Electrification @ 24 Jan 2012, 15:15 hat geschrieben:Jeder mit etwas Fachahnung weiß dass die Eisenbahninfrastruktur unterfinanziert ist, das wissen sie auch in Berlin, nur will man doch gar keine stärkere Bahn, viel zu sehr haben Lobbyisten aus den Straßensektoren die Macht und Leute dort in der Hand.
Sicher ist die Eisenbahninfrastruktur unterfinanziert. Aber kennst Du Dich im Haushaltsrecht aus?
Machen wir doch mal ein simples Beispiel. Du hast 2.000 Euro (pro Monat meinetwegen) zur Verfügung. Die musst Du einteilen, um nicht am 15. ohne Geld da zu stehen. Dabei setzt Du natürlich Prioritäten. Wohnung, Energie und Lebensmittel sind unerlässlich (als Synonym für die Haushaltsposten) Also legst Du das Geld erst mal an die Seite. Du hast drei Kinder, die heißen Eisenbahn, Binnenschiffahrt und Straßenverkehr. Jedes Deiner Sprößlinge braucht aber sein Taschengeld und jedes hat seinen Bedarf angemeldet. Und nun fängst Du an zu rechnen. Es bleiben Dir meinetwegen nur 500 Euro zum Verteilen übrig. Dein Sohn Eisenbahn will natürlich die ganzen 500 Euro, er will sogar noch mehr. Er hat große Pläne und möchte das Land mit Eisenbahnstrecken überziehen. Er möchte sogar die anderen Posten schleifen und meint, er bräuchte die ganzen 2.000 Euro. Sollst Du doch zusehen, wo Du mehr Geld her bekommst. Die Tochter Binnenschiffahrt wünscht sich so gern ein neues (Fluss)-Bett, oder vielleicht einen Kanal. Sie will nur 100 Euro. Der jüngste Sproß, der Sohn Straßenverkehr, möchte auch etwas Taschengeld haben. Er bräuchte so dringend einen kleinen Lückenschluss einer Autobahn und eine neue Fahrbahndecke. Er hat ausgerechnet, das würde rund 200 Euro kosten. So bleiben für den Erstgeborenen auch nur noch 200 Euro übrig. Das geht natürlich nicht. Zumal der älteste Sohn in der Vergangenheit immer auf großem Fuß gelebt und Schulden wie ein Staabsoffzier hat, die Du von den 500 Euro erst mal bezahlen musst. Die allein würden die 200 Euro sowieso auffressen.
Darunter müssen leider auch die anderen Kinder leiden. Die Tochter bekommt nur 10, der Benjamin Straßenverkehr nur 100 Euro. Für die Schulden des Erstgeborenen gehen schon mal 200 an die Gläubiger drauf (man hat sich ja geeiningt). Bleibt also noch ein Betrag von 190 Euro, den dein Sohn Eisenbahn verbraten kann.
Den Betrieb des Eisenbahn hast Du natürlich schon vorher sichergestellt und im Haushaltsposten "Lebensmittel" eingeplant. Wer weiß, was der Leichtfuß Eisenbahn sonst mit der Kohle machen würde, wenn er sie in die Hand bekäme.
Die Zahlen entsprechen nicht der Realität, dennoch sind sie ein ungefähres relatives Beispiel für die Verteilung des Verkehrshaushalts. Dieses Beispiel soll auch nur aufzeigen, das auch der gutwilligste Verkehrsminister nicht alle Finanzierungswünsche egal welcher Lobby entsprechen kann. Selbst wenn den anderen Kindern das Taschengeld ganz gestrichen würde, blieben dem Ältesten auch nur 300 Euro. Aber ist das gerecht?
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.