Warnstreik bei Ver.di

Alles über Stadtverkehr, was woanders nicht passt, wie z.B. Verkehrsverbünde
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

JNK @ 7 Mar 2012, 14:26 hat geschrieben:Heute morgen fand ich das Argument ganz interessant, dass der Streik nur den Arbeitgeber trifft - nämlich den Souverän - das Volk. Und wenn unsere Vertreter kein Angebot vorlegen, ist es kein Wunder, dass es uns trifft.
Ich will nicht unhöflich sein, aber das ist Quatsch. Selbst in der Schweiz wird das Volk bei Tarifverträgen nicht zur Abstimmung gerufen.
tomausmuc @ , hat geschrieben:Der Volkswirtschaftliche Schaden durch geringe Kaufkraft ist viel höher, als der durch die Streiks!
Die Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern mehr geben, wenn sie nur wollen.
Die Löhne und Gehälter des öffentlichen Dienstes werden aus Steuergeldern finanziert, nicht aus betrieblichem Gewinn. Und wenn Du Die dann mal (als Beispiel für ganz viele) die Stadt Wuppertal anschaust, wirst Du feststellen, das bereits die bisherigen Löhne kaum gezahlt werden können.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Spartengewerkschaften verfolgen egoistische Ziele und können, wenn sie in Schlüsselpositionen sitzen, mit überzogenen Forderungen die ganze Wirtschaft lahm legen und einen gewaltigen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten.
Liest du meine Aussagen nicht? Andere Sparten profitieren von den Abschlüssen, wegen bestimmter Klauseln.
Abgesehen davon wären diese Sparten nicht notwendig wenn die Großgewerkschaften alle Mitglieder gleich behandeln würde und sie auch gut vertreten würde. Bei der Eisenbahn war das Fahrpersonal schon immer benachteiligt, gerade gegenüber dem Verwaltungspersonal, als Druckpotenzial haben sie aber wieder getaugt. Hierin besteht der wahre Egoismus, eine Sparte ausnutzen und zu benutzen, sie aber am Erfolg nicht gleichwertig teilhaben zu lassen.

Die Forderungen sind nicht überzogen, sondern stehen den Arbeitnehmern zu. Es ist klar dass die Wirtschaft nicht nachgibt, weil sie ja Marionetten hat die auch Nullrunden als Jahrhundertabschluss feiert. Gemeinsam versuchen sie die Konkurrenz auszuhebeln und das mit allen Mitteln.
Es entsteht kein volkswirtschaftlicher Schaden wenn die Arbeitgeber nachgeben. Problem ist doch dass den Arbeitnehmern nichts gegönnt wird, obwohl sie nicht unerheblich am Erfolg beteiligt sind. Am liebsten hätte man doch Arbeitnehmer die noch Geld mitbringen.

Was mich aber am meisten ank... in diesem Land sind die Fanboys der Wirtschaft, die ihr naiv folgen und sich immer auf ihre Seite schlagen. Man könnte es auch mit einem sehr alten Gewerbe vergleichen...
Ein Streik trifft nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch Dritte. Und das sind beileibe nicht nur Unternehmen, sondern auch z.B. ein Lagerarbeiter, der nun keine Möglichkeit hat, seinen Arbeitsplatz zu erreichen, weil Bahn oder ÖPNV streiken. Wenn er Pech hat, wird er sogar noch entlassen. Und der soll sich dann noch solidarisch erklären?
Wer genau nachdenkt weiß wer die Schuld dafür trägt und das ist immer die Arbeitgeberseite. Bei jedem Streik trifft es Dritte, das lässt sich leider nicht vermeiden. Daher sollte man versuchen sich ohne Streik zu einigen und Spartengewerkschaften sind eben nicht so bequem wie die Großgewerkschaften, die oftmals die Arbeitnehmer längst verraten und verkauft haben.
Es gilt immer einen Streik zu vermeiden, er ist der letzte Ausweg und kommt oftmals nur zustande weil die Arbeitgeber nicht nachgeben. Ein Kompromiss ist immer nötig, viel zu oft gibt es aber Linke-Tasche-Rechte-Tasche-Angebote oder Minimalstangebote die man nicht ernst nehmen kann. Das fordert einen Streik geradezu heraus. Man muss schließlich die Mitglieder vertreten oder soll man alles annehmen, nur damit keiner betroffen sein wird (abgesehen von den Beschäftigten der Firma)?

Einige hier wollen scheinbar einen FDGB, eine Arbeitgebermarionette die zu allem Ja und Amen sagt.
Wir brauchen weder eine Staatsdiktatur noch eine Wirtschaftsdiktatur!
tomausmuc hat geschrieben: Sicherlich war der Streik der GdL nicht besonders klug, da die grössere Gewerkschaft ver.di (ÖTV) dem TV bereits zugestimmt hatte.
Genau das ist doch die Masche der Allianz Arbeitgeber-DGB, sie schließen so schnell es geht einen TV ab (auch zum Nachteil der AN, weil die interessieren ja eh nicht) und damit wird die Erfolgsaussicht beträchtlich geschmälert. Das ist alles Taktik, da legen sich die Großgewerkschaften lieber mit dem AG ins Bett, als für die eigenen Mitglieder zu kämpfen.
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Autobahn @ 7 Mar 2012, 14:41 hat geschrieben: Die Löhne und Gehälter des öffentlichen Dienstes werden aus Steuergeldern finanziert, nicht aus betrieblichem Gewinn. Und wenn Du Die dann mal (als Beispiel für ganz viele) die Stadt Wuppertal anschaust, wirst Du feststellen, das bereits die bisherigen Löhne kaum gezahlt werden können.
Genau daher müsste das aus einem Bundestopf finanziert werden, denn man kann die Verdienste der ÖPNV-Beschäftigten nicht an der Kassenlage der jew. Kommune ausrichten.
Man wird schließlich für die Arbeitsleistung bezahlt oder soll man, wenn man deiner Argumentation folgt, die Leute in Wuppertal auf Minimalniveau bezahlen, nur weil es der Stadt schlecht geht, wofür die AN kein bisschen können.

Jeder in diesem Land profitiert von den Leistungen der öffentlichen Hand, auch die Wirtschaft. Ohne die nötige staatliche Infrastruktur kann kein Betrieb erfolgreich sein. Das muss alles finanziert werden und dafür zahlt man Steuern.

Das dürfte keinen Steuerzahler aufregen, viel mehr z. B. die goldenen Handschläge, aber einer gewissen Stufe, wo die größten Versager noch Geld nachgeworfen bekommen.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Electrification

Doch, ich lese Deine Aussagen sehr wohl, aber es ist keineswegs so, das andere Arbeitnehmer von Abschlüssen einer Spartengewerkschaft profitieren. Was hat ein Kundenberater der DB von Abschluss der GDL mit den Arbeitgebern gehabt? Nichts, außer das sich das Lohngefüge zu Gunsten des Einen oder Ungunsten des Anderen verschoben hat.

Das das Fahrpersonal „schon immer“ benachteiligt war, ist auch eine subjektive Sichtweise. Die Eingruppierung in die Lohnstufen erfolgt in Deutschland schon immer nach erforderlichen Vorbildung. Zumindest in der Vergangenheit war eine gewerblich-technische Vorausbildung erforderlich. Die Voraussetzungen für Straßenbahn- und Busfahrer im ÖPNV sind noch niedriger angesetzt.

Was ich mit volkswirtschaftlichem Schaden meine, ist nicht allein der Kaufkraftverlust, wenn jemand unbezahlten Urlaub bekommt, das sind Peanuts. Volkswirtschaftlicher Schaden entstünde dann, wenn durch einen längeren Streik einer kleinen Berufsgruppe die Versorgung gefährdet wäre. Wenn also die Industrie nicht mehr mit Rohstoffen versorgt und die Güter abtransportiert werden können. Für kleine und mittlere Betriebe kann dies das Aus und den Verlust von Arbeitsplätzen bedeuten. Wenn die Haushalte nicht mehr mit Brennstoffen versorgt und Lebensmittel und Verbrauchsgüter nicht mehr geliefert werden können, geht es sogar an die Substanz der Bevölkerung.

Natürlich ist es leicht zu sagen, sollen die Arbeitgebern doch einfach ja und amen und den Forderungen der Gewerkschaften sagen, doch in allen Fällen stehen zu hohe Forderungen im Raum. Es ist nicht so, dass die Arbeitgeber den Arbeitnehmern keine höheren Bezüge gönnen würden, sie haben aber auch ihr Unternehmen im Blick. Und gerade bei den öffentlichen Arbeitgebern, die keinen Gewinn bringenden Betrieb führen, sondern am Tropf der Steuerzahler hängen, ist Zurückhaltung angesagt.

Es gibt Bundes-, Landes- und Kommunalbedienstete, die Kommunen erhalten über die Länder Zuweisungen aus den Steuereinnahmen. Dazu gibt es einen festen Schlüssel, der sich nach den Einwohnerzahlen richtet. Lediglich die Gewerbesteuer ist eine rein kommunale Steuer. Also werden die Löhne und Gehälter aus einem "Bundestopf" bezahlt.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

Ist doch nicht die Schuld der Arbeitnehmer, wenn der Topf nicht reicht. Sollen sie eben keine Planwirtschaft machen.

Ich werde nicht für 1000,- Netto Züge fahren, weil der Verbund sich keinen Verkehr leisten kann ... .

It's Wettbewerb!

Da bist Du doch dafür, nicht wahr? Also machen wir Wettbewerb: Ups ... , Angestellte sind grad teurer geworden! :lol:
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Bat @ 7 Mar 2012, 17:10 hat geschrieben:Ist doch nicht die Schuld der Arbeitnehmer, wenn der Topf nicht reicht. Sollen sie eben keine Planwirtschaft machen.

Ich werde nicht für 1000,- Netto Züge fahren, weil der Verbund sich keinen Verkehr leisten kann ... .

It's Wettbewerb!

Da bist Du doch dafür, nicht wahr? Also machen wir Wettbewerb: Ups ... , Angestellte sind grad teurer geworden! :lol:
Dann bekommst Du eben 2.000 Netto, die Hälfte der Belegschaft wird entlassen und die Hälfte der Linien eingestellt, aber das ist Dir wahrscheinlich egal. Vielleicht wirst Du auch entlassen. Ist Wettbewerb.

Ich kann auch Auto fahren, wenn ich will :P
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

Klar, kannste machen. Machen aber die Fahrgäste der eingestellten Linien auch alle. Kommst also nicht weit.

It's auch Wettbewerb! Um Platz auf der Straße nämlich. Viel Glück. :P
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Bat

Nicht das Du mich falsch verstehst, eine gerechte Bezahlung muss schon sein. Es ist aber schon komisch, das ver.di unterschiedliche Tarifverträge für die gleiche Berufssparte in der gleichen Stadt abschließt. So haben die Wuppertaler Stadtwerke eine Tochterfirma gegründet, die nicht zum öffentlichen Dienst gehört. Alle Busfahrer, die nach einem bestimmten Stichtag angeworben wurden, werden in dieser Tochterfirma angestellt, fahren die gleichen Busse, verdienen aber weniger. Und dürfen heute nicht streiken, weil dieser Tarifvertrag nicht gekündigt wurde und Friedenspflicht gilt.

Es geht ver.di doch in erster Linie um die Verwaltungsangestellten, nicht um das Fahrpersonal. Wenn das Stadtsteueramt oder die Knöllchenschreiber streiken, bemerkt das kein Mensch.

Es sind hier aber nicht die Verkehrsverbünde bzw. EVU, sondern die Kommunalverwaltungen, denen die Gelder für eine kräftige Lohnerhöhung fehlen. Die paar Euro, die ein Straßenbahnfahrer mehr bekommt, sind eigentlich nicht der Rede wert.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

Autobahn @ 7 Mar 2012, 18:13 hat geschrieben: @ Bat
... Es geht ver.di doch in erster Linie um die Verwaltungsangestellten, nicht um das Fahrpersonal. Wenn das Stadtsteueramt oder die Knöllchenschreiber streiken, bemerkt das kein Mensch.
Das hast Du jetzt aber gut erkannt! Deshalb sind Spartengewerkschaften so wichtig! :lol:

It's all wettbewerb! B-)
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Bat @ 7 Mar 2012, 19:22 hat geschrieben:Das hast Du jetzt aber gut erkannt! Deshalb sind Spartengewerkschaften so wichtig! :lol:
Dazu sind keine Spartengewerkschaften nötig. Die Kommunalen Verkehrsbetriebe müssen nur raus aus dem öffentlichen Dienst.

ver.di erachtet ja bei der privaten Tochter der WSW den Tarif für ausreichend. Sie würde es auch bei den übrigen Busfahrern für ausreichend erachten, wenn diese nicht als Altangestellte im öffentlichen Dienst wären und ein anderer Tarif gelten würde. Das war aber in der Bundesrepublik Deutschland schon immer so, das es zwischen den Tarifen städtischer und privater Busunternehmen Unterschiede gab, sogar von der gleichen Gewerkschaft, damals die ÖTV.

Ich will mich jetzt nicht darüber streiten, welcher Lohn angemessen ist, das ist Sache der Tarifvertragsparteien.

In der freien Wirtschaft wird z.B. durch die IG-Metall ein Flächentarifvertrag geschlossen. Da verdient der Schlosser nach Lohngruppe S1, der Meister nach S2 und der Abteilungsleiter nach S3. Der Bürohengst, auch Sachbearbeiter genannt, hat Lohngruppe H1, der Gruppenleiter H2 und der Abeilungsleiter H3 (das sind fiktive Beispiele). Da braucht es auch keine Spartengewerkschaft für Schlosser oder Bürohengste zu geben.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

Autobahn @ 7 Mar 2012, 19:52 hat geschrieben: Ich will mich jetzt nicht darüber streiten, welcher Lohn angemessen ist, das ist Sache der Tarifvertragsparteien.
Ja nee, das willst Du ja nie. Du willst uns nur immer erzählen dass wir viel zu viel verlangen!
Auch ne Art, mit Problemen fertig zu werden ... .<_<
In der freien Wirtschaft wird z.B. durch die IG-Metall ein Flächentarifvertrag geschlossen. Da verdient der Schlosser nach Lohngruppe S1, der Meister nach S2 und der Abteilungsleiter nach S3. Der Bürohengst, auch Sachbearbeiter genannt, hat Lohngruppe H1, der Gruppenleiter H2 und der Abeilungsleiter H3 (das sind fiktive Beispiele). Da braucht es auch keine Spartengewerkschaft für Schlosser oder Bürohengste zu geben.
Ich glaube nicht, dass ein Flugzeugschlosser, die gleiche S1 bekommt, wie ein Stahlbauschlosser! :rolleyes:
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
Benutzeravatar
Iarn
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 24033
Registriert: 20 Jul 2007, 13:22

Beitrag von Iarn »

SpOn Cebit-Macher tricksen Ver.di aus
Ausgerechnet zur Cebit bestreikt die Gewerkschaft Ver.di Busse und Bahnen in Hannover. Doch die Organisatoren der Computermesse stemmen sich mit einem ausgeklügelten Plan gegen das Chaos.
Und dann haben die Cebit-Organisatoren noch eine pfiffige Idee wiederbelebt: den roten Punkt.
Die Idee: Autofahrer, die bereit sind, Messebesucher mitzunehmen, sollen einen roten Punkt hinter die Windschutzscheibe legen. Wer mitfahren möchte, soll den roten Punkt am Straßenrand hochhalten. Den entsprechenden Vordruck gibt es auf der Cebit-Website.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Autobahn @ 7 Mar 2012, 16:17 hat geschrieben: Das das Fahrpersonal „schon immer“ benachteiligt war, ist auch eine subjektive Sichtweise.
Dann erkläre mir mal wieso beim Fahrpersonal immer für sogenannte Tätigkeitsunterbrechen (die ja pures Arbeitgeberrisiko sind) Arbeitszeit abgezogen wurde bzw. diese Zeit nicht oder nur tw. bezahlt wurde (bei manchen EVU noch heute), während das in Werkstätten oder der Verwaltung nicht gilt/galt. Dort gibt es auch genügend Leerlauf, dort gibt es für Tätigkeitsunterbrechungen wie kleine Kaffeepause, Raucherpause, eine kleine Unterhaltung zwischendurch, mal gerade nichts los usw. auch keine Abzüge.
Genau das meinte ich mit Benachteiligung, die zum Glück großteils aus der Welt geschaffen wurde.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Electrification

In vielen Tarifverträgen sind Pausen vertraglich geregelt und "eingepreist". Das gilt auch für das Fahrpersonal bei einer üblichen Wende und einem entsprechenden Fahrplan. Und glaube mir, in vielen Betrieben muss für eine Raucherpause ausgestempelt werden!

Nun gibt es aber in kaum einem anderen Beruf Arbeitszeitunterbrechungen, die über eine Mittagspause hinaus gehen. Das die Arbeitgeber diese unproduktive Zeit nicht bezahlen wollen, ist in meinen Augen verständlich. Da wäre aber eher eine kreative Dienstplangestaltung gefragt, damit die Dienste nicht zerstückelt sind.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13808
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Autobahn @ 8 Mar 2012, 21:26 hat geschrieben: Nun gibt es aber in kaum einem anderen Beruf Arbeitszeitunterbrechungen, die über eine Mittagspause hinaus gehen.
:lol:

Der einzige Grund, warum man das bei den Bahnern so treibt, ist doch, dass man da die Zeiten aufgrund des Fahrplans minutengenau ausrechnen kann. Bei den meisten anderen Arbeitnehmern wäre das ein viel zu hoher Aufwand.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Autobahn @ 8 Mar 2012, 21:26 hat geschrieben: Nun gibt es aber in kaum einem anderen Beruf Arbeitszeitunterbrechungen, die über eine Mittagspause hinaus gehen. Das die Arbeitgeber diese unproduktive Zeit nicht bezahlen wollen, ist in meinen Augen verständlich. Da wäre aber eher eine kreative Dienstplangestaltung gefragt, damit die Dienste nicht zerstückelt sind.
Also wenn ein Zug eine Wendezeit von 50 Minuten hat, dann ist das das Risiko des Arbeitgebers und nichts anderes. Von der Zeit muss man eh einiges an Zeit wegen Bremsprobe usw. abziehen, tw. kann man auch die Arbeitsschutzpause einarbeiten, der Rest ist eben Standzeit oder was auch immer, jedoch da es keine Freizeit ist, muss es auch bezahlt werden, sofern keine Arbeitsschutzpause.
Es gibt in jedem Beruf dutzende Arbeitszeitunterbrechungen, die in der Summe auf ähnliche Werte kommen. Wie Bayernlover richtig sagt, man kann es bei den Verkehrsberufen nur leichter ausrechnen.
Dein Verständnis zeigt mir nur woher der Wind weht. Dass du grundsätzlich auf Arbeitgeberseite bist ist nichts neues, obwohl es dir ja eigentlich egal sein könnte.
Es ist und bleibt ein Arbeitgeberrisiko, denn diese Zeit ist keine Freizeit, sondern Arbeitszeit und diese Zeiten werden eben anderswo abgebummelt, nur nicht immer nachweisbar.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Electrification

Da hast Du mich völlig falsch verstanden. Ich sagte:
Da wäre aber eher eine kreative Dienstplangestaltung gefragt, damit die Dienste nicht zerstückelt sind.
Ich bin ein Feind von Leerlauf, egal ob es bezahlt wird oder nicht. Zusammen hängende "Schichten" muss ein Arbeitgeber planen können.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

So war es aber nicht. Als Tätigkeitsunterbrechungen (wenn der Zug nicht rollt) wurden auch gern mal Halte über 2 Minuten auf Knotenbahnhöfen hergenommen. Das heißt, bei 5 min Standzeit, galten 3 nicht als Arbeitszeit. Bei einer Wendung am Endbahnhof von 10 Minuten, hast Du bei 4 Wg&Tfz 7 Minuten um die Arbeiten des Wendezug Wendens auszuführen (also Stwg abrüsten, Fußweg, Lok aufrüsten, oder eben anders herum ... ), der Rest ist Tätigkeitsunterbrechung. Da konnte man ja so schön viel Arbeitszeit schinden. Da war über den Dienst verteilt, plötzlich eine halbe Stunde Arbeitszeit übrig! Mann, waren wir plötzlich produktiv! Wir waren ja so was von Wettbewerbsfähig. Nur, dass die Kollegen dass dann auch tatsächlich so machten und weder Auskunft noch Einstiegshilfe gaben, noch sonst irgendetwas dienstliches anfassten, das passte dem Vorstand dann auch wieder nicht!!!
Und wehe, ein Reisender hatte eine Frage. Wenn Du die beantwortet hast, dann schaffst Du die betriebliche Wendezeit nicht. Dann musst Du den Dienstzettel berichtigen, weil nur noch 2 Minuten TU übrig sind und Du, wenn das mehrfach passiert, ja eventuell die 55/7 Arbeitszeit überschreitest ... . <_<

Du hast wahrscheinlich keine Ahnung, wie weit die das bei uns getrieben haben. Vielleicht geht Dir deshalb oftmals auch das Verständnis für unsere Meckerei ab.
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Bat

O.K., wenn das wirklich so pervers war oder ist, es dürfte vor keinem Arbeitsgericht Bestand haben.

Die Raucherpause, bei denen ein Arbeitnehmer (z. B. in einem Industriebetrieb) seine Arbeit unterbricht, ist hingegen keine Arbeitszeit. Auch in einem Büro nicht, weil ja am Arbeitsplatz Rauchverbot herrscht. Er muss dann sein Büro verlassen und vor die Türe gehen. Bei einem starken Raucher kommen am Tag auch so einige Minuten verlorene Arbeitszeit zu Stande.

Wenn ein Tf oder Zub während der Wende oder bei einem längeren Halt dies zum Rauchen nutzt, kann dies aber im Rahmen der Gleichbehandlung mit nicht rauchenden Kollegen dafür heran gezogen werden. Ich habe es schon öfter beobachtet, das Zub´s z. B. in Hamm den längeren Aufenthalt (ich glaube sieben Minuten beim ICE, wegen der Flügelung) zum Rauchen nutzten, während andere dies nicht taten.

Ich gehe in meiner Argumentation davon aus, dass ein Mitarbeiter z. B. eine Schicht von 6:00 - 9:00 Uhr und von 12:00 - 18:00 Uhr hat. Das die Zeit von 9:00 - 12:00 Uhr nicht als Arbeitszeit gilt, ist für mich selbstverständlich.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13808
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Autobahn @ 9 Mar 2012, 12:02 hat geschrieben: Ich gehe in meiner Argumentation davon aus, dass ein Mitarbeiter z. B. eine Schicht von 6:00 - 9:00 Uhr und von 12:00 - 18:00 Uhr hat. Das die Zeit von 9:00 - 12:00 Uhr nicht als Arbeitszeit gilt, ist für mich selbstverständlich.
Das geht aber meilenweit an dem vorbei, um was es wirklich geht. Dass es in Deinem Beispiel kein Geld gibt, ist mir klar.

Und wenn der Zub die Zeit in Hamm nicht bezahlt kriegt, wird er da auch keine Auskünfte mehr geben, während er raucht. Und das alles für wieviel Ersparnis? 12 Cent?
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

@Autobahn

Ja ..., juuuten Mooorjen! :ph34r:

Und das war noch nicht alles!

Da kannst Du mal sehen, was für perverse Auswirkungen Wettbewerb hat! Hast Du gedacht wir streiken für eine goldene Klobrille?

Mahlzeit! <_<
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9524
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Bat

Ich frage mich nur, was das mit dem Wettbewerb zu tun hat.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bat
Kaiser
Beiträge: 1501
Registriert: 04 Dez 2006, 15:01

Beitrag von Bat »

Oh ... ? Das hätte ich jetzt anhand Deiner bisherigen Postings so gar nicht erwartet.

Dann fehlt uns natürlich die Grundlage für eine ergebnisorientierte Kommunikation ... .
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
Martin H.
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9226
Registriert: 06 Jan 2010, 00:41
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von Martin H. »

Ich probiere es mal so, ein Schreibtischtäter lässt für die Raucherpause die Arbeit liegen, es wäre je nach Job genügend da.
Das Zugpersonal kann aber nicht arbeiten, auch wenn es will, oder soll es einfach mal fünf Minuten oder mehr früher losfahren? Es ist zu diesen vielen kleinen "Pausen" gezwungen.
Mr Burns
Mitglied
Beiträge: 43
Registriert: 17 Jan 2012, 20:43
Wohnort: Witten

Beitrag von Mr Burns »

Autobahn @ 9 Mar 2012, 12:55 hat geschrieben: Ich frage mich nur, was das mit dem Wettbewerb zu tun hat.
Gar nichts und wenn ein EVU versucht, bei einer achtminütigen Wende zwei Minuten als unbezahlte Pause rauszuschlagen, dann sollen die Arbeitnehmer nicht meckern, sondern mit ihren Betriebsräten und Gewerkschaften dagegen angehen.

Hier geht es aber um den Streik im kommunalen ÖPNV und Wettbewerb ist hier nicht vorhanden. Die dogmatische Nibelungentreue der Kreise und kreisfreien Städte zu ihren Verkehrsbehörden ist bemerkenswert. An vielen Stellen im VRR wurden Tochtergesellschaften und "Fahrdienst GmbHs" gegründet, mit dem einzigen Ziel, die Löhne zu drücken und mit voller Unterstützung von Verdi. Auch gegen Fremdvergabequoten von zwanzig (Bogestra) bis vierzig (Rheinbahn) Prozent scheint Verdi nichts zu haben. Verdi ist dafür, daß bei bestimmten Busbuden Teilzeit und Minijobs an der Tagesordnung stehen. Verdi hat auch nichts gegen Leistungskürzungen, als im Ennepe-Ruhr-Kreis vor drei Jahren das Busangebot der Bogestra um knapp zwanzig Prozent gekürzt worden ist und so Jobs abgebaut werden mußten, war Verdi nicht dagegen.

All diese Probleme interessieren Verdi nicht. Bis die Tramfahrer reihenweise zur GDL wechseln, was in Dortmund, Köln und Bonn schon der Fall ist.

Der vom VDV und anderen Lobbyisten suggerierte Zusammenhang zwischen Liberalisierung und Prekarisierung existiert nicht. Die kommunalen Verkehrsbehörden haben sich in den letzten Jahren vielfach auf Kosten der Arbeitnehmer saniert. Ein Busfahrer, der heute in Hessen bei den Stadtwerken Marburg an der Lahn anfängt verdient deutlich weniger als einer, der heute bei Abellio oder Veolia anfängt.
Antworten