Veolia - Rückzug als EVU?

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S-Bahn 27
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Beitrag von S-Bahn 27 »

Paris/Berlin - Nach schweren Gewinneinbrüchen will der französische Konzern Veolia seine Busse und Bahnen aufgeben und sich auf die Bereiche Wasser, Abfall und Energie konzentrieren. „Wir haben die strategische Entscheidung getroffen, nach neuen Aktionären für die Transportaktivitäten zu suchen“, sagte Veolia-Chef Antoine Frérot am Dienstag. Veolia ist in Deutschland der größte private Konkurrent der Deutschen Bahn im Nahverkehr, die Zentrale für die Bundesrepublik sitzt in Berlin. Der Transportbereich Veolia-Transdev, der zu 50 Prozent Veolia und zur anderen Hälfte dem staatlichen Finanzinstitut Caisse des Dépôts (CDC) gehört, soll entweder ganz an die CDC oder andere Privatinvestoren aus dem Bereich Transport oder Industrie gehen.
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/veol...en/5928846.html

Ich persönlich bin ja mal gespannt was da draus bzw. ob da überhaupt was draus wird. :)
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Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Iarn hat da schonmal was vorbereitet ;)

Ich wundere mich nur, wie man im subventionierten Nahverkehr Verluste einfahren kann - hat man da etwa zu knapp kalkuliert, nur um irgendwelche Ausschreibungen gewinnen zu können?
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Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Beim Meridian war das so.
Und Veolia fährt ja noch mehr als als Nahverkehrs-EVU.
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S-Bahn 27
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Beitrag von S-Bahn 27 »

Bayernlover @ 7 Dec 2011, 22:03 hat geschrieben: Iarn hat da schonmal was vorbereitet ;)
oh bei Bahn international stand schon was - da hab ich leider nicht nachgeschaut.....

Moderatoren: könnte man die beiden Themen vllt. verschmelzen? ;)
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Bayernlover @ 7 Dec 2011, 22:03 hat geschrieben:Ich wundere mich nur, wie man im subventionierten Nahverkehr Verluste einfahren kann - hat man da etwa zu knapp kalkuliert, nur um irgendwelche Ausschreibungen gewinnen zu können?
Ihr habt da etwas missverstanden. Der Mischkonzern Veolia will sich von seiner Verkehrssparte trennen, um sich auf das Hauptgeschäft (Wasser) zu konzentrieren und dieses zu konsolidieren.

Aber bevor Freudenstürme von DB-Anhängern aufkommen, das Geschäft wird weder aufgegeben noch an die DB verkauft. Da steht das Kartellamt davor :D Dem Vernehmen nach bestehen Interessenten für eine Übernahme des Tansportbereichs.
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Beitrag von Bayernlover »

Autobahn @ 7 Dec 2011, 22:22 hat geschrieben: Ihr habt da etwas missverstanden. Der Mischkonzern Veolia will sich von seiner Verkehrssparte trennen
Ja, man stößt aber keinen Geschäftsbereich ab, der sich melken lässt wie eine Kuh früh um fünf. Wenn das so ein lukratives Geschäft wäre, würde man es sicher behalten wollen. Umkehrschlüsse könnte man wie gesagt auch daraus ziehen.
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ET 474
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Beitrag von ET 474 »

Bayernlover @ 7 Dec 2011, 22:03 hat geschrieben:Ich wundere mich nur, wie man im subventionierten Nahverkehr Verluste einfahren kann - hat man da etwa zu knapp kalkuliert, nur um irgendwelche Ausschreibungen gewinnen zu können?
Ja, es wurde zu knapp kalkuliert, um Ausschreibungen gewinnen zu können. Bestes Beispiel ist in Schleswig-Holstein die Marschbahn von Altona nach Westerland. Dort sind alle Kosten runtergerechnet worden, um das günstigste Angebot machen zu können. Veolia erhielt den Zuschlag und fuhr anschließend Verluste ein, die Veolia anschließend von der schleswig-holsteinischen Landesregierung zurück erstattet haben wollte. Doch darauf hat sich Peter-Harry Carstensen (CDU) natürlich nicht eingelassen und weitere Streckenausschreibungen an DB vergeben. Seitdem gewinnt Veolia in Schleswig-Holstein keine Ausschreibung mehr.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

ET 474 @ 7 Dec 2011, 22:37 hat geschrieben: Ja, es wurde zu knapp kalkuliert, um Ausschreibungen gewinnen zu können. Bestes Beispiel ist in Schleswig-Holstein die Marschbahn von Altona nach Westerland. Dort sind alle Kosten runtergerechnet worden, um das günstigste Angebot machen zu können. Veolia erhielt den Zuschlag und fuhr anschließend Verluste ein, die Veolia anschließend von der schleswig-holsteinischen Landesregierung zurück erstattet haben wollte. Doch darauf hat sich Peter-Harry Carstensen (CDU) natürlich nicht eingelassen und weitere Streckenausschreibungen an DB vergeben. Seitdem gewinnt Veolia in Schleswig-Holstein keine Ausschreibung mehr.
Quelle?
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ET 474
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Beitrag von ET 474 »

Autobahn @ 7 Dec 2011, 22:22 hat geschrieben:Ihr habt da etwas missverstanden. Der Mischkonzern Veolia will sich von seiner Verkehrssparte trennen, um sich auf das Hauptgeschäft (Wasser) zu konzentrieren und dieses zu konsolidieren.

Aber bevor Freudenstürme von DB-Anhängern aufkommen, das Geschäft wird weder aufgegeben noch an die DB verkauft. Da steht das Kartellamt davor  :D Dem Vernehmen nach bestehen Interessenten für eine Übernahme des Tansportbereichs.
Wie sieht das in Schleswig-Holstein aus? Dort hatten mehrere Politiker nach der Marschbahn-Pleite gefordert, dass die zu Veolia gehörende Nord-Ostsee-Bahn schnellstens an DB verkauft wird.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

ET 474 @ 7 Dec 2011, 22:42 hat geschrieben:Wie sieht das in Schleswig-Holstein aus? Dort hatten mehrere Politiker nach der Marschbahn-Pleite gefordert, dass die zu Veolia gehörende Nord-Ostsee-Bahn schnellstens an DB verkauft wird.
Nochmal, welche Quelle?

Die NOB hat zwar in SH die Ausschreibung nicht gewonnen, ob sie aber dort Verluste eingefahren hat, hast Du nicht belegen können. Und selbst wenn es dort so gewesen wäre, Veolia ist ja nicht nur dort vertreten. Ob sich die Veolia weiter im Norden engagieren wollte, ist mir nicht bekannt.

Was die von Dir angeführte Forderung der Lokalpolitiker angeht, es gibt auch solche, die einen Faible für die DB haben. Und das geht über alle Parteigrenzen hinweg. Möglicherweise erhoffen sie sich ein Pöstchen im Konzern, wenn sie in der Politik nicht mehr gewünscht sind.
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ET 474
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Beitrag von ET 474 »

Nochmal, welche Quelle?
Das war damals in den Medien drinnen, als die Nord-Ostsee-Bahn im Jahre 2007 ins Schlingern geraten ist, nachdem aufgeflogen war, dass die Nord-Ostsee-Bahn sich verkalkuliert hat, um die Ausschreibung der Marschbahn Altona - Westerland zu gewinnen. Gesammelt habe ich die Zeitungsartikel dazu nicht, aber vielleicht lässt sich dazu das eine oder andere noch über Google finden.
Die NOB hat zwar in SH die Ausschreibung nicht gewonnen, ob sie aber dort Verluste eingefahren hat, hast Du nicht belegen können. Und selbst wenn es dort so gewesen wäre, Veolia ist ja nicht nur dort vertreten.

Wie bereits gesagt bzw. geschrieben, probiere es per Google aus, die Zeitungsartikel dazu habe ich nicht gesammelt.
Ob sich die Veolia weiter im Norden engagieren wollte, ist mir nicht bekannt.
Mit Sicherheit, aber dem hat die Landesregierung nach dem Marschbahn-Streit einen Dämpfer erteilt.
Was die von Dir angeführte Forderung der Lokalpolitiker angeht, es gibt auch solche, die einen Faible für die DB haben. Und das geht über alle Parteigrenzen hinweg. Möglicherweise erhoffen sie sich ein Pöstchen im Konzern, wenn sie in der Politik nicht mehr gewünscht sind.
Ich wohne in Hamburg und bekomme dort schon mit, wie das in Schleswig-Holstein und Niedersachsen läuft. In Niedersachsen hat in den 1990er Jahren der dortige damalige Ministerpräsident und spätere Bundeskanzler Gerhard Schröder ein Faible für Private entwickelt, nachdem dieser sich mit dem damaligen DB-Chef Heinz Dürr gestritten hatte. Auf dieses Faible ist seine damalige schleswig-holsteinische Amtskollegin und Parteigenossin Heide Simonis auch gekommen, nachdem Veolia bei der ersten Ausschreibung im Jahre 2000 ein so gutes Angebot vorgelegt hatte. Allerdings hatte es in Schleswig-Holstein nie Ärger mit der DB gegeben und so waren in Schleswig-Holstein die Ausschreibungsbedingungen für die DB weiterhin besser als in Niedersachsen, so dass Veolia in Schleswig-Holstein doch mehr Konkurrenz durch die DB fürchten musste als in Niedersachsen. So hat Veolia bei der Ausschreibung der Marschbahn alles drangesetzt, um die Kosten nach unten zu rechnen, um sich dadurch den Zuschlag zu sichern. Kurz vor der Betriebsaufnahme auf der Marschbahn kam es in Schleswig-Holstein zu einem Regierungswechsel und die neue Regierung unter Ministerpräsident Peter-Harry Carstensen (CDU) war der DB nicht so abgeneigt wie einst Gerhard Schröder (SPD) in Niedersachsen. Im Gegenteil, der damals neue Wirtschafts- und Verkehrsminister Dietrich Austermann (CDU) hatte sogar großes Interesse, später einmal den Posten von Hartmut Mehdorn bei der DB erben zu können. Als 2007 aufflog, dass Veolia bei der Bewerbung um die Marschbahn zu knapp kalkuliert hat, entwickelte Ministerpräsident Carstensen ein Faible für die DB wie es einst Gerhard Schröder in Niedersachsen für Private entwickelt hat.
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Beitrag von Electrification »

Bayernlover @ 7 Dec 2011, 22:03 hat geschrieben: Ich wundere mich nur, wie man im subventionierten Nahverkehr Verluste einfahren kann - hat man da etwa zu knapp kalkuliert, nur um irgendwelche Ausschreibungen gewinnen zu können?
Meines Wissens fährt die deutsche Nahverkehrssparte keine Verluste ein, aber sie bringt eben Geld und Veolia braucht Geld, weil der Gesamtkonzern hochverschuldet ist.

Da CDC seine 50% nicht abgibt, wird die Zahl der Interessenten sowieso von vornherein nicht ganz so groß sein und ich halte es für nicht unwahrscheinlich dass CDC auch die restlichen 50% übernimmt.

Langfristig erwarte ich jedoch eine Fusion von VeoliaTransdev und Keolis. Dürfte dann mit Abstand die Nummer 1 in der Welt sein.

Mir wäre übrigens eine Kommunalisierung von Veolia Deutschland am liebsten. Die BOB sollte z. B. dann von den betroffenen Kreisen und Kommunen mittels einer Betreibergesellschaft betrieben werden. So würde die Wertschöpfung der BOB komplett in die Region fließen und Gewinne könnten zu 100% wieder für Zwecke der BOB investiert werden. Nach Gewinnabführung bleibt heute nicht viel Handlungsspielraum für die EVU.
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Beitrag von Bayernlover »

Electrification @ 8 Dec 2011, 00:23 hat geschrieben: Meines Wissens fährt die deutsche Nahverkehrssparte keine Verluste ein, aber sie bringt eben Geld und Veolia braucht Geld, weil der Gesamtkonzern hochverschuldet ist.
Warum will man sie dann loswerden, wenn sie so lukrativ ist?
Mir wäre übrigens eine Kommunalisierung von Veolia Deutschland am liebsten. Die BOB sollte z. B. dann von den betroffenen Kreisen und Kommunen mittels einer Betreibergesellschaft betrieben werden. So würde die Wertschöpfung der BOB komplett in die Region fließen und Gewinne könnten zu 100% wieder für Zwecke der BOB investiert werden. Nach Gewinnabführung bleibt heute nicht viel Handlungsspielraum für die EVU.
Die Worthülse "unternehmerisches Risiko" sagt Dir aber schon was?
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Beitrag von mapic »

Bayernlover @ 8 Dec 2011, 08:44 hat geschrieben: Warum will man sie dann loswerden, wenn sie so lukrativ ist?
Weil man dafür eben eine Menge Geld bekommt, das anderswo im Konzern dringend benötigt wird. Wenn man eine marode Sparte verkaufen will, dürften die Interessenten nicht gerade Schlange stehen und Höchstpreise bieten.

Da hat eben wieder mal irgendwer ausgerechnet dass das so die beste Lösung sein müsste.... :unsure:
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Beitrag von Electrification »

Bayernlover @ 8 Dec 2011, 08:44 hat geschrieben:
Die Worthülse "unternehmerisches Risiko" sagt Dir aber schon was?
Das Risiko ist absolut minimal. Natürlich wird mit der Ausschreibung der sicher lukrative BOB-Altvertrag fallen, aber man wird kaum so bieten dass man Verluste einfährt. Alleine die fehlende Gewinnabführung bzw. eine deutlich geringere, würde einen gewissen Spielraum schaffen.
Es ist ja nur ein Wunsch von mir, dass es so nicht kommt ist sehr wahrscheinlich, daher muss man auch nicht darüber diskutieren.

Warum man sie los werden will hat ja Mapic schon erklärt und ÖPNV ist eben nicht das Kerngeschäft von Veolia. Wie heißt es so schön? Water makes money. ;)
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ET 474
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Beitrag von ET 474 »

Electrification @ 8 Dec 2011, 00:23 hat geschrieben:Mir wäre übrigens eine Kommunalisierung von Veolia Deutschland am liebsten. Die BOB sollte z. B. dann von den betroffenen Kreisen und Kommunen mittels einer Betreibergesellschaft betrieben werden. So würde die Wertschöpfung der BOB komplett in die Region fließen und Gewinne könnten zu 100% wieder für Zwecke der BOB investiert werden.
Sowas wird in Schleswig-Holstein für die NOB gefordert und ist auch für künftige Ausschreibungen geplant. So soll eine Betreibergesellschaft mit 50% Landesbeteiligung gegründet werden, die anderen 50% soll ein Investor übernehmen, der dann auch die aktive Betriebsführung übernimmt. Als Investoren sind DB und Benex im Gespräch.
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Beitrag von Rohrbacher »

ET 474 @ 8 Dec 2011, 19:39 hat geschrieben:Sowas wird in Schleswig-Holstein für die NOB gefordert und ist auch für künftige Ausschreibungen geplant. So soll eine Betreibergesellschaft mit 50% Landesbeteiligung gegründet werden, die anderen 50% soll ein Investor übernehmen, der dann auch die aktive Betriebsführung übernimmt. Als Investoren sind DB und Benex im Gespräch.
Das ist dann der erste Schritt zur Neugründung der Staatsbahnen, wie sie bis 1920 bestanden, wenn irgendwann einen Schritt weiter dieser "Investor" rausgestrichen wird. ;)

Ich sag' ja schon länger, dieser "Wettbewerb" ist nicht mehr als eine Episode. Sobald irgendwann mal alle Sparmaßnahmen ausgeschöpft sind, alle Bewerber mit dem selben Fahrzeugmaterial und dem selben Billigpersonal kommen und für die Bahnbetreiber keine (ausreichenden) Gewinne mehr drin sind, dann funktioniert das System nicht mehr und man wird merken, dass eine Bahn ohne Gewinnerzielungsanspruch wohl doch am günstigsten ist, liebe FDP-Wähler... Solche Ausschreibungen sind ja meist auch nicht ganz billig. Wenn man dann überlegt, dass z.B. selten ein Regio-Mops bei agilis aushilft (= ineffizient) und Fahrzeuge immer weniger in in der Regel nicht in günstigeren, großen Stückzahlen bestellt werden, dann kann das momentane System im SPNV auf Dauer eigentlich kaum funktionieren.
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Beitrag von Zp T »

Gibts irgendwo davon eine Stellungnahme von Heino Seeger? Diese würde ich zu gerne mal in Erfahrung bringen...
München, die teuerste Stadt, aber auch die schönste Stadt Deutschlands!!!
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Rohrbacher @ 8 Dec 2011, 20:04 hat geschrieben:Das ist dann der erste Schritt zur Neugründung der Staatsbahnen, wie sie bis 1920 bestanden, wenn irgendwann einen Schritt weiter dieser "Investor" rausgestrichen wird. ;)
Diese ganzen Länderbahnen sind doch wie die kommunalen Verkehrsbetriebe Schattenhaushalte und dienen zusätzlich der eigenen Parteiklientel zu Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und abgehalfterten Politikern zur Altersvorsorge!
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von Electrification »

Autobahn @ 8 Dec 2011, 21:02 hat geschrieben: Diese ganzen Länderbahnen sind doch wie die kommunalen Verkehrsbetriebe Schattenhaushalte und dienen zusätzlich der eigenen Parteiklientel zu Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und abgehalfterten Politikern zur Altersvorsorge!
Vorurteile hast du keine? In Bayern gab es mal eine solche Bahn und die hat gute Gewinne abgeliefert, ohne Druck auf die Mitarbeiter, mit perfektem Arbeitsklima und super Bedingungen. Warum man unbedingt was gewinnbringendes (ansonsten könnte man ja nicht mal was sagen) verkaufen muss und das für einen Betrag der in wenigen Jahren via Gewinne längst drin gewesen wäre, frag ich mich schon.

Wichtig ist dass diese Bahnen privatwirtschaftlich aufgestellt sind, also keine Behörden, jedoch ohne Renditedruck. Im SPNV sollte die schwarze Null mit kleinem Zubrot das Ziel sein.
Die klassischen NE-Bahnen sind so gut wie alle kommunale Bahnen.

Das Beispiel Veolia zeigt ja auch dass man langfristig mit dem SPNV keine Freude haben wird, denn die Margen werden ja mit jeder Ausschreibung geringer und es bleibt oftmals eh nicht viel übrig und das ist nicht immer mit den Renditeansprüchen der Großkonzerne vereinbar. Bei Staatsbahnen anderer Länder vielleicht eher, da gehts scheinbar mehr um Macht als darum im Ausland den großen Reibach zu machen, denn das ist und bleibt unrealistisch.
Da sollte man lieber eine Bank gründen. ;)
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

Ich frage mich ob irgendwann eines der großen US-Unternehmen den Sprung über den Teich wagt, egal ob im Pax, oder Fracht Geschäft. Einige haben ja große cash Reserven. Natürlich wären die Kosten am Anfang enorm, aber: You have to spend money to make money. ;)


Aber bitte keine Kunstnamne erfinden. Ich könnte mit gut einen Flirt in Union Pacific Farben vorstellen. :D
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Beitrag von Electrification »

Galaxy @ 8 Dec 2011, 23:23 hat geschrieben: Ich frage mich ob irgendwann eines der großen US-Unternehmen den Sprung über den Teich wagt, egal ob im Pax, oder Fracht Geschäft. Einige haben ja große cash Reserven. Natürlich wären die Kosten am Anfang enorm, aber: You have to spend money to make money. ;)


Aber bitte keine Kunstnamne erfinden. Ich könnte mit gut einen Flirt in Union Pacific Farben vorstellen. :D
Das kann ich mir durchaus vorstellen, aber wenn dann eher im Frachtbereich, das ist ja das Kerngeschäft der Unternehmen und vor allem wissen die genauso dass man langfristig nur im Güterverkehr das große Geld macht, nicht aber im Personenverkehr mit niedrigen Margen.

Lassen wir uns überraschen. Aber langfristig werden sich die großen EVU den Markt unter sich aufteilen und die kleineren Güter-EVU müssen sich die Nischen suchen, z. B. den Vor- und Nachlauf, die Anschlussbedienung usw.
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Beitrag von blubbeldiblubb »

Wenn das Elektroauto weiterhin so langsame Fortschritte macht, wie bisher, und die Überschreitung des Peak-Oil zu immer schneller steigenden Öl- und Benzinpreisen führt, dann ist ein potentiell umweltfreundliches Verkehrssystem wie SPNV möglicherweise bald durchaus ein Feld, auf dem sich dann auch ohne Subvention (hohe) Gewinne erzielen lassen.
Potentiell umweltfreundlich deshalb, weil meiner Meinung nach der technische Vorteil des Rad-Schiene-Systems vor allem im Nahverkehr durch geringe Auslastung und auf nichtelektrizifierten Strecken wenig bis gar keiner Energierückgewinnung zunichte gemacht wird. In diesem Bereich sehe ich allerdings weder von der Politik noch von privaten EVUs oder Fahrzeugherstellern in Europa kein Innovationsinteresse. Ein VT ist doch viel mehr als ein Auto dafür geschaffen, beim generatorischen Bremsen erzeugten Strom in einem Akku zu speichern und beim nächsten Anfahren zu nutzen. Dass zusätzliche Gewicht von Elektormotor/Generator, Akku etc. kann ein Eisenbahnfahrzeug doch eher aufnehmen als ein Auto? Bei einer veranschlagten Lebensdauer von 30 Jahren für ein Eisenbahnfahrzeug und den in diesem Zeitraum steigenden Ölpreis müsste ein weitblickendes, finanzkräftiges Unternehmen (privat oder staatlich) ein Interesse an solch einer Technik haben?
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Innovative neue Fahrzeuge zu schaffen ist und bleibt Aufgabe der Fahrzeugindustrie. Es wird sie niemand daran hindern auf eigene Kosten hier ein Probefahrzeug zu erstellen und bestimmte Techniken zu testen.
Ansätze dazu gibt es ja, wie den Hybrid-Desiro.

Es ist jedoch nicht Aufgabe der EVU, egal ob privat oder nicht. Der Eigentümer dieser EVU will Geld verdienen und das kurzfristig und gibt sicher kein Geld aus um alternative Antriebsformen zu testen, zumal das eh nicht Aufgabe der EVU ist.
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