andreas @ 9 Dec 2014, 09:33 hat geschrieben: was ist eine Kioskkultur?
Ich weiß nicht was in Deutschland damit gemeint ist, aber in Kiew (und auch Moskau, St. Petersburg und wahrscheinlich auch vielen anderen ex-sowjetischen Metropolen) gibt es gut sortierte Kioske an jeder größeren Straßen-Ecke (auch draußen in den Plattenbauvierteln), an bzw. in jeder Metrostation sowie an größeren Straßenzügen im Zentrum sogar alle paar hundert Meter.
Diese haben im Regelfall täglich 24 Stunden geöffnet und stellen eine Grundversorgung mit Süßwaren und Knabberzeug, Getränken (auch Alkohol), Tabakwaren, Handykarten und allerlei anderem Zeug her (allerdings interessanterweise ganz ganz oft keinerlei Presse-Erzeugnisse, das haben nur wenige Kioske, und auch keine ÖPNV-Tickets, die gibt es meist nur an separaten Ticketbuden der Verkehrsbetriebe direkt an den Haltestellen). Zudem finde ich, dass sie durchaus auch das Sicherheitsgefühl nachts auf der Straße erhöhen, da ich mich im Zweifelsfall mit einer Frage oder in einer Notsituation an das Verkaufspersonal wenden kann (außer Taxifahrern, Hotelrezeptionen und Kiosken hat man ja nachts in fremden Städten nicht so viele Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen, vor allem zu Zeiten, in denen kaum bzw. keine Passanten mehr auf der Straße unterwegs sind und auch keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr fahren).
Zudem gibt es teilweise auch noch kleine bis mittelgroße Lebensmittelgeschäfte, die zwar schon in etwas größeren Abständen verteilt sind und eher nur im Zentrum zu finden sind, aber ebenfalls 24 Stunden geöffnet sind und eine breite Auswahl an allerlei Waren bieten. Dann natürlich als nächsthöhere Stufe noch die Supermärkte, von denen allerdings nur wenige 24 Stunden geöffnet haben und die zudem im Zentrum auch kaum größer als ein privat geführtes Lebensmittelgeschäft sind (der Billa beim Bessarabski-Markt in Kiew zum Beispiel).
In München (und wahrscheinlich auch in vielen anderen Teilen Deutschlands) ist ein Kiosk ja meist etwas ganz anderes: im Regelfall Presse und Tabak, selten noch MVV-Fahrkarten. Wenn man Glück hat, steht noch eine kleine Getränke- oder Eistruhe im Eck. Bei eßbaren Produkten hört es dann abgesehen von Kaugummi oft schon auf. Und natürlich wird brav um 18 Uhr geschlossen, samstags um 13 Uhr. Wo gibt es denn eigentlich in München noch richtige Kioske, mal abgesehen von den beiden bekannten "Spätis" an der Reichenbachbrücke und jetzt neu an der Freiheit, sowie mal abgesehen von den zahlreichen U-Bahn-Kiosken und Souvenir-Kiosken in der Fußgängerzone?
Am Max-Weber-Platz steht ein "klassischer" Kiosk bei der Einmündung in die Kirchenstraße, aber sonst?