TravellerMunich @ 10 Mar 2011, 20:47 hat geschrieben: Sorry, schau Dir mal die Fahrgastzahlen in München mit Tramnetz vor der U-Bahn 1964 an (216 Mio. Fahrgäste, trotz geringerer Motorisierung der Bevölkerung und gleicher Einwohnerzahl!).
Und die Zahlen U-Bahn plus Tram heute (ca. 450 Mio.), doppelt so viel!
Offenbar lockt die U-Bahn doch deutlich mehr Fahrgäste aus weiter entfernten Stadtteilen in den ÖV als die Tram. Die Tram ist sicher gut auf 1-3 km Entfernung. Aber darüber hinaus schafft es nur die U-Bahn, eine wirkliche Verkehrsverlagerung zu bewirken.
Mit Deiner Argumentation hat man früher in Hamburg etc. vom tollen Busnetz geschwärmt, dass man sich leisten kann, wenn man die teure, unflexible Tram endlich abschaffen kann, denn Busse sind erst mal sogar noch billiger und man kann nich mehr Stadtteile anschließen.
Davon ab: Das Münchner U-Bahn-Netz hat um die 4 Mrd. Euro gekostet. Aktuell investieren die Stadtwerke gerade 9 Mrd. in Windkraftanlagen in der Nordsee. Nur so zum Vergleich. Die Ausgaben für den Nahverkehr in München sind wirklich Peanuts, wenn man sieht, wieviel Geld hier bewegt wird...
Das ist im Prinzip richtig, aber auch die Frage nach der Henne und dem Ei.
Die Einwohnerzahl war 1964 ähnlich wie heute, aber diese verteilen sich auf wesentlich größerer Fläche, und die Wege sind deutlich länger geworden. Während anno 1964 in Steinhausen am Vogelweideplatz im Prinzip Ende der Stadt war, wo nur noch die Trabrennbahn und ein paar Bauernhöfe folgten, ist jetzt entlang der A94 ein durchgehendes Gewerbegebiet, der Zamilapark, ein gewachsenes Riem und eine Messestadt. Dafür wohnen in Haidhausen in den Altbauten, wo früher Großfamlien gewohnt haben, nur noch ein oder zwei Gutverdiener im chicken Altbau. Ging man zum Einkaufen, so war 1964 um die Ecke der TanteEmma-Laden und nebenan ein Kleiderladen, heute fährt man mit der U-Bahn ins pep oder ins OEZ. ES gab viel mehr Wege unter 2 oder 3 km, heute sind sie viel länger. Auch dank der U-Bahn. Früher konnte man viel zu Fuß erledigen, heute geht das nicht mehr. Wer in den Stadtrandgebieten wohnt, muss zwangsweise Auto oder ÖV fahren, selbst der nächste Bäcker ist 20 Min. Fußweg entfernt. Die Truderinger müssen zwangsweise U-Bahn fahren, um weiter zu kommen.
Die Struktur der Stadt ist ganz anders und viel verkehrsintensiver. Die Zahl der Fahrgäste müsste vergleichen werden mit der Zahl der Autofahrten (die Anzahl der Autos sagt nicht über deren Nutzung). Und auch wenn der Stachus einst verkehrsreichster Platz war - es gab noch keinen Altstadtring und keinen Mittleren Ring, mit dem das Zentrum entlastet wurde.
Daher ist der Vergleich 1964 - heute nur bedingt aussagekräftig.