Folgende Antwort habe ich von der Deutschen Bahn auf meine Nachfrage bekommen, warum in ICE-Zügen keine Fahrradmitnahme möglich ist:
Sehr geehrter Herr XXX,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir gern beantworten.
Selbstverständlich befürworten wir eine grundsätzliche Vernetzung der beiden umweltfreundlichen Verkehrsmittel Bahn und Fahrrad. Im Hochgeschwindigkeitsverkehr können wir diese allerdings nicht realisieren. Unsere Marktanalysen zeigen, dass ICE-Züge überwiegend von Fahrgästen genutzt werden, die möglichst schnell und komfortabel von einer Metropole zur anderen reisen wollen. Kurze Fahr- und Haltezeiten entsprechen somit dem mehrheitlichen Wunsch unserer Kunden. Beim Be- und Entladen von Fahrrädern können Verzögerungen auftreten, die die Pünktlichkeit des ICE gefährden. Aufgrund optimierter Anschlussbeziehungen bei ICE-Verbindungen könnten sich diese Verspätungen unter Umständen netzweit auswirken.
Darüber hinaus müssen wir auch wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen. Neben den Kosten für die Einrichtung in den Zügen bedeuten Fahrradstellplätze auch immer den Verlust von Sitzplätzen - beim ICE T waren es zum Beispiel 15. Weniger Sitzplätze würden gerade in auslastungsstarken Zeiten den Komfort für unsere Fahrgäste erheblich einschränken.
Dennoch versuchen wir, den Wünschen der Radtouristen zu entsprechen, indem wir die Fahrradmitnahme im Nahverkehr und in Fernverkehrszügen außerhalb des Hochgeschwindigkeitsverkehrs beibehalten und weiter verbessern. So haben wir unter anderem in den Umbau von Fahrradwagen für den Einsatz im grenzüberschreitenden Verkehr investiert. Auch im Nachtreiseverkehr haben wir den Fahrradservice - beispielsweise auf der Route von Berlin nach Paris - verbessert.
Wir hoffen, zu Ihrem Verständnis beigetragen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
DB Personenverkehr GmbH
Ihr Kundendialog
Die Stellungnahme ist meiner Ansicht nach wenig überzeugend. Das die Fahrradmitnahme zu längeren Standzeiten der Züge führen soll, halte ich für ein vorgeschobenes Argument. Bei vernünftiger Ausweisung des Fahhradabteils am Bahnhof, dürfte das doch wohl kein Problem sein. Und es ist ja wohl nicht so, dass an jedem Bahnhof 20 Fahrräder eingeladen werden.
Was den "wirtschaftlichen Aspekt" angeht:
1. Ich will das Fahrrad ja nicht umsonst mitnehmen.
2. Wieviel Prozent der ICEs sind denn tatsächlich zu 100% ausgebucht, so das der "Verlust an Sitzplätzen" ein Problem darstellt? Für besonders stark ausgelastete Züge könnte man ja meinetwegen die Fahrradmitnahme streichen.
Insgesamt ein weiteres Indiz dafür, wie wenig kunden- und serviceorientiert die Bahn nach wie vor ist. Trotz boomendem Fahrradtourismus schränkt die Bahn ihr Angebot ein, anstatt es auszubauen. So wird der ICE zum reinen Aktenkofferträgerbeförderungsmittel. Aber auch die werden beim weiteren Abbau von Service (z.B. Bordrestaurants) bei gleichzeitiger Erhöhung der Fahrpreise zunehmend auf die immer preiswerteren Mietwagen umsteigen.
Die Argumentation der Bahn ist absolut typisch. Weitere Beispiele:
- Wenn das neue Preissystem nicht angenommen wird, ist der Kunde nur zu blöd, es zu verstehen.
- Wenn Züge Verspätung haben, ist der Kunde schuld, weil er zu langsam einsteigt
Tenor: Der Bahnbetrieb könnte so einfach sein, wenn nur die lästigen Fahrgäste nicht wären.
Sorry, das Posting sollte eigentlich kein Rundumschlag werden, aber mich ärgert das arrogante Verhalten (vor allem von Herrn M.) schon so lange, das es einfach mal raus musste.
Im Grunde genommen ist die Bahn ja ein prima Verkehrsmittel, aber leider ist es ihr auch 10 Jahre nach der Privatisierung noch immer nicht gelungen (vermutlich mangels ernsthafter Konkurrenz), ihre Beamtenallüren abzuschütteln und ein echtes Dienstleistungsunternehmen zu werden.
Bleibt nur, eine gute Besserung zu wünschen!