Lohndumping in Celle

Strecken, Fahrzeuge und Technik von Bussen
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Electrification
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Beitrag von Electrification »

Hier ein Beitrag zu CeBus, dem ÖPNV-Anbieter in der Gegend um Celle. Den Busfahrern kürzt man dort die Löhne massiv und keinen scheint es zu stören. Unsere Gesellschaft wird immer kränker und perverser.
Am Ende dürfen diese Leute dann noch aufstocken und mittels Zweitjob Geld dazuverdienen.

Ein Skandal wie tief wir in diesem Land absinken, die Moral und der Anstand sinken immer weiter in den Keller.

Lohnkürzung bei Busfahrern in Celle
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karhu
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Beitrag von karhu »

Das ist dieser Privatisierungswahn der dazu führt. Hier wird nur im Interresse des Kapitals gehandelt, die wollen viel Geld verdienen, die Busfahrer verdienen weniger und dürfen immer länger arbeiten.

ÖPNV sollte staatlich betrieben werden ohne Kapitalinteressen, mit einem starken Betriebsrat und Mitspracherecht der betroffenen Bevölkerung.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

leinfelder @ 26 Feb 2012, 18:52 hat geschrieben:ÖPNV sollte staatlich betrieben werden ohne Kapitalinteressen, mit einem starken Betriebsrat und Mitspracherecht der betroffenen Bevölkerung.
Klar, am besten noch in unkündbarem Beamtenverhältnis mit A 12 (entspricht Polizeihauptkommissar) plus Zulagen (Familienzulagen u. ä.) :ph34r:

Aus dem Artikel:
Vor allem die Stadt Celle hatte sich mit der Gründung von CeBus verpflichtet, für zehn Jahre Finanzhilfen zur Aufrechterhaltung der Nominallöhne von 2002 für den Bereich CSC zu leisten. Diese Finanzhilfen sind zum 31. Dezember 2011 ausgelaufen.
Und nun? Die Stadt Celle hat mit CeBus einen Verkehrsvertrag (dessen Einzelheiten wir nicht kennen) und die Finanzhilfen fallen weg. Das sind auf das Jahr gerechnet bei 27 Busfahrern rund 270.000 Euro (unterstellt man 40 Stundenwoche und 52 Wochen pro Jahr), welche die Stadt damit einspart.

O.K., die 8,39 Euro sind krass, ist gerade mal der Mindeslohn. In NRW erhalten Berufskraftfahrer, die Busse mit mehr als 16 Fahrgastplätzen fahren dürfen, seit 1.1.2012 einen Stundenlohn 11,53 Euro. Beim Schülerverkehr kommen noch einmal 0,35 Euro pro Stunde (aber nur für die Zeit des Schülerverkehrs) hinzu.

Das sind aber immer noch 1,32 Euro weniger, als die Busfahrer in Celle seit zehn Jahren bekommen.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von Electrification »

Autobahn @ 26 Feb 2012, 19:40 hat geschrieben: Klar, am besten noch in unkündbarem Beamtenverhältnis mit A 12 (entspricht Polizeihauptkommissar) plus Zulagen (Familienzulagen u. ä.) :ph34r:
Du musst auch immer gleich übertreiben oder? Das wird mit Sicherheit keiner fordern. Es geht hier doch einzig und alleine um die Kürzungen und diese 13,40 Euro sind ja meilenweit von A 12 entfernt, was ja auch in Ordnung ist. 13,40 Euro finde ich für hier fair, das ist für die Stelle vertretbar, die Kürzung auf einen derart niedrigen Wert ist einfach nur menschenverachtend, unsozial und kaltherzig. Genau das geht zu weit, genau hier wird sich dieses System selbst zerstören wenn es so weiter macht.
Es kann ja nicht sein dass immer mehr Menschen an der Armutsgrenze leben, während wenige sich immer stärker bereichern. Auch bei CeBus wird es Geschäftsführerposten geben die sicher bei sich keinen Cent gespart haben, eher weiter erhöhen. Da stimmt dann die Verhältnismäßigkeit nicht mehr, das war immer eines der zentralen Punkte unserer sozialen Marktwirtschaft (RIP).

In München kennt man das ja auch von den regierenden Parteien, wo dann MVG-Posten entsprechend besetzt werden...
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Electrification

Natürlich habe ich übertrieben, aber mir kommt die Galle hoch, wenn ich Forderungen nach "ÖPNV nur in öffentlichen Betrieben" höre.

Wenn Du meinen Beitrag weiter gelesen hättest, wüsstest Du, dass ich nicht für Lohndumping stehe. Die 8,39 Euro sind eindeutig zu wenig. Ob nun 11,53 Euro oder 13,20 Euro angemessen sind, ist Auslegungssache oder verhandelbare Masse.

Die 8,39 Euro liegen im Monatsgehalt etwa 300 Euro unter der Besoldungsstufe A2. Unter die fallen:

Aufseher (mit Amtszulage, Stellenzulage als Führer von Kraftwagen)
Oberamtsgehilfe
Oberbetriebsgehilfe
Schaffner (mit Amtszulage, Stellenzulage als Führer von Kraftwagen)
Wachtmeister (mit Amtszulage)

Rein rechnerisch bekommt ein Beamter mit A2 (bei einer 40-Stundenwoche) 10,48 Euro pro Stunde.

Wenn man die sonstigen Gegebenheiten des Beamtentums (z.B. Pflicht zur privaten Krankenversicherung) berücksichtigt, sind das möglicherweise nur "Peanuts".

Und nun komme ich zum Schluss. Ein öffentlicher Betrieb zahlt an die Beschäftigten am Ende kaum mehr, als ein privater Unternehmer, aber der "Öffentliche" hat aus politischen Gründen ein Überschuss an Personal, das durchgefüttert werden muss.
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karhu
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Beitrag von karhu »

Ein privater Betreiber will in der Regel immer Geld verdienen, da gibt es welche die durchaus ihr Personal noch angemessen bezahlen und dann gibt es eben auch gierige Kapitalisten. Und gerade der Kapitalismus ist der große Schwachpunkt in unserem Wirtschaftsystem.

ÖPNV stellt die Grundversorgung der Bevölkerung dar und hier sollte nicht nach kapitalistischen Interressen gehandelt werden. Das Personal gehört angemessen und ordentlich bezahlt und die Busse ordentlich gewartet, genauso ein bedarfsgerechter Fahrplan. Dies ist nur mit einem staatlichen Betrieb möglich, die Privatisierung erreicht das Gegenteil.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ leinfelder

Es ist ein Trugschluss, das öffentliche Verkehrsbetriebe effizienter arbeiten könnten, als private Unternehmer. In allen Untersuchungen schneiden die „Öffentlichen“ in puncto Effizienz schlecht ab.

Zugegeben, in puncto „Mitarbeiter“ sind sie „vorbildlich“, sieht man mal von der MVG München ab. Aber das Beispiel wird Schule machen.
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Beitrag von chris232 »

Leinfelder hat nur leider in keinem Satz von Effizienz geredet, sondern eben ausgerechnet von den Arbeitnehmern. Was du ja in deinem zweiten Absatz eben (trotz dem bösen Wort gegen Kapitalismus?!) auch so bestätigt hast. Auch wenn ich bei den öffentlichen bei weitem nicht von vorbildlich sprechen möchte hinsichtlich der Bezahlung, bleibt hier immerhin wesentlich weniger Geld in Büros stecken, da man sich die komplette Vergabe, diverse Chefs und "Mehrfachbelegungen" (Dispos, ...) sparen kann, was dann eben doch wieder der Effizienz zugute kommt.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Beitrag von Bayernlover »

Naja, ich bin auch kein Freund irgendwelcher Staatsbetriebe, aber 8,39€ sind ein schlechter Scherz. Das Ergebnis wird sein, dass man keine Busfahrer mehr findet. Ob das in Celle dann so bittere Auswirkungen hat wie bei der S-Bahn Berlin oder der MVG, weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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JNK
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Beitrag von JNK »

Autobahn @ 26 Feb 2012, 23:03 hat geschrieben: In allen Untersuchungen schneiden die „Öffentlichen“ in puncto Effizienz schlecht ab.
1.)Nenne eine.

2.)Nenne einen Verkehrsbetrieb in Deutschland (außer der DB) bei dem Beamte im Fahrdienst arbeiten.
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