechnungsdaten preis :)

Bevor ich es vergesse, in den ABO-Karten der Verkehrsverbünde sind in der Tat RFID-Chips eingebaut. Dies muss auch sein, da auf den Karten kein Gültigkeitsbereich – also die Stadt oder der Bereich wie auf der Papiervariante – angegeben ist. Die mobilen Terminals der Kontrollteams/ZuB´s können das auslesen, ebenso die Terminals in den Bussen. Dies dient aber lediglich zur Prüfung der Gültigkeit, Bewegungsprofile werden damit nicht erhoben.
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eightyeight
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Beitrag von eightyeight »

Ich weiß nicht ob es was damit zu tun hat, aber an den Ticketautomaten im Münchner HBF, befinden sich so kleine schwarze Kästchen mit einem roten Punkt. Sieht auch aus wie eine Art Leser. Hat das evtl. was damit zu tun? :unsure:
Ohne Zaster beißt der Mensch ins Straßenpflaster.
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Ubile
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Beitrag von Ubile »

Ich denke, dies passt in dieses Thema am besten: Im Lawblog gibt es einen Artikel zum vom AK Vorrat veröffentlichten "Leitfaden zum Datenzugriff" der Generalstaatsanwaltschaft München. Zum Thema e-Ticketing der Bahn heißt es darin:
Für das e-Ticketing der Deutschen Bahn gibt es bereits ein durchdachtes Überwachungszenario. Durch die Abrechnung übers Mobiltelefon verfüge die Deutsche Bahn über die Daten sämtlicher Funkzellen, die der Nutzer durchfahren hat. Diese Daten könnten herausverlangt werden. Praktischer Nebenaspekt:
Aufgrund der Abrechnung mittels E-Mail ist auch die E-Mail-Adresse hinterlegt. Diese kann von der Deutschen Bahn herausverlangt und ggf. anschließend überwacht werden.
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