Nachtzug Wien-Berlin und vieles mehr

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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Loki
Jungspund
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Beitrag von Loki »

Hallo!
Ich bin neu hier und hoffe, ich mache nichts falsch. Habt Nachsicht ;)

Ich bin Übersetzerin und habe hier einen Text, in dem ein durchgehender Nacht(schlaf)zug von Wien nach Berlin erwähnt wird: "ein weißes Monstrum mit den roten Buchstaben DB". Demnach ist es ein Zug der Deutschen Bahn. geschrieben wurde der Text ca. 2012. Ich habe im Internet nachgeschaut und offenbar gibt es keinen durchgehenden Nachtzug mehr auf dieser Strecke, jedenfalls nicht von der DB. Und als "weißes Monstrum" könnte man höchstens den ICE bezeichnen oder irre ich da?

Trägt man bei der DB noch Uniform oder ist das jetzt Dienstbekleidung? Und wie sieht sie bei einer Zugbegleiterin in einem Schlafwagenzug aus? (Ich habe Schwierigkeiten beim Surfen im Internet, in unserer Straße liegt ein Kabelfehler vor, wenn es regnet, geht gar nix mehr, deshalb ist Googeln sehr schwierig, sonst hätte ich schon nach Bildern gesucht.)

Sind moderne Züge eigentlich noch aus Metall, bzw. wäre das "weiße Monstrum" aus Metall gewesen? Oder ist das schon Glasfaser?

In dem Text irritieren mich einige Dinge: Ein durchgehender Nachtzug, als es ihn noch gab, hält doch nur in großen Städten an der Strecke, oder? Und ist es realistisch, dass er auf ein Nebengleis geleitet wird, dort ein paar Stunden steht und der Zugführer (sagt man noch Lokführer?) aussteigt, um neben den Gleisen seinen Kaffee zu trinken und ein Zigarettchen zu rauchen? Das kommt mir eher vor wie damals in der guten alten Dampflokzeit. Was ich im Fernsehen vom modernen Zugbetrieb sehe, mutet mich sehr computerlastig und durchorganisiert an.

Zum Beispiel beim ICE - was macht der eigentlich für Geräusche? Beim Fahren und wenn er im Bahnhof stillsteht und das Material abkühlt?

Viele Fragen, ich weiß. Leider bin ich ewig nicht mehr Zug gefahren und habe den Bezug dazu verloren. Ab und zu hört oder liest man von Zügen, die jetzt mit 300 km/h durch die Lande brausen und dass in unserer Gegend im Pendolino die Klos nicht funktionieren , aber davon abgesehen bin ich beklagenswert ahnungslos und freue mich über Hilfe.

Danke im voraus.
Gruß,
Loki
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hmmueller
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Beitrag von hmmueller »

Einmal die grundlegenden Antworten - Rest werden sicher andere detaillieren:
Loki @ 25 Jun 2015, 11:02 hat geschrieben:Hallo!
Ich bin Übersetzerin und habe hier einen Text, in dem ein durchgehender Nacht(schlaf)zug von Wien nach Berlin erwähnt wird: "ein weißes Monstrum mit den roten Buchstaben DB". Demnach ist es ein Zug der Deutschen Bahn. geschrieben wurde der Text ca. 2012. Ich habe im Internet nachgeschaut und offenbar gibt es keinen durchgehenden Nachtzug mehr auf dieser Strecke, jedenfalls nicht von der DB.
Die DB hat dort sicher nie einen Nachtzug gefahren, und m.w. sind auch zu Eisernen-Vorhang-Zeiten keine gefahren. Die Strecke ist überhaupt ziemlich "nachtzug-untauglich" weil Prag so in der Mitte liegt, dass ein Nachtzug dort um zwei oder drei in der Nacht halten würde ...
Loki @ 25 Jun 2015, 11:02 hat geschrieben: Und als "weißes Monstrum" könnte man höchstens den ICE bezeichnen oder irre ich da?
Über sowas kann man streiten. Vielleicht würde manche die Talgo-Nachtzüge der DB (Suche nach "talgo nachtzug DB" liefert viele Bilder) so bezeichnen ...
Loki @ 25 Jun 2015, 11:02 hat geschrieben: Trägt man bei der DB noch Uniform oder ist das jetzt Dienstbekleidung? Und wie sieht sie bei einer Zugbegleiterin in einem Schlafwagenzug aus?
Weiß ich nicht.
Loki @ 25 Jun 2015, 11:02 hat geschrieben: Sind moderne Züge eigentlich noch aus Metall, bzw. wäre das "weiße Monstrum" aus Metall gewesen? Oder ist das schon Glasfaser?
Metall. Alu ist das höchste der Gefühle, aber Stahl üblich. Aber den Unterschied erkennt unter der Lackierung niemand.
Loki @ 25 Jun 2015, 11:02 hat geschrieben: In dem Text irritieren mich einige Dinge: Ein durchgehender Nachtzug, als es ihn noch gab, hält doch nur in großen Städten an der Strecke, oder?
Natürlich. Und zwischen ca. Mitternacht und fünf Uhr früh lässt man ihn idealerweise gar nirgends zum Ein- und Aussteigen halten, damit die Leute in Ruhe schlafen können - was die Fahrplangestaltung schwierig macht, wenn grade dort eben größere Städte liegen.
Loki @ 25 Jun 2015, 11:02 hat geschrieben: Und ist es realistisch, dass er auf ein Nebengleis geleitet wird, dort ein paar Stunden steht und der Zugführer (sagt man noch Lokführer?) aussteigt, um
Das hat man tatsächlich gemacht, nämlich zur Fahrzeitverlängerung - sonst wäre die Schlafenszeit zu kurz geworden. Ob "ein paar Stunden", weiß ich nicht, aber ein Nachtzug Lienz-Wien (in Österreich) ist in meiner Jugendzeit in Villach eine Stunde herumgestanden - andere Beispiele gab's sicher auch.
Loki @ 25 Jun 2015, 11:02 hat geschrieben: ... neben den Gleisen seinen Kaffee zu trinken und ein Zigarettchen zu rauchen?
Normalerweise wäre dort dann aber ein Schichtwechsel gewesen, würde ich meinen.
Loki @ 25 Jun 2015, 11:02 hat geschrieben: Was ich im Fernsehen vom modernen Zugbetrieb sehe, mutet mich sehr computerlastig und durchorganisiert an.
Bei Nachtzügen hat sich da aber nicht so viel geändert - außer dass eben die Strecken, wo sowas noch in Frage kommt, immer länger werden, weil man immer schneller fährt - s.o.
Loki @ 25 Jun 2015, 11:02 hat geschrieben: Zum Beispiel beim ICE - was macht der eigentlich für Geräusche? Beim Fahren und wenn er im Bahnhof stillsteht und das Material abkühlt?
Beim Fahren: Stell Dich in einen Bahnhof, wenn er durchfährt - ich finde, es rauscht etwas, vielleicht ein wenig hohe Frequenzen ("Pfeifen"), und das war's.
Beim Stillstehen: Man hört den Antrieb einer Klimaanlage, evtl. in einem Triebkopf oder "Motorwagen" die (etwas lauteren) Ventilatoren für die Fahrmotoren. Abkühlgeräusche kenn ich keine.
Lustig: Bei vielen Siemens-Fahrzeugen hört man beim Anfahren eine Tonleiter ... und beim Stehenbleiben quietschen wie eh und je die Bremsen, aber gottseidank viel leiser (Scheibenbremsen!).

So - jetzt fällt der Rest über mich her und korrigiert mich hoffentlich ...

H.M.
Meine Eisenbahngeschichten - "Von Stellwerken und anderen Maschinen ..."
Die Organe der Bahnerhaltung sind ermächtigt, den Arbeitern zur Aneiferung angemessene Quantitäten von Brot, Wein oder Branntwein unentgeltlich zu verabfolgen. Nr. XXVII - Vorschriften für das Verhalten bei Schneefällen, K. k. Österreichische Staatsbahnen, Gültig vom 1. Oktober 1906; Artikel 14(5)
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Paneologe
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Beitrag von Paneologe »

Es gibt doch eine EN Verbindungen (60406, 60477) Wien Westbahnhof <-> Berlin Hbf (tief) via u.A.: Wien Hbf, Praha hl.n.
wäre da auszuschliessen, dass auch DB Wagenmaterial eingesetzt wird?

Ich bin auch mal (2003?) in einen EN der von Wien, München kam in Würzburg zugestiegen, weiss aber nicht mehr was das Ziel des Zuges war (meines war Braunschweig, bin aber irgendwo noch umgestiegen) - Wagenmaterial war gemischt ÖBB/DB.
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Beitrag von JeDi »

Paneologe @ 25 Jun 2015, 15:52 hat geschrieben: Es gibt doch eine EN Verbindungen (60406, 60477) Wien Westbahnhof <-> Berlin Hbf (tief) via u.A.: Wien Hbf, Praha hl.n.
wäre da auszuschliessen, dass auch DB Wagenmaterial eingesetzt wird?
Ja. Zwischen Wien und Berlin fahren Schlafwagen der tschechischen Bahn und ungarische Sitz- und Liegewagen. Eine Zeitlang warens auch mal Österreicher. Deutsche Wagen sind die letzten Jahre eher nicht gefahren.

Die Dienstkleidung der DB nennt sich "Unternehmensbekleidung", die Schlafwagenbetreuer der DB haben auch die selbe Uniform an, wie jeder andere DB-Zugbegleiter.

Auf der Strecke wird relativ viel rangiert, z.B. in Dresden (Lokwechsel), Prag (Lokwechsel, Wagen dazustellen), Brünn (Wagen stehen lassen) und Breclav (Zugteilung). Auch sonst ist grade im Nachtreiseverkehr durchaus denkbar, dass man mal einige Zeit irgendwo rumsteht. Schließlich hat mans eher weniger eilig, sondern will schlafen.
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chris232
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Beitrag von chris232 »

hmmueller @ 25 Jun 2015, 15:37 hat geschrieben: und beim Stehenbleiben quietschen wie eh und je die Bremsen, aber gottseidank viel leiser (Scheibenbremsen!).
Also für die Sinterbeläge beim ICE3 oder Taurus würd ich das jetzt nicht direkt behaupten...
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Beitrag von Auer Trambahner »

JeDi @ 25 Jun 2015, 15:58 hat geschrieben: Ja. Zwischen Wien und Berlin fahren Schlafwagen der tschechischen Bahn und ungarische Sitz- und Liegewagen.
Das war auch 2012 laut fernbahn.de der Fall.

Ich schätz, das ganze ist einfach eine zusammengewürfelte Fantasiereise.
Der mit dem Ölkännchen tanzt!
Loki
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Beitrag von Loki »

@alle
Vielen Dank für eure Antworten!
Gruß, Loki
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