Hessische Landesbahn und Hamburger Hochbahn erhalten Zuschlag für Schienenverkehr
kassel. Schwere Schlappe für die DB Regio: Bei der erstmaligen Ausschreibung des öffentlichen Personennahverkehrs auf den regionalen Eisenbahnstrecken Nord- und Osthessens hat sich die Bahn-Tochter nicht durchsetzen können. Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) hat den Zuschlag für den Betrieb der Strecken Göttingen - Kassel, Göttingen - Bebra - Fulda und Kassel - Bebra -Eisenach (sieh Grafik) an ein Bieterkonsortium aus Hessischer Landesbahn (HLB) und Hamburger Hochbahn (HHB) vergeben.
Das bedeutet: Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2006 wechselt auch die Zuständigkeit für das so genannte Nord-Ost-Hessennetz von der DB Regio auf die noch zu gründende Betreibergesellschaft aus HLB und HHB, erläuterte gestern Wolfgang Fischer, stellvertretender HLB-Geschäftsführer in Frankfurt, auf Anfrage dieser Zeitung. Bisher ist die HLB in Nordhessen nur mit ihrem Tochterunternehmen, der Kassel-Naumburger-Eisenbahn (KNE) vertreten, die die Schienenstrecke Kassel - Wabern - Bad Wildungen bedient. Ab Dezember 2006 kommen nun jährlich 3,6 Millionen Zugkilometer hinzu, freute sich Fischer über den Coup im Wettbewerb um den Personenverkehr auf der Schiene. Was wird sich für die Fahrgäste ändern? Zunächst einmal wollen HLB und HHB 90 Millionen Euro in neue Fahrzeuge auf den voll elektrifizierten Strecken investieren, kündigte Fischer an. Die Kunden dürften sich also auf moderne und komfortable Züge freuen. Die Fahrpreise blieben unverändert, weil hier der NVV die Tarife vorgibt. Auch Fahrpläne und der Takt, in dem die Züge verkehren, würden weit gehend erhalten bleiben, erklärte der Geschäftsführer. Für die Hessische Landesbahn bedeutet der Gewinn des Wettbewerbs, dass sich ihre Leistung im Schienenverkehr auf einen Schlag fast verdoppelt. Fischer rechnet mit einem zusätzlichen Jahresumsatz von 36 Millionen Euro. Zum Betrieb der drei Strecken würden etwa 75 Arbeitsplätze neu geschaffen. Nach dem Wettbewerbserfolg auf diesen drei Schienenstrecken kündigte Fischer an, dass sich die HLB auch bei kommenden Ausschreibungen im nordhessischen ÖPNV beteiligen werde. Bei der Deutschen Bahn AG in Frankfurt herrscht Enttäuschung über den Verlust der Strecken, die seit Jahrzehnten von ihr betrieben werden. Sprecherin Cornelia Rauchenberger: „Wir haben uns mit einem fairen Preis beworben. Ob das auch für die anderen Konkurrenten gilt, vermag ich nicht zu beurteilen.“ Derzeit werde geprüft, ob die Bahn eine juristische Untersuchung des Vergabeverfahrens durch den NVV fordern wird. Über die Konsequenzen für die DB Regio-Mitarbeiter auf diesen Strecken vermochte Rauchenberger gestern nichts Konkretes zu sagen. Die von der Bahn AG gegebene Beschäftigungsgarantie für ihre Mitarbeiter jedenfalls gelte nur bis Ende 2004.

(Quelle: HNA)