[SE] Zugunglück in Saltsjöbaden

Alles rund um die Eisenbahnen außerhalb von Deutschland
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

GSIISp64b @ 18 Jan 2013, 17:59 hat geschrieben: Schleppen ist doch ein eigener ETCS-Modus.
Wofür man wiederum ETCS-Ausbildung braucht - OK, das sollte in ein paar Jahren kein so großes Hindernis mehr sein.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Boris Merath @ 18 Jan 2013, 17:55 hat geschrieben: Das ganze dürfte man aber auch deaktivieren können? Kann ja sein dass man die Lok schleppen will?
Naja, du musst bedenken, dass du eine Lok mit gehobenem Stromabnehmer ja nicht "mitführen" darfst, wenn sie nicht besetzt ist, um notfalls den Bügel senken zu können. Das heißt, entweder die Lok ist abgerüstet und damit das ETCS sowieso aus, oder... Ja, falls man eben mit Batterie ein und Bügel ab schleppt (kürzere Fahrten, Rangieren) schmeißt man halt den Störschalter oder behilft sich mit einem kleinen Trick. Dass das faktisch der größte Scheiß ist weil's total unpraktisch ist und Zeit kostet (wie die Unsitte, bei jedem Aktivieren des Fst die Zugdaten zwei mal eingeben zu müssen, auch wenn man nur 3m Rangieren will) - das ist eben typisch ETCS.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
ms0815
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Beitrag von ms0815 »

Schwere Sicherheitsmängel ...

Bremsen nicht angezogen, Weichen falsch gestellt, Leitstand nicht besetzt und Schlüssel im Pult ...

[Zitat entfernt]

http://www.stern.de/panorama/spektakulaere...ck-1957057.html

Edit: Zitat entfernt.
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Das war mal wieder typisch. Erst eine arme Putzfrau verantwortlich machen und dann feststellen, dass der Fehler doch in der eigenen Technik lag. Warum sollte ein Putzfrau auch auf die Idee kommen, eine Spritztour mit einem Zug zu drehen...
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mapic
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Beitrag von mapic »

Mittlerweile sind ein paar Details bekannt geworden:
Die Züge werden im Winter scheinbar üblicherweise aufgerüstet und mit gelöster Bremse abgestellt, um ein festfrieren der Bremsen zu verhindern. Der Schlüssel bleibt dabei im Führerpult. Beim umklappen des Fahrersitzes kann dessen Lehne ganz einfach den Fahrschalter nach vorne schieben, und schon geht die Fahrt los.

Quelle: https://www.taz.de/Sicherheitsmaengel-bei-d...hn/!109307/


Wenn das so stimmt, was da steht, wäre der Zug ja über Nacht absolut ungesichert. Das kann ich mir irgendwie auch nicht wirklich vorstellen. Ich vermute doch, dass da bei der Abstellung noch irgendwas vergessen wurde.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Also wenn da was dran ist - dann ist die Vorverurteilung der Putzfrau durch Arriva ein Skandal. Die ursprüngliche Argumentation war ja, dass die Putzfrau erstmal mit krimineller Energie den Schlüssel entwendet haben muss. Es kann nicht sein, dass ein Pressesprecher sofort Behauptungen aufstellt, wenn offenbar noch überhaupt nichts geklärt ist. Und wie ich gleich gesagt habe - dass ausgerechnet eine Putzfrau einen Zug klaut, und dann auch noch quer durch die Stadt fährt, das ist schon sehr unwahrscheinlich.

Gut finde ich den letzten Satz in dem Artikel:
Fragen müssen sich auch Medien und Agenturen stellen lassen, die die Arriva/SL-Darstellung so unkritisch einfach übernahmen und eine womöglich unschuldige Angestellte aufgrund bloßer Verdächtigungen seitens der für die Sicherheit Verantwortlichen zur Kriminellen erklärten.
Und damit meint die TAZ durchaus auch sich selbst - wie man der Einleitung entnehmen kann.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Sehe ich ähnlich wie Boris. Wenn das so ist muss man sich eigentlich auch fragen, warum da bisher noch nichts passiert ist. Ich meine, einen Zug abstellen, vollständig aufgerüstet, mit gelöster Bremse, wo man einfach nur den Fahrschalter nach vorne schieben muss, äh... :blink:

Da muss man jetzt schon auch fragen, ob das wirklich so sein kann und wenn ja, ob das so sein darf!? Hat der Fahrschalter in dem Fall keine Sicherung/Verriegelung mit drin, wo man den Fahrschalter z.B. erst runterdrücken muss, bevor wirklich Leistung aufgeschaltet wird? Einfach nur nach vorne schieben, das setzt ein Tfz hierzulande deswegen noch nicht unbedingt in Gang. Oder der Richtungsschalter, was ist mit dem? Kann man nicht wenigstens den in einen neutrale Position bringen? Ich meine, jedes Auto mit laufendem Motor wären dann ja besser gesichert, selbst mit Automatikgetriebe kann man den Wählhebel eigentlich kaum "aus Versehen" von P auf D umstellen, weil man gleichzeitig auch noch den Entriegelungsknopf drücken müsste. Dass das alles wirklich aus Versehen passiert, z.B. wenn man ein kleines Kind in einem auf diese Weise abgestellten Auto rumturnen lassen würde, ist doch sehr sehr unwahrscheinlich. :unsure:
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Bei den Quietschies muss man den Knopf im Fahrschalter nicht runter drücken.

Und bei meinem alten Audi muss ich den Knopf nur Drücken, wenn ich aus P, nach R oder nach 1 will, in anderen Kombinationen kann man einfach umherschalten, auch ohne Betätigung des Bremspedals.
Der Toyota eines Bekannten musste abgeschleppt werden, weil er in R den Motor abstellte, bei dir kein Problem.

Wieder zurück zum Thema, um Quietschies aufgerüstet abzustellen, muss kein Schlüssel stecken, einfach keine Einsatzzeit eingeben.
Nun scheint mir der Zug aus dem neuen "Tür zu Tür Programm" aus Skandinavien schon ein älteres Modell zu sein, wo eben der Schlüssel, wenn es nicht gar noch ein "Knochen" war, stecken zu müssen.
In den mir hier bekannten Fällen wird der Richtungsschalter wenn vorhanden dann auf Mitte gestellt, Handbremsen nach Bedarf angezogen und die Hauptluftleitung bleibt gefüllt.
Weiterhin wird die Sifa ausgeschalten, sodass keine Leistung aufgeschalten werden kann.

Sollte der Zug ohne Luft abgestellt werden, werden auch hier die Hauptluftleitung und die einzelnen Bremsen entlüftet. Aber nur nachdem andere Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, und das Ganze natürlich nur wenn die Gefahr des Festfrierens der Reibelemente besteht.
Didy
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Beitrag von Didy »

Martin H. @ 19 Jan 2013, 20:09 hat geschrieben:Wieder zurück zum Thema, um Quietschies aufgerüstet abzustellen, muss kein Schlüssel stecken, einfach keine Einsatzzeit eingeben.
Manche Bahnbetreiber können Züge sogar per SMS aufrüsten...
Martin H. @ 19 Jan 2013, 20:09 hat geschrieben:Sollte der Zug ohne Luft abgestellt werden, werden auch hier die Hauptluftleitung und die einzelnen Bremsen entlüftet. Aber nur nachdem andere Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden, und das Ganze natürlich nur wenn die Gefahr des Festfrierens der Reibelemente besteht.
Hm wieso ohne Luft abstellen? Wenn ich verhindern will dass die Bremse festfriert hätt ich jetzt eher mit Luft, also gelöster Bremse, abgestellt?
Und was genau trifft man dann für Vorrichtungen? Handbremse? Hemmschuh?
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Ohne Luft muss man abstellen, wenn keine Luft vorhanden ist. Das geht jetzt eher in Richtung lokbespannte Züge. In dem Fall dann ohne Lok und ohne ortsfeste Anlage.
Idealerweise nimmt man dann Hemmschuhe, diese dürfen in Hauptgleisen aber nicht verwendet werden. Und erforderliche Handbremsen betreffen ja nicht alle Achsen des Zuges. Die bekommt man dann noch freigeruckt oder angetaut, dafür sollten die Fackeln an Bord reichen.
ropix
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Beitrag von ropix »

Die Handbremse kann nur nichts mehr retten wenn die Antriebsanlage dagegen einschaltet. Ob die angezogen ist oder nicht ist, wenn jemand losfährt relativ egal. Es könnte halt irgendwann stinken :)
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Mehrklangsignalhorn59
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Beitrag von Mehrklangsignalhorn59 »

Ich bin der Meinung, dass jeder Unfall auch dazu dient, um über vorhandene Sicherheitseinrichtungen nachzudenken. Verbesserungen sind wohl auch hier von Nöten, damit so etwas nicht nochmal passieren kann. Liest man eure Beiträge zu diesem Thema und stellt sich dies auch noch bildlich vor, was alles passieren kann, fällt mir nichts mehr ein und schüttel mit dem Kopf (wo wahren denn hier die Sicherheitsleute bei der Konstruktion? Am schlafen)
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Beitrag von GSIISp64b »

Mehrklangsignalhorn59 @ 19 Jan 2013, 22:34 hat geschrieben: Ich bin der Meinung, dass jeder Unfall auch dazu dient, um über vorhandene Sicherheitseinrichtungen nachzudenken. Verbesserungen sind wohl auch hier von Nöten, damit so etwas nicht nochmal passieren kann. Liest man eure Beiträge zu diesem Thema und stellt sich dies auch noch bildlich vor, was alles passieren kann, fällt mir nichts mehr ein und schüttel mit dem Kopf (wo wahren denn hier die Sicherheitsleute bei der Konstruktion? Am schlafen)
Wie ich bereits erwähnte: Sicherheit ist eine Wahrscheinlichkeitsbetrachtung. Es ist kritisch zu prüfen, wie groß das Risiko ist und wie hohe Ausgaben zur Behebung des Problems gerechtfertigt sind.

Und ich entnehme dem Thread bisher, dass das ein Nischenproblem ganz weniger Fahrzeuge ist, die eh bald den Weg allen alten Eisens gehen.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Martin H. @ 19 Jan 2013, 22:21 hat geschrieben: Idealerweise nimmt man dann Hemmschuhe, diese dürfen in Hauptgleisen aber nicht verwendet werden.
Was mach ich dann, wenn ich einen Wagen ohne Handbremse in einem Bahnhof abstellen muss, wo es keine Nebengleise gibt?
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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Beitrag von Mehrklangsignalhorn59 »

Das sollte in den örtlichen Richtlinien stehen. Die Rili 408 gibt da nichts her.
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Anders gefragt: Wo steht, dass ich in Hauptgleisen keine Hemmschuhe verwenden darf?
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

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Beitrag von Mehrklangsignalhorn59 »

Auch hierüber ist in der Rili 408 nichts zu finden. Laut Fdl steht dies, wenn überhaupt in den örtlichen Richtlinien des Bahnhofs.
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Eine gute Frage wo das steht, irgendwo habe ich das mal gehört. (ja, keine gute Antwort)

Das wird dann so gehandhabt wie bei Zugvorheizanlagen, bei denen laut einem Ausbilder das Heizkabel nicht über die Schiene gelegt werden darf, aber auch nicht über die Puffer. Nur sind viele Abstellanlagen so gebaut, dass immer nach jedem zweiten Gleis die Heizung steht, die Dose aber am Wagen immer auf der gleichen Seite ist. Und jetzt?
Electrification
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Beitrag von Electrification »

An die Moderatoren: Wieso wird die unpassende Überschrift auf Stammtischniveau nicht gegen eine ordentliche, realistische, niveauvolle ersetzt?
Ich habe das vor wenigen Tagen schon mal angesprochen. Wenigstens eine Begründung warum diese Überschrift bleibt wäre angemessen.
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Zumindest ich habe beide Bitten zur Kenntnis genommen, kann in diesem Forenteil aber nichts ändern.

Edit: +ich
NJ Transit
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Beitrag von NJ Transit »

Angepasst.
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Danke, das ist ein angenehmer und passender Titel.
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