So - nochmal eine kurze (ausführliche) Sammelantwort:
Grundsätzliches zum Konzept:
Es werden 4 TGV Duplex-Garnituren umgerüstet, diese 4 Garnituren bilden 2 Umläufe (dann natürlich aus Doppeltraktionen). Das relativiert die Zahl von 1270 Personen aus der Welt schon wieder ein wenig. Ein normaler Duplex hat 545 Sitzplätze, davon 197 in der 1. Klasse und 348 in der 2. Klasse. Würde man jetzt einfach nur die 1. Klasse-Wagen auf die jetzige 2. Klasse-Bestuhlung umrüsten, hätte man statt der 197 Erstklassigen 261 Zweitklassige Sitzplätze, ergibt total bereits 609 Sitze, in Doppeltraktion also 1218 Plätze. Der Barwagen soll ja Packwagen werden, so wie ich das verstanden hab, fällt also raus. Man müsste also in den 7 Wägen noch 52 Sitzplätze unterbringen - also 7,5 oder nicht mal 2 Sitzreihen pro Wagen. Ganz so schlimm wie befürchtet dürfte sich der Sitzkomfort also gar nicht mal darstellen. Oder man lässt sich was einfallen - z.B. bastelt man statt dem oberen Klo in den Bereich noch Sitze rein - da könnten mit Glück 4 Plätze pro Wagen reinpassen, blieben noch 24 Plätze, die man sonst irgendwo unterbringen muss...
Checkin 30 Minuten vor Abfahrt, eine Handtasche und ein Handgepäckstück (max. 55x35x25 cm) ist gratis, jeder Koffer kostet bei Buchung zusammen mit der Fahrkarte 5€, Nachbuchung 10€, Buchung am Bahnhof 40€. Steckdosennutzung kostet 2€.
Zum Streckennetz: Gefahren werden soll von Marne-la-Vallee TGV (das ist der Bahnhof am Eurodisney) nach Marseille-St. Charles mit Halt in Lyon Flughafen, Rhône-Alpes-Sud, Avignon TGV und Aix en Provence TGV sowie nach Montpellier Saint Roch über Lyon Flughafen, Rhône-Alpes-Sud und Nîmes. Vorerst (ab 1.4.) gibts jedoch "nur" 3 tägliche Zugpaare von Marne-La-Vallee bis Lyon Flughafen, außerdem 1 Zugpaar in Tagesrandlage ab Lyon-Perrache bzw. bis Lyon Part-Dieu.
Eine Homepage mit Buchungsmöglichkeit gibts auch schon:
OUIGO (der des englischen und französischen mächtige Leser liest natürlich We Go - aber so darf man in Frankreich sein Produkt vermutlich wieder nicht nennen...)
Persönliche Meinung:
Mit dem "Testbetrieb" Lyon Flughafen - Marne la Vallee wird man wohl kaum was gewinnen können - gar nicht mal wegen Marne la Vallee. Das Ding ist relativ gut angebunden, und dürfte für einen größeren Teil des Pariser Ostens besser oder zumindest gleich gut erreichbar sein, als die Gare du Lyon. Dazu kommt mit dem Eurodisney ein nicht so unattraktives Ziel direkt am Bahnhof, der durchaus auch Familien anlocken könnte. Und für die muss man eben relativ niedrige Fahrpreise bieten, da der Familienausflug mit dem Auto fast genau so viel kostet, wie wenn nur Papi alleine fährt.
Das Große Problem ist imho Lyon-Saint-Exupéry (also der Flughafenbahnhof). Um da hinzukommen, fährt man entweder mit der völlig überteuerten Trambahn (15€ pro Nase), oder man zahlt am Flughafen ebenso völlig überteuerte Parkgebühren.
Interessant dürfte daher das Tagesrandzugpaar Lyon Stadt <-> Marne la vallee werden (7:13-9:11 hin, 20:52-22:42 zurück). Meine Prognose wäre fast, dass dieses Zugpaar recht voll wird, die 3 anderen eher leer bleiben.
bayerhascherl @ 21 Feb 2013, 08:44 hat geschrieben:Wieso glaubt man Leute zum Umstieg auf die Bahn zu bewegen, darum geht es ja wenn man mit neuen Angeboten Marktanteile gewinnen will, indem man die unangenehmen Seiten der Luftfahrt kopiert. Und ja, die Leute sind zu manchen "Kunststücken" bereit, um billig durch halb Westeuropa fliegen zu können. Aber auch im innerhalb eines einzelnen Landes unterwegs zu sein? Das ist doch dann weder zeitlich noch finanziell attraktiv, im Vergleich mit den anderen Verkehrsträgern wie Reisebus, PKW, "normaler" Schnellzug oder auch Flugzeug. In jeder Hinsicht ist einer der genannten Verkehrsträger im Vorteil gegenüber solch einem Angebot.
Nun - auch Ryanair hat ja irgendwoher seine Kunden. Auch wenns zumindest für mich persönlich noch nie billiger war als irgendwas anderes. Ich denke, das Konzept an sich ist durchaus interessant, um auszuprobieren, ob es funktioniert. Wenn die SNCF die dafür benötigten Garnituren ohnehin übrig hat: Warum denn nicht? Das kann man ja mal ausprobieren. Wenns nicht funktioniert, werden sies schon wieder geräuschlos kübeln, wenns funktioniert (so wie das oft belächelte Konzept des iD-TGV) kräht kein Hahn mehr danach...
bayerhascherl @ 21 Feb 2013, 08:44 hat geschrieben:Die Bahn macht dies wirklich cleverer, mit den Sparpreis-Fahrkarten mit Zugbindung, mit regelmäßigen Aktionen wo für Festpreise ICE Fahrten durch die ganze Republik verkauft werden. Damit bedient man einerseits das niedrige Preissegment, andererseits stößt man reguläre Kunden nicht vor den Kopf, die für den höheren Preis auch spontaner Buchen können und keine Zugbindung haben.
Das macht die SNCF aber noch krasser: Es gibt im Wesentlichen 3 Preisstufen: Prem, Loisir und Pro. Prem sind nicht Umtausch- oder Erstattbare Angebote (wie bei der DB aktuell das Einsteiger-Ticket), Loisir ist was halbflexibles (wie die DB-Sparpreise - Umtausch/Erstattung gegen Gebühr) und Pro ist der "Normalpreis" - Umtausch/Erstattung gratis. Rabattkarten? Gibts nicht (zumindest nicht für Jedermann). Die Reservierungspflicht sorgt zwar dafür, dass man zeitlich hin und wieder etwas Flexibel sein muss, im großen und ganzen findet man aber doch einigermaßen Zeitnah einen passenden Zug.
bayerhascherl @ 21 Feb 2013, 08:44 hat geschrieben:Wer von München nach Nürnberg fährt macht eigentlich, nach gängigen Definitionen, eine Fernreise mit der Bahn (Regionalverkehr ist das nicht mehr). Aber mit Bayernticket und dem Regionalexpress ist die Fahrt unschlagbar bzgl. Preis/Leistung, unwesentlich langsamer als der ICE aber für ca. 20 Euro kann man z.B. zu einem Geschäftstermin am Morgen hin und am Abend wieder zurück fahren.
Deshalb versucht die SNCF jetzt ja auch, die Zielgruppe irgendwie anders in ihre Züge zu bekommen
bayerhascherl @ 21 Feb 2013, 08:44 hat geschrieben:Aber so in Frankreich natürlich nicht umsetzbar, diese Bestellung von Regionalverkehren gibt es in dieser Form dort nicht
Doch die gibt es - der TER 200 sei nur ein Beispiel. Bestellt von der Region Elsass, mit Fernverkehrsmaterial und VMax 200. Also eigentlich genau der MüNüX. Nur, dass das Fernverkehrsangebot zwischen Basel und Straßburg eher dünn ist
bayerhascherl @ 21 Feb 2013, 08:44 hat geschrieben:ebenfalls ist es kein föderaler sondern ein Zentralstaat, dementsprechend gibt es auch keine Ländertickets etc.
Auch die Franzosen werden ein wenig föderalistisch - und es gibt auch dort in den Regionen passende Regionstageskarten. Die sind allerdings deutlich teurer als unsere Ländertickets - fürs Elsaß ist man bei gut 30€ für die Einpersonen-Tageskarte.